- Offizieller Beitrag
Der Herzog sah sich um und dachte anscheinend nach.
"Folgt mir!", gab er von sich und führte die Gruppe weg von der Straße. Das Wetter besserte sich nicht und bevor der Regen einsetzte, wollte er sich vermutlich nicht mehr auf der offenen Straße befinden, wo ihn jeder erkennen würde. Aras lotste die Gruppe auf einen Trampelpfad, der in den Wald führte.
"Und wo gehen wir hin?", fragte Thyra skeptisch nach, welche sich immer wieder umsah.
"Hier in der Nähe gibt es ein Gasthaus", antwortete der Herzog. "Dort finden wir erst einmal Unterschlupf vor dem Gewitter und können uns einen Plan zurechtlegen wie wir weiter vorgehen."
Alle gaben sich damit einverstanden, auch wenn Theical fragte:
"Aber wird man Euch dort nicht erkennen? Ist das Risiko dessen nicht viel zu hoch?"
"Ob man uns hier auf der Straße bereits entdeckt hat oder eben erst dort ... Im Gasthaus wird ein einer von euch ein Zimmer anmieten und ich halte mich derweil bedeckt."
Viele Möglichkeiten blieben ihnen nicht, das wollte Aras sehr wahrscheinlich damit sagen. Daphne freute sich darauf in sicheren Wänden zu hausen, denn der Abend ließ nicht mehr lange auf sich warten, abgesehen davon, sehnte sie sich nach einer Wanne.
Nach einem kurzem Marsch über eine leicht bewachsene Straße, kamen sie beim ebenso ruhigen Gasthof an. Alle sahen sich an und jeder hatte einen ähnlichen Gedanken.
Warum war es dort so ruhig?
Keine Musik spielte aus dem Inneren, kein Gerede war zu hören.
Jaris hielt Thyra schützend etwas zurück und näherte sich als erstes dem finsteren Gebäude. Aras und Theical folgten dem Soldaten, der seine Hand am Knauf seines Schwertes ließ.
Umgehend viel den drei Männern der Zettel an der Tür auf und Aras riss ihn von dieser.
"Das Gasthaus wurde aufgegeben!", stellte der Herzog fest und lugte umgehend durch ein Fenster.
"Wer gibt denn einfach so ein Gasthaus auf?", hakte Thyra nach und Daphne stemmte ihre Hände in die Hüfte.
"Heißt wohl, wir können uns die Zimmer aussuchen, was?!"
Jaris traute der Stille nicht. Es konnte auch sein, dass andere auf die gleiche Idee gekommen waren.
Theical betätigte den Türgriff, aber es war verriegelt.
"Das könnte genauso gut eine Falle sein", kommentierte Engel von der Seite, was Daphne mit den Augen rollen ließ.
"Dann lasst uns reingehen, damit wir es herausfinden können", antwortete die Schurkin und holte geschwind ihr Werkzeug hervor, um das Schloss zu knacken.
Jaris zog vorsichthalber sein Schwert und auch die anderen gingen in eine Abwehrhaltung über.
"Wenn gleich jemand auf uns zugestürmt kommt, dann sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt", moserte die ehemalige Geliebte des Herzogs weiter.
Die Tür öffnete sich nach wenigen Sekunden und Daphne stieß sie weit auf. Alle hielten die Luft an.
"Oh nein, bei Calypsos nackten Brüsten!", schrie die Schurkin urplötzlich, so dass alle zusammenzuckten. "So viele Leute ..."
Natürlich waren ihre Worte sarkastischer Natur und das Haus war leer. Nur ein paar Mäuse verkrochen sich in ihre Löcher.
Thyra begann umgehend zu lachen. Das Bild war einfach zu amüsant. Alle standen wie Schwerverbrecher in der Tür des Gasthauses und glaubten an alle möglichen Verschwörungen. Selbst Theical konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, während Jaris noch kampfbereit durchatmete.
"Ihr seid doch nicht mehr ganz dicht!", beschwerte sich Engel, der kurzzeitig die Gesichtfarbe entglitten war.
"Ich stamme von einem Seefahrervolk ab", rechtfertigte sich Daphne derweil. "An unsere Küste werden unzählige Geisterschiffe gespült und noch nie ist mir ein Klabautermann ins Gesicht gesprungen, wenn meine Brüder und ich sie erkundet haben. Wenn jemand hier wäre, hätte er schon tausendfach Gelegenheit gehabt uns zu umzingeln. Warum sollte dieser jemand warten, bis wir ihn im Haus festsetzen können?"
"Trotzdem sollten wir vorsichtig sein", meinte Jaris und senkte seine Klinge. Alle gingen in die Räumlichkeiten, wobei Daphne das Badehaus, hinter dem Hauptgebäude, nicht verborgen blieb. Drei Tage hatte sie sich nicht mehr anständig gewaschen und allmählich überkam sie das Gefühl zu riechen wie ein verwesender Iltis. Überrascht mussten alle feststellen, dass die Besitzer überstürzt aufgebrochen waren, regelrecht geflüchtet, denn die Gruppe fand noch flaschenweise guten Wein im Keller und Bettzeug in den Zimmern. Sie schienen nichts mitgenommen zu haben.
Nachdem sie jeden Winkel abgesucht, alles durchwühlt hatten und jeder sich ein Zimmer genommen hatte, nahm sich Daphne eine Weinflasche, einen Becher, Kerzen und verließ das Haus.
"Wo wollt Ihr hin?", fragte Theical, als er sah, dass sie selbst ihre Tasche bei sich trug.
"Ich gehe jetzt baden! Ich bin den ganzen Tag gelaufen, hab mich in der staubigen Hütte umgesehen und abgesehen davon, liebe ich Wasser. Aber liegt vermutlich daran, dass ich im Meer geboren wurde."
"Ihr meint, dass Ihr am Meer geboren wurdet", korrogierte sie der Aras.
"Nein, im Meer. Mir sind die Unterschiede beider Wörter durchaus bewusst, Herzog."
"Soll ich mitkommen?", fragte Thyra. "Dann müsst Ihr nicht alleine gehen?!"
Dankend lehnte die Schurkin ab. Sie mochte die Jägerin unheimlich gerne, aber das Herumwandern mit mehreren Personen war noch neu für die junge Frau. Zuvor war sie immerhin auch immer allein zurechtgekommen.
Daphne lächelte in die Gruppe, die bestimmt vorhatte das weitere Vorgehen zu besprechen, aber sie hatte keine Lust im Dunklen nach Feuerholz zu suchen und eine Diskussion, in dieser Konstellation, konnte nur Stunden dauern. Sie konnte die Dunkelheit nicht ausstehen und wollte mit allem fertig sein, ehe die Nacht alles umhüllte. Außerdem sah die ganze Gruppe aus, als konnten sie ein Bad gut gebrauchen. Sie machte lediglich den Anfang.