Edur Aranis

Es gibt 1 Antwort in diesem Thema, welches 1.527 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (7. Juli 2014 um 10:40) ist von Ciro.

  • Erstes Erscheinen ----> (oder so)

    Am Hafen war ordentlich was los, besonders zur Mittagszeit. Dagon hatte seine Fähre gerade erst verlassen, und schon schwappte ihm das rege Treiben der Elfenstadt entgegen. Das schlanke Schiff hinter ihm fuhr jede Stunde einmal über den See, von Westen nach Osten und wieder zurück. Es war eines von drei Schiffen, darunter eine Schaluppe der Menschen, auf der auch Drachen und Pferde mitfahren konnten.
    Es war recht warm, da die Stadt an der Grenze zu den tropischen Regionen des Herzogtums lag. Das gesamte Gebiet, das unter dem Einfluss der Elfen stand, war mit Handelsrouten überzogen, auf denen fast immer jede Menge Händler unterwegs waren.
    Dagon pustete sich eine Haarsträhne aus den Augen, die Corvus netterweise mit dem Schnabel zurechtzupfte. Der Bogen war an einer Halterung auf seinem Rücken befestigt, die Sehne ausgehakt. Ihm wurde etwas mulmig bei dem Gedanken, als Mensch unter den hunderttausenden von Elfen umherzuwandern, aber da ging es sicher nicht nur ihm so.
    Er machte sich also auf den Weg in das Innere der Stadt. Rechts von ihm konnte er die gewaltige Kuppe sehen und glaubte sogar, Personen auf dem Baum zu sehen. Er würde zu gerne mal einen Blick auf die künstlerischen Bauten dort oben werfen.
    Je weiter er in die Stadt kam und durch die breite Straße lief, desto mehr Elfen kamen ihm entgegen. Hübsche Elfenfrauen und Junge Mädchen, deren Gewänder im leichten Wind wehten, Hochgewachsene Elfenmänner, elegant gekleidet und ziemlich geschäftig wirkend und hier und da auch Menschen oder ein Drache, der gerade einen Geschäftsgang erledigte. Nirgends fand man so viele Drachen dieser Art.
    Auf dem Nordwestlichen Marktplatz angekommen, schlug ihm sofort der Geruch von exotischen Gewürzen und teuren, parfümierten Stoffen entgegen. Als ein Elfenmädchen, vielleicht ein Jahr jünger als er, direkt an ihm vorbeilief, stieg ihm ihr Geruch in die Nase. Weibliche Elfen hatten die Eigenschaft, für Männliche Wesen sehr anziehende Gerüche zu verströmen.
    Dagon war drauf und dran, stehenzubleiben und sich nach ihr umzudrehen, als Corvus ihn ins Ohr zwickte und ein halb genervtes, halb spottendes Krächzen von sich gab.
    „Ist ja gut.“ Dagon seufzte und ging weiter. Er sollte sich Zwiebelsaft unter die Nase schmieren. Irgendetwas, das ihn davon abhielt, sich von der nächsten Elfe den Kopf verdrehen zu lassen. Sein Begleiter plusterte sein Gefieder auf und drehte sich um, wobei er ihm die Schwanzfedern ins Gesicht wischte.
    Dagon ignorierte es und kramte einen Zettel aus seiner Gürteltasche, während er zum Rand des Platzes ging. „Also, Am Gewürzmarkt 15, erster Stock…“ Er hakte die Sehne seines Bogens ein und sandte Corvus ein stilles Signal, woraufhin der Tiergeist die Flügel entfaltete und und über die Dächer aufstieg.

  • Während Corvus gedanklich eine stumme Konversation mit ihm führte, stieg Dagon die Treppe aus glatt poliertem Basalt hinauf. Es war kein nennenswerter Unterschied, aber so mancher Mensch, den die Götter nicht eben mit einer hohen Gestalt gesegnet hatten, musste ordentlich Beinarbeit leisten, um die für lange Elfenbeine gemachten Stufen zu erklimmen. Glücklicherweise standen Dagons Beine denen eines Elfen in nichts nach, und so kam er höchstens durch die Wärme des Sommers ein wenig ins Schwitzen.
    Oben angelangt, schalt er sich für seine Paranoia - den Bogen eingehakt zu haben ließ ihn nicht grade als vertrauenswürdigen Gesellen dastehen. Spätestens jetzt, wo die silbrige Spitze eines Elfenpfeils auf ihn gerichtet war, erkannte er das. Elfen waren offenbar genau die empfindlichen Diplomaten, die in den Büchern beschrieben wurden. Nicht, dass es ihn überraschte.
    Er hob die leeren Hände, um seinem Gegenüber friedliche Absichten zu signalisieren. Einen Moment verharrte der Pfeil an der Sehne, dann ließen ihn schlanke Finger in seinem Köcher verschwinden. Die Elfin hatte lange, blonde Haare mit einer Spur Kupfer, die ihr teils geflochten auf die Schultern fielen sowie leuchtend grüne Augen, die von ihrem Haar und der recht blassen Haut hervorgehoben wurden. Gekleidet war sie in ein funktionelles, aber nichts desto trotz figurbetontes Gewand aus blauweißem Stoff.
    "Der Rabe, nehme ich an?"
    Dagon deutete mit dem Daumen hinter sich. "Ist draußen."
    Die Elfin sah ihn einen Moment prüfend an, dann lächelte sie und ging auf ihn zu, um ihn flüchtig zu umarmen. "Es ist schön, dich wiederzusehen." Er erwiderte die Umarmung und atmete erleichtert aus. Hätte schlimmer laufen können. Ihr letztes Treffen hatte ein etwas unwirsches Ende genommen.
    "Du musst mir alles erzählen!"

    Sie sah nachdenklich zu Boden. Dagon saß ihr gegenüber, vor ein paar Minuten hatte er seinen Bericht beendet. Seitdem saßen sie Beide schweigend da.
    "Lyradha...ausgerechnet dieses Drecksloch von einer Stadt. Die Stadt der Diebe als Versteck für einen Drachen."
    Dagon rümpfte die Nase beim Gedanken an die zwielichtigen Machenschaften hinter den Toren besagter Stadt. "Wenn es wenigstens die Stadt der Diebe wäre. Selbst die müssen sich dort durchkämpfen, nirgendwo sonst ist die Schere zwischen reich und arm so weit offen wie dort."
    Corvus flog zum Fenster herein und setzte sich ohne Umstände an seinen Platz auf Dagons linker Schulter. Der Tiergeist beäugte die Elfe interessiert, bevor er sein Gefieder aufplusterte und seine Federn ordnete. Dagon lauschte einen Moment den wortlosen Sätzen seines Begleiters. Bilder der Umgebung, die er während des Gesprächs mit der Elfe nicht beachtet hatte. Nichts ungewöhnliches.
    "Also Lyradha.", stellte er fest. Corvus krächzte unzufrieden, Dagon ungehalten ins Ohr zwickend.
    Ich mag es ebenso wenig, aber es ist nötig.
    Krah.
    Jaja, du mich auch.
    Das Bild eines nackten, weiblichen Körpers, das Corvus ihm geschickt hatte, aus seinem Kopf vertreibend, stand er kurz angebunden auf. "Wirst du nachkommen?"
    Sie lächelte. "Sobald ich kann. Ich hoffe für dich, dass du dann auch noch lebst."
    Sein Lächeln war ein wenig schiefer als das Ihre. "Drei Tage den Fluss hinunter, dann weitere vier mit dem Pferd. Wann kann ich mit dir rechnen?"
    "Dann, wenn du es am wenigsten erwartest, Zacharias." Sie wandte sich kokett zum Gehen.
    "Aha," murmelte er. "Wie immer also."

    ------------> nach Lyradha (hoffe, das passt alles so)

    2 Mal editiert, zuletzt von Ciro (9. Juli 2014 um 09:16)