Das Feuer der Liebe [Arbeitstitel]

Es gibt 227 Antworten in diesem Thema, welches 51.981 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (31. Januar 2015 um 07:29) ist von Jennagon.

  • Prolog


    Die Nacht war stürmisch und der eisige Wind pfiff durch die Mauerritzen der Burg wie ein zerlumpter Bettler durch seine Zahnlücken. Ein Mann lief vor einer Tür auf und ab.
    König Randon war allein. Seine Wachen hatte er fort geschickt er wollte jetzt niemanden sehen. Denn es stand kurz bevor. Bald würde sein erstes Kind das Licht der Welt erblicken. Noch diese Nacht.
    Hinter der Tür herrschte geschäftiges Treiben. Er hörte, wie die Ammen herumliefen und sich gedämpft unterhielten, doch all das nahm er nicht wahr. Er konnte nur an seine liebe Frau denken, die da drinnen lag und für die er im Moment nichts tun konnte außer zu den Göttern zu beten, und zu hoffen, dass er so bald wie möglich seine geliebte Ariana in den Armen halten möge. Seine einzige große Liebe. Seine Königin.
    Erneut zerriss ein Schrei die Ruhe, gefolgt von lautem Stöhnen, dass ihm einen Schauer über den Rücken kriechen ließ. Zum scheinbar tausendsten Mal klopfte er an die schwere Eichentür. Er fluchte. Warum nur waren die Männer bei Geburten nur nicht zugelassen? Warum wollte man ihm seine Ariana vorenthalten? Ein kleines Mädchen, die Gehilfin der obersten Heilerin, öffnete die Türe einen Spalt und steckte ihren Kopf hindurch. „Eure Majestät?“, fragte sie mit Glockenzarter Stimme und schaute zu ihm hoch.
    „Was ist mit meiner Frau? Ich will zu ihr. Was geht da vor?“
    „Es tut mir sehr leid, Eure Hoheit, aber ich kann Euch nicht herein lassen. Ihr würdet den Raum mit eurer Männlichkeit verunreinigen. Eure Frau die Königin liegt in den Wehen. Es kann nicht mehr lange dauern.“ Mit diesen Worten schloss sie die Tür und ließ Randon alleine im Schein der schwachen Fackel stehen. Erneute Schreie und lautes Stöhnen. Nur dass es dieses Mal nicht enden wollte. Dann erstarben jegliche Geräusche. Die Welt schien den Atem anzuhalten. Selbst der Wind draußen in der Nacht hielt inne. Der König war am Ende seiner Geduld. Gerade wollte er durch die Türe ins Geburtszimmer stürmen, als diese sich wie von selbst öffnete. Ein leises, doch immer stärker werdendes Wimmern drang an seine Ohren.
    Plötzlich zögernd trat er ein. Das Zimmer war warm und stickige Luft nahm ihm den Atem. Die Ammen und Heilerinnen versperrten ihm die Sicht auf das große Himmelbett aus schwerem Holz in der Mitte des Zimmers. Randon räusperte sich und die Frauen wichen auseinander. Mit wenigen Schritten durchmaß er den Raum und kniete neben dem Bett nieder.
    „Liebling“, hauchte er.
    „Randon.“ Es war mehr ein Seufzer als alles andere, aber ihm genügte dies. Erst jetzt bemerkte er, wie blass seine Frau war und wie erschöpft sie wirkte. Ihre zarten Hände waren so kalt.
    „Eure Hoheit“ Die oberste Amme trat heran. Ihre Haut war wie zerknittertes Pergament, tiefe Schatten lagen unter den weisen Augen. „Eurem Kind geht es gut. Es ist ein Mädchen. Doch eure Frau…“ Sie räusperte sich. „Die Königin hat sehr viel Blut verloren. Wir können nichts weiter für sie tun. Sie wird die Nacht vermutlich nicht überleben.“ Stille senkte sich über das kleine Zimmer. In einem Nebenraum wimmerte das Kind. Das Kind, welches ihm seine Frau gestohlen hatte. Langsam aber sicher bahnte sich der Gedanke einen Weg durch den Nebel in seinem Kopf. Ariana… würde ihn verlassen. Nein. Das konnte nicht sein.
    Zum ersten Mal nahm er seine Umgebung richtig wahr. Die Realität versetzte ihm einen Schlag in die Magengrube. Ariana hatte stets eine sehr helle Hautfarbe besessen, doch nun war sie Leichenblass. Auf ihrer Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet und ihr Atem ging flach und stockend. Ihre Hand, die er fest in seine schloss, war so kalt wie das Eis, dass im Winter das ganze Land bedeckte. Und dann sah er das Blut. Überall Laken und Tücher, so rot, als seien sie in Farbe getränkt worden.
    „Liebste“ Mehr Worte brachte er nicht über seine trockenen Lippen.
    „Nicht“ Es war nur ein Flüstern- ein Hauch ihrer früheren Stimme, doch sie schlug die Augen auf und sah ihn mit festem Blick an. „Ihr Name ist Freya… Die Tochter aus Liebe und Schönheit“ In ihren seltsam grünen Augen sah Randon einen Widerschein ihres inneren Feuers. Zaghaft lächelte sie ihn an. „Schenke ihr ein schönes Leben… Ich werde nie aufhören dich und unsere Tochter zu lieben“ und mit diesen Worten schloss sie die Augen und ihr Herz hörte auf zu schlagen.
    Man hörte wohl noch in weiter Ferne den Schrei den der König ausstieß. Ein Schrei, voller Schmerz und Leid, um seine eine Liebe, die ihn einfach verlassen hatte. Voller Wut und Hass auf die Frauen, die seine Gemahlin nicht hatten retten können und ihm seinen größten Wunsch nicht hatten erfüllen können. Doch allen voran schob er die Schuld auf das Kind. Das Kind, das ihm seine Frau geraubt hatte.

    Noch in dieser Nacht brannten jene Frauen, welche er für Schuldig des Mordes an seiner geliebten Frau befand. Die Flammen warfen ihren gespenstischen Widerschein auf die Innenmauern des Bughofes und Randon stieg der widerliche Geruch von brennendem Menschenfleisch in die Nasen und die Klagelaute der Verurteilten hallten in seinen Ohren. Doch er sah sie nicht, während er von der Balustrade auf sie hinabblickte. Er befand sich wie in Trance, sah wie durch einen finsteren Tunnel hindurch nur Arianas Gesicht. Er hatte sie gerächt, und doch ging es dem zerfetzten und zerstückelten Ding, dass die Dichter Herz nannten, nicht besser. Das einzige, was er wohl dagegen tun konnte, war ihren letzten Wunsch zu erfüllen, und das war den Menschen zu beschützten, den er von dieser Nacht an am meisten hasste. Seine eigene Tochter.

    Halloo erstmal :)
    also das hier ist meine der Anfang meiner ersten Geschichte. Ich hoffe sie Gefält euch. Die idee dazu schwirrt schon ewig durch meinen Kopf, und ich hab sie auch schon einmal aufgeschrieben, doch wie das so mit Papier ist, es ist viel zu vergänglich und leicht und so kam es, dass ich den Zettel verloren habe und wieder ganz von vorn anfangen musste. :S Aber ich rede zu viel.
    Immer her mit euren Kommis und Kritien und jetzt schon mal vielen Dank dafür :thumbsup:
    LG Ondine

    Spring - und lass dir auf dem Weg nach unten Flügel wachsen ~R.B

    Sometimes you have to be your own hero.

    4 Mal editiert, zuletzt von Ondine (13. Oktober 2014 um 20:29)

  • Oooh - ein finsterer, tragischer Anfang! Randon jagt einem ja ne Gänsehaut über den Rücken. Gut ge - und beschrieben, Kopfkino sprang an. Ich werde weiterlesen! :thumbup:

    Ein paar kleine Fehler sind trotzdem drin, gleich am Anfang z.B. wechselst du etwas zwischen den Zeiten. Zum Schluß bleibst du bei Vergangenheit, deshalb hab ich hier die Gegenwartsformen markiert:

    Die Nacht war stürmisch und der eisige Wind pfiff durch die Mauerritzen der Burg wie ein zerlumpter Bettler durch seine Zahnlücken. Ein Mann läuft vor einer Tür auf und ab.
    König Randon ist allein. Seine Wachen hatte er fort geschickt er wollte jetzt niemanden sehen. Denn es stand kurz bevor. Bald würde sein erstes Kind das Licht der Welt erblicken. Noch diese Nacht.
    Hinter der Tür herrschte geschäftiges treiben. Er hörte, wie die Ammen herumliefen und sich gedämpft unterhielten, doch all das nahm er nicht wahr.


    Treiben groß und ein Komma fehlte hinter "Er hörte"(das ist jetzt Kleinkram).

    Mehr, bitte. :thumbsup:

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Echt guter und interessanter Anfang :thumbsup: Ich hoffe, du schreibst bald mehr!!!! LG
    Eiswolf

  • Vielen vielen Dank für eure Rückmeldungen :thumbsup:
    Schön das es euch gefällt. :D
    Ich werde an der Fortführung arbeiten
    LG Ondine

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  • So hier kommt ein etwas kürzerer Teil aber ich hoffe ihr könt was damit anfangen ;)
    Viel Spaß :D


    Ein heftiger Windstoß ließ Freyas Rock aufbauschen und ihre Haare im Wind tanzen. Sie hob die Arme und stellte sich vor, sie könnte einfach springen und mit den Vögeln über die Weiten des Landes dahin gleiten. Weit unter ihr erstreckte sich Crown’s City, die Stadt am Fuße des Berges, auf dem ihre Ahnen Belrûn errichtet hatten.
    Freya stand auf dem Dach des Bibliothekturmes, dem höchsten Punkt der gesamten Burg und genoss ungesehen die letzten Strahlen der untergehenden Sonne. Hier, wenn der Wind ihr Gesicht umschmeichelte und ihre Kleider flattern ließ, hatte sie das Gefühl zu fliegen und die ewige Freiheit genießen zu können. Sie war froh um diese wenigen ungestörten Momente, die sie hier verbringen konnte. Auch wenn die Höhe beängstigend war, konnte das Mädchen nicht von diesem Gefühl lassen, und nahm die entsetzte Stimme ihres Gewissens dafür in Kauf.
    Die Turmuhr der Kirche in der nahen Stadt schlug. Freya wusste, dass sie nun umkehren sollte und sich langsam zurück in ihr Zimmer schleichen musste um nicht entdeckt zu werden. Doch sie konnte sich von dem Rausch der Freiheit noch nicht trennen.
    Heute Nacht, dachte sie sich. Heute Nacht werde ich hinunter in die Stadt gehen. Doch sie kannte sich gut genug um zu wissen, dass sie sich sowieso nicht an ihren Vorsatz halten würde. Endlich kletterte sie von dem Vorsprung auf dem sie gestanden hatte und stieg durch das angelehnte Fenster in eine schon lange nicht mehr genutzte Abteilung der Bibliothek.
    „Freya! Was machst du zu dieser Uhrzeit noch außerhalb deines Zimmers?“
    Oh nein. Sie hatte sich gerade an dem Arbeitszimmer ihres Vaters vorbei geschlichen, und hatte sich beinahe in Sicherheit gewähnt, als König Randon die Türe aufstieß und sie mit eisblauen Augen argwöhnisch von oben hinab musterte.
    „Hatte ich dir nicht befohlen nach dem Abendessen sofort deine Gemächer aufzusuchen?“
    „Ja Vater, das habt Ihr“ sagte sie leise.
    „Und warum schleichst du dann hier durch die Gänge wie eine kleine Diebin, die es darauf anlegt den Zorn ihres Königs auf sich zu ziehen?“ Warum war er nur immer so furchtbar ungehalten ihr gegenüber? Freya fühlte sich wie eine Schwerverbrecherin, die bei einer schlimmen Straftat erwischt wurde. Warum löste ihr Vater stets dieses Gefühl bei ihr aus? Egal welchen Zorn er hegte, er ließ ihn immer an ihr aus. Nicht dass er sie schlug oder dergleichen, doch allein die unendliche Kälte die aus seinen Blicken sprach, ließ ihr Innerstes zusammenzucken und sie wollte sich am liebsten ducken und unsichtbar werden.
    „Ich… Ich weiß es nicht Vater“ gab sie kleinlaut zurück.
    „Du bist das dümmste Ding, das mir je untergekommen ist“, der König rümpfte die Nase. „Es ist eine Schande, dass sich so etwas meine Tochter nennt.“
    Er hatte es schon so oft gesagt. Doch es versetzte Freya jedes Mal einen heftigen Stich in ihr Herz.

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    4 Mal editiert, zuletzt von Ondine (23. Juni 2014 um 10:48)

  • 8o Noch eine Freya (Alos Prota in Superior heißt auch so). Weiterhin gut geschrieben und Randon ist ein Blödmann. :thumbup:

    „Ja Vater, das habt ihr“ sagte sie leise.


    Als Anrede wird Ihr groß geschrieben

    „Du bist das dümmste Ding, das mir je untergekommen ist“ der König rümpfte die Nase.


    ...untergkommen ist", der König - ---> da muss ein Komma hin

    Doch es versetzte Freya jedes Mal einen Heftigen Stich in ihr Herz.


    heftigen klein

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Danke das du dir die Mühe gemacht hast den Text zu korrigieren :)
    Ich werde es sofort verbessern :thumbsup:

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  • Der Anfang ist sehr gut geworden - sowohl herzzerreißend als auch wunderschön.
    Der König scheint ein sehr böser Charakter zu sein, aber man kann verstehen, warum er so einen großen Hass auf seine Tochter hat.
    Ich würde mich sehr freuen, wenn du eine Fortsetzung schreiben würdest, denn ich bin gespannt, wie es weitergeht.

  • Erst mal bissl was korrigiert:

    Spoiler anzeigen
    Zitat

    PROLOG

    Die Nacht war stürmisch und der eisige Wind pfiff durch die Mauerritzen der Burg wie ein zerlumpter Bettler durch seine Zahnlücken.

    8o Was für ein hammer Vergleich! :thumbsup:


    Boah. ich bin ziemlich baff, muss ich sagen. Was für ein fulminanter Anfang, mein lieber Herr Gesangsverein, ich ringe um Worte 8|
    Toll geschrieben, Kopfkino lief, und ich konnte Gefühle, Gedanken, und einfach alles richtig mitempfinden- ich bin begeistert.

    Ehrlich, ich könnte gespannter nicht sein, wo du mit uns hin willst- auf der Liste deiner Leser hast du mich jedenfalls fix.


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Nuja... dann auch gleich noch Kapitel 1 :D

    Spoiler anzeigen

    Wie machst du es, dass man die Stimmung so gut spürt? Schon im Prolog die düstere Atmosphäre voller Angst, und dann hier die kurze Freihet, direkt gefolgt von Schreck und verletzten Gefühlen... ist ja nicht so, dass du hier kilometerweise Text schreibst. Aber i-wie bringst du in die wenigen Worte alles rein, was gesagt werden muss- und noch viel mehr. Hammer :thumbup:


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • OMG vielen vielen Dank!
    Mit so guter Kritik hätte ich garnicht zu rechnen gewagt :rolleyes:
    Ich arbeite schon an einer Vortsetzung, ich weiß auch schon wie es ungefähr weitergehen soll bekomme nur den Übergang noch nicht so hin...
    Es freut mich wirklich das die Geschichte schon so Vielen gefällt ^^
    LG Ondine

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  • Also hier ist die Fortsetzung der Geschichte. Ich bin mir damit nicht so ganz sicher und mich würde mal interessieren was ihr so davon haltet.
    Danke schonmal im Vorraus, Ondine


    Der Vollmond schien hell über der weit entfernten Stadt, und ließ den See glitzern. Freya saß auf der Fensterbank ihres Zimmers und zählte die scheinbar unendlich vielen Lichter der Häuser unter ihr. Sie bildete sich ein, die Menschen lachen und singen zu hören, doch das war nun wirklich nicht möglich. Irgendwann gab sie das zählen auf. Sie hätte ebenso gut die Sterne am Himmel nummerieren können. Aus dieser Entfernung sah alles so friedlich aus. Ihr wurde schon immer eingeflößt, die Stadt sei ein gefährliches Monstrum, das jedes Lebewesen verschluckte, verdaute und anschließend nur einen zerfressenen Kadaver übrig ließ. Randon hatte ihr eingeschärft, dass ein zartes Mädchen wie sie, sofort von all den Kriminellen und Bösen entdeckt und auf die fürchterlichsten Arten ermordet würde. Oder schlimmeres. Deshalb hatte Freya noch nie in ihrem Leben das Schloss verlassen. Doch konnte es wirklich so schrecklich sein? Es konnte doch außerhalb des Schlosses nicht nur schlechte Menschen geben? Oder? Früher hatte Freya ihrem Vater jedem seiner Worte mit Schrecken Glauben geschenkt, doch heute zweifelte sie daran.
    Es klopfte leise. Auf ihr „Herein“ öffnete sich die Tür und eine junge Frau trat ein. Ihre einzige und beste Freundin Irmina. „Mina! Welch Überraschung!“ Die hübsche Blondine lächelte zur Begrüßung und machte einen kleinen Knicks.
    „Oh Mina“ Freya verdrehte die Augen. Sie hatte keine Lust andauernd die Prinzessin zu sein. Vielleicht lockte es sie deshalb ja sosehr nach draußen.
    „Es tut mir leid Freya. Aber man kann nie wissen wer einen gerade doch beobachtet…“ Viel sagend hob sie die fein geschwungenen Augenbrauen und setzte sich auf einen kleinen Stuhl vor Freyas Schreibtisch. Andächtig strich sie über das polierte Holz.
    „Ich kann auch gar nicht lange bleiben, aber ich muss dir etwas sagen“
    Jetzt wurde die Prinzessin hellhörig. Mina besuchte sie nur selten, da sie eigentlich in der Küche arbeitete und nur wenig Zeit hatte. Die beiden hatten sich kennen gelernt, als Freya sich einmal unerlaubter Weise in die Küche geschlichen hatte und sich in dem ihre bisher fremden Teil des Schlosses verlaufen hatte. Damals, vor sieben Wintern, war Freya neun gewesen und Irmina sechzehn. Das Mädchen hatte ihr die anderen Mägde und die Köche vorgestellt und sie von den Speisen probieren lassen. Dafür hatte Randon ihr eine Woche lang das Gehalt gestrichen.
    Doch sie hatten sich nicht davon abhalten lassen, sich trotzdem hin und wieder zu treffen. Natürlich vorsichtiger als sonst, aber dennoch brachte Mina ihr manchmal eine Leckerei mit und Freya zeigte ihr im Gegenzug die Geheimgänge, die sich durchs gesamte Schloss zogen und die Prinzessin bei ihren heimlichen Erkundungstouren durch die riesige Burg immer wieder zufällig entdeckte. So wurden die beiden Mädchen Freundinnen. In letzter Zeit waren ihre Treffen immer seltener geworden, und wenn sie jetzt einfach so vorbei kam, musste es wohl wichtig sein.
    „Was ist es, was du mir erzählen möchtest?“ Freya wusste, dass man in der Küche immer am besten mit Informationen versorgt wurde, die oft sehr nützlich sein konnten, wenn es darum ging die Wachen zu bestechen zum Beispiel. Auf seltsame Art und weise wussten die Angestellten dort immergenau bescheid, welcher Wachmann seine Frau gerade mit welchem Mädchen hinterging und lauter solche Sachen.
    „Nun wie soll ich es sagen…“ Mina kniff die Lippen zusammen. „Dein Vater hat Besuch… Irgendein Boote, doch ich weiß nicht von wem. Ich war gerade dort und habe ihnen Tee serviert, da hörte ich wie sie, nunja, wie sich über dich redeten.“
    „Über mich?“ Freya riss erstaunt die Augen auf. Sie hätte nicht erwartet, dass ihr Vater es überhaupt für nötig hielt über sie nachzudenken.
    „Und was genau haben sie da so besprochen?“
    „Ich bin mir nicht sicher“ entgegnete Mina. „Aber ich glaube sie sprachen von einer Reise? Und ich habe den Namen von Lord Laros gehört, du wießt schon, den Lord aus dem Süden, dem Cousin deiner …“ Viel sagend sah sie die Jüngere an.
    „Wessen Cousin?“ fragte Freya verwirrt.
    „Na der deiner Mutter“ flüsterte die Magd.
    Freya fiel die Kinnlade herunter. Ihre Mutter hatte einen Cousin gehabt? Warum wusste sich nicht davon? „Warum erfahre ich erst jetzt, dass ich noch weitere Verwandtschaft im Süden habe?“ rief sie aus. Natürlich hatte sie sich als kleines Kind immer ausgemalt, wie es wohl wäre, wenn sie eine richtige Familie hätte, mit der sie Feste feiern konnte und Cousins und Cousinen, mit denen sie hätte spielen können. Aber ihr war stets klar gewesen, dass dies nicht der Fall war und sich hatte auch nie wirklich den Mut aufgebracht ihren Vater konkret danach zu fragen. Genau genommen hatte sie noch nie den Mut aufgebracht ihren Vater irgendwas zu fragen.
    Mina zuckte bei Freyas Ausbruch zusammen. „Bitte schrei nicht so“ wisperte sie. „Du weißt doch, dass es verboten ist über deine Mutter zu reden.“
    Die Prinzessin biss sich auf die Lippen. „Natürlich. Ich wollte dich nicht in Schwierigkeiten bringen.“
    Freya sah aus dem Fenster. Der Mond wurde von Wolken verhangen und die meisten Lichter der Stadt waren erloschen. Das Feuer im Kamin knisterte, als ob nichts wäre, doch in Freya tobte ein wahrer Sturm.
    Sie erfuhr erst nach sechzehn Wintern ihres Lebens, dass ihre verstorbene Mutter scheinbar doch Familie hatte. Sie konnte es nicht fassen. Warum hatte man ihr das verschwiegen? Wer war dieser Lord Laros, mit dem sie angeblich verwandt sein sollte? Und warum sprach ihr Vater mit einem Boten im Zusammenhang mit ihr über eine Reise? Und warum sprach er generell nicht mit ihr? Sollte da etwa heißen…? Nein, sie würde das Schloss niemals mit seiner Erlaubnis verlassen können. Das konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen. Sie hatte das Schloss noch nie verlassen, dafür hatte ihr Vater gesorgt. Aber… war es vielleicht doch möglich?
    All diese Fragen tanzten durch ihren Kopf und verhöhnten sie, da sie die Antwort nicht wusste. Sie schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Das waren ja mal Neuigkeiten.
    „Bitte Mina“ sie stand auf. „Hast du sonst noch etwas gehört?“
    „Nein… Doch.“ Mina rang die Hände. „Es soll schon nächste Woche losgehen… was auch immer. Aber mehr weiß ich nicht. Ich muss los. Bis bald Freya. Ich versuche noch etwas heraus zu finden aber mach dir keine großen Hoffnungen.“ Damit stand sie auf und schloss mit einem letzten winken die Türe.
    Freya stand auf ihrem wertvollen Teppich und fühlte sich einsamer als je zuvor.
    Warum redete hier nur niemand über ihre Mutter? Sie stellte sich ihre Mutter als die bezauberndeste Person vor, die jemals gelebt hatte. Sie spürte, dass es so gewesen sein musste. Doch in Wirklichkeit wusste sie nichts über sie.
    In dieser Nacht lag Freya noch lange wach und grübelte. Irgendwann übermannte sie die Dunkelheit und sie schlief ein.

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    2 Mal editiert, zuletzt von Ondine (23. Juni 2014 um 10:59)

  • Mir persönlich hat die Fortsetzung sehr, sehr gut gefallen und ich freue mich schon wieder auf den nächsten Teil. Es ist schön, mehr über Freya (Beziehungen zu anderen, Familie) zu erfahren und, ohne dich drängen zu wollen, würde ich mich sehr über eine Fortsetzung freuen.
    Schreib bitte weiter so. :thumbsup:

  • Hi Princess
    Danke :thumbsup: Schön, dass es dir gefällt :D
    Ehrlich gesagt bin ich mir mit Mina nicht so sicher. Habe ich sie vielleicht zu wenig beschrieben? Oder komt die Freundschaft zwischen den Beiden überhaupt richtig rüber?
    Würde mich freuen, wenn du/ ihr mir eventuell ein kurzes fedback dazu geben könnte(s)t
    LG Ondine

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  • Es klopfte leise. Auf ihr „Herein“ öffnete sich die Tür und eine junge Frau trat ein. Ihre einzige und beste Freundin Irmina. „Mina! Welch Überraschung!“ Die junge Frau lächelte zaghaft und machte einen kleinen Knicks.

    Das ist die einzige Aussehensbeschreibung, die ich von Mina finden konnte. Du solltest sie vielleicht noch einmal genauer beschreiben (Haarfarbe, Augenfarbe, Größe, Figur ...), doch ich finde, dass man die gemeinsame Beziehung der Charaktere gut nachvollziehen kann.

  • Ich habe die Beschreibug um ein paar Worte ergänzt, habe aber beschlossen die Personen nicht zu ausführlich zu beschreiben, da ich möchte, dass der Leser möglichst viel Raum hat sich die Geschichte selbst zu erbauen und auszumalen (klingt das logisch?). Ich were möglicherweise später noch die ein- oder andere Beschreibung mit einfließen lassen, mal sehen. Trotzdem vielen Dank :thumbsup:

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  • Freya heißt deine Prota, so so ... :D Ist ja auch ein schöner Name ^^

    Du schreibst weithingehend fehlerfrei und auch sehr stilsicher. Kopfkino läuft ohne weiteres mit und die Story hat richtig Atmosphäre, gefällt mir sehr gut :thumbup: Dennoch möchte ich dich auf ein paar Kleinigkeiten bezüglich der Zeichensetzung aufmerksam machen:

    1) Generell gehört an das Ende einer wörtlichen Rede ein Punkt. Ausnahmefälle sind natürlich auch da. Wenn da schon ein anderes Satzzeichen (! ?) steht, dann wird der Punkt natürlich weggelassen. Außerdem wird kein Punkt gesetzt, wenn der Satz außerhalb der wörtlichen Rede weitergeführt wird. Ein Beispiel aus deinem Text:

    „Ich bin mir nicht sicher“ entgegnete Mina.

    Das zusammengenommen ist der Satz, also kommt in die wörtliche Rede kein Punkt, aber hinter die Anführungszeichen gehört dann ein Komma.

    2) Wenn du die drei Auslassungspunkte machst, dann gehört zwischen die Punkte und das Wort ein Leerzeichen. Wie gesagt, es sind nur Kleinigkeiten :rolleyes:

    Die Story selbst gefällt mir sehr gut. Randoms Verbitterung über seine verlorene Frau ist ja schon sehr übertrieben, ja schon gar manisch oder wahnsinnig 8| Freya tut mir da richtig leid. Besonders, da sie die Gründe nicht kennt. Sehr gut geschrieben, ich hab nichts auszusetzen :thumbup:

    >^..^<

    LG Alopex

  • @Alopex: Danke für das Kompliment :blush:
    Freut mich, dass es dir gefällt. Was die Zeichenstzung angeht bin ich oft ein hoffnungsloser Fall, aber ich werde auf jeden Fall versuchen auf deinen Tipp zu achten, schließlich lernt man aus seinen Fehlern. ^^
    Was den Namen Freya angeht, tut es mir leid, wenn schon andere Protas so heißen, aber ich bin ja noch nicht so lange hier und habe auch noch längst nicht alles gelesen, aber es ist halt wirklich einfach ein schöner Name :thumbsup:
    Danke nochmal,
    LG Ondine

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