Liebes Forum,
vor etwa einem Jahr war der Winterkönig meine erste Geschichte hier, in der ich aber stecken geblieben bin (mal wieder). Dann habe ich mit der Garde angefangen und die ist jetzt fast fertig. Fast. Das Ende will sich einfach nicht schreiben lassen aus der Angst heraus, dann ohne Geschichte da zu stehen. Jetzt trickse ich mich selbst aus und fange simultan nochmal mit dem Winterkönig an .
Bitte den alten Thread des Winterkönigs total ignorieren, ich will die Geschichte völlig neu strukturieren. Außerdem hab ich dazugelernt und werde hier keine 30 Seiten Posts mehr einstellen . Nur der Prolog kommt in voller Länge, um ihn nicht zu zerstückeln. Danach gehts "kleiner" weiter. Kommis sind wie immer sehr willkommen .
Prolog
Schwer lag der Dunst des letzten Regens zwischen den Bäumen, und der wolkenverhangene Himmel wurde immer dunkler. Die Nacht brach heran. Selbst die Vögel hatten bei dem miesen Wetter Unterschlupf gesucht und sangen nicht, das einzige Geräusch im Wald waren die von den Blättern fallenden Wassertropfen.
Ishaya hatte eine kleine Lichtung zwischen den alten Baumriesen gefunden, wo nicht beständig Wasser auf sie heruntertropfte. Nahezu reglos stand sie im Dunst und lauschte mit klopfendem Herzen in die aufkommende Dunkelheit.
Es begann.
Ganz leise und selbst für ihre feinen Ohren kaum wahrnehmbar mischten sich erste Töne in das fallende Wasser.
Ishaya wagte kaum zu atmen.
Je dunkler es wurde, desto klarer schwangen die verschiedensten Töne durch die Nacht, fanden zu einem Rhythmus, verwoben sich miteinander und Ishaya glaubte langsam, eine Melodie in ihnen erkennen zu können. Mit leuchtenden Augen begann sie, sich im Rhythmus der fremden Melodie zu wiegen, ein glückseliges Lächeln auf den Lippen.
Ja, die neue Welt war ebenfalls von der Ewigen gesegnet. Hier waren sie sicher. Hier würden sie ganz von Vorne anfangen und alles Leid, alles Böse vergessen. Ein neues Paradies.
Die Musik kitzelte durch ihre Nervenbahnen, nahm ihr ganzes Sein gefangen und entführte sie in höhere Sphären.
Doch noch bevor die Töne sie zum Tanz mitreißen konnten, wurde ihre Harmonie durch ein neues Geräusch empfindlich gestört.
Schritte.
Irgendwer kam durch den Wald.
Irritiert hielt Ishaya in ihren Bewegungen inne.
Wer wagte es, sie hier zu stören?
Missmutig zog sie ihre Brauen zusammen. Zwölf Personen, meldeten ihre Ohren, je vier mit einer Gangart. Eine hastig, leise und tippelnd. Eine weich, mit großen Schritten und kaum wahrnehmbar. Und eine brachiale, trampelnde.
Gnome, Elben und Zwerge.
Genervt verschränkte Ishaya die Arme vor ihrem nackten Körper und stellt sich herausfordernd hin. Es war offenbar an der Zeit, ihren alten Rang wieder einzunehmen und klar zu stellen, wie das in dieser neuen Welt ablaufen würde.
Dass die ungebetenen Besucher fast eine halbe Stunde brauchten, ihre Lichtung zu erreichen, und dass es empfindlich kühl wurde und sie ohne den Tanz zu frieren begann verbesserte ihre Laune nicht.
Natürlich hatte sie richtig gehört. Je vier Gnome, Elben und Zwerge schälten sich aus der Dunkelheit heraus. Die Zwerge gingen, nein, sie trampelten voran, da sie in der Dunkelheit am besten sehen konnten. Die Gnome hatten ein paar Irrlichter um sich herum flirren, die ihnen und den Elben ein schwaches Licht spendeten. Trotzdem schien einer der Elben unterwegs in einen Baum gerannt zu sein. Seine vornehme Kleidung hatte ein paar Schmutzstreifen abbekommen, und ihm hingen noch Blätter im langen Haar.
Amüsiert zuckte es in Ishayas Mundwinkel, aber nur kurz, dann bemühte sie sich um einen hoheitsvollen Gesichtsausdruck. Selbst sie konnte nicht sagen, wie weit Zwergenaugen die Dunkelheit zu durchdringen vermochten.
Als sie glaubte, die passende Miene gefunden zu haben, ließ sie mit einer kleinen Bewegung ihrer Hand Sternenlicht um sich herum aufleuchten und wurde damit auf sehr beeindruckende Weise für alle sichtbar.
Die Gnome klappten bei ihrem Anblick in der Mitte zusammen und drückten ihre Nasen fast ins Gras, die Elben verbeugten sich sehr elegant und respektvoll, wobei ihre langen Haare nach vorne fielen und der eine von ihnen endlich merkte, dass er Blätter darin spazieren trug, nur die Zwerge ließen es an jeglicher Ehrfurcht fehlen. Einer von ihnen brummte ein unwirsches „Na endlich!“, und ohne ihre trampelnden Schritte zu unterbrechen hielten sie einfach auf sie zu.
Was fällt denen denn ein?
„Ihr stört meinen Tanz!“, sagte Ishaya kalt und starrte sie vorwurfsvoll an.
„Wir sind untröstlich“,erwiderte der zwergische Wortführer ungerührt und hielt ihrem Blick mühelos stand. „Aber da keiner deines Volkes an unserer Versammlung teilgenommen hat, bleibt uns ja wohl nichts anderes übrig.“
Wie spricht der denn mit mir?
Während Ishaya in Empörung erstarrte, versetzte einer der Elben dem Zwerg einen mahnenden Rippenstoß.
„Hohe Frau“, setzte dieser gleichgültig nach.
Ishaya kochte, ließ es sich aber nicht anmerken.
„Warum sollte auch eine Fee einer Versammlung der Elementarvölker beiwohnen?“, lächelte sie herablassend und verständnislos. Es war Zeit, diesem unverschämten Zwerg ins Gedächtnis zu rufen, wem er gegenüberstand.
„Weil ihr Scheiße gebaut habt?“
Dieser eine Satz löste bei den Gnomen einen akuten Anfall von Luftnot und bei den Elben anscheinend nicht weniger akute Zahnschmerzen aus, jedenfalls deuteten ihre Mienen drauf hin.
Ishaya holte tief Luft.
„Ich habe ja schon gehört, dass Zwerge ungeschliffen im Umgang sind, aber deine Unverschämtheit übertrifft meine schlimmsten Vorstellungen bei Weitem“, ließ sie ihrer Wut freien Lauf. „Wir haben euch aus einer Welt des Krieges und der Schatten geborgen und euch alle an diesen wundervollen Ort gebracht, einen Ort, wo wir von vorne beginnen werden, eine neue, unberührte Welt, geschaffen von der Ewigen selbst und du wagst es, mir ins Gesicht zu sagen, dass wir damit Scheiße gebaut haben?“
Ihre Stimme war immer lauter geworden und die letzten Worte gellten wie ein Schrei durch die Nacht. Die Gnome hatten sich zu Boden geworfen, die Elben auf ihre Knie, und selbst der Zwerg musste erstmalig seinen Blick abwenden.
„Naja, war vielleicht etwas krass formuliert“, räumte er schulterzuckend ein, „aber da ist halt etwas schief gelaufen. Und zwar gewaltig schief. So gewaltig, dass mir das Wort Scheiße angemessen erschien, die Größe des Debakels zu umschreiben“, brummte er und sah ihr wieder unverfroren ins Gesicht.
„Und was ist deiner Meinung nach schiefgelaufen, Zwerg?“, herrschte Ishaya ihn an.
Mist. Ich wusste, das dicke Ende kommt noch. Ich habe es geahnt.
Kein Zucken verriet die Gedanken in ihrem Gesicht, aber unbewusst hatte sie eine Hand schützend über ihren Bauch gelegt, eine Geste, die dem Zwerg nicht entging.
„Wir sind nicht vollzählig“, sagte er mit gefestigter Stimme.
Ein nervöses Kribbeln machte sich in Ishaya breit.
Er hat es nicht wissen können!
„Es tut mir leid, dass wir vielleicht nicht alle haben retten können, Zwerg. Ich versichere dir meine aufrichtige Anteilnahme an den Toten deines Volkes, und auch an den Gefallenen eurer Völker“ nickte sie den Elben und Gnomen zu. „Auch wir hatten hohe Verluste zu beklagen“, setzte sie mit angemessener Trauer hinzu.
Die Blicke des Zwerges durchbohrten sie förmlich.
„Ich rede nicht von unseren Toten, hohe Frau“, knurrte er und der Tonfall gefiel Ishaya ganz und gar nicht, er war Futter für ihr nervöses Kribbeln.
„Sondern?“ Irgendwie hatte sie das blöde Gefühl, dass der Zwerg sie durchschaute.
„Ich rede von unseren Elementaren! Sie sind nicht mitgekommen!“ Der Zwerg stieß die letzten Worte aus wie eine Kampfansage. „Und wenn du uns in diese neue Welt gebracht hast, dann frage ich mich, wie konntest du nichts davon wissen?“ Sein Blick war lauernd geworden.
Scheiße! Nichts anmerken lassen, durchfuhr es Ishaya kalt
„Unser Elementar ist hier, wir haben ihn selbst hierher gebracht“, wisperte ein Gnom unterwürfig. „Und es geht ihm gut, er wächst ganz prächtig.“
„Unser Elementar ist drüben geblieben, was aber auch daran liegen mag, dass Aell noch ein Kind gezeugt hat, bevor der Bann wirksam wurde“, murmelte einer der Elben verlegen. „Mit einer Menschenfrau. Es mag sein, dass unser Elementar geblieben ist, um den letzten Aell zu schützen, er schloss sich immer den jüngsten an.“
Na also. Ishayas Kribbeln flaute ab.
„Ursa hätte mit dem Tonde hierherkommen müssen, und der Tonde - ist – nicht – da!“ knurrte der Zwerg.
Nachdenklich ließ Ishaya ihren Blick auf ihm ruhen.
„Dann seid ihr also die Einzigen, die es grundlos nicht geschafft haben, ihren Elementaren mitzunehmen?“, fragte sie maliziös. Offene Abneigung flammte ihr aus den Augen des Zwerges entgegen.
„Nun, hohe Frau, der Tonde hätte sein Volk nie freiwillig verlassen. Es gibt also einen Grund. Und um diesen Grund herauszufinden, sind wir hierherkommen.“ Ishaya zuckte mit den Schultern und lächelte ihn bedauernd an.
„Ich wüsste nicht, wie ich dir bei der Suche nach dem Grund behilflich sein könnte, Zwerg. Vielleicht ist dein Tonde ja noch ganz am Schluss gefallen, so leid es mir für euch Zwerge tut.“
„Nein, ist er nicht. Ich habe ihn noch gesehen, als die Lichter uns aufnahmen, er stand sehr lebendig da und wollte mit, aber bei ihm hat es nicht geklappt“, murmelte ein zweiter Zwerg.
„Dann war seine Magie vielleicht zu stark, um einen anderen Zauber wirken zu lassen.“ Ishaya war stolz auf ihre Erklärung.
Das hätte ja tatsächlich so sein können, schließlich galt der Zwergenmagier nicht umsonst als mächtigster Mann der elementaren Völker.
„Seid unbesorgt, ihr Zwerge“, lächelte sie, „ denn auch hier wirkt die Ewige, und wir Feen werden neue Elementare erwecken können.“
Elben und Gnome erwiderten hingerissen ihr Lächeln, während über die Mienen der Zwerge Missmut fiel wie der Schatten einer Wolke über ein Sonnenplätzchen.
„Wenn du uns an der Nase herumführen willst, musst du dir mehr Mühe geben, hohe Frau“, brummte der Wortführer schließlich verdrossen.
Dieser Angriff kam so überraschend und war so unverschämt, dass Ishaya fast zehn Sekunden brauchte, um sich an ihr Lächeln zu erinnern und es ersterben zu lassen.
„Wie darf ich das verstehen?“, fragte sie und ärgerte sich über den neutralen, fast verwirrten Ton ihrer Stimme.
„Was sollen wir mit einem anderen Elementar? Wir sind Ursas Kinder!“, beharrte der Zwerg verbissen.
Ishaya maß ihn von oben bis unten.
„Dann wird es vielleicht Zeit, dass euer Volk erwachsen wird, Zwerg, und sich von Ursas Rockzipfel löst.“
Jeder sah, wie die Hand des Zwerges zum Stiel seiner Axt im Gürtel fuhr, aber er zog die Waffe nicht.
Schade! Ich hätte ihn sofort zu Asche verbrennen können. Und niemand hätte es mir verübeln dürfen, es gab genug Zeugen seiner Anmaßung.
Der Zwerg hob tief einatmend die Arme mit den Handflächen nach außen und deutete damit seine friedliche Absicht an.
„Was willst du mir eigentlich vorwerfen, Zwerg?“, fragte Ishaya hoheitsvoll.
„Hohe Frau, ich bezichtige dich der Lüge!“, sagte der Zwerg fast erleichtert, dass sie ihm den roten Faden zurückgegeben hatte. „Ich behaupte, dass es gar nicht du warst, die uns hierher gebracht hat. Denn wenn Feen so etwas tun könnten, macht es in unseren Augen keinen Sinn, dass dein Volk in den fast vierhundert Jahren Krieg von Menschen und Schatten beinahe ausgerottet wurde und du mit diesem Schritt so lange gewartet hast. Ja, oder?“ Auffordernd sah er in die Runde, und selbst Elben und Gnome konnten dieser Logik nur verschämt nickend zustimmen.
Warum habe ich ihn nicht verbrannt?
„Außerdem war es kein Feenlicht, dass uns hierhin brachte, dafür war es zu bunt.“ Zufrieden mit sich strich der Zwerg über seinen zu Zöpfen geflochtenen Bart. „Ich muss davon ausgehen, dass du einen Handel abgeschlossen hast mit einer uns unbekannten Macht, um uns alle zu retten natürlich.“
Oh nein, er würde ihr nicht den Gefallen tun, einfach weiter zu sprechen, sondern er sah sie lauernd an und erwartete eine Antwort.
Wie konnte es bloß soweit kommen, dass ich mich als Fee vor einem Zwerg rechtfertigen muss?
„Was geht dich das an, Zwerg?“
„Aha!“ stieß er aus. „Wie ich sehe, kommen wir der Sache schon näher. Natürlich hast du Recht, es geht mich nichts an, was Feen tun oder nicht, es geht mich überhaupt nichts an - außer, wenn mein Volk die Rechnung für euren Handel bezahlen soll. Und ich glaube, das tun wir gerade, hohe Frau, nicht wahr? Du hast einen Handel abgeschlossen, mit wem auch immer, und dein Handelspartner hat unseren Tonde behalten als Unterpfand für den versprochenen Lohn.“ Noch nie hatte Ishaya eine Bekleidung getragen und noch nie hatte sie sich so nackt gefühlt wie in diesem Moment, unter den bohrenden Blicken der Zwerge und den betroffenen Gesichtern der Elben und Gnome.
Scheiße!
„Und wenn es so wäre, Zwerg?“
Stille senkte sich für einen Moment über die Gruppe.
„Was hast du ihm versprochen?“, mischte sich nun ein Elb ein.
Ishaya wich seinem Blick aus.
„Auch das geht euch nichts an.“
„Verstehe.“ Das klang so mitfühlend, dass Ishaya erstaunt seinem Blick folgte und ihre Hand auf ihrem Bauch sah.
Nein!
„Du wirst dein Versprechen einlösen müssen, hohe Frau“, forderte der Zwerg.
„Gar nichts muss ich“, presste Ishaya hervor. „Er kann nicht in diese Welt.“
Wie sehr hatte sie gehofft, dass er dieses kleine Manko übersah, aber nein. Und ausgerechnet die Zwerge hatte er verärgert und ihre Ursa behalten. Sie hatte ihn unterschätzt. Ganz gewaltig unterschätzt.
„Du wirst dein Versprechen einlösen! Sonst ...“, grollte der Zwerg.
„Sonst was? Willst du mir etwa drohen?“
Unbehaglich wechselten Elben und Gnome Blicke.
„Ja. Du lässt mir ja keine andere Wahl!“, erwiderte der Zwerg.
Soweit ist es also schon gekommen! Verdammt, wenn ich bloß etwas mehr über diese blöden Zwerge wissen würde!
Abschätzend erforschte sie die Gesichter der Anderen. Die Gnome sahen einfach nur traurig auf den Boden, aber sie würden wohl eh keine Partei ergreifen. Doch auch die Elben wagten nicht, ihren Blick zu erwidern. Das war ein schlechtes Zeichen. Ganz schlecht.
„Sehe ich das richtig, ihr Elben? Erst befreundet ihr euch mit unseren ärgsten Widersachern und haltet schützend die Hand über sie, bis die Schatten erwachen können, und auch jetzt, nachdem mein Volk nur noch eine handvoll Feen umfasst, weigert ihr euch, uns beizustehen?“ Eisig klirrten ihre Worte auf die gesenkten Häupter.
„Hohe Frau, es liegt uns fern, dich zu verärgern. Aber es kann nichts Gutes dabei herauskommen, die neue Welt auf einem Betrug zu gründen“, sagte schließlich ihr Wortführer.
Und gleich nochmal Scheiße. Diese verdammten Zwerge haben auf der Versammlung ganze Arbeit geleistet und die Elben da gepackt, wo sie empfindlich sind: bei der Ehre.
„Verstehe!“, presste sie hervor. Dann wandte sie sich direkt an den Zwerg. „Du willst mir also jetzt den Krieg erklären? Ihr alle wollt uns Feen den Krieg erklären?“, versicherte sie sich ungläubig.
Sagt ja und ich brenne euch alle sofort nieder.
„Nein, das habe ich nicht gesagt“, hob der Zwerg sofort abwehrend die Hände.
„Anscheinend seid ihr euch wenigstens bewusst, dass wir die Kinder der Ewigen sind“, knirschte Ishaya und ließ vernichtend ihre Blicke über die zwölf Gestalten gleiten. „Wir geben euch ihren Schutz, und wir erwecken durch unser Tun Elementare, die ihrerseits euch Völker gründen. Die Ewige würde nie zulassen, dass uns etwas geschieht, denn ohne uns gibt es kein Leben.“
„Hey, ich habe das Wort Krieg nie erwähnt, hohe Frau, es gibt also jetzt keinen Grund, sich so aufzuplustern!“
Aufgeplustert? Er wagt es, mir das ins Gesicht zu sagen?
„Wir dachten da eher an eine diplomatische Lösung.“
Na klar, ihr Zwerge seit ja auch wahre Meister der Diplomatie.
„Was schwebt euch denn da vor?“ Ishaya vermochte nicht, den leichten Spott aus ihrer Stimme zu bannen.
„Nun ja“, kratzte sich der Zwerg hinterm Ohr. „Wir werden einen der deinen als unser Unterpfand nehmen, damit du dein Wort halten wirst. Er wird unser Gast sein bis zu dem Tag, an dem der Tonde mit Ursa zu uns zurück kommt. Damit es dir genauso dringlich wird, deine Seite des Handels zu erfüllen wie uns, Ursa hier zu haben, dachten wir da an deinen Gefährten.“
Er will Leamar als Geisel?
„Vergiss es!“, zischte Ishaya wütend.
Einer der Gnome zupfte dem Zwerg zaghaft am Wams und deutete mit nervösem Kopfnicken zum Waldrand. Die Lichtung wurde kleiner. Von allen Seiten waren die Baumriesen näher gerückt.
Ja, sieh es dir genau an, Zwerg. Ich bin eine Fee und du stehst mitten in einem Wald, und im Gegensatz zu dir habe ich all meine magischen Kräfte auch in dieser Welt. Jetzt wage dich nochmal, mir Bedingungen zu stellen oder Drohungen ausstoßen zu wollen.
Der Zwerg runzelte die kurze Stirn, als er die Gefahr erkannte, doch dann suchte er offen Ishayas Blick und als sie provozierend zurück sah, begann er doch glatt zu grinsen.
„So ähnlich habe ich mir das schon gedacht“, nickte er leichthin zu den anrückenden Bäumen. „Du glaubst wohl, ich bin blöd, was? Unterschätze niemals einen Zwerg, hohe Frau, vor allem dann nicht, wenn du ihm kräftig in die Suppe gespuckt hast und das hast du.“
Der plötzliche Glanz in seinen Augen warnte sie vor.
„Wir haben Leamar bereits“, flüsterte der Zwerg genüsslich, „und solltest du wagen, auch nur einem Angehörigen eines elementaren Volkes Schaden zu zufügen, dann ist er tot.“
Ishaya erstarrte.
„Weiterhin gebe ich hiermit bekannt, dass wir mit den Feen keinesfalls im Kriege liegen, aber für die Zeit, in der Leamar unsere Gastfreundschaft genießt, ist es euch Feen beim Tode verboten, das Gebiet um den großen Berg zu betreten.“
„Du bist verrückt!“, stammelte Ishaya entsetzt. „Zwerg, es kann Jahre dauern, meine Seite des Handels zu erfüllen. Jahrzehnte! So lange kannst du mir Leamar doch nicht nehmen!“, flehte sie. Ihre Stimme erstarb unter seinem Blick. Oh doch, er konnte.
„Was sind schon Jahrzehnte angesichts der gewaltigen Lebensspanne unserer beiden Völker“, gab der Zwerg bitter zur Antwort. „Vielleicht tröstet es deinen Kummer zu wissen, dass wir Ursa jeden verdammten Tag in diesen Jahrzehnten genauso schmerzlich vermissen werden wie du deinen Leamar.“