Die Legende vom Winterkönig - Neufassung

Es gibt 872 Antworten in diesem Thema, welches 264.943 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (6. Juli 2020 um 01:06) ist von kalkwiese.

    • Offizieller Beitrag

    Einen tollen Arbeitsplatz hat Nisha da... 8|
    Wie wäre es mit einem Keuchheitsgürtel mit dickem Schloss :cursing:
    Aber diese Seite zeigt mal den Ernst hinter allem, ein guter Wechsel.

    Hoffe der Kerl sieht sie nicht X(
    Da hat man es mal wieder, Geld über alles!
    :thumbdown:

    Wirklich gelungener Wechsel in die Feste!!!
    RESPEKT !!!

    Schade das schon fertig gelesen hab ^^

  • Und dann das hier: ein begehbarer Kleiderschrank.


    Nach dem Doppelpunkt groß schreiben.

    Oha, Szenenwechsel, wieder eine neue Prota ^^ Bei Pollock musste ich sofort an den Künstler denken, so ein Kerl, der Stöcker in Farbeimer tunkte und dann zufällig Linien auf große Leinwände tropfen ließ :rofl: Ich mag deinen Scholar genausowenig ^^ Apropo, das Wort muss ich mal eben googeln gehen ;)

    Der Part liest sich ähnlich unbeschwert wie der von Alastair, wodurch auch Nisha etwas blauäugiges für mich gewinnt. Allerdings weiß sie ja schon genau, was Sache ist und fällt bestimmt nicht so leicht auf den Kerl rein. Hoffentlich geht er ihr nicht gleich an die Wäsche, in seinem Schlafzimmer ist sie ja schon :cursing:

  • Schon nach wenigen Minuten hörte sie die Zimmertüre ein zweites Mal ins Schloss fallen. Na also!
    Sie wollte sich gerade aufrichten und gehen, als die verhasste Stimme erklang.
    „Hat dich jemand gesehen?“
    Mist! Das fehlte ihr gerade noch, dass sie jetzt ungewollt Zeugin einer Liebesnacht wurde.
    „Lass uns in mein Schlafgemach gehen, da ist es sicherer.“ Natürlich!, höhnte Nisha im Stillen. Schritte kamen in den Raum und die Zwischentüre wurde geschlossen.
    „Und?“, fragte eine fremde Männerstimme.
    Ein Mann? Nisha schlug sich die Hand vor den Mund, damit ihr bloß kein Kichern entwich. Offenbar machte der Kerl vor nichts halt. Aber wenn er jetzt mit einem Mann … und sie Zeugin wurde, konnte dieses Wissen durchaus gefährlich für sie werden. Schritte, die auf und ab gingen.
    „Es geht so nicht“, beantwortete Pollock die Frage des Fremden. „Es ist nicht gelungen, die Beschwörung zu vollenden. Wir brauchen den Alten.“
    Nisha erstarrte. Dieses Gespräch schien wirklich nicht für fremde Ohren bestimmt. Was ging da vor?
    „Vergiss es! Wir können doch nicht einfach den Alten nehmen! Da können wir uns gleich selbst eine Schlinge um den Hals legen“, fauchte der Unbekannte.
    „Thesius hatte nicht genügend Kräfte, aber wir waren nah dran, so nah wie nie zuvor! Mit Eliazar wird es klappen, ich weiß es!“, ereiferte sich Pollock. „Und wer will uns danach noch etwas? Wer kann uns danach noch etwas?“
    Thesius? War der nicht vor drei Tagen abgereist, um seine kranke Nichte zu besuchen? Und Eliazar? Sie wollten den Hüter der Feste? Um eine Beschwörung zu vollenden? Nishas Herz setzte einen Schlag aus.
    „Wenn ein alter Knacker wie Thesius verschwindet, stellt kaum einer Fragen“, erwiderte die fremde Stimme gerade. „Aber bei dem Alten wird die ganze Welt auf die Feste starren und eine Erklärung fordern.“
    Er wird einem von uns ermöglichen, das Aussehen des Alten anzunehmen und seine Rolle zu spielen. Soweit sind wir mit Thesius gekommen“, erklärte Pollock beschwörend. „Es kann gar nichts schief gehen!“
    Der andere schnaubte durch die Nase.
    „Was bringt denn allein sein Aussehen? Der Alte ist sehr aktiv, Pollock. Niemand von uns ahnt auch nur, mit wem er überall Kontakt hat, welche Gespräche er gerade führt, an welchen Verhandlungen er mit welchen Worten beteiligt ist, wer alles auf einen Brief von ihm wartet – wir würden auffliegen, noch bevor eine Woche herum ist.“
    „Dein Mut ist beeindruckend“, höhnte Pollock leise. „Entweder wir ziehen die Sache durch, oder wir werden hier als Nichtmagier in langweiligen Ämtern verschimmeln. Du magst dich ja damit zufrieden geben, Zeit deines Lebens Bauern zu unterrichten, die dank ihrer magischen Begabung irgendwann an dir vorbeiziehen werden und die Posten erhalten, die uns verwehrt bleiben. Aber ich bin entschlossen, mein Schicksal zu ändern.“
    Dieser kleinen Rede lag etwas Lauerndes zu Grunde, dass auch der andere Mann deutlich vernommen haben musste.
    „Das bin ich auch, mein Lieber, aber wir ändern gar nichts, wenn wir scheitern“, zischte er zurück.
    „Wir werden nicht scheitern“, versprach Pollock. „Es wird nicht nötig sein, den Alten bei der Beschwörung umzubringen. Wir setzen ihn einfach fest und er wird alle Informationen aus ihm herausholen, die wir brauchen werden, um in seiner Rolle zu bestehen.“
    „Und wer wird die Rolle des Alten übernehmen?“
    „Das wird mein Part werden, Mordan. Und glaube mir, ich werde nicht scheitern. Scheitern und Versagen kommen in meiner Familie nicht vor.“
    Nisha hörte, wie Mordan tief Luft holte.
    „Was passiert mit dem Bann, wenn wir die Lücke so groß gemacht haben, dass ein Wesen wie er hindurchpasst? Ich habe keine Lust, später die alten Völker am Hals zu haben. Könnten sie zurück kehren?“
    Pollock lachte leise.
    „Können vielleicht, aber sie werden es nicht tun. Er ist derjenige, vor dem sie geflohen sind, diese feigen Narren. Er hätte schon vor dem Bann auf diese Welt kommen können, damals mit Hilfe der Kraft, die die Alten in sich trugen. Deshalb sind sie abgehauen, an einen Ort, wo er sie nicht finden kann. Aber jetzt ist seine Ankunft auf unsere Hilfe angewiesen. Und das, Mordan, ist unsere Chance.“

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

    • Offizieller Beitrag

    Sehr mysteriös. Das die an dem Bann rummachen, gefällt mir nicht. :thumbdown::thumbdown:
    Pollock sollte da mal als nicht Magier die Finger wech lassenm und der andere auch.

    Die arme Nisha, hockt da im begehbaren Kleiderschrank und muss sich das anhören, manchmal ist echt besser nicht zu viel zu wissen.

    Ist alles gut erklärt und vor allem wer ist ER ;)8|

    Intrigen wo man hinsieht :thumbdown:

    Ich bin gespannt wie Nisha da rauskommen 8|

  • „Das bin ich auch, mein Lieber, aber wir ändern gar nichts, wenn wir scheitern“ zischte er zurück.


    Da fehlt ein Komma hinter der wörtlichen Rede.

    Tja, wie das immer so ist. Gib einen Menschen Macht und Geld und er will immer mehr davon haben. Als ob Pollock nicht schon ein angenehmes Leben führen würde. Etwas weniger von beidem und er hätte gar nicht die Zeit dazu, auf dumme Gedanken zu kommen und Ärger machen zu wollen :D Jetzt kommt auch langsam der Zusammenhang mit dem Prolog raus, super :thumbup:

    Nisha lebt ab sofort gefährlich, sie sollte aufpassen.

  • Wirklich gut geschrieben :thumbsup: Kopfkino läuft einwandfrei und die Charaktäre sind auch wirklich überzeugend auf ihre eigenen Weisen.
    Bitte mehr davon :D

    Spring - und lass dir auf dem Weg nach unten Flügel wachsen ~R.B

    Sometimes you have to be your own hero.

  • Der Adrenalinstoß raubte Nisha den Atem. Ganz still hockte sie auf dem Boden und versuchte, sich jedes der Worte zu merken.
    Was immer hier vorging war ungut. Ungut und sehr gefährlich. Sie würde sofort den Hüter über dieses Gespräch informieren, sobald sie hier heraus kam.
    „Ich muss zurück, Baldamus erwartet mich zu einem Gespräch“, hörte sie Mordan murmeln.
    „Dann lass ihn nicht warten. Nimm eine Rolle Papier mit, falls dich jemand aus meinen Räumen kommen sieht“, antwortete Pollock.
    „Wann?“ Mordan gab seiner Frage eine besondere Betonung.
    „Morgen. Wir müssen handeln, bevor der Alte zu seinen Erntesegen aufbricht. Morgen in seinem Bad. Die Männer sind bereits instruiert, es wird niemand etwas merken.“
    „Und die Erntesegen?“
    „Hältst du mich eigentlich für einen Narren oder was? Meine Pläne werden den Menschen nicht erlauben, an so etwas Unwichtiges wie die Erntesegen überhaupt zu denken. Und jetzt geh, bevor sich Baldamus fragen muss, wo du so lange bleibst!“ Pollock klang unwisch.
    Nisha hörte, wie Mordan Pollocks Räume verließ, aber der blöde Pollock blieb in seinem Schlafzimmer. Mist! Was, wenn er sich jetzt hinlegen würde und nicht einschlafen könnte? Was vor allem, wenn er in den Schrank kam, um ein Nachtgewand zu suchen? Und die Steine waren auch noch auf dem Rost, alles Zeichen, dass sie mit ihrer Arbeit noch nicht fertig war. Geh endlich, flehte sie in ihrem Inneren. Hau ab!
    Sie lauschte aufmerksam seinen Schritten. Er ging ins vordere Zimmer, kam zurück, lief im Schlafzimmer einmal auf und ab und endlich hörte sie ihn zur Türe gehen und diese kurz darauf zufallen.
    Nisha wartete.
    Es blieb still, er hatte den Raum wirklich verlassen. Erst beim Aufstehen spürte sie das Zittern am ganzen Körper.
    Was sie eben gehört hatte, brachte sie in Lebensgefahr, wenn ihr Wissen den Falschen bekannt wurde.
    Sollte sie ihre Arbeiten noch zu Ende führen, oder würde das erst recht auffallen? Ach was, sie würde später behaupten können, mitten in der Arbeit einen akuten Anfall von Bauchschmerzen bekommen zu haben. Durchfall!
    Vorsichtig horchte sie durch die Türe und erst, als es draußen still blieb, wagte sie, die Zimmer zu verlassen. Sie musste sofort zu Eliazar, aber sie wusste auch, dass die Wachen sie nicht einfach in seine Räumlichkeiten durchlassen würden. Myra war diesen Monat Eliazar zugeteilt.
    Mit weichen Knien eilte sie in die Küche, wo sie hastig und schweigend eine Kanne Tee zubereitete. Ihr Schweigen fiel niemandem auf, die Küche summte und brummte wie jeden Abend, wenn noch die letzten Wünsche erfüllt werden wollten.
    Unauffällig sah sich Nisha um. Myra war nicht hier. Der Hüter war unter den Dienern der Feste für seine Anspruchslosigkeit bekannt und Myra hatte wahrscheinlich schon längst Feierabend.
    Mit einer Kanne Tee und einer Tasse auf dem Tablett machte sich Nisha kurze Zeit später auf den Weg zu den Räumlichkeiten des Hüters. Hoffentlich war er auf seinen Zimmern, und hoffentlich ließen die Wachen sie durch.
    Tatsächlich kreuzten die Beiden erst ihre Hellebarden, als Nisha sich der Türe näherte. Mit bescheiden fragendem Blick blieb sie vor den Wachen stehen.
    „Du hast hier keinen Dienst, Mädchen!“, beschied sie der Linke.
    „Ich weiß, aber Myra hat Kopfschmerzen und hatte mich gebeten, sie hier zu vertreten“, murmelte Nisha. Die Wachen schwiegen.
    „Was ist, kann ich jetzt rein oder soll der Tee kalt werden?“ Endlich nahmen die beiden ihre Hellebarden weg. Erleichtert machte sich Nisha direkt auf den Weg zum Studierzimmer, wo der Hüter meist abends saß und Papiere durchsah. Im Geiste legte sie sich schon ihre Worte zurecht. Es war wichtig, dass sie ihn überzeugen konnte, wirklich in Gefahr zu sein und unverzüglich zu Handeln.
    Mit dem Ellenbogen öffnete sie geschickt die Türe und fand den Raum leer. Noch bevor sie sich umdrehen konnte, um ihn in den anderen Räumen zu suchen, krachte ihr etwas so fest auf den Hinterkopf, dass ihre Welt in einem Meer aus Schmerz und Sternen explodierte. Dann wurde ihr schwarz vor Augen.

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

    • Offizieller Beitrag

    Och nöööööööö Arme Nisha...

    Das darf jetzt nicht wahr sein... ;(
    So kannst du den Post doch nicht enden lassen,... hey :pinch:
    Ich will wissen, was passiert. Gerade ist sie noch dem Pollock entkommen und nu? Ja was nu?

    :S

    Aber super gut geschrieben. Kopfkino läuft und hab der Geschichte schon mal 5 Sterne gegeben.
    Ich konnte mit Nisha mitfühlen, als sie hoffte, dass die beiden aus dem Zimmer verschwinden 8o

  • Vom Regen in die Traufe, würde ich mal sagen. Vielleicht hat sich der Hüter auch einfach nur erschreckt und sie niedergeschlagen, weil er sie nicht erwartete ... was allerdings etwas übertrieben wäre. Oh mann, ich will wissen, wie es weitergeht. Mehr bitte :thumbsup:

  • Alastair rülpste verstohlen hinter seiner Hand und legte noch etwas Holz ins Feuer, wobei er seinen Reisegefährten nicht aus den Augen ließ.
    Der Mann hatte das köstlichste Essen, das Alastair je zu sich genommen hatte, auf dem Feuer erwärmt, einen Eintopf aus Gemüse und richtigem Fleisch, dazu gab es weiches Brot aus einem Wachstuch. Der Junge hatte sich nicht beherrschen können und hatte gleich drei Portionen gierig verschlungen, aber jetzt war er unsicher, ob er vielleicht zu viel genommen hatte. Der Mann schien nämlich ebenso großen Hunger gehabt zu haben wie er selbst, und am Ende war nichts mehr übrig geblieben. Gembries. Auch wenn er den Namen am Wagen gelesen hatte, traute sich Alastair nicht, den Bärenmann einfach damit anzusprechen, schließlich hatte sich dieser noch nicht vorgestellt. Überhaupt war er mit der Situation ziemlich überfordert. Gembries hatte kaum ein Wort mit ihm gewechselt und blickte auch jetzt wieder mit ernstem Gesicht ins Leere.
    Ob er jetzt doch Gewissensbisse hatte wegen der neun getöteten Räuber?
    Oder ob er sich ärgerte, dass er einen so großen Esser als Reisegefährten mitschleppen musste? Alastair vermochte es nicht zu sagen.
    Trotz des Schweigens war es irgendwo gemütlich. Alastair lehnte sich zurück, stützte sich auf seine Hände und sah in den sternenklaren Himmel. Das war wirklich ein hübscher Flecken Erde hier. So still und friedlich. Die vielen leuchtenden Punkte am Firmament gaben ihm das Gefühl, ein winziger Teil eines großen Ganzen zu sein, und das fand er tröstlich.
    Gembries hatte in der Zeit, in der er Holz gesammelt hatte, die Ochsen ausgespannt und zufrieden wiederkäuend lagen die beiden Tiere auf der Wiese neben ihrem Lagerplatz.
    Mit einem leichten Kopfschütteln kehrte der Bärenmann aus seiner Ferne zurück und sofort richtete sich Alastairs Aufmerksamkeit ganz auf ihn.
    „Du musst schon entschuldigen, dass mir heute Abend nicht so nach reden zumute ist“, brummte Gembries. „Das hat nichts mit dir zu tun.“
    Die Erleichterung war dem Jungen so deutlich anzusehen, dass dem Mann kurz ein Lächeln über das Gesicht huschte.
    „Ich habe gestern meinen Onkel beerdigt, fand ihn erschlagen in seinem Haus“, seufzte Gembries und wurde wieder ernst.
    „Oh, das tut mir sehr leid“, stieß Alastair betroffen aus.
    „Mir nicht“, sagte Gembries und seine Brauen zogen sich finster zusammen. Irritiert senkte der Junge den Kopf.
    „Dann war es wohl kein sehr netter Onkel“, flüsterte er schließlich.
    „Nein, er war ein prügelnder Säufer. Ich bin bei ihm aufgewachsen“, sagte Gembries und stocherte im Feuer herum, bis er den prüfenden Blick Alastairs spürte und ihn fragend erwiderte.
    „Ich glaube, dass es dir trotzdem leid tut, dass er tot ist, auch wenn du das nicht willst“, murmelte der Junge verlegen.
    „Warum sollte mir das leid tun?“ Verblüfft ruckte der Kopf des Mannes hoch.
    „Na ...“, unsicher hob Alastair seine Hände, „... vielleicht, weil er sich nun nicht mehr bei dir entschuldigen kann. Ich meine, wie sollst du ihm jetzt jemals vergeben können?“ Was rede ich nur für einen Blödsinn? Betreten starrte er auf seine Füße und versuchte, die Stille, die nur ab und zu von einem Funken im Feuer unterbrochen wurde, auszuhalten.
    „Da könntest du sogar recht haben, Junge“, hörte er den Mann plötzlich nachdenklich murmeln. „Aber wie bist du da drauf gekommen?“ Alastair wand sich.
    „Na ja ... weißt du, weil ich meine eigenen Eltern hauptsächlich aus dem einen Grunde mal treffen möchte: Damit sie sich entschuldigen können, weil sie mich ins Waisenhaus weggaben.“
    Wieder Stille.
    „Du meinst, sie leben noch?“
    Alastair zuckte die Schultern.
    „Das weiß ich nicht“, antwortete er. „Aber manchmal stelle ich es mir vor. Dass sie leben, dass ich sie treffe, und das sie mir einen Grund nennen können, warum ...“
    Die darauffolgende Stille währte ein paar Minuten, dann schmunzelte der Mann plötzlich.
    „Für einen ersten gemeinsamen Abend führen wir verdammt tiefsinnige Gespräche“, lachte er leise und hielt seine Pranke über das kleine Feuer hinweg Alastair vors Gesicht. „ Gembries!“, stellte er sich endlich vor. Wider Erwarten war der Händedruck fest, aber nicht schmerzhaft.
    „Und das sind Hinz und Kunz“, deutete Gembries mit dem Kopf zu den beiden Ochsen herüber. „Hinz ist der mit den längeren Hörnern!“, verriet er dem Jungen augenzwinkernd. „Ich schlage vor, wir legen uns jetzt schlafen, Junge. Der Weg zur hohen Feste ist noch weit, und wir werden Morgen den ganzen Tag unterwegs sein.“

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • „Oh, das tut mir sehr leid“ stieß Alastair betroffen aus.

    „Mir nicht“ sagte Gembries und seine Brauen zogen sich finster zusammen.

    „Dann war es wohl kein sehr netter Onkel“ flüsterte er schließlich.


    Dreimal hintereinander das Komma hinter der wörtlichen Rede vergessen, melli ;) Ich geb dir meine drei überflüssigen aus meinem letzten Post ab ;)
    *melli Kommata rüberschieb*

    „Na ja....weißt du, weil ich meine eigenen Eltern hauptsächlich aus dem einen Grunde mal treffen möchte:


    ein Punkt zu viel und die Leerzeichen fehlen.

    Hab ich schonmal erwähnt, dass ich Alastair mag? ^^ So unschuldig, dass man ihn lieb haben muss :)

    Und die Ochsen! :thumbsup: Hinz und Kunz, ich muss immer noch grinsen :D

    • Offizieller Beitrag

    Hinz und Kunz,.. hahahahaha Großartig.
    Ein nettes Gespräch zwischen den beiden.
    Wirklich gelungen und man lernt sie kennen.
    Die Jugend bei Alistair kommt super rüber, da er diese vorschnellen Kommentare rausschießt.
    Und die Reife, aber der Sarkasmus von Grembies auch!!!

    Bin weiterhin begeistert :thumbsup:

  • Weiterhin gut geschrieben. Was ich besonders gelungen finde, ist, dass man trotz der "vielen" Charaktere nicht den Überblick verliert und alles klar strukturiert bleibt. Außerdem fängt man langsam an, Verbindungen zwischen den einzelnen Handlungssträngen zu erkennen :D
    Freue mich auch mehr ^^

    Dann reitet mein Kaiser wohl über mein Grab,
    Viel Schwerter klirren und blitzen;
    Dann steig ich gewaffnet hervor aus dem Grab -
    Den Kaiser, den Kaiser zu schützen.

    - Heinrich Heine, Die Grenadiere

  • Dass am nächsten Tag das Wetter umschlug und ein feiner Nieselregen ihre Reise begleitete, schmälerte Alastairs Hochgefühl nicht. Nie zuvor hatte er so deutlich das Gefühl gehabt, auf ein besseres Leben zuzusteuern. Das Dasein im Waisenhaus war nicht besonders erfreulich gewesen, die Nummer mit den Räubern noch weniger, aber egal, was das Schicksal an Tiefschlägen für ihn vorsah, er landete immer wieder auf seinen Füßen. Wie jetzt. Statt weiterhin gefesselt und geknebelt an einer Leine einer finsteren Zukunft entgegen zu straucheln, saß er nach einem guten Frühstück satt auf einem Kutschbock und hatte sogar eine Ölhaut von Gembries bekommen, damit er nicht ganz so nass wurde.
    Auch wenn er sich eigentlich vorgenommen hatte, seinen Begleiter, der sich verdrossen in seinem Umhang duckte und gleichmütig auf Hinz und Kunz starrte, bloß nicht zu nerven, konnte er seine gute Laune einfach nicht für sich behalten.
    „Du, Gembries?“
    „Hm?“
    „Fahren wir jetzt wirklich zur Hohen Feste?“
    „Hmhm.“
    „Toll!“ Der Junge strahlte und seine Augen blitzten. „Da war ich nämlich noch nie, weißt du. Und ich habe schon so viel über sie gehört.“
    „Ach ja?“
    „Ja. Ist sie eigentlich wirklich so groß, wie die Leute sagen?“
    „Ich weiß ja nicht, was die Leute sagen, aber ja, sie ist groß. Ist ganz nett da.“
    Alastair schwieg lächelnd für eine Weile.
    „Und was machen wir da?“
    Hatte er gerade wir gesagt? Oha! Alastair versuchte, nicht nervös zu wirken.
    „Ich werde den Tod meines Onkels dort anzeigen, die Feste ist für das Gebiet, in dem er lebte, zuständig. Und ich werde vielleicht ein paar alte Schriften verkaufen, aus dem Nachlass meines Onkels“, brummelte Gembries. „Und dann sehen wir weiter. Meist werden meine Dienste gerne in Anspruch genommen, man könnte auch sagen, ich habe mir bereits mit meinem Handwerk einen Namen gemacht. Dann nutzen wir die Gelegenheit, etwas Geld zu verdienen, kaufen davon Sachen, die wir brauchen und dann ziehen wir wieder fort.“ Gembries machte eine Pause, überlegte kurz und sah dem Jungen dann in die Augen. „Natürlich nur, wenn du weiter mitkommen willst. Die Kesselflickerei ist kein leichtes Handwerk.“
    „Schwere Arbeit schreckt mich nicht!“, erwiderte Alastair. „Ich würde sehr gerne mit dir weiterziehen Gembries. Ich mag dich nämlich.“
    Amüsiert blitzte es in den grauen Augen auf.
    „Warte erst einmal ab, bis du mich richtig kennen gelernt hast“, schmunzelte Gembries, „aus der Nähe bin ich nämlich ein echter Charmebolzen, geradezu unwiderstehlich!“
    Alastair grinste flach, der Sarkasmus verunsicherte ihn, damit konnte er noch nicht so gut umgehen. Trotzdem blieb seine Zuneigung zu diesem Mann ohne Zweifel. Er hatte bisher wenige wirklich nette Menschen kennen gelernt, und auch wenn Gembries dem einen Räuber den Kopf gespalten hatte, zählte er ihn unbedingt dazu. Unauffällig schielte er zu den kräftigen Beinen des Mannes herüber.
    Wenn die Kesselflickerei so stark machte, dass man selbst eine ganze Gruppe von Räubern nicht zu fürchten brauchte, wäre das der ideale Beruf für ihn. In dieser verwirrenden und oft scheußlichen Welt wirkte Gembries wie ein Fels in der Brandung, dabei war er, wie Alastair heute morgen überrascht feststellen musste, noch nicht mal größer als er selbst. So wollte er auch mal werden!

    Mistwetter! So grau wie es ist, wird es den ganzen Tag ununterbrochen pissen! Gembries versuchte, zu seiner gewohnt schlechten Regenlaune zurückzufinden, aber es wollte ihm nicht gelingen. Hatte er dem Fröschlein gerade wirklich angeboten, bei ihm zu bleiben? Er konnte es selbst nicht glauben. Was für ein Teufel hatte ihn denn da geritten? Zeit seines Lebens hatte er versucht, Freundschaften und Verbindlichkeiten aus dem Wege zu gehen. Ihm reichte der Onkel, dem er einmal pro Jahr genügend Geld vorbeibrachte, damit der Alte nicht verhungern musste, und kaum war er den los, hängte er sich binnen achtundvierzig Stunden einen neuen Klotz ans Bein?
    Anscheinend bin ich mehr aus dem Gleichgewicht geraten, als ich es selbst wahrhaben will. Doch so sehr Gembries auch auf das Gefühl wartete, echten Bockmist gebaut zu haben, es wollte sich nicht einstellen. Sieh doch nur, der Mann hat starke Schmerzen. Sein Arm ist ab. Erheitert zuckten seine Mundwinkel. Es ist doch ganz hübsch hier. Vielleicht war es ganz gut, dass jemand auf diesen Knaben aufpasste. Bei der Ewigen, was für ein Unschuldslämmchen. Und das in dem Alter!
    Gembries war zehn Jahre alt gewesen, als seine Faust den prügelnden Onkel drei Meter durch den Raum hatte fliegen lassen. Tom war an dem Tag ein Jahr tot gewesen, und in diesem einen Jahr war der Onkel geistig völlig abgetreten. Und dann war er mit seinen zehn Jahren und nichts weiter als einem Bündel zerlumpter Wäsche auf dem Rücken fortgezogen, um sich in der nächsten Stadt eine Lehrstelle zu suchen. Er bekam eine beim Schmied des Dorfes. Nicht, weil er so ein netter kleiner Kerl gewesen wäre oder den Schmied gemocht hatte. Sondern weil er stark und stur war und ihn aushalten konnte.
    Seine Vorgänger waren alle früher geflüchtet, kaum einer war länger als sechs Monate bei dem Kerl geblieben.
    Gembries brachte es immerhin auf vier Jahre.
    Sieben hätte er gebraucht, um sich Schmied nennen zu dürfen.
    Als er ging hatte er nichts außer diesem Kettenhemd aus eigener Fertigung. Der Schmied hatte ihn damals deswegen verhöhnt, es sei viel zu leicht und würde sicher nichts aushalten, genau wie er selbst. Natürlich mit deutlich deftigeren Worten.
    Gembries musste überlegen, ob er dem Kerl daraufhin zwei oder drei Zähne ausgeschlagen hatte, er wusste es nicht mehr.
    Aber mehr als der Verlust der Zähne hatte den Mann die Schmach getroffen, von einem Vierzehnjährigen verprügelt worden zu sein. Das ganze Dorf hatte ihm das gegönnt.
    Vierundzwanzig Jahre war das nun her. Manchmal staunte Gembries, wie schnell die Zeit verging.
    Er wurde alt.
    Eine Zeit lang hatte er sich dann als Gelegenheitsarbeiter verdingt und sehr sparsam gelebt, und als das Geld endlich reichte, diesen Wagen und Werkzeuge gekauft. Das erste Jahr war schwer gewesen, aber ab dem zweiten lief das Geschäft.
    Mit achtzehn hatte er Ruitgar zum ersten Mal besucht. Da war dieser schon völlig heruntergekommen. Das Haus auch. Gembries hatte es einigermaßen wieder in Stand gesetzt und dem Alten zum ersten Mal Geld dagelassen.
    Nicht, dass der sich je dafür bedankt hätte. Es war ihm stets zu wenig.
    Aber Gembries war tief in seinem Inneren stolz darauf, dass er überhaupt Geld erübrigen konnte. Er, der nutzlose mit dem schlechten Blut, war der Ernährer der „Familie“ geworden, und Ruitgar ganz von ihm und seinen spärlichen Besuchen abhängig.
    Jetzt fragte sich Gembries, was er für ein Idiot gewesen war. Allein die Schriften würden wahrscheinlich mehr Geld bringen, als er je in seinem Leben verdienen könnte.
    Ruitgar hatte ihn ein letztes Mal verhöhnt, sogar aus dem Grab heraus.
    Und dann diese Kette! Als Kind hatte er sie nur flüchtig sehen können, dann kam schon Ruitgar über ihn.
    Das Amulett daran war fast Handteller groß. In der Mitte prangte ein riesiger Diamant, in dem Splitter anderer Edelsteine in einem Kreis nebeneinander lagen, fast wie eine Iris. Der Rand war mit allen Edelsteinen besetzt, die man in einem Berg finden konnte.
    Es musste ein Vermögen wert sein.
    Ruitgar hätte damals alle in Saus und Braus davon leben lassen können, sogar ein Arzt wäre für Tom drin gewesen.
    Diese gierige, verschlagene Mistkrücke.
    Aber irgendwie widerstrebte es Gembries, die Kette zu verkaufen. Nicht nur, dass er von ihrer Schönheit und der Handwerkskunst fast berauscht war – Splitter in einen Diamanten zu bringen hätte er nie für möglich gehalten – nein, dieses Auge schien ihn jedes mal freundlich und prüfend zugleich anzusehen, wenn er es in die Hand nahm. Und irgendwie erwiderte er die Zuneigung.

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Ein wirklich gelungener Abschnitt :thumbsup:
    Alastair ist einfach wunderbar optimistisch und fröhlich; und Gembries- naja ich glaube harte Schale weicher Kern beschreibt ihn ganz gut ;)
    Ich finde es gut, dass man hier näheres über Ihn (also Gembries) erfährt über seine Jugend, seine Denkweise....
    freue mich auf mehr :D

    Spring - und lass dir auf dem Weg nach unten Flügel wachsen ~R.B

    Sometimes you have to be your own hero.

    • Offizieller Beitrag

    Guter Teil und man lernt Grembiers weiter kennen.
    Es lässt einen Blick in seine Vergangeheit zu und man kann eigentlich froh sein, dass aus ihm so ein guter Kerl geworden ist.
    Auch seine Kräfte sind beeindruckend.
    Da hatte Alistair echt Glück, genau auf ihn getroffen zu sein.

    :thumbsup::thumbsup:

    Weiter so

  • „Toll“, der Junge strahlte und seine Augen blitzten.


    Hier würde Punkt innerhalb der wörtlichen Rede, statt Komma außen besser passen.

    Alastair scheint mit seiner mitfühlenden Art durch Gembries grimmige Fassade durchzudringen und ihn innerlich wieder sanfter werden zu lassen. Die Mischung gefällt mir sehr gut, hat wirklich Potential. Kitzel alles heraus, melli :thumbsup:

  • Jetzt noch ein kleines Stückchen, das eigentlich zum letzten post gehört und dann das nächste Kapitel (wenn man es denn so nennen will):

    Wahrscheinlich werde ich weicher, je älter ich werde, fuhr es Gembries durch den Kopf, als er abends noch wach in seinen Decken lag und den gleichmäßiges Atemzügen des schlafenden Jungen lauschte. Die Aufmerksamkeit Alastairs, das Bemühen, ihm zu gefallen und die fast feierliche Ernsthaftigkeit, mit der der Junge seinen Anweisungen nachkam, berührten den Kesselflicker. Und obwohl der Nieselregen in der Nacht einem richtigen Regen wich und die Tropfen laut auf die Wagenplane trommelten, schlief Gembries zum ersten Mal seit langem lächelnd ein.


    Aua! Die erste Empfindung war Schmerz. Kopfschmerz, um genau zu sein. Die anderen Empfindung traten gleichzeitig in ihr Bewusstsein. Kälte, Härte, Dunkelheit, Hunger und Durst. Vor allem Durst. Benommen richtete Nisha sich auf, und ihre Hand tastete vorsichtig ihren Hinterkopf ab. Er war angeschwollen und die Haare hart, sie klebten teilweise in dicken Knubbeln zusammen.
    Eine Riesenbeule mit einer schon getrockneten Platzwunde. Da hatte ihr aber jemand kräftig etwas über die Rübe gezogen. Und dann erst fiel ihr das belauschte Gespräch und die Gefahr ein, in der der Hüter schwebte. Langsam tauchte die letzte Szene vor ihren Augen auf. Das Studierzimmer war leer gewesen. Die Wachen! Einer der Wachen musste ihr diesen Schlag verpasst haben. Was bedeutete, dass beide in diese Verschwörung involviert waren. So weit war Pollock also schon gekommen. Starker Schwindel erfasste sie, und Nisha zog ihre Beine an, legte die Arme über die Knie und den Kopf darauf. Hoffentlich wurde das bald besser. Wo bin ich?
    Die Dunkelheit war undurchdringlich, doch mit monotonem Geräusch hörte sie Wasser tropfen. Plitsch. Pause. Plitsch. Auf allen Vieren näherte sie sich vorsichtig dem Geräusch. Der Boden unter ihr bestand aus nackten Steinquadern, nicht glatt behauen, sondern unregelmäßig in der Oberfläche. Ihre Hände stießen an eine Eisenstange. Ein Gitter.
    Sie war in einem Verlies?
    Ein dumpfes Gefühl machte sich in ihrem Magen breit. Die normalen Verliese waren in den Türmen untergebracht. Dort saßen die Diebe und andere Menschen ein, die man eines Verbrechens überführt hatte. Aber in den Türmen gab es Licht. Hier nicht. Hier war die Dunkelheit tintenschwarz. Das bedeutete, dass sie tief unten gefangen war. In den verborgenen Kellern der alten Feste.
    Das Wasser war außerhalb ihres Gefängnisses. Nisha streckte durstig die Hand durch die Stäbe, auf das Geräusch zu, bis sie ein Tropfen auf dem Handgelenk traf. Sie formte ihre Hand zu einer Schale und fing den nächsten Tropfen auf. Es dauerte Minuten, bis ihre Hand einen kleinen Schluck Wasser barg und ihr Arm zitterte schon vor Anstrengung. Jetzt bloß nichts verschütten. Während Nisha mühsam ihren Durst stillte, jagten sich ihre Gedanken.
    Es gab noch nicht mal eine brennendende Fackel an einer Wand, was bedeutete, niemand suchte hier einen Weg. Niemand würde vorbei kommen, um ihr Wasser und Essen zu geben. Niemand würde sich um sie kümmern. Sie wurde nicht bewacht und nicht verköstigt.
    Vielleicht hatten ihre Häscher geglaubt, sie sei schon tot, aber dass die Zelle abgeschlossen war, sprach dagegen.
    Nisha wurde noch kälter.
    Man hatte sie hier lebendig begraben. Einfach so.
    Die verborgenen Keller waren verbotenes Terrain, niemand würde sich hier verirren und sie finden. Oder doch?
    Mutlos kroch Nisha zur nächsten Wand und lehnte sich gegen sie. Die Hohe Feste war eine alte Zwergenburg, wie alle Burgen im Land, die aus einer Bergflanke herauszuwachsen schienen. Direkt nach dem Verschwinden der alten Völker hatten die Menschen versucht, über diese Burgen tiefer ins Zwergenreich vorzudringen. Und nie war jemand lebend zurück gekehrt.
    In der Hohen Feste hatte man deshalb alle Zugänge zum Zwergenreich zugemauert. Es gab zwei genutzte Kelleretagen und der Rest wahrte seine Geheimnisse hinter dicken Mauern. Von denen die Verschwörer eine durchbrochen haben mussten.
    Jetzt schnapp bloß nicht über, Panik bringt dich nicht weiter.
    Die verborgenen Keller wären natürlich ein idealer Ort, um heimliche Beschwörungen abzuhalten und eventuelle Feinde verschwinden zu lassen.
    Wie lange sie wohl schon hier war?
    Entweder, man würde den Hüter bald hier herunter bringen, dann wäre sie höchstens ein paar Stunden hier. Oder aber sie war länger bewusstlos gewesen, und dann müsste der Hüter bereits hier sein.
    Wo sonst sollten sie einen Mann verstecken, der im ganzen Land bekannt war?
    Nisha seufzte.
    Den Hüter würde man nicht unbewacht lassen, und da kein Lichtschimmer weit und breit zu sehen war, musste er in einem ganz anderen Teil des verborgenen Kellers stecken.
    Lautes Rufen würde wohl auch niemanden auf sie aufmerksam machen, und selbst wenn, dann waren es die Verschwörer und man würde sie wahrscheinlich sofort erschlagen.
    Was immer noch besser war, als hier langsam zu verhungern und verdursten.
    Sie hatte immer noch Durst, war aber zu schwach, erneut Wassertropfen aufzufangen. Nisha zog sich ihre Schürze aus und legte sie vor die Zellentüre. Der Stoff würde sich mit Wasser vollsaugen und sie könnte ihn später auswringen. Dann rollte sie sich auf dem harten, kalten Stein zusammen und versuchte, eine einigermaßen bequeme Lage zu finden.
    Erst einmal musste sie diese erbärmlichen Kopfschmerzen los werden, und dann würde sie weitersehen. Nisha schloss die Augen und fiel in einen traumlosen Schlaf.

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Aber in den Türmen gab es Licht. Hier nicht. Hier gab es gar kein Licht.


    Dafür, dass es kein Licht gab, gibt es hier etwas mehr davon ;)

    Oha, ich dachte, niemand hätte Nisha gesehen. Da muss doch etwas anderes hinterstecken 8| Aber wieso hat man sie dann niedergeschlagen und in den tiefsten Kerker geworfen?

    Schreib schnell weiter, melli :thumbsup:

  • Oooh das ist alles so spannend und seltsam verstrickt :rolleyes: Und trotzdem verliert man nicht den Überblick :thumbsup:
    Ganz toll, weiter so :D

    Spring - und lass dir auf dem Weg nach unten Flügel wachsen ~R.B

    Sometimes you have to be your own hero.