Das Ritual Der Wanderschaft

Es gibt 868 Antworten in diesem Thema, welches 190.935 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (2. September 2018 um 18:40) ist von Tariq.

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    Daraufhin weiteten sich die Augen von Lefistos und er sah zu, wie seine Herrin das Haar in die Schüssel gleiten ließ.
    Der Blick der Göttin haftete auf der Wasseroberfläche, während ihr Haar darin anfing golden zu glühen.
    „Hiermit ...“, hallte ihre göttliche Stimme, an den dunklen Mauern ihres Thronsaales, wider, „binde ich dich, Wassernymphe, für die Ewigkeit.“


    Zum gleichen Zeitpunkt - unwissend der Dinge, die sich im Götterberg abspielten - wurden die Diskussionen der vier immer lauter, bis sich ein Schatten im Türrahmen der Schenke auftat. Onyx trat gebückt ein, da er den Eingang übermannte.
    „Scheiß die Wand an“, entwich Daig, als er seinen Cousin sah, den er fast einen Meter kleiner in Erinnerung hatte.
    Jeder wandte sich dem Steinmann zu, Lola zuletzt. Als die Meeresnymphe ihn sah, wurde ihr plötzlich schwindelig. Sie taumelte etwas zurück, aber Cloud stützte sie, bevor sie umfiel.
    „Stimmt etwas nicht?“, hakte er nach.
    „Nein, alles in Ordnung, denke ich.“
    Fluch der Nymphen … der Fluch … gebunden für die Ewigkeit – diese Worte hörte sie in ihrem Kopf flüstern, begleitet von dem Rauschen des Meeres.
    „O nein“, wimmerte sie, und befürchtete das Schlimmste.
    Lola riss ihre Augen auf und wurde gezwungen Onyx anzusehen. Etwas in ihr ließ den Blick nicht von ihm weichen.
    Ihr Herz schlug im Takt der Wellen, die gegen Gestein und Klippen schlugen.
    Plötzlich spürte sie ein Gewicht an ihrem linken Handgelenk. Aus einem hellen Licht, formte sich eine goldene Handfessel, deren Kette zu wachsen begann.
    Sie glitt über den Boden, in die Richtung des fremden jungen Mannes.
    „Nein, bitte nicht. O ihr Götter, bitte nicht.“
    Lola ließ sich umgehend auf die Knie fallen und raffte die Kette. Niemand außer ihr konnte sie anscheinend sehen, deshalb schauten Cloud, Daig und Ferda nicht schlecht, als die Nymphe panisch über den Boden kroch und so tat, als würde sie etwas aufsammeln.
    Lola versuchte den Verlauf der Kette aufzuhalten, aber das war unmöglich. Viel zu schnell wuchs sie und fand ihr Ende am linken Handgelenk von Onyx, wo sie zu einer zweiten Handfessel wurde.
    „Nein, nein, nein“, klagte Lola und ergriff einfach seine Hand. Kniend saß sie vor ihm und versuchte die Fessel zu lösen, aber als sie diese berührte, zersprang sie zu goldenem Staub und verflüchtigte sich.
    Erst jetzt bemerkte sie die seltsame Situation, die sich geschaffen hatte, und zudem Onyx´s seitlichem Blick, der ihr galt.
    „Was wird denn das, wenn´s fertig ist?“, brummelte Onyx und verzog nicht einmal sein Gesicht dabei. Erschrocken ließ Lola seine Hand los und richtete sich wieder auf.
    Die zierliche Wassernymphe sah neben Onyx mindestens genauso verloren aus wie Ferda, auch wenn Lola etwas größer war. Jedoch wurden Nymphen ihrer Art dazu erschaffen, das andere Geschlecht zu verführen, weshalb sich ihr Körperbau von der jungen Halbelbin unterschied. Nur juckte das den Steinmann nicht im Geringsten.
    Onyx´s Blick blieb weiterhin unterkühlt - so wie aus Stein eben.
    „Da wirft sich ihm eine Frau vor die Füße, und er zeigt nicht einmal eine Regung … in seinem Gesicht“, flüsterte Cloud zu Ferda.
    „Was hast du erwartet? Freudensprünge?“
    Daig drängte die beiden augenblicklich zur Seite, und schob zudem noch Lola aus dem Weg.
    „Onyx? Bist du das? Was haben die mit dir gemacht?“
    Die Diskussionen entfachten von Neuem, aber Lola nahm das nur am Rande wahr. Sie betrachtete ihr Handgelenk und versuchte nicht in bitteren Tränen auszubrechen. Sie wusste, was die Kette bedeutete. Ihr Mutter hatte es ihr erzählt, als sie noch klein war. Das ewige Band zwischen einer Nymphe und einem Menschen - wobei Mensch es hier nicht ganz traf.
    Meeresnymphen liebten nur das Meer, aber sollten sie ihr Herz an einen Mann verlieren, so durfte es nur einer sein. Niemals wieder würde ihr Herz einen anderen begehren können. Leider sollte das nicht alles sein. Liebte der Mann sie nicht wieder, oder sie entfernte sich zu weit voneinander, war sie zum Sterben verurteilt. Denn ohne die Liebe zum Meer, oder zu dieser einen Person, konnte eine Nymphe nicht existieren. Wann das alles geschah, lag in den Händen des Schicksals – oder einer geistig umnachteten Göttin. Die Menschen nannten so etwas – Liebe auf den ersten Blick – für Lola hieß das, sollte sie Onyx nicht dazu bringen können, sie binnen eines Mondzyklus ebenfalls zu lieben, war ihr der Tod sicher.
    Levia hätte besser daran getan, wenn sie einen anderen erwählt hätte. Ahtor erschuf diese Bindung absichtlich, für den Fall, dass ihm eine seiner Kreaturen untreu werden würde. Was einst mit einer Nymphe begann, wurde zum Fluch aller Töchter des Meeres

  • Der Blick der Göttin hafteten auf der Wasseroberfläche,


    haftete

    „Hiermit ...“, hallte ihre göttliche Stimme, an den dunklen Mauern ihres Thronsaales, wider. „binde ich dich,


    vor der Fortsetzung der wörtlichen Rede gehört ein Komma.

    Niemand außer sie konnte sie anscheinend sehen,


    ihr

    Daig drängte die beiden augenblicklich zur Seite, und drängte sich zudem noch an Lola vorbei.


    Wiederholung

    Und da gerade an Onyx :rofl: Da will ich mal sehen, wie sie das macht. Bei Cloud hätte sie nur einmal winken brauchen :D

  • Wuaah, Plottwist ^^ und was für einer... Arme Lola, und Levia, die grausame 0.0
    Super Legende mit Ahtor und dem Fluch, und wie selbstverständlich erzählt :thumbup: die Spannung steigt ^^


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Eine sehr witzige Geschichte, ich muss die ganze Zeit grinsen, wenn ich sie lese. Und trotzdem ist sie auch ein bisschen ernst.
    Ich finde es gut, dass du so viele unterschiedliche Wesen aufeinander prallen lässt. Onyx mag ich besonders. Er erscheint mir sehr tiefgründig zu sein. Irgendwie ist er cool. Lola hätte es definitiv schlechter treffen können, aber wahrscheinlich wird es schwer, ihn dazu zu bringen, sie zu lieben.
    Ich freu mich schon auf den nächsten Teil.

    LG Dinteyra

    • Offizieller Beitrag

    Die Gruppe suchte sich einen freien Tisch, nicht nur um die vergangene Zeiten aufzuholen, auch der weitere Weg sollte festgelegt werden. Außerdem stand noch sie Frage offen, ob die plötzlich so schweigsame Wassernymphe mit genommen wurde oder nicht.
    Lola saß geknickt am Tisch, mit ihren Gedanken vollkommen in sich gekehrt, während die anderen darüber entschieden, was nun passieren sollte.
    Ein Wort ergab das andere. Jeder suchte Vor- und Nachteile, aber eine menschenfressende Nymphe war eben kein Haustier.
    Daig schwor, dass Lola noch nie einem Menschen geschadet hatte und sie nicht einmal unter anderen Wassernymphen groß wurde. Sie lebte mit ihrem Vater in einer Schmiede, die wiederum seinen Vater, und dessen Armeen, mit Waffen und Rüstungen ausstattete.
    Lolas Vater war so gesagt der königliche Hofschmied.
    Allerdings wurde gleichauf Daig wieder vorgeworfen, dass Lola keinerlei Kampferfahrung hatte und alle sie beschützen müssten, was ein Klotz am Bein bedeutet hätte.
    Der Einzige, der dazu schwieg war Onyx. Er verwandelte sich in Stein, um den Diskussionen aus dem Weg zu gehen – wie so oft.
    Irgendwann schaffte sie es wieder den anderen zuzuhören und seufzte tief.
    „Ist schon gut, schickt mich nach Hause. Ich kann verstehen, wenn ihr ein Monster wie mich nicht mitnehmen wollt. Ich wollte mich auch nicht mitnehmen.“
    Daraufhin schwieg jeder. Lolas bekümmertes Gesicht erregte Mitleid.
    „Naja, so haben wir das auch wieder nicht gemeint“, murmelte Ferda, die fast schon vergessen hatte, dass die Person am Tisch saß, über die sie sprachen.
    „Nein, ich verstehe das wirklich. Ich gehöre einer Rasse an, die keiner so wirklich um sich haben möchte. Jeder sieht nur das Monster in mir, es war eine dumme Idee meines Vaters, der nicht wollte, dass ich in einer Schmiede versauere, allerdings hat er vergessen, dass Wassernymphen nicht unbedingt gesellschaftsfähig sind.“
    Daig verschränkte wütend seine Arme vor sich und lehnte sich in seinen Stuhl zurück.
    „Da habt ihr es, ihr Rassisten“, schimpfte er. Doch plötzlich geschah etwas unerwartetes. Onyx nahm wieder seine normale Gestalt an und sah Lola skeptisch von der Seite an.
    „Wie nehmen sie mit!“, sagte er.
    „Was?“, fragte Ferda.
    „Willst du mit uns reisen?“, wandte sich Onyx fragend an Lola.
    „Äh, ja“, stotterte sie unsicher.
    „Dann steht es drei gegen zwei. Die Mehrheit hat entscheiden.“
    Onyx stand daraufhin auf und lief zum Wirt, um sich ein Zimmer geben zu lassen. Alle anderen, außer Lola, seufzten. Sie sahen ihm einen Moment nach, bis er im oberen Stockwerk verschwand.
    „Kannst du kochen und den Abwasch erledigen?“, fragte Cloud vorlaut und Lola drehte sich sichtlich überrascht um.
    „Wie? Natürlich kann ich kochen und saubermachen.“
    „Großartig, dann werden das deine Aufgaben sein, wenn du nicht kämpfen kannst.“
    „Kannst du die Männer nur hypnotisieren, wenn es um Gold geht oder kannst du sie auch zum Kochen bringen und so beeinflussen, dass sie den Abwasch erledigen?“, fragte daraufhin Ferda.
    „Ja, könnte ich. Warum?“
    „Warum hast du das nicht gleich gesagt“, posaunte Ferda lautstark lachend heraus. „Da hätte ich doch gleich für dich gestimmt.“
    „Ihr seid solche Idioten“, antwortete Daig und schämte sich für seine Familie.
    Somit war es beschlossen. Lola durfte mit ihnen kommen, aber sie unterschätzten die Nymphe. Die Rasse diese Frauen war alles andere als schutzlos. Sie hätten wohl kaum die Zeiten überdauert, wenn sie schwache Wesen gewesen wären – nur dachte keiner so weit. Allerdings wusste Lola selbst nicht, welche Mächte in ihr schlummerten. Eines verriet ihre Mutter ihr nie, ebenso ihr Vater nicht, nämlich das, von wem sie abstammte. Bevor sie abreiste, nahm ihr Vater lediglich Daig zur Seite und bat ihn, ein Auge auf Lola zu werfen.
    Die Unterhaltungen nahmen schnell wieder andere Formen an. Daig und Cloud lechzten nach den Abenteuern und den stillen Eroberungen, die sich vorgenommen hatten. Ferda hingegen schwieg und beobachtete Lola von der Seite.
    „Warum kann ich nicht mehr sehen, was in deinem Kopf vor sich geht? Vorhin ging es noch“, fragte dann das Orakel schlussendlich.
    „Weil ich es nicht will. Du bist als Orakel mächtig, aber meine Gedanken gehören mir und wir Wassernymphen unterliegen deiner weltlichen Kräfte nicht, wenn es um Manipulation geht. Dahingehend sind wir ebenbürtig“, antwortete Lola lächelnd. Ferda verstand. Lola konnte sich auf natürliche Weise sperren. - Hätte sie allerdings gewusst, was sich in Lolas Gedanken abspielte, dann wäre es erst richtig peinlich geworden. Das übermütige Orakel hätte die arme junge Frau doch gleich mit Schwägerin angesprochen.
    Es wurde ruhiger, die Unterhaltungen klangen aus und jeder war müde. Cloud besorgte die Zimmer. Der alte Knauserich nahm allerdings nur zwei. Er und Daig teilten sich ein Zimmer, wie auch Lola und Ferda. Das Orakel befürchtete kein Auge zuzumachen mit einer Nymphe im Nachbarbett, aber sie riss sich zusammen. So bettete sich jeder zum Schlaf, um am nächsten Morgen gestärkt die Wanderung anzutreten.

  • Unter dem Gewicht des Steinmannes brach der Stuhl natürlich zusammen, er aber wurde ja zur Statue, daher hing er sitzend in der Luft. Für alle ein gewohnter Anblick, außer für Lola, die diesen Zustand äußerst seltsam fand, aber da es die anderen ignorierten, versuchte sie keine übermäßigen Fragen zu stellen.


    Da muss ich jetzt leider einmal den Physikstudenten raushängen lassen. Das funktioniert so nicht. Wenn Onyx sich setzt, dann heißt das, dass eine Kraft nach unten wirkt. Der Stuhl hingegen wirkt ebenso eine Kraft auf Onyx aus in die andere Richtung aus, um zu verhindern, dass selbiger zu Boden fällt. Da Onyx Kraft nun viel grßer ist als die des Stuhls, bricht dieser zusammen. Das heißt, ex existiert keine Kraft mehr, die verhindert, dass Onyx auf den Hintern fällt, er kann also unmöglich stehen bleiben, denn wenn er das tun würde, würde der Stuhl nicht brechen, weil er in einem Zustand, in dem er ohne den Stuhl in sitzender Haltung verharren kann, auch keine Kraft auf den Stuhl ausübt.
    So lustig die Situation auch ist, die Physik spielt hier leider den Spielverderber :P ... wie so oft ^^

    Vorhin hing es noch“, fragte dann das Orakel schlussendlich.


    Meinst du nicht "ging" :huh:

    Cloud besorgte noch einmal zwei Zimmer. Der alte Knauserich nahm allerdings nur zwei.


    Das ist vom Sinn her doppelt gemoppelt, weil du die Anzahl bereits erwähnt hast. Besser wäre es, im ersten Teil die Anzahl wegzulassen, dann kommt der zweite Satz besser zur Geltung.

    • Offizieller Beitrag

    Alopex Lagopus: Die Szene ist verändert worden, bzw. gestrichen, dass hatte ich mir ganz ehlich auch schon gedacht, vor allem da die Szene zugefügt wurde. - Nachträglich, ist wieder raus :D
    Die Wiederholung auch :D
    Das kommt davon, wenn man totmüde etwas schreiben will :rofl:

  • Ach die arme Lola, das ist echt mies wenn die Leute so über einen reden und sie sitzt dann auch noch direkt daneben! :thumbdown:
    Ich finde den Teil wirklich gut, besonders da man mehr über Lola und sie erfährt, zB dass sie ihre Gedanken sperren kann...
    Das mit dem Stuhl habe ich auch bemerkt, gut dass du das wider raus genommen hast :D
    Schreib ganz schnell weiter :)

    Spring - und lass dir auf dem Weg nach unten Flügel wachsen ~R.B

    Sometimes you have to be your own hero.

  • Jennagon: Wie gesagt, die Idee ist lustig und auch die anschließende Situation - aber die Physik macht eben nicht mit ^^ Er kann natürlich mit dem Stuhl zusammenbrechen und sich dann verwirrt auf dem Boden wiederfinden, das wäre das höchste der Gefühle - leider hat das nicht dieselbe Wirkung ^^

    • Offizieller Beitrag

    Alopex Lagopus: Nee schon in Ordnung,... gibt später lustigere Situs, dass es auf die EINE nicht ankommt. Sach ja, Freitags, nach nem 11 Std. Tag soooollte ich nimmer schreiben,... da setzt selbst die Physik aus ;)
    Da können Schweine fliegen und Tauben suhlen sich im Schlamm

  • Super Story. Interessant, abwechslungsreich und zum totlachen. :thumbsup:
    Die Charas sind super und ich mag sie alle total gerne. :D
    Am besten sind aber immer noch die ganzen Beleidigungen. :rofl:
    Bitte mach weiter so. :thumbup:

    • Offizieller Beitrag

    Die Männer schliefen, aber die Frauen waren wach. Ferda hatte sich die Decke bis zu Nase gezogen und beobachtete Lola im Schein des Vollmondes, der hell am Himmel thronte. Lola lag auch im Bett, mit dem Gesicht der Decke zugewandt. Sie dachte angestrengt nach und verfiel in Kummer.
    Bis zum nächsten Vollmond hatte sie Zeit, ein steinernes Herz für sich zu gewinnen. Schwer seufzend drehte sie sich zu Ferda um und sah diese an.
    Dem Orakel blieb fast das Herz stehen, als die Wassernymphe so zu ihr hinüber stierte.
    War nun der Moment gekommen, wo Lola Ferda fressen würde? Nein, natürlich nicht, aber sie machte sich trotzdem fast ins Nachthemd. Sie fühlte sich, als wenn eines der Monster, welche sie immer unter ihrem Bett vermutete, lebendig geworden war und sich selbst zu einer Übernachtungsparty eingeladen hatte.
    Sie missbrauchte in diesem Moment einmal ihre Kräfte, um einen kurzen Blick in die Zukunft zu werfen und versteckte ihre dadurch hell leuchtenden Augen unter der Bettdecke. Beruhigt atmete sie aus, als sie sah, dass sie in dieser Nacht nicht sterben würde. Grund genug, um die Augen zu schließen und endlich zu schlafen.
    Lola stand just in diesem Moment auf und lief zum Fenster, was sich zwischen ihren Betten befand.
    Nachdenklich lehnte sie sich auf den hölzernen Vorsprung und sah nach draußen.
    „Mutter“, flüsterte sie leise und berührte mit ihrer flachen Hand die Scheibe. Ferda sah bekümmert zu ihr. Sie musste kein Orakel sein, um zu merken, dass Lola irgendetwas traurig machte.
    Stillschweigend wandte sich die Nymphe wieder ab und legte sich hin. Bei einem Blick ans Fenster, hätte Ferda schwören können, sie sah wie Lolas Handabdruck kurz aufleuchtete, ehe dieser wieder verschwand.
    Sicher darüber, dass sie sich geirrt hatte, versank Ferda im Schlaf, genauso wie Lola, bis der Morgen graute. - Grauen stimmt sogar. Der Himmel war bedeckt und es regnete ununterbrochen.


    „Na großartig“, maulte Cloud, als er das Wetter sah. „Hatte hier nicht jemand Sonnenschein vorausgesagt?“
    Ferda schaute grimmig. Sie alle standen vor der Schenke und sahen in den Himmel, der voller Wolken hing.
    „Die Sonne sollte auch scheinen, aber das dumme an der Zukunft ist, dass sie noch nicht stattgefunden hat, du Lackaffe. Sie kann sich also immer wieder ändern“, rechtfertigte sich das Orakel lautstark.
    „Es ist doch bloß Wasser“, kommentierte Lola schüchtern von der Seite und verstand den Missmut nicht.
    Alle sahen sie an und erst da fiel ihnen auf, welch befremdliches Aussehen Lola hatte. - Befremdlich, und das bei dieser Gruppe, dass ich nicht lache. Mit der Nymphe an Bord, sahen sie allmählich aus, wie ein untalentierter Wanderzirkus.
    Im Kerzenschein der Schenke wirkte ihr Aussehen sanft, aber im Tageslicht erschien ihre Haut blass, schimmerte wie weiße Perlen, ihr Haar war schwarz und ihre Augen besaßen das leuchtende Blau des Meeres.
    „Sah sie schon gestern so aus?“, fragte Ferda Daig, der sie ja schon länger kannte.
    „Ja … ich denke schon. Warum?“
    „Sie ist wunderschön …“, murmelte Cloud betört und grinste wie ein betrunkener Seemann.
    „Hmrrr“, knurrte Onyx gelangweilt und ergriff den verträumten Cloud am Kragen, um ihn dann voraus zu schubsen.
    „Für so etwas haben wir keine Zeit, Vetter. Hol das Körbchen, na los“, befahl er ihm und sah dann fordernd zu Daig, der plötzlich schmollend dastand.
    „Ihr wisst ja gar nicht, wie demütigend das jedes mal ist.“
    Daig konnte, wie zuvor erwähnt, seine Gestalt ändern. Daher benutzen sie ihn oft als übergroßes Reittier. Was Onyx mit Körbchen meinte, war eigentlich ein riesiger geflochtener Korb, der so groß war, dass er mindestens fünfzehn Personen Platz bot. Zu viert konnten sie sogar alle darin schlafen und ihre Beine ausstrecken. Vor Regen schützte ein einfaches Schilfdach, was leichter war, als wenn es aus Holz bestanden hätte. Allerdings fühlte sich der Drache damit förmlich kastriert.
    „Ich bin doch kein Pferd. Es heißt schließlich Wanderung und nicht Rundflug … Wanderung!“, beschwerte sich der junge Drache weiter, aber es nutzte nichts. Die gefährliche Reise sollte im schwarzen Wald beginnen. Das waren mehrere Wochen Fußmarsch von dort, daher sollte er sie alle dort hinbringen.

  • Anfangs hatte ich etwas Schwierigkeiten mit der Geschichte, weil ich den Erzähler sehr dominant fand. Aber inzwischen amüsiert sie mich köstlich :thumbsup: . Ich mag Ferda. :D

    „Kannst du die Männer nur hypnotisieren, wenn es um Gold geht oder kannst du sie auch zum Kochen bringen und so beeinflussen, dass sie den Abwasch erledigen?“, fragte daraufhin Ferda.
    „Ja, könnte ich. Warum?“
    „Warum hast du das nicht gleich gesagt“, posaunte Ferda lautstark lachend heraus. „Da hätte ich doch gleich für dich gestimmt.“


    Da hat sie mich im Sturm erobert :rofl:

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Haha, Daig als Reittier. Dieser bunte Haufen ist wirklich köstlich. Mach bitte schnell weiter :thumbsup:

  • Himmel, das wird immer besser :D Ferda ist nach Onyx glaubs mein zweitliebster Charakter... und mit Daig als Reittier hätte ich jetzt wirklich nie gerechnet ^^ top, weiter!


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    • Offizieller Beitrag

    Alle warteten auf Cloud, der nach Minuten immer noch nicht mit dem Reisekorb zurückkam.
    Sie sahen um die Schenke herum, wo er stand und da stand er noch. Genau so wie Daig ihn von sich geworfen hatte, als er zusammen mit Lola ankam. Der kräftige Schwertkämpfer Cloud, zerrte an den Seilen des Korbes, aber er bewegte ihn keinen Millimeter.
    „Schaffst du es oder sollen wir dir helfen?“, rief Ferda amüsiert, während Daig anfing zu lachen.
    „Das ist ganz schön gemein, das Ding zieht doch niemand außer Daig in seiner Drachengestalt“, murmelte Lola mitleidig.
    „Das nutzt uns aber nichts, denn die Drachenarme sind zu kurz, als dass er sich den Korb selbst umlegen könnte. Das ist der Nachteil, wenn einem kein Hofstaat zur Verfügung steht wie sonst“, sprach Onyx leise mit kalter Stimme. Lola stimmte ihm zu, während die sich nur traute, den weißhaarigen Halbelben von der Seite anzusehen.
    Plötzlich rieb er sich in den Händen und nahm seinen Sichelhammer vom Rücken.
    „Hör auf, Cloud. Dann müssen wir eben einen anderen Weg finden. Wir nageln einfach ein paar Sitzbretter zwischen seine Schuppen, das geht auch.“
    „Untersteh´dich, Ferda!“, blökte Daig.
    „Verwandle dich, ich regle den Rest!“, befahl Onyx und lief zum Korb.
    Daig nickte und stellte sich in die Mitte des Platzes. Er spannte umgehend seinen Körper an. Mit geschlossenen Augen atmete er konzentriert ein und aus, als plötzlich Rauch durch seine Nase drang. Zwischen den Rauchschwaden wuchs sein Körper. Aus Händen wurden Klauen, aus dem Haar bildeten sich riesige fächerartige Schuppen und zwei mächtige Hörner auf seinem Haupt, der zeitgleich zum Drachenkopf wurde. Er überragte als Drache die Schenke und der Boden vibrierte, als er einige Schritte beiseite machte.
    Seine bläulich grüne Farbe verriet, dass er von Eisdrachen abstammte. Die Rasse, deren Flammen nicht heiß, sondern so kalt waren, dass sie Haut damit ebenfalls vollständig – verbrennen – konnten. Sie froren ihre Gegner ein und zertrampelten ihre eiskalten Leiber, bis nur noch Staub übrig blieb.
    Beeindruckt starrten sie Daig an, dessen Stimme auf einmal einiges tiefer und dunkler klang.
    Onyx stellte sich derweil neben Cloud, der immer noch verzweifelt an den Seilen zog.
    „Ich schaffe das schon, Onyx, kein Problem“, stöhnte er.
    „Tue dir nicht weh, ich mach das schon.“
    Onyx zog Cloud aus dem Weg und knackste mit seinen Fingergelenken.
    „Vergiss es, Onyx, das Ding lässt sich nicht ziehen. Wir müssen alle anpacken, ansonsten wird das nichts“, wandte Cloud keuchend ein und war am Ende seiner Kräfte angekommen.
    „Wenn sich etwas nicht ziehen lässt, dann drücke ich es eben dort hin, wo es hin soll.“
    Onyx stellte sich hinter den großen Korb, stemmte seine Hände dagegen und atmete tief durch.
    Cloud lief geknickt zu den anderen und betrachtete auch erstmal seinen Cousin, der wirklich noch einiges draufgelegt hatte, seitdem er ihn zuletzt in dieser Gestalt sah. Lola beobachtete alles voller Faszination. Sie hatte sich Daig noch niemals verwandeln sehen, auch wenn sie seine Drachengestalt kannte, und dann war da Onyx, der anfing kraftvoll gegen den Korb zu drücken. Zuerst tat sich nichts, wo die anderen schon anfingen zu überlegen, wie sie das schaffen sollten. Doch dann hörten sie den Korb langsam über den trockenen Erdboden rutschen. Onyx knurrte und mobilisierte all seine Kräfte. Seine Muskeln pulsierten wie die eines jungen Hengstes, seine Nasenflügel bebte und er behielt die tief eingeatmete Luft in seinen Lungen.
    „Er ist … er ist ...“, stotterte Lola beeindruckt.
    „Ein Arsch!“, sagt Cloud.
    „Er ist stark!“, beendete Lola ihren Satz und Ferda lachte.
    „Ja, wir alle haben unterschiedliche Talente. Onyx ist ein starkes Bürschchen, Daig … das erübrigt sich von selbst, ich bin das Orakel, Wahrsagerin, Medium, das Sprachrohr der Götter und Geister, auserwählt ihren Willen Kund zu tun und Cloud, ja Cloud ist nicht nur ein hitziges Kerlchen, sondern auch sehr schnell. Manchmal denke ich, die Götter haben uns absichtlich so erschaffen, damit wir uns ergänzen, aber natürlich weiß ich, dass das nur alberner Aberglaube ist.“
    Cloud lehnte sich süffisant grinsend in Lolas Blickrichtung und sah sie an, während ihre Augen nicht von Onyx wichen.
    „Ich bin natürlich nicht in allem schnell, ich habe nur flinke Hände, ich meine beim Schwertkampf. Ansonsten bin ich schon eher der Gentleman, wenn du verstehst“, erklärte er sich und kassierte umgehend einen Tritt von Ferda aus dem Hintergrund.
    „Das interessiert hier niemanden, du Vollpfosten!“
    „Aua.“
    Lola beobachtete weiter den Steinmann, und wie er den Korb zu Daig schob. Unter ihrem Blick, der sich von Cloud nicht beirren ließ, brach plötzlich der Himmel ein Stück weit auf und tauchte Onyx in einen Sonnenstrahl.
    „Na klar, ihr Götter, setzt den stummen Steinkerl noch in Szene“, beschwerte sich Cloud, als er seinen Cousin so heldenhaft sah.
    Bei Daig angekommen, legte sich dieser flach auf den Boden, damit Onyx die Seile über ihn werfen konnte. Im gleichen Moment lief Lola auf sie zu, um auf der anderen Seite, die dicken Seile in Empfang zu nehmen, die jetzt unter Daigs Bauch ineinander verkeilt werden mussten. Dazu befanden sich an deren Enden metallische Haken, vergleichbar mit dem Verschluss eines Büstenhalters, damit der Korb nicht von seinem Rücken rutschte. - Der Rückenhalter für den modernen Flugdrachen.
    Vier Seile, zwei auf jeder Seite mit den passenden Gegenstücken.
    „Was machst du da, geh zur Seite“, sagte Onyx zu der jungen Nymphe, aber diese dachte nicht daran.
    „Ich will dir helfen, du musst das ja nicht alles alleine machen. Ich bin nicht so schwach, wie ich aussehe“, dementierte sie und rückte die Seile in Position als Onyx um Daig herumgelaufen kam.
    „Wenn du meinst, sag aber nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“
    Onyx wickelte die Seile um seine Arme und zog den Korb auf Daigs Rücken, während dieser etwas aufstand.
    „Geht es?“, fragte Daig mit brummender Stimme und Lola lief unter ihn, um die anderen Seile Onyx näher zu bringen.
    „Klar, warte einen Moment“, rief sie und zerrte mit aller Kraft. Als sich der Korb mittig auf Daigs Rücken befand, lief auch Onyx unter Daig und streckte Lola die anderen Enden entgegen.
    Da die Seile sehr eng an Daigs Bauch saßen, war das ineinander verkeilen noch einmal ein wahrer Kraftakt.
    „Ich setzte drei Goldstücke gegen sie“, wettete Cloud und Ferda rieb sich nachdenklich ihr Kinn.
    „Nee, ich denke die schaffen das. Also drei Goldstücke für sie. Außerdem … das Meer und seine steinerne Brandung, das nenne ich doch mal eine interessante Konstellation.“
    „Feuer und Wasser passen viel besser zusammen“, erwiderte Cloud lautstark.
    Ferda wandte sich ihrem Cousin zu, dabei verriet ihr mürrischer Blick schon alles.
    „Feuer erstickt im Wasser, du Holzkopf. Mit was löscht man wohl Brände? Sicherlich nicht mit Wind. Aber jeder, der schon mal die Klippen von Tintra gesehen hat weiß, dass nur eines den kraftvollen Wellen des Meeres standhalten kann und das beginnt mit S.“
    „Seegras“, Cloud.
    „Stein, Cloud, Stein. Klippen bestehen aus Stein, nicht aus Seegras, du Arsch mit Ohren. Du hast auch nur deinen Kopf auf dem Hals, damit es nicht reinregnet“, keifte das kleine Orakel.

  • Jaaa, lass sie fliegen *.* und weeeehe, Daig legt den beiden Steine in den Weg X( Lola scheint schliesslich recht schnell warm zu werden mit dem Steinmann :D


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    - Twelve

  • Onyx wird seit Lolas Auftauchen ja richtig gesprächig. 8o Coole Truppe :thumbsup: .

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • voll niedlich *-* Die beiden werden bestimmt ein richtiges Traumpaar :love: Und Daig soll mal schön den Mund halten, er ist erstens viel zu dumm für Lola und zweitens gönne ich es Onyx einfach :)
    Aber mein absoluter Liebling ist noch immer Freda, sie hat einfach was 8o Sie ist echt zum todlachen :rofl:

    Spring - und lass dir auf dem Weg nach unten Flügel wachsen ~R.B

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