Die eisigen Kinder [Arbeitstitel]

Es gibt 107 Antworten in diesem Thema, welches 26.584 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (22. September 2018 um 15:21) ist von Kelamith.

  • Mehr Kritik? Kannste haben :D Von mir gibt es allerdings nur positive. Ernsthaft, dein Schreibstil ist mitreißend, meist fehlerfrei und ich finde keine Formsachen wie Wiederholunge, Tautolgien, Füllwörter, etc. Auch keine Kleinigkeiten. Deine Geschichte ist wwirklich spannend geschrieben und ich lese mit Begeisterung :thumbup: Du kannst dir ruhig ein wenig mehr Selbstvertrauen gönnen :thumbsup: (Und ja, ich weiß, dass das manchmal schwer ist :P )

    Fluchspalter! 8o Der Name ist echt super. Sowieso hast du mit Tiu einen interessanten Charakter geschaffen, der ganz dreist diesen dürren auf den Boden herumkriechenden Priestergestalten wiederspricht, die in einem Kampf nur betend oder heilend am Rand stehen. Wirklich cool 8)

  • Danke Alo. Ich muss zugeben, dass ich bei Tiu immer richtung Vikinger oder Germanen denk :D (Gut, der Name geht ja auch schon in die Richtung)

    Und weiter:


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    Doch ehe er zu einer Entscheidung gekommen war, hatte Albert den Frostvater erreicht. Das Schwert noch immer auf sein Gesicht richtend, streckte er die andere Hand samt der ungewöhnlichen Kette nach den Armen des bulligen Mannes aus.
    Schicksalsergeben hob dieser die Handgelenke.
    Der Inquisitor musste die Hand, welche sein Schwert hielt, zu Hilfe nehmen, um die Kette befestigen zu können.
    Kaum hatte er die Spitze der Waffe gesenkt, griffen die eben noch willfährig erhobenen Hände zu. Einen Bruchteil zu spät erkannte Albert, dass er einen Fehler begangen hatte. Er versuchte zuzustoßen, doch das Handgelenk seines Waffenarmes befand sich bereits im eisernen Griff des Priesters. Die freie Hand, zur Faust geballt, hämmerte dieser in die Magengrube seines Gegners. Der keuchte mit zusammengebissenen Zähnen und krümmte sich, doch auch er hatte die Freiheit seiner zweiten Hand genutzt. Martin sah das Blitzen von Stahl, als er mit dem Dolch ausholte.
    Tiu hatte die Gefahr ebenfalls erkannt, war jedoch nicht mehr in der Lage den Stoß abzuwehren und konnte lediglich erschüttert zusehen, wie sich die Waffe in glänzendem Bogen auf seine Rippen zubewegte.
    Stahl traf auf Fleisch.
    Und hinterließ eine blutige Schneise, als der Dolch fingerbreittief durch Tius Seite schnitt.
    Martin hatte seine Schockstarre abgeschüttelt gehabt und sich in vollem Lauf auf den Peiniger seines Meisters geschmissen.
    Ungläubig schaute dieser auf, als die schwere Faust des Frostvaters gegen seinen Schädel schlug und ihn zu Boden schickte, wo er liegen blieb.
    Kaum war dies geschehen, drehte sich Martin zu dem Großinquisitor um. Dieser stand seelenruhig am Fenster und zielte mit einer winzigen Armbrust, die er irgendwo aus den Tiefen seines Mantels zu Tage gefördert haben musste, auf ihn und Tiu.
    Ein süffisantes Grinsen auf den Lippen, meinte von Gellenstein: „Junge, wenn du so freundlich wärst, deinem Meister diese hübsche Kette umzulegen. Es muss zu keinem weiteren Blutvergießen kommen. Ohnehin sind eure Chancen, lebendig aus der Burg zu entkommen, äußerst gering.“
    Zögerlich hob Martin die rötliche Kette auf. Er wollte dies nicht tun, doch was hatte er für eine Wahl?
    Kaum streifte das Metall die Haut des Frostvaters, drehten sich seine Augen noch oben und er kippte nach hinten.
    Strahlend weißes Licht, kälter als ein Wintersturm, brach aus Tius Augen und blendete Martin.
    Langsam, wie gegen einen anfänglichen Widerstand, öffnete sich sein Mund. Auch aus diesem schimmerte das unnatürliche Licht und erhellte nun den gesamten Raum. Der Körper des Frostvaters richtete sich schnurgerade auf und begann dann damit, sich vom Boden zu lösen.
    Martin taumelte erschrocken zurück. Was war das? Hatte er das ausgelöst?
    „Narren seid ihr, allesamt!“, grollte eine Stimme, tief wie die nördlichen Ozeane und allumfassend wie die Strahlen der Sonne.
    Zeitgleich peitschte eisiger Wind durch das Zimmer und wirbelte einen Stapel Papiere umher. Weder Martin noch von Gellenstein rührten sich, obwohl dieser weiterhin auf die Brust des Priesters zielte.
    „Schlachtet euch gegenseitig ab, wie die Barbaren des Südens“, fuhr die Stimme aus Tius Mund ungehalten fort, „während euer wahrer Feind seinen nächsten Schachzug plant. Ich werde nicht dulden, was Ihr von meinem Gefäß verlangt, Hexenjäger. Doch ich werde auch nicht dulden, dass dieser Feind weiterhin sein Unwesen treibt. Hört meine Worte:“
    Martin war perplex. "Was war das?", fragte er sich wieder.
    Auch der Großinquisitor schien nervös. Unruhig lag seine Hand auf dem Knauf seines Schwertes und Martin glaubte, ein leises, entnervtes „Das kann doch nicht wahr sein … “ zu hören.
    Ohne auf die Gefühlslage ihres Auditoriums zu achten, fuhr die Stimme fort:

    „Wo Nedyas Schwert die Erde spaltet, beginnt eure Suche.
    Findet den Schimmer in der Dunkelheit,
    Und erkennt den Schatten.
    Doch beeilt euch, denn wenn sich die Dunkelheit fünfmal senkt,
    wenn alte Worte schweigen
    und stumpfe Eisen schneiden,
    brechen sieben Schlüssel,
    sieben Schlösser,
    und der Körper rote Glut verlischt.“

    „Was bedeutet das?“, brach es aus Martin heraus, doch es war zu spät.
    Das Leuchten war verloschen und Tius Körper sackte auf den Boden, wo er reglos liegen blieb.

    Einmal editiert, zuletzt von Kelamith (17. Juli 2014 um 18:45)

  • So, diesmal hab ich ein paar Kleinigkeiten gefunden ^^

    Zitat

    Der Inquisitor musste die Hand welche sein Schwert hielt zu Hilfe nehmen, um die Kette befestigen zu können.


    Das ist ein eingeschobener Nebensatz, der gehört durch zwei Kommata abgetrennt.

    Zitat

    Der keuchte mit zusammengebissenen Zähnen und krümmte sich, doch auch er hatte die Freiheit seiner zweiten Hand genutzt und Martin sah das blitzen von Stahl, als er mit dem Dolch ausholte.


    Wiederholung, das Blitzen.

    Zitat

    „Schlachtet euch gegenseitig ab, wie die Barbaren des Südens“, fuhr die Stimme aus Tius Mund ungehalten fort, „Während euer wahrer Feind seinen nächsten Schachzug plant.


    klein, da fängt ja kein neuer Satz an.

    Sieh an, sieh an, da mischt jetzt ein höheres Wesen mit. Tiu ist also nur ein Gefäß :D Trägt er seinen Gott etwa mit sich herum, oder doch ein völlig anderes Wesen? Es bleibt spannend :thumbup:

  • Hoi, mit orakelnder Götterstimme - anscheinend sollen die beiden zusammenarbeiten? Trotz schlechtem Betriebsklima? Guter Teil :thumbsup:
    Und ich freu mich, dass Albert was aufs Haupt bekommen hat, den kann ich nämlich nicht leiden :D .

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Und weiter:

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    Quälende Sekunden verstrichen und Martin begann, sich ernsthafte Sorgen zu machen.
    Was, wenn sein Meister tot war? Er nie mehr aufwachen würde?
    Er wäre alleine. Zurück zu seinen Eltern konnte er nicht. Er wäre ihnen eine Bürde, die sie nicht würden tragen können. Außerdem erhob der Orden der Frostväter Anspruch auf ihn. Er würde einen neuen Meister bekommen, schlimmstenfalls sogar die Stadt wechseln müssen.
    Martin war neben dem alten Mann in die Knie gegangen und legte ihm behutsam die Hand auf die Stirn. Zu seiner Überraschung war diese eiskalt, doch die Wärme kehrte langsam zurück.
    Auch von Gellenstein war in die Knie gegangen und griff unbemerkt nach der metallenen Fessel. Gerade, als er sie in der Hand hielt, schlug der Priester die Augen auf.
    „Darauf hätte ich gut verzichten können“, brummelte er und rieb sich den kahlen Schädel.
    Mit Martins Hilfe setzte er sich mühsam auf. Dann fiel sein Blick auf den Großinquisitor, der mit der Kette in der Hand und gezogenem Schwert näher kam.
    „Ihr wisst, dass ich nun in der Hierarchie über Euch stehe, von Gellenstein.“
    Es war keine Frage und Tiu starrte dem Großinquisitor eisern in die Augen.
    „Mhhm ja, formal gesehen habt Ihr vermutlich recht … ein Avatar … dass so etwas aber auch immer zu den ungünstigsten Zeiten geschehen muss. Ein Glück, dass keiner außer uns von diesem ganzen Fiasko hier oben etwas mitbekommen hat.“
    Ungläubig blinzelte der Frostvater.
    „Ihr wollt Euch gegen den Befehl eines Gottes stellen? Ihr wart seit jeher blasphemischer Abschaum, aber das ist selbst für Eure Verhältnisse gewagt.“
    „Ihr verletzt mich, ehrwürdiger Frostvater“, erwiderte der Großinquisitor mit gekränkter Stimme, „außerdem hat euer Gott nie verlangt, dass Euch nichts geschieht.“
    Martin war verwundert. Hatte tatsächlich ein Gott gesprochen? War es am Ende vielleicht Hrímnir selbst gewesen, der durch seinen Meister gewirkt hatte?
    „Ihr versteht weder Hrímnirs Worte, noch seine Taten. Es ist ein Wunder, dass er sich überhaupt dazu herablässt, in Eurer Gegenwart zu erscheinen. Ihr sprecht mit der Stimme des Königs, doch der König dient den Göttern. Und ich spreche mit der Stimme eines Gottes.“
    Von Gellenstein zuckte abwertend mit den Schultern.
    „Der Einfluss der Götter wird überbewertet. Und ich bin sicher, da stimmt mir der König zu.“
    „Zum Glück konnte ich etwas von Hrímnirs Kraft in mir halten, um Eure Worte zu widerlegen“, knurrte Tiu und stieß die Hände kraftvoll vor sich.
    Ein tosender Blizzard entsprang aus dem Nirgendwo und hüllte das gesamte Zimmer in ein einziges weißes Chaos. Beinahe augenblicklich begann Martin zu zittern, doch eine kräftige Faust packte ihn am Kragen und schleppte ihn quer durch den Raum.
    Das anhaltende Schneetreiben war so dicht, dass man die Hand vor Augen nicht sehen konnte. Martin hörte das Klicken einer Tür, doch noch immer konnte er nichts sehen und auch sein Gehör litt unter dem tosenden Wind.
    Anscheinend folgte der Schneesturm ihnen auf ihrem Weg durch die Burg. Martin wurde regelrecht durch die Korridore geschleift und fühlte sich mittlerweile wie ein Sack Kartoffeln, der vom Bauern zum Markt getragen wurde. Nichtsdestotrotz bemühte er sich, seinem Führer, von dem er annahm, dass es sich um seinen Meister handelte, so gut es ging hinterher zu stolpern.
    Da die Temperatur beständig kalt blieb, konnte er nicht sagen, wann sie das Gebäude verlassen hatten, doch nach einer ganzen Weile, während der der Sturm um sie her immer schwächer wurde, gelangten sie an den alten Mischwald nahe der Stadt, den Martin von seinen zahlreichen Streifzügen hierher gut kannte. Inzwischen konnte er erkennen, dass es sich bei der Person vor ihm tatsächlich um Frostvater Tiu handelte.
    Dieser schob ihn unter das dichte Blätterdach und sank dann keuchend auf den Boden, wo er sich gegen einen Baumstamm lehnte.
    Martin stellte entsetzt fest, dass an den zitternden Händen seines Meisters offene, nässende Stellen zu sehen waren.
    „Glotz nicht so blöde“, brummte der.
    „Mein ganzer Körper sieht so aus.“ Erst jetzt fiel Martin auf, dass auch Tius Kopf solche Wunden aufwies. Bisher hatte er den Blick nicht von den entstellten Händen wenden können.
    „Was ist das, Meister? Ist das eine Rache des Inquisitors?“, wollte er wissen, während er versuchte, sich Wärme in die fröstelnden Glieder zu massieren.

    Einmal editiert, zuletzt von Kelamith (19. Juli 2014 um 11:26)

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    Mit Martins Hilfe setzte er sich Mühsam auf.


    klein

    Ein Glück, dass keiner außer uns von diesem Ganzen Fiasko hier oben etwas mitbekommen hat.“


    klein

    Ihr wollt euch gegen den Befehl eines Gottes stellen? Ihr wart seit jeher blasphemischer Abschaum, aber das ist selbst für eure Verhältnisse gewagt.“


    groß

    Zum Glück konnte ich etwas von Hrímnirs Kraft in mir halten, um eure Worte zu widerlegen“,


    groß


    Das hat mich jetzt überrascht. Von Gellenstein wirkte so überlegen - schön, dass Tiu noch ein As im Ärmel hatte. :thumbsup:

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Interessanter Ausgang der Konfrontation. Das mit dem verdeckenden Schneesturm war ein ziemlich cooles Fluchtmanöver :thumbsup: Mehr bitte :thumbsup:

    • Offizieller Beitrag

    Der Kampf war klasse :D
    Und da hätten wir es mal wieder ... die Götter können nicht ihren Mund halten.
    Zudem kam der Ausgang überraschend und ich muss Fuchsi zustimmen... so ein Schneesturm - schlechte Sicht, schweres Vorankommen... - das bietet doch genug Platz für eine .... ;)

  • Nachdem von mir jetzt so lange nichts kam, diesmal leider auch nicht wirklich viel.

    Spoiler anzeigen

    „Nein du Dummkopf. Das ist der Preis, den ich für die Kraft eines Gottes zahlen musste. Zum Glück war es nur ein Bruchteil seiner Macht“,
    grummelte der Frostvater noch, dann fiel sein Kopf zur Seite und er begann leise zu schnarchen. Besorgt sah sich Martin um, als erwarte er, dass das Geräusch irgendwelche Häscher auf sie aufmerksam gemacht hatte, doch der Wald surrte vor Geräuschen.
    Die Frühlingssonne hatte unter seinen Bewohnern eine rege Betriebsamkeit ausgelöst und so gab sich der Junge damit zufrieden, durch das dichte Blätterwerk einiger Büsche auf die tiefer gelegene Stadt zu spähen.
    Plötzlich stupste etwas Kleines, Feuchtes an seine Hand und er schrie überrascht auf.
    Hektisch versuchte Martin sich umzudrehen, blieb dabei jedoch mit seiner Robe an einigen Zweigen hängen.
    Als er sich gewaltsam losriss, schreckten ein halbes Dutzend Vögel auf und stoben in die Luft. Sich nach dem Verursacher des ganzen Chaos umsehend, entdeckte er zu seiner Überraschung einen jungen Rotfuchs, der aus neugierigen Augen zu ihm aufblickte.
    „Na, du?“, fragte er und hob dem kleinen Tier die rechte Hand hin.
    Der Fuchs schnupperte eine Weile daran, ehe er begann, wild an den Fingern zu lecken.
    „Du hast wohl gar keine Angst, was?“, fragte Martin neugierig.
    Als er in die Knie ging, um das zutrauliche Tier zu streicheln, sprang dieses blitzschnell vor und versenkte seinen spitzen Kopf in Martins Robe.
    Die feinen Haare kitzelten den Jungen, doch er hielt so still wie er konnte.
    Nach einer kurzen Zeit zog der Fuchs sich aus der Kleidung zurück und hielt triumphierend einen Beutel voller Proviant in der Schnauze. Den hatte Martin über all die Aufregung ganz vergessen.
    „Ach so, du bist also hungrig“, lachte er.
    Der Fuchs schaute aus klugen dunklen Augen zu ihm auf und strich kurz um seine Beine, ehe er sich mit seiner Beute aus dem Staub machte. Erheitert, aber auch ein wenig enttäuscht, dass seine neue Gesellschaft so schnell wieder verschwunden war, kehrte Martin zu seinem Meister zurück.
    Der schnarchte noch immer seelenruhig vor sich hin.
    Er sah wirklich grauenvoll aus, dachte Martin und beschloss, ihm die hart verdiente Ruhe zu gönnen.
    Da er sonst nichts zu tun hatte und der Fuchs ihn an seinen eigenen knurrenden Magen erinnert hatte, beschloss er auf der Suche nach etwas Essbarem tiefer in den Wald vorzudringen.

  • 8o Ein Fuchs, wie süß. :love: Soso, die Macht des Gottes führt also zu Hautschäden - jetzt warte ich nicht mehr auf eine weibliche Prota.

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • melli: Die Idee mit dem Fuchs kam mir sponta, nachdem ich hier immer Alos Avatar rumgeistern sehe :D
    Naja die Macht eines Gottes ist eben nicht für sterbliche Körper gedacht und versucht aus diesem zu entweichen. Deswegen hat Tiu ja auch gemeint er hat es geschafft, etwas davon in sich zu behalten (zumindest kurzzeitig). Ich habe aber vor, das irgendwann später in der Geschichte noch zu erklären.

  • Irgendwie fehlten mir Zeit und Motivation, hier weiter zu lesen und jetzt kann ich kaum glauben, was ich verpasst habe. 8o
    Dein Schreibstil, besonders bezogen auf die Wortwahl, ist erste Sahne. Als der Mann vergiftet wurde, liefen mir Schauer über den Rücken und das passiert mir beim Lesen nicht oft. :thumbup:
    Die Geschichte klingt weiterhin interessant, allerdings muss ich zugeben, dass sie mich noch nicht so richtig gepackt hat. Keine Ahnung, woran das liegt, vielleicht konnte ich mich noch nicht so gut mit den Charakteren identifizieren. In den letzten Abschnitten wurde es aber besser, also braucht es vielleicht nur Zeit. Ich werde versuchen, von jetzt an regelmäßiger zu lesen.
    Weiter so. :thumbsup:

  • Dinteyra: Wie gesagt, mein Hauptproblem ist es immer, den Charakteren Leben einzuhauchen. Ich bekomm es einfach nicht hin ihnen einen Wesenszug zu verpassen und dabei zu bleiben. Vermutlich begrenze ich deswegen auch die Dialoge auf ein Mindestmaß, was dem ganzen natürlich auch nicht unbedingt förderlich ist. Aber ich werde mich bemühen. Über neue (wiedergewonnene) Leser freut man sich natürlich immer :)

  • Spoiler anzeigen

    Hagen kochte vor Wut. Das war ein Desaster.
    Dieser Sturkopf von Priester gehörte zu der schlimmsten Sorte: Fanatiker.
    Ohne Bedauern stieg der Großinquisitor über die eingeschneite Leiche des gefallenen Soldaten hinweg. Er war jung und unerfahren gewesen und somit leicht zu ersetzen.
    Kyrios war inzwischen wieder zu sich gekommen, hatte sich jedoch angesichts des Zornes, der auf das Gesicht seines alten Lehrers geschrieben war, unter dem Vorwand zurückgezogen, ärztliche Hilfe zu benötigen.
    Hagen starrte fassungslos den Gang entlang. Dieser war auf seiner kompletten Länge eingeschneit.
    Er bahnte sich eine Schneise durch das unnatürliche Weiß und hinterließ dabei schwere Stiefelspuren.
    Angesichts seines glühenden Zorns hätte er beinahe erwartet, dass der Schnee zischend verdampfte.
    Dieser Gedanke brachte den Großinquisitor unwillkürlich zum Schmunzeln. Für Arnholds Nachfolger hätte dies die Sache sicherlich einfacher gemacht.
    Burg Melonos schien für eine ganze Weile unbewohnbar und Hagen hatte das vage Gefühl, dass dieser Posten bald zur Entsorgung von in Ungnade gefallenen Höflingen dienen würde.
    Da sämtliche Fackeln erloschen waren, wurden die abgerissenen Banner in der Eingangshalle nur spärlich beleuchtet und Hagen stürzte beinahe, als er an einem der langen Stoffstreifen hängenblieb.
    Er fluchte deftig und wandte sich dann an die Inquisitionsgardisten in der Halle, die ihn peinlich berührt ansahen.
    „Bin ich eigentlich nur von unnützen Hohlköpfen umgeben?“, ging er sie an, „Ihr seht einen Schneesturm durch die Burg toben und das kommt euch nicht merkwürdig vor? Ihr versucht nicht, in dessen Innerem nachzusehen, ob es etwas oder jemanden gibt, den ihr aufhalten solltet?“
    „Mein Lord … “, versuchte einer der Soldaten die Stimme zu erheben, doch der Großinquisitor ging nicht darauf ein.
    „Ihr könnt von Glück reden, wenn ich euch nicht allesamt hinrichten lasse! Und jetzt schippt diesen verdammten Schnee hier heraus!“
    Er wusste, dass die Gardisten vermutlich nicht viel hatten tun können, doch es tat gut, seinen Frust an jemandem auszulassen.
    Nicht nur, dass sie dem unbekannten Mörder keinen Schritt weiter waren, nein jetzt musste er auch noch Tiu Eisfaust jagen.
    Ausgerechnet Tiu Eisfaust, den mächtigsten Kriegerpriester des Landes. Den gefeierten Helden der zehnjährigen Kriege und nun zu allem Überfluss auch noch ein Avatar des Hrímnir.
    Nein halt, das stimmte nicht ganz. Sie waren dem Mörder eine Spur näher gekommen. Doch im Moment war Hagen weder in der Stimmung noch hatte er Zeit, um über das Rätsel des Gottes nachzudenken. Erst einmal galt es, einen flüchtigen Priester zu fangen.
    Zum Glück waren göttliche Kräfte selten subtil und es sollte nicht allzu schwer sein, einer Schneespur zu folgen.
    Auch der Innenhof der Burg war von Schnee bedeckt. Dort wo die Flüchtenden entlanggeschritten waren, höher und zu den Seiten hin immer schwächer.
    Die Soldaten standen in Grüppchen verteilt auf dem Platz und flüsterten leise miteinander. Für sie war das Ganze wie eine Attraktion, eine Kuriosität. Kaum einer von ihnen war lange genug bei der Inquisition, um Kämpfe gegen mächtige Magier miterlebt zu haben.
    Für Hagen hingegen war es eine Katastrophe. Seine Gegner in der Organisation würden über ihn herfallen und ihn zerfleischen, wenn er ihnen auch nur die geringste Chance ließ. Umso wichtiger war es, nun schnell zu handeln.
    Als die Gardisten ihren Kommandanten bemerkten, verstummten die Gespräche augenblicklich und fünfundzwanzig Männer standen stramm.
    „Soldaten!“, rief Hagen,
    „durch dieses Tor dort“, er zeigte auf das schwere, verstärkte Burgtor, dessen Flügel nun halb geöffnet standen,
    „ist ein Feind entflohen. Ein Feind, den wir für unseren Freund und Helfer hielten. Dieser Verrat kann und darf nicht ungesühnt bleiben.“, alle Männer schlugen sich mit der rechten Faust an der Stelle des Herzens auf ihren Panzer,
    „Ihr werdet der Schneespur folgen und jeden, der sich an ihrem Ende befindet, ergreifen oder töten.“
    Die Gardisten verließen im Laufschritt den Burghof, während Hagen selbst sich wieder in das Innere der Burg begab.
    Zu seiner Befriedigung sah er, dass die Soldaten dort pflichtbewusst ihren Befehlen nachkamen und den Schnee mit allen verfügbaren Hilfsmitteln aus den Räumlichkeiten schafften. Einige hatten Schaufeln gefunden, während andere ihre Hände oder Waffen benutzen.
    Auch wenn er sie oft als inkompetent und unerfahren betrachtete, man musste ihnen zugutehalten, dass sie bedingungslos Loyal waren und jede Aufgabe ohne Widerwort ausführten. Da das Arbeitszimmer des Grafen inzwischen sicherlich von geschmolzenem Schnee durchnässt war, machte sich der Großinquisitor auf der Suche nach Papier und Tinte zu den Privatgemächern Arnholds auf.

    Einmal editiert, zuletzt von Kelamith (22. Juli 2014 um 15:55)

  • „Soldaten!“, rief Hagen,
    „durch dieses Tor dort“, er zeigte auf das schwere, verstärkte Burgtor, dessen Flügel nun halb geöffnet standen,
    Ist ein Feind entflohen.


    klein weiter

    Hagen bleibt eindrucksvoll! :thumbsup: Guter Teil, und man erfährt nebenbei noch etwas über Tiu!

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Zitat

    „Ihr könnt von Glück reden, wenn ich euch nicht allesamt hinrichten lasse! Und jetzt schippt diesen verdammten Schnee hier heraus!“


    Euch

    Zitat

    „durch dieses Tor dort“, er zeigte auf das schwere, verstärkte Burgtor, dessen Flügel nun halb geöffnet standen,
    „ist ein Feind entflohen. Ein Feind, den wir für unseren Freund und Helfer hielten. Dieser Verrat kann und darf nicht ungesühnt bleiben.“,


    Hier würde ich keinen Zielenumbruch empfehlen, schließlich wechselt die sprechende Person nicht. Am Ende muss das Komma noch weg, denn danach beginnst du einen neuen Satz, der dann auch groß anfängt ;)

    Mein Avatar inspiriert dich also dazu, Rotfüchse in die Story einzubauen :D Sehr gut, auch wenn Alopex Lagopus spezeill für den Polarfuchs steht, aber egal :D
    Kann melli nur Recht geben. Hagen kommt sehr autoritär und entschlossen rüber, jemand, der nicht lange nachdenkt, sondern handelt. Beide Parts wieder außerordentlich gut geschrieben :thumbsup:

  • Zitat

    Sehr gut, auch wenn Alopex Lagopus spezeill für den Polarfuchs steht, aber egal :D


    Puh, hatte schon Angst du hättest was dagegen :D
    Ich weiß, aber ich wollte ja nicht zuu schamlos abschauen ;) und so ein Polarfuchs mitten im Laubwald ist vielleicht ein wenig seltsam.

  • Wie kommst du darauf, dass ich was dagegen haben könnte, wenn du einen Fuchs in deine Story einbaust? 8| Füchse sind knuffig :love:
    Und das mit dem Laubwald stimmt schon, da wäre ein Polarfuchs in der Tat recht merkwürdig :D

    • Offizieller Beitrag

    Oh ein kleiner süßer Fuchs :love:
    Schöne Szenerie mit dem kleinen hungrigen Kerl.
    Und der andere ist tierisch angepisst hahahaha wie geil :thumbsup::thumbsup:
    Ich hoffe die anderen machen schnell Meter, um ihnen zu entkommen 8|

    Super episch geschrieben, weiter so.