Der Hobbit - Die Schlacht der Fünf Heere

Es gibt 24 Antworten in diesem Thema, welches 10.120 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (15. Juli 2020 um 08:29) ist von Thorsten.

  • Dieser Thread ist zwar schon etwas Älter, aber es schadet ja nicht, seine eigene Meinung hier mal kundzutun:

    Alsooo:
    "Der Hobbit; Die Schlacht der Fünf Heere" ist für mich ein fulminantes Finale eine Trilogie, die weitesgehend absteigend bewertet werden kann. Während die Handlung im ersten Teil der Reihe noch überwiegend im Einklang mit den technischen Gepflogenheiten von GCI und Effektmalerei stand, mussten Teil Zwei und vor allem der abschließende Teil Drei unter der Moderne leiden. Aber zuerst einmal ein paar Schritte weiter in die Vergangenheit: Was hat für mich Peter Jacksons "Herr der Ringe" ausgemacht? Und was hat er damals erreicht, was er bei "Der Hobbit" nicht geschafft hat?
    Nun, "Herr der Ringe" war ein technisches Meisterwerk. Nicht nur, weil für die Anfänge der großen Effektindustrie erstmals ein GCI Charakter verwendet wurde, nein, auch weil die Szenerie einfach fast immer aus der Realität entsprang. Die beeindruckenden Bergketten, die Landschaften von Rohan, Gondor und dem Auenland, aber auch die steinigen Wüsten von Mordor sind Aufnahmen, welche aus Neuseeland stammen. Ungeniert und unverändert sind die Landschaften gefilmt, lediglich ein paar dunkle Wolken, ein großes Rotes Auge und nur Kleinigkeiten der Effektindustrie wurden den beeindruckenden Aufnahmen ergänzt. Zweiter Punkt sind die Charaktere. Große Namen waren damals spärlich zu finden. Lediglich Ian McKellan und Christopher Lee konnte man bereits vor "Herr der Ringe" auf Leinwänden oder den Theaterbühnen Großbritaniens entdecken. Damit hatten die Charaktere des Films eine völlig andere Tiefe. ( Da die Schauspieler unbekannt waren, legten sie alles auf ihre Rollen. Für sie war es der erste Schritt in ihre Karrieren. Die Motivation der Darsteller war für mich auch im Film zu spüren)
    Jeder Schauspieler, der in "Herr der Ringe" mitgespielt hat, war zudem ein gewaltiger Fan der Bücher gewesen. "Herr der Ringe" ist dadurch für mich persönlich nichts anderes als ein wunderbar und professionell gemachter "Fan Film", bei dem man spürt, wie wichtig den Machern die Korrektheit der Handlung war und wie elementar ihnen die Charaktertiefe war. Damals konnte Peter Jackson durch seine große Buchtreue und seinen eigenen Stand zu der Geschichte eine Welt und einen Film erschaffen, die für mich unantastbar ist und bleibt. (Hier bleibt mal vorweg gestellt: Peter Jackson hat bei "Herr der Ringe" viel weggelassen und dennoch die Handlung des Buches geradlinig weitergeführt.)

    Während der erste Teil der "Hobbit"-Trilogie noch einigermaßen in die Fußstapfen seiner großen Brüder schlüpfen konnte, machten es für mich die Fortsetzungen zu einer mittelklassigen Adaption der Bücher. Hinzugefügte Geschichtsstränge (Arzog, Legolas, Tauriel, Sauron), die viel zu weit in den Mittelpunkt gerückt wurden, zu überzogene Effekte (Schlacht der fünf Heere, Der Große Ork der Nebelberge, Ritt über die Fässer, sowie der Kampf gegen den Drachen (Erebor)) , die hier wie am Fließband in den Film geschmissen werden. Kaum wieder zu erkennen sind die doch sehr friedlichen und geradlinigen Erzählstränge des Buches und viele Charaktere können nicht ganz mit ihren Vorgaben mithalten.
    Während für mich der Großteil der Zwerge und besonders Tauriel, Legolas, und ganz grauenhaft die zugefügten Charaktere Arzog und Sauron die Negativposten besetzen, sind es letztlich die Besetzungen mit Martin Freeman, Ian Mckellan, Richard Armitage, Luke Evans und mal wieder Cate Blanchett, die den Film zumindest etwas in der Bahn halten. Obwohl enorm viel hinzugefügt wurde und der dritte Teil der Reihe auch in der letzten Schlacht nicht überzeugen kann, ist es ein Abschluss geworden. Kein prunkvoller, kein ruhmreicher, aber ein Abschluss, der sich zwar sehen lassen kann, aber mehr auch nicht.
    Fazit: Peter Jackson versucht hier sein Bestes zu geben, verliert sich aber schnell in Hollywood-typischen Zwickmühlen (Effekte, Abweichen von der Handlung), die er selbst mit den bestens besetzten Hauptdarstellern nicht kompensieren kann.
    Ein Film, der sich in die Annalen der Hollywoodindustrie einreihen kann und weit hinter seinen Vorgängern zurück bleibt.

    Sehr, sehr schade :(

    LG Lehaidin

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -


  • Ich bin da ganz bei dir. Wir haben die Hobbit-Trilogie vor einer Weile nochmal angeschaut, als es bei amazon prime verfügbar war. Und hat mich die Verfilmung von Herr der Ringe noch ganz aus den Socken gehauen, so hatte der Hobbit nicht den gleichen Effekt. Die Filme sind nett und man kann sie gesehen haben, aber ich halte sie nicht für außergewöhnlich. Ich denke, da hätte man bessere Ergebnisse erreichen können, wenn man nicht drei, sondern vielleicht nur zwei Teile daraus gemacht hätte.

    Aus Herr der Ringe soll ja jetzt irgendwann eine Serie mit 5 Staffel gemacht werden. Für sündteures Geld. Meine Erwartungshaltung ist dennoch eher niedrig, muss ich sagen.

  • Nachdem wir die Hobbit-Trilogie die letzten Tage auch mal wieder angeschaut haben:

    In der Summe wuerde ich 'An unexpected journey' 7/10 Punkte geben, dem Abschluss hingegen nur 5/10.

    ich verstehe das Grundproblem, den Hobbit als Prequel fuer LOTR zu verfilmen - das Buch gibt das nicht her, das ist ein viel friedlicheres Kinderbuch, weder hat es die moralischen Dilemmata der grossen Trilogie, noch hat es das gleiche Bild von Elben, noch das Gefuehl der Bedrohung durch Sauron.

    Insofern gibt manches beim Film schon Sinn - den Handlungsstrang mit Dol Guldur und Sauron finde ich gut (das wird so im Buch ja sogar angedeutet), und die Orks da ein bisschen mit mehr Ziel und Organisation auszustatten ist auch sinnvoll, genauso kann natuerlich Rivendell nicht ploetzlich ganz anders sein als in LORT - insofern, die ganze Geschichte etwas duesterer machen - bin ich dabei.

    Was mir an dem Projekt allerdings dann schon nicht gefaellt - Schluesselszenen aus dem Buch weglassen. Etwa wo Gandalf die Zwerge bei Beorn - einen nach dem anderen - einfuehrt. Das sagt recht viel ueber Gandalf's Weisheit aus und ist eine sehr schoene Szene - fehlt im Film voellig.

    Was mir auch nicht gefaellt - der Drang Handlungsstraenge hinzuzufuegen. Die ganze Geschichte mit Tauriel (die eigentlich Toriel heissen sollte wenn man Tolkien's Phonologie verwendet), Legolas und Kili ist einfach so was von daneben. Es passt nicht mal Film-Intern - waehrend die meisten Elben distanziert und 'aloof' dargestellt werden, spielt Tauriel wie eine normale Frau - so ueberhaupt nicht elbisch.

    Von der Machart wird das riesige Problem, dass die Macher zunehmend von ihren Kampfchoreographien und Effektorgien berauscht werden - die Effekte dienen nicht mehr der Geschichte, sondern die Geschichte wird Staffage fuer Effekte.

    In praktisch jeder Szene mit Orks kann jeder voellig unglaubliche Kampfstunts und erledigt ein Dutzend Orks. Die Zwerge koennen aus schwimmenden Faessern heraus gezielt eine Waffe hin und herwerfen damit immer der richtige zuhauen kann. Legolas kann dann noch drueberstiefeln und dabei Bogenschiessen. In Teil 3 kann Bilbo mehrere Orks mit Steinen in Schach halten. Ungeruestete Einwohner von Esgaroth koennen nach einer Kurzeinweisung in Waffen gegen deutlich staerkere gepanzerte und geuebte Orks standhalten - auch mit Stunts garniert (Bard der auf einem Wagen die Gasse runterdonnert um einen Troll aufzuspiessen kommt mir da in den Sinn - Tolkien's Bard ist eben kein geuebter Krieger wie etwa Boromir oder Aragorn).

    Wozu das fuehrt ist, dass man die Orks als Bedrohung nicht mehr ernst nehmen kann - denn jeder schnetzelt sich da ja so durch und hat Matrix-artige Superkraefte. Insofern macht es dann auch 'Sinn', dass der Ausfall von einem Dutzend Zwerge aus Erebor den Angriff der ganzen Orkarmee ins Wanken bringt (wenn jeder der Zwerge in den naechsten Minuten 100 Orks toetet, dann haben die ja schnell eine Abteilung weniger...)

    Nur - dass sich da irgendjemand ausser den Orks in einer verzweifelten Situation befindet nimmt man Jackson nicht ab.

    Ganz absurd wird es mit dem Angriff der Zwerge auf den Kommandoposten. Die bis dato hervoragend organisierten und gefuehrten Orks verstecken sich alle, um den vier (!) Angreifern eine Falle zu stellen und verzichten dann fuer die naechste halbe Stunde darauf, irgend ein Kommando an die Truppen zu signalisieren. Weil sie irgendwie ihr strategisches Ziel, den Berg einzunehmen aus den Augen verloren haben und lieber Zwerge im Endkampf stellen? Man erfaehrt es nicht.

    Komischerweise halten aber diese halbe Stunde ueber die schlecht ausgeruesteten Esgarother und die schon stark dezimierten Zwerge der Iron Hills doch noch diese halbe Stunde gegen zwei Orkarmeen (die zweite geht dann im Film irgendwie unter, man sieht sie nie so richtig weil man unglaubwuerdigen Stunts folgen muss) stand - auch nach dem Abzug der Elben. Und das, ohne gross dezimiert zu werden.

    Und dieser ganze storytechnische Unfug nur um eine halbe Stunde voellig sinnlose Stunts von Elben und Zwergen zu zeigen die mit unbrauchbaren Waffen und sinnlosen Kampftaktiken ihre Rechnungen begleichen.

    Tja, ich verstehe jetzt deutlich besser, warum Sauron nachher unbedingt die Haradrim und Ostlaender anheuern wollte - mit Orks ist wohl kein Sieg zu haben...

    Aber mit Tolkien's Geschichte hat das alles nichts mehr zu tun - praktisch alles an der Geschichte wird zu Staffage die Effekt und Kampforgien dient.

    Vielleicht haette es sich mal gelohnt, bei JRRT reinzulesen und sich zu fragen worueber die Geschichte eigentlich ist, was ihr Thema und Kern ist - und dann sowas im Film rauszuarbeiten. Tolkien geht's naemlich praktisch nie um die epischen Gefechte und magischen Duelle - es geht ihm um die innere Staerke (oder Schwaeche) seiner Protagonisten - und die Chance, das zu erzaehlen versinkt in einem Crescendo von sinnfreiem Splatter.

  • Ich mag die Hobbit-Filme insgesamt sehr, weil sie mit viel Liebe zum Detail und an manchen Stellen geradezu verschwenderisch prächtig gestaltet sind.

    Was mich aber jedes Mal wieder extrem stört, sind die Distanzen. Über den Nebelbergen muss ein Raum-Zeit-Tunnel sein, anders ist das doch nicht zu erklären.

    Galadriel schaut einfach mal in Bruchtal vorbei. Die wohnt in Lorien (hinter den Bergen, hinter den Zwergen...), Saruman hats auch nicht weit bis Bruchtal.

    Und wenn sie einmal dabei sind, gehen wir gleich nach Dol Guldur - ist doch nur ein Katzensprung (hinter den Bergen, usw.)

    Da fragt man sich doch, warum sie dann im Herrn der Ringe solche Schwierigkeiten haben, über die Berge zu kommen. Wenn Radagast das mit seinem Kaninchenschlitten schafft, kann das doch so schwer nicht sein!

    Legolas und Tauriel reiten einfach mal über Nacht nach Gundabad ... liegt quasi am anderen Ende der Karte, aber okay.

    Und die Orkarmee , die von dort aufbricht, kann binnen weniger Stunden vorm Erebor stehen.

    Sind halt alles Szenen , die im Buch anders waren - weil sie halt geografisch und zeitlich betrachtet nicht funktionieren...schade eigentlich...

  • Ungeniert und unverändert sind die Landschaften gefilmt

    Nach dem direkten Vergleich mit LOTR - ja, zumindest im ersten Teil stimmt das weitgehend, und das macht auch viel Charme aus.

    Weniger ist halt oft mehr...

    Was mich aber jedes Mal wieder extrem stört, sind die Distanzen. Über den Nebelbergen muss ein Raum-Zeit-Tunnel sein, anders ist das doch nicht zu erklären.

    Ich hab' ein gewisses Verstaendnis dafuer dass man im Film Distanzen und Zeiten komprimiert - sonst funktioniert da so manches nicht...

    Bei den Zwergen hatte ich den Eindruck, die hatten einfach Pech ueber das Nebelgebirge - haetten sie sich eine andere Hoehle gesucht, dann waere ausser Unwetter das man aussitzt wenig gewesen... Es wird ja auch immer wieder angedeutet dass sie ueber alte Handelswege unterwegs sind, die nur nicht mehr viel benutzt werden. Insofern sind das auch keine Reisen durch die Wildnis.