Es gibt 29 Antworten in diesem Thema, welches 7.704 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (6. Februar 2015 um 22:28) ist von Leiard.

  • kalkwiese danke für das Kommentar. Könntest du auch, statt vor dem "Kunstwerk" btw. dem "Werk des Künstlers" zu stehen und zu sagen "raff ich nicht", "ist mir zu kompliziert" , "ist nicht meine Welt/Zeit" sagen was du siehst? ;)
    Ob du etwas siehst?
    Ich meine ich kann auch mit vieler "Kunst nichts anfangen" und trotzdem kann ich sagen: "es überwiegt Rot" ," irgendwie schimmert dieses oder jenes durch", "es löst in mir dies oder jenes aus?", "ich kann es nicht angucken/lesen der Autor geht gar nicht, und immer wenn ich ihn lese würde ich ihm am liebsten an die Gurgel gehen seinen eitlen Einfällen endlich ein Ende machen" ... ka ... ;) irgendwas halt.

    Dazu hatte ich ja weiter oben schon ermutigt. (Ciro, Eposs u.a. hatten auch schon hilfreiche Eindrücke geschildert)

    Aber als ledigliche Antwort auf: "Ist es schwer zu lesen?" nehme ich es zur Kenntnis ;)

    Wenn ihr´s nicht fühlt, ihr werdet´s nicht erjagen.

  • Tit mir leid, ich habe das Wesenliche wohl aus den Augen verloren. :/
    Aber gut, ich gehe deine Posts nacheinander durch:
    1.
    Hier sehe ich den Schreiber, der sich mit einer Hand an den Kopf fasst und in der anderen die Feder hält. Von dieser Tropft Tinte auf den Boden, da der Schreiber im inneren mit sich selbst und seiner Blockade kämpft, dass er die Umwelt kaum wahrnimmt. Dieses Bild wird von einem weiteren überlagert (oder so ähnlich), in dem Stillstand herrscht. Es ist dicht, quasi eine Betonwand. (edit: das stellt seine Gedanken, während der Blockade dar)
    Der Schreiber starrt also leer in die Ferne und kommt nach einiger Zeit wieder zu sich. Die Kerzen sind fast heruntergebrannt -> Abend/Nacht.
    Er scheint betrunken, vielleicht aus Frust, und scheint Streitgespräche mit sich selbst zu führen. Ich deute das als die Wut auf sich selbst, weil er nichts zu Papier bekommt. Vielleicht hat er aber auch den Verstand verloren. Beides fände ich plausibel.
    Zum Schluss fällt er in Ohnmacht und wird von anderen Figuren aus dem Raum getragen.

    Ohne deine Posts außerhalb der Geschichte, hätte ich es aber nicht so wahrgenommen. Insofern ist mein Bild durch Informationen von außen verfälscht.

    2.
    Auch ich sehe hier eine Mischung aus Folterkeller und mittelalterlichem Operationssaal. Die Wachen machen wohl eine unfreiwillige Anwesenheit auf diesem Tisch deutlich. Die Ärzte untersuchen den Körper des Patienten mit anscheinend großer Neugier. Konkrete Bilder sind die Fackel in der Hand einer Wache, mit dem flackernden Licht und das Blot, das aus dem Körper des patioenten fließt. Tatsächlich habe ich hier eher den Eindruck, ein einzelnes Bild oder eine sehr kurze Szene vor mir zu haben. (Naja. So lang ist der Ausschnitt ja auch nicht xD ). Das ganze hat eine sehr dunkle Atmospähre, fast schon etwas Leidendes.

    Häupter auf meine Asche!

    3 Mal editiert, zuletzt von kalkwiese (25. August 2014 um 21:20)

  • Teil4: Hexenfolter

    Die Hexe ist nicht viel. Es ist ein Fass. Es ist kühl. Eine Art Stall. Darauf schließe ich von dem Stroh das halb in hartem, nassen Lehm ertreten, modrig riecht. Kalt. Fragmente von Fackelschein auf dem zu Eis geronnenen Wasser. Dann sieht sie nichts mehr. Sie kann vor Angst, oder vielmehr glaube ich, ist es blinde Wut und Ohnmacht nicht mehr sinnen. Als sie wieder sieht ist alles verwaschen und ihr Gelächter bewichst ihr japsen. Eine grobe Hand rafft das dreckig flachsne Haar und stößt es, bevor es atmen kann, wider die Kälte hinab. Das Lachen ertrank. Wieder und wieder geschah es. Immer weniger Besinnung schwamm der Hand in dem Netz, an dem sie sog, bis alle wieder nur lachten. Die Flammen ritten zerstreut auf den Kämmen und schlugen mit Tränen weite Kreise daran. Das Eis war gechmolzen. Klar sah man, als die Sinne verwuschen, das Lachen nur als Schimmer in den Gesichtern. Dreckiges Glitzern an der Lippe, zuckte und Wimmern. Ihr Antlitz, es war rein und schön. Ob sie schrie? Das weiss ich nicht. Niemand wollte es fassen. Das Wasser schweigt und wird. Mehr weiss ich nicht. Nur, dass sie etwas gewusst haben musste, was man aus ihr herauspressen wollte.

    Wenn ihr´s nicht fühlt, ihr werdet´s nicht erjagen.

    2 Mal editiert, zuletzt von ArchivariusLindhorst (26. August 2014 um 15:44)

  • Was mir bei dir einfällt ist, dass du zum einen ziemlich konfus schreibst, noch dazu eine Odysee von Groß- und Kleinschreibung ausführst, was im wesentlichen, schlussendlich den Lesefluss radikal hemmt. Ich habe bei dir so den Eindruck, als würdest du versuchen, den Schreibstil von Wolfgang Koeppen zu imitieren, was dir an dieser Stelle mal gar nicht gelang. Dein bildhafter Ausdruck kreiert eher mentale Tristesse, als irgendwelche Emotionen, die als direkte Reaktion auf dein Werk gesehen werden können. Letzlich denke ich, dass bei dir eine fragwürdige Kreuzung von Renaissance und Neue Sachlichkeit stattgefunden hatte, die jedoch alles andere als korrekt verlief.

    Rhaegar

  • Merdardus

    @Rhaegar

    Wolfgang Koeppen kenne ich nicht. Ich versuche nichts und niemanden zu imitieren. ( Ob man nichts und niemand hier groß schreibt weiß ich nicht, finde ich auch grade nicht.)

    mit deinem Vermerk:

    Zitat

    Dein bildhafter Ausdruck kreiert eher mentale Tristesse, als irgendwelche Emotionen, die als direkte Reaktion auf dein Werk gesehen werden können

    , kann ich etwas anfangen.

    Ich unterziehe den Abschnitt jetzt mal der 4. Groß- Kleinschreib- prüfung. Wenn du es extra ansprichst, werden mir wohl augenscheinlich Fehler entgangen sein.
    [edit: Fehler meinerseits. Ich hab ( wiedereinmal ) die falsche Kopie aus dem Zwischenspeicher eingefügt. Es mussten noch haufenweise Fehler drin sein. Entschuldigung dafür.]

    Vielleicht sollte ich erwähnen dass die ersten, die kurzen, abgehackten Sätze, Worte einer Person sind die, auf Anfrage hin, von der Folter berichten.
    Die Szene soll dann langsam übergleiten / - blenden in das eigentlich Geschehen ( in der Erzählung ). ( Wie im Film es manchmal gemacht wird mit dem Ausblenden der Stimme des Erzählers und dem langsamen einblenden anderen Ton-/Bildmaterials )

    Ich hatte überlegt die ersten Sätze zu streichen. ( Für hier jetzt, meine ich )

    Aber, um nochmal nachzuhaken: Du meinst "mentale Tristesse" beim dir, als dem Leser, stimmts?


    ( Weder mit Renaissance, noch mit Sachlichkeit kenne ich mich aus, also weiß ich nicht was du mir damit sagen magst )

    Wenn ihr´s nicht fühlt, ihr werdet´s nicht erjagen.

    Einmal editiert, zuletzt von ArchivariusLindhorst (26. August 2014 um 15:36)

  • Teil 5: Verleger

    „Herr S. Das ist Wahnsinn. Das können wir unmöglich drucken. Ganz zu schweigen von der Leserschaft, ich meine“, durchschwamm er die Seiten, „wer will so etwas lesen? Das interessiert doch nicht. Herrgott,“ schlürfte er, „ich bin heute wieder so redselig“ , plusterte sich tänzelnd und beendete seine publikumslose Kür mit dem Wieder - auf - die - Nase - Schieben seines Zwickers, dessen Bullaugen sich nicht entscheiden konnten ob sie frisch polliert, unnahbar, das wenige, staubige Licht hinterrücks erstachen, oder doch lieber die Fettabdrücke - Kollage zeigten, hinter deren Fleckendickicht man jede selbstentrückte Dümpelei vermutete. Er fingerte an den Rändern eines Bogens Papier, der fächernd herabrieselte, wie Fischflanken, die an der Luft nach Atem ringen, von dem es doch keinen mehr gibt, nur mit dem Geräusch eitlen Kartenmischens, dass schmierig schillernd, nach irgendwas aus Moder, fappte. Ich war in Gedanke. Ich musste in Gedanken gewesen sein.

    Wenn ihr´s nicht fühlt, ihr werdet´s nicht erjagen.

  • Diesmal konnte ich gut folgen.

    Nur

    Zitat

    Ich war in Gedanke. Ich musste in Gedanken gewesen sein.

    fügt sich mir nicht ins Bild. Womöglich schon der Beginn einer neuen Szene?


    Besonders gelungen finde ich übrigens den Ausdruck:

    Zitat

    publikumslose Kür


    Drückt zugleich etwas Einstudiertes oder Automatisches und dabei etwas Sinnloses aus. Das wirkt herrlich zerstreut.

    Tom

    -------------------
    Tom Stark
    zum Lesen geeignet

  • „Krank!“… schnurrte die Iris refelxartig zurück, flockten Schatten im überbelichteten Raum und ein scharfer Sprung packte die Lampe des Arztes im Genick, verschwand mit ihr in irgend einer Ecke des Bürostuhlrollens.
    „Nun?“ , bäumte sich der Kittlige auf, hinter dem ich die Diebin vermutete: „Ich habe ihnen im Grunde nichts zu sagen“. Stumpfer Abend, müdes Licht, noch Nachmittag. Klimatisiert harrte etwas, wehte ein Vorhang, klirrte eine Jalousie, Sparren harter Sonne. Fern von mir fühlte Ekel mich winken am Horizont, ich solle folgen. Ich glaube ich winkte und war gleichgültig, musste ich doch noch hier sein. „Herr S., Sie können geh´n“, hörte ich ihn sagen, weil es seine Rede war, weil es ihre Rede war. Meine schwieg. Nichts hätte mich benennen können. Es war nicht viel. Karg, des Barschen Gesicht mit den verletzten Barten und übernächtigem, trüben Blick, der gleitsichtig in den Leinen des Bettes verschwamm, sein Wissen kettfädig unter vewirrten Nadelstreifen verspann und raunte. „Bestimmt“. Hatte er Haare? … ach wen interessieren die schon. Sie wären ohnehin verkümmert. Falb stockiger Rasen auf undankbarem Grund. Ausgerottet durch Schweißglocken unter klimatiserten Hauben. Er hatte keine Lust mehr zu sinnieren. Ich konnte gehen. Den Boden wollte ich nicht sehen. Ich kannte alles hier alleine am Geruch dessen jedes Detail bis ins sterilste stank. Blätternder Lack, Rostfraß´ , blutiger Geschmack versuchte darin zu zirkulieren. Kalt - schwitzender Vorkriegslinol, tigergezebrat, schimmelnde Lava, wandernde Blasen unter Korktritten und quitschendem Rollen.
    Morsches Holz, biß den Äther, gängelte ihn mit Alkhohol dass er es ausschrie: „es stinkt nach pisse und tod“. Doch, er schwieg benommen. Türen wateten an mir vorbei, Noppen holperten unter meinem Schlurfen, spie´n Räume taubes Entsetzen aus, Warten auf das lange schon Gewusste.

    Wenn ihr´s nicht fühlt, ihr werdet´s nicht erjagen.

    Einmal editiert, zuletzt von ArchivariusLindhorst (1. September 2014 um 09:29)

  • @ Teil 5
    mein Fazit:
    Der Patient erstarrt beim Arzt zur Maus, die einer Schlange ins Auge schaut. Dann verlässt er eingeschüchtert und wortlos die Räumlichkeiten und zum Schluß weiß er nicht, was er hat und wie er die Tabletten einnehmen soll

  • Etwas verspätet bin ich schon ^^
    Aber trotzdem:
    Ich finde es toll, dass du dich dazu durch gerungen hast, deine Szenen hier zu posten!
    Die ersten Teil fand ich sehr abstrakt. Konnte ihn nicht wirklich in eine Handlung einordnen, vielleicht nur in die, dass wir es hier mit einem kranken Menschen zu tun haben, der im Verlaufe der Geschichte immer klarer seine Eindrücke von außen formulieren kann. Zumindest waren die letzten Teile sehr viel einfacher zu lesen und in den Irrenanstalt/Krankenhaus/Folterkammer-Kontext zu integrieren. Finde es übrigens sehr interessant, dass der Prota Manuel heißt ;)
    Würde mich auf weitere Teile wirklich freuen! Deine Szenen sind immer eine Mischung aus Denksportaufgaben und Nichts-Tun außer dem Berieseln lassen mit Impressionen und Gefühlseindrücken.
    LG
    Michael

    PS: Wenn du konkret eine Stellungsnahme bzw. ein Interpretationsversuch zu einem bestimmten Teil haben willst, schreib es einfach :)!