Die Erforschung der Weißen Ruinen

Es gibt 134 Antworten in diesem Thema, welches 35.221 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (8. Januar 2016 um 20:44) ist von Krahler.

  • Vaunir schnappte nach Luft. Sein Blick durchzuckte das neblige Dickicht auf der Suche nach seinem Verfolger, einer Raubkatze, die er für einen Puma gehalten hätte, hätte sie keine unnormal schnellen Reflexe, ausfahrbare Reißzähne und kein sechsendiges Geweih, mit dem es ihn fast aufgespießt hätte.
    Entgegen seiner Erwartung war die Begegnung also kein schneller Kampf geworden sondern eine verzweifelte Verfolgunsjagd. Er war um sein Leben gerannt, und das machte ihm Angst.
    Nun hockte er auf dem dicken Ast eines knorrigen Baumes, dessen Art er nicht kannte. Zu seiner Erleichterung hing dieser Ast direkt über einen seltsam geformten, schmalen und langen Felsen, der ihm sowohl von einer Seite Schutz bot als auch eine Fluchtmöglichkeit darstellte, sollte dieses seltsame Tier, das ihm vorkam wie eine Mutation, noch stärker sein, als er angenommen hatte.
    Was habe ich mir dabei gedacht, einfach in irgendeine Richtung durch den Wald zu laufen? Ich erkenne hier kein einziges Gestirn, wie soll ich mich bitte orientieren?
    Seine Gedanken wurden unterbrochen, als er den Felsen unter sich noch einmal in Augenschein nahm. Er war auffallend geradlinig und auf der Vaunir abgewandten Seite ging er in glatten, weißen Boden über.
    Als er seinen Blick hob, erkannte er, dass er am Rand einer gigantischen Ruine hockte, die er durch den dichten Nebel anfangs nicht wahrgenommen hatte. Dann zuckte er zusammen, aus dem Wald ertönte ein wildes Brüllen.
    Er sprang auf die Mauer, sah ein letztes Mal schnell nach hinten und ließ sich dann fallen. Seine Beine fingen den Fall mit der Kraft einer Raubkatze ab.
    Hinter der Mauer knackte und raschelte es laut, ein weiteres Brüllen.
    Vaunir rannte. In der Ruine hätte er einen Vorteil, aber nur, wenn zwischen ihm und diesem irren Luchsviech ausreichend Abstand wäre.
    Plötzlich tauchte aus dem Nebel eine Gestalt mit menschlichen Umrissen auf. Bevor Vaunir abbremsen konnte, krachte er in sie hinein.

  • Mithril taumelte zurück. Die Luft blieb ihm weg und um ein Haar wäre er auf seinem Allerwertestem gelandet. Als er sich wieder gefangen hatte sah er auf seinen Gegenüber herab. Er saß auf der staubigen Erde und war gerade dabei sich wieder aufzurichten. Helfend streckte Mithril ihm eine Hand entgegen. Der Mann hatte goldblondes langes Haar, dass er in einem Pferdeschwanz gebunden hatte, aus dem sich jetzt die ersten Strähnen lösten. Seine Ohren waren Spitz und Lang und verrieten was die feinen Gesichtszüge und die hohen Wangenknochen schon angedeutet hatten. Er stand hier vor einem Elf. Zumindest glaubte er das. Einem Elfen war er noch nie begegnet. Mithril runzelte die Stirn. Er war hierhergekommen, weil ihm ein Bewohner eines Dorfes am Waldrand erzählt hatte, dieser Wald sei verflucht und hier lebten seltsame Monster. Er hatte es für Gerüchte gehalten und darüber gelacht. Trotzdem hätte er nicht damit gerechnet überhaupt jemanden zu treffen. Der Elf nahm seine Hand kommentarlos an, nicht ohne den Bogen aufzuheben, der neben ihm im Staub gelandet war und sah sich nahezu hektisch um. Neben dem Bogen trug er am Gürtel noch ein Schwert und ein Jagdmesser. Nicht ungewöhnlich zwar, aber Mithril machte sicherheitshalber einen Schritt zurück um außerhalb der direkten Reichweite zu sein. Bei einem Fremden konnte man nie wissen. Selbst wenn es sich dabei um einen Elfen handelte. "Guten Tag", grüßte er freundlich. Er spürte wie sich Aufregung jetzt langsam seiner bemächtigte. Immerhin war das ein Elf. Wer hatte schon die Möglichkeit einem Elfen Angesicht zu Angesicht zu begegnen. "Mein Name ist Mithril. Wieso habt ihr es denn so eilig." Der Elf sah sich wieder um. "Carn und wir sollten schnell weg hier", antwortete er. "Warum", setzte Mithril an, da erklang ein lautes Brüllen und die Blätter an den Ästen raschelten. Es war ganz nah. Dann trat ein seltsames Wesen aus dem Schatten. Lautlos, hätte Mithril nicht in diese Richtung geblickt, hätte er es wohl kaum bemerkt. Sofort griff er nach seinem Bogen. Das Holz fühlte sich gut an in seinen Händen, gab ihm Sicherheit. Somit wäre da das Monster. Fehlte nur noch der Fluch.

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Vaunir fluchte innerlich. Sonst waren seine Reflexe, vom langjährigen Leben in der Natur gestählt, beinahe unfehlbar, aber heute war wirklich nicht sein Tag. Khumulus' sarkastische Bemerkung, wie elegant sein Aufprall auf dem Boden ausgesehen habe, half auch nicht gerade.
    Er nahm kommentarlos die Hand, die ihm sein Gegenüber entgegenstreckte und inspizierte diesen schnell. Kurze braune Haare, die schon etwas zottig wurden, ein ungepflegter Dreitagebart, ruhige grüne Augen, relativ grobe Gesichtszüge. Mittlere Größe, aber schlank und drahtig. Auf seinem Rücken ein Bogen, seine Seite zierte ein Schwert, und in den Ärmeln bemerkte Vaunir außerdem zwei Jagdmesser.
    Offensichtlich ein Mensch, und nicht zu unterschätzen, dachte er, dann fielen ihm die leicht angespitzen Ohren auf und er stellte fest, dass die Gesichtszüge seines Gegenübers feiner waren, als er es je bei einem Menschen gesehen hatte.
    Ein Halb-Elf? Vaunir war erstaunt. Mischlinge waren äußerst selten, und ausgerechnet in den tiefsten Tiefen dieses Nirgendwos traf er einen. Er bemerkte auch, dass der Menschling einen Schritt zurücktrat und sich so aus seiner direkten Reichweite zurückzog. Sympathie und Anerkennung wallten in ihm auf, denn immerhin war sein Gegenüber vorsichtig und somit nicht arrogant.
    Dann fiel Vaunir wieder ein, warum er überhaupt in diesen Menschen hineingerannt war. Er sah sich hektisch um und murmelte auf die Frage des Menschlings nur: "Carn, und wir sollten schnell weg hier." Fast hätte er seinen wirklichen Namen genannt. Manchmal vergaß er fast, dass er sich diesen Namen zugelegt hatte, um mit seiner Vergangenheit abzuschließen.
    Der Menschling, der sich als Mithril vorgestellt hatte, öffnete den Mund zu einer Entgegnung, zu welcher er auch ansetzte, doch er wurde von einem Lauten Brüllen unterbrochen. Die grünen Augen, die denen Vaunirs gar nicht so unähnlich waren, richteten sich auf einen Punkt irgendwo hinter seinen Schultern. Obwohl Vaunir keinen Laut hörte, wusste er, dass das Raubtier, das ihn durch den Wald gejagt hatte, aus dem Gebüsch getreten war. Doch statt Furcht, wie Vaunir es erwartet hätte, zeigte sich Anerkennung auf dem Gesicht des Menschlings; zudem nahm er seinen Bogen in die Hand.
    Vaunir beschloss, seine Haltung Menschen gegenüber zu überdenken. "Das wird auch mal Zeit, du Genie. Warum müssen Elfen immer so voller Vorurteile sein?", kommentierte Khumulus, unhörbar für den Menschling. "Sei still, ich muss mich hier konzentrieren", fuhr Vaunir den Feuergeist ungehalten an.
    Dann wandte er sich an den Menschen und meinte: "Unterschätze dieses Tier nicht. Es ist ein Vielfaches stärker und intelligenter als es aussieht. Ich vermute, es ist maigschen Ursprungs." Er sah, dass der Andere verstehend nickte, dann drehte er sich ebenfalls zu dem Monster um und zückte seinen Bogen und zwei Pfeile.
    Doch was er sah, erstaunte ihn. Die Raubkatze stand genau an der Mauerkante, über die Vaunir entkommen war, und machte keine Anstalten, sich weiter in die Ruinen hineinzubewegen. Es schien dem Tier zu missfallen, doch es sah so aus, als könnte es nicht weiter.
    Vaunir war verunsichert. Was war hier los?

  • "Seltsam", dachte sich Mithril. Das Monster blieb auf Abstand und schritt an dem was er als Grenze der Ruine vermutete auf und ab. "Es kann die Ruine nicht betreten", vertraute er Carn seine These an. Damit hätten sie wohlmöglich auch den Fluch, doch darüber wollte Mithril gerade nicht nachdenken. "Vielleicht sollten wir lieber erschießen, bevor das Ding es sich anders überlegt. Er sah sehnsuchtsvoll auf seinen Bogen und auf den Pfeil, der dort eingelegt war, aber er traute sich nicht ihn auf seine Reise zu schicken. Das Biest sah nicht so aus, als wenn man es so leicht töten könnte und durch dieses Geweih dränge kein Pfeil bis zum Auge vor. Es nur wütend zu machen war das letzte was er wollte. Wer wusste schon ob das Tier auch noch an seinen Prinzipien festhielt, wenn es erstmal wütend war. Deshalb machte er langsam einen Schritt rückwärts, dann noch einen und er sah aus dem Augenwinkel, dass Carn es ihm gleichtat. Er schien konzentriert und irgendwie abgelenkt, als führe er eine Unterhaltung mit sich selbst, doch er zweifelte nicht daran, dass diese Finger die gespannte Sehne nicht genauso schnell befreien könnten wie seine eigenen. Wenn nicht sogar schneller. Das Biest derweil machte keinerlei Anstalten ihnen zu folgen, es legte sich sogar auf das nasse Gras und blickte ihnen mit feurigen gelben Augen nach. Wartete darauf, dass sie zurückkamen und sich ihm nahezu schutzlos darboten. Mithril machte das Sorgen, was das Tier so sicher sein ließ, dass dies passieren würde.

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  • "Khumulus, was meinst du dazu?", fragte Vaunir seinen unsichtbaren Begleiter.
    "Ich habe nicht die geringste Ahnung, aber es sieht nach Magie aus. Nach extrem seltener Magie, wenn sie stark genug ist, dieses Raubtier davon abzuhalten, Beute im Abstand von wenigen Metern anzugreifen ..."
    "Es kann die Ruine nicht betreten", hörte Vaunir den Kommentar Mithrils, allerdings hatte er das bereits selbst bemerkt.
    Dann setzte er seine Konversation mit dem Feuergeist fort: "Ist es vielleicht eine Falle? Könnte dieses Hirschluchs-Dings vielleicht schlau genug sein, uns zuerst in Sicherheit zu wiegen und dann mit wenigen Sprüngen aufzuschließen und zuzuschlagen?"
    Vaunir spürte Khumulus' Unsicherheit, als er antwortete: "Wer weiß? Allerdings wäre das nicht die schlaueste Taktik, denn es hätte sofort zwei bis drei Pfeile in der Brustl."
    Der Elf unterdrückte ein Grinsen. Dann bemerkte er, dass er unbewusst zusammen mit Mithril langsam rückwärts Abstand zwischen sich und die Raubkatze gebracht hatte.
    "Es könnte vielleicht Magie sein, die es festhält, aber ich würde es nicht darauf ankommen lassen. Wir gehen besser weg von hier und ..."
    Er erstarrte mitten im Satz, denn er hatte ein Geräusch hinter sich wahrgenommen. Er und der Mensch drehten sich gleichzeitig um.

  • Mithril drehte sich langsam um. Hinter ihnen befand sich eine steinerne glatte Wand eines der wenigen augenscheinlich noch intakten Gebäudes in der Ruine. Das Geräusch rührte von einer Öffnung im Stein, die sich langsam aufschob. Dahinter kam nur schwärze zum Vorschein. Eine Falle? "Vielleicht sollten wir erst einmal hier warten und sehen was passiert", schlug er vor, "Es bringt uns recht wenig, wenn die Öffnung uns in einen Raum ohne zweiten Ausgang bringt nur um sich dann wieder zu schließen. Solange dieses Ding draußen..." In diesem Moment ertönte ein Fauchen. Nein ein fauchender Chor. Mithril drehte sich mit einer bösen Vorahnung um und tatsächlich. Ihr Gefolge hatte Zuwachs bekommen. Wo es vorher zwei gewesen waren starrten sie jetzt sechs gelbe Augen an, keines einem anderen in seiner Boshaftigkeit nachstehend. Und was noch viel schlimmer waren. Die Lauerer standen nicht mehr außerhalb der Ruine. Vielmehr standen sie innerhalb der Ruine. Sogar ziemlich weit innerhalb der Ruinel. "In Ordnung, Ich glaube wir gehen doch durch die Öffnung", schlug Mithril vor und bewegte sich rückwärts. Der Pfeil war eingelegt, die Sehne gespannt. Nur die Ziele schienen nicht bereit sich verletzlich zu zeigen. Mit gesenkten Köpfen, das Geweih wie Schild und Schwert vor sich haltend drängten sie sie zurück. Was für egoistische Ziele. "Sie wollen uns da herein treiben", erkannte Mithril mit dem Gedanken an die lichtentfremdete Lehre hinter ihm. Wieder ertönte dieses mehrstimmige Fauchen und die Bestien stoben voran. Graziel wie die Raubkatzen, denen ihre Körper zu achtzig Prozent auch glichen, jagten sie auf sie zu. Mithril schoss einen Pfeil ab, der sich in eine Pfote bohrte. Ein besseres Ziel hatte er nicht gesehen, doch anstatt zu stürzen, sich mehrmals zu überschlagen und dann im Dreck liegen zu bleiben, besaß das Vieh die Frechheit nur wütend aufzubrüllen und unvermindert weiter zu rennen. Mithril fluchte und tastete nach seinem Köcher, bevor er sich eines besseren besann. Ein weiteres Brüllen ertönte. Auch Carn schien seinen Pfeil auf den Weg geschickt zu haben. Was für eine Verschwendung ohne wenigstens ein handfestes Humpeln. Mithril fasste sich ein Herz und drehte sich zur Öffnung, die er schlitternd zusammen mit Carn erreichte. Fasst wäre er in die Höhle gefallen, denn gelaufen, doch so gelang ihm noch ein harmloses Stolpern. Sofort stellten sich die Härchen auf seinen Armen auf, als die Temperatur merklich abflaute und ein muffiger Gestank stieg ihm in die Nase. Wieder ertönte dieses Geräusch von Stein, der auf Stein schleift, doch diesmal hallte es von allen Seiten wieder.Wie befürchtet, nein erhofft, schloss sich die Öffnung vor ihren Augen und sperrte die Bestien draußen in der Freiheit aus. Dann stoppte der Stein mit einem dumpfen Rums und der letzte Lichtstrahl verschwand mit dem Laut, welcher jedoch im Gegenteil zum Licht nachhallte. Sie waren im Dunklem. Gefangen inmitten einer Ruine, die dem Staub nach zu urteilen, der ihm in seiner Nase kitzelte, seit Jahren nicht mehr betreten worden war. Seit Jahren? Jahrzehnten! Eingeschlossen, ohne etwas zu essen und allein. Zumindest hoffte er letzteres.

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  • "Also ein ... Fallenmechanismus? Blos, dass er nicht mechanisch funktioniert sondern organisch, und dabei Tiere verwendet?", meinte Vaunir unsicher zu Khumulus.
    Doch ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sich der Elf an Mithril: "Ich glaube, ich mache uns erstmal ein wenig Licht."
    Er konzentrierte sich auf die Energie, die in seinem Inneren ruhte, spürte, dass Khumulus bereit war, den Funken zu spenden und gab einen geistigen Impuls. Als Vaunir die Augen öffnete, flackerte ein faustgroßer Feuerball in seiner Hand.
    "Ich nehme an, du schaffst es selber, ihn nicht ausgehen zu lassen?", fragte Khumulus besorgt. "Wird schon klappen", gab Vaunir vergnügt zurück.
    Als er seinen Blick wieder auf die Außenwelt konzentrierte, bemerkte er, dass der Mensch ihn von der Seite anstarrte. Vaunir beschloss, seinen Blick fürs erste zu ignorieren und blickte sich in der steinernen Kammer um, in der sie gefangen saßen.
    Der Raum selber war ungefähr zehn mal zehn Meter groß. Wände, Boden und Decke waren mit riesigen Steinquadern mit ungefähr zwei mal vier Metern länge bedeckt, aber auf den ersten Blick konnte er keine Lücke entdecken.
    Dann stellte er erleichtert fest, dass die Wände und Boden mit Moos und Ranken überwachsen waren. Das bedeutete nicht nur, dass es hier irgendwo Wasser geben musste, sondern auch, dass Vaunir mithilfe seiner Pflanzenmagie ein paar Informationen über diesen Raum erlangen konnte.
    Dann wandte er sich wieder dem Menschen zu und meinte: "Komm, steh' auf. Wir müssen einen Weg hier raus finden, wenn wir nicht verhungern wollen."

  • Ehrfürchtig betrachtete er die Feuerkugel in Carns Hand. Magie. Er hatte oft davon gehört aber gesehen. "Was jetzt", fragte er. "Ich muss mich konzentrieren", antwortete Carn und schloss die Augen. Mithril ließ ihn in Frieden und erforschte den Raum auf eigene Faust. Ranken und Moos bedeckten die Wände. Der Boden war glischig und aus weißem Stein, die Decke hoch, aber unauffällig. Eine Tür oder ähnliches sah er nicht. Er ging zur Wand und tastete nach irgendeinem Mechanismus. Schließlich waren sie hier in einer Ruine. Seine Hände stießen nur auf festen Stein. Was wenn sie hier eingeschlossen wären ohne Essen, ohne trinken, ohne Überlebenschance. Doch plötzlich glitten seine Hände durch die Wand. Oder vielmehr durch die Ranken hindurch durch die verwachsene Öffnung. Hoffnung erfüllte ihn. "Hier", sagte er nur und hielt die Ranken auseinander.

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  • Vaunir schrak zusammen und öffnete erstaunt die Augen. Er hatte seine Hand auf eine Ranke neben sich auf dem Boden gelegt, die Augen geschlossen und sich darauf vorbereitet, die Pflanze zu befragen, als Mithril ein plötzliches "Hier!" ausstieß.
    Offenbar hatte dieser hinter ein paar verwachsenen Ranken an der Wand eine Öffnung gefunden.
    Er sprang auf und eilte wenige Schritte zu der Stelle, an der der Mensch stand und hielt den Feuerball näher an die Lücke in der Wand heran, darauf achtend, dass die Ranken kein Feuer fingen.
    In dieser Lücke befanden sich vier etwa eine Handbreit große Erhebungen, die aussahen, als konnte man sie in die Wand drücken. Vaunir besah sie sich sorgfältig, aber konnte weder eine ersichtliche Funktion entdecken noch etwas anderes, das ihnen weiterhelfen konnte.
    "Vielleicht sollten wir die Knöpfe drücken?", bemerkte Mithril, der über Vaunirs Schulter in die Aushöhlung blickte.
    "Gute Idee", antwortete Vaunir. Das Wort Knöpfe hatte er zuvor nur ein oder zweimal gehört, und es war ihm erst wieder eingefallen, als Mithril es verwendet hatte. "Aber wir sollten uns vosehen. Wer weiß, was in diesem Raum für Mechaniken versteckt sind? Die Tür hat sich immerhin von selber geöffnet und geschlossen, um uns einzulassen."
    Dann fasste er sich ein Herz und drückte den Knopf oben links.

  • Das Feuer der kleinen Fackel flackerte leicht, sie würde bald ausgehen. Tara fluchte leise.
    Als sie die Tür in der Mauer gesehen hatte, hatte sie gedacht, das wäre ihre Rettung. Damit, dass die Tür hinter ihr zugehen würde, hatte sie allerdings nicht gerechnet.
    Die beiden Wächter die sie verfolgt hatten, hatten sicher ganz schön blöd geglotzt als sie plötzlich in der Mauer verschwunden war.
    Allerdings irrte sie nun in diesen Gängen umher. Die Halle in die sie gerade gelangt war, war geräumig.
    An den Saulen wuchsen dicke Ranken empor und durch ein paar Spalten in der Decke vielen dünne Lichtstrahlen, draußen schien gerade Mittag zu sein.
    In dem Moment erlosch ihre Fackel. Tara seufzte."Na wenigstens haben wir hier etwas Licht, was Salem?"
    Der Vogel, scheinbar beleidigt weil es hier nichts zu Futtern für ihn gab,zeigte keine Reaktion, doch als sie sich auf einer umgestürzten Säule niederließ,
    hüpfte er von ihrer Schulter und flatterte entschlossen auf eine der dickeren Ranken. Tara zuckte bloß mit den Schulter.
    "Na wenn du meinst." Sie wollte gerade nachsehen, ob sie in irgendeiner ihrer Taschen noch Nahrung, oder wenigsten Zündhölzer hatte, als sich an einer der gegenüber liegenden Wände rasselnd ein Mechanismus in Gang setzte. Sie sprang auf und versteckte sich hinter einer der Säulen im Schatten.
    "Salem!" zischte sie, doch die Elster wandte bloß demonstrativ den Blick von ihr ab."Sturer, alter Bock." fluchte sie.
    Im gleichen Moment öffnete sich, durch den Mechanismus, eine Tür am anderen Ende der Halle, und zwei Gestalten traten hindurch

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  • Mithril hielt den Atem an als sich erneut eine Öffnung auf tat. Was sich die Erbauer wohl gedacht hatten. Auf jeden Fall schienen sie eine Vorliebe für das Geräusch von Stein auf Stein zu haben, wie ihm schien. Seine Erwartungen wurden ein wenig enttäuscht, als sie die Lücke nur den Blick auf weitere Ranken und Stein freigab, doch die Anspannung fiel nicht von ihm ab. Vor allem nicht als er sah, dass Licht durch Risse in der Decke drang. endlich ein Schimmern, dass Hoffnung brachte. Er trat durch den Spalt und wurde prompt von einer Hand an seiner Schulter aufgehalten. Sie gehörte Carn, der jetzt auf eine umgestürzte Säule und eine Ranke deutete. Ihm stockte der Atem als er eine erloschene Fackel an der Säule lehnen sah, aber was noch viel mehr Aufmerksamkeit auf sich zog, war die Elster, die auf einer Ranke hockte und sie aus schwarzen Augen misstrauisch beobachtete. Mithril´s Hand griff nach dem Griff seines Schwertes und die andere wanderte zu seinem Dolch. Wo eine Elster war, war auch ein Eingang und wo eine Fackel war, war auch ein Mensch.

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  • Vaunir überlegte, was sie nun tun sollten. Wenn eine Person in der Nähe war und den Feuerball in seiner Hand sah, könnte sie annehmen sie wären Feinde und sich entweder verstecken oder angreifen. Was sollte er also sagen? Wir sind Freunde?
    Auch das könnte sich als Fehler erweisen, denn was wäre, wenn diese Person ein Feind wäre? Dann hatte er einen Einfall.
    Er murmelte zu Mithril: "Geh vor. Ich decke dir den Rücken." Dann nahm er geistigen Kontakt zu der Elster auf der Ranke auf, die den Menschen und ihn aus schwarz glänzenden Augen unablässig beobachtet hatte.
    Er versicherte dem Tier, dass es Mithril und ihm vertrauen konnte, und schlug ihm dann vor, auf die Schulter des Menschen zu fliegen, weil es da gemütlich sei.
    Es nahm den Vorschlag an und machte es sich auf Mithrils rechter Schulter gemütlich. Dieser hatte es wohl nicht erwartet, zeigte aber keine sichtbare Reaktion, falls er überrascht war.
    Dann trat Mithril hinter der Säulenreihe hervor und sah sich um.

  • Tara spähte hinter der Säule hervor. Noch hatten sie die Beiden Fremden nicht entdeckt. Trotzdem hatte eine Hand an den Griff ihres Dolches gelegt. Sie blickte sich nach weiteren Fluchtmöglichkeiten um, doch es gab keine. Da trat einer der Beiden hinter einer Säule hervor. Sie ließ die Hand von ihrem Dolch gleiten, als sie den Vogel auf seiner Schulter entdeckte. Dann entschied auch Tara, aus ihrem Versteck. Wenn Salem diesem Mensch genug vertraute um sich auf seiner Schulter nieder zu lassen, dann konnte er nicht so schlimm sein. Oder er hatte einfach ein paar Körner in den Taschen. Sie trat aus ihrem Versteck und musterte die Beiden mit argwöhnischem Blick und verschränkten Armen. So gefährlich wirkten sie eigentlich gar nicht.“Na, habt ihr zwei euch verlaufen?“

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  • "Na, habt ihr zwei euch verlaufen?", fragte die einäugige Menschenfrau, die soeben aus ihrem Versteck getreten war. Lachend antwortete Vaunir: "Verrannt träfe es in meinem Fall besser. Wurdet Ihr auch von den geweihtragenden Bestien hierhergetrieben?"
    Insgeheim freute er sich, dass seine Idee gefruchtet hatte. Er hatte selbst früher beobachtet, dass ihm ein Mensch viel sympathyscher erschienen war, wenn er einen Hund, Vogel oder ein anderes Tier bei sich hatte. Normalerweise vermied er es, andere zu manipulieren, aber hier hatte es sich gelohnt.
    Dann sagte Mithril zu der Frau: "Mein Name ist Mithril. Wer seid ihr?" Er streckte die Hand aus, sie ergriff sie und erwiderte zögernd: "Mein Name ist Tara, und die Elster heißt Salem."
    "Habe die Ehre", antwortete Mithril, dann senkte sich unangenehme Stille in den Raum.
    Bevor jemand anderes diese Stille unterbrechen konnte, warf Vaunir ein: "Kommt, wir schauen uns ein bisschen um. Vielleicht finden wir ja etwas, das uns hilft, wieder hier herauszukommen, und wenn nicht, dann haben wir immer noch drei Knöpfe zu drücken."

  • “Wie du meinst.“ stimmte Tara dem Elfen zu. Sie blickte noch einmal zu Salem und machte mit dem Mund ein zwitscherndes Geräusch, woraufhin die Elster sich von Mithrils Schulter erhob und es sich auf ihrer gemütlich machte.“Verrat mich bloß nicht noch mal so.“ zischte sie dem Vogel zu. Dann wandte sie sicsie sich wieder an die Beiden anderen.“Also aus der Richtung komm' ich grad'.“ sagte sie und deutet hinter sich auf einen Eingang.“Is leider ne Sackgasse, der Eingang hat sich hinter mir verschlossen.“Vaunir nickte zustimmend.“Das ist uns auch passiert. Schon erstaunlich wenn man bedenkt wie alt diese Mechanismen sein müssen.“ Mithril räusperte sich.“ Hinter der Säule da drüben scheint es auch noch einen Gang zu geben, wir könnten uns den mal ansehen.“ Sie stimmten zu und durch den Gang. Tara blickte sich immer wieder misstrauisch um, wenn sie durch einen Bogen oder eine Tür traten.“Wir sollten vielleicht auch auf Fallen achten.“ meinte sie.

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  • "Ach was Fallen", meinte Mithril überheblich gerade als nur Zentimeter vor ihm ein angespitzter Speer aus dem Boden schoss. Geschockt blieb er stehen und verzichtete auf ein Ende seines Satzes. Von diesem Moment an gingen sie nur zögerlich und ausgesprochen vorsichtig. Jeder Fuß wurde nur leicht aufgesetzt bevor man sich nicht sicher war, dass man damit nicht einen verborgenen Schalter betätigte. Selbst die gewechselten Wörter wurden nur geflüstert, als könne allein ein zu laut ausgesprochenes Wort vergiftete Pfeile aus den Wänden locken. Worte vermochten das, so mussten sie einige Meter weiter feststellen, zwar nicht aber unbedachtes Anlehnen an der Wand schon. Zumindest bewies das das Kreuzfeuer vor ihrer Nase. Wie lange noch bis ihr Glück nicht mehr ausreichte? als Konsequenz hielten sie sich von beiden Wänden so weit wie möglich fern, selbst in engen Gängen, so dass sie in einer Reihe im Gänsemarsch voreinander hergingen. Langsam wurde es heller und durch immer größere Risse in der Decke drang immer mehr Licht. "Vielleicht sollten wir eine Pause machen", schlug er inmitten eines großen Raum vor. Sie mussten stundenlang gegangen sein und er dachte sehnsüchtig an seinen mit Vorräten gefüllten Beutel. Alle stimmten zu und sie verteilten sich auf die umgestürzten Säulen in dem Raum. Natürlich nicht bevor sie nicht jeden Zentimeter des Raumes nach Fallen durchsucht hatten. Mithril ließ sich die Scheibe Schinken und das Stück Käse schmecken, das er sich traute seinem Beutel zu entwenden. Dieser hatte nämlich seinen ganz eigenen Willen. So wurde er mit jedem Teil das man ihm entwendete leerer. Scheußliche Sache. Er warf einen Blick in die Runde und warf dann auch den anderen Käse und Schinken zu. Sein Beutel möge ihm verzeihen. Der Elf runzelte zwar die Stirn, aß aber dann das Angebotene. Das Mädchen jedoch beäugte ihn misstrauisch, bevor sie die Ration geradewegs verschlang. Er musterte sie intensiv. Das auffälligste war wohl der Verband um ihr linkes Auge und ihr Vogel, Salem hatte sie ihn genannt. Mithril war noch immer verwundert, dass die Elster seine Schulter als geeigneten Sitzplatz angesehen hatte, aber das wissende Lächeln von Carn, welches sein Gesicht in jenem Moment ereilt hatte, veranlasste ihn zu der Vermutung, dass dieser nicht ganz unschuldig war. Auch wenn er keine Ahnung hatte wie. Zusätzlich zu dem Verband und dem Vogel kennzeichnete ihre dunkle, praktisch gehaltene Kleidung das Mädchen, Tara, ebenso ihr blondes Haar, dass einen merkwürdigen Kontrast zu der Düsternis darstellte. Ein weiteres Mal wurde ihm bewusst, dass er rein gar nichts über sie und seinen anderen Begleiter wusste. Carn und Tara. Zwei unbekannte Variabeln in einer ihm ebenfalls unbekannten Gleichung. "Woher kommt ihr", begann er stümperhaft seinen Versuch ein Gespräch zu beginnen. Er war schon zu lange nicht mehr unter Menschen gewesen. Naja. Unter Menschen und unter Elfen um es genau zu nehmen.

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  • Vaunir beobachtete sehnsüchtig, wie Mithril Schinken und Käse aus seinem Proviantsack fischte und genüsslich abbiss. Bei seiner Flucht vor der ersten der Geweihbestien hatte er seinen eigenen Beutel verloren, und nun plagte ihn allmählich der Hunger. Er konnte natürlich ein, zwei Blätter des stärkenden Krautes in seiner Tasche zu sich nehmen, doch er wäre danach immernoch hungrig.
    Dann hielt der Mensch inne und griff ein zweites Mal in seine Tasche. Als er noch mehr Käse und Schinken daraus hervorholte und seinen beiden Begleitern zuwarf, wollte Vaunir dankbar aufstöhnen, doch in Anbetracht der Tatsache, dass er seine unfreiwillig neu gewonnenen Gefährten kaum kannte, bewahrte er seine unnahbare Maske und tat, als ob er Mithril nicht so ganz traute. Tara zeigte ebenfalls Misstrauen, was Vaunirs Ansicht nach nur gesund war.
    "Woher kommt ihr?" Die Frage zerriss die gefräßige Stille wie eine Rasierklinge ein Leinentuch - langsam und mühevoll.
    Vaunir sah von seiner Mahlzeit auf und beäugte Mithril, bevor er antwortete: "Aus dem östlichen Teil der elfischen Nordwälder, recht abgelegen. Wenn ich mich recht entsinne, teile ich diese Herkunft sogar mit jemandem hier im Raum: Deinem Schwert."
    Vaunir zögerte kurz, bevor er weiterredete: "Verzeih, aber dürfte ich es kurz sehen?"
    Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie nun auch Tara inne hielt und stirnrunzelnd von ihrem Essen aufsah.

  • Mithril stockte der Atem. Sein Schwert. Wann hatte er zuletzt gewagt es aus der Hand zu geben. Selbst bei Nacht lag es immer an seiner Seite. "Natürlich", antwortete er zögerlich und zog es langsam aus der Scheide. Das wenige Sonnenlicht, das in den Raum vordrang, fing sich in der Klinge und brachte sie zum glitzern. Es war leicht wie eine Feder, doch hätte es der Kraft von hundert Tonnen Stein widerstanden. Bedächtig reichte er es Carn, der es ebenso vorsichtig an sich nahm und mit glänzendem Blick betrachtete. Mithril konnte es ihm nicht verdenken. Es war wunderschön. "Woher hast du das", fragte der Elf. Er schwang es einmal andächtig und lauschte dem Singen der Schwertschneide, während sie durch Luft schnitt. "Ein Erbstück meiner Familie. Ich bekam es mit siebzehn Jahren. Es gehörte einst meinem Urururenkel Leliath von Kelir. Der Elf runzelte die Stirn und gab es ihm wieder zurück. "Ein schönes Stück", erwiderte er nur.

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  • "Ein schönes Stück." Widerwillig gab Vaunir die Klinge wieder aus der Hand. Ihm war das Schwert schon zuvor aufgefallen, doch bis vor wenigen Sekunden hatte er nur eine Vermutung gehabt, was an Mithrils Waffengurt hing. Doch nun war er sicher. Sein Lehrer hatte ihm genau dieses Schwert vor vielen Jahren auf einem Bild gezeigt und über dessen einzigartige Eigenschaften geschwärmt. Nandal. Noch heute erinnerte er sich an den Namen dieses Schmuckstückes. Es war auf der Liste der verschollenen Wertgegenstände, die die Elfenregierung penibel führte, was er noch nie verstehen konnte. Die Menschen haben durchaus Recht, wenn sie sagen, Elfen seien nachtragend.
    Vaunir wäre bereit, eine große Summe dafür zu zahlen, die Gesichter der elfischen Beamten oder gar das seines Lehrers sehen zu können, wenn diese erführen, wo sich Nandal jetzt befand. Nie wären sie in der Lage, zuzugeben, dass solch ein Schwert ein Erbstück eines Menschen geworden war. Gott, wie er diese Arroganz verabscheute.
    Plötzlich bemerkte er, dass Taras und Mithrils Augen auf ihm ruhten, und er erkannte, dass er wohl sehr abwesend gewirkt haben musste.
    "Sein Name ist übrigens Nandal", fügte Vaunir seiner Antwort von eben hinzu.
    Dann wandte er sich Tara zu und fragte sie: "Und, woher kommst du, Tara, wenn ich fragen darf?"

  • Mithril dachte einen Augenblick über den Namen nach. Nandal. Irgendwie passte er zu dem Schwert. Es wunderte ihn ein wenig, dass der Elf es kannte, aber immerhin war es auch ein Elfenschwert. Er kannte auch seine Geschichte, wenn auch bis eben nicht seinen Namen. Sein Vater hatte ihm erzählt Leliath von Kelir sei der Begründer ihrer Familie. Ein Elf zwar, der jedoch eine Menschenfrau geehelicht hatte. Man hatte ihm auch gesagt, dass er aufgrund dessen fliehen musste, da zu Zeiten der Waldkriege, in denen Elfen des Nordens gegen Menschen des Nordens gekämpft hatten, die sich ihrer Wälder bemächtigen wollten, solche Verbindungen weder Menschen noch Elfen erlaubt waren. Leliath war ein General gewesen, so hieß es, der das Feuer trotz des zahlenmäßig Überlegenen Menschenheeres hinaus aus den Wäldern, hinein in die Menschenstädte getrieben hatte. Dort hatte er auch seine Frau, Nima von Karas, kennengelernt. Ausgerechnet die Tochter seines Gegenstücks auf Menschenseite, dem General Gedan von Karas. Sie war seine Gefangene und sein Trumpf gegen Gedan, bis er sich in sie verliebte, mit ihr floh und seine Armee ohne Anführer stehen ließ. Dies gab den Menschen die Chance das führungslose Heer zurückzudrängen, einen Waffenstillstand auszuhandeln und schließlich Frieden zu schließen. Andernfalls existiere das Reich der Menschen des Nordens heute wohl nicht mehr. Aus diesem Grund lautete das Motto seiner Familie auch: "Mit dem Kopf denken, dann mit dem Herzen entscheiden." Sie waren Außenstehenden nicht ganz offen was ihre Familiengeschichte betraf, deshalb behielt er es für sich. Zudem wollte er das Gespräch in jede erdenkliche Richtung laufen lassen, solange es nicht zu seiner Familie führte. "Und woher kommst du, Tara, wenn ich fragen darf?", richtete der Elf das Wort an das Mädchen und riss ihn aus den Gedanken.

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley