Hallo Leute,
ich möchte gar nicht lange um den heißen Brei herumreden, dennoch würde ich euch gerne auf das vorbereiten, was jetzt kommt. Das klingt jetzt wahrscheinlich sehr schlimm, aber so ist es nicht.
Inhaltlich möchte ich euch nicht zuviel vorweg nehmen, deshalb nenne ich euch nur meinen kleinen Spitznamen für die Story: Mittelalter meets SciFi. Was ich damit meine werdet ihr im Laufe der Geschichte schon sehen.
Okay. Dann fang ich mal an.
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1.
Leise raschelnd bewegen sich die Blätter der Bäume mit dem Wind und die am Boden liegenden fliegen verspielt durch die Gegend. Das endlose grün der vor mir liegenden Lichtung wird nur vereinzelt durch die hellleuchtenden Farben der Blumen durchdrungen. Licht und Schatten führen ihren Tanz auf und der Duft des Waldes strömt mir in die Nase. Dieser Ort ist so wundervoll. Ich wünschte ich könnte hier für immer bleiben.
Doch schon im nächsten Moment verschwindet das Bild vor meinen Augen und ich bin zurück in meinem langweiligen Klassenzimmer, in welchem mein ach so interessanter Lehrer uns gerade versucht, irgendwelche Formeln beizubringen. Und das Montag Morgens um acht Uhr. Die Woche fängt mal wieder super an.
Mein Name ist Grace Hathaway, ich bin 16 Jahre alt und gehe auf das Gymnasium für kreative Köpfe in die zehnte Klasse. Wir schreiben das Jahr 2348 und heute ist der 20.März und damit Frühlingsanfang. Doch leider sieht es draußen nicht sehr danach aus. Dicke Regentropfen klatschen gegen die Fensterscheiben und hier drin hört man kaum das Plätschern dieser.
Durch meine Tagträume versuche ich mich aus dem tristen Alltag wegzudenken und stelle mir die verrücktesten Abenteuer vor, die meine beste Freundin Holly und ich zusammen erleben, doch ist mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, dass mein Leben bald grundliegend auf den Kopf gestellt werden sollte.
Glücklicherweise rettet uns das Klingeln, welches das Ende des Unterrichts verkündet, schon im nächsten Moment vor dem endgültigen Einschlafen. Schnell packe ich meine Sachen zusammen und mache mich gemeinsam mit Holly auf, um in den Physiksaal zu gehen. Als ich kurz den Blickkontakt zu ihren blauen Augen finde, sehe ich in ihnen dieselbe Motivierung, die auch ich besitze. Keine.
„Das wir es überhaupt geschafft haben diese Stunde zu überleben grenzt für mich schon an ein Wunder“ sagt sie genervt. Verständlich, denn auch mir geht es nicht anders: Wäre die Stunde nur zwei Minuten länger gewesen, wäre ich gewiss eingeschlafen.
Als wir da sind, setzten wir uns auf unseren Platz und packen schnell unsere Sachen aus,, damit wir uns noch ein bisschen austauschen konnten, bevor wir wieder mit den wunderbaren physikalischen Gesetzen erschlagen werden.
„Wie war dein Wochenende eigentlich?“, beginnt Holly mit unserem kleinen, vorunterrichtlichen Gespräch. Nie wissen wir, in welche Richtung es gehen wird. Einmal diskutierten wir darüber, wie Tiere unsere Sprache wahrnehmen. Doch an den Anfang dieses Gespräches oder gar wie wir auf dieses Thema kamen wusste nachher keiner mehr. Jedoch sind wir beide jetzt noch zu müde, um uns über etwas Kreativeres als das Geschehene am Wochenende zu unterhalten.
„Mein Wochenende war wie immer nichts besonderes und wie sieht's bei dir aus?“, erwiedere ich, auch wenn das nicht ganz der Wahrheit entspricht, denn schon seit längerem quält mich immer und immer wieder ein und derselbe Gedanke. Doch kann ich Holly das nicht erzählen, weil ich nicht weiß, wie sie darauf reagieren würde.
„Wie immer. Ist bei dir wirklich alles in Ordnung?“ War ja klar, dass sie mir sofort ansieht, wenn etwas nicht stimmt. Mir bleibt also keine andere Wahl, als es ihr zu erzählen.
Dazu habe ich aber keine Möglichkeit mehr, denn genau in diesem Moment kommt unser pummeliger Physiklehrer rein und möchte die Stunde beginnen.
Wie zu Anfang jeder Stunde begeben sich die, die sich zuvor noch mit ihren Freunden unterhalten haben, aufihre Plätze und wir stehen auf, um unseren Lehrer zu begrüßen. Dies ist jedoch nicht mehr als ein knappes „Guten Morgen“ und schon sitzt jeder wieder gemütlich auf seinem Platz und dreht sich zu seinem Sitznachbarn, um sich von der normalerweise langweiligen Rede der Lehrkraft abzulenken.
Doch heute hat Hr. Bancroft andere Pläne. Unruhig rennt er durch den Klassenraum, stammelt dabei sinnlose Sätze, wobei er nie einen zu Ende bringt und schaut erwartungsvoll auf die Tür, so als erwarte er jemanden. Seine ergrauten Haare fliegen wild um seinen Kopf herum und seine mausfarbenen Augen spiegeln seine Angespanntheit wieder, wenngleich das nicht negativ ist. Da er für seine Hände keine Beschäftigung findet, setzt er seine alte Lesebrille ständig auf und ab oder spielt mit seinen Fingern herum.
„Was ist denn auf einmal mit dem los? So kenne ich ihn ja gar nicht“, flüstert mir Holly zu. Und sie hat Recht. Stille herrscht im Raum und das ist ein wahres Wunder, angesichts der Tatsache, das sonst nie einer aufpasst.
Wie das Schicksal es oft so macht, klopft genau in diesem Moment jemand lautstark an die Tür und unterbricht dadurch die Ruhe des Raumes. Sofort dreht sich unser Lehrer zur Tür und ruft ein kurzes Herein. Seine Stimme verdeutlicht dabei die Anspannung, die nun von ihm abfällt, und schnellen Schrittes geht er zu seinem Pult, zupft den Kragen seines Hemdes zurecht, putzt sich den nicht vorhandenen Staub vor der Hose und blickt erwartungsvoll zur Tür, die wie aufs Stichwort aufspringt und den Blick auf zwei Männer im Anzug freigibt.
Der rechte Mann ist ein wahrer Riese. Es ist wahrlich ein Wunder, dass er es durch unsere kleine zwei Meter Tür geschafft hat. Er ist mindestens zehn wenn nicht sogar zwanzig Jahre jünger als der andere und wahrlich gut gebaut. Kastanienbraune Haare schmücken seinen Kopf und seine Augen durchstreifen prüfend den Raum, bevor er mir einen genaueren Blick auf seinen Gefährten erlaubt.
Dieser hat eine Glatze, eine schwarze Brille und ist wahrscheinlich so groß wie ich. Doch vermag ich das nicht genau zu sagen, denn neben diesem Monster von Mensch sieht jeder klein aus.
Langsam setzt sich ein Gedanke in meinem Kopf fest, denn zum ersten Mal kann ich meinen Blick von diesen Menschen abwenden und sehe hinter ihnen zwei weitere schwarzhaarige Anzugmänner, die eher nach Bodyguards als nach Physiklehrern aussehen. Diese beiden Leute sind wohl kaum irgendwelche langweiligen Wissenschaftler, die in meine Klasse gekommen sind, um uns einen Vortag über die Dichte von Stoffen zu halten. Da steckt mehr dahinter. Langsam spüre ich,wie ein Kribbeln sich über meine Haut ausbreitet, wie immer, wenn ich aufgeregt bin.
„Es freut mich, dass sie es endlich hierhin geschafft haben! Ich habe eure Ankunft schon erwartet und alles vorbereiten lassen! Sie können also direkt anfangen!“ Die Worte sprudeln nur so aus Hr.Bancrofts Mund und er hätte wahrscheinlich ohne Punkt und Komma weitergesprochen, wenn der Riese ihn nicht unterbrochen hätte.
Mit einer tiefen Stimme, die mich direkt in ihren Bahn zieht, spricht er nur ein Wort und schon ist die ganze Klasse leise. „Ruhe!“ Schon so oft haben wir dieses Wort von jedweglichem Lehrer gehört und nie hat danach auch nur einer seinen Mund gehalten, doch die einschüchternde Wirkung dieses Mannes, lässt uns alle augenblicklich verstummen. Hätte jemand in diesem Moment zwei Stockwerke höher eine Stecknadel
fallen gelassen, ich glaube, dass man sie als das lauteste Geräusch, welches man je gehört hat, wahrgenommen hätte.
„Obwohl ich denke, dass du das auch weniger grob hättest sagen können, danke ich dir trotzdem, dass du für Ruhe gesorgt hast“, sagte der kleinere der beiden Gestalten. Ebenso wie die Stimme des anderen mich angstvoll Erstarren lies und mich mit einem Gefühl von drohender Gefahr erfüllt, spüre ich nach diesen wenigen Worten das tiefe Bedürfnis, mich diesem Mann anzuvertrauen, mich ihm zu öffnen, denn alleine dieser kleine Augenblick, den er zum Sprechen nutzte, zeigt mir, was für ein Mensch er ist.
Holly sagt immer, dies sei eine meiner einzigartigen Fähigkeiten. Auch wenn ich sie nicht wirklich so bezeichnen würde. Es gibt viele Menschen auf dieser Welt, die so etwas können. Jemanden nur nach einem kurzen Blick einzuschätzen ist sowohl positiv als auch negativ. Denn nicht selten kommt es vor, dass ich meine Meinung nach ein paar Wortwechseln wieder ändere. Aussehen alleine ist halt nicht alles, was im Leben zählt.
Doch ich schweife schon wieder ab. Eine meiner negativen Eigenschaften wenn es darum geht, aufmerksam zu sein. So wie ich die beiden Männer einschätze,werden sie wohl nur beruflich zusammenarbeiten. Denn der Unterschied zwischen ihnen ist der selbe, wie der zwischen Tag und Nacht, Gut und Böse, Licht und Dunkelheit. Jedoch glaube ich nicht, dass der Riese mit bösen Absichten hierherkam. Jediglich sein Aussehen und seine tiefe Stimme ließen mich dies glauben. Wie sehr ich falsch lag, begreife ich schon im nächsten Moment, als er sich endlich vorstellt.
„Mein Name ist Warrington, Ryan Warrington, und das ist Professor Dr.Sumato– mein Kollege. Wir sind heute hier hergekommen, um euch die neuste Entdeckung des Professors vorzustellen. Doch das ist nicht alles. Was es weiterhin damit auf sich hat, erfahrt ihr dann.“ Nachdem der Riese geendet hat, sitzt jeder gerade auf seine Stuhl und hat seine Ohren gespitzt, dennoch hätte niemand erraten können, was uns in diesem Moment erzählt wird.