Es gibt 277 Antworten in diesem Thema, welches 69.725 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (12. September 2018 um 08:24) ist von Klimbim.

  • Gefällt mir echt gut, das :thumbup: auch ein angenehmes Konzept, einzelne, nur halb zusammenhängende Kurzgeschichten zu schreiben statt Kapitel, da kann man alles in kleinen Häpchen aufnehmen und trotzdem ergibt sich langsam ein großes, sinnvolles Konstrukt :D
    Ich für meinen Teil habe ja schon so eine Vermutung, wie Irians Geschichte weitergeht.
    Apropos, der letzte Teil hat mir besonders gut gefallen; ich kann Irians situation am Anfang ziemlich gut nachvollziehen ;(
    Weiter so ^^

  • Neuer Text. Diesmal ist es eine plumpe Beschreibung einer Stadt. Allerdings denke ich, da müsst ihr durch- sie wird noch ziemlich wichtig.
    Geschrieben aus der Sicht des Beobachters ;) den ich Ursprünglich ja für solche Texte erdacht hatte. Aber ja.. es wird wohl doch bissi mehr.
    Ich habe wirklich versucht, den Text nicht allzu langweilig zu machen- es ist nunmal einfach eine Beschreibung ^^ man möge mir vergeben. Falls es irgendwo zu langgezogen wird- bitte um Hinweise :)


    Als Entschädigung findet ihr hier eine Karte und eine Skizze :)


    Beobachter - Eisenhal


    Menschen haben mich stets fasziniert. Noch immer bin ich nicht ganz sicher, ob sie es waren, die meine Existenz auslösten, doch bin ich so kühn zu behaupten, dass sie mit ihnen begann.
    Reckard, seine Besatzung sowie deren Familien waren durchaus nicht die ersten Menschen, die auf Ightris wandelten. Immerhin ist die Knochenebene von Morgath noch immer eins der grössten ungelösten Rätsel der Welt.
    Aber wo die Waldvölker, die Gnolle, die Erdfeen und die Ilitri sich mit der Natur geeinigt haben und Hand in Hand, auf derselben Augenhöhe mit ihr leben, machten die Menschen sie sich zu Untertan. Und waren erfolgreich. Formten den Stein, fällten Bäume, schnitten Bretter, sie entrissen den Bergen seine Erze und Kristalle, sie schmiedeten, zimmerten, sie gruben und sie erbauten.
    Auf eine Weise lässt sich sagen, dass sie Teile der Welt nahmen, um sie nach ihrem Willen neu zu formen.
    Und sie lernten viel dabei. Über die Welt- mehr, als all die Naturvölker wohl jemals wissen werden. Aber auch über Wissenschaften wie Mathematik, Physik, über Kräfte, Jahrhunderte lang unberechenbar und bedrohlich, die sich nur durch das Wissen um ein paar Zahlen den Befehlen der Ingenieure beugten und das Leben aller erleichterten.
    Und die Menschen waren zufrieden damit- wenn sie es sich leisten konnten.
    Andere wurden durch die Umstände gezwungen, weiterzugehen. Und sie taten es.
    So erging es dem Reiche Stondarn. Ein verhältnismässig kleines Land, umgeben von den ungnädigen Gipfeln des Sturmgürtels und einem erbarmungslosen Ozean. Das Land ist karg und steinig und die Menschen standen stets am Rande einer Hungersnot. Händler verirren sich kaum in ein Land, in dem es nichts gibt, mit dem man
    handeln könnte.

    Es gab nur eines- Eisen. In rauen Mengen. Nicht, dass es vor mehreren Jahrtausenden für die Bevölkerung von Ightris sehr interessant gewesen wäre- zu schwer zu beschaffen und zu bearbeiten, man kam wunderbar mit dem Holz zurecht, behaute den weit weniger komplizierten Stein oder richtete sich gar in Höhlen gemütlich ein.
    Keine dieser Optionen standen den Stondarn zur Verfügung. Also bauten die, die das Reich nicht verlassen wollten, Eisen ab.
    Und zähmten es.

    Und aus einem am Hungertuch nagenden Häufchen wurde ein stolzes Volk von Schmieden, von Erfindern, Ingenieuren, Technikern und Künstlern.


    Es ist interessant, was sich alles aus Eisen machen lässt, wenn nichts anderes zur Verfügung steht.


    Und so entstand Eisenhal. Zu Beginn war es ein grosses Gebäude aus Eisen. Es wäre nicht korrekt, es ein Schloss zu nennen, dennoch lebte der damalige Herrscher von Stodarn mit seiner Familie darin und hielt auch Rat und Gericht. Man kann es am ehesten als Quader bezeichnen, mit einer Höhe von vielleicht fünf Metern und einer Ausdehnung von gut sechs auf zehn Metern. Nichts Gewaltiges, doch die Stondarn sind kein Volk von falschem Stolz und Hochmut. Es tat seinen Dienst, nämlich Raum und Schutz bieten.

    Die Zeit verstrich, und irgendwann erkannten auch die umliegenden Völker den Nutzen von Eisen.
    Technisch gesehen waren die Stondarn ihnen weit voraus. Sie hatten Methoden entwickelt, trotz des unfruchtbaren Bodens eine bescheidene Ernte von Kartoffeln und ähnlich widerstandsfähigem Gemüse einzufahren, zudem wurden die Bewohner der Küste sehr gute Fischer.
    Stondarn wurde immer unabhängiger und konnten die Preise für ihre Eisenwaren erhöhen, die inzwischen immer gefragter wurden im Rest von Ightris.

    Die Eisenkriege begannen.

    Allianzen der anderen Völker liessen ihre Heere aufmarschieren, um Stondarns eherne Schätze zu rauben.
    Sie kamen nicht weit. Selbst wenn es fünftausend gegen hundert Mann stand- es waren Schwerter und Bögen gegen ausgeklügelte Feuerwaffen. Ein Stondarn mit einer Fackel war in der Lage, innerhalb weniger Sekunden hunderte Gegner zu vernichten.
    Und auch die Eisenritter machten sich in diesen Kriegen einen Namen in der ganzen Welt, als sie mit den unglaublich widerstandsfähigen und zugleich leichten Rüstungen gegen die einfachen Panzer ihrer Gegner antraten. Ihre Schwerter waren ausgeklügelte Tötungswerkzeuge, und die Ritter verstanden vorzüglich, damit umzugehen.
    Dazu kam eine Geografie, die Angriffe nur im Norden sowie im Süden von Stondarn zulässt. Eine Absprache ist kaum möglich. Und die Angreifer verloren.
    Sieg um Sieg errang die Streitmacht des Eisernen Reiches, bevor die Allianz sich ergab und Handels- und Friedensabkommen für die nächsten Jahrhunderte unterzeichnet wurden. Natürlich alles nur zum Vorteil von
    Stondarn.



    Das Land wurde reich. Und die Bevölkerung wuchs. Und Eisenhal, einst ein einfaches Königshaus, wurde zu einer mächtigen Stadt- der Stadt der ehernen Türme.
    Und so liegt sie heute da- rötlich schimmernd vom oxidierenden Eisen, aus dem sie besteht.
    Oh ja- Eisenhal besteht aus dem namengebenden Metall.

    Das ursprüngliche Königshaus wuchs unter dem Zuwachs zu einem mächtigen Turm von heute fast 70 Metern Höhe. Und darum herum gruppierten sich mit der Zeit fünfzehn weitere, ebenso grosse Gebilde aus Stahl und Eisen. Sie standen in einer Art Sockel aus Gebäuden, und alles hatte immer dieselbe kubische Formgebung des ursprünglichen Hauses.
    Man kann die Stadt als hunderte, wenn nicht tausende von ineinander verschachtelte, eherne Würfel beschreiben. Treppen führen an und in diesem Gebilde hinauf und hinunter, die Gassen sind völlig verwinkelt und führen unter, über, neben und manchmal sogar mitten durch die Wohnungen der Bürger.
    Nennen wir es einen riesigen Ameisenhaufen aus Eisen, entstanden durch kaum zu bändigende Bauwut und eine nicht vorhandene Stadtplanung.
    Ein ausgeklügeltes System aus schweren Toren lässt Teile der Stadt im Angriffsfall abriegeln wie Wasserschleusen. Da Sonnenlicht kaum eine Möglichkeit hat, in die Gassen zu gelangen, wurden überall die markanten blauen Laternen angebracht, die die Stadt Tag und Nacht in ein geisterhaftes Licht tauchten.

    Wer sich nicht auskennt, ist innert Minuten hoffnungslos verloren- es ist nicht selten, dass in besonders verwinkelten und menschenleeren Gassen Tote gefunden werden, die einfach nicht mehr hinaus fanden.

    Ein weiteres, sehr markantes Details sind die Rohre, die überall durch die Stadt laufen. Das Gluckern und Zischen mischt sich unter das Klicken des sich in den Temperaturwechseln dehnenden und schrumpfenden Metalls und den Stimmen der Bewohner, die von allen Seiten, auch oben und unten, kamen.

    Das heutige Eisenhal teilt sich auf in die sogenannte Niedere Stadt und die Hochstadt.
    Als Niedere Stadt gelten alle Gebäude, die noch nicht zu den Türmen selber gezählt werden können. Sie hat eine Höhe von etwa dreissig Metern und wird von der Unterschicht bewohnt.
    Anders die Hochstadt oder Türme. Hier lebt die weit besser betuchte Mittelschicht sowie der Adel. Die Türme sind durch eine Vielzahl von Brücken verbunden und haben alle einen Namen, der auch das Stadtviertel darunter benennt.
    Darunter speziell hervorzuheben ist wohl der Königsturm, der noch immer auf dem Fundament des ersten Königsheims steht.
    Regiert wird die Stadt sowie das Reich allerdings nicht mehr von ihm aus. Ebenso wenig vom König und seiner Familie. Ein von den höheren Bürgern gewählter Rat aus 32 Männern hat die Verantwortung über das Schicksal von Eisenhal, seit der damalige König friedlich zurücktrat, um dem Fortschritt Platz zu lassen. Die Sitzungen halten sie im Ratsturm, der vor dem riesigen Zentrumsplatz steht. Hier werden Hinrichtungen durchgeführt, hier werden Feste gefeiert, hier findet jede Woche der gewaltige Markt statt. Des Weiteren gibt es den Fischmarkt, der östlich vom Zentrum liegt und wo neben den Fischen auch sonstiges Handelsgut, das per Schiff geliefert wird, den Besitzer wechselt und Eisenhal seinen gewaltigen Reichtum verleiht.


    Ja, Eisenhal. Eine Stadt, die man entweder hasst oder liebt. Die Zahl der Abwanderungen ist ebenso gross wie die des Zuwachses. Ein eisernes Chaos, wo Genies ihre Bestimmung finden können- oder aber in den Wahnsinn abdriften. Was durchaus keine Seltenheit ist, wie das Irrenhaus im Westturm zeigt.

    Mir gefällt es, die Stadt und das in alle Richtungen gehende Gewusel darin zu beobachten. Mir, als unbeteiligtem Zuschauer, vermittelt sie ein Bild eines emsigen Friedens. Und die Menschen hier denken anders als anderswo in Ightris.

    Besonders Elodie.


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Da ist nix zu trocken oder zu lang! Die Entwicklung der Stadt ist klasse gemacht, schön durchdacht, das Ganze. Und am Ende kommt ja auch wieder einer der Protas ins Spiel. :thumbsup: Mir gefällts!

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Hallo Klimbim,

    Bin beeindruckt von deiner Sprachgewalt. Wie lange schreibst du schon ?

    Ich kriege das nicht ansatzweise so hin wie du. :super:

    Mich weiterer Kommentare über die anderen Teile enthaltend, möchte ich deinen letzten mit ein paar Worten bedenken, auch wenn es dreist erscheint.

    Zitat

    Und sie lernten viel dabei. Über die Welt- mehr, als all die Naturvölker wohl jemals wissen werden.


    --> Und sie lernten viel dabei über die Welt. Mehr als all die Naturvölker wohl jemals wissen werden.
    (Klingt finde ich schöner.)


    Zitat

    Händler verirren sich kaum in ein Land, in dem es nichts gibt, mit dem man
    handeln könnte.


    --> Händler verirren sich kaum in ein Land, in dem es FAST nichts gibt, ...
    (Es gibt ja wenigstens ein was - Eisen.)

    Zitat

    Nicht, dass es vor mehreren Jahrtausenden für die Bevölkerung von Ightris sehr interessant gewesen wäre- zu schwer zu beschaffen und zu bearbeiten, man kam wunderbar mit dem Holz zurecht, behaute den weit weniger komplizierten Stein oder richtete sich gar in Höhlen gemütlich ein.


    --> Nicht, dass es vor mehreren Jahrtausenden für die Bevölkerung von Ightris sehr interessant gewesen wäre. Zu schwer zu beschaffen und bearbeiten. Man kam wunderbar mit dem Holz zurecht, ...

    Zitat

    ...bescheidene Ernte von Kartoffeln und ähnlich widerstandsfähigem Gemüse einzufahren, zudem wurden die Bewohner der Küste sehr gute Fischer.


    --> ... bescheidene Ernte von Kartoffeln und ähnlich widerstandsfähigen Gemüse einzufahren. Zudem wurden die Bewohner ...

    Zitat

    Selbst wenn es fünftausend gegen hundert Mann stand- es waren Schwerter und Bögen gegen ausgeklügelte Feuerwaffen.


    --> Selbst wenn fünftausend gegen hundert Mann standen - es waren Schwerter und Bögen gegen ausgeklügelte Feuerwaffen.

    Zitat

    ist innert Minuten hoffnungslos verloren


    --> ist innerhalb Minuten hoffnungslos verloren


    Das sind nur Anmerkungen, die in meinen Augen den Lesefluss erhöhen. Winzige Kleinigkeiten.

    Schau mal drüber, vielleicht ist was nützliches dabei.

    mit liegenden Grüßen
    Bomba

  • Vielen Dank ihr :blush: übertreibts bitte nicht :rolleyes:

    Hier ein Versuch für einen etwas spezielleren Textstil. ... guckts mal an ^^

    Seemann

    „Der Nächste!“ … „Nächster!“ … „Nächster! Los, nicht so müde!“ … „Nächster! Hier, Leichtmatrose.“
    Klimpern.
    „Der Nächste!“
    Schritte auf Holzbohlen.
    „He, Leichtmatrose! Hier drüben!“
    Kurze Pause. Wieder Schritte.
    „Sieht aus, als hätte sich deine Heuer diesmal verdoppelt.“
    „Nicht ganz.“
    „Setz dich. Sprich mit einem alten Maat, bevor du säufst und Huren beglückst.“
    Schnauben.
    „Wirst du nicht, was? Nun, dein Problem.“
    „Aye.“
    „Ich beobachte dich schon eine Weile, Leichtmatrose.“
    „Ich weiss.“
    Kurze Stille.
    „Ach ja?“ Lachen. „Ich will verflucht sein, Junge! So weit wird’s noch kommen, dass ein Süsswassermatrose wie du uns alle in die Tasche steckst.“ Erneutes Lachen. „Nun, dann wirst du auch wissen, was man sich über dich erzählt.“
    „Aye.“
    „Stimmt es?“
    „Nein.“
    Pause. Stimmengewirr vom Dock her, Möwen kreischen. Knarren von Holz. Hundegebell.
    Ein Seufzen.
    „Hör mal, Leichtmatrose. Dies ist ein verdammtes Schiff. Die Männer sind darauf zusammengepfercht wie Schlachtsäue, und verflucht, sie sind abergläubisch wie alte Vetteln. Du bist ein schlauer Bursche und weisst, wie sich das auf die Gemüter auswirkt. Geheimnisvolle Fremde sind auf Schiffen ebenso wenig willkommen wie Geister oder Skorbut. Ich sage das zu deinem Besten. Es ist möglich, dass… Unfälle passieren. Besonders nach der Sache mit dem Feuer in der Kombüse.“
    „Ich habe das Schiff gerettet.“
    „Die Männer fürchten sich, Leichtmatrose. Auch wenn sie es nie zugeben würden.“
    Pause. Lautes Frauenlachen. Ein Krachen, derbe Flüche. Das Quietschen verängstigter Schweine auf dem Handelsschiff nebenan.
    „Ich komme aus Caar-il.“
    Pause. Wieder lacht die Frau. Möwengekreische.
    „Ist das alles?“
    „‘Lerne Magie!‘, sagten sie. ‚Lerne Magie, wie dein Urgrossvater vor dir! Dann kannst du die Geschichte verändern!‘“
    „Wer?“
    „Meine Familie. Meine Freunde. Mein… Mädchen.“
    „Hm.“
    „Also habe ich Magie gelernt.“
    „Hm.“
    „Ich war ganz gut, habe wohl das Talent dafür.“
    „Geerbt, nehme ich an?“
    „Aye.“
    „Dein Urgrossvater?“
    „Aye.“
    „Ein Magier?“
    „Einer der mächtigsten, die jemals lebten.“
    Ein Schnauben und das Heben von Augenbrauen.
    „Und du?“
    „Ich? Ich ging und lernte, liess mich vereidigen, und zwei Tage später kam das Hexenfeuer.“
    Schweigen. Irgendwo schreien Kinder. Der Hafenkran ächzt unter der Last mehrerer Kisten.
    „Verdammt.“
    „Aye.“
    „Du entkamst?“
    „Konnte mich verstecken.“
    „Hm.“
    „Caar-il war nicht mehr sicher. Ich… verabschiedete mich und floh. Kam herum. Versuchte, mich in weniger abergläubischen Ländern als Magier zu verdingen, doch…“
    „Kein Erfolg.“
    „Aye. Magie war noch nie billig, aber… die Dinge hatten sich geändert.“
    „Wie meinst du das?“
    Ein Seufzen.
    „Magie… Magie ist…“
    Nachdenkliche Pause.
    „Alles in der Welt wird von Kräften angetrieben. Auch du. In dir ist die Kraft deiner Muskelbewegungen, die deiner Körperwärme, und, am wichtigsten und stärksten, die Kraft deines Lebens. Alles hat solche Kräfte in sich… der Wind, Tiere, Feuer, der Boden, Stein, Holz…“
    „Die See…“
    „Aye. Magie ist die Kunst, jene Kräfte vom Ursprungsträger an einen anderen gewünschten Ort zu lenken. Der Magier wirkt dabei wie … ein Kran, der Ladung von einem Punkt zum anderen hievt. Oder vielmehr… wie eine Waage. Denn die Kräfte müssen stets im Gleichgewicht bleiben.“
    Pause. Die Stimmen der Mannschaft, die soeben das Schiff verlässt.
    „Wie ein Kran also. Aber… wenn es ein Gleichgewicht geben muss… entsteht dann nicht ein Loch?“
    „Aye. Ich versuche das zu erklären. Angenommen, ich möchte mit Magie ein Feuer entzünden. Ich lege Holz und Zündschwämme bereit. Dann gebe ich den Schwämmen die Kraft von Wärme, damit sie Feuer fangen und zu brennen beginnen. Diese Wärmekraft nehme ich aus anderen Gegenständen- einem Stuhl, aus dem Glas Wasser, aus der Erde im Blumentopf. Wenn das Feuer brennt, sind diese Dinge eiskalt, wie du richtig erkannt hast- hier ist ein Loch in den Kräften. Soweit verstanden?“
    „Aye.“
    „Gut. Nun kann ich mich am Feuer erfreuen und alles andere vergessen. Die Gegenstände werden sich mit der Zeit ihre Wärmekraft von anderorts holen, das Gleichgewicht stellt sich langsam wieder von selbst her. Das geht so lange gut, wie es nur wenige Magier sind, die diese Methoden verwenden, und solange sie nur kleine Kräfte herumhieven. Doch die Magier wurden immer mehr, wie du weisst, bald hatte jeder Ort seinen eigenen Zauberer. Und sie alle schoben die Kräfte herum. Die Löcher wurden immer mehr, und mit den zunehmenden Rivalitätskriegen zwischen den Magiern auch immer grösser. Das hätte nach einiger Zeit üble Katastrophen mit sich gezogen.“
    „Aye. Kaltes Meer, Fische sterben, kalter Boden, keine Ernte…“
    „Genau. Nicht nur mit der Wärmekraft, sondern mit allen Kräften wurde experimentiert und auch gekämpft, auch Lebenskraft.“
    Ungläubiges Schnauben.
    „Aye. Doch man fand bald eine Lösung: Die Quelle, wie wir sie nennen. Ein unerschöpflicher Vorrat von Kraft, die jede Lücke zu füllen vermag. Es ist nicht ganz leicht, sie anzuwenden, aber machbar.“
    „Woher kommt diese Quelle?“
    „Das wissen wir nicht. Was wohl der Fehler war. Alle verwendeten wir sie, und die mächtigsten Magier, die ganze Kriege ausfochten und mehr Kraft aufwendeten als alle anderen, waren sogar in der Lage, sie direkt anzuzapfen und pure Quellkraft zu mächtigen magischen Waffen zu formen, statt sie lediglich zum Löcher stopfen zu verwenden.“
    Schnauben. Nicken.
    „Und dann versiegte die Quelle. Und wir waren zu weit gegangen, um zurücktreten zu können. Aus machtvollen Herrschern über die Kräfte wurde ein hilfloser, blind herumirrender Haufen von Narren. Und wir konnten die Desaster nicht verhindern. Ich war mitten in der Ausbildung, als die Menschen sich erhoben und das erste Hexenfeuer angezündet wurde. Und als sie merkten, dass es tatsächlich half und die Katastrophen aufhörten, wenn Magier starben… Nun, es war das Ende meiner Zunft. Aber das weisst du.“
    „Aye.“
    Pause. Die Hafenglocke in der Stadt läutet den Abend ein, einige Sterne und der erste Mond zierten bereits den noch hellblauen Himmel. Ein Dampfschiff aus Stondarn nähert sich langsam dem Pier, das Horn hupt stolz und entlässt kleine weisse Wölkchen in den flüsternden Abendwind. Die aufgescheuchten Wellen erkunden langsam das Hafenbecken und streichen schmatzend an der Schiffswand unter den beiden Männern entlang.
    „Was ich nicht begreife….“
    „Ja?“
    „Diese Kräfte… woher weisst du, wo sie zu finden sind? Habt ihr so was wie ein magisches drittes Auge oder so?“
    Leises Lachen.
    „Nun- das meiste ist einfach nur Wissen. Als Magier-Lehrling studierst du alle Naturwissenschaften, um über die Kräfte Bescheid zu wissen- Physik vor allem, aber auch Biologie, Chemie und Mathematik.“
    „Verdammich, Leichtmatrose!“ Kichern. „Kein Wunder redest du den ganzen Tag kein Wort. Solche Ausdrücke brauchen viel Denken.“ Erneutes Kichern.
    „Aye. Alle anderen Dinge… wie die Stärke der Lebenskraft in etwas, solche Dinge, und natürlich die Quelle… man kann das nur bedingt lernen. Das ist auch das eigentliche Talent eines Magiers. Es ist wie bei dir… du kannst Stürme voraussagen. Eine Fähigkeit, die einem guten Seemann zu Eigen ist, die er aber nicht wirklich erklären kann.“
    „Aye… die See und ich…“
    „Als Magier müsste ich sagen, die Quelle und ich. Verstehst du?“
    „Aye. Wie eine verbotene Liebe. Leidenschaftlich und gefährlich. Und sie lässt dich nicht mehr los.“
    Schnauben. „Möglich. Nun- die Magier haben ihre Geliebte ausgenommen wie ein Metzger das Kalb. Sie ist tot. Und wenn sie noch lebt, hat sie uns verlassen.“
    Rascheln, knarzende Bohlen, wenige Schritte.
    „Und nun… ich denke, ein oder zwei Glas Rum werden nicht schaden. Kommst du mit?“
    „Aye, Leichtmatrose. Und dann suchen wir uns zwei besonders schöne Huren, was meinst du?“
    „Da werde ich wohl passen.“

    Ich bitte untertänigst um Rückmeldungen zum Magie-System. Macht das so Sinn für den Leser oder gibt es noch zu grosse Lücken? Ist der Text so lesbar oder zu verwirrend? Allgemein- hat es noch Löcher im Plot? ;)


    Vielen Dank ^^


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

    Einmal editiert, zuletzt von Klimbim (14. November 2014 um 07:55)

  • ich kann mich den anderen nur anschließen... wie immer toll geschrieben... ich war die ganze Zeit aufmerksam dabei... spielt sofi vielleicht eine größere Rolle in deiner Welt, oder ist sie "nur" die rechte Hand des Meisters?
    Lol... bin mal wieder spät dran... -.- muss ich alles auf jeden Fall noch nachholen... aber ich denke du weißt auf welchen Teil sie meine Antwort bezieht XD

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Ich fand den Schreibstil in diesem Kapitel ziemlich interessant und neuartig; hat mich stark an Kurzgeschichten erinnert. Trotz absolut minimalistischer Beschreibungen und zu ca. 99% Dialog schnurrt das Kopfkino.
    Das Einzige, was mich etwas verunsichert hat, was, dass nur das beschrieben wurde, was zu hören war. Hat ein bisschen gewirkt als wäre ich unter Deck und würde den beiden lauschen, oder ich wäre blind oder so ...
    Trotzdem, super Idee; weiter so :thumbsup:

  • Zu aller erst. Mir gefällt dein Schreibstil ebenfalls sehr gut. Ich muss sagen, dass mich der Brief und die Beschreibung der Stadt am meisten angesprochen haben.
    Das Magiesystem: Die Beschreibung mit den Löchern gefällt mir sehr gut. Auch die Kriege und die Masse an Magiern finde ich nachvollziehbar.:thumbsup: Kann sich Lebenskraft regenerieren?
    Wo ich allerdings etwas ratlos bin, ist die Quelle. Es kann an mir liegen, aber ich fand es klang ein Bisschen wie das "Leben der Erde", aber wenn das verbraucht wäre, würde es allen schlechtgehen, oder? Merken die Magier außer dem Fehlen ihrer tollen Notlösung noch andere Veränderungen in der Welt, als die Quelle verlischt? ?(
    Du merkst, ich fange an selbst zu interpretieren. Es sind noch viele Fragen offen, die der Leichtmatrose vermutlich auch nicht beantworten kann, trotzdem fehlt mir persönlich ein kleiner Hinweis, in welche Richtung man sich die Quelle vorstellen kann. Das müsste er ja spüren können, oder?
    An sich ist es eine tolle Idee und ich bin sehr gespannt, wie dieses Magiesystem im genaueren aussieht.

    Ich bleibe dran! :thumbsup:

    • Offizieller Beitrag

    Wie gewohnt super geschrieben, selbst der letzte Post, obwohl ganz anders, ist verständlich und Kopfkino läuft. Ich hatte allerdings auch das Gefühl, dass das unter Deck, an einem Hafen stattfindet. Die Unterhaltung ist gut. Manchmal muss man langsam machen, damit man weiß wer spricht, aber das wird dann schnell wieder klar, wenn man sich nicht überwirft beim Lesen ...

    Ich bin mal gespannt, wie das weitergeht und zusammenläuft :D

  • Huuiii vielen Dank :love:

    Miri: bleib dran ;)
    @Du Vandir: ; Jennagon: :P dann ist das Ziel erreicht ^^
    @Shiwai: Jap, das mit der Quelle... ich habe da nen Plan, was sie ist, und warum sie verschwunden ist... Aber ge, die Magier waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um überhaupt mehr rausfinden zu wollen ;) Es müsste nach und nach alles aufgedeckt werden, ich hoffe, ich verhaspel mich nicht irgendwo und aller verliert seinen Sinn :wacko:


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Rückmeldung zum Seemann Text? Hätte ich dir sowieso gegeben, denn ich muss ein ganz großes Lob loswerden :thumbsup: Ich finde den Stil, in dem du die Szene geschrieben hast extrem cool. Du hast keinerlei Beschreibungen der Dialogspartner oder der näheren Umgebung. Deine Beschreibungen sind meist Geräusche und ... alles was irgendwie Atmosphäre erzeugt. Finde ich unheimlich genial geschrieben, experimentell und interessant, hab sowas in der Art nie zuvor gelesen und bin echt beeindruckt,weil ich nicht geglaubt hätte, das sowas funktioniert :thumbsup:
    Die Gesprächspartner lassen sich gut auseinanderhalten. Im mittleren Teil würde ich vorschlagen, dass du den Alten den anderen noch ein zwei Mal öfter Leichtmatrose nennen lässt, weil die Gesprächsparts da länger werden.

    Was das Magiesystem angeht ... das erinnert mich etwas an den Winterschmied, wo Oma die Wärme aus der Tasse Tee genommen hat, um Tiff aufzuwärmen, woraufhin der Tee zu Eis erstarrte (Ich hoffe, das war so, ist lange her, dass ich das gelesen hab ^^). Wenn nicht ... ich denke, das System verstehe ich noch früh genug ^^

  • Alopex Lagopus: :love: viiiielen Dank für die warmen Worte ^^ Das mit dem Magisystem hast du soweit richtig interpretiert (ich hatte auch Oma im Hinterkopf :P ), ausser, dass es bei Pratchett keine Quelle gibt :)

    So- etwas Neues. Mit dem Titel "Anstalt". Es soll eine mehrteilige Reihe/Geschichte werden, wobei ich noch nicht genau sagen kann, wie lange. Also hier schon mal der erste Teil, eine etwas kürzere Einführung in die Hauptperson, Sanders. Ausserdem sieht man, was so im Westturm von Eisenhal abgeht :rolleyes:
    EDIT: Ich habe ausserdem den Titel angepasst, weil der immer weniger zutrifft. Statt "Anstalt" nun "Suche nach Legenden".

    Suche nach Legenden


    Logbuch zu Patient Sanders, 3521-31
    98. Wintertag, 3521 nach Reckard, Einlieferung des Patienten.
    Name: Sanders
    Alter: unbekannt, geschätzt 25-30
    Diagnose: Psychische Reaktion auf Überforderung durch akuten Stress (bisherige Arbeit im Gildenturm als Bote und Träger für höher stehende Techniker).
    Unterbringung in Einzelzelle 4-16, zwei Mahlzeiten täglich, viel Ruhe, Traumkräuter zur Beruhigung, weitere Beobachtung.
    In Behandlung von Dr. Goldstrang, unterstützt von Schwester Sibylle und Schwester Alanie (Logbuch geführt von Schw. Alaine)

    Logbuch zu Patient Sanders, 3521-31
    121. Wintertag, 3521 nach Reckard, Beobachtungen
    Die Dosierung der Traumkräuter wird ab heute stetig verkleinert, Hoffnung auf Regeneration durch weitere Ruhe und Abkapselung vom Stadtlärm.

    Logbuch zu Patient Sanders, 3521-31
    129. Wintertag, 3521 nach Reckard, Beobachtungen
    Dr. Goldstrang hat angeordnet, die Traumkräuterdosierung wieder zu erhöhen. Man hat den Patienten zwei Tage gänzlich ohne Medizin beobachtet, die Symptome kehrten zurück, teils gar verstärkt. Er leidet unter extremsten Stimmungsschwankungen und plötzlichen Panikanfällen, zudem hat sich sein Tagesrythmus drastisch zu einer unregelmässigen Abwechslung von Schlaf- und Wachphasen verändert, die jeweils nie mehr als drei Stunden dauern.

    Logbuch zu Patient Sanders, 3521-31
    3. Frühlingtag, 3522 nach Reckard, Beobachtungen
    Die Dosierung der Traumkräuter muss regelmässig erhöht werden, um den Patienten überhaupt noch kontrollieren zu können. Bereits zweimal gelang ihm die Flucht aus der Zelle, wenn ihm eine Mahlzeit gebracht
    wurde, und musste von den Wachleuten wieder eingefangen werden.
    Inzwischen wird vermutet, dass er die Einnahme seiner Arzneien lediglich vortäuscht. Man mischt sie ab heute in seine täglichen Mahlzeiten.
    Anmerkung: Verringert die Dosierung der Traumkräuter und mischt stattdessen das Opiumid Nr. 54 bei. Gez. Dr. Goldstrang.

    Logbuch zu Patient Sanders, 3521-31
    12. Frühlingtag, 3522 nach Reckard, Beobachtungen
    Sanders verweigert strikt die Nahrungsaufnahme. Die Verwendung des Opiumids hielt ihn ruhig, doch nun kehren die Symptome zurück.
    Anmerkung: Flüssiges Schlafmittel in sein Trinkwasser. Gez. Dr. Goldstrang.

    Logbuch zu Patient Sanders, 3521-31
    25. Frühlingstag, 3522 nach Reckard, Beobachtungen
    Die Behandlung beginnt zu fruchten- Nachdem die Dosierung verringert wurde, weist der Patient nur noch kleinste Anzeichen seiner Symptome auf. Es wurde ihm heute zum ersten Mal erlaubt, die Zelle zu verlassen und den Gemeinschaftsraum aufzusuchen. Er scheint bereits Freundschaft mit einem der anderen Patienten, einem gewissen Winston (Diagnose: Geistige Einschränkungen, Nr. 3514-59) zu schliessen.

    Logbuch zu Patient Sanders, 3521-31
    30.Frühlingstag 3522 nach Reckard, Beobachtungen
    Dem Patienten sind nun tägliche Ausflüge in den Gemeinschaftsraum erlaubt, ebenso wie viertelstündige Spaziergänge im Anstaltsgarten. Er weist reges Interesse an Büchern über Botanik und Märchengeschichten auf. Die Symptome sind praktisch nicht mehr erkennbar, das Traumkraut wurde auf ein Minimum reduziert. Freundschaftsschliessung mit zwei weiteren Insassen (Yolanda, 3522-05 und Richard, 3494-12).
    Anmerkung: Legt den Entlassungstermin auf den 53. FT 3522 fest. Gez. Dr. Goldstrang.

    Logbuch zu Patient Sanders, 3521-31
    53. Frühlingstag 3522 nach Reckard
    Entlassung nach Bestätigung, dass der Patient weitestgehend genesen ist.
    Gezeichnet: C. Goldstrang

    Allgemeines Logbuch vom Westturm, Eisenhal, sowie sämtliche Schwarzen Bretter in der Anstalt
    53. Frühlingstag 3522 nach Reckard
    Es wurden heute drei Patienten als vermisst gemeldet: 3494-12, 3514-59 und 3522-05.
    Die Stadtwache von Eisenhal ist informiert, Plakate werden bis morgen vorbereitet und ausgehängt. Dankbar um jeden Hinweis der Angestellten und Patienten, die Vermissten sind teils äusserst gefährlich.

    :P schätze, ihr könnt euch mehr oder weniger zusammenreimen, was passiert ist ;) die "richtige" Geschichte folgt.



    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Wenn ein gewisser Doktor einen Patienten in der Anstalt komische Medizin wie "Traumkräuter" und "Opiumid" verschreibt, bin ich ja schon mal skeptisch. Ich habe das Gefühl, der wird da nicht festgehalten, weil er krank ist ;) Ich bin gespannt auf die "richtige" Geschichte ;)

  • Post 2:

    Zitat

    Die Quelle bildete einen See, und aus ihm kommt der Mirak-Fluss, der durch das ganze Tal fliesst und es mit Leben versorgt.

    fließt

    Post 6:

    Zitat

    Der Berg wirkte wie ein König, der auf einem grünen Thron sass

    saß

    Zitat

    . Der Miraki liess sie allerdings nicht allzu lange ruhen, sondern drängte sie, ihm weiter zu folgen.

    ließ

    Zitat

    „Wie heisst du?“

    heißt

    Zitat

    Der Miraki schnappte überrascht nach Luft und redete wieder auf Kupfer ein, der geduldig zuhörte und schliesslich einfach den Kopf schüttelte.

    Kann es einfach sein, dass deine Tastatur kein ß hat? Wenn dann komme ich mir nach den Korrekturen ein bisschen dumm vor 8|

    Zitat

    sodass auch Will dabei helfen musste, ihn festzuhalten und fort zu zerren.

    Das wird dir zwar jedes Schreibprogramm als falsch anzeigen, aber es muss trotzdem "fortzuzerren" sein.

    Ich weiß nicht, ob du überhaupt Korrekturen möchtest, aber es dürfte ja nicht schaden, vielleicht denkst du doch mal dran, deine Geschichten zu veröffentlichen.
    Bisher richtig interessant, ich werde in den nächsten Tagen dann aufgeschlossen haben.

    Magie hat etwas einzigartiges: Sie berührt alle Sinne. Sie ist wie ein Geruch, der sich nicht wirklich wahrnehmen lässt, wie Sand, der durch Fingerrillen rinnt. Sie ist ein Geschmack auf der Zunge, der sich nicht benennen lässt, und wie ein Lied, dessen Melodie einem nicht im Kopf bleiben will.
    So lernte Aer die flüchtigste aller Künste kennen: Das Weben von Zaubern, das Formen der Magie.

    Die Schatten der Magie

  • Myrtana222: Vielen Dank für dein Interesse (und deinen Aufwand ;) )

    Zitat

    Kann es einfach sein, dass deine Tastatur kein ß hat? Wenn dann komme ich mir nach den Korrekturen ein bisschen dumm vor 8|

    Naja- die gesamte schweizer Rechtschreibung hat kein Esszet ^^ ehrlich gesagt wüsste ich auch beim besten Willen nicht, wo ich es finden sollte (das habe ich schon ein paar Mal probiert- erfolglos). Ich glaube, bei einer schweizerischen Tastatureinstellung gibt es wirklich keines :huh:
    ^^ Aber ich bin um Korrekturen sonst stets dankbar :)
    Lies nur weiter ;)


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Kleiner Tipp, wenn du auf Word schreibst, dann schalte die Sprache auf Deutsch(Deutschland) um und tada Autokorrektur ;)

  • @Königsdrache: Pfft... warum sollte ich? ;) mir gehts prima mit der schweizer Rechtschreibung ^^ Ausserdem ist das Esszet bei euch auch nicht mehr obligatorisch :D
    ... soviel ich weiss :huh: jetzt bin ich verunsichert.


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    - Twelve

  • Doch bei uns gibt es noch ein ß für bestimmte Dinge. Aber wenn du schweizerisch schreiben willst, ist das doch auch kein Problem. Wir verstehen dich auch mit ss ^^

  • Weiter gehts ^^


    Suche nach Legenden, Teil 2


    „Erzähl nochmals die Geschichte!“
    „Wehe! Ich kann sie nicht mehr hören!“
    Sanders seufzte.
    „Ich habe sie dir doch schon mindestens zehn Mal erzählt, Winston. Möchtest du eine andere Geschichte hören?“
    Der Angesprochene riss die kleinen Augen weit auf.
    „Eine andere Geschichte?“
    „Ja. Wie wäre es… mit der Geschichte vom Roten Ritter und seinem Kampf gegen die Schrumpfgesichtigen Gnome?“
    „Wie wäre es, wenn wir einfach alle die Schnauze halten würden?“
    „Sei still, Richard. Also, Winston, hör zu. Es war einmal, vor langer, langer Zeit, ein Ritter in einer roten Rüstung. Er galt als der grösste Kämpfer seiner Zeit und hatte schon viele Schlachten geschlagen. Eines Tages…“
    „Eines Tages ging er, um die Gnome zu töten. Sie kamen ihm aber zuvor und frassen ihn mit Haut und Haar. Ende. Und jetzt Ruhe.“
    Sanders warf Richard einen vorwurfsvollen Blick zu. Dieser ignorierte ihn aber und stierte finster in die langsam vorbeiziehende Landschaft.
    Winston hingegen machte immer noch grosse Augen und versuchte noch, das eben Gehörte zu verarbeiten.
    „… mit Haut und Haar?“
    Er erhielt darauf keine Antwort von seinen Begleitern. Winston musste leer schlucken. Er fasste sich vorsichtshalber an die Wange und zog kurz an seinem fransigen Schopf. Alles noch da. Phu!
    Sanders lächelte ihm aufmunternd zu. Dann wandte er sich zu dem vierten Mitglied ihrer Gruppe zu. Yolanda hatte seit ihrer Abreise kein Wort verloren. Sie waren nun doch schon seit drei Stunden unterwegs und die Frau hatte lediglich auf das staubige Band der Strasse unter ihren vom Wagen herabbaumelnden Füssen gestarrt.
    Sanders machte sich Sorgen. Bisher war der Plan prima aufgegangen- sie hatten die Anstalt ungesehen verlassen können und einen Ochsenkarren gefunden, der sie langsam, aber stetig Richtung Norden brachte. Noch konnten sie das in der Sonne rot schimmernde Eisenhal am Horizont sehen, aber inzwischen war es nicht mehr als ein Fingerbreit hoch, wie Winston erfreut festgestellt hatte.
    Aber er schien der einzige zu sein, der sich wirklich freute. Yolanda blies Trübsal- wie immer eigentlich, aber Sanders hatte gehofft, dass das Verlassen der Stadt helfen würde. Und Richard… seine Laune war schlechter und schlechter geworden. Sanders hatte sich in der Anstalt etwas umgehört und wusste, dass Richard zu jähzornigen Ausbrüchen neigte.
    Als er so darüber nachsinnierte, realisierte er, dass er eigentlich praktisch gar nichts über seine Begleiter wusste.
    Richard- grobschlächtig, unhöflich, jähzornig und seit fast 25 Jahren Patient im Westturm, ohne dass Sanders sagen konnte, warum genau.
    Yolanda- sie litt an Schwermut, war dünn wie ein Stock und wirkte mit ihrer bleichen Haut und den dunklen Ringen um die Augen furchtbar kränklich.
    Winston- neugierig, fröhlich, verspielt und strohdumm.
    Und schliesslich Sanders- sein Krankheitsbild heisst Überarbeitung. Oder Überforderung, doch er hasste das Wort und fürchtete insgeheim doch, dass es zutraf. Überfordert. Ausgerechnet er. Er, der sein Leben im Griff hatte. Kurz davor war, zu heiraten. Und dann der grosse Zusammenbruch, die Einlieferung, die… „Behandlung“. Sanders ballte die Fäuste.
    Sie hatten ihn ruhiggestellt, im Glauben, dass sich seine Krankheit verflüchtigt, wenn sie nicht mehr genährt würde. Das hätten sie in alle Ewigkeit so weitergespielt, wenn er nicht gehandelt hätte.
    Erst verweigerte er die Einnahme der Medizin, doch sie zwangen ihn. Schliesslich spielte er den braven Patienten, während er nichts mehr zu sich nahm, dass nicht garantiert Traumkraut-frei war- und er beherrschte sich. Unterdrückte seine Panikanfälle, die Furcht, die Wut, die Trauer.
    Niemand wäre überraschter darüber gewesen als er, dass es klappte.
    So fand er auch Zeit, seinen Plan zu schmieden und schliesslich auszuführen.

    Und hier waren sie.
    Sanders kramte die kleine Karte aus der Hosentasche hervor und studierte sie wohl zum tausendsten Mal. Über die nördlichen Hügel nach Caar-il, dann immer weiter nördlich, der Strasse Richtung Angrim entlang, bis man nach ein paar hundert Meilen nach Osten abbiegt. Und in der Östlichen Steppe von Caar-il, in einer Gegend dominiert von einsamen Bauernhöfen, lag der Friedhof des Zauberers. Das war das Ziel.
    Doch nun, da alles so gut lief, überkamen Sanders Bedenken. Was doch alles schieflaufen könnte, was er in seiner Verzweiflung und dem Willen, die Anstalt verlassen zu können, nicht bedacht hatte. Was, wenn sich des Zauberers Friedhof tatsächlich als Legende und Ammenmärchen herausstellte? Richard behauptete das von Anfang an, begleitete sie aber, weil er auch raus wollte und sonst niemanden mehr hatte.
    Der grosse Mann war ohnehin einer der vielen Schwachpunkte ihrer Reise. Sanders würde sich und die beiden anderen nicht beschützen können, wenn Rich die Beherrschung verlor. Yolanda stand ständig an der Schwelle zum Freitod und Winston… der Junge würde ohne zu zögern in des Drachens Rachen spazieren, wenn dort irgendetwas glänzte.
    Und Sanders hatte zwar gelernt, sich in den Griff zu bekommen, aber für wie lange?

    Die Gruppe war ein einziges Pulverfass. Und er, der die Idee hatte und die Ausführung vorantrieb, fühlte sich verantwortlich.
    Er fühlte, wie Panik in ihm hochkam wie eine unverdauliche Mahlzeit. Sanders kniff die Augen zu, hielt die Luft an und kämpfte sie wieder zurück. Nicht hier. Der Fuhrknecht würde sie sonst vom Karren werfen, und weder Winston noch Yolanda waren in der Lage, lange und ausdauernd zu wandern.
    Einmal tief durchatmen. Konzentrier dich auf das Wackeln des Karrens. Halt dich an den Holzplanken fest. Fest und sicher. Ja.
    Sanders öffnete die Augen wieder und bemerkte, dass Yolanda ihn beobachtete, mit demselben ausdruckslosen Blick wie immer. Er wusste, dass sie das Zittern seiner Lippen gesehen hatte, auch wenn sie sich jetzt wieder wegdrehte, als wäre nichts passiert und ihr sowieso alles egal.
    Verdammt.
    Winston begann, eine einfache Melodie auf schrecklich falsche Weise zu summen. Dann spürte Sanders, wie sich die Hand des Narren plump auf seine Schulter legte.
    Langsam merkte er, wie das Zittern in seinem Innern nachliess. Die Sonne schien warm auf sein blondes Haar, und sein Herz hörte auf, schmerzhaft gegen seinen Brustkasten zu schlagen.
    „Verdammt, du Trottel, hör gefälligst auf mit diesem grauenvollen Katzenjammer!“
    Die Hand auf Sanders Schulter zuckte kurz und wurde dann weggezogen. Als er sich zu Winston umdrehte und es in dessen Augen feucht glänzen sah, lächelte er ihm zu und flüsterte ein „Danke“.
    Sofort blinzelte der Junge die Tränen weg und grinste schüchtern.
    Sanders legte ihm eine Hand auf den Arm, und schweigend blickten sie in den Horizont.


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

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