Es gibt 277 Antworten in diesem Thema, welches 69.870 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (12. September 2018 um 08:24) ist von Klimbim.

  • Post 16:

    Zitat

    Das Mädchen legte Irion sanft eine Hand eine Hand auf den Arm.

    Jetzt sinds doch zwei Hände :D

    So, abgesehen von den ß-Sachen, die ja dann an für sich keine Fehler sind, ist alles fehlerfrei.
    Du schreibst sehr, sehr gut und hast ein gutes Gefühl für ungewöhnliche Szenen. Ich will es nur nochmal beteuern: Denk doch drüber nach, ob du da nicht irgendwann etwas für eine Veröffentlichung zusammenstellen kannst :D

    Magie hat etwas einzigartiges: Sie berührt alle Sinne. Sie ist wie ein Geruch, der sich nicht wirklich wahrnehmen lässt, wie Sand, der durch Fingerrillen rinnt. Sie ist ein Geschmack auf der Zunge, der sich nicht benennen lässt, und wie ein Lied, dessen Melodie einem nicht im Kopf bleiben will.
    So lernte Aer die flüchtigste aller Künste kennen: Das Weben von Zaubern, das Formen der Magie.

    Die Schatten der Magie

  • ich hab mal die Sache mit der Anstalt gelesen ^^
    gefällt mir extrem gut...
    der erste Teil ist sehr interessant geschrieben und der zweite Teil eine seltsam anmutende (nicht böse gemeint!!!) Mischung aus Idylle und "Wahnsinn" und "Angst"... gefällt mir sehr gut :thumbsup:

    hier eine Kleinigkeit:

    Winston musste leer schlucke.

    schlucken

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • So, ich habe dann aufgeschlossen.
    Du schreibst viele, viele gute Ansätze für längere Geschichten. Ich finde fast schade, dass viele davon (bisher) nicht weitergeführt wurden, aber ich denke, da kommt bestimmt noch was. Du experimentierst ja, wie du mal gesagt hast, und die Ergebnisse dieses Experiments sind durchwegs gut. Ich kann nicht mehr sagen, als dass du verpflichtet bist, damit weiterzumachen :thumbsup:

    Magie hat etwas einzigartiges: Sie berührt alle Sinne. Sie ist wie ein Geruch, der sich nicht wirklich wahrnehmen lässt, wie Sand, der durch Fingerrillen rinnt. Sie ist ein Geschmack auf der Zunge, der sich nicht benennen lässt, und wie ein Lied, dessen Melodie einem nicht im Kopf bleiben will.
    So lernte Aer die flüchtigste aller Künste kennen: Das Weben von Zaubern, das Formen der Magie.

    Die Schatten der Magie

  • vielen Dank, Myrtana222: und Miri: ^^ ich habe keine Ahnung, wie weit das alles geht hier- anyway, hier die Fortsetzung ;)

    Suche nach Legenden, Teil 3

    Die Reise von Eisenhal an die Grenze zu Caar-Il im Norden dauerte 6 Tage und verlief ohne Probleme. Die Handels- und Güterrouten in Stondarn waren bestens gesichert, die Strassen stets gut in Schuss und im Abstand von einer Tagesreise lag immer ein Dorf oder ein kleines Wirtshaus, in dem Reisende, Händler und Fuhrleute rasten konnten. Stondarn war noch immer von gewissen Gütern aus dem Ausland abhängig, und schlechte, unsichere Strassen sollten nicht das Problem sein, an die benötigte Ware zu kommen.
    So verging die Reise ruhig. Winston zeigte alle paar Minuten auf etwas Interessantes am Wegesrand, stellte Fragen und verlangte Geschichten. Sanders war froh, dass der Junge sich schnell mit dem Fuhrmann anfreundete, der es offenbar genoss, einen so bereitwilligen Zuhörer auf dieser normalerweise einsamen Fahrt zu haben, und dem Jungen eine Menge wahre und erfundene Dinge erzählte.
    Der Versuch, mit den anderen ein paar Worte zu wechseln, blieb erfolglos- von der Frau kam nur Schweigen, und von Richard finstere Blicke.
    Vielleicht hätte er sie wirklich zurücklassen sollen, wie ursprünglich geplant, um nur mit dem stets gutgelaunten Narren nach einer Legende zu suchen. Doch er hatte Mitleid mit der schwermütigen Yolanda gehabt, von der er wusste, dass die ganze Stadt, und erst recht die Anstalt, ihren Zustand herbeiführten und teils gar verschlimmerten. Also hatte er sie eingeweiht, und dummerweise hatte Richard das mit angehört- und Sanders dazu erpresst, ihn auch mitzunehmen. Soviel er wusste, wollte Rich einfach raus- nach einem
    Vierteljahrhundert im Westturm kein Wunder.


    Die Nächte verbrachten sie in den Herbergen am Weg, bezahlt vom Rest von Sanders Vermögen, das er auf ihre Reise mitgenommen hatte. Und es waren die Abende, die er am meisten liebte, die mit Brot, Bier und dem gutmütigen und extrem trinkfesten Fuhrmann verbracht wurden, der Winston sogar einmal einen halben Humpen spendierte und damit dessen Herz ganz für sich einnahm. Richard war nie dabei, er bevorzugte es im Stall, abseits der Leute, zu übernachten.
    Aber Yolanda nahm gerne den Komfort eines Zimmers in Anspruch, und als sie am dritten Abend sogar ein paar Worte sprach, wusste Sanders: Dinge lassen sich ändern.

    Pünktlich am sechsten Tag erreichten sie die Hügel im Norden von Stondarn. Hier mussten sie absteigen, um das Zugtier in dem Auf und Ab zu entlasten, und zu Fuss nebenher gehen.
    Bereits nach einer Viertelstunde begann Winston, sich zu beschweren, und fiel mit jedem Schritt weiter zurück. Der Fuhrmann konnte nicht auf sie warten, er hatte strenge Zeitvorgaben, und bald stand die Gruppe mit dem inzwischen laut weinenden Winston auf der Strasse, umgeben von den geschwungenen Auen, die, durchsetzt mit kleinen Wäldern und überzogen mit einem Netz aus Bachläufen, die hiesige Gegend ausmachten.
    Sanders realisierte, dass sie es auf diese Weise nie vor Einbruch der Dunkelheit bis an die Grenze und die dortige Raststätte gelangen würden. Doch sämtliches gutes Zureden half nichts- Winston war am Boden zerstört, dass der Fuhrmann sie zuerst dazu zwang, abzusteigen und zu Fuss zu gehen und sie dann zu allem Unglück auch noch zurückliess. Die Hügel waren ihm zu steil, die Strasse zu staubig, seine Füsse taten weh, die Sonne blendete…
    „Winston, komm schon! Wir müssen nicht weit gehen. Bald werden wir die Grenze erreichen und dort können wir…“
    Zwecklos. Der Junge setzte sich auf den Boden und heulte zum Steinerweichen, sei es aus Enttäuschung oder Trotz.
    „Verdammter Idiot!“ Richard. Mist. „Beweg deinen fetten Hintern hoch und lass das verfluchte Geflenne, Scheisse noch eins! Wenn es dunkel wird, bevor wir ein verdammtes Gasthaus erreichen, werden wir von Wölfen zerfleischt!“
    Richard sah den bösen Blick von Sanders und drehte sich um, um weiter leise vor sich hin murmelnd der Strasse Richtung Norden zu folgen.
    Winston verstummte einen Moment lang, um danach noch viel lauter weiterzuflennen. Sanders atmete tief durch. Also- noch einmal.
    „Winston, schau… lass uns… lass uns Kaninchen suchen, ja? Wir stehen jetzt auf und gehen hinter Richard her, und zählen dabei alle Kaninchen, die wir sehen, in Ordnung?“
    „Will keine Kaninchen“, schluchzte der Narr, „will… will…“, Schniefen,
    „will Karren!“ Sanders schloss die Augen, atmete tief durch, und fragte sich verzweifelt, wie er Winston zum Mitkommen überreden sollte. Als er sie wieder öffnete sah er, dass sich auch Yolanda dazu entschlossen hatte, weiterzugehen, und Richard folgte.
    Sanders Magen rebellierte plötzlich wieder, und ihm war danach, sich Winston mit seinem Gejammer anzuschliessen.

    Sie gaben ein seltsames Paar ab- Winston, wie er heulend auf dem Rücken lag, und Sanders, der die Knie an die Stirn gezogen hatte und sich langsam vor- und zurückwiegte, um sich zu beruhigen, mitten auf dem staubtrockenen Nordweg irgendwo in den Vorläufern der Hügelgrenze.
    Sanders bemerkte erst, dass Winston mit Heulen aufgehört hatte, als er dessen ungeschickte Umarmung spürte und wieder diese einfache, diesmal mit viel Nasenhochziehen und immer noch gleich falsch vorgetragene Melodie vernahm.
    Sie verharrten eine ganze Weile so, bis Sanders sich aus Winstons Armen löste.
    „Danke, Winston.“
    „Gerne geschehen.“
    Die beiden schwiegen einen Moment. Sanders wusste, dass sie aufbrechen sollten, doch er wollte nicht- noch nicht.
    „Was ist das für ein Lied, das du gesungen hast?“
    Die Augen in dem tränenverschmierten Gesicht leuchteten auf.
    „Das ist das Seide-Lied! Arla hat es immer für mich gesungen!“
    „Arla? Wer ist Arla?“
    „Meine grosse Schwester!“ Winston hielt kurz inne und runzelte nachdenklich die Stirn. „Auch wenn sie eigentlich viel kleiner ist als ich. Aber sie hat es immer gesungen!“
    „Du hast eine Schwester? Wo ist sie denn?“
    „Der goldene Doktor sagte, sie ist jetzt ein Geist, der für mich sorgt, auch wenn ich sie nicht sehe.“
    „Oh… Das ist… Das ist schön.“
    „Aber ich glaube, sie ist tot. Sonst hätte ich nicht zum Doktor gemusst. Ausserdem war sie sehr krank.“
    Sanders wusste beim besten Willen nicht, wie er reagieren sollte. Die Worte des Narren überraschten ihn ungemein.
    „Du fühlst dich seltsam, oder? Alle fühlen sich seltsam, wenn ich über Arla rede. Darum rede ich nicht viel über sie.“
    „Weil sich die Leute seltsam fühlen? Aber… bist du nicht traurig? Dass sie… naja, dass sie tot ist?“
    „Nein. Ich bin manchmal traurig, weil ich sie nicht mehr sehe. Aber Arla sagte immer, dass der Tod eine Reise ist, die jeder machen muss, und dass wir uns am Ende wiedersehen. Und dann freue ich mich darauf.“
    Sanders brauchte einen Moment,um Winstons Worte zu verdauen, und ihm wurde klar, dass der Narr vielleicht weit weniger närrisch war, als die meisten anderen Leute. Zumindest würde er sie noch einige Male überraschen, da war er sich sicher.
    „Yolanda ist immer traurig.“
    Sanders unterbrach seinen Gedankengang.
    „Yolanda?“
    „Ja. Sie ist immer traurig.“
    „Ja. Und Richard ist immer wütend.“
    Winston schüttelte wild den Kopf. „Nein. Rich hat Angst.“
    „Ach ja? Wovor denn?“
    „Keine Ahnung.“ Entschuldigendes Schulterzucken.
    Sanders schnaubte kurz. „Nun, wenn du das sagst… Was hältst du davon, wenn wir den Anderen jetzt folgen?“
    Winstons Blick fiel auf den immer noch furchtbar abschreckenden Weg den Hügel hinauf. Aber er schien sich allmählich in sein Schicksal zu ergeben.
    „Darf ich einen Blumenstrauss pflücken? Für Yolanda? Vielleicht ist sie dann etwas weniger traurig.“
    „Ja. … ja. Das ist eine gute Idee, Winston.“


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Awww Winston ist voll niedlich XD
    manchmal geht er mir echt aufn Keks aber der Teil macht ihn voll symphathisch XD
    hab mal ein paar kleine Dinge rausgesucht, die mir aufgefallen sind, aber das mit dem scharfen s wurde glaub ich schon erwähnt ^^

    die Strassen stets

    Straßen

    an diebenötigte Ware zu kommen.

    die benötigte

    Der Versuch, mit den anderen ein paar Worte zu wechseln, blieb erfolglos

    öhm also ich bin mir mit den Kommas an der Stelle nicht ganz sicher... aber ich ich glaube nach Versuch kommt kein Komma ^^


    ansonsten auch wieder ein sehr gelungener Teil und es ist cool was fortlaufendes von dir zu lesen :thumbsup: hoffe die Geschichte geht noch weiter und was der Friedhof so ist und kann und überhaupt die Entwicklung deiner Charaktere zu verfolgen ^^
    ich freu mich auf mehr :love:

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Miri: hihihi ^^ bist also noch dazu gekommen ;) Viiiielen Dank für das Feedback :love:

    Zitat von Miri

    öhm also ich bin mir mit den Kommas an der Stelle nicht ganz sicher... aber ich ich glaube nach Versuch kommt kein Komma

    :P ich bin ziemlich sicher, dass da eins hinkommt ;)
    :D ich lass die Sache mit den Eszet mal... das soll mir mein Lektor dann korrigieren, wenn ich dat Ding wirklich veröffentliche :rofl:


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    - Twelve

  • Hab die erste Seite durch und wollte einfach schon mal was von mir geben ^^
    Ich finde deine Texte gut geschrieben und sehr spannend. Geraade dass es sich um eine Art Chroniken handelt macht das Ganze angenehm zum Lesen. Ich melde mich wieder sobald ich durch bin :D

  • Uhoh, Richard sieht nach dem typischen Unruhestifter aus. Wenn das mal keinen Ärger gibt. Auf jeden Fall hast du da eine interessante Truppe aufgestellt. Bin gespannt, wie ihr Weg weiter verlaufen wird :thumbsup:

  • Winston scheint nicht nur emotional sehr labil zu sein, er besitzt viel Empathie. Immerhin sieht er, was wirklich hinter Richards Verhalten steckt.
    Hab nichts auszusetzen, die ß-Sachen überles ich mittlerweile einfach. Freu mich auf mehr :thumbsup:

    Magie hat etwas einzigartiges: Sie berührt alle Sinne. Sie ist wie ein Geruch, der sich nicht wirklich wahrnehmen lässt, wie Sand, der durch Fingerrillen rinnt. Sie ist ein Geschmack auf der Zunge, der sich nicht benennen lässt, und wie ein Lied, dessen Melodie einem nicht im Kopf bleiben will.
    So lernte Aer die flüchtigste aller Künste kennen: Das Weben von Zaubern, das Formen der Magie.

    Die Schatten der Magie

  • Suche nach Legenden gefällt mir sehr gut. Die Charakterzeichnungen sind toll. Winston lebt richtig. Jetzt bin ich gespannt, ob du den anderen beiden auch noch Leben einhauchst.

    Eine Kleinigkeit:
    Sanders bemerkte erst, dass Winston mit Heulen aufgehört hatte, als er dessen ungeschickte Umarmung spürte
    und wieder diese einfache, diesmal mit viel Nasenhochziehen und immer noch gleich falsch vorgetragene Melodie vernahm.

    Da ist ein Umbruch zu viel drin.

    Weiter bitte. *lechz :D

  • Kelamith: Das freut und ehrt mich :D
    @Shiwai: :huh: was meinst du mit Umbruch? Danke jedenfalls ^^
    Miri: mach ich sowieso :P
    Hier bitte:

    Boah.. allmählich krieg ich echt Schiss, dass ich die Krankheitsbilder völlig verhaue 8|

    Suche nach Legenden, Teil 4

    Sanders blieb an diesem Abend lange wach. Es war ein… bemerkenswerter Tag gewesen. Auch wenn es bereits dunkel war, als er und Winston am Grenzposten und der dortigen Herberge ankamen, waren sie weitaus schneller vorangekommen, als Sanders befürchtet hatte. Winston war schnell Feuer und Flamme geworden und hatte auf der gut vierstündigen Wanderung den wahrscheinlich grössten und buntesten Blumenstrauss der Welt gepflückt. Mit jedem neuen Farbtupfer in dem wachsenden Wirrwarr aus Blüten, Gräsern, Ästen und abbröckelnden Erdklumpen wuchs seine Begeisterung und er schien jedes Mal seine Anstrengung, noch etwas Neues zu finden, zu verdoppeln. Sanders war sicher, dass Winston an diesem Tag mindestens das Anderthalbfache des eigentlichen Weges zurückgelegt hatte, während er selbst gemächlich der Strasse folgte und irgendwann die Rolle des Straussträgers übernahm, als das Ding zu gross wurde für nur eine Person. Die Wölfe hatte Winston völlig vergessen.
    Mehrmals musste er den Jungen enttäuschen, wenn der ihn nach dem Namen einer speziellen Blume, besonders grossen Blättern oder dornigen Ranken fragte. Sanders war alles andere als ein Botaniker, die einzigen Pflanzen, die er als geborener Eisenhaler kannte, war die doch recht eingeschränkte Auswahl an Topfpflanzen, die als besonders anspruchslos galten und daher in der ehernen Stadt äusserst beliebt waren.
    Es faszinierte Sanders, wie jemand, der so schwer von Begriff war wie Winston, doch derart wissbegierig sein konnte. Er kannte kaum einen Menschen, der so Aufmerksam durch die Welt ging. Sie sahen mehrmals ein Wildkaninchen, sowie Schlangen, einen Fuchs, eine Laubeule und mehr Grillen, als Sanders zu zählen bereit war.
    Er hatte die Zeit genossen, wurde ihm abends vor dem Einschlafen bewusst. Und sie war noch nicht das Überraschendste gewesen. Noch im Bett musste Sanders den Kopf schütteln.
    Als die beiden endlich ankamen, hatte der zweite Mond bereits den Horizont verlassen und strahlte sein kaltes Licht auf den breiten Zollweg, wo der Warenumschlag von Statten ging. Die Herberge befand sich direkt an dessen Rand und lockte mit Fidelklängen und dem Lachen der Gäste.
    Beides verstummte kurz, als Sanders und Winston, jeweils mit einem Arm voller Grünzeug, aus dem hin und wieder eine Kartoffel purzelte, zur Tür hineintraten- nur, damit letzteres umso lauter erneut einsetzen konnte, nachdem es vor der überrascht dreinschauenden Yolanda auf den Tisch gelegt wurde.
    Und- Sanders traute seinen Augen kaum- Yolanda lachte mit. Natürlich brüllte sie nicht laut wie der Kerl am Nebentisch, aber es war ganz klar ein Lächeln, das ihr Gesicht zierte, und ihre Schultern bebten, während sie sanft mit den Fingern über eine besonders schöne Blüte strich.
    Winston, der sah, dass sein Präsent so gut ankam, wie er es erhofft hatte, grinste sein dämliches Grinsen und blickte mit strahlenden Augen zu Sanders hoch.
    Der konnte auch nichts anderes tun, als zurückzulächeln.
    „Gut gemacht“, sagte er und drückte kurz Winstons Arm, bevor er zum Wirt ging, um das Abendessen zu bestellen.
    Yolanda umarmte Winston und flüsterte ein „Danke“. Dann wandte sie sich wieder zu ihrem Geschenk um und betrachtete es liebevoll.
    Ihr Kavalier trat neben sie.
    „Ich möchte dir gerne sagen, wie sie heissen, aber ich kenne ihre Namen nicht.“
    „Das macht nichts. Ich kenne sie bereits.“
    „Wirklich?“
    „Ja.“ Die Frau zog eine bläuliche Blüte aus dem Haufen und hielt ihn Winston hin. „Das hier ist eine Mitternachtsfilde. Eine ganz besondere Pflanze- ihr Saft, in ein Glas Wein gepresst, hilft bei Bauchschmerzen.“
    Winston staunte und nahm die Filde vorsichtig in die Hand.
    „Bauchschmerzen?“
    „Bei Frauen, wenn sie… nun, bei Frauenbauchschmerzen.“ Yolanda wählte eine neue Blume, die leuchtend weiss war. „Hier- ein Gnomentod. Gnome pflanzen sie auf ihren Grabhügeln. Sie glauben, sie würden böse Geister gefangen halten.“ Die nächste Wahl war ein vielfach verzweigter Stengel, an dem einzelne, winzige gelbe Blüten wuchsen. „Tausendstern. Sie locken die Weizenwespen an und weg von den Feldern, darum sorgen die Bauern immer dafür, dass sie auf ihren Tierweiden wachsen. Das da ist ein Kirschbaumast, hier Apfelblüten, das da sind Risskrispen und hier… das ist ein Lauch.“ Sie lachte. Ein leises, warmes Geräusch, das von ganz tief unten zu kommen schien, wie Sanders feststellte, der inzwischen mit Brot und Käse hinter den beiden stand und den Vortrag mitverfolgte.
    „Woher weisst du all das?“, fragte er, die Unterbrechung dazu nutzend, Winston sein Essen zu reichen.
    Yolanda blickte auf das Grün vor sich, als sie antwortete.
    „Ich bin nicht in Eisenhal aufgewachsen. Meine Familie kommt aus einem kleinen Dorf im südlichen Stondarn. Mein Papa… mein Papa war Gärtner und meine… meine Mutter kannte sich mit Kräutermedizin aus. Von ihnen habe ich das gelernt.“
    „Wie kamst du denn nach Eisenhal?“
    Yolanda antwortete nicht, sondern strich sich mit fahrigen Bewegungen durch ihr dunkles Haar und wühlte unruhig in den Pflanzen vor sich herum.
    Winston schluckte schnell den letzten Bissen hinunter. „Zeig mir noch mehr Pflanzen, bitte!“
    Sanders war zuerst verärgert, aber merkte dann, dass hier Dinge vor sich gingen, die er nicht verstand. Sondern Winston.
    Er hörte den beiden noch einige Minuten zu, bevor auch er sein Mahl beendete und sich aufmachte, den Stall und damit auch Richard zu suchen.


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    - Twelve

  • Da war ein Zeilenumbruch ohne Punkt und die nächste Zeile hat mit "und" begonnen.

    Der letzte Teil gefällt mir gut. Er gibt Yolanda etwas Farbe. Sehr schön. Jetzt freue ich mich schon auf Richard. Weiter so.

  • Zitat

    Sanders war sicher, dass Winston an diesem Tag mindestens das Anderthalbfache des eigentlichen Weges zurückgelegt hatte, währen er selbst

    während

    Sonst gibts nichts auszusetzen. Liest sich weiterhin gut, freu mich auf mehr :thumbsup:

    Magie hat etwas einzigartiges: Sie berührt alle Sinne. Sie ist wie ein Geruch, der sich nicht wirklich wahrnehmen lässt, wie Sand, der durch Fingerrillen rinnt. Sie ist ein Geschmack auf der Zunge, der sich nicht benennen lässt, und wie ein Lied, dessen Melodie einem nicht im Kopf bleiben will.
    So lernte Aer die flüchtigste aller Künste kennen: Das Weben von Zaubern, das Formen der Magie.

    Die Schatten der Magie

    • Offizieller Beitrag

    WOW, was eine Truppe :D
    Da machst du mir ja mächtig Konkurrenz :P
    Ich finde alle authentisch und lustig vor allem. Jeder hat seine Eigenheiten. Komliment an die Autorin.

    Ich bin dann gespannt auf weitere Teile .... muss aber noch den letzten Lesen ;)
    GNHIIHIHIH :super: weiter so Klim :love:

    • Offizieller Beitrag

    der so Aufmerksam durch die Welt


    Hier noch was ... ich denke, "aufmerksam" wird klein geschrieben ;)
    Bei dem letzten Teil hatte ich tolles Kopfkino. Wie Winston die Blumen pflückt und Sanders Löcher in den Bauch fragt.
    Bei Yolandas Geschichte bekommt man das Gefühl, das ihren Eltern nix Gutes wiederfahren ist :/
    Aber "Frauenbauchschmerzen" - göttlich :rofl:

  • Ich glaube, Winston hat ein sehr starkes Empathieempfinden und weiß genau, was in anderen Menschen vorgeht. Er hat gemerkt, dass die Frage, wie Yolanda nach Eisenhal kam, eine unliebsame Erinnerung in ihr weckte. Winston wird immer symphatischer. Außerdem bekommt deine Welt in diesem Post mehr Tiefe, durch die kleinen Geschichten, die Yolanda zu jeder Blume erzählen kann. Super :thumbsup:

  • ^^ vielen Dank an alle :)

    An diesem Teil habe ich ne ganze Weile gekaut :| eine der Schlüsselszenen für Richard. Meh :P wir werden erst wissen, ob die Dinge aufgehen, wie ich will, wenn die Suche beendet ist. Bis dahin- enjoy (hoffentlich)

    Suche nach Legenden, Teil 5
    Es war ein ziemlich grosser Stall- immerhin war das hier ein Knotenpunkt des Sondarner Handels. Rechts und links reihten sich Boxen und Pferche den Mittelgang entlang aneinander, und immer wieder erklang ein leises Schnauben aus einer düsteren Ecke. Das wenige Licht kam von den Blaulampen, von denen jeweils eine an den Mittelpfosten hing und mit ihrem kühlen, geisterhaften Leuchten die Schatten nur noch finsterer erscheinen liessen.
    Sanders Blick glitt über dunkle Leiber hinter Futterkrippen, über einen nicht besonders sorgfältig gefegten Boden und Mistgabeln an den Wänden. Er ging einmal zügig die Reihen entlang und kontrollierte jede Box nach der Silhouette seines Begleiters. Nichts.
    Dann sah er nach oben, wo unter dem Dach die komplizierte Kranmechanik hing, mit der man über Kurbeln und Wellen ohne grössere Anstrengung sämtliche Pferche und Boxen bedienen und mit Stroh und Futter ausstatten sowie den Mist abtransportieren konnte.
    Diese Konstrukte waren inzwischen in ganz Stondarn konform, eine Errungenschaft aus den Eisenhaler Ingenieurschulen. Nach der Sache mit den Zahnrädern hatten Maschinen, die mit allem möglichen angetrieben wurden- Wasser, Wind, Dampfkraft- das Reich erobert und um einen gewaltigen Schritt in der Entwicklung weitergebracht.
    Unter dem technischen Wirrwarr aus Riemen, Haken, Rädern und Stahl war der Heuschober. Letzte Möglichkeit. Naja- eigentlich logische Schlussfolgerung. Wer wollte zwischen Ochsen und Pferden schlafen, wenn er einen riesigen Haufen frisches Heu haben konnte?
    Sanders erklomm die Leiter, die sich direkt neben der Eingangstür befand. Der Duft, der ihn oben empfing, war betäubend, und begleitet von der kühlen Nachtluft, die durch die offene Luke wehte, bildete er eine Atmosphäre von… freier Geborgenheit.
    Das Licht der Blaulampen erreichte diese Empore nicht, und einzig der Mond verhinderte, dass Sanders über den ungesicherten Rand trat.
    Kein Richard.
    Verunsichert hielt Sanders in seiner Suche inne. War Rich am Ende doch im Gasthaus? Das würde ihm gar nicht ähnlich sehen, aber…
    Eine leise Stimme, fast ein Flüstern, das unter den Geräuschen des Viehs kaum zu hören war, liess ihn aufhorchen. Es schien, als käme es direkt vom Haufen vor ihm, aber Sanders erkannte Richards Stimme sofort. Auch wenn er sie nie so leise gehört hatte.
    Langsam hob er einen Fuss, schob ihn vor und versuchte dabei, flüsternd zu rufen.
    „Rich?“ Keine Reaktion, das Murmeln ging weiter.
    „Richard?“ Noch ein Schritt. Sanders zuckte zusammen, als die Holzbohle unter seinem Fuss knarzte. Aber Richard bemerkte nichts.
    „… und dann sage ich ihm, verdammich, sage ich ihm, ich schlag dich zu Brei, wenn du nochmal so mit mir redest, und der Hundesohn, weisst du was er macht? Zieht sein verfluchtes Messer, jawohl, und nennt mich nochmal Hurenbastard, und weisst du, was ich da mach?“ Eine Pause, als würde Rich auf eine Antwort warten. Sanders meinte auch, jemanden reden zu hören, allerdings so verhalten, dass er nicht das Geringste verstand. Rich lachte leise.
    „Jawohl, verdammich. Ich schlag ihn zu Brei. Nicht mal seine eigene Schlampe von einer Mutter hätte ihn wieder erkannt, das schwör ich dir, bei der Narbe, die der Sack mir geritzt hat. Hier.“ Es raschelte. Offenbar entblösste der im Stroh liegende Rich die eben genannte Narbe.
    „Siehst du das? Na? Zwei Handbreit, sein widerliches Messer… habs ihm mitten in die Nieren getrieben, dem Arschgesicht.“ Wieder Lachen. „Schau… all diese Narben- siehst du sie?“ Es raschelte wieder, offenbar drehte der Mann sich ins Mondlicht. „Jede von einem Kampf. Jede von einem Sieg. Ich schwöre dir, der erste Hurensohn, der mich besiegt, hat gefälligst der zu sein, der mich in die verfluchte Ewigkeit schickt.“
    Wieder bekam Richard eine Antwort. Sanders verfluchte seine Neugier. Wer zum Henker war das?
    „Ich weiss. Ich weiss. Schscht.“ Ganz plötzlich nahm Richs Stimme einen freundlichen, fast sanften Klang an, und es bewegte sich wieder etwas im Heu.
    „Ja. Keine Sorge. Ich bin da, ich passe auf dich auf. Kein verfluchter Bastard wird dich je wieder anfassen, solange ich lebe. Ich passe auf dich auf. Schlaf jetzt. Ganz ruhig.“
    Und das war es auch- still. Nichts mehr erklang von der anderen Seite des Heus. Sanders stand da wie zu Stein erstarrt und wagte nicht, sich zu rühren. Mist.
    Wie lange er Statue spielte, wusste er nicht- es fühlte sich wie Stunden an, und er war dankbar, als er endlich in sein Bett kriechen konnte.
    Dies war bei weitem der seltsamste und ereignisreichste Tag seit Ewigkeiten gewesen. Noch lange starrte Sanders zur Decke und versuchte, das Geschehene zu begreifen.

    Die Dinge liessen sich ändern. Sie taten es bereits. Und er verstand es nicht. Nichts davon. Er hatte keine Kontrolle.
    Wieder dieses widerwärtige Gefühl im Bauch, als hätten sämtliche Eingeweide beschlossen auszuwandern.
    Sanders vertröstete sich mit dem Gedanken, dass wenigstens Winston etwas zu verstehen schien. Irgendwie beruhigte ihn das, und er musste grinsen. Dann schloss er die Augen und liess sich von der weichen Dunkelheit umfangen.


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve