Es gibt 69 Antworten in diesem Thema, welches 22.328 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (29. Januar 2016 um 22:36) ist von Korus.

  • Jegar beobachtete das Mädchen misstrauisch. Auch wenn ihre Kleidung als verschlissen gelten durfte und sie offenbar beschlossen hatte auf jegliches Schuhwerk zu verzichten sah sie für ihn nicht aus, als wäre sie ein Bettlerin. Bettler schliefen nicht auf Dächern. Vielleicht eine Diebin. "Cyra", antwortete schüchtern. Auch fiel ihm auf, dass ihre Augen ständig nervös hin und herblickten, als wären sie auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit, die hier oben, umringt von der Gruppe, schlichtweg nicht bestand. "Sie ist nicht die Jägerin, sie ist die Gejagte", ging ihm auf, auch wenn er diesen Gedanken sofort wieder beiseite schob. Er hielt es für unwahrscheinlich, dass sie hinter ihm her war, immerhin war die Gruppe auf sie gestoßen und nicht umgekehrt, aber von dieser Annahme auszugehen wäre immer noch unvorsichtig. Und Unvorsichtigkeit brachte den Tod.
    "Keine Sorge, wir tun dir nichts", sagte Norwen beruhigend. Ihm schienen Misstrauen oder Zweifel völlig unbekannt zu sein. Auch Rodrick hatte den Griff vom Knauf seines Schwertes genommen und selbst Jegar ließ, als er den ängstlichen Blick des Mädchens auf seine Hand wahrnahm, von dem Dolch unter seinem Ärmel ab. Er konnte kein Anzeichen entdecken nach dem sie irgendwo eine Waffe versteckt hatte. Trotzdem blieb seine Hand angespannt. "Mein Name ist Regars", sagte Jegar sicherheitshalber. Belle, Norwen und Rodrick stellten sich ebenfalls der Reihe nach vor. Jedoch mit ihren echten Namen. "Ich muss geradezu paranoid wirken", dachte er. Dann standen sie schweigend auf dem Dach herum. Nachdem die Namen gesagt waren, wusste niemand, was er noch einbringen sollte. Keiner fragte, was wer auf dem Dach machte. Cyra fragte auch nicht, was die Stimmen, die immer noch unter ihnen erschallten und sich gegenseitig Dinge wie "Hier ist niemand" und "Wo sind sie hin" zuriefen, bedeuteten. "Hier oben", erklang dann aber plötzlich eine weitere und alle fünf schreckten panisch zusammen. In zehn, zwanzig Metern Entfernung stand ein Mann. Gekleidet in ein Kettenhemd und einem eisernen Helm, in der Hand einen Streitkolben, schritt er langsam über die Ziegeln auf sie zu. Sie mochten wohl rot sein, doch jetzt im Dunkeln konnte Jegar die Farbe nicht zweifelsfrei ausmachen. Ein kurzer Blick genügte, dann rannten sie los. Ohne klares Ziel und nur weg von den Stimmen, die jetzt vermehrt aus der selben Höhe erklangen wie die ihren, doch aus irgendeinem Grund schafften sie es zusammenzubleiben. Unter ihnen wechselten sich fester Boden und schwindelnde Abgründe stetig ab und der Mond stahl sich hinter den Wolken hervor, die ihn bis jetzt doch in sicherer Gewahrsam hatten. Er warf sein schimmerndes Licht auf den Asphalt und die Dächer. Jetzt konnte Jegar auch die Farbe der Ziegeln erkennen und tatsächlich waren sie rot.

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    Aldous Huxley

  • Cyra ging nicht weiter auf die Worte und Vorstellungen der Fremden ein und versuchte so viel Abstand wie möglich zwischen sich und die Zweibeiner zu bringen. Sie konnten ihr viel erzählen und was immer sie ihr versicherten, es war der Fähe ziemlich egal.
    Irgendetwas Seltsames schwang in Regars Stimme mit und er wirkte fast so angespannt wie sie selbst. Unangenehme Stille stand zwischen ihr und der Gruppe, sie musterten sie, als hätte sie etwas ausgefressen. Schön wäre es ja gewesen, dann hätte sie zumindest etwas Essbares in ihrem knurrenden Magen.

    Ihr Herz machte drei Sprünge, als sie die bewaffneten Männer sah und hörte. Und schon rannten die Fremden los, über die Dächer und Hausschluchten, ohne Ziel und sicherer Richtung. Zuviel Aufmerksamkeit verursachten die schnellen Schritte und bald hatte die Gruppe mehrere Verfolger direkt hinter sich.

    Erschrocken eilte die junge Frau mit, auch wenn sie einen anderen Weg, abseits der Gruppe wählte. Sie fühlte Schritte hinter sich, hörte die viel zu gepanzerten Männer fluchen, die langsam aber sicher an Nähe einbüßten.
    Dennoch blieb ein Teil auf den Dächern und rannte den Flüchtenden hinterher, so gut es die schwere Rüstung zuließ. Roderick fiel zurück, er schien ebensolche Probleme zu haben, wie jene Verfolger. Kraftvoll setzte er seine Schritte und polternd rutschten ein paar Dachschindeln in die Tiefe. Der Krieger stolperte und rappelte sich wieder auf. Weiter ging die wilde Hatz und das Missgeschick rief von unten weitere Wachen herbei.
    Belle lief, als wäre sie für diesen Spurt wie geschaffen und auch der junge Mann hatte weniger Probleme mit ihr Schritt zu halten.

    Norwen versuchte irgendwie das Gleichgewicht zu halten, als er über eine schmalen Verbindungsweg rennen musste. Schwankend schaukelte er für einen Moment hin und her, bevor er sich wieder fing und von Rodrick sicher herüber zum anderen festen Aufgang gezogen wurde. Zwei Pergamentrollen flatterten in die Tiefe und landeten tanzend auf dem staubigen Boden.

    Cyra beobachtet das Geschehen und tauchte ab in genau jene Häuserschlucht, schnappte sich die Schriften und verschwand eilig zwischen den Gassen.

  • Irgendwie, auch wenn Rodrick später nicht mehr sagen könnte wie, schaffte
    sie es letztendlich doch, ihre Verfolger abzuhängen. Und was für ihn noch ein größeres Wunder war, sie hätten es wieder auf festen Boden geschafft, ohne Aufsehen zu erregen oder sich zu verletzen. Die kleine Gruppe hatte in einer engen überdachten Gasse haltgemacht, versteckt hinter ein paar aufgestapelten Kisten. Cyra hatte sich
    ihnen angeschlossen, stand jedoch etwas abseits, bereit zu fliehen. Rodrick der schnaufend an der Mauer lehnte, merkte wie sie ihn fixierte und deutete auf seine Narbe. Hübsch was? knurrte er.

    Auch wenn sie nicht wie eine Bedrohung wirkte, wusste er nicht wie er sie einschätzen sollte. Sie wandte ihren Blick wieder ab und ließ ihn wachsam hin und her huschen. Der Söldner wusste nicht wann er zuletzt richtig geschlafen hatte und das Essen rebellierte heftig in seinem Magen nachdem sie die halbe Nacht gerannt waren. Belle hockte oben auf einer Dachkante und hielt nach ihren Verfolgern Ausschau, aber es war trotzdem nicht sicher hier. Neben ihm räusperte sich der Gelehrte und sah aus, als ob er etwas fragen wollte aber Rodrick konnte sich schon denken worum es ging. Warum....?

    Wenn ich euch irgendwann verraten sollte, dann an Menschen die auch Geld haben. Er unterdrückte ein Gähnen. Was jetzt, was machen wir mit ihr? Er deutete auf Cyra die jetzt ein Stück näher gekommen war. Jeder der an die Kisten gelehnt am Boden gesessen hatte blickte auf. Das sollte sie selbst entscheiden, vielleicht kann sie uns hilfreich sein.

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  • Norwen konnte es nicht fassen. Ausgerechnet jetzt musste ihn seine Tasche im Stich lassen! Die Schriftrollen, denen er beinahe hinterher gestürzt wäre, waren für ihn von unschätzbarem Wert.
    Warum ... mussten die Rollen gerade jetzt herausfallen?, hatte er sagen wollen, doch Rodrick unterbrach ihn. Er hörte ihm kaum zu, bekam nur die Worte "verraten" und "Geld" mit, weil er immernoch damit haderte. Er wollte zurückgehen und sie einsammeln, doch er wusste, dass die Soldaten auch nach ihm suchten. Das hieß, dass er sie nicht einmal allein suchen gehen konnte, ganz zu schweigen von der Gruppe, die er schon einmal durch seinen Wissensdurst in eine äußerst schwierige Situation gebracht hatte. Sie würden kein Verständnis aufbringen. Oder ... vielleicht gab es eine, die es doch verstehen würde?
    Rodrick fragte, was sie nun mit Cyra tuhen sollten. Vielleicht kann sie uns hilfreich sein, meinte er.
    Ich stimme zu, bekräftigte er die Überlegung. Vielleicht konnte er es schaffen, sie davon zu überzeugen, sich für kurze Zeit von der Gruppe abzuspalten und ihm zu helfen, die Rollen wieder einzusammeln.
    Niemand hatte Einwände. Sie waren angestrengt von der Flucht und wurden noch immer verfolgt. Es war keine Zeit für große Überlegungen.
    Also gut, meinte Jegar. Wir nehmen sie mit. Das heißt, wenn das für dich in Ordnung ist, Cyra?

  • Cyra wich vor Rodricks Knurren zurück und beobachtete die Menschen vor sich. Am liebsten hätte sie selbst kess auf ihre Halsnarbe gedeutet und zurückgeknurrt, doch ließ sie es bleiben.

    Sie nahm einen deutlichen Abstand zu der Jägerin auf dem Dach ein und sah misstrauisch hin und her.

    Längstverbarg sich ihr neuer Pergamentschatz, gute hinter lockerem Mörtel versteckt, zwischen einer geheimen Häuserwandspalte.
    Den Kopf leicht schief haltend, dachte die junge Frau über Jegars Angebot nach, kratzte sich durch ihre Haare und nickte zögernd.
    Belle sprang vom Dach und Cyra einen flinken Satz zurück. Sie kam viel zu dicht zwischen Norwen, Rodrik und ein paar Kisten auf und eilte weiter, bis sie drei Schritt von jedem entfernt war.

    In der Nähe erhoben sich ein paar Möwen und ließen ihre schrillen Rufe über die verschlafenen Dächer der Stadt erklingen.
    Sie waren unter der Überdachung nicht zu erkennen, jedoch trug der leichte Wind den Klang ihre Flügelschläge herüber.
    Cyra sprang aus ihrer Hocke auf und lief auf die Mauer zu, die die Gasse zu einer gefährlichen Falle werden ließ, sollten die Verfolger von der anderen Seite kommen.

    Irgendetwas braute sich hier zusammen und so sah sie noch einmal zurück, schmiegte sich an die rosagefärbten Ranken des Gemäuers, die im Mondlicht eher wie kleine Sterne aussahen, und verschwand seitlich zwischen Haus und Mauer.
    Diese Nische war von der anderen Seite der Gasse nicht erkennbar und mochte gerade so breit sein, dass selbst der breite Krieger durch den Spalt passen dürfte, auch wenn er dafür Bekanntschaft mit dem schleifenden Stein machen müsste.

    Hinter der Nische erstreckte sich ein niedriger, zugewucherter Gang, der sich hundert Schritt in schlängelnden Kurven wandt und schließlich eine riesige Höhle freigab.
    Weitere mysteriöse Höhlentunnel mündeten wie in einer zufälligen Sternform in die gewaltige Steinkammer.
    Ein kleiner See lag im hinteren Bereich und ließ das Wasser in zartem Silber schimmern, denn über ihm befand sich ein schmaler Felsspalt, der das spärliche Licht des Mondes herein ließ.

    Cyra hockte sich in eine dunkle Nische und horchte, ob die Menschen ihrem Wink folgen würden.

  • Jegar sah wie Cyra verschwand, runzelte die Stirn und folgte ihr langsam. Als er dort angekommen war, wo sie zuvor gestanden hatte, sah er, dass sich hinter einer Nische ein schmaler Gang befand. Kaum sichtbar und perfekt für jemanden dem Verfolger unliebsame Gesellen waren. Das Mädchen war nur schemenhaft im Schatten zu sehen. Er winkte die anderen her und sie folgten ihr, bevor sie sie noch aus den Augen verloren. Sie mussten sich beeilen und gerade Rodrick hatte mit der zunehmenden Enge zu kämpfen. Eine schwere Rüstung war nichts für schmale Durchgänge. Die Dunkelheit hatte sie beinahe verschluckt, da waren Schritte hinter ihnen zu hören. Die Soldaten suchten immer noch nach ihnen, auch wenn sie den Durchgang scheinbar noch nicht gefunden hatten. Sonst hätten die Geräusche mehr Hall besessen. Trotzdem fasste er instinktiv unter seinen Mantel und tastete nach der Waffe, die ihm sein Vater einst geschenkt hatte. Es schien als wäre es in einem anderem Leben geschehen. Sie wäre hier zwar wegen dem Mangel an Platz selbst mit nur einer ausgeklappten Klinge unbrauchbar, aber das Spüren ihres kalten Eisen gab ihm Sicherheit und sowas wie Halt. Es war immerhin eines der wenigen verbliebenen Stücke, die er noch von früher besaß. "Ich habe sie lange nicht mehr einsetzen müssen", dachte er und schämte sich beinahe dafür. Seltsame Welt.

    Als sie endlich das Ende des langen Ganges erreichten und in die Kühle Nachtluft heraustraten - selbst die Luft hatte zwischen den beiden Häuserwänden irgendwie gepresst gewirkt -, vernahmen sie erleichtert das Geräusch vom Ausbleiben trampelnder Stiefel. Hier auf der anderen Seite der Stadt war es noch ruhig. Dies würde aber nicht mehr lange so bleiben und sie brauchten dringend etwas Schlaf.

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  • Norwen staunte, als er aus der Gangmündung heraustrat. Er hatte einen solchen Ort am allerwenigsten mitten in einer großen Stadt erwartet. Wie friedvoll der Mond auf den Teich lächelte! Und dabei war er genau auf dem richtigen Stand, um von ihrer Position aus durch den Spalt sichtbar zu sein.
    Dann bemerkte er die Tunnel ringsum. Wohin sie wohl führten?
    Vermutlich wieder auf die Straßen, genau wie der, durch den wir hierhergekommen sind, beantwortete er seinen eigenen Gedanken.
    Er trat nach vorne, um seinen Nachfolgern Platz zu machen.
    Belle schien die gleiche Bewunderung für den Ort zu empfinden wie er. Rodrick, misstrauisch und grummlig wie meistens in der letzten Zeit, trat heraus und fragte kurz angebunden: "Was ist das hier? Und können wir uns hier vor den Wachen verstecken?"
    "Ich es mal an", antwortete Jegar.
    "Wasser und Luft hätten wir hier auf jeden Fall", fügte Belle an. "Und der Proviant wurde ja erst aufgefüllt, in der Taverne. Richtig?" Sie stoppte und schaute sie der Reihe nach an. "Richtig?"

  • Mit verschränkten Armen lehnte der Söldner sich an die von Ranken überwucherte Wand. Er stieß ein genervtes Seufzen aus. Also meines Wissens nach... Nein. Frustriert schlug er mit seiner Rechten gegen den Stein. Ein paar Kiesel lösten sich aus selbigem. Verdammte Scheiße. murmelte er. Wenn ich diesen Mistkerl San je wieder treffen sollte, halbier ich ihn. Am liebsten hätte er ihn gleich gesucht aber das war im Moment nichtbesonders klug. Und jetzt? fragte Belle zurück. Soll einer von uns es riskieren nochmal da raus zu gehen? Jegar erhob sich und ging auf den Gang zu doch Rodrick hielt ihn zurück. Was denkst du was du da tust? Zu seiner Überraschung wirkte sein Gegenüber trotz allem was in den letzten Tagen passiert war vollkommen gleichgültig. Na was wohl. Wir brauchen Proviant. Nun schaltete sich auch der Gelehrte ein, der den Verlust seiner Schriften anscheinend überwunden hatte. Das ist Wahnsinn. Sie durchsuchen im Moment die Stadt. Während sie sprachen merkte niemand, wie Cyra in einem Gang verschwand und kurz darauf mit zwei kleineren Säcken voll Brot und Trockenfleisch zurückkehrte. Nicht besonders viel aber genug um sie, wenn nötig, noch ein bis zwei Tage zu ernähren. Vor allen Dingen genug um einen sich anbahnenden Streit im Keim zu ersticken. Also langsam wächst du mir ans Herz, Flohmädchen. meinte Rodrick. Wer weiß, vielleicht war es doch keine so schlechte Idee, sie dabei zu haben. Der Höhlenboden war hart aber Trotzdem gelang es ihnen allen schnell einzuschlafen ohne eine Wachposten wählen zu müssen. Sie hatten sich erfolgreich einreden können dass niemand ihr kleines Versteck finden würde. Auch wenn Rodrick es langsam ziemlich satt hatte, immer nur weg zu rennen und sich zu verstecken.

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  • Jegar starrte aus dem Spalt hinaus in die Dunkelheit. Der Mond befand sich gerade nicht in dem richtigem Bereich um sichtbar zu sein. Doch obgleich dem Mangel an Licht genoss er diese Stunden zwischen den Tagen, an denen die Sonne die Luft zwischen den Wänden ungnädig aufheizte. Zwei davon hatte er schon hier erlebt. Einen weiteren wollte er nicht ausharren. "Ich habe einen Vorschlag zu machen", sagte er in die Runde, "Wir gehen ins nach Sarrera. Das liegt in Gelifra, unserem Nachbarland." "Ich weiß wo Gelifra liegt", knurrte Rodrick missmutig, "Da ist es heiß, ungemütlich und die Tavernen verkaufen statt Bier warmes Wasser, das sie nur so genannt haben." "Aber der Herzog von Sarrera ist ein alter Freund meiner Familie", beharrte Jegar und zog den Zettel aus seiner Tasche, den er seit Tagen mit sich herumtrug, "Ich war mir nie sicher, ob er die Wahrheit kennt oder die Lügenmärchen glaubt und hatte bisher auch keine Möglichkeit, das Land alleine zu verlassen, aber jetzt bin ich ja nicht mehr allein und außerdem habe ich das hier. Es wurde mir in die Tasche gesteckt" Er zeigte den Zettel herum, der dank einer gewissen Renn und Kletterpartie vollkommen zerknittert war, aber immer noch die Worte Sarrera zeigte. "Dies habe ich von einem Unbekanntem", erklärte er und blickte sie erwartungsvoll an. Rodrick musterte einen Moment das Stück Papier und sah ihn dann an. "Und das soll alles sein?", fragte er, "Ein Zettel. Wer sagt dir, dass das keine Falle war." "Ich denke die Chancen ihn gleich zu töten wäre für jemandem, der nah genug an Jegar herankam um ihm einen Zettel in die Tasche stecken konnte, größer als die Hoffnung Jegar könne dem Zettel glauben schenken um ihn dann dort umbringen zu können", gab Norwen zu denken. "Genau", stimmte Jegar zu und nickte begeistert, "Und ich bin mir sicher der Herzog wird euch alle reichlich belohnen. Er ist reich, sehr reich." Er blickte Rodrick an, der das Risiko gegen den möglichen Gewinn abzuschätzen schien. "Glaubst du im Ernst der Herzog würde dir helfen", frage Belle, die bisher nur still dagesessen war. "Ja", antwortete Jegar ohne zu zögern. "In Ordnung. Ich komme mit", entschied sie und warf ihm ein Lächeln zu. "Ich habe gehört in Sarrera soll es eine große Bibliothek geben", warf Norwen ein, was Jegar als Zustimmung verstand. "Da wir ja sowieso bereits alle auf einer Liste mit dir stehen, kann es nicht schaden das Land zu verlassen", behauptete Rodrick. Letztendlich richtete Jaris seinen Blick auf Cyra, die etwas abseits von ihnen dastand. Nach einem Moment der stille nickte auch sie. "Sehr gut", sagte Jegar mit einem Strahlen in die Runde. Endlich hatte er ein Ziel, eine Möglichkeit die ständige Flucht auf eine andere Weise als mit seinem Tod enden zu lassen. "Dann müssen wir jetzt nur noch das Land verlassen", seufzte Norwen, wohl bei dem Gedanken an die lange Reise. Die Grenze zu Gelifra lag an der anderen Seite des Landes. "Und dazu müssen wir erstmal aus dieser Stadt raus", gab Rodrick zu denken, "Und das am Besten im Schutz der Nacht. Dieser Nacht."

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    Aldous Huxley

  • Die Geschichte mit Sarrera machte Rodrick noch immer stutzig. Aber wenn es bedeute, dass er zu Abwechslung wirklich einmal Ruhe und vielleicht auch etwas Geld bekommen würde, war er bereit, dem mysteriösen Zettel zu glauben. Aber sie bewachen die Tore. meinte Belle. Und die Pässe werden sie auch kontrollieren. Meinte Belle. Wir können uns unmöglich durch alle Kontrollen schmuggeln. Die Tatsache, dass so eine Aussage von einer Assassinin kam, verbesserte ihre Aussichten nicht gerade. Hey, rief Rodrick in Cyras Richtung, die sich schon wieder halb von dem Gespräch abgewandt hatte. Du kennst dich doch in dieser Umgebung aus. Doch sie wich den fragenden Blicken nur aus. Danke, du hast uns trotzdem schon mehr als genug geholfen. fügte Norwen hinzu, der wohl spürte dass Rodrick eine weitaus grobere Aussage auf der Zunge lag.Vielleicht kommen wir nicht durch die Tore, aber vielleicht müssen wir das auch gar nicht. Meinte Jegar plötzlich. Was meinst du? Sollen wir etwa fliegen? scherzte Norwen. Nein, natürlich nicht, aber wir sind dem Hafen sehr Nahe. Ich denke nicht, dass die Schiffe bis nach Gelifra fahren, aber weit genug, um hier heraus zu kommen. Der Söldner nickte. Ich denke so wie die Gezeiten stehen, werden ein oder zwei Schiffe sogar bald ablegen. Norwen seufzte. Vielleicht schaffen wir es ja sogar genug Gespartes zusammen zu kratzen, um ein paar Matrosen zu bestechen.

    Irgendwie schafften sie es schließlich, von Patroullien unentdeckt, bis an den Hafen zu gelangen. Es waren noch einige Stunden, bis zum Sonnenaufgang.Sie hatten kaum 20 Goldstücke zusammenbekommen, was im Moment schon fast ein Vermögen war, doch Rodrick hatte schließlich gemeint, dass das Problem sicher auch so in den Griff bekommen würden, während er an dem Riemen der sein Schwert hielt herumgezupft hatte. Sie hatten es geschafft, einen Maat der wohl gerade aus einer der örtlichen Tavernen kam abzufangen und in eine dunklere Ecke zu drängen. Und schließlich, nach ein paar "freundlichen Worten" und nachdem 10 Goldstücke den Besitzer gewechselt hatten, führte er sie jetzt den Kai entlang.Seit leise, wenn ihr euch in den Frachtraum schleicht. Wenn ihr euch unbedingt unter die Leute an Deck mischen müsst, wartet damit mindestens eine Stunde nachdem wir abgelegt haben. Er klang, als ob er diese Dinge schon öfter getan hätte. Er drehte sich noch einmal um. Und ganz wichtig, lasst eure Waffen unter Deck versteckt. Er beugte ihre Ausrüstung misstrauisch, wandte sich dann um und lief die Planke hinauf. Es war ein Dreimaster, die Besatzung wahrscheinlich groß genug, dass ein paar neue Gesichter nicht sofort auffielen. Norwen lief vorraus und begann flüsternd etwas über die besondere Bauweise zu murmeln, dass dieses Schiff wohl ursprünglich für große Seeschlachten gebaut worden war und dass es wohl unzählige Male den Besitzer gewechselt haben musste bis es schließlich bei einem reichen Kaufmann gelandet war. Rodrick brauchte diese Dinge nicht zu wissen. Er hatte auf unzähligen solcher Schiffe gedient und zugesehen, wie sie in Stücke geschossen wurden. Trotz der Tatsache, dass die meisten seiner Erinnerungen an die See negativ waren, merkte er jedoch, dass es sich trotzdem gut anfühlte, wieder schwankenden unsicheren Boden unter den Füßen zu haben. Den Anderen schien es nicht ganz so gut zu gefallen. Belle blickte sich die ganze Zeit um, als erwartete sie gleich einen Angriff, Jegar umklammerte fest den Griff seinen Schwertes. Der Gedanke, es außer Reichweite zu legen, schien ihm stark zu Missfallen. Und für Cyra war es schon eine Herausforderung gewesen, dass Schiff überhaupt zu betreten. Einige Minuten war sie einfach nur vor der Planke gestanden und hatte immer wieder testend den Fuß darauf gestellt nur um ihn wieder zurück zu ziehen, jetzt huschte ihr Blick nervös über das Deck und blieb an den Tauen die herumlagen hängen. He! zischte der Maat, dass Gitter das durch dass man in den Bauch des Schiffes gehen konnte geöffnet hatte. Kommt ihr jetzt endlich? Ich riskiere hier schon mehr als genug, kommt später wieder, wenn ihr weniger auffallt. So folgte die ungleiche Gruppe dem sichtlich gestressten Mann unter Deck. In zwei Tagen würden sie wenn nichts dazwischen kam in Weitfall, einem Ort südlich von Goldkliff, an Land gehen

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