Mein Name ist Andy
von Tom Stark
Seien Sie gegrüßt.
Mein Name ist Andy.
Andy Kkrist.
Der eine oder andere hat vielleicht schon von mir gehört.
Nein?
Bringer der Apokalypse?
Sohn des Teufels?
Kopfjäger der Hölle?
Na, klingelt's langsam?
Und bevor sie fragen, den Namen habe ich von meiner Mutter, Evanova Kkrist. Sie war eine russisch orthodoxe Ordensschwester. Dad steht eben auf unschuldige Mädchen.
Natürlich hat es nicht ewig gehalten. Sie hat ihn für einen spanischen Inquisitor verlassen. Über hundert abgefackelte Hexen, die meisten davon natürlich unschuldige Frauen, aber egal. Mum steht eben auf die bösen Jungs, wie sonst hätte Dad sie rumbekommen?
Kommen Sie nun bloß nicht auf den Gedanken, er hätte ihr Gewalt angetan. Hat er nicht, jedenfalls keine Gewalt, die sie nicht selbst gewollt hätte.
Dad ist zwar der Teufel, aber kein Arschloch.
Dass Mum ihn sitzen gelassen hat, war für ihn ziemlich traumatisch. Er konnte sich Jahrhunderte lang nicht auf seinen Job konzentrieren.
Das fragen Sie jetzt nicht echt? Sie müssen doch wissen was sein Job ist? Zum Himmel noch mal, jeder weiß doch was wir machen? Nein?
Oh, Onkel Jesus, und für diese Armleuchter hast Du Dich kreuzigen lassen?
Also schön, ich will Sie mal nicht doof sterben lassen.
Wir, Hell - Devil and Son Inc., kümmern uns um die Arschlöcher, die Psychopaten, Soziopaten und Motherfucker-Omaten, die auf der Welt so herumlaufen. Oder glauben Sie echt, es ist Zufall, dass diese in der Regel so jung sterben, oder einen Hang dazu haben sich mit der CIA anzulegen oder den mächtigen Wirtschaftsbossen unbewusst ans Bein zu pissen? Manche von denen lege ich sogar persönlich um.
Und hier unten werden die interniert. Die Hölle ist quasi ein Guantanamo Bay, was Sie natürlich alle zutiefst verurteilen, aber ganz im Innern sind Sie doch verdammt froh, dass diese Subjekte weg vom Fenster sind.
Ja, klar, leugnen Sie nur. Das ist die menschliche Natur, ich weiß wovon ich rede, bin ja selbst zur Hälfte ein Mensch und neige auch dazu mir unangenehme Tatsachen schönzureden.
Warum es Devil and Son heißt?
Ich habe doch von Dads Phase nach Mums Abhauen erzählt. Am Schlimmsten war es so knapp nach dem ersten Weltkrieg. Er hat die Schuldigen danach munter weitermachen lassen, obwohl wir uns eigentlich allerspätestens nach 5000 Toten, die auf jemandes Konto gehen, einschalten. Er hat ebenso Stalin und Hitler munter gewähren lassen, bis ich endlich genug Durchblick hatte um selbst die Sache in die Hand zu nehmen.
Diesen Nazi-Idioten habe ich ziemlich elegant in den Wahnsinn getrieben. Ich bin tatsächlich ziemlich stolz auf meine Arbeit. Stalin der feige Hund, hat sich aber immer nur in seinem Amtszimmer verbarrikadiert und regelmäßig alles umbringen lassen, was ihm zu nahe kam. Ich habe so zwei seiner Geschwister, einen Vetter und drei Cousinen verheizt bis mir klargeworden ist, dass ich so nicht an ihn herankomme.
Ja, lachen Sie mich nur aus, aber ich war noch ein Anfänger. Und als Außenstehender weiß man es ohnehin immer besser!
Als Dad endlich aus seiner Depri-Phase auftauchte, hat er ihn einfach und elegant mit einem Schlaganfall erledigt.
Scheiße, darum ist er eben der Boss und ich nur der Junior-Kompagnon.
Gerade bin ich wieder mal oben unterwegs, also bei Ihnen.
Nun bekommen Sie doch deswegen keinen Panik-Anfall!
Die Apokalypse?
Achso, Sie haben Angst, dass ich die auslöse, also quasi die vier Reiter, Tod, Pest, Hunger und Krieg loslasse?
Ach, wachen Sie endlich auf!
Die toben schon lange und Sie haben sich so daran gewöhnt, dass es Sie kaum schert.
Ja, genau Sie vorm Monitor! Ich an ihrer Stelle würde mir das selbstgefällige Grinsen verkneifen.
Sie wissen ja, wo die landen, die keine Einladung ins Las Vegas nach dem Tod bekommen.
Genau, bei uns! Oder anders gesagt: Seien sie brav, oder Ihr Arsch gehört mir!
Immer noch nicht überzeugt?
Schauen Sie mal.
Hier direkt vor mir, dieser Zuhälter.
Tritt gerade mit seinen 800 Dollar-Schlappen auf die junge Samoanerin ein, die für ihn anschaffen soll. Sie hat ihm gerade gesagt, dass Sie aufhören will, weil sie schwanger ist. Das arme Ding hat von einem unbekannten Notgeilen für keine 50 Dollar Bums-Lohn ein Kind verpasst bekommen und will es nicht einmal abtreiben.
Also das liebe Ding ist natürlich kein Fall für uns.
Ihr Zuhälter schon.
Und nun zu meinem kleinen Beweis meiner durchaus meist, zumindest recht oft redlichen Absichten:
Ich schnappe mir meine 45er Magnum, eine Wumme die kein Sterblicher mit Selbsterhaltungstrieb benutzt, weil die einen Rückschlag hat, der einem locker den Lauf mit ordentlich Schmackes gegen den Kopf hauen kann.
Natürlich hat es gewisse körperliche Vorzüge, der Sohn des Teufels zu sein und ja, es stimmt, was man über die sexuelle Potenz des Teufels sagt, aber ich schweife ab.
Meine Harley fährt an und im Schritt-Tempo fahre ich an den beiden vorbei. Mein Outfit für heute Abend, ist das Aussehen eines Hells Angels. Ich finde ja, dass der Name dieses Clubs eine Urheberrechtsverletzung an meinem Berufsstand darstellt, aber darum soll sich die Rechtsabteilung kümmern.
Die Bordsteinschwalben links und rechts tun betont so, als würden sie die ganzen Szene gar nicht mitbekommen.
Für eine Sekunde habe ich wirklich Lust die ganze verdammte Straße einfach mit einem Flammenwerfer zu verschönern, aber wenn wir unten auch noch jeden aufnähmen, der Böses zulässt und wegsieht, dann hätten die oben gar keine Neuzugänge mehr.
Noch ein Tritt des Zuhälters in den Bauch der Schwarzen - nerven Sie mich jetzt bloß nicht mit political correctness, immerhin habe ich gerade eine geladene Dirty-Harry-Flak in der Hand - und ich bin auf einer Höhe mit ihm. Er reißt die Augen auf und sieht in den beeindruckend langen schwarzen Todestunnel. Ich drücke zweimal ab. Kopfschuss und dann noch einen in die Eier.
»Wir sehen uns unten, Kraterfresse und Du darfst Dich schon mal freuen. Mörder von ungeborenen Kindern widmen wir uns ganz besonders hingebungsvoll, versprochen!«
Na, jetzt überzeugt?
Immer noch nicht ganz?
Na gut, begleiten Sie mich meinetwegen eine Weile bei meiner Arbeit, aber ich will keine prüden Beschwerden oder gar moralische Einwände hören.
Ich bin zwar meistens ziemlich nett, aber ich bin verdammt noch mal auch der Andy Kkrist!
Vergessen Sie das besser niemals.
Ich kann nämlich auch ganz anders.