Eine Welt ohne Namen - Im Bann von 2 Welten

Es gibt 664 Antworten in diesem Thema, welches 165.820 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (2. September 2017 um 22:02) ist von Schreibfeder.

  • Ich bin nicht nett zu Maja :)

    Danke für eure Kommentare. Sehr spannend, zu lesen, was ihr denkt.

    @Alopex Lagopus: Ich weiß gar nicht mehr, wo Kandrajimo war. Ich brauchte nur eine Entschuldigung, warum er nicht vor Maja und Feodor stand und ihnen eine Standpauke hielt. Er kann ja durch die Verschiebung überall auftauchen. Vielleicht hatte er einfach keine Lust, genau das zu tun und hat sich deshalb irgendwo herumgetrieben, wo ihn niemand dazu überreden kann. Könne ich mir so vorstellen :D .

    Einsamkeit

    Maja lachte nicht mehr besonders lange, nachdem sie erst ins Hauptquartier zurückgekehrt waren. Tamor hatte bereits auf der Reise – die sie dick in von ihm mitgebrachte Decken eingemurmelt verbracht hatten – angedeutet, dass sie sich mächtig Ärger eingehandelt hatten. Und so war es auch. Kaum dass sie angekommen waren, stürzten sich zehn wütende Kamiraen auf sie, schimpften sie für ihr eigenwilliges und leichtsinniges Handeln aus und entzogen ihr fortan jegliche – wie sie es nannten – Privilegien. Im Klartext bedeutete das, Maja hatte Zimmerarrest und man erlaubte ihr nicht mehr, sich als Libelle auszugeben. Dass sie den Wald gerettet hatte, zählte überhaupt nichts, es schien alle nur noch wütender zu machen.
    Sie sagten, Maja hätte sich auf keinen Fall einmischen dürfen und schon gar nicht ohne die Einwilligung der anderen Kamiraen. Sie befürchteten, dass Kock von nun an offen gegen Miriam kämpfen könnte. Als das Mädchen ihnen erklärte, dass Kock gar nichts machen würde, weil er nämlich Wurzeln geschlagen hatte, machte es das auch nicht besser. Laut Jonathan Niber war es eine Katastrophe:
    „Wenn Kock nicht mehr da ist, dann muss sich der Großkönig ja einmischen. Und er wird überhaupt nicht begeistert sein, dass eine Kamiraen seinen Despriten attackiert hat.“
    „Er hat uns zuerst angegriffen“, verteidigte Maja sich. „Auf Schattenschrei wollte er uns alle töten.“ Aber selbst sie beunruhigte der Gedanke, dass der Großkönig ihr die Sache übel nehmen könnte.
    „Vielleicht findet er ja nicht heraus, was ich damit zu tun hatte“, meinte sie schließlich. „Vielleicht denkt er ja einfach nur, Kock wäre unter mysteriösen Umständen verschollen.“
    Doch das zu glauben war mehr als zuversichtlich. Alle wussten, was sie damit zu tun hatte. Kocks Leute, die dem Feuer allesamt entronnen waren, hatten ihre Sprache nicht verloren. Die Geschichten erreichten Miriam fast schneller als Maja. Die meisten davon waren hoffnungslos übertrieben, aber alle sagten im Grunde dasselbe: Die junge Kamiraen hatte Basilius Kock in Brand gesetzt und den Wald gerettet, zusammen mit einer Armee von Waldgeistern. Das traf die Wirklichkeit nicht ganz, aber wenn es dem Großkönig zu Ohren kam, wäre er, das musste Maja einsehen, nicht gerade begeistert.
    Alles in allem hatte sie jedenfalls Zimmerarrest und niemand hatte sich geäußert, bis wann dieser andauern würde.
    Daran halten tat sie sich nicht. Es war Kandrajimo, der ihr den Schlüssel zu ihrem Zimmer gab, sodass sie es jederzeit verlassen konnte. Außerdem schaute er bei ihr vorbei, wann immer die Kamiraen eine Versammlung hatten, und sagte ihr wie lange diese andauern würde. Meistens machte sie dann einen Abstecher zu Karim und Jinna.
    Kandrajimo, der ohne eine Erklärung für seine Abwesenheit noch vor Maja ins Hauptquartier zurückkehrte, war ebenfalls wütend auf sie gewesen, aber eher, weil sie sich selbst in schreckliche Gefahr begeben hatte. Dass sie den Wald gerettet hatte, schien ihn eher stolz zu machen. Jedes Mal, wenn jemand darauf zu sprechen kam, begannen seine Augen ganz seltsam zu leuchten.
    Überraschend kam Tabeas Reaktion. Noch während alle Kamiraen auf sie eingeschimpft hatten, war sie an Maja vorbeigehuscht und hatte ihr breit grinsend „gut gemacht“ ins Ohr geflüstert. Nur Kandrajimo hatte es gehört. Er hatte daraufhin etwas irritiert die Augenbrauen hochgezogen. Maja war ebenso verwundert gewesen, denn von Tabea hatte sie bisher nur Kritik erfahren. Meistens dann, wenn sie etwas riskantes getan hatte und dieses Mal war sie schließlich ein besonders hohes Risiko eingegangen. Aber Tabea war unberechenbar und für Maja immer noch ein einziges Rätsel.
    Die weißhaarige Frau unterrichtete sie weiterhin im Kämpfen, allerdings verlegten sie ihren Schwerpunkt nun auf den waffenlosen Kampf und übten in ihrem kleinen Zimmer. Maja war darin nur wenig besser als im Schwertkampf. Tabea beklagte sich jeden Tag lautstark über ihre Technik und wunderte sich darüber, dass sie sich nicht alle Knochen brach, alle Muskeln zerrte, alle Sehnen riss und alle Gelenke auskugelte. Sie versuchte verzweifelt, Majas Kampfstil ein wenig Struktur zu geben, doch immer wenn es ernst wurde, verfiel diese in ihre eigene, wirre Art zu kämpfen, was ihre Lehrerin beinahe zur Verzweiflung brachte.
    „Wenn es doch klappt!“, sagte Maja, nachdem Tabea ihr nach einer Übung wieder einmal erklärt hatte, was sie alles falsch machte.
    „Es klappt eben nicht“, entgegnete diese wütend. „Und jetzt hör auf, deinen Arm ständig so seltsam zu verdrehen. Das kann man ja nicht mitansehen.“ Sie machte ihr eine Schlagfolge vor und Maja versuchte sie nachzumachen, aber so wenig Lust wie sie hatte, ging es schon wieder schief und sie stieß sich das Bein am Bett an.
    Das Problem war, dass in ihrem Zimmer eigentlich zu wenig Platz für diese Übungen war, aber man hatte Tabea strickt verboten Maja zu trainieren und sie war nicht bereit das Risiko einzugehen, mit ihr außerhalb dieses Zimmers erwischt zu werden. Maja hatte zwar vorgeschlagen, in die Kellergeschosse zu gehen, aber wenn dann ein Kamiraen vorbeikam, um zu überprüfen, ob sie noch in ihrem Zimmer war, würde alles auffliegen. Bis jetzt tat Tabea in solchen Fällen so, als würde sie ihr gerade irgendwelche Schriftzeichen beibringen.
    Das allerdings tat Maja alleine und zwar immer dann, wenn Tabea nicht da war. Sie hatte es so satt gehabt, ständig nur die weißen Wände ihres Zimmers zu sehen, dass sie die weißhaarige Frau aus lauter Verzweiflung um ein paar Bücher gebeten hatte. Die – positiv überrascht – war in die Bibliothek gegangen und hatte alles mögliche zurückgebracht. Geschichten, Berichte, Texte über Tiere und Städte in der Welt ohne Namen. Maja hatte kreuz und quer darin gelesen, bis sie ein kleines Buch entdeckte, das in den fremden Zeichen geschrieben war, die sie schon einmal in der Bibliothek entdeckt hatte. Sie hatte Tabea gesagt, dass sie sie gerne lernen würde und diese hatte ihr weitere Bücher mitgebracht. Sie hatte ihr auch erklärt, dass in der Welt ohne Namen drei Schriften benutzt wurden. Zunächst einmal das lateinische Alphabet, das aus der anderen Welt mitgebracht worden war und für die meisten neueren Texte verwendet wurde. Außerdem verwendeten die Bewohner der Welt ohne Namen eine Schrift, dem lateinischen Alphabet sehr ähnlich, die aufgeschrieben ziemlich krakelig aussah, aber nicht so schwer zu lesen war. Tabea meinte, Maja sollte sich zunächst damit zufrieden geben, diese Schrift zu lernen. Denn die dritte Schrift der Welt ohne Namen war eine Silbenschrift und sie zu lernen würde länger dauern, denn sie folgte sehr komplizierten Regeln. Maja hatte jedoch die andere Schrift sehr schnell begriffen und so viel Zeit, dass sie es versuchte. Mit einem Übersetzungsbuch und einem beliebigen anderen Buch saß sie tagelang auf dem Boden zwischen ihrem Bett und ihrem Schreibtisch und versuchte die Texte zu entziffern. Sie wollte die Schrift nicht unbedingt schreiben können, aber lesen wollte sie sie. Nur ab und an nahm sie eine Feder und begann, ein paar Sätze aufzuzeichnen.
    Feodor half ihr oft beim Lernen. Ihn hatte es nach ihrem gemeinsamen Abenteuer noch schlimmer getroffen als sie. Meister Wolf hatte im Krankenhaus gelegen, als sie wieder zurückgekommen waren, trotzdem hatte er Feodor keine fünf Minuten später durch einen Boten zu sich gerufen. Im Krankenhaus dann hatte der Zauberlehrling offenbar die Standpauke seines Lebens erhalten. Er hatte Zauberverbot bekommen, doch was ihn am meisten bedrückte war, dass Meister Wolf ihm mitgeteilt hatte, er sei sich nicht sicher, ob er ihn noch weiter unterrichten könne. Die Art, wie Feodor seine Magie gegen seine Mitmenschen eingesetzt hatte, konnte sein Meister ihm nicht verzeihen. Wolf war sich noch nicht vollkommen sicher, was für Konsequenzen er ziehen würde, aber Feodor kam Maja jedes Mal, wenn sie ihn sah, bedrückter vor. Was mit ihm passierte, wenn er keinen Mentor mehr hätte, traute sie sich gar nicht zu fragen.
    Feodor verbrachte sehr viel Zeit in Majas Zimmer, doch wenn er ihr nicht gerade mit ihren Schriftzeichen half, war sie in seiner Gesellschaft fast so einsam wie ohne ihn. Er redete nicht und saß stundenlang auf ihrem Stuhl, die Arme auf der Fensterbank verschränkt und das Kinn darauf gelegt, mit starrem Blick in den Hof schauend. Sie fragte sich, warum er zu ihr kam, wenn er eh nicht mit ihr reden wollte. Vielleicht kam er her, weil sie beide gleich in der Tinte saßen. An das Zauberverbot hielt er sich übrigens nicht. Wenn er bei ihr war, verhexte er ständig kleinere Gegenstände, sodass sie durch die Gegend sprangen, anfingen zu schweben oder die Farbe wechselten. Doch das konnte Maja nach einer Zeit auch nicht mehr aus ihrer Langeweile reißen, oder aus ihrer Einsamkeit oder ihrem ständigen, drückenden Heimweh. Nichts konnte das.
    Und während sie an die kahle, weiße Wand ihres Zimmers starrte, merkte sie, wie sich tief in ihrem Innern ein See der Wut füllte. Ein See, der schon lange da war und dem jetzt die letzten Abflüsse zugemauert worden waren. Ein paar Rinnsaale führten das Wasser noch ab, doch sie reichten lange nicht mehr. Während Maja Tag für Tag dasselbe tat, merkte sie, wie der Pegel immer und immer weiter anstieg. Sie suchte nach weiteren Abflüssen, fand jedoch keine und irgendwann wurde ihr klar, dass sehr bald ein riesiger Staudamm brechen würde. Doch was würde ein weiterer Zornausbruch nützen? Ändern würde sich nichts. Und da wurde ihr klar, dass sie abhauen musste. Wenn sie nicht für den Rest ihres Lebens hier eingesperrt sein wollte, musste sie die Initiative ergreifen. Sie musste selbst nach Hause gehen. Und wenn die Kamiraen das eine Tor versperrten, musste sie eben ein anderes benutzen. Sollte sie es nicht schaffen, würde sie sich nun mal in dieser Welt ein anderes Zuhause suchen. Alles war besser, als hier zu sein. Alles war besser, als bei den Kamiraen zu sein.
    Von mir aus kann Dreizehn sie alle umbringen, dachte sie eines Nachts, als sie sich von einer Seite auf die andere drehte und sich ein Kissen über den Kopf zog. Würde es irgendwas bringen, ich würd ihm sogar helfen. Dann schüttelte sie sich. Nein, es war nicht gut, so zu denken. Sie dachte über die Feindschaft zwischen den Kamiraen und Dreizehn nach. Hatte ihr jemals jemand erklärt, wie es zu dieser Fehde gekommen war? Sie waren seit Ewigkeiten verfeindet, so viel wusste sie und man hatte ihr gesagt, Dreizehn wolle die Weltherrschaft oder so und die Kamiraen ständen ihm im Weg. Aber stimmte das? Konnte sie so einfach wissen, wer was wollte? Und plötzlich fing sie an zu zweifeln. Dreizehn und seine Leute töten Menschen, dachte sie. Aber wer sagte ihr eigentlich, dass die Kamiraen das nicht taten? Er entführt Leute aus seiner Heimat und sperrt sie einfach ein. Alma ist das perfekte Beispiel, was hat sie ihm getan? Aber sie selbst war das perfekte Beispiel, dass auch die Kamiraen es mit der Freiheit von anderen nicht so genau nahmen. Seine grünen Ritter verbreiten Angst und Schrecken. Ja, das taten sie und auch die schwarze Garde. Aber... Was ist mit der Schwarzen Garde? Sie sind in dein Haus eingebrochen, sie haben dich gejagt und wollten dich töten. Und das alles auf seinen Befehl hin. Und was ist mit Lil, die gehörte auch zu ihm. Auch Kock steckte mit ihm unter einer Decke. Das konnte man nicht leugnen. Und doch fand Maja in dieser Nacht keinen Schlaf mehr. Sie wusste, sie musste eine Entscheidung treffen. Sie konnte hier nicht länger bleiben. Sie musste ihren eigenen Weg gehen, wie auch immer der aussehen würde.

    2 Mal editiert, zuletzt von Dinteyra (29. Januar 2017 um 00:09) aus folgendem Grund: Verbesserungen :)

  • Kandrajimo war auch wütend auf Maja gewesen, aber eher weil sie sich selbst in schreckliche Gefahr begeben hatte.

    Seit wann und von wo ist der denn wieder aufgetaucht. ES wusste doch niemand, wo er genau war. Vielleicht solltest du das erwähnen, kann ja auch nur in einem Nebensatz sein, wenn du davon keine ganze Szene schreiben möchtest.

    Ansonsten ist dieser Abschnitt ja eher ruhiger gestaltet, aber dennoch passt er gut, da es zuletzt ja wirklich heiß her ging (Wortspiel impliziert ;) ) Der Part ist dir auf alle Fälle gelungen und die Gedanken die Maja im letzten Absatz äußert finde ich interessant und knüpft wie von Zufall an die Idee von Dreizehn an. Ich bin mal neugierig wie es da weiter gehen wird :stick:

    xoxo
    Kisa

  • Hi, ein guter Teil, mit einer Ausnahme: Du hast viel zu viele Wortwiederholungen beim Namen. Egal ob Feodor oder Maja. Auch verwendest du im kurzen Abschnitt mit Meister Wolf zu oft "Meister".

    Inhaltlich jedoch absolut logisch und authentisch. Ich frage mich nur, wo Sahara so lange bleibt. Die Reaktion der Kamiraen jedoch bleibt verbohrt und damit authentisch. ^^

    Ansonsten kann ich mich Kisa nur anschließen: Woher kam Kandrajimo? Er galt doch als verschollen. ?(

  • Hallo,

    danke für die Kommentare. Ich habe das mit den übermäßigen Namensverwendungen überarbeitet und einige gestrichen (eine ganze Menge sogar, du hast recht @Schreibfeder, das waren ziemlich viele). Wegen der Sache mit Kandrajimo habe ich in einem Nebensatz erwähnt, dass er vor Maja zurückgekehrt ist und nicht gesagt hat, wo er war. Ich glaube ich hatte mal einen Plan, wo er war, vielleicht fällt er mir wieder ein, oder ich denke mir etwas neues aus und erwähne es in den folgenden Kapiteln mal.
    Ich hab noch den Anfang des nächsten Kapitels fertig gemacht. Er ist kurz und inhaltlich nicht so bedeutsam. Ich hoffe, dass ich morgen noch mehr einstellen kann.


    Advent, Advent

    Es wurde Dezember und die Kälte machte nun auch nicht mehr vor den dicken Mauern des Hauptquartiers halt. Auf den Fluren war es bitterkalt und auch in den Zimmern froren die Bewohner. Wärmende Kaminfeuer brannten nur in wenigen, ausgewählten Zimmern. Wie Maja allerdings fasziniert feststellte, hatte das Hauptquartier ein Art Zentralheizung. Irgendwo im Gebäude wurde Wasser erhitzt, das mittels Rohren durch die Zimmer geleitet wurde und eines davon hing in ihrem Zimmer. Nachdem Tabea sie eines Morgens schlotternd und mit blauen Lippen vorgefunden hatte, hatte sie ihr geholfen ihr Bett neben das Heizungsrohr zu stellen, wo es ein wenig wärmer war. Außerdem hatte sie ihr einen großen Stapel Wolldecken gebracht. Die folgenden Nächte verbrachte Maja dick in Decken gemurmelt und auch an den Tagen saß sie die meiste Zeit auf ihrem Bett. Sie konnte die leichtere der beiden Schriften nun schon richtig gut lesen und schreiben, die andere bereitete ihr allerdings immer noch Probleme. Sie schaffte es kaum, einen ganzen Satz zu lesen, ohne die Zeichen nachzuschlagen. Feodor kam seit Anfang Dezember leider nur noch sehr selten vorbei – irgendetwas schien ihn ziemlich zu beschäftigen – aber er tat sehr geheimnisvoll und wollte Maja nichts sagen. Sie machte sich Sorgen um ihn und hoffte nur, dass er nichts verbotenes ausheckte. Auch Tabea kam nicht mehr so oft vorbei, aber vermutlich lag es daran, dass Majas Zimmer kein wirklich gut geeigneter Trainingsort war.
    So verging die Zeit und Maja wurde von Tag zu Tag schlechter gelaunt. Am achten Dezember sank ihre Stimmung besonders in den Keller. Kandrajimo war am Nachmittag vorbei gekommen und hatte ihr gesagt, dass in kurzer Zeit eine Versammlung der Kamiraen stattfinden sollte, und dass Tamor, der immer noch in Miriam verweilte, sie zum Tee eingeladen hatte. Sie bedankte sich bei Kandrajimo und machte sich kurze Zeit später auf zu Tamors Zimmer. Doch auf dem Weg dorthin lief sie Euen über den Weg.
    „Lilia?“, rief er verblüfft.
    „Hi Euen!“ Maja blieb stehen und lächelte erfreut. Doch er sah sie so verwundert und geradezu misstrauisch an, dass ihr das Lächeln bald auf dem Gesicht erstarb.
    „Was machst du hier?“, fragte Euen mit gerunzelter Stirn. „Ich dachte du wärst rausgeworfen worden?“
    Maja klappte bei diesen Worten tatsächlich der Mund auf. „Raus- was?“
    „Gefeuert. Sonkon hat das gesagt. Er meinte, du hättest dich bei einer Mission unglaublich daneben benommen und den Libellen Schande bereitet. Deshalb habe er dich entlassen. Aber dann darfst du doch sicher nicht mehr hier im Hauptquartier herumlaufen, oder?“
    Maja starrte ihn einige Sekunden lang an, dann machte sie den Mund wieder zu. „Ich bin nicht gefeuert worden“, sagte sie verärgert. Das war doch nicht zu fassen! Schlimm genug, dass man ihr nicht mehr erlaubte, Libelle zu sein. Musste man auch noch Gerüchte über sie in die Welt setzen?
    „Und warum warst du dann in den letzten Wochen nirgendwo? Ich habe dich nicht mehr gesehen, seit du mit diesem weißhaarigen Jungen unterwegs warst. Oh Mann, der war vielleicht seltsam drauf. Ich kann mich kaum noch an den Tag erinnern, aber irgendwie war er merkwürdig. Wie auch immer – darum geht es hier nicht. Sonkon hat gesagt, du wärst raus und es klang ziemlich überzeugend.“
    Maja dachte kurz nach. „Ich bin gerade erst wieder –“, begann sie eine Lüge, aber plötzlich unterbrach sie sich. Was für einen Zweck hatte es denn, zu lügen? Sie sollte besser die Wahrheit sagen, wenn sie Euen als Freund behalten wollte. „Ich muss dir etwas sagen“, meinte sie. „Ich bin nicht ... ich ... in Wirklichkeit ...“. Sie konnte es nicht. Se konnte ihm einfach nicht sagen, dass sie ihn angelogen hatte, seit sie sich kannten. Das würde er ihr sicher nicht verzeihen.
    „Hör zu“, sagte sie, „ich hab gerade ganz wenig Zeit, ich erklär's dir später.“ Und damit eilte sie davon.
    „Wann ist später?“, hörte sie Euen hinter sich noch rufen, dann war sie um eine Ecke gebogen, sprang eine weite Treppe hinauf und huschte nach rechts in einen schmalen Gang.

    • Offizieller Beitrag
    Spoiler anzeigen

    Sie machte sich Sorgen um ihn und hoffte nur, dass er nichts verbotenes ausheckte.

    groß

    Se konnte ihm einfach nicht sagen, dass sie ihn angelogen hatte, seit sie sich kannten.

    Sie

    „Wann ist später?“, hörte sie Euen hinter sich noch rufen, dann war sie um eine Ecke gebogen, sprang eine weite Treppe hinauf und huschte nach rechts in einen schmalen Gang.

    wie genau sieht eine weite Treppe aus? :hmm:

    Die beiden Teile haben mir sehr gut gefallen. Der "Hausarrest" bietet Dreizehn eine gute Vorlage für deinen Plan, Maja auf seine Seite zu ziehen. Ich frage mich ja, ob die Kamiraen überhaupt merken, dass sie Maja nur immer weiter von sich stoßen. Jemandem, der sowieso schon nicht gut auf sie zu sprechen ist, weil sie es verboten haben, dass sie zurück in ihre Heimat gehen darf, auch noch einzusperren, ist nicht sonderlich förderlich. Kandrajimo scheint das erkannt zu haben und selbst Tabea ... :hmm:
    Na ich bin ja gespannt, was daraus wird und ob sich Maja wirklich auf Dreizehn einlassen würde. ._.

    LG, Kyelia

  • Na, das kommt ja fast ZU passgenau. Dreizehn will Maja gegen die Kamiraen benutzen und schon im nächsten Part denkt sie eigenständig darüber nach, ihm zu helfen. Ihre Wut in allem Ehren, aber irgendwie fand ich den Gedanken plus die anschließende logische Erklärung, wieso es doch nicht so gut ist, dreizehn zu helfen, nicht so stimmig.
    Davon abgesehen: die Kamiraen sind Idioten :rofl: kein Wunder, dass sie gegen dreizehn nicht abkommen.

  • Zwar ist der Teil kurz, aber gut geschrieben. ich finde es schön, dass du an dieser Stelle wieder auf Euen zurückkommst, den hätte ich nämlich beinahe vergessen ;) Außerdem sind diese ruhigen Teile auch wieder schön zu lesen nach der ganzen Aufregung die in den Teilen zuvor passiert sind :D

    xoxo
    Kisa

  • Sag mal, kann es sein, dass der Anfang sich wie ein Tagebucheintrag liest, Din?

    Die zweite Hälfte des doch recht kurzen Teil war jedoch wieder dein alter Stil, war also nur vorrüergehend, wenn überhaupt. ;)

    Aber inhaltlich muss ich Alopex Kritik zustimmen. Kaum das Dreizehn plant Maja auf seine Seite zu ziehen, plant sie das auch selber? Das erscheint etwas unglaubwürdig. Gerade deshalb, weil die Kamiraen noch nie auf ihrer Seite standen. Im Gegensatz zu den Waldgeistern oder den Magiern.

  • Ihre Wut in allem Ehren, aber irgendwie fand ich den Gedanken plus die anschließende logische Erklärung, wieso es doch nicht so gut ist, dreizehn zu helfen, nicht so stimmig.

    Vielleicht kann ich ein bisschen dran feilen, damit es stimmiger wird. Hättest du einen Vorschlag? Ganz rauslassen möchte ich die Stelle nämlich ungern.

    Aber inhaltlich muss ich Alopex Kritik zustimmen. Kaum das Dreizehn plant Maja auf seine Seite zu ziehen, plant sie das auch selber? Das erscheint etwas unglaubwürdig. Gerade deshalb, weil die Kamiraen noch nie auf ihrer Seite standen. Im Gegensatz zu den Waldgeistern oder den Magiern.

    Ich hatte das hier ein bisschen als Stilmittel eingesetzt. So wie in Filmen manchmal ein Ort oder eine Person erwähnt wird, und die nächste Szene an diesem Ort oder bei dieser Person spielt. Jetzt weiß ich natürlich nicht, wie ich das ändern kann. Ich brauche diese Szene mit Dreizehn. Er muss seine Jagd nach Maja unterbrechen. Ich mag aber auch Majas Gedanken, weil sie zeigen, dass es so einfach nicht mehr weitergeht und dass die Situation kurz davor ist, zu eskalieren. Und ich muss sie eskalieren lassen, weil weder Maja, noch die Kamiraen jetzt nachgeben werden. Es geht hier nur vorwärts.

    Jemandem, der sowieso schon nicht gut auf sie zu sprechen ist, weil sie es verboten haben, dass sie zurück in ihre Heimat gehen darf, auch noch einzusperren, ist nicht sonderlich förderlich.

    Das ist sicher richtig.

    Davon abgesehen: die Kamiraen sind Idioten kein Wunder, dass sie gegen dreizehn nicht abkommen.

    Das ist auch richtig :D

    Außerdem sind diese ruhigen Teile auch wieder schön zu lesen nach der ganzen Aufregung die in den Teilen zuvor passiert sind

    Die Aufregung macht nur kurz Pause.
    Das folgende Kapitel ist etwas länger, aber ich wollte jetzt endlich mal weiter kommen.


    Als sie fünf Minuten später bei Tamor ankam, fand sie sein kleines Zimmer vollgestopft mit Sesseln und Menschen. Karim und Jinna waren da, Matthias saß in einer Ecke und Feodor schlief mit an die Wand gelehntem Kopf auf einem der Sessel. Meister Wolf und Tamor verteilten Tassen an die Gäste und Tabea stand mit Backhandschuhen am Kaminfeuer, über dem ein großer, metallener Behälter hing, aus dem es köstlich nach Bratäpfeln duftete. Maja musste lächeln ob dieses Anblicks. Gleichzeitig wünschte sie sich, sie hätte Euen die Wahrheit gesagt und ihn einfach mitgebracht. Sie mochte den Jungen sehr.
    „Schön, dass du gekommen bist“, sagte Tamor, bugsierte sie auf einen Sessel und stellte ihr eine dampfende Tasse vor die Nase. Maja schnupperte daran. Es roch nach heißem Kirschsaft. „Jimo und Sahara mussten ja leider zur Versammlung, deshalb können sie nicht hier sein. Wir dachten uns, wir machen uns ein wenig weihnachtliche Atmosphäre. Mit heißen Getränken und Tannengrün und Nüssen ...“ Er deutete im Raum umher, den er mit einigen Tannenzweigen geschmückt hatte und auf den Tisch, auf dem ein großer Teller Nüsse stand. „Es gibt in dieser Welt leider keine Erdnüsse, aber dafür haben wir die hier.“ Er nahm eine Kiwi-große Nuss vom Teller und reichte sie Maja. Sie war geformt wie eine Eichel, allerdings dunkler und rau wie Paranüsse. „Wir wollten es ein bisschen so wie bei dir zuhause machen … dachten, du würdest es schön finden.“
    „Es ist schön“, sagte Maja, auch wenn der Geruch nach Bratäpfeln und Tannengrün ihrem Herzen einen Stich versetzte. „Was macht ihr denn hier so in der Adventszeit?“
    „Gar nichts“, sagte Feodor und öffnete schlagartig die Augen. „Wir feiern kein Weihnachten.“
    „Überhaupt nicht?“ Maja war ein wenig erschrocken.
    „Aber wir feiern die Wintersonnenwende“, erklärte Tabea. „Am 21. Dezember.“
    „Und wir schenken uns auch gegenseitig etwas“, ergänzte Feodor, „Nämlich Bäume.“
    „Bäume?“, wiederholte Maja.
    Der Zauberlehrling grinste. „Ich gebe zu, es ist ein wenig seltsam im Winter, wo sie doch nicht mal Blätter haben.“
    In dem Moment wirbelte eine Dampfwolke durchs Zimmer. Hitze und ein intensiver, süßer Geruch drangen auf sie ein. Tabea hatte den Behälter vom Feuer genommen und geöffnet. Als alle wieder etwas sehen konnten, begann sie, die Bratäpfel auf Teller zu verteilen.
    „Wir haben für dich übrigens etwas gebastelt“, sagte Tamor zu Maja. „Ich weiß, es ist schon reichlich spät dafür, aber“, er holte etwas großes hinter dem Sessel hervor, „der ist für dich.“
    Es sah aus wie eine kleine Pyramide, nur dass sie aus den Schalen ebender Nüsse bestand, von denen Maja eine in ihrer Hand hielt. Darauf waren Nummern gemalt, von der 1 bis zur 24. Ganz oben auf dem Stapel trohnte ein kleiner Weihnachtsengel.
    „Ist das ein Adventskalender?“, fragte Maja.
    „Jep“, sagte Feodor. „Tamor sagte, so etwas hat man in euer Welt vor Weihnachten. Jeden Tag ein Türchen – ein Nüsschen.“ Er nahm den Engel von der Spitze, und dann die oberste Nuss mit einer großen 1 darauf. Sie schien sich ein wenig zu wehren, als wäre sie magnetisch mit dem Rest der Pyramide verbunden. „Mach sie auf.“
    „Wir haben doch den achten“, sagte Maja.
    „Gut“, meinte Feodor und zog umständlich die Nummer acht aus dem Stapel. „Dann mach die auf.“
    „Habt ihr einen Nussknacker?“
    „Das ist keine Nuss mehr, wir haben was anderes reingetan.“
    Sie drehte die Nuss in der Hand und versuchte eine Öffnung oder etwas ähnliches zu finden.
    „Da kannst du lange suchen“, sagte der Zauberlehrling schmunzelnd. „Ich hab sie verzaubert. Hau sie auf den Tisch.“
    Maja klopfte mit der Nuss auf den Tisch.
    „Fester.“
    Sie klopfte noch einmal und eine knallrote, kleine Kugel fiel durch die Schale hindurch auf das Tischtuch. Maja stupste sie vorsichtig mit dem Finger an.
    „Das ist eine Raukal“, erklärte Tamor, „eine Frucht. Wir haben dir für jeden Tag eine andere Frucht aus dieser Welt in die Nüsse getan. Wir dachten uns, das ist interessanter als Süßigkeiten. Probier sie.“
    Maja schob sich die Raukal in den Mund. Sie schmeckte sehr süß und ein wenig minzig.
    „Lecker“, sagte sie.
    „Sie stammt aus dem Dschungel von Jortha. Wir haben sie haltbar gezaubert.“
    „Ich wünschte ich könnte auch eine probieren“, sagte Jinna. „Ich habe noch nie eine Dschungelfrucht gegessen.“
    Maja nahm die Nummer zwei von der Nuss-Pyramide und warf sie ihr zu. „Vielleicht ist da so was ähnliches drin.“
    „Es sind deine“, entgegnete Jinna.
    „Wir haben doch schon den achten“, sagte Maja. „Mir reicht eine pro Tag, bedient euch.“ Sie warf Karim die eins zu und Matthias die drei. Feodor, Tamor, Meister Wolf und Tabea allerdings lehnten ab.
    „Apropos, Feodor.“ Maja fiel plötzlich etwas ein. Sie warf einen Blick auf Meister Wolf, winkte Feodor zu sich und flüsterte ihm ins Ohr: „Du sagst, du hast die Nussschalen verzaubert. Heißt das, du darfst wieder?“
    Feodor nickte und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Meister Wolf ist zu dem Schluss gekommen, dass er statt mich zu bestrafen lieber dafür sorgen will, dass es nicht noch einmal passiert. Er glaubt, dass alles nur daher kommt, dass ich zu viel Zeit im Dark Forest in einer einsamen Hütte verbracht habe. Er schickt mich auf Reisen, weil er hofft, dass ich dabei ... nun ja, er nannte es Respekt vor den Menschen, erlerne.“
    „Heißt das, du gehst fort?“
    „Ja. Aber noch nicht jetzt, erst wenn es wieder wärmer wird. Ich werde erst nach Süden gehen, in Richtung des Dschungels, unterwegs mal in Thirga Lyona vorbeischauen, mal sehen, was sich so ergibt. Und dann werde ich es mal mit deiner Welt versuchen. Du hast mir so viel davon erzählt, ich möchte sie mit eigenen Augen sehen. Natürlich sind die Auflagen für Zauberer, die durch ein Tor wollen, sehr streng, aber ich glaube man wird es mir erlauben. Ich hab schließlich fantastische Beziehungen, nicht wa-“
    Doch Maja unterbrach ihn noch bevor er ganz zu Ende geredet hatte. „Moment mal! Heißt das, ich darf nicht in meine Welt zurück, aber du schon?“ Zorn kochte in ihr hoch.
    „Ach Maja, reg dich nicht gleich auf.“ Feodor hob beschwichtigend die Hände. „Bis es so weit ist, bist du längst wieder zuhause, da bin ich sicher. Ich könnte dich besuchen kommen.“
    Doch Maja war sich da ganz und gar nicht sicher. Sie war im Gegenteil überzeugt, dass man sie nie wieder gehen lassen würde. Und dass Feodor vorhatte dorthin zu gehen, wo sie nicht hin durfte, empfand sie als persönlichen Verrat von ihm.
    Der Abend war damit im Eimer. Maja aß ihren Bratapfel, doch er kam ihr fad vor. Auch der heiße Kirschsaft schmeckte ihr nicht mehr und das weihnachtlich geschmückte Zimmer schien überhaupt nicht mehr warm und einladend zu sein. Das Knistern des Feuers klang nicht angenehm heimelig, sondern störend, spottend und zerstörerisch. Als die anderen eine Runde Karten spielten, saß sie in einer Ecke und knackte missmutig eine Walnuss nach der anderen. Sie knackte sie so laut wie möglich, doch am Tisch schienen die Geräusche gar nicht anzukommen. Jinna lachte über einen Witz von Matthias und plötzlich war Maja eifersüchtig auf ihre Freunde, die so sorglos spielen und lachen konnten. Sie knackte die nächste Walnuss und drückte dabei so fest zu, dass die Splitter der Schale ins Feuer und gegen die Fensterscheibe flogen. Sie überlegte, ob sie nicht einfach aufstehen und gehen sollte, gerade als Jimo Kandrajimo den Kopf zur Tür herein steckte.
    „Maja, schnell, die Versammlung ist zu Ende.“
    Alle am Tisch verstummten und starrten ihn an.
    „Ihr solltet doch erst in zwei Stunden fertig sein“, sagte Tamor verwirrt.
    „Wir haben ein paar Punkte auf morgen verschoben. Da müssen wir uns so oder so wieder treffen, weil die Verhandlung gegen Terence Kellin auf morgen früh angesetzt ist.“
    „Wer ist Terence Kellin?“, fragte Tamor mit einem Stirnrunzeln.
    „Er hat vor einiger Zeit eine Schusswaffe in diese Welt geschmuggelt. Er konnte uns zunächst entkommen, aber letztens hat er in Fleret damit herumgeprahlt. Dumm von ihm, es hat sich herumgesprochen wie ein Lauffeuer und jetzt haben wir ihn erwischt – samt Tatwaffe. Zusammen mit den Augenzeugenberichten dürfte das für eine Verurteilung ausreichen. Kommst du, Maja? Du solltest zurück auf deinem Zimmer sein, bevor irgendjemand auf die Idee kommt, dich dort aufzusuchen.“
    Maja, froh über die Ausrede, den Raum verlassen zu können, war schon längst aufgesprungen. Tamor drückte ihr noch den Adventskalender in die Hand. „Bis dann, kleine Heldin.“ So nannte er sie oft, seit der Geschichte mit Basilius Kock. Zum Abschied wuschelte er ihr einmal kurz über den Kopf.
    „Er mag dich“, meinte Kandrajimo, als sie schließlich draußen waren und die Korridore entlangeilten. „Ich habe mich gefragt, warum er nicht schon längst wieder nach Hause zurückgekehrt ist, aber mittlerweile glaube ich, es ist wegen dir. Er will einfach dafür sorgen, dass du ein bisschen Spaß hast.“
    Maja zuckte mit den Schultern. Sie hatte keine Lust, sich mit Kandrajimo zu unterhalten. Sie wollte nur so schnell wie möglich ins Bett. Während sie eine Treppe hinunter stiegen, gähnte sie herzhaft. Doch vor ihrer Zimmertür wurden sie aufgehalten. Mit verschränkten Armen stand Jonathan Niber vor der geöffneten Tür und sah ihnen zornig entgegen. Maja stöhnte.
    „Du hast Zimmerarrest, junge Dame“, sagte er und Maja sah, dass er sich zurückhalten musste, um sie nicht jetzt schon anzuschreien. Aber mit Sicherheit würde er es gleich tun, ganz egal, wie sie nun reagieren würde.
    „Pech“, sagte sie und wollte an ihm vorbei in ihr Zimmer gehen, doch er versperrte ihr mit dem Arm den Weg.
    „Wie bist du aus deinem Zimmer gekommen?“, fragte Niber.
    „Jemand hat vergessen, abzuschließen“, log sie kalt.
    „Wer?“
    „Weiß ich nicht mehr.“
    Als Jonathan Niber sie nun ansah, quollen ihm fast die Augen aus dem Kopf.
    „Was soll das denn bitte heißen?“, fauchte er. „Und selbst wenn die Tür nicht abgeschlossen war, du weißt, dass du in deinem Zimmer bleiben sollst. Das war die Strafe für dein eigenmächtiges Verhalten und ich verlange, dass du dich daran hältst. Was müssen wir noch tun, bis du tust, was wir dir sagen?“ Seine Stimme war immer lauter geworden.
    Maja stolperte ein paar Schritte nach hinten und brachte etwas Abstand zwischen sich und Niber. „Ich habe aber keine Lust, euch zu gehorchen!“, fauchte sie zurück. „Was glaubt ihr, wer ihr seid? Ihr könnt mir gar nichts befehlen. Und ich lasse mich nicht von euch einsperren.“
    Niber holte Luft, zweifellos, um sie so richtig zusammenzustauchen, doch in diesem Moment mischte sich Kandrajimo ein:
    „Jonathan!“, sagte er mahnend. „Reiß dich zusammen. Sie hat Recht, ihr könnt sie nicht länger einsperren.“
    „Ihr?“, rief Niber. „Du solltest eigentlich auf unserer Seite stehen, ist dir das nicht klar?“
    „Das tue ich aber nicht mehr. Ein für alle Mal, lasst sie nach Hause. Stellt ihr meinetwegen eine Leibgarde vor's Haus, aber lasst sie gehen. Sie will es doch so sehr.“
    „Ich dachte du würdest mit uns übereinstimmen, dass das viel zu gefährlich ist.“
    „Genauso wie es zu gefährlich war, sie mit nach Kock zu schicken und was ist passiert? Sie hat uns gezeigt, dass sie auf sich selbst aufpassen kann.“
    „Das sehe ich anders. Sie ist fast umgekommen weil du sie mitgenommen hast. Sie und Sahara. Das wird nicht noch einmal passieren. Sie dürfen das Hauptquartier nicht mehr verlassen. Beide. Und du“, mit diesen Worten wandte er sich an Maja, „wenn du dein Zimmer noch einmal verlässt, binde ich dich fest.“
    „Hör auf damit“, sagte Kandrajimo, „das hier ist nicht der richtige Augenblick für Scherze.“
    „Wer sagt, dass ich scherze? Ich meine es toternst. Wer nicht hören will muss fühlen und ich habe es satt, dass die kleine Kratzbürste uns allen auf der Nase herumtanzt. Sie muss endlich verstehen, wo ihr Platz ist und wenn ich sie daran festbinden muss, bitte schön. Ich werde mich nicht zieren. Die Generation vor uns hätte uns dieses Benehmen auch nicht durchgehen lassen.“
    Vor Majas Augen flimmerte es und in ihren Ohren erklang ein Rauschen. Die nächsten Worte Kandrajimos schien sie wie durch eine dicke Wand zu hören und doch hörte sie der Stimme an, wie zornig er war. Sie klang gefährlicher, als sie ihn jemals hatte klingen hören.
    „Das wirst du garantiert nicht tun. Selbst Tabea ist der Meinung, dass ihr das Falsche tut. Und falls du es wissen willst, ich habe Maja heute aus ihrem Zimmer gelassen, weil ich der Meinung bin, dass sie ein wenig Spaß gut gebrauchen kann. Und wenn du ihr weiterhin irgendetwas antust, dann wirst du-“
    Weiter kam er nicht, denn Niber hatte sich mit einem wütenden Schnauben auf ihn gestürzt.
    „Hey“, schrie Maja. Als er Kandajimo an der Gurgel fassen wollte, ließ den Adventskalender fallen, packte den Mann und zog ihn zurück. Dann lockerte sie ihren Griff, drehte sich um und rannte davon. Hinter sich hörte sie den Metallteller scheppern umherrollen.

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    Während sie eine Treppe hinunter stiegen (Komma) gähnte sie herzhaft.

    Wer nicht hören will (Komma) muss fühlen und ich habe es satt, dass die kleine Kratzbürste uns allen auf der Nase herumtanzt.

    Eine eigentlich nette Geste von ihren Freunden, dass sie mit Maja das Weihnachtsfest in Angriff nehmen wollten. Auch, wenn ihr das einen Stich ersetzt, kann sie es ja nicht mit ihrer eigenen Familie, aber immerhin haben die Freunde an sie gedacht. ^^ Und ich kann Maja verstehen, dass sie bei Feodors Worten nicht sonderlich begeistert reagiert hat. Da hat der Gute nicht nachgedacht, bevor er gesprochen hat. :hmm:
    Und Niber ist ja mal ein riesen Pissbeutel. Sehr gut, dass Jimo zumindest auf Majas Seite steht und nun auch offen ausgesprochen hat, dass man sie zurück lassen soll. Nur hat er sich damit nur in die Schussbahn geworfen und wird allein wohl kaum etwas erreichen. :hmm:

    Den letzte Satz mit dem Teller habe ich nicht ganz verstanden. Wo kommt der her? Oder habe ich etwas überlesen? 8|

    LG, Kyelia

  • Hm... der Streit ist endlich eskaliert. Ich bin mal gespannt wie es weiter geht auch wenn ich sagen muss dass sich Jonathan wie ein streitlustiges Kleinkind verhält und Maja in dieser Situation eher die Erwachsene ist als die beiden Männer....
    bin neugierig wie es weiter geht :stick:

    xoxo
    Kisa

  • @Kyelia: Der Teller gehörte zum Adventskalender, den Maja hat fallenlassen.

    @Kisa: Sonderlich erwachsen finde ich Majas Verhalten auch nicht. Aber vielleicht liegt das daran, dass ich weiß, was sie als nächstes tut. :dash:

    Ich hoffe wirklich, die nächsten Szenen wirken nicht zu unrealistisch. Es war sehr schwierig, das zu schreiben. Aber ich wollte es schreiben und es sind vermutlich schon unrealistischere Dinge in der Geschichte passiert.


    Herausforderung

    „Maja“, hörte sie Kandrajimo rufen und lautes Fußgetrappel sagte ihr, dass beide Kamiraen ihr folgten. Sie merkte erst, wohin sie ihre Füße trugen, als sie vor der Tür des Ratsaals der Kamiraen stand. Sie warf noch einen Blick zurück. Kandrajimo und Niber waren ihr gefolgt, jedoch etwas zurückgefallen. Maja holte tief Luft. Dann schlug sie die Tür auf. Sieben Kamiraen waren noch da, unter anderem Sahara. Sie zuckten zusammen, als wäre ein Blitz zwischen ihnen eingeschlagen. Dann kamen Jonathan Niber und Jimo Kandrajimo hinter ihr durch die Tür.
    „Was soll das werden?“, fauchte Niber.
    Maja wartete, bis die Tür ins Schloss gefallen war. „Mir reicht es jetzt endgültig. Ich will nach Hause und zwar sofort!“, verkündete sie dann.
    Sie ließ den Blick über die Kamiraen schweifen, die um den ovalen Tisch herum saßen. Die meisten von ihnen sahen äußerst verärgert drein, mit Ausnahme von Temero, der unverschämt grinste. Einzig Zarah lächelte, und zwar, als wären sie und Maja sich zufällig beim Mittagessen begegnet. Sahara sah sie äußerst verdutzt an.
    „Dass du hier in den Ratsaal gekommen bist, ändert überhaupt nichts“, sagte Jonathan Niber. „Wir hatten dieses Gespräch schon und wir werden es nicht noch einmal führen.“
    In einem Raum mit den anderen Kamiraen zu sein, ließ Niber offenbar seine Würde wiederfinden. Er ging langsam von der Tür weg und nahm seinen Platz an der Tafel ein.
    „Sahara möchte auch nach Hause. Ihr seid miese Entführer! Ihr könnt uns hier nicht festhalten!“
    Sahara senkte den Kopf.
    „Raus hier“, sagte Niber. „Kandrajimo, bring sie in ihr Zimmer. Danach können wir über Konsequenzen nachdenken, für sie und auch für dich.“
    Kandrajimo rührte sich nicht. Dann ging die Tür auf und Tabea kam herein.
    „Was ist hier los?“, fragte sie und sah die Kamiraen der Reihe nach scharf an.
    „Maja möchte wieder einmal nach Hause“, sagte Fiona.
    „Ich habe sie erwischt. Sie hatte sich aus ihrem Zimmer geschlichen. Und jetzt ist sie hierher gekommen, was auch immer sie sich davon verspricht“, berichtete Niber. „Was versprichst du dir davon?“, stellte er die Frage an Maja gewandt. „Selbst wenn wir noch einmal abstimmen, ob du nach Hause kannst, wird sich nichts ändern.
    „Maja, bitte, geh wieder“, sagte Tabea. „Ich werde das hier erledigen, du machst dich nur unglücklich.“ Vielleicht hatte sie Majas Gesichtsausdruck bemerkt, denn diese war jetzt den Tränen nahe. „Jimo, bitte kümmere dich um sie. Tu was du kannst, damit es ihr besser geht.“
    Aber Maja schüttelte den Kopf und presste die Lippen zusammen. Sie wusste, wenn sie versuchen würde etwas zu sagen, würde nur ein Wutschrei herauskommen. Ihr Körper begann zu zittern. Sie versuchte, sich zusammenzureißen und brachte schließlich ein paar Worte heraus.
    „Ich versuche nur, euch zu sagen, dass ich endlich nach Hause will. Ich halte es hier nicht mehr aus. Wenn ihr mich noch länger einsperrt dann … , dann …“
    „Wir haben dir schon zig mal gesagt, dass das nicht geht, solange Dreizehn hinter dir her ist.“ Jonathan Niber klang jetzt resigniert.
    „Ich habe keine Angst! Und ich habe euch nie darum gebeten, mich zu beschützen. Ich kann auf mich selbst aufpassen!“, schrie Maja wütend.
    „Das kannst du nicht“, sagte Lukas Temero.
    „Tabea hat mir beigebracht, wie man kämpft.“
    „Na und? Wie oft hast du geübt, drei oder vier Mal? Man braucht Jahre, um wirklich gut zu werden“, erklärte er.
    Maja holte tief Luft und riss sich zusammen. Sie sah Sahara in die Augen und fand dort etwas, das ihr Kraft gab. Sie wusste jetzt, was sie tun wollte. „Ich werde es euch beweisen“, rief sie. „Ich fordere euch zum Kampf heraus!“
    Tabea machte ein Gesicht, als wollte sie im nächsten Moment mit ihrem eigenen Kopf gegen die Wand schlagen. Jimo Kandrajimo vergrub das Gesicht in seinen Händen. Alle schauten drein, als zweifelten sie an Majas Verstand. Aber taten sie das nicht schon lange?
    „Es ist mir egal, ob ihr alle gegen mich kämpfen wollt, oder nur einer.“
    Nibers Gesicht begann rot zu werden. Nur Fiona, die einen beruhigenden Arm auf seine Schulter legte, verhinderte, dass er vor Wut platzte. Stattdessen wurde seine Stimme kalt: „Gut, du kannst gegen einen von uns kämpfen.“
    „Jonathan, lass den Mist!“ Das war Kandrajimo, der immer noch an der Tür stand und jetzt zwischen seinen Fingern hervorlugte.
    „Warum sollte ich? Das ist die Gelegenheit, uns ihre ewigen Mätzchen vom Hals zu schaffen. Er zeigte mit dem Finger auf Maja. „Einer von uns …“, sagte er. „Wenn du es schaffst, sie oder ihn zu besiegen, lassen wir dich nach Hause.“
    „Jonathan“, mahnte Fiona.
    „Was ist? Glaubst du ehrlich, sie gewinnt? Wenn du verlierst“, fuhr er fort, „wirst du von der Minute an tun, was immer wir sagen. Du wirst nicht mehr versuchen, nach Hause zu gelangen. Du wirst zu den Versammlungen kommen, du wirst das Hauptquartier nicht verlassen und alles was du tust, mit einem von uns absprechen. Und zwar nicht mit Kandrajimo, der in letzter Zeit leider ein wenig leichtsinnig geworden ist. Und du wirst weiterhin Zimmerarrest haben, bis wir ihn aufheben. Ich möchte, dass du mir das schwörst und dass du es ernst meinst.“
    „Einverstanden“, sagte Maja. „Ich schwöre es.“
    „Gut, wer meldet sich freiwillig? Wenn es sein muss, werde auch ich gegen sie kämpfen.“
    Mit einem Mal wurde es mucksmäuschenstill im Raum. Man konnte die Kamiraen kaum noch atmen hören.
    „Ich würde es ja machen“, sagte Lukas Temero, „aber ich habe seit einer Ewigkeit nicht gegen Anfänger gekämpft und ehrlich gesagt war ich nie gut darin, mich zurückzuhalten. Ich könnte ihr versehentlich wehtun. Und wahrscheinlich würde ich es nicht mal bereuen.“
    Maja warf ihm einen Blick der Sorte Giftschlange zu. Dann wurde es wieder still im Raum. Sie spürte, wie Sahara sich leicht bewegte. Die Situation schien ihr mehr als unangenehm zu sein.
    Plötzlich erklang Tabeas Stimme. „Jimo?“
    Jimo Kandrajimo schien zusammenzusinken. Alle starrten ihn an.
    „Jimo?“, sagte Tabea noch einmal.
    „Ich mach das nicht. Das könnt ihr nicht von mir verlangen.“
    „Jimo, schau sie dir doch mal an, sie weiß nicht mehr, was sie tut.“
    Maja sah auf und erblickte ihr eigenes Spiegelbild im Fenster. Sie war blass, ihre Augen blitzten und ihre Haare fielen ihr strähnig ins Gesicht. Außerdem hatten ihre Finger sich seltsam verkrampft, Schweiß glänzte auf ihrer Stirn und sie zitterte am ganzen Körper. Vielleicht war sie wirklich verrückt geworden.
    „In diesem Zustand hat sie nicht die leiseste Chance“, fuhr Tabea fort. „Du bist der Einzige von euch, der sie wieder zur Vernunft bringen kann. Wenn sie schon kämpfen will, bring sie wenigstens dazu, ihr Bestes zu zeigen, auch wenn sie vielleicht nicht gewinnen kann. Schau sie dir an, glaubst du sie kann so kämpfen?“ Maja fragte sich, ob Tabea klar war, dass sie direkt neben ihr stand.
    Jimo Kandrajimo sah Maja zögernd in die Augen. Sie starrte zurück, aber sie sah ihn gar nicht richtig. Er schüttelte wieder den Kopf.
    „Bitte Jimo“, sagte Tabea. „Du bist der beste Kämpfer hier, dir allein traue ich zu, sie nicht zu verletzen. Weder körperlich, noch seelisch.“
    Kandrajimo seufzte. „Gut. Ich bin dein Gegner.“
    Maja nickte. „Komm her.“ Sie bekam kaum noch mit, was passierte. Sie war verrückt geworden, oder?
    „Nicht hier. In der Trainingshalle.“ Er drehte sich um und öffnete die Tür. „Hol Karim, Jinna und Matthias“, zischte er Tabea im Vorbeigehen ins Ohr. „Und Feodor. Schnell. Maja braucht ihre Freunde, jetzt. Und hol Keiph und Deborah. Wenn wir das hier schon durchziehen, sollten alle Kamiraen anwesend sein.“ Tabea nickte und huschte noch vor allen anderen durch die Tür.

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    „Was versprichst du dir davon?“, stellte er die Frage an Maja gewandt. „Selbst wenn wir noch einmal abstimmen, ob du nach Hause kannst, wird sich nichts ändern.

    Da fehlen die Ausführungszeichen.

    „Warum sollte ich? Das ist die Gelegenheit, uns ihre ewigen Mätzchen vom Hals zu schaffen. (hier auch) Er zeigte mit dem Finger auf Maja.

    Ich bin davon überzeugt, dass das eine wirklich dumme Idee war. Aber zum Glück ist das nichts Neues. Wir haben Maja als Hitzkopf kennengelernt und sie hat sich während der gesamten Geschichte keinen Millimeter geändert. Unrealistisch finde ich die Szene also nicht. Eher lächerlich von den Kamiraen, dass keiner bereit ist, gegen Maja zu kämpfen. Wenn sie wissen, dass sie schlecht ist, dann haben sie ja nichts zu befürchten. Oder haben die wirklich Angst, sie zu verletzen? Wenn sie doch so gut ausgebildet sind, dann würden sie es auch hinbekommen, Maja zu besiegen, ohne sie zu verletzen. :hmm: Und dass ausgerechnet Jimo kämpfen soll ... der will doch, dass Maja nach Hause zurück kann :hmm:
    Mal schauen, was du mit der Szene bezwecken willst und wie es ausgeht. ^^

    LG, Kyelia

    p.s. Okay, dann habe ich das mit dem Teller wohl wirklich überlesen. ^^

  • Als so mir persönlich gefällt der Teil sehr.
    Auch wenn ich zugeben muss das der Kampf bzw. der Weg dahin ein wenig.... gewöhnungsbedürftig war, aber damit kann ich leben. ich bin jetzt sehr gespannt auf dem Kampf, was du davon machen wirst. Vor allem freue ich mich wieder von Karim und Jinna zu lesen. Davon mal abgesehen fand ich es interessant wie du Maja beschrieben hast mit der Verrücktheit und der verkrampften Haltung.
    Ich warte dann mal ab, was als nächstes geschehen wird :stick:

    xoxo
    Kisa

  • Niber benimmt sich hier wie das größte Kleinkind - oder besser das kleinste. Nein ernsthaft, der ist total unnachgiebig und vetbohrt. Irgendwie wäre es jetzt das beste, Kandrajimo würde den Kampf einfach absichtlich verlieren, dann tobt Niber zwar noch ein wenig mehr, aber dann ist der endlich mal still. Echt, die Kamiraen sind doch fast ausschließlich ziemliche Dummköpfe x)

  • Eher lächerlich von den Kamiraen, dass keiner bereit ist, gegen Maja zu kämpfen. Wenn sie wissen, dass sie schlecht ist, dann haben sie ja nichts zu befürchten. Oder haben die wirklich Angst, sie zu verletzen? Wenn sie doch so gut ausgebildet sind, dann würden sie es auch hinbekommen, Maja zu besiegen, ohne sie zu verletzen.

    Das Problem ist, dass es nicht besonders ehrenhaft ist, einen Kampf mit diesen Bedingungen gegen eine Dreizehnjährige zu kämpfen, die nicht einmal ein halbes Jahr Training hat. Die wollen später kein schlechtes Gewissen haben.

    Niber benimmt sich hier wie das größte Kleinkind - oder besser das kleinste. Nein ernsthaft, der ist total unnachgiebig und vetbohrt. Irgendwie wäre es jetzt das beste, Kandrajimo würde den Kampf einfach absichtlich verlieren, dann tobt Niber zwar noch ein wenig mehr, aber dann ist der endlich mal still. Echt, die Kamiraen sind doch fast ausschließlich ziemliche Dummköpfe x)

    Ja, meine Befürchtung ist, dass Niber zu verbohrt und kindisch rüberkommt. Die Kamiraen verstehen das Problem von Maja einfach nicht. Sie erfüllen ihre Pflicht und sie alle haben ihre Familien in jungem Alter verlassen - und ihre Aufgabe als Ehre empfunden. Außerdem haben sie wenig Zeit sich mit Maja zu befassen, da sie auch noch andere Aufgaben haben. Das Gefühlschaos in ihr sehen sie gar nicht, nur in den wenigen Situationen, wenn sie aufeinander treffen.



    Die Prozession der Kamiraen zog aller Augen auf sich. Auch jene von denen, die Maja eigentlich als Lilia kannten. Es war ihr egal. Sie war keine Libelle mehr und wollte nie wieder eine sein.
    Sahara, die als letzte das Ratszimmer verlassen hatte, kämpfte sich durch die Reihen der Kamiraen bis nach vorne durch, wo Maja und Kandrajimo gingen.
    „Maja, bist du sicher, dass du das tun willst?“, fragte sie. „Ich weiß, dass du keine gute Kämpferin bist, und du hast seit Wochen nicht trainiert.“
    Maja antwortete nicht.
    „Maja“, Kandrajimos Stimme klang sehr ruhig, „ich fürchte, du hast gerade einen Fehler gemacht. Ist dir klar, was du Jonathan geschworen hast?“
    „Ja“, sagte sie.
    „Tabea arbeitet seit Wochen daran, dass man dich wieder nach Hause lässt. Du hast mit deinem Schwur gerade vielleicht alle ihre Bemühungen zunichte gemacht.“
    Maja blinzelte überrascht. Was tat Tabea? Aber sie brachte nicht die Konzentration auf, darüber nachzudenken.
    „Ich kann dich nicht absichtlich gewinnen lassen, die anderen würden es sofort merken. Aber wenn du dein Bestes gibst ... Ich möchte, dass du tief durchatmest und versuchst, ganz ruhig zu bleiben. Tabea meinte, du seist nicht schlecht, wenn du dich einmal konzentrierst. Wenn du dein Bestes gibst, wirst du mit Sicherheit ihren Respekt gewinnen und das kann noch mal hilfreich für dich sein, egal, was Jonathan sagt. Er ist nicht der einzige Kamiraen und er hat nicht das Recht, etwas allein zu entscheiden, so wie eben.“
    Maja ignorierte ihn.
    Als sie auf den Hof traten, wehte ihnen Schnee in die Gesichter. Es war bitterkalt, aber die frische Luft war nach wochenlangem Eingesperrtsein sehr angenehm und half ein wenig, Majas Kopf zu klären. Deborah und Keiph kamen auf sie zu. Sie warfen Maja einen besorgten Blick zu und reihten sich in die Prozession ein, wo sie zweifellos erklärt bekamen, was gerade geschah.
    Sie erreichten die Traininsräume und Kandrajimo besorgte zwei Holzschwerter. Es waren nicht die, mit denen Maja beim Trainig gekämpft hatte. Diese hier sahen kostbarer aus, sofern dieser Begriff ein Holzschwert überhaupt beschreiben konnte. Er gab Maja eines davon. Der Griff war angenehm geformt. Sie gingen in den grün gestrichenen Raum, in dem Majas erstes Training stattgefunden hatte, und die Kamiraen stellten sich an seinen Wänden auf. Lukas Temero behauptete zwar, der Kampf würde so kurz werden, dass es sich nicht lohnen würde zuzusehen, aber auch er wollte nicht gehen.
    Als Maja sich gegenüber von Jimo Kandrajimo aufstellte, spukte in ihrem Hinterkopf der vage Gedanke, dass sie doch Freunde waren. Spätestens seit ihrem Abenteuer auf Burg Schattenschrei hatte sie ihn als solchen gesehen. Doch jetzt erschien er ihr wie ein Gegner. Er stand zwischen ihr und ihrem Zuhause. Was tat er überhaupt dort? Er sollte hier, auf ihrer Seite sein.
    Dann wurde ihr bewusst, dass der Mann, gegen den sie jetzt antreten wollte, nicht nur größer und stärker als sie, sondern auch noch 126 Jahre alt war und dementsprechend mehr Erfahrung hatte. Der Gedanke blieb aber nur einen kurzen Moment, dann flatterte er davon wie ein verschreckter Schmetterling.
    Kandrajimo sah Maja in die Augen. „Bitte atme noch einmal tief durch und versuche klar zu denken. Wenn du lieber nicht kämpfen möchtest, bin ich sicher, dass wir eine Lösung finden.“
    „Wenn sie kneift, ist das eine Niederlage, Jimo“, beharrte Niber.
    „Wer hat dir eigentlich erlaubt, darüber zu bestimmen?“, fauchte Kandrajimo zurück.
    „Ich will nicht kneifen“, sagte Maja. „Wenn du kneifen willst, bitte, aber das zählt dann auch als Niederlage.“
    „Oh bitteschön, ich -“
    „Du kneifst nicht“, fuhr Lukas Temero dazwischen. „Nicht gegen ein dreizehnjähriges Mädchen. Und du wirst sie auch nicht gewinnen lassen. Falls doch, zählt es nicht. Und wir werden euch genau beobachten.“
    Jimo Kandrajimo schmiss das Schwert auf die Erde und raufte sich die Haare. „Das ist doch kompletter Unfug, Jonathan. Bring mir einen Psychater! Ich bin mir sicher wir sind uns einig, dass dieses Mädchen nicht im Vollbesitz ihres Verstandes ist. Du kannst sie gar nicht für ihr Handeln verantwortlich machen. Das Versprechen von ihr ist nicht gültig. Wir blasen das Ganze besser ab, alles bleibt beim Alten und wir denken noch mal darüber nach, ob es nicht doch einen Weg gibt, sie wieder in die andere Welt zu schicken.“
    „Das tun wir nicht“, fuhr jetzt Maja dazwischen. „Wenn ich gewinne, müsst ihr mich nach Hause lassen und das heißt, ich werde kämpfen.“
    „Maja, du hast überhaupt nicht kapiert, was du eben versprochen hast. Du verschließt damit deine Chance, wieder in deine Welt zurückzukehren, hinter zwölf Türen und schmeißt die Schlüssel einzeln ins Jakaremeer.“ Kandrajimo raufte sich ein zweites Mal die Haare.
    „Ich weiß, ihr haltet mich für verrückt. Aber ich werde nicht verlieren. Nicht diesen Kampf.“
    „Ich kann das nicht!“, rief Kandrajimo plötzlich. „Ich kann ihr nicht alle Hoffnung rauben.“
    „Ich habe schon gesagt, dass ich es übernehmen würde“, meinte Niber, doch Kandrajimo blitzte ihn nur wütend an.
    „Maja“, sagte er dann ernst, „ich verspreche dir, dass wenn du jetzt aufgibst, alles so sein wird, als hättest du dein Versprechen niemals ausgesprochen.“
    „Aber das habe ich“, sagte Maja.
    „Allerdings“, sagte Temero. „Sie kann es nicht zurücknehmen, so funktioniert das nicht.“
    „Ach ja?“, rief Kandrajimo, wirbelte herum und zeigte mit dem Finger auf Niber. „Bis jetzt ist das hier eine alleinige Entscheidung von dir. Lasst uns abstimmen.“
    „Gut“, sagte Niber, „wenn du danach endlich dein Schwert in die Hand nimmst. Wer ist dafür, dass dieser Kampf unter den genannten Bedingungen stattfindet?“
    Er selbst hob die Hand, Lukas Temero ebenfalls, es folgten Deborah, Fiona und Niorc.
    „Noch jemand?“, fragte Niber. „Sahara, du darfst auch mitstimmen.“
    „Ich bin dagegen“, sagte Sahara.
    „Ich bin dafür“, sagte Zarah plötzlich.
    „Bist du verrückt?“, rief Kandrajimo. „Wenn du dafür bist, steht es sechs zu fünf.“
    „Mit Maja sieben zu fünf. Ich bin für den Kampf, Maja gewinnt und die Sache ist gegessen.“
    Kandrajimo raufte sich schon wieder die Haare. Maja schwieg. In dem Moment kam Tabea herein. Ihr auf den Fuß folgten Feodor und Karim.
    „Maja!“, riefen beide zugleich und stürzten auf sie zu.
    „Lasst mich in Ruhe, das hier geht euch nichts an.“
    „Was tust du hier?“, fragte Karim. „Du könntest verletzt werden. Auch mit einem Holzschwert kann man sich wehtun.“
    „Maja?“ Das war Feodors Stimme. Sie sah ihn nicht an. „Geht es dir gut? Tabea hat uns erzählt, was los ist. Du darfst das nicht tun. Ich weiß, wie wichtig dir diese Sache ist, du darfst sie nicht einfach so aufs Spiel setzen.“
    „Doch. Ich weiß, ihr glaubt mir nicht, aber ich weiß, was ich tue.“ Sie verhaspelte sich beinahe bei dem Satz und sie blickte ihren Freunden noch immer nicht in die Augen.
    „Das weißt du nicht. Ich bin sicher, dass du das gestern noch niemals getan hättest. Du hast keine Chance – gegen keinen von denen. Tu dir nicht noch mehr weh. Du leidest doch so schon genug.“
    „Von jetzt an ist Schluss damit“, sagte Maja, die Augen immer noch starr auf Kandrajimo gerichtet. „Ihr könnt mich nicht umstimmen, egal was ihr tut. Bitte geht zur Seite.“
    „Schafft die Kinder hier raus“, murrte Lukas Temero. „Wir haben abgestimmt und Maja will kämpfen, also wo gibt es noch Probleme?“
    „Bei mir“, sagte Kandrajimo.
    „Meine Güte, nun nimm dein Schwert und stell dich da hin, du sollst die kleine ja nicht umbringen“, fauchte Jonathan Niber. „Alles was wir wollen ist, dass sie endlich Vernunft annimmt.“
    Kandrajimo seufzte, doch schließlich tat er, was Niber ihm sagte.
    „Ihr seid echt Monster“, fauchte Feodor die Kamiraen an und schleifte Karim zur Wand. „Sie hat den Verstand verloren und ihr nutzt das gnadenlos aus.“
    „Du solltest deinen Vorgesetzten ein wenig mehr Respekt entgegenbringen“, sagte Temero.
    Feodor sah ihn nur verächtlich an. „Oh nein, ich bin keine Libelle. Ich trage nur Weiß, weil es mir so passt.“
    „Feodor, halt die Klappe!“, brüllte Kandrajimo plötzlich und mit einem Schlag hörten alle auf zu reden. „Maja … wenn du kämpfen willst, werde ich dich nicht mehr daran hindern. Aber dann tu es vernünftig. Konzentrier dich. Setze alles ein, was du gelernt hast. Bei drei geht es los.“

    • Offizieller Beitrag
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    Sie erreichten die Traininsräume und Kandrajimo besorgte zwei Holzschwerter.

    Trainingsräume

    Das Problem ist, dass es nicht besonders ehrenhaft ist, einen Kampf mit diesen Bedingungen gegen eine Dreizehnjährige zu kämpfen, die nicht einmal ein halbes Jahr Training hat. Die wollen später kein schlechtes Gewissen haben.

    Niber wirkt auf mich nicht, als würde er ein schlechtes Gewissen bekommen. :D

    Gut, dass die anderen noch mal auf Maja eingeredet haben, um ihr zu erklären, wie blöd diese Idee ist. Aber die Gute ist einfach viel zu dickköpfig, oder aber sie hat wirklich den Verstand verloren. Oder glaubt sie wirklich, sie könnte Kandrajimo besiegen? In dem Fall müsste sie ja einen Trumpf im Ärmel haben, nur leider fällt mir dazu gar nichts ein :hmm:
    Ich hoffe, sie verbaut sich damit nicht die Chance jemals wieder nach Hause zu kommen. Ich kann sie zwar verstehen, aber so ist das sicher nicht der richtige Weg. So hitzköpfig sie reagiert, ist es kein Wunder, dass die Kamiraen sie nicht ernst nehmen. (ich mag Niber überhaupt nicht :cursing: )

    LG, Kyelia

  • Ein gut geschriebenes Kapitel in dem es sehr schön hin und her geht. Dabei kann ich die Diskussion und die Sorge von den anderen um Maja vollkommen nachvollziehen und bin nun ehrlich sehr gespannt darauf wie der Kampf zwischen ihr und Jimo ablaufen wird und vor allem natürlich wer am Ende gewinnen wird und damit den Rat beeindruckt. Ich hoffe da persönlich ja immer noch auf Maja denke aber gleichzeitig das ihre Chancen doch eher schlecht sind und die Geschichte dann natürlich auch zu ende wäre was ich echt schade finden würde weil es mir immer sehr viel Spaß macht neues von Maja und den anderen zu lesen.

    xoxo
    Kisa

  • Ich muss dir leider doch sagen, dass ich große Teile der letzten Abschnitte einfach nur noch überflogen habe.

    Was schade ist, denn es ist sehr gut geschrieben. Jedoch ist dieses Gezicke doch arg anstrengend. Nicht alles davon, aber ein Teil.
    Die Weihnachtsfeier war authentisch. Kinder lassen sich schnell wegen so einer nebensächlichen Sache den Spaß zerderben. Aber bei den Kamiraen? Man fragt sich unwillkürlich, ob in den ganzen Laden denn keiner ist, der noch etwas nüchteren Verstand hat.

    Ich habe auch gerade noch überlegt, ob Fürst 13 da seine Finger im Spiel hat, aber das geht ja nicht, da dieses Schmuckstück der Kamiraen sie ja vor allem Möglichen beschützt, meine ich mich noch aus dem ersten Teil zu erinnern.

    Hängt sicher auch viel davon ab, wie die Geschichte so weitergeht. Mal gucken, ich bin gespannt. ^^

  • Es stimmt schon, Niber kommt echt mehr wie ein trotziges Kleinkind rüber x) majaist aber auch wieder in trotz Stimmung. Irgendwie tut sie gerne Dinge,die nicht sso klug sind und kommt dann irgendwie mit durch.
    Sehe da jetzt auch nur zwei Lösungen: sie verliert und ihr Hass auf die Kamiraenwird noch größer (halte ich für wahrscheinlich, weil dreizehns Plan ja aaufgehen muss ;) ) oder sie gewinnt doch irgendwie, was ich aber nicht glaube, da ihr Glück gegen Jimo nicht wirken sollte.