Eine Welt ohne Namen - Im Bann von 2 Welten

Es gibt 664 Antworten in diesem Thema, welches 164.451 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (2. September 2017 um 22:02) ist von Schreibfeder.

  • Hi, danke an euch zwei. Wirklich beabsichtigt hatte ich nicht, dass der Rat witzig rüber kommt, aber wenn es so ist, dann finde ich es gut. ^^ Vielleicht rege ich mich persönlich viel zu sehr über sie auf. Ich hab versucht, die Charaktere unterschiedlich zu gestalten, was bei elf Leuten natürlich nicht so einfach ist.

    Tabea mochte ich sehr gerne, obwohl Maja das natürlich anders sieht, deshalb wollte ich sie wieder einbringen. Und da die Geschichte im Moment in Miriam spielt ist das natürlich die Gelegenheit.
    So, jetzt kommt der letzte Teil des Aufeinandertreffens mit dem Rat.



    „Ich will wieder nach Hause“, schaffte sie schließlich zu sagen.
    Jonathan Niber verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. Das gab den Ausschlag dafür, dass Majas Wut sich schließlich Bahn brach. Ihren Stuhl umstoßend, sprang sie auf die Füße. Sie war einfach nur noch stinksauer und hatte Lust, die Kamiraen so richtig zusammenzufalten.
    „Ich werde das hier nicht länger mitmachen!“, fauchte sie und die Kamiraen zuckten erschrocken zusammen. „Ich habe niemanden darum gebeten, eine Kamiraen zu werden und ihr habt mich nie gefragt. Ich will mein Leben zurück, das ihr mir gestohlen habt!“ Sie stemmte die Arme auf den Tisch, wie zuvor Jonathan Niber. Die Kamiraen sahen irritiert zu ihr auf. „Ich will, dass ihr mich nach Hause bringt und für den Rest meines Lebens in Frieden lasst. Und es ist mir egal, ob Dreizehns Leute dort warten, oder nicht. Besser dort mit ihnen, als hier mit euch.“ Lukas Temero hustete. „Das nächste Mal, wenn sie vor meiner Tür stehen, werde ich nicht weglaufen“, fuhr Maja fort, „dann mache ich sie fertig. Ich werde mich nicht von ihnen daran hindern lassen, nach Hause zu gehen. Und ich werde mich erst recht nicht von euch daran hindern lassen! Mir egal, wer oder was die Kamiraen sind. Ich werde keine sein. Ich werde nicht tun, was ihr von mir verlangt – niemals! Lasst mich nach Hause!“ Sie schmiss sich auf ihren Stuhl zurück, den Zarah leise wieder aufgestellt hatte, verschränkte die Arme und sah die Tischrunde wütend an.
    Lukas Temero grinste. „Was für eine Ansprache“, sagte er ironisch.
    „Halt die Klappe, Lukas, wir haben auch so schon genug Probleme“, fuhr Jonathan Niber ihn an. „Hör bitte zu, Maja“, sagte er zu ihr, „es ist wichtig, dass du das jetzt verstehst: Hier in Miriam bist du in Sicherheit, außerhalb davon nicht und erst Recht nicht bei dir zuhause, wo dich jeder finden kann. Und das Argument, dass du die dreizehnte Garde fertig machen wirst, kannst du ja wohl nicht ernst meinen.“ Maja funkelte ihn an. „Du bist eine Kamiraen und als solche ist dein Platz hier. Werde endlich vernünftig. Du kannst nicht zurück, es ist vorbei. Du lebst jetzt hier. Vergiss deine Welt; vergiss dein Zuhause.“
    „Jonathan, hör auf“, rief Zarah angesichts von Maja, die ihn mit schrecklich kalten Augen ansah und dabei aussah wie ein Vampir. „Du machst alles nur noch schlimmer. Verstehst du nicht, dass sie Heimweh hat? Maja.“ Sie zog an Majas Ärmel, bis diese sie ansah. „Wenn Dreizehn nicht hier wäre, würden wir alle dich nach Hause lassen. Wir hatten Tabea damals angewiesen, dir nur das Amulett zu geben und dich nicht herzuholen, weil wir die Idee gut fanden, dich erst mal dort älter werden zu lassen. Wir hatten uns überlegt, frühestens in ein paar Jahren auf dich zuzukommen und dich zu bitten, dich uns anzuschließen. Aber dann hat Dreizehn dich verfolgt, aus irgendeinem Grund noch viel mehr als alle anderen Kamiraen, und ihr haltet die Klappe“, sagte sie wütend zu den anderen, obwohl keiner von ihnen einen Mucks gemacht hatte. „Der einzige Ort, an dem du sicher bist, ist hier“, fuhr sie ruhig fort. „Diese Stadt ist sehr gut bewacht und Dreizehn kann sie durch einen uralten Zauber nicht betreten. Wenn er nicht wäre, würden wir dich sofort nach Hause bringen, aber dieser schrecklich böse Mann existiert nun mal und wenn du nach Hause gehst, bist du vermutlich innerhalb weniger Tage tot.“
    „Was ist mit meinen Eltern?“, fragte Maja. „Was ist, wenn Dreizehn ihnen etwas antut?“
    „Wir glauben bisher nicht, dass er das beabsichtigt, aber wir haben Leute in ihrer Nähe postiert. Wir haben darüber nachgedacht, deine Eltern mit ins Boot zu holen, aber ...“
    „Bloß nicht“, sagte Maja. Wie sollte sie diese Welt jemals vergessen können, wenn ihre Eltern davon wussten? So wie es jetzt stand, konnte sie das Ganze immer noch wie einen Albtraum behandeln. Sie würde den Fängen dieser Welt nie entkommen können, wenn ihre Eltern von ihr wussten. Außerdem waren sie nicht der Typ Mensch, der das hier glaubte, noch damit umgehen konnte.
    Maja kniff die Lippen zusammen und ließ den Kopf hängen. Einen Moment lang schwiegen alle im Raum. Sie lugte nach oben und beobachtete Kandrajimo durch ihre Haare. Er hatte ebenfalls den Kopf gesenkt und schien traurig zu sein und Schuldgefühle zu haben. Jonathan Niber dagegen sah Maja an, als wäre sie ein kleines Kind, das an der Raststätte sein Eis nicht bekam und deshalb den ganzen Laden zusammenschrie.
    „Ihr hattet nie vor, darüber nachzudenken, oder?“, zischte Maja leise. „Ihr wolltet mich von Anfang an nicht gehen lassen. Ich hätte nicht herkommen brauchen, damit ihr mich anhört. Ihr habt mich nur hergeholt, damit ich hier bin und nicht mehr in Jakarestadt.“
    „Zurecht offenbar“, sagte Jonathan Niber. „Jimo hat uns von dem Grünen Ritter erzählt.“
    „Ihr gebt es auch noch zu?! Ihr seid echt das Hinterletzte!“ Mit diesen Worten stand Maja langsam auf, nahm ihren Umhang von der Stuhllehne und ging auf die Tür zu.
    „Aus dem Weg!“, fauchte sie Tabea an, die ihr die Tür versperrte. Diese rührte sich nicht von der Stelle.
    „Lass sie gehen, Tabea“, sagte Kandrajimo. „Bitte.“
    Tabea trat zur Seite und Maja verließ den Raum. Hinter sich schlug sie die Tür zu.

    „Wow“, sagte Lukas Temero. „Die kann ja richtig unheimlich werden.“
    Er lachte, woraufhin Jimo Kandrajimo ihm eine knallte.
    „Hey“, schrie Andrea und mehrere Kamiraen sprangen auf, als Lukas nach hinten fiel und nur knapp von Fiona aufgefangen werden konnte.
    „Ruhe!“, brüllte Jonathan Niber. „Kandrajimo, reiß dich zusammen und Zarah, Keiph und Ryan, ihr macht euch auf den Weg. Lukas ... Lachen ist jetzt unangebracht.“
    Als endlich wieder Ruhe eingekehrt war und sie nur noch zu acht am Tisch saßen, meldete sich Tabea zu Wort: „Sie wird abhauen.“
    „Sie wird nicht abhauen; sie kann gar nicht abhauen. Wo soll sie denn hin?“, rief Jonathan Niber.
    „Oh, glaub mir, über so etwas denkt sie nicht nach.“
    „Wir sollten nicht gleich vom Schlimmsten ausgehen“, sagte Kandrajimo. „Ich werde ihr nachgehen.“
    „Und ich sorge dafür, dass sie nicht aus dem Hauptquartier entwischt“, kündigte Tabea an.
    „Tabea, selbst wenn sie das Hauptquartier verlässt, aus Miriam kommt sie nicht raus“, sagte Kandrajimo. „Lasst uns bitte nichts überstürzen.“
    „Das Mädchen konnte auch aus Andraya entwischen. Ich werde sie nicht unterschätzen.“
    „Andraya hat auch keine über zehn Meter hohen Mauern. Und hier sind weit und breit keine Zauberer und Halbdrachen, die ihr helfen können.“
    Tabea hörte nicht auf ihn und verließ den Raum. Kandrajimo vergrub das Gesicht in den Händen. Auch wenn Maja Miriam nicht verlassen konnte, das Mädchen brauchte Hilfe. Seufzend stand er auf und verließ seinerseits den Rat.

    Einmal editiert, zuletzt von Dinteyra (7. Mai 2015 um 14:44)

  • außerhalb davon nicht und erst Recht nicht bei dir zuhause,

    groß

    Bloss nicht“, sagte Maja.

    Bloß

    ein sehr Wut geladener Teil, aber er gefällt mir wirklich gut! :thumbsup: Allerdings muss ich zugeben, dass ich durch die Beziehung von Kandrajimo und Maja nicht durchsteige. Aber gut, dass kann vielleicht auch daran liegen, dass ich den ersten Teil nicht kenne (werde ich in der nächsten Zeit nach holen, versprochen) Ich bin jetzt auf alle Fälle gespannt wie es weiter geht und hoffe auf ein kleines Kämpfchen zwischen Tabea und Maja wenn ich ehrlich bin :D

  • Spoiler anzeigen

    „Ich habe niemanden darum gebeten, eine Kamiraen zu werden und ihr habt mich nie gefragt. Ich will mein Leben zurück, das ihr mir gestohlen habt.“

    Sie hält och eine feurige Ansprache. Sie kann hier mehr mit Ausrufezeichen um sich werfen :)

    Lasst mich nach Hause.“

    hier auch

    Und ich werde mich erst recht nicht von euch daran hindern lassen.

    und hier ebenso

    Aber dann hat Dreizehn dich verfolgt, aus irgendeinem Grund noch viel mehr als alle anderen Kamiraen, und ihr haltet die Klappe“, sagte sie wütend zu den anderen,

    sry, der Satz hat mich voll rausgerissen, weil im Kopfkino fehlte, dass die anderen reden. War irgendwie ein Bruch.

    Bloss nicht“, sagte Maja.

    bloß

    Jonathan Niber dagegen sah Maja an, als sei sie ein kleines Kind, das an der Raststätte sein Eis nicht bekommt und deshalb den ganzen Laden zusammenschreit.

    an sich nichts falsch, ich frage mich nur gerade, ob man einen Vergleich ann in der Gegenwart schreiben kann, oder auch die Vergangenheit nehmen muss.

    „ Jimo hat uns von dem Grünen Ritter erzählt.“

    -Leerzeichen ganz am Anfang

    Ihr seid echt das Hinterletzte.“

    hier würd ich noch ein Ausrufezeichen setzen

    Wow, Jonathan Niber ist ja unglaublich einfühlsam ... nicht :thumbdown: Gut beschrieben, wie die ganzen Gefühle jetzt in Maja hervorbrechen :thumbup: Zum Glück gibt es ja auch einige, die sich um sie sorgen, wie Jimo. Wird nur schwer weren, an sie heranzukommen, schließlich gehört er selbst ja auch zu ihrer verhassten Gruppe.

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann Maja verstehen. Auf so viel Unverständnis zu stoßen und dann auch noch "eingesperrt" zu werden. Das wünscht man sich wirklich nicht. Aber scheinbar stehen auch einige auf ihrer Seite oder kommen ihr zumindest mit Verständnis entgegen.
    Ich hoffe nur, dass Maja nicht wirklich versuchen wird aus Miriam zu fliehen.

    LG, Kyelia

  • Viele Dank an euch alle :)

    Kisa: Was genau verstehst du an der Beziehung zwischen Maja und Kandrajimo nicht? Im ersten Teil hatte letzterer nur eine kleine Rolle, deshalb glaube ich nicht, dass du dort Antworten findest. Aber vielleicht kann ich weiterhelfen?
    PS: Wie wörtlich soll ich das mit dem "Kämpfchen zwischen Tabea und Maja" nehmen? ;)


    Unterricht


    Maja rannte einen hellen Korridor entlang, ohne zu wissen, wohin er führte. Als sie an seinem Ende eine Wand erreichte, schlug sie wütend mit den Fäusten dagegen und brach weinend zusammen. Sie fühlte sich hilflos und verloren. Am Boden krabbelte sie zu einem Fenster und sah ohne aufzustehen hinaus, nur auf den Knien aufgerichtet und das Kinn auf die Fensterbank gelegt. Es war Nacht geworden und die Dächer von Miriam waren pechschwarz. In der Ferne konnte sie trotzdem noch den Dark Forest erkennen und davor die große, weiße Stadtmauer von Miriam. Was diese Mauer bedeutete brauchte ihr niemand zu sagen: Sie kam nicht hier raus. Und selbst wenn sie rauskam, wie sollte sie das Weltentor finden, um diese Welt zu verlassen? Maja rollte sich zusammen und schluchzte leise. Sie konnte einfach nicht mehr. Dieses ständige Hoffen und dann die Enttäuschungen. Sie fragte sich, ob es nicht tatsächlich besser wäre, einfach aufzugeben. Besser vielleicht als immer wieder enttäuscht zu werden.
    Sie kroch in einen Wandschrank und verbrachte mehrere Stunden weinend darin. Es war ein stickiger Ort. Als sie wieder herauskam, schmerzte ihr Kopf und ihr Gesicht fühlte sich an, als gehörte es einer anderen Person. Ein paar Minuten schlich sie im jetzt menschenleeren Hauptquartier herum und fand schließlich einen Waschraum. Sie wusch sich Hände und Gesicht und betrachtete ihr Spiegelbild. Ihre Augen waren rot und geschwollen, ihr Mund schlaff. Es passte nicht zu ihr, aufzugeben. Sie wollte das nicht. Noch gab es Hoffnung. Irgendwie würde sie wieder nach Hause gelangen. Und wenn sie das ganze Hauptquartier auseinandernehmen musste.

    Maja verbrachte die ganze Nacht damit, im Hauptquartier umherzuwandern, nicht wissend, wohin sie sich wenden sollte. Niemand schien sie zu suchen. Sie genoss die Stille und Einsamkeit und nutzte die Zeit, um sich wieder zu fangen. Gegen Morgen hatte sie ihren Kummer einigermaßen verdrängt. Sie fragte sich, was Karim und Jinna jetzt wohl taten und beobachtete, wie Leben ins Hauptquartier kam. Irgendwann hielt sie es aber nicht mehr aus, nichts zu tun, außerdem brauchte sie Schlaf. Deshalb schnappte sie sich irgendeinen Erwachsenen, der gerade an ihr vorbei ging und wenigstens einigermaßen aussah, als könne er ihr helfen. Sie sagte ihm, sie wolle zu Jimo Kandrajimo. Der Mann sah sie ein wenig verdutzt an.
    „Jimo Kandrajimo“, wiederholte Maja den Namen. „Der Kamiraen.“
    „Ich weiß, wen du meinst!“, sagte der Mann, „aber ich weiß nicht, wo er ist. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, was du von ihm wollen könntest.“
    „Kennen Sie jemanden, der weiß, wo er ist?“, fragte Maja.
    „Ich habe jetzt keine Zeit für so … “
    Maja griff unter ihr T-Shirt und hielt ihm ihr Amulett unter die Nase.
    „Bitte!“, sagte sie. Sie war so müde, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte und hatte keine Lust, mit dem Mann zu diskutieren.
    Der betrachtete verdutzt das Amulett und brachte sie schließlich tatsächlich zu jemandem, der ihr helfen konnte, während er irgendetwas plapperte, worin häufig ihr Name vorkam. Es dauerte noch zehn Minuten, dann stand sie vor Kandrajimos Schlafzimmer. Die Person, die sie hergebracht hatte, klopfte für sie. Es dauerte eine halbe Ewigkeit und dann öffnete Kandrajimo die Tür – im Bademantel.
    „Maja“, sagte er, „ein Glück. Ich wusste, du würdest zurückkommen.“
    „Ich bin müde“, sagte Maja ohne eine weitere Erklärung.
    Kandrajimo nickte.

    Was danach passierte, daran hatte Maja später kaum eine Erinnerung. Kandrajimo hatte sie wohl zu Andreas Zimmer gebracht, das für sie bereitstand, und dort war sie sofort eingeschlafen. Das vermutete sie wenigstens, denn als sie aufwachte, trug sie immer noch sämtliche Kleidung und hatte es nicht einmal geschafft sich zuzudecken.
    Sie stand auf und sah sich neugierig um. Das Zimmer war groß und vollgestellt mit alten Möbeln. Eine dunkle Vitrine und ein runder Esstisch, auf dem eine Schale mit Obst stand, gehörten dazu, ebenso wie ein hoher Wandspiegel und das Bett, in dem Maja geschlafen hatte. Außerdem gab es einen Teppich und ein Fenster, durch das man in einen der Höfe des Hauptquartieres sehen konnte. Und eine kleine Holztür, die in einen Waschraum führte. Andreas persönliche Sachen lagen noch überall herum: über dem Waschbecken waren Parfumfläschchen aufgereiht und in der Vitrine standen kleine Statuen und vereinzelte Bücher sowie ein Bild von Andrea, einem Mann und zwei Kindern. Vermutlich ihre Familie.
    Maja hatte keine Ahnung, was sie jetzt machen sollte, also nahm sie sich einen Apfel von der Obstschale und biss hinein, um dann die Leute draußen auf dem Hof zu beobachten. Nach ein paar Minuten klopfte es an der Tür.
    „Herein!“, sagte Maja.
    Die Pforte öffnete sich ein Stück und ein weißer Haarschopf schob sich durch den Spalt.
    „Oh. Tabea. Hallo“, sagte Maja schlaff. Vor einem Tag wäre sie wohl ausgerastet, wenn Tabea an ihrer Zimmertür geklopft hätte, so wütend war sie auf die weißhaarige Frau, der sie den Großteil der Schuld an ihrer Situation in die Schuhe schob. Doch jetzt hatte sie einfach keine Kraft mehr wütend zu sein. „Was willst du?“, fragte sie.
    „Die Kamiraen haben angeordnet, dass ich dich unterrichte“, antwortete Tabea.
    „Unterrichten? Worin?“
    Tabea schlängelte sich an ihr vorbei ins Zimmer und ging zu einem kleinen Schrank in der Ecke, den Maja bisher kaum bemerkt hatte.
    „Du weißt noch immer viel zu wenig über diese Welt und das soll ich ändern.“ Während sie sprach öffnete sie den Schrank. „Hier ist Kleidung für dich drin. Ich nehme an, du hast seit Tagen deine Anziehsachen nicht gewechselt.“
    Maja nickte. „Gehören die Sachen Andrea?“
    „Nein, die haben wir für dich hier reingetan. Am besten ziehst du heute was Praktisches an, etwas, worin du dich gut bewegen kannst.“ Sie zog eine Hose und ein gelbes T-Shirt heraus und gab es Maja.
    „Das ist zu kalt“, klagte diese, woraufhin Tabea ihr noch eine graue Stoffjacke zuwarf.
    „Ich warte draußen, während du dich umziehst“, sagte sie und wollte gehen.
    „Dann tun die Kamiraen jetzt also so, als würde ich mitspielen?“, fragte Maja, als Tabea fast an der Tür war.
    Sie blieb stehen. „Scheint so.“
    „Das werde ich aber nicht. Ich habe keine Lust, mehr über diese Welt zu lernen.“
    Tabea drehte sich um und schaute sie einen Moment wütend an. In diesem Moment hatte Maja eindeutig den Eindruck, dass der Hass, den sie Tabea mittlerweile entgegenbrachte, auf Gegenseitigkeit beruhte.
    „Als du damals weggelaufen bist“, sagte Tabea betont, „haben die Kamiraen mir die Schuld daran gegeben. Ich hatte eine ganze Menge Ärgernisse wegen dir. Und ich finde, du bist mir etwas schuldig, also zieh dich an. Wenn du weiter so verstockt bist, machen die Kamiraen uns beiden die Hölle heiß.“
    Maja zog die Augenbrauen hoch. Was kümmerte sie das?
    „Jonathan Niber hat gesagt, wenn du mitarbeitest, soll ich dir verraten, wo Karim und Jinna wohnen“, sagte Tabea.
    „Und wenn nicht, dann nicht?“
    „Genau.“
    Maja ballte die Hände zu Fäusten, aber schließlich nickte sie. „Ja, ja, schon gut.“ Sie wollte sich nicht mehr streiten, sie konnte einfach nicht mehr.

    2 Mal editiert, zuletzt von Dinteyra (8. Mai 2015 um 16:19)

  • Spoiler anzeigen

    Sie fühlte sie hilflos und verloren.

    sich

    Es passte nicht zu ihr, aufzugeben.

    kein Komma, das brauchst du nur beim erweiterten Infinitiv mit zu

    über dem Waschbecken waren Parfumfläschchen aufgereiht und in der Vitrine standen kleine Statuen und vereinzelte Bücher, sowie ein Bild von Andrea, einem Mann und zwei Kindern.

    kein Komma vor "sowie" das wort wirkt wie ein "und"

    Erpressung? Ja, wird wohl as beste sein, ein störrisches und rebellisches Mädchen noch mehr unter Druck zu setzen. Ernsthaft, die Kamirean verhalten sich kontraproduktiv und wenig einfühlsam. Nur eine Minderheit scheint sich wirklich um Maja zu sorgen. Sie wirken dadurch nicht gerade wie die großen Helden, als die sie gelten - aber anscheinend sind sie einfach keine Erzieher.

  • Kisa: Was genau verstehst du an der Beziehung zwischen Maja und Kandrajimo nicht? Im ersten Teil hatte letzterer nur eine kleine Rolle, deshalb glaube ich nicht, dass du dort Antworten findest. Aber vielleicht kann ich weiterhelfen?
    PS: Wie wörtlich soll ich das mit dem "Kämpfchen zwischen Tabea und Maja" nehmen?

    Das mit dem Kämpfchen kannst du ruhig sehr wörtlich nehmen. Da zwischen den beiden so viel Spannung herrscht, wäre es sogar gar nicht verwunderlich wenn es zu einem Kampf kommen würde.
    Was Maja und Kandrajimo angeht. Ich weiß nicht, auf der einen Seite kann Maja ihn nicht ausstehen, aber auf der anderen kommt sie immer zu ihm gelaufen, wenn es Probleme gibt (siehe Zimmersuche). Kandrajimo verhält sich erst wie ein wütender Schulmeister und staucht sie immer zusammen und dann übernimmt er auf einmal die Rolle des fürsorglichen (besorgten) Vaters. Vielleicht geht das auch nur mir so, aber irgendwie habe ich so das Gefühl, dass du dir noch nicht einig bist, wie die Beziehung der beiden aussehen soll.
    Das soll jetzt keine Kritik sein und du musst auch nicht auf mich hören (kann mir das ja auch nur einbilden) aber mir kommt das beim lesen der einen oder anderen Szene so vor.

    Maja rannte einen hellen Korridor entlang, ohne zu wissen, wohin er führte. Als sie an einer weißen Wand ankam_ schlug sie wütend mit den Fäusten dagegen und brach weinend zusammen.

    finde ich nen bisschen doppeltgemoppelt. Du könntest das "hell" weglassen, wird dann ja bei "weißer Wand" klar das der Korridor dadurch auch hell ist :) und Komma

    Sie kroch in einen Wandschrank und verbrachte mehrere Stunden weinend darin. (Sie kam mit dröhnenden Kopfschmerzen wieder heraus)Dann kam sie wieder heraus, schlich ein paar Minuten im jetzt menschenleeren Hauptquartier herum und fand schließlich einen Waschraum. Sie wusch sich Hände und Gesicht und betrachtete dann ihr Spiegelbild. Ihre Augen waren rot und geschwollen, ihr Mund schlaff. Es passte nicht zu ihr, aufzugeben. Sie wollte das nicht. Noch gab es Hoffnung. Irgendwie würde sie wieder nach Hause gelangen. Und wenn sie das ganze Hauptquartier auseinandernehmen musste.

    Irgendwie fehlt mir da etwas. Da gehst du sehr schnell von weinen zum herauskommen über. Da könnte man noch etwas dazwischen setzten. Mit Kopfschmerzen und das sie sich ihr verheultes Gesicht reibt. Eine schniefend Nase hat etc.

    Irgendwann hielt sie es aber nicht mehr aus, nichts zu tun, außerdem brauchte sie Schlaf,(Punkt) deshalb schnappte sie sich irgendeinen Erwachsenen, der gerade an ihr vorbei ging und wenigstens einigermaßen aussah, als könne er ihr helfen.

    Ist ein langer Satz mit vielen Kommata. Normalerweise ist das ja mein Spezialität und da ich dafür immer haue von Alo bekomme :) weise ich dich mal darauf hin, dass du daraus auch wunderbar zwei Sätze machen kannst.

    Trotz meiner Meckerei hat mir der Teil sehr gut gefallen. Es ist anschaulich gehalten und man kann Majas Beweggründe nachvollziehen. Ich würde persönlich auch die komplette Nacht heulen, wenn ich an Majas Stelle wäre und nach Hause will und ich nicht darf. Tabea ist ein richtiges Schätzchen. Da es zwischen den beiden so schön knistert, sehe ich da mal wieder viel Potenzial für einen kleinen Krieg (Kämpfchen) muss du aber natürlich nicht machen, wenn es nicht zu deiner Geschichtsidee passt. :D Ich bin gespannt und neugierig wie es weiter geht :stick:

  • Ich weiß, dass die Kamiraen ein ziemlich mieser Haufen sind, obwohl es solche und solche gibt. Findet ihr es übertrieben, dass sie so sind? :huh: Ich bin mir nie sicher, ob es glaubwürdig ist oder nicht.
    Und es kann sein, dass einige von ihnen demnächst noch mieser werden. Einige von ihnen haben halt einfach kein Verständnis für Maja und sie sind es gewohnt, dass alle sie toll finden und sein wollen wie sie. Dass Maja das nicht will, knackt an ihrem Ego. Und Maja benimmt sich auch nicht unbedingt respektvoll, was den Kamiraen, die ja Respekt gewöhnt sind, sauer aufstößt. Aber es gibt auch einige von ihnen, die Maja verstehen und andere, die es zumindest versuchen.

    @Kisa : Eigentlich weiß ich ziemlich genau, wie Kandrajimo und Maja zueinander stehen, aber vielleicht bringe ich das nicht richtig rüber. Zusammengestaucht hat er sie ja eigentlich nur einmal und zwar als sie bei seinem Anblick in den Wald gestürmt ist und das Amulett fortgeworfen hat. Ich fand seine Reaktion darauf durchaus verständlich.
    Er tut sich allerdings etwas schwer damit, Maja zu verstehen, weil er sich nie in ihrer Situation befunden hat und weil sie - geben wir es zu - sich ziemlich seltsam und unvernünftig benimmt. Aber er bemüht sich, weil er realisiert hat, dass Maja jetzt jemanden auf ihrer Seite braucht. Auf der anderen Seite gibt es gute Gründe, warum die Kamiraen sie nicht nach Hause lassen können, zumindest nicht so, wie Maja sich das vorstellt. Aber er ist definitiv dagegen, wie die Kamiraen Maja in der Versammlung behandelt haben.
    Was Majas Seite angeht, Kandrajimo ist ein Kamiraen und deshalb mag sie ihn nicht. Aber er war gerade mal die einzige Person dort, an die sie sich wenden konnte. Karim, Jinna, Alma und Dorin sind irgendwo in der Stadt und an Tabea hätte sie sich bestimmt nicht gewandt. Deshalb blieb nur er übrig.
    Aber ich gebe zu, dass das Ganze kompliziert ist und das meine Charaktere manchmal selbst nicht wissen, was sie eigentlich wollen. Da es mir aber oft genauso geht, finde ich das in Ordnung. Ich weiß zumindest, wo ich mit ihnen hin will.
    Aber danke, dass du mich darauf hingewiesen hast, dass die Beziehung der beiden dir nicht ganz schlüssig ist. Das ist immer gut zu wissen und ich würde mich freuen, wenn du das auch in Zukunft weiter tust. :thumbsup:
    Und danke für die Korrekturen :thumbup: . Dass sie Kopfschmerzen haben könnte, nachdem sie aus dem Schrank geklettert ist, ist eine gute Idee. Ich habe mir gleich mal erlaubt, sie zu verwenden und versucht, den Sprung zwischen den Sätzen nicht so plötzlich zu machen.
    PS: Warum ist Tabea ein Schätzchen? :huh:

    @Alopex Lagopus

    kein Komma, das brauchst du nur beim erweiterten Infinitiv mit zu

    Ich dachte wegen dem "es" in "es passte nicht zu ihr, aufzugeben", müsste da ein Komma hin. :huh: Bin mir jetzt nicht mehr sicher.

  • Zitat von Dinteyra

    Ich dachte wegen dem "es" in "es passte nicht zu ihr, aufzugeben", müsste da ein Komma hin. Bin mir jetzt nicht mehr sicher.

    Gibt es eine Regel mit diesen "es" ? Ich muss gestehen, ich kenne mich in Rechtschreibung 50% wissen und 50% Intuition aus, aber hier fiel mir nur die Regel mit dem erweiterten Infinitiv mit zu auf, also ddass kein Komma gesetzt wird, wenn man nur das Verb hat, wie in diesem Fall. Hieße es jetzt: "Es passte nicht zu ihr, einfach aufzugeben" müsste das Komma gesetzt weren, weil das Verb erweitert wurde. Zuem weiß ich nicht, ob ddas eine Darf-man- oder Darf-Man-nicht-Situation ist; solche Sachen gibt es ja leider auch noch in der Rechtschreibung.

    ... ich befürchte diese Antwort verwirrt mehr, als sie hilft X/

    • Offizieller Beitrag

    Soso Maja soll nun also auch noch Unterricht von Tabea bekommen? Da bin ich mal gespannt, was zwischen den beiden noch wird und ob sie sich schlussendlich vielleicht doch noch etwas zusammenraufen können. :hmm: Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. :D
    Ich bin jedenfalls mal gespannt, wie der Unterricht aussehen wird. Ich glaube, wenn Maja den ganzen Tag Bücher büffeln darf, dann ist sie von der ganzen Sache gleich noch weniger begeistert, schließlich will sie von der Welt ohne Namen ja eigentlich gar nichts wissen.

    LG, Kyelia

  • @Dinteyra
    Das mit den Kopfschmerzen konntest du ja auch verwenden (hätte es da nicht hingeschrieben, wenn du es nicht nehmen solltest) :D Ich kenne das selber von mir. Wenn ich weine, habe ich immer Kopfschmerzen und eine verstopfte Nase. Deswegen fand ich, dass da noch so etwas in der Art hingehörte, weil die beiden Sätze, doch sehr plötzlich hinter einander kamen.
    Was Tabea betrifft: Das "Schätzchen" ist darauf bezogen, dass sie eine bestimmte Art und Weise an sich hat, die nicht allen gefällt und mit der ich persönlich, wenn ich an Majas Stelle wäre, extreme Probleme hätte. Tabea lässt (zumindest aus meiner Sicht) nur ihre Meinung und die der Kamiraen. Das macht sie in meinen Augen zu einem unausstehlichen Schätzchen :) (hoffe mal du hast verstanden dass "Schätzchen" ironisch gemeint war)
    Wenn mir weiterhin ihren welche Sachen sauer aufstoßen, die sich zwischen den einzelnen Figuren abspielen, weise ich dich natürlich daraufhin, allerdings überlasse ich es dir inwieweit du daran etwas veränderst. Ich hoffe auch, dass du das nicht als gemeine Kritik aufnimmst. Es ist mir nur halt aufgefallen und wenn du mir die Beziehungen erklären kannst und ich sie dann nachvollziehen kann ist ja alles gut. Du musst das jetzt auch nicht ändern, aber vielleicht an der einen oder anderen Stelle etwas deutlicher machen.
    Freu mich schon auf den nächsten Teil :stick:

    LG
    Kisa

  • Als Maja zehn Minuten später (sie hatte getrödelt) aus ihrem Zimmer kam, brachte Tabea sie erst einmal zum Essen. Da es schon Nachmittag war, rechnete Maja nicht damit, Frühstück zu bekommen, aber man überreichte ihr einen Teller mit dunklem Brot, Butter und Marmelade sowie eine Schale Müsli.
    Nach dem Frühstück führte sie der Weg wieder einmal quer durch das Hauptquartier. Maja versuchte sich irgendwie die Wege zu merken, aber dafür würde sie wohl noch etwas länger brauchen.
    Sie gingen in das Gebäude, das nur über den fünften Stock zu erreichen war. Schon bei ihrem ersten Rundgang durch das Hauptquartier war Maja hier eine große, mit wunderschönen Schnitzereien verzierte Tür aufgefallen. Sie zeigten eine große Wiese, auf der hohe, quaderförmige Säulen und schlanke Bäume standen, deren Blätter erstaunlich detailgetreu in das Holz geschnitzt waren. Gon hatte Maja bei der Führung erzählt, dass hinter dieser Tür die Bibliothek war, aber hereingehen hatte sie nicht gedurft. Jetzt schob Tabea die hohen Türflügel auf und schritt dem Mädchen voran hinein.
    Maja war als Kind einmal in einem Lagerhaus gewesen, in dem Regale mit schweren Kisten dicht an dicht gestanden und bis an die hohe Decke gereicht hatten. Sie hatte sich an diesem Ort äußerst unwohl gefühlt und den Blick immerzu nach oben gerichtet. Ihre Sorge war gewesen, dass eines der Regale umkippte oder ein Karton von oben herausfiel. Die Gestelle hatten einfach viel zu hoch und schmal ausgesehen, um stabil zu sein.
    So ähnlich war es auch hier. Buchreihe über Buchreihe ragten rechts und links von ihr auf. Maja bebetrachtete sie staunend und achtete einen Moment lang überhaupt nicht mehr auf den Weg, bis sie gegen einen kleinen Tisch rempelte. Tabea schnalzte daraufhin verärgert mit der Zunge. Sie führte Maja im Zickzack zwischen den Regalen hindurch. Schließlich erreichten sie einen kleinen Schreibtisch, hinter dem eine junge Frau mit kurzen, roten Haaren saß.
    „Das ist Rasha“, sagte Tabea und Rasha lächelte Maja freundlich zu. „Sie hat eine Liste von Kapiteln aus Büchern, die du lesen sollst.“
    „Ich soll Bücher lesen?“, fragte Maja missmutig.
    „Nur ein paar Textstellen. Die ersten bis Freitag. Ich frage dich ab.“
    Das wurde Maja dann doch zu viel. „Ich soll auch noch Hausaufgaben machen?“ , rief sie entrüstet. „Warum erzählst du mir nicht, was drinsteht? So viel Zeit sollte sein, oder?“
    „Ich habe auch noch andere Pflichten“, antwortete Tabea. „Und die Zeit, die ich für dich habe, werden wir für etwas anderes nutzen.“ Sie drehte sich suchend um die eigene Achse und Maja streckte ihr heimlich die Zunge raus, als sie nicht hinsah. Rasha kicherte verhalten. „Wo ist sie nur?“, fragte Tabea. „Ach da!“ Sie zeigte Maja eine kleine Frau mit dunkler Haut und schwarzen Locken. „Das ist Tamitore Anga, sie ist die Leiterin der Bibliothek und kennt fast jedes Buch in diesen Regalen. Sprich sie an, wenn du etwas brauchst.“
    Maja bezweifelte, dass irgendjemand sich jedes Buch in diesen Regalen merken konnte. Es schienen so viele zu sein, dass es sicher mehr als ein Leben dauerte, sie alle zu kennen.
    „Wofür willst du die Zeit nutzen?“, fragte sie dann, als ihr plötzlich Tabeas Worte wieder einfielen.
    Tabea grinste. „Komm mit.“
    Neugierig gemacht folgte Maja ihr zurück durch die verzierte Tür.

    So langsam bekam sie wirklich zu viel von der ganzen Herumhetzerei. Schon wieder durchquerten sie das halbe Hauptquartier. Sie beschwerte sich, aber Tabea reagierte gar nicht darauf.
    Der Ort, an den sie sie führte, war äußerst merkwürdig. Zuerst erreichten sie eine große Halle mit blau gestrichenen Wänden, Holzfußboden und einer Art Rezeption.
    „Warte hier!“, befahl Tabea und ging zu der vermeintlichen Rezeption. Maja sah sich um. Es gab hier neben der Eingangstür zwei weitere Pforten, eine orangefarbene und eine weiße. Während Maja hinsah, kamen verschwitzte Leute aus einer davon. Sie sahen aus, als hätten sie sich gerade sehr angestrengt. War das hier vielleicht eine Art Sporthalle? Wollten die Kamiraen, dass Maja Sport trieb? Der Gedanke kam ihr ziemlich abwegig vor.
    Tabea war fertig und winkte Maja zu sich. Gemeinsam durchquerten sie die weiße Tür und gelangten in einen weiteren länglichen Raum. Maja stockte der Atem. An den Wänden hingen Hunderte von Waffen. Einige Schwerter waren dabei, aber auch Dolche, Seile, Speere und allerlei Dinge, die sie nicht erkannte. Sie erschauderte.
    „Wo zur Hölle sind wir?“, fragte sie.
    „Im Trainigszentrum von Miriam. In dieser Welt muss man sich verteidigen können, besonders, wenn man etwas mit den Kamiraen zu tun hat. Und erst Recht, wenn man selbst eine ist.“
    „Soll das heißen, ich soll kämpfen lernen?“, fragte Maja.
    „Ja.“
    „Aber … aber … “ Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
    Ein mürrisch dreinblickender Typ hatte gelangweilt auf einem schwarzen Stuhl gesessen und sich die Fingernägel gefeilt. Jetzt stand er auf, wobei er zwei rote Zettel aus der Tasche zog.
    „Was darf's denn sein?“, grummelte er.
    „Die hier.“ Tabea nahm zwei einfache Holzschwerter von der Wand und reichte Maja eines. Sie ergriff es zögerlich.
    Der Mann schrieb je ein Zeichen auf beide Zettel und gab sie Tabea, die sie einsteckte und damit durch die nächste Tür ging.
    Sie kamen in einen Flur, der genauso blau war, wie die vorherigen Räume, aber sehr viel länger. Durch viele Türen konnte Maja in verschiedene Räume sehen, die alle in unterschiedlichen Farben angestrichen waren. In einem davon kämpften zwei Männer mit Holzschwertern, in einem anderen fochten ein Mann und eine hübsche Frau sogar mit echten Waffen und im nächsten machte jemand seltsame Übungen ganz ohne Waffe und ohne Partner.
    „Hinter der orangefarbenen Tür kann man turnen, klettern oder andere Übungen machen. Hier, hinter der weißen, sind die Räume für das Kampftraining“, erklärte Tabea Maja. „Durch die orange Tür darfst du auch alleine, hierher nur in meiner Begleitung.“
    Als ob Maja freiwillig diesen Ort betreten würde. Sie hatte gerade ein ziemlich flaues Gefühl im Magen. Tabea geleitete sie in einen Raum, der in einem dunklen, kräftigen Grün gestrichen war und erklärte ihr, dass sie zunächst einmal herausfinden mussten, was Maja konnte.
    „Gar nichts“, murmelte diese leise. Sie hatte vor gar nicht allzu langer Zeit noch vor Feodor damit angegeben, dass sie sogar einen Kampfbaum besiegt hatte, aber im Augenblick hatte sie nicht das Gefühl, irgendetwas zu können. Vor allem nicht kämpfen. Und das hier war außerdem Tabea. Maja hatte miterlebt, wie sie Kung-Fu-mäßig ein Mitglied der schwarzen Garde verdroschen hatte, auch wenn Tabea damals unterlegen gewesen war.
    „Greif mich einfach mal an, dann sehen wir ja, was du kannst“, sagte diese.
    Maja hatte eigentlich keine große Lust, mit Tabea zu kämpfen, trotzdem hob sie ihr Schwert und stellte sich aufrecht hin. Tabea machte keine Anstalten, irgendeine Abwehrhaltung einzunehmen, aber Maja ahnte, dass sie gespannt wie ein Flitzebogen war. Sie machte ein paar Schritte nach rechts und überlegte, wie sie Tabea am besten angreifen sollte. Plötzlich schnellte diese vor und schlug ihr das Schwert aus der Hand.
    „Aua!“, schrie Maja. „Was sollte das?“
    „Halt es besser fest“, kommentierte Tabea schlicht.
    „Ich dachte, ich sollte angreifen, nicht du!“ Maja hob das Holzschwert wieder auf.
    „Dann tu das auch.“
    „Ich war gerade dabei“, grummelte Maja.
    „Ich weiß. Es ist auch gut, wenn du nachdenkts, bevor du angreifst. Aber behalte dabei deinen Gegner im Auge. Wenn du unaufmerksam bist, nutzt er das sofort aus.“
    In dem Moment machte Maja genau das, was Tabea gerade getan hatte: ohne Vorwarnung schlug sie zu. Tabea wehrte den Angriff mühelos ab.
    „Gut“, sagte sie, „aber wenn ich dir etwas erkläre, hörst du gefälligst zu. Fürs Erste kannst du dir aussuchen, ob du das Schwert mit einer Hand oder mit beiden festhältst, du darfst es nur nicht loslassen, klar? Jetzt darfst du angreifen.“
    Maja versuchte dieses Mal nicht zu schlagen, sondern an Tabeas Abwehr vorbei zu stechen, aber die schlug ihr auf den Arm.
    „Der wäre jetzt ab“, meinte sie, „hast du nicht gestern noch gesagt, du würdest Dreizehns Leute fertig machen, wenn sie wieder vor deinem Haus stehen? So wird das aber nichts.“
    „Ich hab keine Lust, kämpfen zu lernen“, sagte Maja.
    „Dann könntest du dich aber tatsächlich gegen die Dreizehnte Garde verteidigen. Wäre das nicht das Argument, was du brauchst?“
    Mit einem Mal leuchteten Majas Augen auf. Natürlich.
    Tabea griff von links an und Maja blockte sie ab, worauf Tabea sie mit ihrer freien Hand am T-Shirt festhielt.
    „Das war doch schon eher was. So können wir weiter machen. Ich greife an und du blockst“, sagte sie und ließ Maja los.
    Das Mädchen stolperte nach hinten und hatte kaum Zeit, sein Gleichgewicht wiederzufinden, als die weißhaarige Frau wieder zuschlug.
    Sie kämpften vier Stunden lang. Danach fühlte Maja sich völlig fertig und sie merkte schon, dass sie am nächsten Tag Muskelkater haben würde. Tabea hatte ihr eine Menge erklärt und viel verbessert. Aber sie schien zufrieden zu sein. Sie hatte den Schwierigkeitsgrad immer weiter gesteigert und Maja hatte mithalten können. Zwischendurch hatte sie Balance-Übungen auf einem Balken machen müssen und selbst das hatte geklappt.
    „Schön gemacht“, sagte Tabea am Ende.
    „Kann ich jetzt Karim und Jinna besuchen?“
    „Geh dich erst mal waschen, du schwitzt wie ein Schwein. Und dann kannst du von mir aus gehen.“ Sie reichte Maja einen Zettel. Es war eine Wegbeschreibung zu dem Ort, an dem Karim und Jinna jetzt wohnten. Maja grinste aufgeregt. Die Bewegung hatte ihr gutgetan und ein wenig ihre Sorgen weggewischt.
    Tabea brachte sie noch auf ihr Zimmer und nachdem sie sich gewaschen und umgezogen hatte, machte Maja sich auf den Weg.

    2 Mal editiert, zuletzt von Dinteyra (11. Mai 2015 um 11:24)

  • „Das ist Rasha!“,

    Das Ausrufezeichen gehört da in meinen Augen nicht hin.
    Du hast im letzten Satz geschrieben, dass Maja zu Jinna und Karim ging, woher weiß sie denn wo sie die beiden findet. Das war doch gerade das Problem im letzten Teil, das sie eben nicht wusste so sie ihre Freunde findet und womit Tabea sie erpresst hat.
    Davon mal abgesehen ein schöner Teil. auch das Kampftraining ist dir gut gelungen, man hätte es zwar noch mehr ausführen können, aber das muss ja auch nicht sein. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil, wenn die Freunde wieder aufeinander treffen. :stick:

  • Schon das bei ihrem ersten Rundgang durch das Hauptquartier war Maja hier eine große, mit wunderschönen Schnitzereien verzierte Tür aufgefallen.

    Maja bebetrachtete sie staunend und achtete einen Moment lang überhaupt nicht mehr auf den Weg, bis sie vor einen kleinen Tisch rempelte.

    gegen

    Und so ganz langsam, bekommen die Kamiraen genau das, was sie wollen. Maja muss einfach mitspielen, ob sie will oder nicht. Dennoch, as Argument mit dem Kämpfen lernen, hätte mich wohl auch überzeugt.
    Wie es aussieht scheinen Maja und Tabea auch wieer einigermaßen miteinaner umgehen zu können.
    Mal sehen, wie lange das so bleibt :D

    • Offizieller Beitrag

    Maja und Tabea sind in dem Teil doch recht gut miteinander ausgekommen. Ich hoffe nur, das bleibt eine Weile so, ansonsten seh ich da Schwarz, was Majas Begeisterung fürs Lernen angeht. :D
    Aber dass Maja jetzt das Kämpfen lernen soll, finde ich, ist auf jeden Fall eine gute Idee. :thumbsup:
    Dann bin ich mal gespannt, wie sich die anderen in Miriam eingelebt haben. ;)

    LG, Kyelia

    • Offizieller Beitrag

    So wieder aufgeholt ^^
    Die Etnwicklung ist sehr überraschend, muss ich zugeben. Ich hatte mir von den Kamiraen iwie mehr erhofft. Nicht geschichtlich, sondern, charakterlich, bin aber mit der Darstellung vollkommen zufrieden
    :thumbsup:

    Ich dachte nur, sie seien netter ... naja, der Überraschungseffekt ist dir auf meiner Seite gut gelungen. Auch das Ordnungsystem fand ich iwie als kleines Detail gut ausgedacht.
    Maja hat mein vollstes Verständnis, immerhin wird die ja quasi in dieser WElt als Geisel gehalten, wenn man es mal beim Namen nennt. Kein Recht zu besitzen nach Hause zu dürfen, kann einen wirklich fertigmachen.
    Das Tabea wieder aufgetaucht ist, fand ich sehr interssant und gut eingefedelt :thumbsup:
    Und auf den Kampfunterricht bin ich gespannt.
    Schreib zu :stick:

  • Danke an euch alle. Es ist super hilfreich, eure Gedanken zu den Entwicklungen zu lesen. Besonders die zu Tabea :D . Und zu allem anderen auch.
    Der nächste Teil gibt Karim und Jinna hoffentlich mehr Tiefe und ein bisschen Charakterentwicklung.

    @Kisa : Auf dem Zettel, den Tabea Maja gegeben hat, stand die Wegbeschreibung zu den beiden. Ich habe es jetzt noch ein bisschen deutlicher formuliert.


    Jinnas Erbe


    Draußen wurde es schon dunkel. Der Weg war weit und führte Maja durch finstere Gassen, doch sie hatte keine Angst. Tabea hatte ihr versichert, dass es in Miriam auch nachts sehr sicher war und dass sie nichts zu befürchten hatte. Ein kalter Wind wehte durch die Straßen, weshalb nur noch wenige Menschen unterwegs waren. Maja zog den Umhang enger um sich und setzte die Kapuze auf, um ihre Ohren vor der Kälte zu schützen.
    Sie folgte der Wegbeschreibung, bis sie zu einem kleinen, weißen Haus zwischen mehreren größeren kam. Die Tür und die Fensterrahmen waren blau angestrichen und mit rosa Muscheln verziert. Hinter den Fenstern hingen zarte Spitzengardinen. Maja klopfte, bis jemand aus dem Fenster schaute. Es war Jinna.
    „Hey, Maja ist da!“, rief sie den anderen aufgeregt zu.
    Sie ließen das Mädchen herein und begrüßten sie fröhlich. Von innen war das Haus sehr leer und bisher standen nur wenige Möbel darin, aber es erschien hell und freundlich. Kalkweiße Wände begrenzten die Wohnfläche; Boden und Decke bestanden aus hellen Holzdielen. Hier im Erdgeschoss gab es zwei Räume: den, in dem sie standen, und einen weiteren, in dem Maja eine Kochstelle sehen konnte. Außerdem führte eine schmale Treppe ins Obergeschoss.
    „Und hat es geklappt?“, fragte Jinna. „Oder hast du noch nicht mit den Kamiraen gesprochen?“
    „Katastrophe“, murmelte Maja. Sie wollte eigentlich nicht schon wieder daran erinnert werden und wandte den Blick aus dem Fenster. Die Familie hatte eine schöne Aussicht auf einen Platz mit einem Brunnen. „Wie geht es euch denn?“, fragte Maja.
    „Hat es nicht geklappt?“, fragte Jinna betroffen. „Aber ...“
    „Kannst du das hier mal nach oben bringen?“, unterbrach Alma sie und drückte ihr einen Stapel Betttücher in die Hand. Dann schloss sie Maja in die Arme. „Maja, egal was passiert, wir stehen auf deiner Seite und du kannst immer zu uns kommen“, erklärte sie, während Jinna die Treppe hinaufging.
    Maja nickte. Karim und Jinna redeten zwar über die Kamiraen als wären sie Heilige und hatten mehrmals versucht, Maja zum Bleiben zu überreden, aber diese wusste, dass die Geschwister im Ernstfall auf ihrer Seite standen. Und Alma war eine der wenigen Personen, die wirklich zu verstehen schien, wie Maja sich fühlte.
    „Uns geht es übrigens gut hier“, erklärte Alma und Karim nickte bekräftigend. „Das Haus ist fantastisch und wir dürfen fürs Erste umsonst hier wohnen. Scheinbar ist es doch praktisch Beziehungen zu haben. Auf lange Sicht werde ich mich wohl selbstständig machen. Nur womit ist noch nicht sicher. Vielleicht werde ich meine alte Spinnenwebertätigkeit wieder aufnehmen. Normalerweise hat man zwar nur Ärger mit dem Beruf, aber wir könnten davon leben und hier in Miriam sind wir ja sicher.“
    „Und was machen Jinna und ich dann?“, fragte Karim.
    Alma lächelte ihm zu. „Ihr könnt mir helfen. Und zusehen, dass ihr etwas Anständiges lernt.“
    „Immerhin können wir schon schreiben“, sagte Karim mit stolzgeschwollener Brust. „Und das obwohl wir vor ein paar Monaten noch dachten, es hätte was mit schwarzer Magie zu tun.“
    Maja musste bei seinen Worten grinsen. Sie und Alma hatten die letzten Wochen damit zugebracht, den beiden Geschwistern das Schreiben und Lesen beizubringen. Aber sie hatten vorsichtig sein müssen, weil die anderen Bewohner Jakarestadts nichts davon hatten erfahren dürfen. Besonders weit waren sie deshalb nicht gekommen. Karim konnte kaum zehn Worte schreiben und im Lesen war er noch schlechter. Bei Jinna war das anders, sie schien diese Fähigkeiten aufzusaugen wie ein Schwamm. Doch hier in Miriam würden sie nicht mehr heimlich lernen müssen. Bestimmt würden sie bald große Fortschritte machen.
    Karim sah sich nun mit in die Seite gestemmten Armen im Zimmer um. „Es hat sich Einiges verändert“, sagte er. „Und es wird sich noch Vieles verändern, dafür sorge ich. Auch wenn ich noch nicht genau weiß, was ich machen will.“
    „Solange du was Vernünftiges machst und nicht so was wie dein Onkel“, murmelte Alma.
    „Wieso, was hat er gemacht?“, fragte Karim.
    „Taschenlampenschmuggel.“
    Maja musste lachen, bis sie erkannte, dass Alma es ernst meinte. „Und dann?“, fragte sie.
    „Dann hat er sie verkauft. Seine Kunden waren hauptsächlich Zauberer, wofür auch immer sie Taschenlampen brauchten, und er ist eine ganze Weile damit durchgekommen. Aber schließlich ist es aufgeflogen und hat seine besten Jahre hier in Miriam im Gefängnis verbracht.“
    „Was sind Taschenlampen überhaupt?“, fragte Karim und Alma erklärte es ihm.
    Maja hörte nur mit einem Ohr zu, sie starrte in der Gegend herum und dachte über Karims Onkel nach. „Er muss in unserer Welt gewesen sein“, sagte sie. „Und zwar mehrmals.“
    „Er war regelmäßig dort. Unsere Familie hat seit Generationen mit den Weltentoren zu tun.“
    „Aber Karim und Jinna haben kaum eine Ahnung von der anderen Welt. Im Gegensatz zu dir.“
    „Ich war sogar schon dort“, sagte Alma wie nebenbei.
    „Was?“, rief Karim, „das hast du uns nie erzählt.“
    „Damals war ich noch ein Kind und ich bin nie aus der Höhle rausgekommen, in der sie das Tor verstecken“, erzählte Alma. „Ich habe euch nie davon erzählt, weil ich diesen Teil meines Lebens hinter mir gelassen hatte. Eigentlich. Als ich aufgehört habe zu weben und mich in Jakarestadt niedergelassen habe, wollte ich meine Vergangenheit nicht mehr erwähnen um niemanden auf meine Spur zu locken. Als Spinnenweberin war ich in einige heikle Sachen verwickelt und das wollte ich endgültig beenden. Ich wollte mich eigentlich für den Rest meines Lebens von den Weltentoren und den Kamiraen fernhalten.
    Aber das Schicksal hat es wohl anders gewollt, als es Karim, Jinna und dich den gleichen Weg entlang führte. Und jetzt denke ich, ich war damals vielleicht etwas zu ängstlich. Aber ich war jung, ich hatte gerade meine Eltern verloren und mir wuchs das Ganze über den Kopf. Und wäre ich nicht nach Jakarestadt gezogen, dann wären Karim und Jinna niemals geboren worden, denn dort habe ich ihren Vater kennen gelernt. Und wieder verloren“, fügte sie seufzend hinzu.
    „Hättest du uns das nicht schon früher erzählen können?“, fragte Jinna, die sich auf eine der oberen Treppenstufen gesetzt und die Geschichte aufmerksam mitangehört hatte. „Wäre es so schlimm gewesen, uns davon zu erzählen?“
    „Ich habe euch Vieles erzählt. Ihr wusstet, dass es die andere Welt und die Tore gibt und ihr kanntet die alten Geschichten über die Kamiraen. Ich hätte euch irgendwann auch alles gesagt, aber ich wollte warten, bis ihr in einem Alter seid, in dem ihr nicht gleich zu den Nachbarskindern rennt und es ausplaudert. Das wäre ungünstig gewesen.“
    Jinna grinste verlegen.
    Plötzlich stand Alma auf und ging zu einer kleinen Kommode unter der Treppe.
    „Mir fällt etwas ein“, sagte sie, „erinnert ihr euch noch an das verzierte Messer, das ich Karim geschenkt habe, als er vierzehn geworden ist?“, fragte sie.
    „Oh“, sagte Karim bedrückt. Er hatte es vor einigen Monaten an Tabea verkauft, für zwei Pferde und die Erlaubnis, Tabea und Maja zu begleiten.
    „Ich denke es ist an der Zeit, dass ich auch Jinna ihr Erbe überreiche.“
    Sie öffnete eine der Taschen, die nach dem Umzug noch im Raum herumstanden, und zog eine kleine Schatulle heraus. Jinna stolperte die Treppe hinunter und nahm sie vorsichtig entgegen während Karim interessiert zusah. Maja konnte ihm ansehen, dass er fieberhaft überlegte, wie er die Sache mit dem verkauften Messer erklären konnte. Aber Alma schien gar nicht mehr an dieses zu denken.
    „Was ist da drin?“, fragte Jinna aufgekratzt. Sie schien noch auf die Erlaubnis zu warten, es zu öffnen.
    Maja dachte an das Messer, das Karim besessen hatte. Es war wirklich übermäßig verziert gewesen und offenbar sehr kostbar. Wahrscheinlich hatte es zu den wertvollsten Besitztümern der Familie gehört und dazu noch einen hohen ideellen Wert bessesen, denn sonst wäre es sicher zuvor schon verkauft worden. Was Jinna wohl bekam?
    „Mach es auf“, sagte Alma.
    Jinna hob vorsichtig den Deckel der Schatulle an und ihre Augen begannen zu glänzen.
    „Wow“, flüsterte sie und zog eine lange, feine Kette aus der Schachtel. Daran hing ein ovaler Ring aus grünem Stein, an dem noch feinere Ketten befestigt waren, die in kleinen, bunten Perlen endeten. Und an einer davon hing ein winziges goldenes Blatt, so klein wie die Blätter auf Majas Amulett.
    „Das ist wunderschön“, sagte Jinna und hängte sich die Kette um den Hals. „Steht mir, oder?“
    „Du darfst sie aber auf keinen Fall verlieren“, ermahnte ihre Mutter sie, „trag sie also nicht jeden Tag.“
    „Ich wünschte, ich hätte das Messer damals nicht verkauft“, murmelte Karim zu Maja.
    „Frag doch Tabea, ob sie es dir wieder gibt“, antwortete diese. „Sie ist hier in Miriam. Sie bringt mir den Schwertkampf bei. Ich könnte sie für dich fragen.“
    Aber Karim winkte ab. „So wie die das Messer damals angeschaut hat? Glaub mir, das gibt sie nie wieder her.“ Dann fiel ihm auf, was sie noch gesagt hatte und sein Mund klappte staunend auf. „Du lernst kämpfen? Toll. Und wieder beneide ich dich.“ Er grinste.
    „Warum beneidest du mich?“
    „Warum nicht? Jeder möchte doch gerne kämpfen lernen. Als Junge habe ich immer wieder gespielt, dass ich ein Meister mit dem Schwert wäre. Wir haben uns im Dorf fast jeden Tag mit Stöcken geprügelt. Aber du scheinst nicht so begeistert zu sein.“
    „Weder von dem einen, noch von dem anderen.“
    „Was?“
    „Weder davon, dass ich mich mit Schwertern kloppen soll und seien sie nur aus Holz, noch davon, dass ausgerechnet Tabea es mir beibringt. Aber sie meinte, wenn ich mich selbst verteidigen kann, kann ich die Kamiraen vielleicht eher davon überzeugen, mich nach Hause zu lassen.“
    „Vielleicht sollte ich auch versuchen, kämpfen zu lernen“, sagte Karim. „Praktisch wäre es manchmal.“
    Maja verbrachte den ganzen Abend bei den dreien. Sie hörte sich viel von ihren Plänen an und erzählte ihnen von den Kamiraen und ihren Erlebnissen. Wie zu erwarten gewesen war, wollten die beiden kaum glauben, wie die Kamiraen sich Maja gegenüber verhalten hatten. Alma hörte nur schweigend zu und betrachtete Maja sorgenvoll.
    Bevor Maja ging musste sie Karim und Jinna noch versprechen, dass sie ihnen auf jeden Fall das Hauptquartier zeigen würde. Die beiden waren richtig scharf darauf.

    Einmal editiert, zuletzt von Dinteyra (12. Mai 2015 um 11:35)

  • Von innen war das Haus sehr leer und bisher standen nur wenige Möbel darin, aber es wahr hell und freundlich

    wiederholung; war
    Pass im beschreiben auf, nicht so oft "war" zu verwenden.

    Und wäre ich nicht _ Jakarestadt gezogen, dann wären Karim und Jinna niemals geboren worden, denn dort habe ich ihren Vater kennen gelernt.

    +nach

    Daran hin ein ovaler Ring aus grünem Stein, an dem noch feinere Ketten befestigt waren, die in kleinen, bunten Perlen endeten.

    hing

    An das Messer habe ich mich schon gar nicht mehr erinnert. Was es wohl mit diesen besonderen Erbstücken auf sich hat? Da muss doch noch ein wenig mehr dranhängen :) Jeenfalls schön, dass du Karim un Jinna nicht in den Ereignissen untergehen lässt, sie kamen in diesem Part deiner Geschichte bisher beide etwas zu kurz.

    • Offizieller Beitrag

    :hmm: Könnte gut sein, dass, wenn Maja kämpfen lernt, dass sie bessere Chancen hat wieder nach Hause zu dürfen, wobei ich das bei der Art der Kamiraen doch eher bezweifle.
    DAss Maja aber auch kein großes Interesse daran hat zu lernen wie man sich vermöbelt, kann ich nachvollziehen ... aber da muss sie wohl durch. ^^
    Schließe mich Alo an, schön auch wieder mehr von den anderen zu lesen
    :super:

  • Ein schöner Teil.
    Ich denke, es ist ganz gut für Maja, dass sie vernünftig kämpfen lernt, weil der Rat dann eher geneigt sein wird, sie in ihre Welt zurück zulassen, wenn sie sich wenigstens richtig verteidigen kann. Und nicht die Gefahr besteht, dass sie bei dem ersten angriff stirbt.
    Ich finde es schön das du einen kompletten Abschnitt nur mit Karim und Jinna gemacht hast. Mittlerweile bindest du die beiden wesentlich besser ein, als zu Anfang und ich bekomme als Leserin ein viel besseren Draht zu den beiden Figuren :thumbsup: weiter so!!!