Sengende Hitze

Es gibt 59 Antworten in diesem Thema, welches 21.012 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (28. September 2016 um 15:32) ist von Everad.

  • Veyl wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Mittagssonne brannte heiß auf den kleinen Marktplatz und obwohl er in einer Wüstenstadt aufgewachsen war, musste er sich erst wieder an die Hitze gewöhnen. Die Straßen der Stadt waren voller Händler, Musiker und Gaukler, über den Straßen hingen rote und goldene Girlanden die im sanften Wind flatterten. Die Bewohner von Saonjem, der Stadt am Rande der Wüste, feierten die Ankunft einer der Karawanen aus dem fernen Süden, die erste seit Monaten, so hatte Veyl gehört, die es fast vollkommen unbeschadet durch die Wüste geschafft hatte. Langsam schlenderte der Hirschjunge über den Marktplatz, die verschiedenen Waren begutachtend. Eigentlich hatte er vorgehabt, mit dem Karawanenführer zu sprechen, vielleicht würde dieser ihn mitnehmen, wenn sie in ein paar Tagen wieder abreisten. Doch der Mann war schon kurz nach der Ankunft mit einigen Männer, vermutlich Söldnern, in einer einem der Steingebäuden, einer Kneipe, verschwunden. Veyl wollte sie nicht stören, deshalb blieb nichts anderes übrig, als draußen in der Hitze zu warten. Auf seinem Weg sprachen ihn immer wieder Händler an, manche in fremden, ihm unbekannten Sprachen, andere in den Dialekten der Umgebung in der er selbst aufgewachsen war. Die meisten ignorierte er. Nach einer Weile traten die Männer wieder aus der Schenke und trennten sich, der Karawanenführer lehnte sich an eine der mit Weinreben überwucherten Mauern im Schatten. Veyl schritt auf ihn zu. "Kann ma helfn?" nuschelte der Mann und musterte sein Gegenüber interessiert." Ähm ja, ich wollte fragen wann ihr demnächst wieder abreist". Der Mann verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf."Und lass mich ratn, als nächstes wills du wissn, ob du mitkomm darfst, stimms?" Sein Ausdruck war jetzt spöttisch und sein Atem stank nach Wein, aber Veyl hatte nicht vor sich einschüchtern zu lassen, zumindest vorerst nicht. "Jarlar, Tud mir leid, dafür bissu zu spät, sin keine Ausflüge mehr geplant." Jetzt war es Veyl, der die Arme verschränkte.Und warum nicht? Der Karawanenführer schüttelte erneut den Kopf, diesmal wirkte er wütend ."Es war immer schwer, durch di Wüste su kommn, aber dismal habn wir unsre erfahrensten Begleiter, drei Händler un Waren im Wert von hunderten Goldstücken verlorn. Mich krigt da keina mehr raus, ich steig auf die Schiffahrt um. Un du solltest das auch machn, du überlebst da drausn keine swei Tage." "Aber.. " setzte Veyl an "Jalar, Lass mich in Ruhe." nuschelte der Andere wütend und griff nach dem Säbel, der an seiner Seite hing. Das reichte für Veyl als Ablehnung.

    Niedergeschlagen machte der Hirschjunge sich auf den Weg, die Straße hinunter, zu dem Gasthof in dem er untergekommen war. Unterwegs holte er sein Notizbuch hervor und durchblätterte es, bis er die Seite mit der Karte fand. Er erinnerte sich an die Nacht, in der ihm ein Reisender in einer Schenke die Geschichte von Quez erzählt hatte. Von dem riesigen, weitgehend unerforschten Dschungel, tief im Süden, am anderen Ende der Wüste. Er hatte ihm Orientierungspunkte in der Karte verzeichnet und ihm von Sternen erzählt, denen man angeblich folgen musste, wenn man diesen Ort erreichen wollte. Veyl hatte vorgehabt, die Karte dem Karawanenführer zeigen, denn wer kannte die Wüste besser, als jemand, der sie ständig durchquerte? Tja, diese Hoffnung war nun zerschlagen, aber vielleicht gab es noch andere Menschen in der Stadt, die sich damit auskannten. Ein Räuspern riss Veyl aus seinen Gedanken, er schaute von seinem Buch auf und erblickte einen der Musiker vom Marktplatz vor sich."Entschuldigt, aber ich habe euer..äh Gespräch vorhin mitbekommen und ich kann dir vielleicht helfen. Oder besser gesagt, ich kenne jemanden, der helfen kann." Veyl musterte ihn neugierig "Wen?" Der Musiker deutete auf eine schattige Gasse."Geh da lang, am Ende der Gasse gibt es eine kleine Spelunke. Der Name ist Takfar. Wenn du Glück hast, ist er noch in der Stadt." Veyl dankte dem Mann und ging los. Das erste Stück der Gasse war eng, doch zu seiner Erleichterung blieb er weder stecken, noch verfing er sich in einer der tief hängenden Wäscheleinen. Jetzt musste er nur noch diesen Nomaden finden.

    Die Spelunke wirkte kalt und ungastlich, der Eingang war schmal und Veyl hätte sich beim Eintreten fast den Kopf gestoßen.Im inneren der kühlen Schenke fand Veyl heraus, das die Suche wohl seine geringste Sorge sein Würde. Der Schankraum war leer, bis auf den Wirt und einen anderen Gast, einen Nomaden der an der Theke saß. Vielmehr beunruhigte ihn die Flasche, die neben ihm stand. Veyl konnte die Aufschrift nicht lesen, doch er kannte die Form und wusste, dass solche Flaschen für gewöhnlich einen starken Schnaps enthielten. Er stöhnte innerlich auf. Der Versuch mit einem Betrunkenen ein vernünftiges Gespräch zu führen war heute schon einmal fehlgeschlagen, ein zweites Mal war mehr, als er vertragen konnte. Veyl atmete tief durch. Auch wenn das hier vermutlich ein weiterer Fehlschlag sein würde, er würde sich nicht davon abbringen lassen. Langsam ging er auf den Nomaden zu und versuchte möglichst entspannt auszusehen. Der Versuch schlug fehl, als er fast über einen der niederen Hocker stolperte, den er nicht gesehen hatte und sich eine Tischkante in die Seite rammte. Falls der Mann ihn bemerkt hatte, so machte er keine Anstalten es zu zeigen. Als er die Theke erreichte hatte der Hirschjunge bereits alle Schmerzenstränen erfolgreich bekämpft. "Verzeihung?" fragte er, während er sich die schmerzende Seite rieb. "Seid ihr Takfar?"

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    GNU Terry Pratchett

  • Es war früher Morgen als Takfar die Stadt Saonjem erreichte. Tali, die ihn wie immer beim Betreten einer Stadt verließ, zog Kreise über eine nahe Viehtränke, dessen gewohnte Besucher noch im Dunst der aufsteigenden Sonne auf dem grünen Oasenboden lagen und Löcher in die Luft starrten. Die strahlend rote Sonne im Osten lies den leichten Nebel über der Stadt zu einem Flammenmehr werden.
    "Zuerst einmal sollte ich eine Bleibe finden", schoss ihm durch den Kopf. Die Stadt befand sich noch im Erwachen, dennoch waren schon die ersten Händler und Gaukler auf dem Marktplatz. Nördlich des Marktplatzes fand er dann gleich eine Taverne, die auch Zimmer für zehn Gaji die Nacht anbot. Takfar kratzte die letzten Eisenmünzen zusammen, ungefähr 13 Gaji, zahlte für ein Zimmer, stellte seinen Tornister in eine Ecke des Zimmers und ging in den überraschend leeren Gastraum.
    "Was darfs sein, werter Herr?". Takfar drehte sich zum Wirt um und betrachtete ihn. Er hatte ein graues Leinenhemd an, zumindest vermutete er das, einen roten Fez mit speckigem Rand und ein schweißgebadetes Gesicht. Sein Gesicht wurde außerdem von einem breiten Schnauzer geziert. Takfar lief auf die Theke zu und setzte sich auf einen Hocker. Als er den Stuhl unter sich gerade gerückt hatte, deutete er auf eine Flasche mit doppeltem Bauch und einer grünen Flüssigkeit darin. Der Wirt folgte seinem Finger, drehte den Kopf wieder zu Takfar und sagte: "2 Gaji für die Flasche". Takfar nickte und warf zwei der Münzen auf das Tresen. Der Wirt schob das Geld in seine Hand und gab ihm die Flasche und ein kleines Glas.
    Die Flasche war zur Hälfte geleert, als er plötzlich angesprochen wurde. Er sah aus dem Fenster und bemerkte die mittagliche Sonne, die ein helles, weißes Licht durch die Straßen warf.
    Takfar setzte sein noch volles Glas ab und drehte sich langsam in die Richtung des Mannes, dessen Aussehen Takfar einen zweiten Blick abnötigte. Dennoch schwieg er vorerst, rückte seinen leichten Turban zurecht und nickte dem Hirschmenschen zu. Takfar griff zielsicher nach seinem Glas und verleibte sich dessen Inhalt ein. Nachdem er sich kurz geschüttelt hatte wandte er sich wieder dem Fremden zu. Mit tiefer, rollender Stimme fragte er ihn "Und wer seid ihr?"

    "Ein Mensch schreibt feurig ein Gedicht:
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    ~Eugen Roth

  • Veyl war überrascht, wie klar der Mann trotz der halbleeren Flasche an seiner Seite wirkte. Ich bin Veyl. beantwortete er die Frage und fügte noch hinzu.
    Ein Forscher aus dem Norden,aus Dunedin. Von der weißen Universität, vielleicht habt Ihr von ihnen gehört dass sind.... er biss sich auf die Zunge, wahrscheinlich würde der Nomade ungeduldig werden, wenn er weiterplauderte Verzeiht meine Abschweifung, naja wie auch immer, nicht so wichtig, ich habe gehört dass Ihr euch in der Wüste auskennt und wollte fragen, ob ihr mich hindurchführen könnt. Es wäre mir wirklich wichtig.
    Seine Stimme hatte gegen Ende an Tempo zugenommen. Der Andere schwieg und nahm noch einen Schluck von seinem Getränk. Der junge Hirschmensch fasste dies als eine Einladung auf, weiterzusprechen. Er kramte seine Notizbuch hervor, seine Hände zitterten etwas, vor Aufregung. Hier.
    Er blätterte ein wenig in den Skizzen und Notizen herum, bis er die Doppelseite mit der Karte der Wüste, den Sternbildern und den Orientierungspunkten gefunden hatte, und legte das Buch vor Takfar auf den Tisch. Dieser Weg soll nach Quez führen, der riesige Dschungel südlich der Wüste... was Ihr wahrscheinlich sowieso wisst...weshalb diese Erklärung völlig unnötig war... Er bremste sich erneut. Ich muss dorthin. Der Nomade schwieg noch immer.Ich...ich kann auch bezahlen. meinte Veyl, dessen Stimme sich jetzt beinahe überschlug. Er hatte in den letzten Jahren viel verdient, meist mit einigen kleineren Entdeckungen. Bitte lass das nicht wieder eine Sackgasse sein dachte er.

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  • Danke, doch ist der Weg hier raus bezahlung genug. Der Wirt schaute ihn sehr misstrauisch an.
    Takfar musste sich die Augen zusammenkneifen um die Karte besser lesen zu können. Ich kenne den Weg, doch ist er nicht gerade der sicherste. Takfar begrenzte mit zwei seiner Finger einen Teil des Weges und zeigte ihn Veyl. Dieser Teil wird von manchen Normaden der "Scharmützelpass" genannt, denn er führt durch ein tiefes Flussbett, an dessen Seiten eine Gruppe Straßenräuber ihr Unwesen treibt. Ich würde diesen Weg bevorzugen. Er strich mit seinem Finger einen anderen Weg um die Schlucht. Der Weg führt zwar durch losen Sand, doch gibt es dort keine Räuber und Kakteen, deren Fleisch sehr viel Wasser speichert. Nach einem Moment der Ruhe fragte er: Wann habt ihr vor zu gehn? Takfar lies das leere Glas los und legte seine Hände auf seine Oberschenkel. Neugierig sah er Veyl an.

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  • Ich..ähm also von mir aus können wir gleich aufbrechen. antwortete Veyl verdutzt über die rasche Zustimmung des Nomaden. Wir müssten nur noch auf den Markt, um Vorräte zu besorgen. Sein letztes Wasser hatte er auf dem Weg durch die Steppen verbraucht. Tskfar nickte. Gut, aber wir sollten nicht zu viel mitnehmen. Er nahm die Flasche und bot Veyl einen Schluck an. Als der Hirschmensch ablehnte, zuckte er nur mit den Schultern und leerte den Rest der Flasche in einem Zug.
    Also... meinte Veyl, als sie die mit bunten Girlanden geschmückte Hauptstraße hinauf liefen Seit ihr als Nomade aufgewachsen oder sei ihr in einer der Städte aufgewachsen? Versuchte er den Anderen in ein Gespräch zu verwickeln. Die Sonne stand bereits weit im Westen und die Straßen waren wieder voller geworden. Veyl entdeckte in der Menge viele seltsame Gestalte, wobei er natürlich auch nicht ganz unbehelligt blieb. Er war es gewohnt angestarrt zu werden. Viel mehr Sorgen machte der Hirschjunge sich um seine Taschen auf seinem Rücken. Für Diebe waren diese und ihr Inhalt leichte Beute besonders in der Menschenmenge.

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  • Takfar antwortete nicht. Entlich einen Grund diesen Ort zu verlassen. Eigentlich hatte Takfar vor dem Stadthalter sprechen sollen. Etwas, was ihm noch nie untergekommen war. Doch nun kann ich die Stadt verlassen.
    Die beiden kamen am Marktz an und untersuchten die Marktstände am Rand. Ein Gestell aus vier Holzbalken hielt ein graues Leinentuch, unter dem ein Tisch die Waren feil hielt: Verschiedene Reissorten in großen Säcken war hier zu erwerben. Der Stand daneben bot Messer an und bot auch an, eigene zu schleifen. Takfar suchte aufgeregt ein Schild. "Nur 3,5 Gaji pro Messer!" Takfar verzog das Gesicht und ging weiter.
    Nach etwa einer halben Stunde hatten sie Dörrfleisch, getrocknete Früchte, getrocknete Erbsen und zwei Wasserschläuche erworben und in den Rucksäcken verstaut, als wie aus dem Nichts eine Hand aus der Menge nach einer der Taschen auf Veyls Rücken griff und sie wegriss. Verdammt. Takfar zögerte nicht lange, stieg schnell auf das Kreuz des Hirschmannes und warf sich in die Menge. Der Dieb machte sich schroff Bahn durch die Marktgesellschaft, die Takfar ebenfalls nutzte um ihn zu verfolgen. Er zog ein Messer mit sehr kleinem Griff aus seinem Gürtel. Der Dieb verlies den Markt in eine dunkle Gasse. Nun war Takfars Moment gekommen: Er folgte ihm in die Gasse, holte aus und warf treffsicher dem Dieb das Messer in den Waden. Dieser flog, vor Schmerzen schreiend, auf den staubigen Boden und lies die Tasche fallen. Takfar rannte zu der Tasche und hob sie auf, während er von dem tobenden Dieb angeschrien wurde. Takfar bügte sich hinunter, hielt das verwundete Bein fest und zog das Messer vorsichtig raus. Dies soll dir eine Lehre sein, du widerwertiges Übel.
    Der Schrei des Diebes lies die Wachen kommen. Takfar flüchtete wieder in Richtung Marktplatz. Veyl, der es intzwischen geschafft hatte der Menschenmasse zu entkommen, sah ihn verplüfft an. Takfar drückte ihm die Tasche in die Hand und zog ihn weiter Richtung Süden. Los, schnell!Veyl zögerte nicht lange und kam mit.

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  • Taon war furchtbar niedergeschlagen. Er war mit einer kleinen Karawane in die Stadt Saonjem gekommen, wofür er einen unverschämt hohen Preis hatte zahlen müssen, nur um hier von einigen Straßenräubern ausgeraubt zu werden. Lediglich sein Messer hatte er vor diesem Gesindel verstecken können. Nun hatte er Nichts mehr, um sich eine Bleibe für die nächsten Tage zu suchen. Zugegeben, wirklich viel hatte er davor nicht besessen, aber es hätte für ein kleines schäbiges Zimmer in einem der örtlichen Gasthäuser gereicht. Stattdessen hatte der junge Nekromant die letzte Nacht in einer kleinen Seitengasse verbracht, nachdem er von der Stadtwache unsanft vom Marktplatz vertrieben worden war.
    Hier war er also nun, mitten zwischen den Ständen verschiedenster Händler und irrte ziellos umher. Er war erschöpft, hatte sich bestimmt seit drei Tagen nicht mehr richtig gewaschen und die unerträgliche Hitze setzte ihm zu. Er war für diese Gegend einfach nicht gemacht; das hatte er aber von Anfang an gewusst. Allerdings wusste er auch, dass er nicht im angenehmen Norden bleiben konnte, geschweige denn wollte. Zu viel war passiert, als dass er sich jemals wieder dort wohl fühlen könnte.
    Er schlenderte an einem Stand vorbei, an dem frisch gegrillte Echsen von einem leicht untersetzten Händler angeboten wurden. Das Wasser lief dem Jungen bei dem Anblick im Mund zusammen und wie zur Bestätigung, fing sein Magen heftig an zu knurren. Er blieb kurz stehen und starrte auf die erlegten Echsen.
    Willst du was Kaufen, Junge?“, frage ihn plötzlich der Händler.
    Taon schreckte auf und sah sich verlegen um.
    Nein?“, beantwortete sich der Mann die Frage selbst. „Dann zieh Leine und sieh zu, dass du Land gewinnst! Bettler und deines Gleichen will ich hier vor meinem Stand nicht haben!“
    Als Taon keine Anstalten machte, der Aufforderung nachzukommen – nicht etwa aus Trotz, sondern viel mehr aus Überraschung – machte der Händler einen Schritt auf ihn zu und hob drohend einen Besenstiel. Schnell machte die Überraschung in Taons Verstand Platz für die Vernunft. Der Nekromant nahm seine Beine in die Hand und stürmte durch die Menschenmenge, die ihm verwundert den Weg frei machten. Der Verkäufer stieß einen Fluch aus, hatte er sich doch so darauf gefreut, endlich mal wieder einen Bettler mit dem Besenstiel zu verprügeln. Die Mühe, seinem Opfer hinterher zu laufen, machte er sich allerdings nicht. Gerade hatte sich ein potentieller Kunde seinem Stand genähert.

    Taon stürmte um eine Ecke – und wurde hart an der Seite getroffen. Er taumelte rückwärts, ehe seine Füße den Halt auf dem Boden verloren und er der Länge nach in den Dreck stürzte. Heute war wirklich nicht sein Tag. Er richtete sich wieder auf und klopfte sich den Staub von den Kleidern.
    Dabei suchte er nach dem Grund für seinen Sturz. Als er ihn in der Menge ausmachen konnte, was wirklich keine große Kunst angesichts der Andersartigkeit war, zweifelte er nun vollkommen an seinem Verstand. Er muss zu lang der Sonne ausgesetzt gewesen sein. Ein Mann mit Turban, der auf einem Hirschen ritt, zumindest hatte das von hinten den Anschein, hatte ihn über den Haufen geritten.
    Offensichtlich handelte es sich um eine Verfolgungsjagd, die sich da vor ihm abspielte, stürmte doch ein Mann vor dem Reiter davon. Sie bogen in eine Seitenstraße ein, die der Hirsch, diesmal ohne Reiter, wieder verließ. Erst jetzt erkannte Taon, dass es sich bei dem Wesen gar nicht oder besser, nicht vollständig um einen Hirschen handelte. Ein Teil von dem Geschöpf war ein Mensch.

    Der Nekromant krempelte sich der Ärmel hoch und setzte einen verärgerten Gesichtsausdruck auf. Man konnte doch nicht einfach jemanden umreiten und dann verschwinden, ohne sich zu entschuldigen. Wütend stapfte er dem Hirschmenschen und seinem Reiter, der nun neben ihm lief, hinterher.
    Es viel ihm nicht besonders schwer, die beiden einzuholen, weil sie immer wieder an Verkaufsständen stehen blieben, um einige Besorgungen zu machen. Als er sie erreicht hatte, tippte er dem Hirschmenschen entschlossen auf die Schulter, sodass das Wesen stehen blieb und sich ihm verwundert zuwandte.
    Entschuldigen Sie bitte“, sagte Taon und versuchte dabei besonders viel Ärger in seine Stimme zu legen. „Ich fürchte, Sie sind mir eine Entschuldigung schuldig!“

    Dann reitet mein Kaiser wohl über mein Grab,
    Viel Schwerter klirren und blitzen;
    Dann steig ich gewaffnet hervor aus dem Grab -
    Den Kaiser, den Kaiser zu schützen.

    - Heinrich Heine, Die Grenadiere

  • Also hör mal beschweterte sich Veyl gerade bei dem Nomaden Mag ja sein, dass dir der anatomische Unterschied nicht aufgefallen, aber ich bin zur Hälfte ein Hirsch und kein Pferd. Hirsche sind nicht zum Reiten gemacht. Der Halbhirsch kümmerte sich nicht darum, ob er den Nomaden mit seiner Wut verscheuchen würde oder ob er eigentlich dankbar sein sollte seine Tasche zurück zu haben normalerweise gehörte er nicht zu den Menschen... Wesen die leicht explodierten, doch jetzt fühlte er sich inseinem Stolz verletzt. Und ich schwöre dir bei allen Göttern und Sternen sollte das noch einmal vorkommen dann trete ich dir so in den...! Ein tippen auf seiner Schulter riss ihn aus seinem Wutanfall. Mit noch immer hochrotem Kopf drehte er sich um. Ähm ja? fragte er, jetzt etwas ruhiger nachdem er den leicht verstörten Blick des Händlers neben ihnen bemerkt hatte. Ihm entging auch das Grinsen nicht, dass Takfar noch immer zu unterdrücken versuchte. Ihr habt mich vorhin umgerannt... oder geritten. Veyl musterte sein Gegenüber. Der arme Kerl wirkte wirklich etwas mitgenommen. Veyl wurde jetzt verlegen. Oh Mist... Tut mir leid. Kann..kann ich das irgendwie wieder gutmachen?

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  • Shira stand am Eingang der kleinen Höhle und blickte nervös in Richtung Saonjem, deren Häuser am Horizont gut sichtbar waren. Seit gefühlten Stunden wartete sie so bereits auf das Erscheinen von Soldaten, aber keine Pferde verliessen die Stadt um in ihre Richtung zu stürmen. Auch wenn sie bereits mehrmals dachte, das Hufgetrappel gehört zu haben. Sie stiess ein Seufzen aus und zwang sich, den Blick von der Stadt abzuwenden. Es war Pech gewesen, dass der Kerl gestern entkommen konnte, auch wenn sie bis zu einem bestimmten Grad selber schuld war. Wäre sie nicht so fahrlässig gewesen, als sie sich dem Reisenden in den Weg gestellt hatte, hätte sie die Wache sicher früher bemerkt und besser darauf reagieren können. Zwar hatte der Söldner auch so nicht wirklich eine Chance gegen sie, und in Zukunft wird er wohl so seine Probleme damit haben, ein Schwert zu schwingen, aber dem Reisenden mit dem Wohlstandsbauch konnte er genug Zeit schaffen, um auf seiner alten Stute das Weite zu suchen. Jetzt stand sie hier, in der brennenden Sonne und noch immer ohne Geld und Essen, während ein fetter Händler vermutlich gerade die halbe Stadt alarmierte.

    Unschlüssig kratzte Shira sich am Kopf, dann fasste sie einen Entschluss und verschwand kurz in der ehemaligen Kojotenhöhle, wo sie sich ihren grauen Umhang überwarf und den Dolch einsteckte. Womöglich konnte sie diesen noch gebrauchen, Delgaranth war wirklich nicht gerade unauffällig. Deutlich konnte das Mädchen das Gewicht des Schattenschwertes an ihrer Hüfte spüren, als sie wieder in die gleissende Sonne trat. Egal, ob die Soldaten der Stadt auf sie aufmerksam gemacht wurden oder nicht, sie brauchte Geld und Lebensmittel. Und wenn diese nicht in der Form von Reisenden zu ihr kamen, musste sie halt selbst aktiv werden. Mit etwas Glück brauchte sie die Stadt gar nicht zu betreten, je näher man den Toren Saonjems kam, desto wahrscheinlicher würde man auf Händler oder Karawanen treffen. Oder auf Wachen. Sie zog die Kapuze ins Gesicht und lief in zügigem Tempo los.

    2 Mal editiert, zuletzt von Krahler (12. Mai 2015 um 21:12)

  • Offensichtlich war der Hirschmensch doch gar nicht so übel. Die Situation schien ihm nämlich selbst recht unangenehm zu sein. Taons Wut legte sich augenblicklich.
    Ob Ihr das wiedergutmachen könnt?“, wiederholte er und stöhnte. „Da gibt es nichts wieder gut zu machen. Es sei denn, Ihr habt nicht zufällig meinen Besitz, der mir gestohlen wurde, am Straßenrand gefunden und aufgesammelt, um ihn mir wieder zugeben?“
    Sein Gegenüber verneinte. Welche Antwort hatte er denn auch erwartet? Niedergeschlagen verabschiedete sich Taon und wandte sich zum Gehen ab.
    Doch dann kam ihm urplötzlich eine Idee. Er hatte letzte Nacht, als er in der abgelegenen Gasse lag, zufällig ein Gespräch von einem recht dicken Reisenden und einer Stadtwache mitbekommen. Der Reisende erzählte, er sein auf dem Weg in die Stadt überfallen worden und sein Begleiter hätte das Zeitliche gesegnet. Es sei aber nicht ein einfacher Bandit gewesen, sondern eine Frau mit übermenschlichen Fähigkeiten. Er hatte es schwarze Magie genannt.
    Taon war sofort hellhörig geworden. Er hatte Sorge gehabt, dass die Nekromanten ihn selbst hier aufgespürt haben könnten. Nach kurzem Überlegen hatte er diesen Gedanken aber schnell wieder verworfen, weil ein Nekromant nicht einfach einen Reisenden angreifen und ihn entkommen lassen würde. Sie arbeiteten im Untergrund und die Geheimhaltung ihrer Fähigkeiten war eine ihrer stärksten Waffen. Ein Überlebender konnte diese Waffe schnell stumpf werden lassen.
    Der Händler sei selbst um ein Haar zum Opfer geworden, aber er habe sich noch auf sein Pferd retten können. Die Stadtwache hatte dem Mann allerdings kein Glauben geschenkt und so war der Dicke wütend davongezogen.
    Taon drehte sich um und kehrte zu den beiden Männern zurück.
    Vielleicht hätte ich da doch ein kleines Anliegen. Nun, meine Herren, Sie sehen ganz danach aus, als wollten Sie bald ihn die Wüste aufbrechen. Allerdings ist es dort draußen gefährlicher, als es den Anschein haben mag.“
    Dann erzählte er schnell von dem Gespräch, das er belauscht hatte und fügte noch ein paar Verfeinerungen ein, um die Geschichte möglichst dramatisch wirken zu lassen.
    Ihr und Euer Begleiter“, er deutete auf den Mann mit dem Turban, „könnt mit Sicherheit gut auf Euch selbst aufpassen, aber sollte da draußen tatsächlich ein Schwarzmagier auf ahnungslose Reisende lauern, dann werdet Ihr einige Probleme bekommen, solltet Ihr auf ihn treffen.
    Vielleicht könnte ich Euch dabei aber ein wenig unter die Arme greifen. Sie müssen wissen, dass ich zwar recht jung bin, aber dafür ein ausgebildeter Ne..., sagen wir einfach ein Experte für schwarze Magie bin. Für eine entsprechende Entlohnung und die Bereitstellung von Verpflegung während der Reise, würde ich mich bereit erklären, Euch auf eurem Weg durch die Wüste zu begleiten.“
    Taon hoffte, dass sie ihm glaubten. Zugegeben, er bezweifelte, dass er es mit einem echten Schwarzmagier aufnehmen könnte, aber diese kleine Notlüge war der einzige Weg an Geld und Essen zu kommen. Außerdem verstand er ja wirklich etwas von schwarzer Magie.
    Also meine Herren, was haltet ihr von meinem Angebot?“

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  • Veyl und Takfar blickten sich an. Beide waren überrascht über das plötzliche Angebot des Fremden. Und noch viel mehr interessierte Veyl dass, was er über schwarze Magie erzählt hatte. Die Gelehrten hatten Veyl wenig über Magie erzählt, aber vor Schwarzmagie hatten sie ihn besonders gewarnt. Und gerade deshalb interessierte ihn diesesThema am meisten. Von mir aus könnt ihr mitkommen wieviel verlangt ihr für eure Dienste ... ähm. Erst jetzt viel ihm auf, dass der Fremde ihnen garniert seinen Namen genannt hatte.Taon, und den Preis können wir später aushandeln. antworte dieser. Der Hirschmensch nickte. Gut, mein Name ist Veyl. Er deutete auf den Nomaden. Und das ist Takfar, er kennt sich in der Wüste aus.... offensichtlich. Der Nomade räusperte sich. Entschuldigt wenn ich ungeduldig bin, aber ich möchte diese Stadt lieber schnell verlassen. Er wandte sich um, ohne auf eine Antwort zu warten und marschierte die Straße hinunter. Die Anderen beiden beeilten sich, ihm zu folgen, Veyl war so hastig, dass er beim wenden beinahe eine Vase von einem Verkaufstisch stieß. Der Händler dem der Stand gehörte rief ihm ein paar wüste Beschimpfungen hinterher. Er hörte sie nicht. Er war gespannt auf dass, was ihn draußen in der Wüste erwarten würde. Und irgendein kleiner Teil in ihm hoffte sogar ein wenig, dass sie diesem Schwarzmagier begegnen würden. Vielleicht würde ihm Taon auch etwas davon erzählen, wenn er ihn fragte.

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  • Sie liefen noch immer, als bereits der Abend anbrach. Den ganzen Tag lang schien eine, für Wüstenverhältnisse nicht sonderlich heiße Sonne auf die Gesellschaft, was die Nacht auch weniger kalt machen würde. Trotzallem brauchten sie einen Unterschlupf und, im Idealfall, auch ein Feuer. Takfar blieb kurz auf dem staubig-festen Boden stehn und blickte sich um: Im Norden Saonjem mit seinen großen Türmen und hohen Mauern. Im Westen war die Sonne im Begriff in das Sandmeer einzutauchen. Über ihnen strahlte ein heller Vollmond. Im Osten waren weit entfernt das lange Gebirge zu sehn, das große Festungen hielt, größtenteils von Zwergenfürsten. Im Süden erstreckte sich die gewaltige Wüste bis zum Horizont.
    Nach Quez ist es kein Katzensprung. Vor ihnen lag beinahe eine Woche Weg. Takfar lies seinen Blick nocheinmal über die Wüste vor seinen Füßen streifen. Die Wüste hat sich geändert.
    Ihm fiel eine schräge Steinformation auf, die eine kleine Höhle bildete. Er schätzte die Entfernung auf ungefähr 500 Meter ein. Zwar war die Höhle ein gutes Stück vom Weg entfernt, doch sollte das eine dankbare Bleibe sein. Er hob seinen Arm und zeigte auf die Steinformation. Da ist unser Nachtlager. Lies er lautstark von sich. Veyl und Taon schauten zu ihm und folgten mit ihren Blicken seinem Finger. Gut. Für heute sind wir wohl genug gelaufen. Rief Veyl, hörbar erleichtert und mit leichtem Scherz in der Stimme.
    Ein Falke landete auf Takfars Schulter, als dieser sich wieder in Bewegung setzen wollte. erfreut schaute er den stolzen Vogel an und streichelte ihm den Kopf. Grüß den Himmel, Tali. Takfar neigte grinsend den Kopf und folgte dann den zwei deutlich an Tempo zulegenden Mitreisenden in Richtung Höhle.

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    ~Eugen Roth

  • Vorsichtig schlich Shira durch den weichen Sand, während sie hin und wieder einzelne Gesprächsfetzen aufschnappte. Sie hatte noch nicht mal die Hälfte des Weges zur Stadt zurückgelegt, als sie die Gestalten ausmachte, welche sich in ihre Richtung bewegten. Sie war schnell hinter eine Anhöhe mit einigen braunen Gebüschen gekrochen und hatte sich dort versteckt, um auf das Näherkommen der Fremden zu warten. Zwar riskierte sie nur einen kurzen Blick, als diese nach einiger Zeit an ihrem Versteck vorbeiwanderten, aber es schienen keine Soldaten zu sein. Auch wenn es Fakt war, dass sie in Richtung ihrer Schlafhöhle unterwegs waren. Nun folgte sie der Gruppe heimlich in einiger Entfernung, während sich die Sonne langsam dem Horizont näherte. Plötzlich hörte sie eine männliche Stimme laut rufen: "Da ist unser Nachtlager"
    "Also doch Reisende.", dachte sie. "Währen sie auf der Suche nach mir, würden sie wohl kaum an einer geschützten, aber unüberschaubaren Stelle wie einer Höhle halt machen". Der nächste Gedanke war weniger beruhigend: "Oder... sie wissen, dass ich hier bin und wollen, dass ich mich zeige. Naja, sollen sie bloss, dieses mal bin ich vorsichtiger."

    Etwa sieben Meter vor dem Eingang der Höhle lagen einige, etwas mehr als hüfthohe Felsen, welche den Blick sowohl nach draussen als auch nach drinnen abschirmten. Die Reisenden richteten ihr Lager unter dem Vorsprung ein und waren konzentriert bei der Arbeit, weshalb sie nicht bemerkten, wie Shira hinter ebendiese Felsen schlich und endlich einen genauen Blick auf die Fremden werfen konnte. Es waren drei. Zwei Männer, einer ein etwas älterer Nomade mit dunkler Haut, während der andere nicht viel älter als Shira zu sein und nicht so recht mit der Hitze klarzukommen schien. Der, oder das dritte Wesen konnte sie nicht zuordnen. Es schien eine Mischung aus Mensch und Hirsch zu sein, und es redete laut auf seine Begleiter ein. Sie hatte so etwas noch nie gesehen. Am ehesten erinnerte das Wesen sie an die Geschichten von Chimären, von denen die Magier des Krähenzirkels manchmal gesprochen haben. Aber das waren künstlich erschaffene Monster, und ganz bestimmt keine denkenden Wesen, die mit Menschen zusammen reisen und mit ihnen redeten. Shira riss den Blick los und konzentrierte sich wieder auf das Wesentliche. Zu ihrem Erstaunen waren die einzigen Waffen die sie entdecken konnte einige Dolche, die der Mann mit dem Turban trug. Keine Schwerter, Bögen oder Lanzen.
    "Wer reist wehrlos durch die Wüste?!" Am liebsten hätte sie kehrt gemacht und das Weite gesucht, aber sie hatte keine Wahl. Sie nahm mit festem Griff den kalt blitzenden Dolch in die Hand und versuchte vergeblich, dass Zittern zu unterdrücken. Mit ihren inzwischen bestimmt wieder hellgrauen Augen beobachtete sie die Gruppe und wartete auf den richtigen Moment.

    Die Sonne näherte sich langsam dem Horizont und die Schatten wurden länger. Der Hirschmann sass auf dem staubigen Boden und studierte eine Karte, während er leise vor sich her murmelte. Gleichzeitig versuchte der junge Mann ein Feuer zu entfachen mit Holz, welches der dritte ihm brachte. Auf der Suche nach diesem näherte er sich schliesslich den Felsen. Das Mädchen machte sich bereit hervorzuspringen, als unerwartet der Schrei eines Falken über ihnen ertönte. Augenblicklich erstarrte der Mann.
    "Jetzt!"
    Shira sprang über den Felsen, packte den Fremden von hinten und setzte ihm unverzüglich die scharfe Klinge an die Kehle. Erschrocken fuhren die anderen beiden auf.
    "Rührt einen Muskel und euer Freund ist tot!" , rief das Mädchen und betete, dass die Männer das Beben in ihrer Stimme nicht hörten. "Ihr habt die Wahl!" Wieder ertönte der Falkenschrei... viel näher diesesmal.

  • Taon wirbelte erschrocken herum und hatte schnell seinen Dolch gezogen. Mit einem solchen Überfall hatte er nicht gerechnet, aber letztlich war daran wohl nur seine eigene Naivität schuld. Schließlich wurde beinahe täglich von solchen Angriffen berichtet, bei denen nicht nur Hab und Gut, sondern bisweilen auch das Leben dem einstigen Besitzer entwendet wurde.
    Zu den immer schlechter werdenden Lichtverhältnissen fiel es Taon schwer, den Angreifer genauer zu identifizieren. Der Stimme nach zu urteilen, muss es sich aber um eine Frau handeln, vermutlich noch recht jung. Dem Nekromanten fiel auf, dass ihre Stimme ein wenig bebte. Von einem skrupellosen Banditen hatte er ein wenig mehr erwartet. Dennoch war die Klinge an Takfars Kehle ein triftiger Grund, sie nicht zu unterschätzen.
    Taon blieb letztlich keine andere Wahl, auch wenn er es verabscheute. Er schloss kurz die Augen und drehte langsam die rechte Hand, so unauffällig, wie es ihm möglich war. Leider hatte ihn der Weg, den die drei bisher zurück gelegt hatten, mehr angestrengt, als er es zugeben würde. Deshalb waren große Kunststücke nicht möglich, aber für einen kleinen Trick reichte es alle Mal. Schon spürte er einen stechenden Schmerz in seiner Handfläche und ein kleines Rinnsal von Blut schickte sich an, die alte Heimat zu verlassen. Die schwarze Magie schien allerdings Wirkung zu zeigen.
    Der Griff der Angreiferin schien sich kurz zu lockern und sie schloss kurz die Augen. Taon hatte ein Zauber gewirkt, der ihren Blick verschwimmen ließ und für wenige Sekunden starke Kopfschmerzen verursachte. Auch Takfar schien gemerkt zu haben, dass sich die Situation verändert hatte. Er nutze den Moment der Schwäche, befreite sich aus dem Griff und hatte den Feind innerhalb eines Wimpernschlages entwaffnet, ohne auch nur von einer seiner Klingen Gebrauch zu machen.
    So schnell konnte sich die Lage ändern. War die Frau eben noch in der günstigeren Position, sah sie sich nun von zwei Menschen und einem Halben umzingelt. Erstaunt stellte Taon fest, dass Veyl das Geschehen nicht ängstlich, sondern viel mehr unheimlich interessiert verfolgt hatte. Schnell versteckte Taon seine Hand hinter seinem Rücken und hoffte, dass seine Begleiter nichts von seinen Machenschaften gemerkt hatten. Schließlich hätte der Angreifer auch einen einfachen Schwächeanfall haben können; er wollte keine unangenehmen Fragen beantworten müssen.

    Dann reitet mein Kaiser wohl über mein Grab,
    Viel Schwerter klirren und blitzen;
    Dann steig ich gewaffnet hervor aus dem Grab -
    Den Kaiser, den Kaiser zu schützen.

    - Heinrich Heine, Die Grenadiere

  • Aufmerksam betrachtete Shira die zwei Gestalten. Der Mensch hatte sofort einen Dolch hervorgezogen, hatte aber in Anbetracht der Situation innegehalten. Sie wollte schon weitersprechen, als plötzlich alles vor ihren Augen verschwamm und ein stechender Schmerz durch ihren Schädel schoss. Instinktiv kniff sie die Augen zusammen und ihr Griff lockerte sich kurz. Erstaunlicherweise reichte bereits dieser Sekundenbruchteil für den Nomaden. Mit einer blitzschnellen Armbewegung schlug er Shiras Hand mit dem Dolch von seiner Kehle weg und wand sich aus ihrem Griff, wobei er ihr auch gleich die Klinge entriss. Verwirrt taumelte das Mädchen zurück und ihr Blick klärte sich wieder.
    “Was zur Hölle ist gerade... ?" Noch bevor sie den Satz zu Ende gedacht hatte, wurde ihr die neue Situation bewusst und die Angst verkrallte sich in ihren Nacken. Die drei Männer hatten sich um sie gescharrt, die Waffen kampfbereit erhoben. Shira spürte, wie eine durchdringende Kälte sie erfasste. Dieses Gefühl war ihr wohlbekannt und auf eine abstruse Art beruhigend, denn sie wusste, was sie nun tun würde.
    Entschlossen trat das Mädchen einen Schritt zurück, senkte den Kopf und drehte die Hände so, dass die Reisenden die leeren Handflächen sahen. Dann sagte sie, mit einigermassen fester Stimme: “Bleibt zurück! Ich sehe keinen Zweck in eurem Tod, werde aber nicht zögern, diesen herbeizuführen!”
    Wie erwartet spiegelte sich nun Unsicherheit in den Gesichtern der Männer wieder. Sie grinste innerlich zufrieden, es war ein alter Trick. ”Die defensive Körperhaltung gepaart mit der aggressiven Drohung verwirrt die meisten ungeübten Kämpfer.” “Gebt mir was ihr habt und ich bin weg.” Den Kopf noch immer leicht gesenkt, beobachtete sie die drei angespannt. Das plötzliche Aufheulen eines Kojoten in der Nähe aber liess Shira ihren Blick kurz von den Männern lösen, woraufhin der Nomade unvermittelt mit einem Dolch in der Hand vorpreschte. Sie, die den Angriff bereits vorausgeahnt hatte, warf sich blitzschnell zur Seite, griff mit der rechten unter ihren Mantel und zog in einer fliessenden Bewegung Delgaranth aus der Scheide an ihrem Gürtel. Das Schattenschwert blitzte im kalten Licht des Vollmondes gefährlich auf und seine dunkle Magie zeigte sofort Wirkung. Der Nomade brach seinen Angriff erschrocken ab und auch die anderen beiden wichen instinktiv einen Schritt zurück. Seltsamerweise jedoch wandelte sich der Ausdruck des Hirschmensch ziemlich schnell von Furcht zu... Faszination?

  • Als die Angreiferin das Schwert zog, verschwand die Angst, die Veyl eben noch vor ihr gehabt hatte und wich dem Entdeckerdrang. Der Hirschjunge hatte in seinem Leben, besonders an der Universität, schon viele magische Waffen gesehen, viele verzaubert mit heller Magie, einige wenige befleckt mit dunkler. Doch ihm war nie eine Waffe untergekommen wie diese.Dennoch kam ihm das Material dieser fast kristallartigen Waffe bekannt vor. Er musterte die Zeichen darauf und bemerkte, dass ihre Angreiferin diese ebenfalls auf den Handrücken besaß. Er fragte sich ob zwischen den Beiden eine enge Bindung bestand, schließlich hatten sie es hier, offensichtlich, mit keinem normalen Menschen zu tun. Konnte es sein, das dies der Schwarzmagier war, von dem Taon erzählt hatte? So in gedanken verloren beachtete Veyl weder den plötzlich in ihm aufkeimenden Fluchtinstinkt noch, wie seine beiden Begleiter noch weiter vor Ihr zurück wichen. Er verharrte an Ort und Stelle und deutete mit fragendem Blick auf die Klinge. Das... das ist Schattestahl, oder? Ich habe nie eine so große Waffe gesehen, die aus diesem Material bestand. Wo hast du soviel davon gefunden? Bist du ein Schwarzmagier hätte er gerne hinzugefügt, als ihm klar wurde wie dämlich er sich gerade anhören musste, sowohl für die Räuberin als auch für seine Begleiter. Aus den Augenwinkeln konnte er erkennen, daß die Beiden ihn musterten, als hätte er den Verstand verloren. Wer weiß, vielleicht stimmte das ja auch aber andererseits war es nicht so, dass er täglich auf Schwarzmagier traf, oder?

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    GNU Terry Pratchett

  • Shira blickte den Hirschmenschen an, die Verwirrung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie hatte schon viele Reaktionen auf Delgaranth gesehen, aber damit hätte sie nie im Leben gerechnet. "Was meinst...?", begann das Mädchen zögerlich, dann wurde ihr die Bedeutung der Worte klar. "Moment! Heisst das, du kennst dich mit dem Thema aus!? Was weisst du darüber?"
    Er zuckte mit den Schultern. "Nicht viel. Jedenfalls weniger, als ich gerne wüsste."
    "Aber gewisse Kenntnisse besitzt er." Sie lies das Schattenschwert etwas sinken und dachte scharf nach. Delgaranth war auch ihr in gewisser Weise noch ein Rätsel, auch wenn sie miteinander verbunden waren. Plötzlich leuchteten die goldfarbenen Augen des Mischwesens auf, als sich in seinem Geist eine Idee herausbildete.
    "Ähm... hör zu...", begann er, über die eigenen Worte stolpernd. "Du sagtest, wenn wir dir geben, was du willst, dann lässt du uns weiterziehen, nicht wahr?" Er griff mit der Hand in eine der Taschen an seiner Seite und holte einen kleinen Lederbeutel hervor, welchen er Shira zuwarf. Diese fing ihn aus der Luft und erblickte das Geld in seinem Inneren. "Aber... ich möchte lernen. Und auch mehr über dich und dein Schwert erfahren. Deshalb mache ich dir einen Vorschlag.", er stockte. "Wir sind auf der Durchreise nach Quez. Wie wäre es, wenn du dich uns anschliesst?"
    "Was!?!", erklang es aus drei Richtungen. Offenbar waren die beiden Begleiter des Hirschjungen genauso geschockt wie das Mädchen, deren Waffe nun endgültig aus der kampfbereiten Zone sank. Sie blickte ihn entgeistert an. "Woher kommt das denn plötzlich? Er will, dass ich sie begleite?! Wieso?"
    "Ich kann dir Verpflegung und alles bieten, auch Bezahlung wenn du willst." Seine Stimme überschlug sich fast vor Aufregung. "Du brauchst dich auch nicht jetzt zu entscheiden, wir ziehen erst morgen früh weiter.", kurze Pause, "Bitte!"
    Shira, die sich mitlerweile wieder etwas gefangen hat, betrachtete kurz den Beutel mit dem Geld. Dann schob sie Delgaranth demonstrativ zurück in die Scheide und wandte sich zum gehen ab. Ihr Ziel hatte sie ja erreicht.
    Sie hörte, wie er ihr noch hinterherrief: "Denk darüber nach"

    Einige Zeit später lag sie an einer geschützten Stelle zwischen zwei Felsen und starrte gedankenverloren in den klaren Nachthimmel. Als sie vor etwa vier Wochen hier ankahm, war das hier ihr Nachtlager gewesen, bis sie die Höhle entdeckt hatte. Sie konnte, und wollte, nicht schlafen, zu viel war gerade geschehen. "Wieso sollte er mich bitten, sie zu begleiten? Und wieso sollte ich das tun? Na gut, hier hält mich nichts, und vermutlich müsste ich sowieso bald weiterziehen, wo doch dieser Händler entkommen ist."
    So dachte Shira eine Weile nach, dann fasste sie einen Entschluss und schlief schliesslich ein.

    2 Mal editiert, zuletzt von Krahler (23. Mai 2015 um 18:02)

  • Die Reisegesellschaft warf indess ihr Gepäck in die Höhle und richtete sich ein. Ich mache ein Feuer, sagte Takfar und ging in richtung Höhleneingang. Er schichtete einige getrocknete Ästchen, die sich hier finden liesen, und ein paar der mitgebrachten Holzscheite aufeinander und zündete den Haufen an.
    Meint ihr, dass sie mitkommen wird? fragte Taon, der es sich gerade am Feuer gemütlich machte. Ich hoffe es. Ich denke sie wäre eine Bereicherung für uns, antwortete Veyl, der gerade in einer Tasche nach den getrockneten Feigen suchte. Sie scheint wohl schon viele Erfahrungen gesammtelt zu haben. Ohne weiteres ist es niht sonderlich einfach eine längere Zeit hier zu leben.
    Takfar nickte nur still und zog einige Streifen getrocknetes Fleisch aus seinem Rucksack.
    Die Sonne war intzwischen hinter den Dünen verschwuden und die eisige Kälte der Nacht nahm den Platz der sonstigen Hitze, und vom hellen Sternenhimmel grinste ein sichelförmiger Mond auf die Wüste herunter. In der Luft lag der trügerische Geruch von fernem Regen. Der Wind kam von Süden.
    Die Sonne des nächsten Morgens schlich sich von hinten über die Höhle an, was die Wüste vor ihnen in das gewohnte grelle Licht tauchte. Es war schon beinahe die zweite Stunde nach Sonnenaufgang als Taon als erster den Kopf aus seinem Nachtlager streckte. Das Feuer war aus. Lediglich die verbleibende Glut knisterte noch leise unter den verkohlten Holzstücken. Neben dem Feuer saß Shira in der Hocke und schaute Taon an, der sie erschrocken anstarrte. Nagut, Begann sie, ich werde mit euch kommen. Doch möchte ich mindestens fünf Gaji pro Tag und angemessene Verpflegung. Taon tippte Veyl auf die Schulter ohne die Augen von Shira abzuwenden. Schlielich war er der Grund für die Reise. Veyl schreckte hoch und schaute um sich. Shira wiederholte für den noch etwas verträumt dreinblickenden Veyl ihre Forderungen, was auf seinem Gesicht ein breites Grinsen entstehen lies. Ich wusste, dass du mitkommen würdest, sagte er mit einer Selbstzufriedenheit, die ihres gleichen suchte.
    Takfar erwachte nun auch, ging aus der Höhle und schaute in den blauen Himmel. Es dauerte nicht lange, da kam Tali angeflogen und setzte sich auf ihren Platz auf der Schulter. In ihrem Schnabel hielt sie eine kleine Schlange. Takfar nahm ihr die Schlange aus dem Schnabel, bedankte sich, und hing sie an das Holzgestell seines Rucksacks. Veyl fragt ihn sehr verwundert: Was machst du da? Takfar schaute ihn an, öffnete den Mund und holte Luft, doch Shira kam ihm zuvor: Das ist eine Mausotter. Getrocknet ist sie eine Delikatesse. Eine Normadengruppe, der ich mal begegnet bin, hatte beinahe alle Taschen voll damit. Das Gute an ihnen ist, man muss sie weder ausnehmen noch häuten. Die Knochen sollte man aber trotzdem übrig lassen. Takfar schaute sie erstaunt an, während Taon und Veyl vor Begeisterung grinsen mussten.
    Sie warteten, bis die große Mittagshitze vergangen war, packten ihre sieben Sachen und reisten weiter nach Süden.

    "Ein Mensch schreibt feurig ein Gedicht:
    So, wie's ihm vorschwebt, wird es nicht.
    Vielleicht hat Gott sich auch die Welt
    Beim Schöpfen schöner vorgestellt."
    ~Eugen Roth

  • Der anfangs noch steinige Weg unter ihren Füßen verwandelte sich über den Tag hinweg in richtige Dünen. Takfar ging mit schnellem Schritt voran, doch Veyl hatte keine Probleme ihm zu folgen. Der Sand machte seinen Hufen weniger Probleme, als er gedacht hatte. Außerdem war er glücklich, dass sich die Räuberin, oder eher Magierin, doch entschlossen hatte, mit ihnen zu kommen. Auch wenn sie vielleicht selbst nicht viel über Magie wusste. Taons Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Sag mal stört dich der Vogel garnicht? Veyl dachte, er meinte den Falken, bis ihm auffiel, dass der Spatz, der sonst in seinem Geweih saß um ihn herum flatterte. Der Forscher hatte nicht gemerkt das er noch da war. Nein nein, der folgt mir schon eine Weile. winkte er ab. Flieg lieber wieder zurück Kleiner. murmelte er dem Vogel zu, der es sich jetzt auf seiner ausgestreckten Hand gemütlich machte. Hier wirst du eine Weile keine Bäume sehen. Doch natürlich hörte der Spatz nich auf ihn und blieb einfach sitzen. Veyl zuckte mit den Schultern. Er ließ sich etwas zurückfallen um neben ihrem neusten Mitglied zu laufen. Also.. wie heißt du überhaupt? fragte er. Shira. sagte sie, nach einem kurzen Zögern. Veyl. Unser Schlangenfänger da he it Takfar und unser kränklich wirkender Begleiter ist Taon. stellte er die Andern vor. Also wie lange hast du deine Waffe schon? Hast sie selbst hergestellt?

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    Einmal editiert, zuletzt von Korus (24. Mai 2015 um 14:52)

  • Sie blickte Veyl kurz aus den Augenwinkeln an. Wieso willst du das wissen?
    Es interessiert mich halt. meinte er. Es kommt nicht alle Tage vor, dass man auf eine Frau mit einem schwarzen magischen Schwert trifft. Ein Grinsen umspielte seine Lippen bei diesen Worten, und es viel Shira schwer, sich nicht davon anstecken zu lassen. Sie legte die Hand auf den Schwertknauf und sprach mit ruhiger Stimme. Dann muss ich dich wohl leider enttäuschen. Ich war es nicht, die ihn geschmiedet hat.
    Ihn?
    Delgaranth. Das ist der Name des Schwertes. Zu deiner zweiten Frage... Sie stockte. Ein Schatten legte sich über ihr Gesicht. Ich... ich war noch ein Kind, als wir vereint wurden. Genaueres weiss ich auch nicht, ich hatte damals kein... ähm... Zeitgefühl. Obwohl das Mädchen dem Blick des Hirschjungen auswich, sah sie wie sich in dessen Kopf bereits die nächste Frage bildete, weshalb sie schnell das Thema wechselte. Sie griff unter ihren Mantel und holte den Geldbeutel hervor, den sie am vorherigen Tag entwendet hatte, und warf ihn Veyl zu. Hier. Jetzt, da ich euch begleite, brauche ich den wohl nicht. Du sagtest gestern, ihr reist nach Quez. Was wollt ihr dort?
    Du hast doch bestimmt schon von dem riesigen Dschungel gehört, oder? Er ist noch praktisch unerforscht und soll angeblich zahlreiche Geheimnisse verbergen. Seltsame Tiere und fremde Völker sollen in ihm hausen. Auch soll es uralte Ruinen geben, die...
    Während Veyl immer aufgeregter über ihr Reiseziel redete, bemerkte Shira, wie der junge Mann, Taon, ihnen einen verstohlenen Blick zuwarf.