@Dinteyra Gut, das mit den Charakteren kann ich nachvollziehen, sind ja schließlich gleich 10. Ich werde versuchen, dass es übersichtlicher wird (und bei der Überarbeitung später genauer darauf achten). Wenn irgendwelche Fragen auftauchen, nur her damit.
*hust* Ich bin mir sicher, ich hätte vor dem Teil hier mehr schreiben müssen, aber da hat's bei der Planung ziemlich gehapert ...
Sie hatten es nicht geschafft. Ein Ende war nicht in Sicht und der Timer tickte beständig der 0 entgegen.
12 ... 11 ... 10 ...
Ramona sah hektisch zu Luke, der direkt neben ihr lief und ihren Blick mit panisch geweiteten Augen erwiderte. Genauso wenig wie er konnte sie sagen, was jetzt wohl passierte.
»Scheiße«, zischte Ramona, »wir ...« Sie brach ab, als sie erkannte, dass Lynn nicht mehr an ihrer Seite war.
02 ... 01 ... 00
Noch ehe sie sich besorgt fragen konnte, wohin Lynn verschwunden war, schenkte sie dem abgelaufenen Timer ihre Aufmerksamkeit. Die Schrift verschwand und zwei neue Wörter erschienen, blinkten warnend auf dem Display: Mission fehlgeschlagen.
Also doch. Irgendwer beobachtete sie und wusste genau, was sie taten. Ob es die anderen Gruppen geschafft hatten, aus dem Labyrinth zu kommen?
»Lynn!«, rief Ramona laut und spürte, wie sich ihr Puls bei dem Gedanken erhöhte, die Aufgabe nicht geschafft und Lynn ausgerechnet in diesem Moment verloren zu haben. Eigentlich hatte sie gar keine Zeit, sich Sorgen darüber zu machen, was jetzt passierte, wenn womöglich Lynn etwas zugestoßen war oder es ihr aufgrund der abgelaufenen Zeit würde. Zudem verwirrte sie, dass der Timer keine neue Zahlen, sondern einzig die bedrohlich blinkende Botschaft anzeigte.
»Was machen wir jetzt?«, hörte Ramona Luke und bemerkte, wie er seine Tränen nur mit größter Mühe zurückhielt.
»Komm«, meinte Ramona nur, ohne die Frage direkt zu beantworten. Sie zog flüchtig an Lukes Ärmel und rannte dann mit ihm den Gang entlang zur nächsten Abzweigung. »Lynn?«
Zu ihrer Überraschung stand Lynn plötzlich direkt vor ihnen, sodass Ramona erleichtert ihre Schritte verlangsamte.
»Lynn, wieso warst du weg?«
Ramona erhielt keine Antwort und musterte skeptisch ihre Kameradin.
»Was machst du mit dem Messer?«
»Komm nicht näher«, sagte Lynn mit einem solch monotonen Tonfall, dass Ramona tatsächlich zögerte und stehenblieb. Lynn hatte ein Messer erhoben, dessen Klinge Ramona und Luke entgegengestreckt war.
Eine Warnung?
»Was soll das?!« Ramona tastete verwirrt nach ihrem Gürtel, um ein eigenes Messer zu erspüren. Doch da war nichts. Hatte sie es auf dem Weg verloren? »Scheiße, Luke, was passiert hier gerade?«
»Weiß ich doch nicht«, entgegnete Luke und stolperte zitternd einige Schritte zurück, obwohl Lynn keine Anstalten machte, näher zu kommen.
»Lynn, lass das Messer fallen!«, versuchte es Ramona.
»Komm nicht näher.«
»Lass den Scheiß!« Ramona hob die Arme, als würde sie sich ergeben, und schritt entschlossen auf Lynn zu. Sie konnte sich nicht erklären, was in sie gefahren war ... oder doch. Ramona kam wieder die abgelaufene Zeit in den Sinn.
Einer wird sterben.
Was hatten sie mit Lynn angestellt?
»Komm nicht näher!«, kreischte Lynn wie aus dem Nichts und fuchtelte etwas mit dem Messer. »Komm nicht näher, komm nicht näher!«
Die stetige Wiederholung der Worte gaben Ramona den endgültigen Beweise, das in der Zeit, in der Lynn verschwunden war, etwas mit ihr passiert sein musste.
Jetzt kam es einzig darauf an, wie sie handelte. Sie durfte sich keinen Fehler erlauben, weder zu schnell noch zu langsam handeln. Ramona atmete einmal tief durch. Auf Luke konnte sie sicher nicht zählen, also musste sie Lynn allein das Messer entwenden und dann zur Vernunft bringen.
»Komm nicht näher!«
»Weil du mich sonst umbringst oder wie?« Ramona war selbst erstaunt, wie ruhig sie blieb. »Ich weiß absolut nicht, was sie dir angetan haben, aber ...«
»Komm nicht näher!«, unterbrach sie Lynn erneut und machte nicht den Eindruck, verstanden zu haben, was Ramona sagte. Ihre Augen wirkten erstaunlich leblos und der andere Arm hing schlaff neben ihren Körper.
»Lynn.« Nun wollte Ramona doch kein Risiko mehr eingehen und verharrte an der Stelle, etwa einen Meter von der ausgestreckten Klinge entfernt. Hastig handeln wäre bei Lynns Zustand nicht die richtige Methode. Sie musste ihre Worte wählen und dann ...
»Ich kann nicht mehr.« Ein Flüstern entwich Lynns Lippen mit einer solch gequälten Stimme, dass Ramona automatisch die Luft anhielt und einen Schritt machte.
Ob das der Fehler gewesen war oder ob sie nichts mehr hätte ausrichten können, egal, wie sie sich entschied, war die Frage, die sich Ramona im Nachhinein immer wieder stellte.
Mit einer schnellen Bewegung drehte Lynn die Klinge, dann bohrte sie sich in ihre Brust. Nicht ein Geräusch entfloh ihr, nur ein schmerzverzerrter Ausdruck blieb auf ihrem Gesicht zurück. Sie zog das Messer heraus, dann erstach sie sich erneut.
»Nein!«, keuchte Ramona und Luke schrie. Als Lynn in ihre Knie sank, war Ramona zur Stelle. Das Messer fiel klirrend zu Boden, sie fing Lynn auf und zog sie in ihre Arme. Blut sickerte durch den Stoff und Ramona wusste, dass sie schnell einen Verband herstellen musste, damit Lynn nicht verblutete.
»Warte, das haben wir gleich«, murmelte Ramona und zog hektisch an ihrem Ärmel, um Stoff einzureißen, nur klappte das nicht wie geplant. Stattdessen presste sie überfordert eine Hand auf die eine Wunde. Lynn hustete, spuckte zitternd Blut und atmete schwer, doch sie sagte nichts und schloss von selbst die Augen, bis ihre Bewegungen erschlafften.