Samain Kelly, p.d. (Bd.1-3)

Es gibt 95 Antworten in diesem Thema, welches 35.973 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (10. August 2019 um 11:19) ist von Tom Stark.

  • Magic-Power

    thihihi

    Warum hatte Bennet sich nicht an einen der ortsansässigen Druiden gewandt?

    Gute Frage :D

    Also ich habe nichts zu motzen.
    Das Kapitel hellt das Dunkel ein klein bisschen auf, wirft aber auch neue Fragen in den Raum.
    ich bin echt neugierig wie es weiter geht =O

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Doch leider sprechen das Land und die Menschen, leider auch nicht die Druiden, eher in Gefühlen und Bildern miteinander als in Form menschlich leicht zu verstehenden Worten,

    Der Satz klingt überhaupt nicht gut. Und falls du ihn dennoch so lassen möchtest: verstehender

    Ansonsten nochmal etwas Background hier und auf die Antworten bin ich auch gespannt ^^

  • Auf den Rastplatz

    »Na? Geht's nun wieder besser?«
    Er räusperte sich, ahnte wohl, dass das dieser Small-Talk nur die Overtüre zu einem sehr viel ernsteren Gespräch war.
    »Ja, vielen Dank, hochverehrte Druidin!«
    Ich musste schmunzeln. »Du hast vergessen Dich mit dem Gesicht in den Dreck zu werfen und dein Haupt mit Asche zu bestreuen ...«
    Sein Mund stand offen, weil er nicht wusste, was er darauf sagen sollte.
    »Hey, wenn Du mich schon hoch verehrst und mir Honig um den Bart schmieren willst, dann bitte doch das ganze Programm. Und wenn wir schon dabei sind, hätte ich gerne noch Opfergaben, ich nehme aber auch einen Bar-Check!«
    Inzwischen war ihm klar geworden, dass ich ihn auf die Schippe nahm, aber auch etwas angefressen war.
    »Verzeih. Ich dachte nur, wenn eine Frau Magie wirkt, dann verdient sie Verehrung.«
    Nun war es an mir die Augenbraue zu heben.
    »Und Männer verdienen angespuckt zu werden, oder wie soll ich das verstehen?«
    »Wenn Männer Magie wirken, ist es nur zum Nachteil für alle anderen.«
    Die Antwort kam etwas zu schnell und wirkte ein wenig zu einstudiert.
    »Ah ja. Interessante Ansicht. Und wer sagt sowas?« Ich versuchte meiner Stimme einen beiläufigen, arglosen Klang zu geben.
    »Na alle? Meine Frau, die Bürgermeisterin, die Polizeicheffin, unsre Pastorin ...«, antwortete er arglos und ich hatte eher den Eindruck mit einem Kind, als einem mündigen Erwachsenen zu sprechen.
    Dann sah ich wieder in seine Augen und instinktiv senkte er unterwürfig seinen Blick. Mir schwante etwas.
    »Hm, warte mal hier, bin gleich wieder da.« Befehlend aber nicht wirklich autoritär, nickte ich ihm zu. Er blieb brav sitzen, wie ein kleiner artiger Junge, wenn Mama ihm etwas sagt. So ähnlich hatte ich es erwartet.
    Ich öffnete den Kofferraum des SUVs und zog den Reißverschluss meiner Einsatz-Tasche auf. Es war eine alte Sporttasche mit verschiedenem "Zeugs" drin, was man als Druidin so braucht, wie etwa, zwei Pfund Salz - nicht jodiert!- , Bärenfett, Asche von Amselfedern, kristallisierter Ahorn-Harz, gekochter Nacktschneckenschleim - nein, fragen Sie lieber nicht - aber auch ein Toilettenbeutel und gute Wanderschuhe. Dort holte ich mein Tablett heraus und loggte mich in die halbgeheime Datenbank des MI5 ein. O'Hara hatte mir dort Zugang verschafft und so kam ich an die nicht ganz so sensiblen, aber auch nicht gerade öffentlich zugänglichen Daten schnell heran. Niemand würde mich nach meiner Suche fragen, aber ich war mir sicher, dass O'Hara oder der zuständige Lakei gemeldet bekam, welche Daten ich abrief und wann und wo genau mein Standort dabei war.
    Was? Nur weil ich mit dem Land reden kann, heißt das nicht, dass ich nicht auch andere gut informierte Quellen benutze.
    Was ich erfuhr, bestätigte meinen Verdacht.

    Maugin und Umgebung:
    4756 Einwohner
    Bürgermeisterin: Marie Collins
    Friedensrichterin: Elaine Bennet
    Polizeioberwachtmeisterin: Tara Boyd
    Pastorin: Leonora St.Claire
    ...
    keine dokumentierte Fälle von schweren Gewaltdelikten seit dem letzten Weltkrieg
    keine dokumentierten Fälle von Belästigungen oder sexueller Nötigung seit dem letzten Weltkrieg
    keine dokumentierten Fälle von schwerem Diebstahl seit dem letzten Weltkrieg
    einige Fälle von Vandalismus, leichtem Diebstahl und drei Fälle von Unruhestörung durch Touristen

    Jemand hatte Maugin ziemlich gut im Griff und ich lehnte mich sicher nicht sehr weit aus dem Fenster, wenn ich annahm dieser Jemand eine Frau war. Eine Frau, die glaubte, dass man die Männer der Gemeinde am besten gut unter Kontrolle hielt und das war noch meine freundlichste Interpretationsvariante dieser Daten.
    Nachdenklich ergriff ich den Schlagstock, den ich seit dem Zwischenfall an Bord der Fähre behalten hatte.
    Ich ging zu Bennet zurück, der mich unsicher ansah, als ich mich wieder vor ihm ins Gras setzte.
    »So, mein Guter. Ich wage jetzt mal eine ganz wilde Vermutung: Maugin ist in der Hand eines Hexenzirkels, und die werten Damen haben Dir einen magischen Maulkorb verpasst, dass Du nichts ausplaudert, was sie mir im schlechtesten Fall entweder verschweigen oder im besten Fall lieber selbst beibringen wollen?«
    Gehetzt sah er sich um, drauf und dran aufzuspringen.
    »Ruhig, bleib sitzen, Mann«, befahl ich wieder beiläufig, als erwarte ich ganz selbstverständlich seinen Gehorsam.
    Auch wenn alles in ihm dazu drängte aufzuspringen, gehorchte er. Musste er gehorchen.
    Ein Bann also. Wahrscheinlich hatten die Hexen der Einfachheit halber alle Frauen zu Autoritätspersonen gemacht. Das ist bei solchen Bann-Zaubern auch viel einfacher als es auf Wenige zu begrenzen.
    Warum dem so ist? Gut, ein kleiner Exkurs in Magie-Kunde für Einsteiger.
    Hm, ein Bann ist ein bisschen wie eine Art magische Grenzkontrolle.
    Nehmen wir mal an, wir hätten ein kleines Land und wollten uns schützen.
    Erst einmal ist die Grenze für alle geschlossen.
    Dann kommen die Ausnahmen.
    Alle Menschenartige dürfen eigentlich rein, nur keine Klingonen, Zylonen und Vampire, achja und keine Missionare, egal welcher Konfession!
    Alle Tierartige dürfen rein, nur keine Werwölfe, Yetis und Skinwalker.
    Sie sehen also, wenn man nicht nur einer einzigen Person Zugriff erlauben will, nämlich sich selbst oder einer anderen einzelnen ganz bestimmten Person, ist das ein Riesenaufwand.
    Und je mehr Aufwand desto mehr Magic-Power von Nöten.
    Wir Druiden haben mit dem Land quasi unermesslichen Vorrat an solcher magischen Energie im Rücken. Allerdings müssen wir in der Regel fragen, bevor man uns den Zugang dazu gewährt.
    Hexen, Paktierer, Magier etc., etc. wollen aber lieber selbst bestimmen wofür sie die magischen Energien nutzen dürfen und suchen nach anderen Quellen.
    Hexen paktieren meistens mit irgendwem oder irgendwas. Es gibt sogar Hexen, die im Grunde genommen beinahe Druiden sind, das sie aus ihrer Bindung zur Natur, sie bevorzugen aber so esoterische Namen wie "Mutter Gaia", ihre Kraft ziehen, aber zugeben würden das weder sie noch wir.
    Soweit der Exkurs.

    Bennet schaute mich verbissen an, offenbar hin und hergerissen mir zu gefallen zu sein und zugleich den Anweisungen seiner Meisterinnen zu gehorchen.
    Ich winkte ab. »Keine Sorge, das Meiste weiß ich ohnehin schon.« Zumindest tat ich selbstbewusst so.
    »Deine Frau ist die Friedensrichtern, also eine der obersten Hexen des Zirkels. Ich nehme an, dass Marie Collins eure Oberhexe ist und Wachtmeisterin Boyd, sowie Pastorin St. Claire ebenfalls zur Führungsriege gehören.«
    Er wurde blass.
    »Magie! Du hast mir in den Kopf gesehen und meine Gedanken ausgefragt!«
    Diese Unterstellung musste ich erst einmal verdauen und mein ungläubiger Blick hatte ihm das wohl überdeutlich verraten. »Etwa nicht?«
    Ich schüttelte lachend den Kopf. »Ney, Freund. Ich habe ja keine Ahnung, was für ein Bild von Druiden Du hast, aber wir entstammen einen Tradition, wo Männer und Frauen noch nackt Seite an Seite in die Schlacht gezogen sind, und wir Druiden haben sie oft genug angeführt, mit einem Speer oder einer schweren Axt in unsren Fäusten. Glaubst Du echt, wir brauchen Magie, um jemand zum Reden zu bringen?«
    Vielsagend legte ich den Knüppel gut sichtbar zwischen uns ab.
    Er wurde noch blasser. »Wie ... wie ...?«
    Schlagartig wurde ich wieder ernst. Das funktionierte nur, wenn er mir das auch abnahm.
    »Gute altmodische physische stellvertretende kortikale Neujustierung!«
    Verblüfft starrte er mich an.
    »Ich trete Dir solange in den Arsch, bis er dein Hirn anbettelt, mir endlich alles zu sagen, was ich wissen will. Also raus mit der Sprache! Habt ihr in Maugin einen Hexenzirkel?«
    Ein einfacher psychologischer Trick. Fang immer mit einer Frage an, die Dein Gegenüber nichts kostet, weil du ja die Antwort schon kennst.
    »Ja, nein, ich weiß nicht. Es sind Priesterinnen, keine Hexen. Glaube ich jedenfalls.«
    Ich nickte verstehend. Eine fachgerechte Klassifizierung hatte ich auch nicht erwartet.
    »Und ich nehme an, diese Priesterschaft hat in oder nach dem zweiten Weltkrieg angefangen, wahrscheinlich weil jemand von auswärts in Maugin Unterschlupf gesucht hat.«
    »Woher weißt du denn das alles?«
    Ich ging nicht darauf ein: »Geht Dich nichts an. Sag mir lieber, warum man Dich genau zu mir geschickt hat!«
    Er kämpfte etwas mit sich, aber ein leichter Boxhieb gegen seine Schulter brachte ihm meine Warnung in den Sinn, es notfalls aus ihm heraus zu prügeln.
    Oh, und glauben Sie ja nicht, ich hätte geblufft! Als alter Streifen-Constable kann ich Dinge mit einem Schlagstock anstellen, Sie haben ja keine Ahnung. Ich war nur nicht scharf darauf.
    »Die Hohepriesterin hat es gesagt.«
    »Wer, Marie Collins?«
    »Ja, genau.«
    Endlich kamen wir weiter.
    »Warum hat sie sich nicht an einen eurer Druiden gewendet?«
    »Das weiß ich nicht, ehrlich. Bitte nicht schlagen!« Ich ließ meine Faust sinken, die ich vergessen hatte wieder zu senken. Bennet war aber auch eine Pussy! So ein kleiner Stubbs und schon weichgeklopft? Keine Ahnung was die Hexen Maugins im Sinn hatten, aber wenn die alle ihre Männer so kleingemacht hatten, konnten doch irgendetwas mit ihnen nicht stimmen. Wer will schon solche Jammerlappen im Bett haben?
    »Keine Angst. Was Du nicht weißt, kann ich auch nicht aus Dir heraus prügeln. Aber man weiß oft mehr, als man glaubt. Sie wollte also, dass Du genau mich holst?«
    »Ja, Herrin!«
    Ich knurrte ärgerlich. »Lass die Speichelleckerei. Ich stehe nicht auf getretene Hündchen, da ist mir ein bissiger Terrier allemal lieber.«
    Bennet zuckte leicht zusammen, also versuchte ich nicht gar zu streng dreinzuschauen.
    »Und wenn Du mich nicht angetroffen hättest?«
    »Die Herrin war sich sicher, dass Du da bist. Ich hörte wie sie sagte, sie hätte eine Vision ihrer Göttin gehabt.«
    Ich stöhnte auf. Jetzt verteilten schon obskure Göttinnen Visionen von mir an ihre Anhänger. Als würde mir die meine Eine nicht reichen. Unbewusst strich ich über meinen Bauch.
    »Gut, andere Frage. Du hast erzählt, Deine Tochter wäre weggelaufen?«
    »Ja«, er wurde wieder weinerlich. »Sie war erst seit 2 Monaten eine Jung-Priesterin, hat sich aber von den unheimlichen Frauen verführen lassen.«
    »Wie haben die das angestellt?«
    »Ich weiß es nicht, meine Frau hat es mir gesagt und mir verboten mich Ethny oder den Fremden zu nähern.«
    »Ja, das wette ich. Deine Frau hat Dich ganz schön unter der Fuchtel, da ist sogar Bann-Magie im Spiel, wenn ich mich nicht sehr täusche.«
    »Bitte ... sprich nicht schlecht über meine Elaine. Sie liebt mich und ich sie. Ethnys Weggang hat sie genauso erschüttert wie mich!«
    Zum ersten Mal spürte ich Temperament in Bennet. Also war noch nicht Hopfen und Malz verloren, und wenn ich ihm glauben konnte, was ich zu gerne wollte, war seine Frau vielleicht gar keine so gemeine Hexe, wie ich es zuerst vermutet hatte. Eine von Frauen dominierte Gesellschaft stört mich nicht, solange es bei Dominanz bleibt und nicht in Unterdrückung ausartet.
    »In Ordnung, tut mir leid. Was kannst Du mir über diese fremden Frauen sagen?«
    »Sie sind unheimlich.«
    »Das hast du mehrfach deutlich gemacht. Und darüber hinaus?«
    Er schaute fragend.
    »Ja, wie sehen sie aus? Kommen sie aus der Gegend, welche Sprache sprechen sie ..., Mann, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen. Ich bin gekommen um zu helfen, nicht um Deine Hexen und dein Dorf niederzubrennen.«
    Er atmete heftig. Ich sah wie der Bann wackelte. Ich musste noch ein wenig seine Entschlossenheit schüren, auch wenn ich mir ein bisschen schäbig dabei vorkam:
    »Für Ethny!«, flüsterte ich.
    Da brach die Barriere endlich.
    »Sie sind nicht von hier, Sie sprechen eine komische Sprache, mit vielen Eu und Oz-Lauten. Sie kamen fast immer in der Dämmerung oder nachts. Meistens fahren sie mit Motorrädern, wie eine Rocker-Gang. Sie sind alle in Leder gekleidet und haben oft einen Bogen dabei, und Schwerter. Manche auch Pistolen!«
    Leder, Bögen und Schwerter, soso. Warum war ich nicht überrascht?
    »Ist es möglich, dass man Dich zu mir verfolgt hat?«
    Erschrocken starrte er mich an und dann unsicher in die Umgebung.
    »Keine Angst, solange ich da bin, passiert Dir nichts«, versicherte ich mit mehr Zuversicht als ich wirklich hatte, doch ihn beruhigte es.
    »Ich war vorsichtig. Deshalb bin ich zuerst von Dublin aus geflogen, weil die Sicherheitsvorkehrungen auf Flughäfen besser sind. Ich sollte auch wieder zurückfliegen, aber du wolltest das ja auf keinen Fall. Ich durfte ja nicht sagen, warum ich das für einen Fehler hielt. Ich wollte es ja, aber immer wenn ich es sagen wollte, wurde mir noch schlechter.«
    Ah, das nächste Puzzle-Teil.
    Ihm schien selbst jetzt noch übel zu werden, allein beim Gedanken daran. »Zum Glück ist nichts passiert.«
    Ja, dachte er.
    »Sie haben doch schon so viele umgebracht und Du bist unsre letzte Hoffnung, meinte Elaine jedenfalls ganz leise, als wir uns verabschiedet haben.«
    »Was?! Und was macht Eure Polizei?«
    »Die Priesterinnen tun was sie können um die Gemeinde zu schützen. Die Polizei würde nichts ausrichten können. Immerhin können diese unheimlichen Frauen einfach aus dem Nichts auftauchen und genauso wieder verschwinden! Wir haben es selbst erlebt als Die Hohepriesterin und Mutter Leonora sich ihnen entgegengestellt haben!«
    »Die Pastorin und die Oberhexe haben sich zum Kampf gestellt und eine ganze Gang von denen in die Flucht gejagt?«
    »Ja, aber Mutter Leonora wurde dabei schwer verwundet. Sie hat eine Wunde, die fürchterlich stinkt und selbst die Hohepriesterin kann sie nicht heilen.«
    Zu zweit eine Horde dieser Kriegerinnen davongejagt. Mein Respekt vor den Hexen war gerade gewaltig gestiegen. Allerdings keimte in mir der Verdacht, dass die ganze Sache sich deutlich über meiner Gehaltsklasse abspielte.
    »Hm, ich denke ich sollte meine Mutter anrufen.«
    Er fuhr auf. »Die Oberdruidin? Nein, bitte nicht. Man hat mir gesagt, das müsste ich unbedingt verhindern.«
    Ich war baff. »Warum beim dreifach Gehörnten das denn?«
    Er wurde leise: »Ich hörte wie Schwester Marie zu meiner Elaine sagte, dass sie nicht noch einmal das Risiko eingehen könnten, einen mächtigen Druiden in ihr Territorium zu lassen. Der letzte hätte beinahe den Schutz der Grenzen zerstört, bevor man erkannt hatte, dass er auch übergelaufen war.«
    Nun wurde ich ganz still. Sie hatten also schon einen der hiesigen Druiden um Hilfe gebeten und der hatte sich als Feind herausgestellt. Daher hatten sie jemand geholt der ohnehin gerade vom anderen Ende der Welt kam und mit dem sie im Notfall glaubten, schnell fertig werden zu können.
    Normalerweise wäre ich ein bisschen beleidigt gewesen, aber diese Hexen schienen mir umsichtige Führerinnen zu sein und egal was ich von ihrem Führungsstil halten mochte, auf der Gegenseite standen ganz offensichtlich Feinde, die mit Dämonenmacht hantierten. Damit waren wir natürliche Verbündete. Detailfragen hinsichtlich der Ethik würde man klären, wenn dazu die Zeit dazu gekommen wäre.

    »Ok, Bennet. Lass uns wieder aufbrechen. Ich habe das sichere Gefühl, dass wir nicht nach Anbruch der Dunkelheit unterwegs sein wollen. Du kennst die Gegend, Du fährst. Lass mich eben noch schnell hinter die Büsche.«
    Er erhob sich erleichtert und ging zum Fahrzeug.
    Ich gab vor mich auch erleichtern zu wollen und kauerte mich im Sichtschutz der Büsche nieder.
    Natürlich rief ich Mum an.
    Zwar sind wir Druiden kein Zirkel und die Treffen viermal im Jahr zu den Feiertagen sind eher weniger als mehr verbindlich, bei mir sogar noch viel weniger als bei den Meisten. Anders als bei Hexensabbats schöpfen wir keine Macht aus der Anwesenheit der anderen, eher im Gegenteil. Wir sind stolze, eigensinnige Einzelgänger und die Kacke muss schon gewaltig am Dampfen sein, bis wir uns überwinden um Hilfe zu bitten.
    »Mam, ich bin Irland und ich glaube die Kacke dampft schon so, dass sie uns demnächst um die Ohren fliegen wird ...«
    Sie hörte mir wortlos zu und gab mir dann nur einen Rat. »Tu, was getan werden muss, Druidin!«
    Es war ganz klar die Erzdruidin, nicht Mum, die da sprach.
    Sanfter fügte sie hinzu. »Gib auf dich Acht, Sami.« Das war nun eindeutig Mum gewesen.
    Dann legte sie auf.
    Immer wieder erfreulich, einen hilfreichen mütterlichen Rat zu bekommen, aber mit meiner Erzdruidin würde ich eines Tages ein ernstes Wörtchen zu reden haben. Von der hätte ich wirklich mehr, als eine platte Tagesparole erwartet.

    -------------------
    Tom Stark
    zum Lesen geeignet

    Einmal editiert, zuletzt von Tom Stark (27. Februar 2016 um 02:02)

  • also ich auch xD
    Oder Damis Mum hat mächtig vertrauen ihre Fähigkeiten ^^
    Naja auf jeden Fall spricht das Gelesene für nettr Action und Spannung ^^

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    - F. Scott Fitzgerald

  • Ein Feld bei Maugin

    Wir schafften es nicht vor der Dämmerung, obwohl Bennet fuhr wie ein Nascar-Profi. Wir hätten höchstens noch querfeldein abkürzen können, aber das wagte er nicht, aus Angst auf die Bogenschützinnen mit ihren Motorrädern zu treffen.
    Ich selbst wäre das Risiko eingegangen, da ein schweres Motorrad einen SUV auf einer Straße wesentlich leichter einholen kann, als im Gelände. Aber da ich weder die Gegend kannte, noch riskieren wollte, dass Bennet vor Panik die Nerven verlor, sagte ich nichts.
    Bis kurz vor Maugin kamen wir gut durch, doch als das Wegschild uns von der Hauptstraße abbiegen hieß und wir uns auf die Anhöhe hocharbeiteten, auf der unser Ziel lag, hatten sie uns.
    Hinter einer Baumgruppe versteckt hatten sie gelauert, als wüssten sie ganz genau wann und woher sie uns erwarten mussten, was höchstwahrscheinlich auch der Fall war.
    Die Kriegerin, die mir an Bord der Fähre entwischt war, hatte mehr als genug Zeit gehabt ihre Leute zu warnen. Dazu hätte sie nicht einmal vor uns ankommen müssen. Die Lektion mit dem Handy und den Klabautern hatte ich nicht vergessen.
    In zwei Reihen sah ich sie uns verfolgen, doch sie holten nur langsam auf, sorgten nur dafür, dass wir so schnell fuhren, wie der Taurus es hergab.
    Ich hatte genug Treibjagden gesehen, um zu wissen, wie man einen Fuchs in die Enge treibt.
    »Bennet, sobald es irgendwie geht, runter von der Straße und wenn du über einen Acker fahren musst.«
    »Aber warum, wir können es nach Maugin scha ...«
    »BENNET! Tu', was ich Dir sage!«
    Er zuckte zusammen, doch ich verspürte keine Schuldgefühle. Wenn er draufging, obwohl ich es verhindern hätte können, dann hätte ich Schuldgefühle.
    Der Ire stieg in die Bremsen und brachte den Taurus tatsächlich zum Driften, als er in einen kleinen Feldweg einbog, den ich nicht einmal gesehen hatte.
    Unsre Verfolger wohl genauso wenig, denn sie brausten erst einmal weiter die Straße entlang, bevor sie in weiten Bögen wendeten. Ich zählte ungefähr ein Dutzend. Etwa die Hälfte versuchten über das Feld zu uns aufzuschließen, aber das scheiterte nach spätestens 20 Metern an dem weichen und tiefen Ackerboden.
    »Anhalten! Sofort.«
    Er bremste scharf und schon war ich aus dem Wagen, meine Sporttasche unterm Arm.
    »Fahr' weiter, fahr', fahr', FAHR!«, schrie ich Bennet zu. Eine fassungslose Sekunde starrte er mich an, dann trat er das Gaspedal voll durch.
    Mit beiden Füßen knöcheltief in der Erde begann mich Zuversicht und Kraft zu durchströmen und beinahe hätte ich vor Glück gelacht.

    Mal wieder ein kleiner Exkurs, diesmal mit dem Titel:
    Warum sich selbst andere mächtige Magie-Kundige fast nie mit einem Druiden anlegen.
    Mag gut sein, dass wir nicht mit Fingerschnipsen mal eben ein Haus einebnen können, zumindest ich kann das nicht. Mag auch sein, dass wir uns nicht mal eben so in die Lüfte erheben können, oder wie ein Gandalf Feuerlanzen auf unsre Gegner werfen können.
    Trotzdem waren die Druiden immer auch Krieger. Doch selbst an der Spitze tausender Berserker, hatten sie immer einen viel mächtigeren Verbündeten an ihrer Seite: Das Land!
    Man könnte den Eindruck gewinnen, dass ein Druide wegen jeder Kleinigkeit das Land um Zustimmung bitten muss, aber dem ist natürlich nur bedingt so. Ganz alte Druiden, wie meine Mutter zum Beispiel, sind so gut auf das Land eingespielt und umgekehrt, wie zum Beispiel Bud Spencer und Terence Hill in ihren Prügerlklassikern. Wenn der drahtige Terence sich duckt, wirft der bullige Bud die Bank genau über ihn hinweg und mäht damit die beiden Schurken um, die seinen Kumpel gerade von hinten in die Mangel nehmen wollten.
    Ganz so eingespielt, waren das Land und ich noch lange nicht. Aber es war völlig klar, dass wenn ich um mein Leben oder das eines Anderen kämpfen musste, ich nicht lange einen geistigen Antrag würde einreichen müssen. Druide und Land schalteten quasi auf Combat-Mode, und holla, mit dem Land selbst, nimmt es an Power einfach gar nichts und niemand auf!
    Natürlich gibt es immer Dumme und lebensmüde. Suizid durch Druide war gerade zur Römerzeit und im Mittelalter eine beliebte Todesart konkurrierender Glaubensrichtungen.
    Exkursende und zurück zum Geschehen.

    Ich schritt bewusst langsam in die Mitte des Feldes und wie erhofft, hörte ich die Motorräder der übrigen Frauen, wie sie langsam auf das Feld fuhren und schließlich verstummten. Die Fahrerinnen waren abgestiegen. Ich musste nicht hinsehen, um die Pfeile und Pistolenläufe zu spüren, die auf mich gerichtet waren, zumal mir von der bereits im Feld gestrandeten - gefeldeten? - Fraktion dasselbe Bild geboten wurde.
    Sie waren also hinter mir her. Natürlich. Was sollten sie auch mit Bennet? Ihn wegzuschicken war heute vielleicht meine schlauste Tat. Bis jetzt. Ich lief ja gerade erst warm.
    Den Meisten ist nicht bewusst, dass nahezu alles, was einmal auf einem Erdboden gewachsen ist, dort noch Ableger hat.
    Ich ließ also so ziemlich alles, was jemals auf dem Boden dieses Feldes gewachsen ist, aus dem Boden schießen und das Land gab allem die Lebenskraft, welche die Pflanzen sonst in 300 Jahren bekommen hätten.
    Motorräder, sowie deren Besitzer waren in Sekundenschnelle umschlungen und überwuchert. Kartoffeln, Unkraut, Dornenbüsche, sogar junge Buchen schlangen sich um alles und zogen sich unbarmherzig zusammen.
    Ein paar der Kriegerinnen schossen auf die Pflanzen, natürlich eine Panikreaktion. Einige versuchten sich freizuhacken, ebenso sinnlos.
    Ich sah noch, wie eine Kriegerin in meiner Nähe verzweifelt einen mir nicht unbekannten schwarzen Beutel versuchte auf den Boden zu werfen, aber sie war schon nicht mehr fähig auch nur ein Glied zu rühren.
    Ihre Todesschreie währten nur wenige Sekunden. Das Land ist gnadenlos, aber nicht grausam.
    Schon eine Minute später wurde alles was organische Materie gewesen war vom Boden des Feldes aufgesogen. Übrig blieben nur ein Dutzend Motorräder, eine Menge Kleidung, einige Schusswaffen, viele Messer und einige Bögen samt Köcher.
    Ich sammelte einen Gürtel mit Pistolenhalfter und Dolchscheide auf, legte ihn um und bestückte ihn mit einem fies gezackten Messer, ähnlich, wie ich es von den SEALS kenne und einer Glock 9 mm. Ich mag zwar keine Schusswaffen, aber auch ein Druide geht nicht mit einer Keule zu einer Schießerei. Zuletzt nahm ich mir einen der wenigen Rücken-Köcher für die längeren Pfeile - die meisten bevorzugen wohl die Hüftköcher für die Kurzbogenpfeile - und einen brauchbaren Kompositbogen, ohne allzu zu viel Hightech-Zeugs.
    Mit einem guten Bogen nagele ich auf bis zu 200 Schritt ein Telefonbuch an eine Scheunenwand, oder auch einen Menschen, wenn es denn sein muss. Der Elfenpaladin H'Riel, einer meiner Ausbilder in der Andwerwelt, bestand darauf, dass ich die Waffe der "Bauern" beherrschte, wenn ich mich schon im Kampf immer wie einer benehme. Man muss dazu wissen, dass ich gerne meine Gegner beschimpfe und verfluche, besonders wenn sie mir haushoch überlegen sind und mit mir spielen ...

    So bewaffnet machte ich mich auf den Weg zum Städtchen. Mein Gang war beschwingt und mein Körper von der geborgten Macht bis zum Bersten gefüllt. Vielleicht hätte ich gerade wirklich Bäume ausreißen können, aber für solche Späße ist das Land überhaupt nicht zu haben.
    Nun drangen auch Rufe, sogar Schreie an mein Ohr. Erste Feuer brachen aus und ich konnte sehen, dass zeitgleich mit unsrer Ankunft, auch der Angriff auf die Stadt begonnen hatte.
    Zufall?
    Ney, sicher nicht!

    -------------------
    Tom Stark
    zum Lesen geeignet

    Einmal editiert, zuletzt von Tom Stark (29. Februar 2016 um 16:51)

  • Hui, ungewöhnlich viele Fehler diesmal:

    Ich selbst hätte das Risiko eingegangen,

    wäre

    doch sie holten nur langsam auf, sorgen nur dafür, dass wir so schnell fuhren, wie der Taurus es hergab.

    sorgten

    dass nahezu alles, was man einmal auf einem Erdboden gewachsen ist, dort noch Ableger hat.

    ohne man

    viele Messer und einige Bogen samt Köcher.

    Bögen?

    ähnlich, wie es sie von den SEALS kenne

    ich oder man statt es

    Ansonsten ganz ok der Teil :) Die Angreifer von einem europäischen Urwald aufspießen zu lassen ist natürlich auch eine möglichkeit mit ihnen fertig zu werden :D bin ja mal gespannt, was die Priesterinnen jetzt bei der Verteidigung so auffahren können.

  • Jo, wollte es auch noch gar nicht absenden, war noch nicht in Reine gelesen, hab mich aber verklickt , als ich schnell weg musste. Werde es gleich verbessern. Sind mit Sicherheit noch einige andere Bugs drin.
    Danke dir jedenfalls für die Fehlersuche.

    -------------------
    Tom Stark
    zum Lesen geeignet

    Einmal editiert, zuletzt von Tom Stark (29. Februar 2016 um 16:51)

  • Maugin, Mick

    Maugin ist ein hübscher Ort, der in einer natürlichen Senke der Hochebene das Nationalparks liegt, wobei der Begriff Hochebene etwas irritierend ist, da sie sich nur knapp 480 m über dem Meeresspiegel befindet.
    Die Gebäude stammten nahezu alle noch aus der Zeit vor den beiden Weltkriegen und wirkten dementsprechend ein bisschen wie spätes Nach-Mittelalter, waren aber sehr gut in Schuss und dezent mit Modernisierungen versehen, ohne dabei den urigen Gesamteindruck zu verschandeln.
    Ich konnte förmlich die entzückten Seufzer der Touristen hören und das Klicken ihrer Kameras.
    Die Menschen, die gerade panisch durch die Straßen liefen und die beiden Gebäude am Ortsrand, die lichterloh brannten, zerstörten diesen idyllischen Gesamteindruck natürlich brutal.
    Als man mich sah, wich man mir schreiend aus, was ich den Leuten angesichts meiner Bewaffnung nicht vorwerfen konnte.
    Ich hielt mich am Rand der Hauptstraße, so gut es ging im Schatten der Häuser, da ich eigentlich nicht vorhatte gegen jede einzelne der Kriegerinnen anzutreten. Hier im bebauten Gebiet war alles von einem Urwald niederwachsen zu lassen auch keine echte Option. Selbst punktuelle Maßnahmen dieser Art würden Straßen aufreißen, Gebäude beschädigen und vielleicht Stromleitungen kappen, die womöglich das Krankenhaus versorgten. Dass Maugin kein Krankenhaus oder auch nur etwas Ähnliches hatte, konnte ich zu dem Zeitpunkt nicht wissen, hätte aber auch wenig an meinen Prinzipien geändert. Anders als gewisse andere Herrschaften an ihren Hebeln der Macht, sehe ich die Zerstörung von Lebensraum (und dem Leben darin) nicht als geeignete Maßnahme jenen zu helfen, die darin wohnen müssen, egal in welchen Schwierigkeiten sie gerade stecken.
    Als ich an einer Gasse vorbei eilen wollte, hörte ich darin das Aufbrüllen des starken Motors einer schweren Maschine. Eine Kriegerin gab gerade Vollgas um jemand der vor ihr flüchtete zu verfolgen.
    Dieser jemand war ein Junge, vielleicht 13 oder 14, und der hielt voll auf mich zu. Ich sah keine Angst in seinen Augen und die absolute Gewissheit, dass ich ihm helfen würde.
    Selbst ohne das grenzenlose Vertrauen - wo, beim Dreigehörnten hatte er das nur her? - hätte ich natürlich nicht gezögert.
    Bevor es mir überhaupt bewusst war, hatte ich bereits einen Pfeil auf die Sehne gelegt.
    »Verschwinde!«, rief ich der Kriegerin zu, doch diese brachte das Kunststück fertig eine kleine Armbrust zu ziehen und diese in voller Fahrt auf mich zu richten.
    »Für die Königin, für Ares!«, schrie sie mir entgegen und wir schossen beinahe gleichzeitig.
    Mein Pfeil traf sie unmittelbar unterm Hals und seine Wucht riss sie aus dem Sattel.
    Ihr Bolzen schoss haarscharf an meinem Gesicht vorbei, doch ich war viel zu verblüfft um davon erschrocken zu sein: Ares? Kacke!
    Ares war Morrigan und Morrigan war Mo. Meine Mo! Ich hatte gerade jemand umgebracht, der für meine Lieblingsgöttin kämpfte?
    Noch während die Kriegerin ihren letzten Atemzug tat, sah ich einen Schatten über ihren Leib sinken. Ich meinte das leichte Krächzen zu hören und erkannte die Umrisse des Kriegsgottes. Bevor ich noch etwas sagen konnte, rannte der Junge in mich hinein und beinahe wäre ich vor Überraschung zu Boden gegangen.
    »Endlich bist Du da. Mutter hat gesagt, Du kommst, aber ich hatte echt Schiss, du verkackst es und kommt nicht rechtzeitig. Ich meine, immerhin haben diese blöden Schnallen Dir ja einen Hinterhalt gelegt.«
    »Was? Wie?« Für einen Moment schaute ich ihn verblüfft an. Als ich wieder meinen Blick hob, um Ares/Mo zu fragen, was für eine Scheiße hier ablief, war der Schatten verschwunden. Ares hatte seine Kriegerin heimgeholt.


    »Hey, Du. Du scheinst mich ja zu kennen. Wie heißt Du denn?«, wandte ich mich meinem neuen Freund zu.
    »Ich bin Mick, Mickey O'Rourke.«
    Natürlich musste ich schmunzeln, weil ich an den berühmten Schauspieler mit dem ähnlichen Namen denken musste. Aber in Irland konnte vermutlich keinen Stein werfen, ohne einen O'Rourke, O'Neil, O'Brian oder O'Hara zu treffen.
    »Ok, Mick. Und woher wusste deine Mum, dass ich komme? Ist sie eine der Hexen von Maugin?«
    Er schaute mich an, als ob ich nicht ganz bei Trost wäre.
    »Mutter! Du redest doch auch jeden Tag mit ihr, sagt sie jedenfalls. Du bist nur ein bisschen begriffsstutzig, aber sie mag dich trotzdem.«
    »Äh, gut, denke ich jedenfalls. Also ich rede also täglich mir ihr?!« Ich schaute zweifelnd zurück.
    Er schlug sich gegen die Stirn. »Mann, Du bist zwar 'ne scharfe Tussi, aber im Kopf echt langsam.«
    Wider Willen musste ich grinsen. Von einem Möchtegernhalbstarken voller Selbstbewusstsein in einem Satz mit einem Kompliment und einer Beleidigung bedacht zu werden, passiert einem wirklich nicht alle Tage.
    Als er sah, dass ich immer noch nicht begriff, stampfte er auf den Boden, zeigte auf einen Baum und deutete auf die Berge, die man nur schwach in der Ferne ausmachen konnte. »Das alles ist Mutter! Einfach alles ist Mutter, klar?«
    »Das Land? Du meinst das Land! Deine Mutter ist das ... Land?«
    Er zeigte mir den erhobenen Daumen. »Jetzt hast Du's gerafft, hat ja ganz schön gedauert. Wenigstens schießt Du schneller, als du denkst.«
    So langsam verlor sein jungenhafter Draufgänger-Charme seine Anziehung. Mit ärgerlichen Unterton, aber immer noch um Ruhe bemüht, fasste ich also zusammen.
    »Das Land hat Dir gesagt, dass ich komme. Offenbar ist eure Verständigung um Einiges konkreter, also kannst Du mir vielleicht sagen, warum ich hier bin?«
    Er seufzte. »Natürlich um mich zu beschützen, um die Bösen in den Arsch zu treten, die Hexen und die Amazonen deiner Freundin zu retten und - logisch - um mich als Lehrling zu nehmen.«
    Das musste ich erst einmal ein paar Sekunden verdauen.
    Doch bevor ich mit dem Verdauen durch war, wurde schon wieder mein Typ verlangt. Es ist Kreuz, so gefragt zu sein.
    Vom Dach des Gebäudes zu meiner Linken, eines Ladens für Touristenkrimskrams, ließen sich an der Regenrinne dreii Brownies herabfallen und landeten links und rechts auf meiner Schulter und einer direkt auf Micks Kopf, was diesen kein bisschen zu verwundern schien.
    »Hey, Leute, alles klar? Wie ist die Lage?«, fragte er sie direkt.
    »Schwester Marie hält sie in beim Rathaus auf und Richterin Elaine hat sich mit den Kindern in der Kirche verschanzt, aber die Amazonen haben beide eingekesselt. Wir löschen gerade die Ziegelei und machen alle Zugänge zum Heim für gefundene Tiere zu. Toby und Nia haben die Touristen in ihren Zimmern eingesperrt. Sheamus und Neil sabotieren die Motorräder, wenn sie an eines herankommen und Briannas Trupp versucht gerade die Alten vom St. Andrews irgendwie in die Turnhalle zu bekommen, damit wir dort die Türen verrammeln können. Ägidius und seine Familie sagt, alle Kleinen von uns wären jetzt sicher in der Kanalisation untergebracht. Sie warten auf neue Anweisungen von dir.«
    Blinzelnd schaute ich von einem zum anderen und zuletzt zu Mick.
    »Wow, Kleiner, du hast die Lage ja ganz gut im Griff, wie?«
    Er grinste verlegen. »Ich tu, was getan werden muss, weißt Du? Aber ich bin echt froh, dass Du endlich da bist. Mutter sagt, dass ich noch zu klein bin, dass sie durch mich wirken kann und ich glaub nicht, dass wir diese verrückten Weibsbilder noch lange aufhalten können, ohne ordentlich auf die Kacke zu hauen.«
    Tja, wer sagt denn, dass das Druidensein irgendetwas mit dem Alter oder den Fähigkeiten zu tun hat? Mit genug Sensibilität, Mumm und Verantwortungsbewusstsein, kann das vermutlich jeder.
    »Das habt ihr alle bisher prima gemacht! Ist es ok für Euch, wenn ich jetzt auch mitmische?«
    Erleichterte Zustimmung, aber auch Freude über das Lob.
    »Gut, wer schätzt Ihr, braucht zuerst unsre Hilfe. Die Leute in der Kirche, oder Schwester Marie am Rathaus?«
    Da waren sich alle einig: »Richterin Elaine. Schwester Marie ist eine taffe Braut, die kriegen auch diese Amazonen nich' so schnell klein, darauf kannste aber einen lassen!«
    Micks Einschätzung vertrauend nickte ich zustimmend.
    »Also dann, bringt mich zur Kirche, ungesehen, wenn möglich. Ich hätte gerne den Überraschungseffekt auf unsrer Seite.«
    Vielleicht waren drei Brownies und ein Halbwüchsiger Nachwuchsdruide nicht gerade der eindrucksvollste Entsatz-Trupp, den die je angeführt habe, aber im jenem Moment wären mir nicht viel mehr Leute eingefallen, die ich lieber als Rückendeckung dabeigehabt hätte.

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    Tom Stark
    zum Lesen geeignet

  • Mutter sagt, dass ich noch zu klein bin, dass sie durch mich wirken kann und ich glaub nicht, dass wir diese verrückten Weibsbilder noch lange aufhalten können, ohne ordentlich auf die Kacke zu hauen.«

    als dass sie durch ...

    Ach so schnell geht das, dass man einen Schüler "aufberummt" bekommt? Na dann hoffen wir, dass der kleine lange genug überlebt, so dass sie ihm noch ein paar Manieren beibringen kann. Wobei Sam dazu vermutlich nicht die Richtige ist :D
    Das mit Ares allerdings ist doch etwas verwirrend.

  • Ich habe vor einiger Zeit in Band 2 der Geschichte reingelesen und fand das Vorwort dort so gut, dass ich dachte, ich fange doch lieber mit Band 1 an. Und bisher habe ich meine Entscheidung nicht bereut. Im Gegenteil. Der Anfang ist sehr gut geschrieben. Ein bisschen anders als man es vielleicht gewohnt ist Aber dennoch genau richtig, humorvoll und ironisch. Die Protagonistin ist sehr sympathisch, sodass man sich gerne mit ihr auf die Reise macht.


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    Anmerkungen/Verbesserungsvorschläge
    Füllwörter
    Wiederholungen
    Rechtschreib-/Komma-/Grammatikfehler

    Bücher sind Schokolade für die Seele. Sie machen nicht dick. Man muss sich nach dem Lesen nicht die Zähne putzen. Sie sind leise. Man kann sie überall mitnehmen, und das ohne Reisepass. Bücher haben aber auch einen Nachteil: Selbst das dickste Buch hat eine letzte Seite, und man braucht wieder ein neues.
    Richard Atwater

  • Maugin, St. Joeanne Church

    Das Städtchen Maugin ist zwar nicht gerade riesig, aber wenn man ungesehen direkt in seine Mitte kommen will - und da liegen nun mal traditionsgemäß die Kirchen - dauert es doch etwas.
    Durch zwei flache Kellergewölbe, einen Kohlenkeller und den Heizraum des Gemeindehauses führte uns unser Weg schließlich zu einem schwer einsehbaren Hinterausgang mit einem guten Blick auf die Kirche.
    Sie war umzingelt, wie Fort Alamo damals und es war absehbar, dass sie auch dessen Schicksal teilen würde, wenn nicht bald etwas geschah.
    Überall befanden sich jene Kriegerinnen, halb in Deckung oder sogar völlig ungeschützt und schossen Pfeile auf die inzwischen fast völlig zerstörten Kirchenfenster ab. Die Leichen dreier verkohlter Frauen in Leder vor dem ziemlich ramponierten Kirchenportal und die verbogene Straßenlaterne, die offensichtlich als Rammbock missbraucht worden war, zeigten mir an, dass es immerhin heftigen Widerstand gegeben hatte.
    Dennoch konnte bei dem andauernden Beschuss von einer Sicherheit innerhalb der Kirchenmauern keine Rede sein.
    Ich überlegte noch, wie ich helfen konnte, ohne Frau gegen Frau jede einzelne der Kriegerinnen auszuschalten, als mir eine der Frauen auffiel, die sich nicht am Beschuss beteiligte. Vielmehr war sie Ansprechpartner anderer Angreiferinnen und positionierte bisweilen mit kurzen Kommandos manche Schützinnen neu, deren Einsatz sie für sinnlos erachtete.
    Aha, die Anführerin, oder zumindest ein der Frauen, die das Sagen hatten.
    Sie war hochgewachsen, schwarzhaarig, bestimmt einen guten Kopf größer als ich und auch wenn ihre schwere Lederjacke vielleicht etwas mehr daraus machte, wäre sie bestimmt keine üble Kandidatin für eine Miss Universum-Wahl gewesen. Eine Arnoldine Schwarzenegger, wenn man so will. Ihre Gesichtszüge waren eindeutig südländisch, Italien, Griechenland, etwas in der Art. Das musste natürlich nichts heißen. In Griechenland gab es genauso zierliche Rothaarige, wie es in Irland hühnehafte Frauen mit wilder schwarzer Mähne geben konnte.
    Aber ihre Kommandos waren auf Griechisch erfolgt. Und nein, ich spreche kein Wort Griechisch, aber wenn jemand sich aufführt wie eine Amazone, vermutlich für den griechischen Kriegsgott Ares kämpft und dann noch aussieht als wäre sie eine moderne Pallas Athene auf Steroide, dann kann ich zwei und zwei zusammenzählen.
    Kurz entschlossen deutete ich meinen ... Truppen ... an zurückzublieben und trat aus der Deckung.
    Als gehörte mir die ganze Stadt marschierte ich auf die Hünin zu einen Pfeil bereithaltend, aber noch nicht angelegt.
    »Hey Du. Ja Du! Was glaubst Du eigentlich, was Ihr hier macht?«
    Meine Stimme hallte über der gepflasterten Vorplatz der Kirche, weitaus lauter als ich es kalkuliert hatte. Ich wollte zwar die Aufmerksamkeit der Amazone auf mich lenken, aber Angesichts des abrupt endenden Beschuss, hatte ich nicht nur die Aufmerksamkeit dieser einen Amazone erregt.
    Auch gut. Das beschleunigte nur meine Vorgehensweise. Zuerst hatte ich die Einstellung des Feuers aushandeln wollen, aber Punkt Eins hatte sich wohl selbst abgehakt - fürs Erste.
    Ich hielt, wie zufällig, auf einer kleinen ungepflasterten Insel an, einem kleinen Kreis von vielleicht zwei Metern Durchmesser, in dem ein junger Baum vor nicht länger als einem Jahr eingepflanzt worden war.
    Die große Frau drehte sich mir zu und winkte zweier ihrer Kriegerinnen in ihrer unmittelbaren Nähe zu die Waffen zu senken, welche diese auf mich zu richten begannen.
    »Du trägst die Waffen unsrer Kriegerinnen, bist aber keine von uns!« Ihr Akzent war nicht so schwer, wie ich es mir vorgestellt hatte und ihre Wortwahl deutete auf eine solide Bildung hin, ganz sicher keine einfache Schlägerin.
    »Ihr dient Ares, richtig? Ich schätze, dann ist es für euch ok, wenn man die Waffen seiner besiegten Feinde trägt.«
    Sie musterte mich eingehend vom Kopf bis zur Sohle, wie man so schön sagt. Immerhin verkniff sie sich so dumme Bemerkungen wie: »Wie kann jemand wie Du eine unsrer Kriegerinnen besiegen?«
    Stattdessen neiget sie knapp ihren Kopf, eine leichte aber doch deutliche Geste des Respekts.
    »Die Druidin. Und du bist alleine gekommen!«
    Ich lächelte und zuckte die Schultern. »Keine Ahnung, was man Dir über Druiden gesagt hat, aber wir sind nie allein. Vielmehr ist unser mächtiger Verbündeter jederzeit schon da, wo wir hingehen.«
    Sicher, markiges Gehabe, ich weiß. Aber Rasseln gehört zum Geschäft.
    »Bislang sehe ich nur Dich. Was willst Du alleine gegen uns alle ausrichten? Wie willst Du und besiegen?«
    Aus den Augenwinkeln sah ich, wie ein Pfeil abgeschossen wurde. Egal was uns die Eastern gerne einreden wollen, niemand wehrt einfach einen Pfeil ab, der aus einer Entfernung von weniger als 20 Metern von einem modernen Kompositbogen abgefeuert wird. Das sagen uns schon die kühlen Zahlen der Physik. Da steckt eine Spannkraft von etwa 25 kg dahinter, was einen Pfeil auf gut und gerne 130 km/h beschleunigt. Sie können ja mal aus Spaß auf einer Autobahn versuchen einem ungefähr gleich schnellen Motorrad auszuweichen, was noch 20 Meter entfernt ist ... nein, lassen Sie es doch lieber.
    Wenn allerdings die Person, die ausweichen muss eine Druidin ist, die zudem mit beidem Beinen in lebendiger Erde steht ... werden so universal bedeutsame Gesetze, wie Kraft und Masse und das alles, für den entscheidenden Bruchteil der Sekunde unwichtig. Vielleicht lässt das Land die Gravitation schwanken, vielleicht verstärkt es die Reflexe des Druiden um den Faktor 100, vielleicht lenken die ganzen Luftmoleküle, die sonst einigermaßen gleichmäßig verteilt sind, gerade als geeinte Masse den Pfeil ab - es gibt so viele Möglichkeiten Magie mit den Worten der Naturgesetze zu erklären. Was am Ende zählt ist, dass ich dem Pfeil haarscharf ausweichen konnte.
    Noch während ich in die Hocke ging, legte ich meinen Pfeil ein und schoss ihn keine halbe Sekunde später ab.
    Mein Pfeil traf besser, wenngleich nicht tödlich und streifte die Rippen der mir von der Schützin zugewandten Seite.
    »στάση ! κανείς βλαστούς! - Aufhören! Niemand schießt!«
    Ihre Anweisung, auf Griechisch zwar, verstand sogar ich.
    Ich sah, wie eine andere Kriegerin ihre Pistole hob, doch eine Kameradin schlug sie nach unten und der Schuss, der sich löste, fuhr in den Boden.
    Die große Kriegerin gab eine weitere Anweisung, kurz wurde gezögert, doch dann warfen sich zwei Kriegerinnen auf die Schützin und zerrten sie zu Boden. Ich stand zu ungünstig um es zu sehen, aber es war zu hören, dass ein kurzer, aber heftiger Kampf entbrannte. Schließlich erhob sich eine der hinzugesprungenen Kriegerinnen, hielt sich einen verletzten Oberarm und gab mit einem Nicken zu verstehen, dass die Situation nun unter Kontrolle war.
    Diese Reaktionen gaben mir sehr zu denken. Offensichtlich herrschte unter der feindlichen Truppe große Uneinigkeit in Bezug auf ihre Vorgehensweise.
    »Ich bedaure die Disziplinlosigkeit mancher meiner Kriegerinnen. Da Dir jedoch kein Schaden entstanden ist, ist es nun an der Zeit, dass Du mir sagst, warum Du mir entgegentrittst.«
    »Du ... und Deine Leute dienen Ares, richtig?«
    »So ist es, wir sind seine Amazonen und führen seine geheiligten Kriege.«
    »Aha ...« Ich zögerte und hoffte nicht allzu unwissend zu klingen. »Was für Kriege waren das, in letzter Zeit meine ich.«
    Nun war es an ihr zu zögern. »Wir gehen dorthin, wohin er uns sendet.«
    Natürlich, aber das war keine Antwort auf meine Frage.
    »Klar, verstehe ich, einverstanden. Aber welchen Krieg führt ihr genau? Ich meine, es kann nicht Dein Ernst sein, einen Überfall auf ein Nest mitten im Nirgendwo als einen hehren Krieg zu Ares Ruhm und Gloria verkaufen zu wollen.«
    Sie schien mich nicht ganz verstanden zu haben, also wurde ich konkreter.
    »Schau mal: Zu einem Krieg gehört eine Kriegserklärung, Land, Ressourcen oder etwas anderes um das gekämpft wird. Es muss ein Kriegsziel geben, verstehst Du? Sonst wäre ja jede Wirtshausprügelei von Betrunkenen ein Krieg, und Du musst zugegeben, das ist für einen wahren Krieger unwürdig.«
    Schon hatte ich Sorge, ich wäre zu weit gegangen, als sie ihre Augenbrauen zusammenzog und ihre kräftige Hand sich um den Griff ihres kurzen Breitschwerts legte.
    »Es steht mir nicht zu, die Befehle meiner Königin in Frage zu stellen. Sie die Erleuchtete, die mit Ares selbst spricht.«
    Ich seufzte. »Ob Du es glaubst oder nicht, ich spreche selbst ab und an mit Ares. Ich behaupte sogar ganz dreist, ich kenne ihn sogar ein bisschen .. näher ... als Deine Königin.«
    »Blasphemie!« Sie zog ihre Waffe und auch die Anderen Amazonen zogen blank.
    »Du nennst mich nicht Lügner, DU NICHT!« Ich zeigte mich ebenso zornig.
    »Ich erschlage keinen unschuldigen, unbewaffneten Leute, ich behaupte nicht ich zöge in einen Krieg und erweise mich doch nur als übler Mordbrenner und ich, verdammt noch eins, beschieße kein Gotteshaus in dem sich Kinder vor mir in Sicherheit bringen. Wage es nicht noch einmal, mich als Lügner zu bezeichnen. Dazu fehlt Dir jedes Recht!«
    Ja, pathetisch, ich weiß. Aber mir war klar, dass es nicht darum ging diese Offizierin zu überzeugen, denn anhand ihrer Reaktion war eindeutig zu ersehen, dass sie ganz sicher nicht mit Dämonen in Bunde war. Solche Leute erkennt man sehr leicht an der völligen Abwesenheit von moralischen Bedenken.
    Es ging vielmehr darum auch ihre Kriegerinnen zu überzeugen und dazu gab es bei einer Truppe dem Ares verschriebener Kämpferinnen genau eine von allen gleichermaßen und fraglos akzeptierte Vorgehensweise: Ich musste der Chefin so deutlich eins auf die Glocke geben, dass ganz klar ersichtlich war, auf wem das Wohlwollen des Kriegsgottes lag.
    Ares war die Morrigan, die Morrigan war Mo, und Mo gehörte, wenn vielleicht nicht direkt mir, dann doch zu mir. Was in letzter Konsequenz bedeutete, dass ich Ares Segen hatte, seiner Kriegerin ordentlich die Fresse zu polieren, um sie wieder auf Spur zu bringen.
    Angesichts der sichtbar werdenden Muskelberge, als die große Frau ihre Jacke und ihre Stiefel auszog, schimpfte ich dennoch in mich hinein. »Mo, dafür schuldest Du mir aber was ...«
    Ich zog ebenfalls meine Stiefel aus. Meine Jacke behielt ich an. In meiner angeborenen Bescheidenheit hielt ich es für unpassend mit meinen eignen wohl vielleicht auch eher weniger beeindruckenden Muskeln anzugeben.
    Als mir die Amazone, nur mit dem Schwert bewaffnet entgegentrat warf ich meine Waffen weg und behielt nur meinen von PC Stroud geerbten Polizeistock.
    »Du willst mit diesem Stöckchen gegen mich antreten?« Die Amazone wusste nicht, ob sie mich auslachen oder bedauern sollte.
    »Ich will Dir Vernunft in den Schädel prügeln, nicht ihn Dir abschlagen. Ob Du es glaubst oder nicht, nichts will ich im Moment weniger, als eine von Ares Amazonen umbringen.«
    Als wir uns auf Schlagreichweite entgegenstanden, musterte mich die Kriegerin noch einmal. »Ich wünschte, ich könnte Dir die gleiche Freundlichkeit erweisen. Wenn ich kann, werde ich Dich töten.«
    Tja, das war auf alle Fälle eine klare Ansage.
    Manchmal reitet mich der Teufel, aber manchmal reite ich auch ihn. Deswegen sage ich bisweilen auch so dumme Dinge, wie an jenem Tag zu ihr:
    »Gib Dein Bestes große Frau, es ist lange her, dass ein Mensch mir im fairen Zweikampf gewachsen war.«

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    Tom Stark
    zum Lesen geeignet

  • Hier kleine Rechtschreibfehler :)

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    Kurz entschlossen deutete ich meinen ... Truppen ... an zurückzublieben und trat aus der Deckung.

    Stattdessen neiget sie knapp ihren Kopf, eine leichte aber doch deutliche Geste des Respekts.

    Wie willst Du und besiegen?«

    »στάση ! κανείς βλαστούς! - Aufhören! Niemand schießt!«

    Kannst du wirklich griechisch oder hast du gegoogelt? :)

    Das Ende schreit ja förmlich danach, dass die Amazone kein Mensch ist ^^
    Mal sehen was passiert, aber Mo wird Sam sicherlich beschützen :D
    Ich mag deinen Stil einfach echt gerne :love: (Musste ich zusammenhangslos einfach mal los werden XD)

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Aha, die Anführerin, oder zumindest ein der Frauen, die das Sagen hatten.

    eine

    wie es in Irland hühnehafte Frauen mit wilder schwarzer Mähne geben konnte.

    hühnenhafte

    Stattdessen neiget sie knapp ihren Kopf, eine leichte aber doch deutliche Geste des Respekts.

    neite

    Wie willst Du und besiegen?«

    uns

    Nicht ganz was ich erwartet hatte, aber gut. Also ist das nicht die große Anführerin der Amazonen. Dürfte aber dennoch eine Herausforderung darstellen, die Samain einigermaßen ins Schwitzen bringt. Und was einen fairen Zweikampf angeht ... nun ich glaube die meisten würden auch darauf bestehen, dass man sich nicht von seinen Verbündeten unterstützen lässt. Aber vielleicht braucht sie die Natur ja auch gar nicht, wenn sie von Feenkriegern ausgebildet wurde.

  • Maugin, Kirchenplatz der St. Joeanne Church

    Umstellt von einem weiten Kreis an finster dreinschauenden Amazonen kam ich mir fast ein bisschen eingeschüchtert vor. Aber immerhin war ich die Druidin und wenn hier jemand irgendwen einschüchterte, dann war ich das. Betont unerschrocken schaute ich in die Runde ohne jemand genauer zu fixieren, was meine so unerschütterliche Unerschrockenheit womöglich ins Wanken gebracht hätte.
    Die Amazone musterte mich, ich musterte zurück. Sie rollte ihre Schultern, was einschüchternd hätte wirken können, wenn ich nicht erkannt hätte, dass sie auf Zeit spielte. Irgendwie war es ihr unheimlich, dass da jemand deutlich kleiner von Statur, mit nur einem Knüppel bewaffnet, sich offensichtlich gute Chancen gegen sie und ihr Schwert ausrechnete. So wechselte sich eine Art heiliger Zorn und Verwirrung im Spiel ihrer Gesichtszüge ab. Ich musste unwillkürlich schmunzeln.
    »Du lachst mich aus?«, kam auch sofort die Frage und falls möglich, wirkte sie noch zorniger und ... verwirrter.
    »Nein, gar nicht.«, wiegelte ich ab. »Es ist einfach nur die absurde Situation. Schau uns beide doch an. Hat etwas von einem Western, meinst Du nicht? Der Kampf an der OK-Church.«
    Sie schüttelte den Kopf. Entweder kannte sie Wyatt Earp und Doc Holiday nicht, oder war anderer Meinung. Ich zuckte die Schultern. Meine Art Humor teilt eben nicht jeder.
    »Du nimmst nicht ernst unseren Kampf? Du hast nicht Sorge, dass Du stirbst gleich!« Da war eine Menge Vorwurf in der Stimme, als ob plötzlich die ganze Misere meine Schuld wäre. Verdammt, war die Amazone eine heimliche Halbschwester von Mum? Die schafft das Kunststück auch immer!
    »Hey, also wegen mir müssen wir uns gar nicht schlagen. Ich kann gut damit leben, wenn ihr einfach abzieht und das Dorf in Frieden lasst!«
    »Gar nicht leben wirst Du damit müssen.«
    Dann griff sie unvermittelt an.
    Beinahe hätte sie mich überrascht. Beinahe.
    Tatsächlich war mir dieselbe Idee schon Sekunden zuvor gekommen und wenn es nicht um eine von Ares, also Mos Anhängerinnen gegangen wäre ... Egal.
    Ihr Hieb kam schräg von der Seite auf meinen Kopf zu und sie erwartete wohl, dass ich nun zurückwich oder parierte, die übliche Reaktion darauf. Doch ich hörte die Worte meines alten trollischen Streifenpartners im Ohr als wäre es gerade gestern gewesen: »Vor jemand mit größerer Reichweite auf Distanz zu gehen, ist genau das, was der will. Er trifft Dich, aber Du triffst ihn nicht.«
    Also duckte ich mich unter dem Streich durch und ging auf Tuchfühlung.
    Mit der Schulter voran rammte ich die große Kriegerin und schlug ihr den Knüppel so hart, wie ich mit angewinkeltem Arm nur konnte, in die Rippen.
    Bei jedem normalen Menschen reicht dieser Treffer aus, ihn jede Kampfeslust verlieren zu lassen. Atemnot, Schmerzen als ob ein glühendes Messer in die Seite gestochen und herumgedreht wird und schwarze Flecken vor den Augen sind die üblichen Nachwirkungen und auch meine große Amazone schien nicht immun dagegen. Doch im Gegensatz zu einem Hooligan oder betrunkenen Schläger nutzte sie den Schmerz um noch schneller und härter zu reagieren, ganz so, wie man es bei einer guten Nahkampfausbildung lernt. Dazu muss man jedoch die Schmerzen kennen und auch die Reaktionen des eigenen Körpers darauf und das ging nur unter Schmerzen. Schon klar, warum das nicht für jeden etwas ist?
    Sie versuchte mich mit dem freien Hand zu packen und beinahe hätte sie es auch. Ich rollte mich gerade noch zur Seite weg und musste gegen die Tränen anblinzeln, als sie mir dabei einen Büschel Haare ausriss. Verflucht seien meine langen Haare. Darum wird man auch nie eine aktive Soldatin im Kampfgebiet ohne Kurzhaarschnitt antreffen, völlig egal was uns TV-Serien mit Unterwäsche-Models als Darstellerinnen weißmachen wollen.
    Aber auch ich wusste den Schmerz zu nutzen. Noch in der Hocke rollte ich wieder über die Schulter ab und hämmerte den Knüppel gegen die Knöchel der Kriegerin, die aber ihr Bein wegzog. So erwischte ich nur ihre Zehen, was sie aber genauso behinderte. Dabei zog ich mir selbst ein paar Abschürfungen zu, aber der Schmerz ließ mich genug Adrenalin produzieren ,dass ich das vorerst spielend ignorieren konnte.
    Beinahe hüpfend auf einem Bein umkreiste sie mich, nun in respektvollem Abstand, mit schmalen Augen auf ihre immer noch in der Hocke befindliche Gegnerin - also mich - starrend.
    »Was für eine Kampfart das ist? Capoeira?« Wieder eine Ablenkungstaktik. Ich schätze 2:0 Treffer für die scheinbar Unterlegene, machten sie nachdenklich. Aber wir wussten natürlich beide, dass ein Knüppel kein Vergleich zu einem beinahe Meterlangen Schwert war, zumindest was die Trefferwirkung betrifft.
    »Nein, eine ganze Ecke exotischer. Du würdest es nicht glauben.«
    »NíGolo?«
    »Hä?«
    »Von Bantu-Stämmen, Afrika« ,erklärte sie mir während sie ihren Fuß langsam aber sicher wieder mehr belaste.
    Ich erhob mich selbst langsam und nannte ihr die elfische Bezeichnung der Lehre, die meinen Bewegungen Zugrunde lag. »Das heißt so viel wie: Ich hau' Dich fester, als Du mich ..., ja ich geb's zu, in der Übersetzung verliert es etwas.«
    Sie schien zu explodieren, machte zwei schnelle Schritte auf mich zu um die Entfernung zu überwinden und wollte mich mit Kreuzhieben in die Defensive treiben, eine echt gute Taktik.
    Doch mein elfischer Lehrer hat mir eingebläut, dass es zwei erfolgreiche Arten gibt, so einem Ansturm zu begegnen. Man kann es wie ein Grashalm machen, der sich unter dem Sturm hindurch duckt - ja, ich weiß, manchmal klang er wie Mister Miagi - oder man kann ihn zerbrechen lassen, wie ein Wellenbrecher die Sturmflut zerstreut.
    Was soll ich sagen? Wir Kelten haben es nicht so mit biegen aber mit brechen, damit kennen wir uns aus.
    Also warf ich meinen Knüppel mit aller Kraft genau durch das Zentrum ihrer Kreuzhiebe und traf ihre Nase einen Moment früher, als ihr Schwert mich erwischt hätte.
    Das Geräusch der brechenden Nase war so laut, dass ich dachte, jeder am Platz musste es gehört haben. Ich warf mich zur Seite und trat mit beiden Beinen so fest ich konnte nach ihren Beinen. Meine Knie protestierten heftig als ich die harten Unterschenkel traf, aber auch die große Amazone musste dem Masse-Impuls-Gesetz gehorchen und so krachte sie schwer auf ihren Waffenarm.
    Mir taten zwar langsam auch alle Muskeln weh, immerhin kämpften wir hier auf richtigem Kopfsteinpflaster, dennoch warf ich mich auf den Rücken meiner Gegnerin, rammte ihr ein Knie in den verlängerten Rücken und hämmerte eine Handkante in die angeschlagenen Rippen.
    Sie japste, ihre Finger ließen den Schwertgriff los und automatisch zog die den anderen Arm an um ihre Rippen zu schützen. Da schlug ich mit der anderen Hand, sie fest zur Faust geballt, auf ihren Hinterkopf. Einmal, damit ihre Stirn - und die kaputte Nase - aufs Pflaster aufschlugen und noch einmal, damit sie auch wirklich liegen blieb. Dann drückte ich ihr den Unterarm in den Nacken.
    »Gib auf, sag es, solange Du noch kannst!«
    »Ungpff ...«, kam als Antwort. Eine Blutlache bildete sich unter ihrem Gesicht und ihr Atem kam in blutigen Bläschen stoßweise aus ihrem Mund.
    »Sie gibt auf, ihr habt es gehört!«, rief ich, zugegeben ihre Äußerung sehr frei interpretierend, in die Runde.
    Die Amazonen waren mucksmäuschenstill, ich gehe sogar soweit zu behaupten, ich hatte sie geschockt, was mir wieder ein Schmunzeln entlockte. Ich hatte keinen Treffer kassiert, fühlte mich aber durchs herumwälzen auf dem Pflaster trotzdem so, als wäre ich 3 Runden mit Ronda Rousey im X-Fighter-Ring gewesen.
    Ich schnappte mir meinen Knüppel und ging wie zufällig zu dem einzigen kleinen Kreis Erde, der um den frisch gepflanzten Baum auf dem Kirchplatz zu sehen war. Kaum berührten meine Zehen den Boden, konnte ich erleichtert durchatmen. Nicht nur, dass meine Schmerzen verschwanden, ich spürte auch die Kraft des Landes, bereit mich zu unterstützen, sollten die anwesenden Amazonen meinen Sieg in Zweifel ziehen.
    Etwas in meiner Haltung musste das auch den Anwesenden gezeigt haben, denn einige der kriegerischen Damen, die mich gerade noch finster gemustert hatten, hoben auf einmal ihre Hände um anzuzeigen, dass sie meinen Sieg doch nun anzuerkennen bereit waren.
    Ich nickte gnädig und bedeutete ihnen, sich um ihre Chefin zu kümmern. Ein guter Sieger sollte wissen, wann er nobel sein muss.
    Aus ihren fremdländischen Stimmen, ich hatte es ja als Griechisch erkannt, war echte Sorge zu hören. Offenbar waren meine letzten Treffer doch recht hart gewesen. Tja, wenn ich um mein Leben kämpfen muss, kenne ich halt keine Freunde. Aber vielleicht konnte ich mir nun ein paar neue Freundinnen zulegen?
    Ich winkte den Kriegerinnen. »Los, bringt sie zu mir. Ja hierher!«
    Dabei erntete ich ein paar ungläubige und auch verwirrte Blicke, aber nach wiederholtem Winken trugen sie meine Gegnerin zu viert zu mir.
    Als sie vor mir lag, schob ich die Helferinnen sanft aber bestimmt zurück und legte eine Hand auf die muskulöse Brust der verletzten Amazone, die Zehen meines linken Fußes tief in den Boden gebohrt.
    Das Land zickte ein bisschen herum. Es zweifelte wohl kurz an meinem Verstand, zuerst jemand halbtot zu prügeln und ihn gleich darauf zu heilen. Nein, keine Ahnung, was das Land so denkt. Aber es spürte meine Entschlossenheit und erkannte damit schließlich die Notwendigkeit an.
    Die Anwesenden raunten beeindruckt, als sich die Nase richtete und die Rippen sich hörbar - doch echt, Rippen sind so starke Knochen, das hört man - wieder richteten. Der Atem der großen Amazone ging von Mal zu Mal leichter und schließlich konnte sie sich aufsetzen.
    Sie musterte mich großen Augen und ergriff nach langem Zögern meinen rechten Arm und hob ihn in die Höhe.
    » Είναι ο νικητής! - Sie ist der Sieger!«
    Verhaltener Beifall kam auf, doch als mir die große Amazone auf die Schulter klopfte, wurde ich von den anderen Kriegerinnen umringt und beinahe hätte das Schulterklopfen bewirkt, was der Kampf nicht geschafft hatte und mich umgehauen. Zärtlich waren diese Amazonen nicht gerade, zumindest nicht in ihren Beifallsbekundungen.
    Aber da muss Druidin eben durch. Also nahm ich heldenhaft durchhaltend ihre Glückwünsche entgegen.
    »Das beeindruckend war. Ares wirklich ist mit Dir!« Das war Musik in meinen Ohren, selbst wenn es von einer Hünin kam, die wie Meister Yoda klang.
    »In der Tat, beeindruckend. Sie müssen die erwartete Druidin sein?«
    Alle Köpfe fuhren herum und wir sahen eine ziemlich ramponierte Gestalt, eine Frau in den hohen Vierzigern, von einer ländlichen Schönheit und mit viel Autorität in ihrer Aura. Ich sah ebenfalls frisch gewirkte Magie, darin aber auch große Müdigkeit. Sie hatte die letzten Stunden reichlich davon Gebrauch gemacht und ihr Körper war beinahe an der Grenze angelangt, was er an Magic-Power kanalisieren konnte. Wie sie unerkannt unter uns auftauchen konnte, war für mich daher nicht ganz so beeindruckend, wie für die Amazonen. Vielleicht ging ihnen gerade auf, dass sie sich an jede hätte heranschleichen können und ihnen ein Messer zwischen die Rippen hätte jagen können, bevor sie es auch nur bemerkt hätten. Hätte, hätte, Fahrradkette. Natürlich funktioniert Magie so nicht. Man kann nur sehr schwer defensive Zauber mit offensiver Absicht wirken - egal, erkläre ich ein andermal - zumal das die Amazonen ganz sicher nicht wussten.

    »Euer Ehren Bennet, wenn ich das recht sehe? Ich hoffe, Ihr Mann ist wohlbehalten zu Ihnen durchgekommen.«

    -------------------
    Tom Stark
    zum Lesen geeignet

    5 Mal editiert, zuletzt von Tom Stark (8. April 2016 um 10:44)

  • Doch ich hörte die Worte meines alten trollischen Streifenpartner

    Streifenpartners

    Also warf ich meinen Knüppel

    gewagte Aktion, aber ist ja scheinbar nochmal gut gegangen

    und erkannte damit die schließlich Notwendigkeit an.

    schließliche

    selbst wenn es von einen Hünin kam,

    einer

    und ihr Körper war beinahe an der Grenze angelangt, was er Magic-Power kanalisieren konnte.

    was er an

    Der Kampf war gut beschrieben, man konnte gut nachvollziehen, was wer wann gemacht hat. Dass Amazonen das Ergebnis eines Zweikampfes respektieren ist ebenfalls nachvollziehbar und daher bin ich mal gespannt was die über die Hintergründe noch so zu enthüllen haben.

  • Ich würde fast sagen die Heilung hat mehr Eindruck geschunden, als die Prügelei :)
    Gut geschrieben :)
    Ich bin mal gespannt worauf das Ganze jetzt heraus laufen wird und wer hier der eigentliche Bösewicht ist ^^

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Maugin, auf dem Weg zum Rathaus

    Schnell stellte sich heraus, dass keineswegs alle Amazonen so begeistert an diesem Kampf-Einsatz teilnahmen, wie ich beschloss den Überfall einfach mal ganz neutral zu bezeichnen.
    Hauptfrau Perseide, wie meine riesige Gegnerin genannt wurde, hatte zu Beginn der Kampagne immer wieder ihre Zweifel durchblicken lassen, war aber letztlich durch den Schwur des Gehorsams verpflichtet gewesen, ihrer Prinzessin zu folgen.
    »Und warum habt Ihr überhaupt Maugin angegriffen? Ich meine, Irland liegt verdammt weit weg von Griechenland.«
    »Amazonen dienen Ares, bekämpfen seine Feinde an jedem Ort der Welt.«
    Ich nickte. Ok, soweit so klar, aber warum sollte Ares, also Mo, ihre Kriegerinnen auf einen an sich harmlosen Hexenkult hetzen?
    »Und welchen von Ares Feinden dachtet Ihr hier zu finden?«
    Die Antwort auf diese Frage interessierte auch die Friedensrichterin, die immer noch unangetastet bei uns stand. Mein Sieg hatte fürs Erste eine Waffenruhe erzwungen und es schien mir so, als ob die Amazonen meinen Anweisungen beinahe noch lieber nachkamen, als die ihrer Hauptfrau. Ich nahm mir aber nicht die Zeit länger darüber nachzudenken. Es gab wirklich Dringenderes zu besprechen.
    »Prinzessin Diana« - Sachen gibt's, also echt jetzt! - »eine Vision unseres Gottes hatte, dass unheilige Frauen dieses Ortes paktieren mit dem dunklen Feind.«
    Vor Überraschung verschluckte ich mich und bekam einen Hustenfall. Auch Richterin Elaine hatte es glatt die Sprache verschlagen, etwas, wie ich mir leicht vorstellen konnte, was nur sehr, sehr selten vorkam.
    »Mit Dämonen? Ihr seid ja von Sinnen. IHR benutzt doch dämonische Macht in Eurem Kampf?« Sie war außer sich, als sie endlich doch wieder Worte fand. Ich sah ihre Aura aufblitzen und machte eine beschwichtigende Geste. Das letzte was ich wollte, war eine wütende Hexe, die ihren Emotionen mal so richtig freizügig Auslauf ließ.
    »Diese kleinen Säcke mit denen ihr verschwinden könnt«, klärte ich die nun ebenfalls erzürnten Amazonen auf. »Das ist dämonisches Wirken. Ich meine, das Zeug stinkt doch so eindeutig danach, habt Ihr Euch nie gefragt warum?«
    Es gab eine kleine Diskussion auf Griechisch. Die Blicke, die dabei zu den unschädlich gemachten Amazonen geworfen wurden, die sich noch Minuten zuvor in offener Befehlsverweigerung gegen ihre Hauptfrau gestellt hatten, zeigten mir jedoch überdeutlich, um was es ging.
    »Nicht jeder das konnte. Schlecht vielen von uns wurde beim Versuch. Unsere Prinzessin sagte, Gnade von Ares es ist, genauso wie ihr Säbel, der schlägt immerblutende Wunden. Nur Auserwählte benutzen es dürfen, sagte sie.«
    Ich tauschte einen langen Blick mit der Richterin. Intelligent wie sie war, kam sie wohl zum selben Schluss wie ich. Wahrscheinlich war die Situation so betrachtet für jeden außerhalb der Amazonenschar nicht schwer zu durchschauen, dennoch warf ich es den Kriegerinnen nicht vor. Betrachten wir nur die Missstände in anderen, sogar sogenannten Weltkirchen, wo nicht selten einer vorgibt Gottes Wort zu verkünden und das dann bedeutet irgendwelche Anderen, nennen wir sie mal pauschalisierend einfach Ungläubige, umzubringen. Da darf es gerade in der Kirche eines Kriegsgottes nicht verwundern, wenn die Anhänger zuerst einmal alles umbringen und danach sich wundern, was genau am Gegner jetzt so schlimm gewesen sein soll.
    »Noch eine Frage. Habt Ihr nicht eine Königin, die euch sonst anführt?« Ich holte gerade die kümmerlichen Reste meiner griechischen Heldensagenkenntnis aus den Winkeln meines Hirns hervor. Irgendwann hatte ich das mal in der Schule. Musste gefühlte zwei Jahrhunderte her gewesen sein.
    »Königin Hippolyta, sie unsere weise Führerin ist. Aber sie verflucht wurde von Ares und nun im Koma liegt, bis wir seinen Willen haben durchgeführt.«
    Ich seufzte. Logisch, was sonst?
    »Schaut mal, ich weiß es natürlich nicht ganz sicher, aber wäre es denkbar, dass Eure Prinzessin hinter der ganzen Aktion steckt. Kann es sein, dass sie und einige ,ich sage mal enge Getreue, in den letzten Jahren zunehmend an Einfluss gewonnen haben und der Ausfall Eurer Königin ihr ziemlich gelegen kam?«
    Die Amazonen murrten und nicht wenige griffen zu ihren Waffen, doch die Meisten dachten nach. Ja, auch Soldaten sind nicht gefeit gegen Vernunft, besonders wenn sie ihnen von Druidinnen mit mittelalterlichen Polizeiknüppeln eingebläut wird.
    »Jetzt, wo sagst Du es, das Ganze ergibt einen schlimmen Sinn«, bestätigte mir die Hauptfrau der Amazonen nach kurzem Zögern. »Wir müssen gehen und sprechen mit Diana. Sie wollte angreifen mit ihren besten Kriegerinnen die Oberhexe.«
    Ich legte den Kopf zur Seite. »Ihre besten Kriegerinnen, oder einfach die, die ihre Ansichten ohne Zurückhaltung teilen?«
    »Wir beeilen müssen uns!« Die Amazonenhauptfrau gab schnell ein paar Befehle. Sie stellte vier Wachen für die gefangenen Kameradinnen ab und beorderte drei ihrer Frauen mit medizinischer Ausbildung in die Kirche um nach verletzten Kindern zu sehen. Richterin Bennet ließ es sich natürlich nicht nehmen sie zu begleiten, auch wenn sie uns allzu gerne zum Rathaus gefolgt wäre, das war ihr deutlich anzusehen. Meinen kleinen Druiden-Azubi hatte ich schnell gerufen und mit seinen Helfern ebenfalls in die Kirche geschickt. Sollte diese Diana wirklich eine Dämonenpaktiererin sein und ganz gewiss war sie dazu noch eine in einer Ares-Armee ausgebildete Killerin, dann wollte ich den Jungen so weit von ihr weg haben, wie irgend möglich. Verdammt, ich wollte mich selbst so weit weg haben, wie möglich, aber manche Wünsche bleiben einfach unerfüllt.

    Die Amazonen bestiegen ihre Maschinen und ich bekam eine frei gewordene, entschied mich aber dagegen und bat Perseide bei ihr auf dem Bock mitfahren zu dürfen.
    »Sag mal, ist es wahr, dass ihre keine Männer habt?«
    Sie lachte. »Das ein altes Gerücht ist. Es wahr ist, dass viele von uns lieber mögen andere Frauen, oder viele zu uns kommen, weil misshandelt von einem Mann sie wurden und deshalb keinen wollen mehr. Einige auch haben wenig ... dominante Männer, das wahr ist.«
    Ich schmunzelte. Das kam mir doch irgendwoher bekannt vor?
    »Aber ich einen guten Mann habe. Er der Besitzer einer Rederei ist.«
    »Oha? Klingt nicht nach einem Mann, der unterm Pantoffel steht?«
    »Was das bedeutet?«
    Nach einigem Hin und Her war auch das erklärt und sie lachte nochmal.
    »Ganz sicher nicht. Wir Partner sind, aber auch viel unterwegs beide. Er für die Rederei, ich für Ares.«
    Wenn ich mir das so anschaute, war der Unterschied zwischen den Amazonen und den Hexen von Maugin nicht so groß, ich bildete mir sogar ein, ein Muster zu erkennen.

    Nach wenigen Minuten trafen wir auf dem Marktplatz ein, der vom Rathaus dominiert wurde.
    Entsetzt sahen wir die Leichen vieler Leute herumliegen. Die meisten waren Bürger der Stadt, einige Amazonen. Ein Weg der Verwüstung zeigte zum Portal des Rathauses, was wie von einer Explosion teilweise zerstört, nur noch halb in den Angeln hing.
    »Granate, oder zwei.«, klärte mich meine neue Amazonenfreundin auf. Ich vertraute da ganz ihrer Sachkenntnis.
    Da hörten wir Schreie aus dem Innern.
    »Könntest Du bitte deine Leute an den Ausgängen stationieren, damit sie Eure ... äh ... durchgeknallten Schwestern schnappen, wenn sie herauskommen? Man sollte sie abhalten noch anderen Unschuldigen in Maugin Schaden zuzufügen. Weil eines ist mal klar: « Ich deutete auf die Leichen. »Das waren ganz sicher nicht alles Dämonenpaktierer. Ich bin mir sogar sicher, wenn es darunter welche gab, dann sprachen die griechisch.«
    Sie musterte mich eisig, was ich aber nicht persönlich nahm, und beorderte tatsächlich ihre Frauen zu den Zugängen zum Rathaus.
    »Und du willst was jetzt machen?« Sie sah mich an.
    »Was ich will, ist die irische Armee zu rufen und die das machen lassen, aber was ich muss, ist reingehen und ein paar ernste Worte mit Deiner Prinzessin wechseln.«
    »Ich mit Dir gehe. Wenn richtig ist Dein Verdacht, Du alle Hilfe wirst brauchen können.«
    »Amen, Schwester. AMEN!«
    Zusammen betraten wir das Gebäude.

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    Tom Stark
    zum Lesen geeignet