Hallo liebe Leute
Als ich durchs Forum stöberte, fand ich die letzte Schreibübung zum Thema Das Tor zur Unterwelt. Die Geschichten waren jedoch bereits eingereicht und die Deadline vorbei.
Trotzdem hatte ich sofort eine Idee zu diesem Thema und wollte diese unbedingt aufschreiben.
Diese Kurzgeschichte möchte ich nun gerne mit euch teilen.
Ich bin wirklich noch sehr am Anfang, was das Schreiben anbelangt und würde mich sehr über Kritik freuen. Die Storyline an sich ist hier nicht wirklich zentral. Es geht mir mehr um den Schreibstil, den ich gerne verbessern möchte.
Vielen Dank im Voraus
LG Thal
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Telanwar sah zu, wie die dunkelblauen Vorhänge ein letztes Mal aufwehten, als sein Dienstmädchen Kila das ovale Fenster zuzog. Einzig die Kerze auf dem Tisch, in der Mitte seines Studierzimmers, spendete noch ein wenig Licht. Der Alchemist hörte im Hintergrund, wie der Regen gegen die Scheiben prasselte, während Kila aus dem Zimmer trat und die schwere Holztür hinter sich schloss.
Telanwar zog sich die Kapuze tiefer in sein knochiges Gesicht und flackernde Schatten des Kerzenlichts tanzten um seine kühlen Augen.
Er trat einen Schritt vor und legte seine faltigen Hände auf das Stoffbündel, das auf seinem Schreibtisch lag.
Der Alchemist spürte, wie seine Anspannung stieg und seine Handinnenseiten schlagartig feucht wurden. Sein halbes Leben hatte er auf diese Nacht hingearbeitet, danach gestrebt, sein Werk zu vollenden und aufzusteigen. Hinauf zu den Göttern und Halbgöttern, die auf der anderen Seite des Tores warteten. Als junger aufstrebender Wissenschaftler war er aufgebrochen, hatte seine Familie und alles, was bis dahin einen Wert für ihn hatte, zurück gelassen. Es schien seine Bestimmung zu sein, nach Größerem zu streben.
Die Suche nach dem heiligen Buch bestimmte das Leben Telanwars. Jahre verstrichen und seine lange Reise zeichnete ihn. Wo einst volle Wangen rötlich glühten, schimmerten Knochen durch die aschfahle Haut. Die Rastlosigkeit zerrte an ihm und ließ ihm kaum Ruhe.
Was ihm blieb, war der wache Blick und die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Ein Aufstieg durch das Tor des Lichts.
Das in stoffgewickelte Buch war sein Wegweiser.
Der Alchemist löste vorsichtig die dünne Hanfschnur, die den Stoffeinband zusammen hielt und wickelte das Buch aus. Eine Ehrfurcht, wie er sie noch nie gefühlt hatte, durchflutete seinen Körper, als er das Schrifttum betrachtete. Die vergangenen Jahrhunderte hatten ihre Spuren darauf hinterlassen. Staub und Dreck bedeckten es und trotzdem war es wunderschön.
Telanwar strich sanft – ja fast liebevoll – über den Buchrücken. Schwarze und weiße Inschriften wechselten sich ab auf dem hölzernen Umschlag.
Bedächtig öffnete Telanwar das Buch. Uralte, zerknitterte Pergamentseiten breiteten sich vor ihm aus. Und da stand er. Der Schwur. Die Zeilen, die alles verändern sollten.
Ash, hanak!
Uo li ash, li so lumo.
Lumo kha malast.
Hanak!
Flüsternd fing Telanwar an.
Von seinen Gefühlen übermannt, wurde er immer schneller und die Lautstärke seiner Stimme fing an, sich zu überschlagen, formte sich zu einem unkontrollierbaren Schreien. Hanak!
Der Alchemist zitterte, Schmerzen durchzuckten ihn wie Blitze und Todesqualen durchströmten seinen spindeldürren Körper. Sein Blut kochte, wie flüssiges Metall zwängte es sich durch seine Adern. Sein Herz raste.
Telanwars Pupillen weiteten sich und füllten seine Augen mit Schwärze, dunkler als jede Nacht.
Finsternis und Schatten krochen aus dem Buch hervor, verschluckten das flackernde Kerzenlicht und hüllten den Raum in Dunkelheit.
«Telanwar. Du hast mich gerufen!» Eine metallische Stimme hallte im Kopf des Alchemisten. «Du bist der Falsche. Du wirst nie ein Gott sein!»
Telanwar wollte etwas erwidern, doch es war ihm unmöglich, sich zu rühren oder auch nur seine Lippen ein wenig zu bewegen.
Höhnisch dröhnte die Stimme in Telanwars Ohren.
«Das Tor des Lichts öffnet sich nicht durch einen alten Zauberspruch. Es sind deine Taten, die dich zum Gott machen. Wo warst du, als deine Engsten dich brauchten? Oh nein, alter Knabe, für dich wird es keine Erleuchtung geben.»
Vor Telanwar öffnete sich ein abgrundtiefes, spiralförmiges Portal. Eisige Kälte schlug ihm entgegen, erfüllte den Raum und schlug Telanwars Kapuze nach hinten. Die graue faltige Haut war jetzt komplett weiß, die Lippen blutleer zusammengepresst und die schwarzen Augen zuckten. Doch der Alchemist rührte sich nicht.
Eine unsichtbare Hand schlich aus dem Tor und umklammerte ihn fest. Langsam zog sie Telanwar hinein, hinein in die alles verschlingende Dunkelheit.
Hasserfüllt drang die Stimme ein letztes Mal an sein Ohr.
«Willkommen in der Unterwelt!»