Die Todgeweihten (Zeitreise)

Es gibt 246 Antworten in diesem Thema, welches 85.719 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (5. November 2019 um 18:29) ist von Schreibfeder.

  • An alle Späteinsteiger (und alten Hasen): Ich habe die Geschichte überarbeitet. Vieles (vor allem was heftig kritisiert wurde) habe ich umgeschreiben oder komplett gelöscht. Teilweise mögen die Kommentare vielleicht jetzt nicht mehr passen, dafür ist jetzt die Geschichte schöner. Weitere großflächige Korrekturmaßnahmen sind aber nicht geplant.
    Viel Spaß beim lesen.

    _______


    - Die Ankunft -

    Ich erwachte im Chaos. Schüsse krachten, Kugeln peitschten durch die Luft, Schreie ertönten und gutturales Knurren war überall um mich herum. Ich verstand die Welt nicht mehr. Eben noch saß ich im Klassenraum, atmete staubige Luft, machte meine Weiterbildung, und als nächstes wachte ich hier im Krieg auf.
    Zischend atmete ich ein und mein Brustkorb verkrampfte sich. Als ich keuchend einatmete, bemerkte ich grüne, gemusterte Kleidung an mir. Wirkte fast schon wie eine Uniform. Die hatte jedoch schon einiges abbekommen und war zerrissen und blutbefleckt. Meine Haut darunter war aber makellos und rein, - nur schien das nicht mein eigener Körper zu sein.
    Der Schmerz und der Schock jagten durch meine Venen und ließen mich erneut zurücksacken. Neben mir wurde ein Schnellfeuergewehr abgefeuert, bevor stampfende Schritte sich wieder eilig entfernten. Der ganze Lärm ließ meine Ohren dröhnen.
    Als ich nach oben blickte, sah ich blauen Himmel und die Sonne. Alles sah genauso aus, wie ich es kannte, aber war irgendwie unscharf. Wo immer ich hier auch war, der Ort war mir völlig unbekannt. Im Augenwinkel konnte ich Farn und Palmen erkennen. Auch war die Luft schwer, klebrigwarm und feucht. Ich hasste solches Wetter, aber ich war wohl in den Tropen gelandet, da gehörte das scheinbar dazu.
    Der Gefechtslärm schien nicht abzunehmen und von überall her zu kommen. Aber anscheinend betraf es mich nicht unmittelbar. Ich schloss erschöpft die Augen, dem irrwitzigen Gedanken nach, dass ich gleich wieder aufwachen würde und dass alles nur ein böser Traum war. Ich war immer noch in diesen dämlichen Schulraum in dieser dämlichen Weiterbildungseinrichtung, in die mich die Arbeitsagentur gedrängt hatte. Gleich würde ich mir wieder sterbenslangweiliges Gefasel anhören und diese unglaublich beschränkten Mitschüler ertragen müssen.
    Plötzlich ertönten mehrere satte Einschläge von Kugeln und neben mir schlug ein schwerer Körper zu Boden. Ich schlug die Augen auf und blickte in das geöffnete Antlitz eines mannsgroßen Dinosauriers.
    Mir fiel die Kinnlade runter und das im Liegen.
    Ein Echsenmaul mit fingerdicken Zähnen, ein rostroter schuppiger Körper mit überdimensionalen Beinen und verkümmerten Ärmchen, - das Ding war auf jeden Fall ein Dino.
    Der Lärm der wilden Schießerei verstummte langsam und laute Kommandos wurden gebrüllt. Schwere Schritte näherten sich mir und gaben der Echse einen saftigen Tritt in die Seite. Scheinbar um zu testen, ob er wirklich tot ist.
    Dann geschah einen Moment lang nichts bis plötzlich ein interessiertes Schnauben ertönte. Eine Hand streckte sich in mein Gesichtsfeld und wollte mir offenbar aufhelfen.
    Zögernd kam ich der Aufforderung nach und wurde mit überraschender Kraft nach oben gezogen.
    „Ah, ein neuer Rekrut“, ertönte eine satte, selbstzufriedene Stimme.
    „Ein was?“, stotterte ich. Ich hatte immer noch leichte Probleme mit dem Sehen. Alles was weiter weg war als drei Meter verwischte total. Egal wie sehr ich die Augen zusammenkniff oder blinzelte, es wurde nicht besser. Ich konnte gerade einmal erkennen, dass wir auf so etwas wie einer Lichtung waren, die von hohen Palmenwäldern umgeben war. Auf der Wiese lagen vereinzelnd bunte Kadaver, vermutlich weitere Dinos. Überall liefen Soldaten rum, die so ähnlich gekleidet waren wie der Typ neben mir. Oder wie ich selbst, wie ich zu meinem eigenen Erschrecken feststellte.
    Der Kerl bückte sich, zog ein klobiges Sturmgewehr aus dem Dreck, überprüfte es kurz und drückte es mir in die Hände.
    „Ein Rekrut bist du. Warte bis im Lager, dort wird man dir alles erklären. Schon ein Gewehr abgefeuert?“
    „Nein?“, würgte ich stammelnd hervor.
    „Macht nichts. Wird man dir alles noch beibringen. Nur für den Fall, hier noch eine Kurzeinweisung. Das hier gegen die Schulter drücken, Atem anhalten und abdrücken. Auf Rückschlag gefasst machen. Ansonsten halte den Lauf bitte Richtung Boden. Alles klar?“, erklärte mir der Soldat schnell das Ding, das keiner bekannten Waffe glich, die ich jemals im Fernsehen gesehen hatte.
    Als ich unbeholfen nickte und das Teil unglücklich in meinen Händen drehte, winkte der Soldat einer weiter weg stehenden Person zu. „He, Sergeant, wir haben hier einen neuen Rekruten.“
    „Und ich hab vier Leichen, zwei sind endgültig platt“, brüllte er zurück und rief im selben Atemzug anderen Soldaten Befehle zu, die ich nicht verstand. Das Rauschen in meinen Ohren übertönte alles. Als ich zögernd den ersten Schritt machte und meinen neuen Führer folgen wollte, begannen sich auch noch rotschwarze Flecken vor mein Sichtfeld zu schieben.
    Ich machte zwei schnelle Ausfallschritte nach links, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Dieser Körper schien völlig anderes zu funktionieren, als ich es gewohnt war.
    „Oh, man. Traurig“, stöhnte der Sergeant auf, als ich mich wankend näherte. Er winkte zwei andere Soldaten zu sich, die bereits Bahren aufklappten und zwei Körper aufluden, die für mich tot aussahen. Für die Soldaten scheinbar nicht, denn sie bewegten sie äußerst vorsichtig. Jedoch legten sie keine Verbände an, oder versuchten sonst wie die Blutung der klaffenden Wunden zu schließen, was mir wiederum Rätsel aufgab. Schweigend beobachtete ich, wie andere Soldaten zwei Gewehre samt Ausrüstung auf die Körper legten, die Tragen anhoben und an mir vorbeigingen.
    „Komm, Neuling“, meinte der Soldat, der mich zuerst gefunden hatte und schlug mir kräftig auf den Rücken. „Ab nach Hause.“
    Kurz blickte Hoffnung in mir auf, bevor mir aufging, dass er mit Sicherheit nicht mein Zuhause gemeint hatte. Zögernd ging ich ihm hinterher und musste aufpassen, dass ich nicht umknickte. Nicht nur der neue Körper machte mir Probleme, sondern auch der ungewohnte Untergrund. Dennoch versuchte ich sofort, trotz des Schwindelgefühls, mit den Soldaten Schritt zu halten.

  • Uiii neue Geschichte :)

    Zitat

    Als ich an mich herab blickte, sah ich eine grüne, gemusterte Kleidung um mich herum, mit zerfetzten Bebänderungen

    an mir herabblickte // Bebänderungen? Das gibts meines Wissens nicht :huh: wenn ja, entschuldige, ansonsten einfach Bänder oder Bandverzierungen oder so...

    Ansonsten gibt es nicht viel zu sagen- tiptop ^^

    Wo Vasi recht hat, hat er recht. Es klingt hochspannend, nach der Sorte Sci-Fi, die mir die liebste ist. Wo tumbes Lasergeballere weniger eine Rolle spielt als das grosse Geheimnis (Wie komme ich hierher und was zum Henker ist überhaupt los?) und einige hirnverdrehende Gedankengänge, Zeitreisen, Parallelwelten... (japp, ich mag Dr. Who). Dein Prolog hier verspricht genau das :love:

    Bin sehr gespannt auf das Kommende :)


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Was neues! :)

    Klingt interessant. Perspektivische Erzählungen mag ich sehr. Das regt zum Nachdenken und Umdenken an. Hoffentlich werden, falls so geplant, beide Perspektiven eine eigenständige Geschichte und äußerst spannend.


    Aber es schien mit (mir) von Minute zu Minute besser zu gehen

    Warte bis im Lager, dort wird man dir alles erklären

    Klingt doof. "Warte bis wir im Lager sind, dort wird man dir alles erklären", klingt besser.

    gab der Soldat mit (mir) eine schnelle Einweisung in das klobige Gewehr

    Kannst du aber auch ganz weglassen, da es klar ist, dass er ihn bereits einweist.


    LG:
    Zarkaras Jade
    ______________________________________________________________________________________________________________________
    Immortalis Secreta-Unsterbliche Geheimnisse

  • Sooooo, ich hatte die Tage viel zu viel zu tun und kam noch gar nicht darauf, hier reinzublicken.
    (und wenn ich ganz ehrlich bin, war die Kritik die ich in Künste der Tiefe bekommen hatte so bitter, dass ich die Lust verlor hier reinzugucken, tut mir leid, ist aber so)

    @Klimbim: Das Wort "Bebänderung" gibt es. Es wird zum Beispiel bei Gurtsystemen verwendet. Gemeint ist in den Kontext der Geschichte, natürlich die Haltegurte für das Gewehr, Granaten, Munition etc, was aber erst später erklärt wird (logisch, da der Protagonist keine Ahnung von Waffen hat und es aus der Ich-Perspektive kommt)

    @Zarkaras Jade: Der Soldat spricht etwas abgehackt, es ist durchaus so gedacht. Aber nett, das es dir auffiel. ;)
    Und...ohman, ich hab es aufmerksam durchgelesen, aber dass ich so oft mich bei "mir" vertippt habe, fiel mir nicht auf, danke. ;)


    Ein weiterer Teil ist schon lange fertig, aber das hochladen wird sich etwas verzögern, weil ich aktuell viel um die Ohren habe.

  • Ich bin erst jetzt auf die Geschichte gestossen, und da ich momentan Ferien und ein wenig freie Zeit habe, dachte ich mir, dass man das doch lesen könnte... ;)

    Es klingt sehr spannend und ich bin neugierig, wie es weiter geht. Eigentlich ist Sci-Fi nicht so ganz mein Ding, aber deine Geschichte klingt eigentlich noch ganz ok :thumbsup:

    Mir sind zwei Kleinigkeiten aufgefallen, bei denen ich mir aber nicht sicher bin, ob es wirklich Fehler sind:

    Ich war immer noch in diesen dämlichen Schulraum in dieser dämlichen Weiterbildungseinrichtung, in die mich die Arbeitsagentur gedrängt hat.

    Müsste es da nicht "gedrängt hatte" heissen? Weil oben schreibst du ja "war"...


    Mir fiel die Kinnlade runter und das im liegen.

    Ich glaube, liegen müsste da gross geschrieben werden, weil es in dem Zusammenhang ja das Liegen ist (bin mir aber nicht sicher).


    Lg Lyn

    Ewigkeit

    Stell dir eine Stahlkugel vor, die so gross ist wie die Erde. Und eine Fliege, die sich einmal in einer Million Jahren darauf niederlässt. Wenn die Stahlkugel durch die damit verbundene Reibung aufgelöst ist, dann … ja dann … hat die Ewigkeit noch nicht einmal begonnen!

    – David Lodge, 1993

  • Nach kurzer Zeit wurde der Marsch für mich zu einer echten Tortur. Der Boden war extrem uneben und die Erde meistens locker und zwischendurch sogar schlammig. Die feuchtwarme Luft machte das Atmen schwer und sorgte dafür, dass meine Kleidung vor Schweiß klebte. Ständig schlug dabei die ungewohnte Ausrüstung gegen meinen verschwitzen Rücken. Die zerstückelte Bebänderung machte es nicht besser und ich wagte es nicht, irgendwas davon wegzuwerfen.
    Auch das Gewehr wurde mit jedem Schritt unhandlicher und schwerer. Schweiß machte meinen Griff um die Waffe rutschig. Ich versuchte mich möglichst zu bewegen, als wüsste ich was ich tue und hielt um jeden Preis den Lauf nach unten. Das Letzte was ich wollte, war irgendein Ärger mit den abgehärteten Soldaten. Die machten nicht den Eindruck, als wenn sie sonderlich zimperlich waren und wirkten außerdem äußerst nervös, je länger wir den kaum sichtbaren Pfad folgten, der sich durch das hüfthohe Gras schlängelte.
    Zumindest sah es aus wie Gras, aber es war kräftiger und fleischiger, als alles, was ich kannte. Auch die Palmen und Farne, die überall wuchsen, machten einen größeren Eindruck als die, die ich im Fernsehen oder in Zeitschriften gesehen hatte. Aber das mochte nichts bedeuten, schließlich hatte ich bisher nie wirklich die Tropen gesehen.
    Links und rechts des Pfades ragten die Palmenwälder meterhoch auf. Solange uns der Weg durch den Schatten der Palmwedel und Blätter führte, war es auszuhalten. Schlimm wurde es erst, wenn wir einen Bogen durch die knallende Sonne schlugen. Dann hatte ich das Gefühl, als wenn ich mit kochendem Wasser übergossen wurde, während gleichzeitig glühende Nadeln meine Haut malträtierten.
    Aber ich war nicht der einzige, den das Wetter zu schaffen machte. Sobald uns der Pfad in die Sonne führte, wirkten die Soldaten noch missmutiger als vorher. Und auch die Natur schien eine Pause zu machen. In der Mittagshitze waren die Singvögel nahezu verstummt. Nur gelegentlich hörte ich misstönendes Kreischen in der Ferne, das ich nicht einordnen konnte. Vielleicht Papageien? Ich hoffte, es wären nicht noch mehr Dinosaurier, aber der Gedanke ließ mich nicht los und es würde immerhin die Mienen der Soldaten erklären.

    Der Weg schien sich endlos zu ziehen. Ich hatte es schon lange aufgegeben die Umgebung zu betrachten. Ich konzentrierte mich nur noch darauf, einen Fuß vor den anderen zu bekommen. Mein Blick war starr auf den Boden gerichtet und ich sah höchstens noch meinen Vordermann, wenn ich den Schweiß wegblinzelte, der mir ununterbrochen in die Augen tropfte.
    Bislang schienen wir nicht mehr als drei oder vier Kilometer zurückgelegt zu haben, aber der ungewohnte Untergrund und das schwüle Wetter machten mir ziemlich zu schaffen.
    Zum Glück war dieser Körper in ausgezeichneter Verfassung und außerdem schienen meine Augen, Nase und Ohren wieder normal zu arbeiten. Ich hatte kein eingeschränktes Sichtfeld mehr und auch mein Gehör war nicht mehr überempfindlich. Sogar das Rauschen, was ich die ganze Zeit gehört hatte, war verschwunden. Und obwohl der Geruch nach Feuchtigkeit und Moder nicht gerade zu meinen Lieblingsdüften gehörte, war ich froh, dass auch meine Nase wieder funktionierte.
    Nur mein Verstand arbeitete langsam und träge. Die verrücktesten Theorien wo ich hier war und wie ich hierhergekommen war durchzogen mich, aber keine davon schien zu stimmen.
    Fakt war nur, dass meine letzte Erinnerung aus dieser unsäglichen Weiterbildungsschule stammte und ich dann mitten im Gefecht aufgewacht war. In einem fremden Körper, mit zerfetzten Klamotten die von einer tödlichen Wunde zeugten. Und niemanden schien sich daran zu stören.
    Auf einmal atmete der Mann vor mir erleichtert ein. Ich hob den Kopf und sah ein kleines Zeltlager durch die Büsche durchschimmern. Das schien das „Zuhause“ zu sein, von dem der Soldat gesprochen hatte.
    Besonders beeindruckend fand ich es jetzt nicht. Es stand am Rand einer gewaltigen Lichtung, die schier endlos wirkte, aber das Lager selbst wirkte sehr klein. Es umfasste nur zwei olivgrüne Zelte wo diverses Zeug gelagert wurde, ein strahlend weißes Zelt, ich vermutete Lazarett oder Verwaltung, und noch ein großes, knallrotes Zelt, was mir aber überhaupt nichts sagte.
    Allerdings war der militärische Charakter unübersehbar. Ein leichtes Flugabwehrgeschütz aus dem zweiten Weltkrieg meinte ich zu erkennen, dass auf den Wald gerichtet war und ein weiteres steckte unter einer Plane. Und im Hintergrund ragte eine recht große Panzerhaubitze unter einer anderen Abdeckplane hervor. Und natürlich liefen überall Soldaten rum, die ausnahmslos schwer bewaffnet waren.

  • Interessant...

    Ich finde es sehr gut, wie du den Marsch zum Lager beschreibst, man kann es sich sehr gut vorstellen.

    Nur etwas, wo ich ein wenig "gestolpert" bin:

    Es gibt hier einen Sergeant und es gibt hier einen Leutnant.

    Das Markierte könnte man eigentlich auch weglassen. Wenn aber der Leutnant nicht gerade der Hellste ist und er sich immer so ausdrückt, kannst du es auch gut stehen lassen.

    Ansonsten bin ich auf einen weiteren Teil gespannt

    Ewigkeit

    Stell dir eine Stahlkugel vor, die so gross ist wie die Erde. Und eine Fliege, die sich einmal in einer Million Jahren darauf niederlässt. Wenn die Stahlkugel durch die damit verbundene Reibung aufgelöst ist, dann … ja dann … hat die Ewigkeit noch nicht einmal begonnen!

    – David Lodge, 1993

  • Ein etwas kürzerer Teil diesmal. (Ich habe die Kapitel etwas verschoben, dennoch bleibt das hier der kleinste Teil, den ich hochgeladen habe)

    _______

    Ein bulliger Soldat kam aus dem Lager geschritten und kam genau auf unsere Gruppe zu, die sich durch das hüfthohe Gras schlängelte. Er war ein ziemlich kräftiger Mann, obwohl er schon älter war, kantiges Gesicht, kurze graue Haare, die er wohl mit Gel oder Wasser aufgerichtet hatte. Kaum war er bei uns, fing er ein Gespräch mit dem Sergeant an. Dass die beiden mir dabei immer wieder Blicke zuwarfen, sorgte nicht dafür, dass ich mich wohler fühlte.
    Zum Glück hatten wir das Lager schnell erreicht und einer der Soldaten deutete kurz zu meinem Gewehr, was ich ihn geradezu erleichtert übergab.
    Langsam einatmend wollte ich einen zweiten Blick auf das Lager werfen, als sich plötzlich der Muskelprotz vor mir aufbaute, der zu meinem Leidwesen sein Gespräch wohl beendet hatte.
    „Okay, Neuling. Willkommen im „Nest“. Ich mache es ganz einfach. Es gibt hier einen Sergeant und es gibt hier einen Leutnant. Der Leutnant bin ich. Alles klar?“
    „Alles klar“, antwortete ich vorsichtig und wich einen Schritt zurück. Mit dem Typen wollte ich lieber keinen Ärger. Ich hatte das Gefühl zwangsrekrutiert zu sein, nur hatte ich keinen blassen Schimmer wofür. Allerdings schien dieser reizende Mensch mein Vorgesetzter zu sein.
    Ich war noch keine Minute im Lager und schon kotzte es mich an.
    Eine ungefähr Dreißigjährige in einen weißen Ärztekittel drängte sich an dem Leutnant vorbei und schob dessen Muskelberge spielerisch beiseite.
    „Hör nicht auf den alten Brummbären, der ist nur sauer, weil er sich freiwillig gemeldet hat.“ Sie streckte mir ihre Hand hin. „Hi, ich bin Lya, die Ärztin und Lagerchefin hier.“
    Von ihrer beherzten Art überwältigt, schüttelte ich kurz ihre Hand. Sie hatte einen sehr festen Griff und ich bemerkte auch die Muskeln, die sich unter ihren Kittel abzeichneten. Sie mochte vielleicht aussehen wie eine Ärztin, aber war in Wahrheit eine knallharte Soldatin.
    „Komm mal eben mit, ich will was ausprobieren und dann gebe ich dir die Einweisung“, sagte sie freundlich und zwinkerte mir zu.
    „Er geht jetzt erstmal auf den Schießstand“, mischte sich der Leutnant mit kraftstrotzender Stimme ein.
    „Er bringt dir nichts, wenn er nicht weiß, um was es geht. Und ich habe dir schon dreitausend Mal gesagt, dass du mir nicht widersprechen sollst, alter Brummbär. Tue das noch einmal und ich gebe dir keine Rheumasalbe mehr. Na? Was tust du dann?“
    Der Leutnant ließ die Arme sinken und war auf einmal ganz handzahm.
    „So, Neuling und jetzt komm mit“, sagte sie und mir blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Wenn sie so spielerisch leicht einen Mann wie den Leutnant kleinbekam, legte ich mich besser nicht mit ihr an.
    Sie führte mich unter einen offenen Zelt, wo acht Leichen aufgebahrt wurden. Allesamt schrecklich zugerichtet. Bisswunden und tiefe Schnitte durchzogen ihre Körper. Bei einigen lagen die Gedärme und inneren Organe offen und manche wiesen ganz deutliche Verwesungsspuren auf.
    Ich würgte und musste mich zusammenreißen, um meinen Mageninhalt bei mir zu behalten. Das war ein absolut widerliches Willkommensritual.
    Plötzlich richtete sich eine der Leichen auf und schrie.

  • @Schreibfeder Das dachte ich mir schon...


    Hui, es wird ja immer besser! Mir persönlich gefällt dieser Teil hier am besten (bis jetzt), weil es zwei vollkommen unerwartete Wendungen gab. Erstmal die nette Lagerchefin und dann noch die schreienden Leichen. *schauder*
    Ich fand es auch sehr schön, wie die Chefin den Leutnant als alten Brummbären bezeichnet hat. Das hellt die ganze Geschichte wieder ein wenig auf und lenkt von dem Krieg gegen die (nehme ich mal an) Dinosaurier ab.


    Noch zwei Kleinigkeiten:

    Eine ungefähr Dreißigjährige in einen weißen Ärztekittel drängte sich am den Leutnant vorbei und schob dessen Muskelberge spielerisch beiseite.

    Sollte das nicht "an dem" heissen?


    „So, Neuling und jetzt komm mit“, sagte sie zu mir und mit blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.

    Das "mit" sollte glaube ich ein "mir" sein, aber ich würde dort sowieso "...sagte sie und mir blieb..." schreiben, weil dass sie es zur Ich-Person sagt, ist eigentlich klar.

    Ewigkeit

    Stell dir eine Stahlkugel vor, die so gross ist wie die Erde. Und eine Fliege, die sich einmal in einer Million Jahren darauf niederlässt. Wenn die Stahlkugel durch die damit verbundene Reibung aufgelöst ist, dann … ja dann … hat die Ewigkeit noch nicht einmal begonnen!

    – David Lodge, 1993

  • Das war zuviel für mich. Mit einem Satz sprang ich drei Schritte zurück und knallte in einen Kistenstapel, was mich augenblicklich wieder zur Besinnung brachte. Die Ärztin war derweil zu der schreienden Leiche einer Soldatin getreten und hatte diese tröstend in den Arm genommen.
    Ich blinzelte verwirrt und meine Augen weiteten sich dann auf Untertassengröße. Die vermeidlich tote Soldatin, die sich derweil an der Schulter von Lya ausweinte, hatte eine zerfetze und blutgetränkte Uniform an. Aber da wo vorher offene Gedärme geglänzt hatten, war jetzt nichts anderes mehr zu sehen, als makellos glatte Haut.
    „Verdammte Scheiße“, fluchte ich unterdrückt. Ich hatte keine Ahnung wie das möglich war, aber so langsam wurde es mir unheimlich.
    Dann zuckte ich erneut zusammen und blickte auf meine eigene zerrissene Uniform. Es war wie bei mir. Auch bei mir gab es so eine gruselige, unnatürliche Heilung. Ein eiskalter Schauer kroch über meinen Rücken und ein flaues Gefühl machte sich in meiner Magengrube breit. Ich verstand immer weniger, aber dafür ängstigte ich mich langsam zu Tode.
    Hätte ich gewusst, wie ich hier wegkomme, - spätestens jetzt hätte ich Fersengeld gegeben. Aber um mich herum waren nur eintönige Wälder und noch langweiligere Wiesen. Mit gerunzelter Stirn blickte ich in den Himmel und mir fiel zum ersten Mal auf, dass es hier keine Kondensstreifen von Flugzeugen gab.
    Der Soldat auf der Lichtung hatte mir Antworten versprochen, aber bis jetzt bekam ich hier nur Fragen präsentiert. Vielleicht wurde es langsam Zeit, eine Lösung dieses ... Rätsels einzufordern.
    Zögernd trat ich wieder unter die Zeltplane. Ich wollte nicht taktlos sein, denn die Soldatin heulte immer noch hemmungslos, also wartete ich widerstrebend und versuchte dabei, die Toten nicht allzu genau anzusehen.
    „Ich habe mich schon gefragt, ob das passieren kann“, sagte Lya zu niemand bestimmten. „Manchmal erwacht ein Rekrut in seinen neuen Körper, kann ihn aber noch nicht kontrollieren. Sie liegt dann in so einer Art Wachkoma. Manchmal braucht es dann einfach nur die Nähe zu einen frisch erwachten Rekruten, um sie aufzuwecken.“
    Der Leutnant nickte verstehend, als wenn das einen Sinn machen würde. Zumindest letzteres verstand ich irgendwie und eine Spur von Mitleid zog über mein Gesicht. Im Wachkoma zu liegen, mit klaffenden Wunden, neben ein Haufen anderer Leichen die ebenso entstellt waren und überall Menschen die um sie herumliefen, aber sie nicht zur Kenntnis nahmen. Das musste schrecklich sein.
    „Der hinterste hat es übrigens endgültig hinter sich. Das müsste Lars gewesen sein, oder?“, sagte sie weiter zum Leutnant, während sie anfing die Soldatin in ihren Armen sanft zu wiegen.
    Ich fand an der Leiche jetzt nichts ungewöhnlich, nur das es immer noch ein absolut ekelhafter Anblick war. Scheinbar flogen dort nur ein paar mehr Insekten herum. Erneut kämpfte ich mit dem Würgereflex, als ich mir kurz vorstellte, was die dort tun würden. Wie die weißlichen Maden dort durchs Fleisch krochen, immer in Bewegung...
    Bevor ich die Kontrolle über meinen Mageninhalt verlor, hörte ich dem Leutnant sagen: „Ich werde das in die Wege leiten. Der Sergeant zieht gleich los und holt die anderen beiden Leichen. Da kann er die hier gleich mit verbrennen.“
    „Er soll vorsichtiger sein. Wir haben heute fünf Mann verloren. Gestern drei weitere und davor noch mehr. Wenn das in den Tempo weitergeht, sind wir Ende des Monats ausgelöscht.“
    „Die Reps entwickeln sich stärker als angenommen. Es war nicht seine Schuld.“
    „Dann tue du etwas. Ordne einen Napalmschlag an, oder jage da Entlaubungsmittel rein, aber tue irgendwas.“
    Mir kam gerade der Gedanke, dass die Lichtungen hier nicht auf natürliche Weise entstanden waren, als der Leutnant auch schon sagte: „Für Napalm ist es zu trocken, würde uns alles sofort abbrennen, das Risiko ist zu hoch. Aber vielleicht haben wir nächste Woche mit dem Wetter Glück.“
    Er nickte Lya freundlich zu und entfernte sich. Die Ärztin richtete derweil langsam die verheulte Soldatin auf und fuhr ihr beruhigend über die Wange.
    „Geht es wieder?“, fragte sie sanft und als die Soldatin zögerlich nickte, fragte sie weiter: „Meinst du, du kannst gehen?“
    Diese warf einen Blick auf die Leichen neben ihr und beeilte sich aufzustehen. Lya nahm ihren Arm, legte sie sich über die Schulter und stütze sie. Mit einen Fingerschnippen bedeutete sie mir ihr zu folgen. Eine Anweisung der ich nur zu gern Folge leistete.

    Einmal editiert, zuletzt von Schreibfeder (26. Oktober 2015 um 15:56)

  • - Erster Ausbildungstag -

    Als sie ein gutes Stück von dem Zelt entfernt war, ließ sie langsam die Soldatin zu Boden sinken und setzte sich zu ihr. Hier war es recht angenehm. Ein sanfter Windhauch zog über die Wiese, der Boden war trocken und die Sonne schien warm vom Himmel. Die Luft roch hier auch angenehm, obwohl der Geruch nach modrigem Wald allgegenwärtig war.
    „Komm setzt dich zu uns“, sagte Lya freundlich und schlug locker auf das Gras, was nur etwa knöchelhoch war. Als ich zögernd ihrer Aufforderung nachkam, sagte sie: „Ich nehme an, ihr habt viele Fragen. Vorab erstmal das: Das hier ist das „Nest“, eines unserer Lager. Ihr seid beides Rekruten, aufgewacht in einen neuen Körper. Ich weiß, ihr habt beide Erinnerungen an euer vorheriges Leben, vergesst es am besten wieder. Ich will auch gar nicht eure Namen wissen, denkt euch neue aus.“
    „Was?“, fragten wir beide wie aus einen Mund.
    „Ihr seid in diesen Körpern neugeboren, also ist es nur angemessen, wenn ihr euch auch neue Namen gebt.“ Sie hob die Hand, um unsere Einsprüche abzuwehren und fuhr fort: „Ich will nicht, das ihr euch sofort einen neuen Namen ausdenkt. Lasst euch Zeit. Ihr habt jetzt drei Wochen Grundausbildung vor euch, da fällt euch bestimmt was ein. Wichtig ist nur, es muss ein kurzer, einsilbriger Name sein. Er muss im Kampf gut über die Lippen kommen. Zweisilbrig geht zur Not auch, aber nur in Ausnahmen. Und noch was: Der Name muss von uns genehmigt werden. Also versucht euch gar nicht erst „Arsch“, „Sack“, „Schwanz“, „Boss“ oder sonst wie zu nennen. Haben wir alles schon gehabt und finden wir nicht einmal mehr im Ansatz lustig.“
    „Verstanden, aber wie kommen wir nun hierher?“
    „Mei, das ist komplizierter. Also, zunächst müsst ihr einmal wissen, dass wir uns hier in der Kreidezeit befinden. Lasst mich ausreden!“, fügte sie an, als sich sowohl der Mund der Soldatin als auch mein Mund öffnete. Widerstrebend schwiegen wir. „Ganz grob gesagt: In den spätern Sechzigern waren ein paar Experimente schief gelaufen. Und zwar richtig schief. Dadurch wurde ein Portal in diese Zeit geöffnet. Damit jetzt keine Saurier auf die andere Seite gelangen, sind wir hier.“
    Das klang für mich schon wie eine sehr grobe Zusammenfassung und außerdem hatte sie die wichtigste Frage, wie wir hierher gekommen sind, vollkommen ausgeklammert.
    „Nun, als das Portal entdeckt wurde, versuchte man natürlich Soldaten hindurchzuschicken. Das gestaltete sich als kompliziert, weil es sehr schwer ist, etwas durch die Zeit zu schicken.“
    Sie schien einen Moment lang zu überlegen, ob sie weitererzählen sollte und warf einen kurzen Blick zum Waldrand.
    „Naja, logischerweise starben ein paar Soldaten hier ziemlich schnell und man fand einen neuen Weg. Man schaffte es, einen Teil des Körpers mit dem Bewusstsein eines Menschen, ihr würdet es vielleicht die Seele nennen, in einen frisch Gestorbenen zu transferieren. Da man außerhalb der Zeit arbeitet, geht das sogar ganz gut.“
    Sie blickte uns nun eindeutig besorgt an und mein Verstand weigerte sich das zusammenzubauen, was uns die Ärztin erklären wollte. Langsam zog sich ein eisiges Prickeln über meinen Rücken.
    „Nun, was ich euch jetzt sage, wird euch nicht gefallen. Ihr seid tot und das schon eine ganze Weile.“
    Schock. Ich war nicht mehr fähig zu denken, nicht mehr fähig zu fühlen. Alles in mir wurde kalt und taub. Starr blickte ich auf meine Stiefelspitzen. Das machte alles keinen Sinn und es machte zugleich schon Sinn.
    „Ihr nehmt das sehr gefasst auf“, meinte Lya zu uns. „Wir hatten hier schon welche, die wollten schreiend in den Wald rennen. Also...ich würde euch jetzt gerne einen Moment für euch geben, aber damit würde ich euch keinen Gefallen tun. Kommt mit ins Lager und lasst euch neu einkleiden. Wir machen gleich Unterricht“, sagte sie mit sanfter Stimme und zog erst die Soldatin und dann mich hoch. Ich bekam davon nicht viel mit und ich glaube der anderen Rekrutin erging es nicht anders.

    Einmal editiert, zuletzt von Schreibfeder (26. Oktober 2015 um 15:58)

    • Offizieller Beitrag

    Ich konzentrierte mich nur noch darauf, einen Fuß hinter den anderen zu bekommen.

    Läuft er rückwärts Oo "vor den anderen zu bekommen?"

    Fakt war nur, dass meine letzte Erinnerung aus dieser unsäglichen Weiterbildungsschule stammt(e) und ich hier (dort)mitten im Gefecht aufgewacht bin(war).

    das „zuhause“ zu sein,

    Zuhause - das

    Das Lager war dafür verhältnismäßig klein. Es umfasste nur zwei grüne Zelte wo diverses Zeug drunter gelagert wurde, ein strahlend weißes Zelt, ich vermutete Lazarett oder Verwaltung, und noch ein knallrotes Zelt, was mir aber überhaupt nichts sagte.

    Hat das Militär nicht immer diese netten tarnfarbenen Zelte? Naja, die Dinosaurier sind vermutlich eh farbenblind und da es nicht um einen menschlichen Feind geht, spielt Tarnung sicherlich keine allzu große Rolle. ^^

    erwachten Rekruten, um sie auszuwecken.“

    aufzuwecken ?!

    sind ein paar Experimente schief gelaufen.

    waren schiefgelaufen.

    „Mei, das ist komplizierter. Also, zunächst müsst ihr einmal wissen,

    <--- So, nun wissen wir zumindest, die Ärztin stammt aus Bayern :rofl:

    Man schaffte es, einen Teil des Körpers mit dem Bewusstsein eines Menschen, ihr würdet es vielleicht die Seele nennen, in einen frisch Gestorbenen zu transferieren. Da man außerhalb der Zeit arbeitet, geht das sogar ganz gut.“

    Ich versteh nur Bahnhof?!
    Was ist denn daran weniger kompliziert, als jemanden durch die Zeit zu schicken? 8|
    Es gibt doch bereits ein Portal, weshalb sie dort sind ... weil sonst die Dinos auf die andere Seite geraten könnten, aber andererseits ist das durch die Zeit reisen auch wieder so kompliziert, dass es Wissenschaftler braucht, die es schaffen menschliche Seelen herum zu transferieren. :S
    Würde sich die Wissenschaft nicht darauf versteifen, das Reisen durch die Zeit für Elitekämpfer leichter zu machen, als die Seelen unausgebildeter Leute in Körper von Soldaten zu pflanzen, die erst aufwendig in 3 Wochen ausgebildet werden müssen? Während da überall Urzeitmonster herumrennen =O
    Naja, wobei, wenn man fast nahtlosen Nachschub an neuen Rekruten hat - shit happens, was :hmm:
    Aber wenn sie die Seele verpflanzen, warum heilt der Körper? Sind diese "Seelen" auch von Verstorbenen?
    Müssten die dann nicht so zerflettert herumlaufen, wie sie gestorben sind? Den Körper selbst nur als Hülle nutzend?
    Die Teile zuvor werfen echt ne Menge Fragen auf ?( , aber da ich nicht weiß, ob diese Geschichte überhaupt noch aktiv ist, wollte ich nur mal ein Kommi hinterlassen, da ich sie zuvor doch mal angefangen hatte zu lesen ... und das so meine Gedanken dabei waren ^^

    LG

    Jennagon

  • Jo, die ist noch aktiv, aber ich hatte beim jetztigen Teil echte Probleme den fertigzubekommen. Ich hab den übernächsten Teil hingegen schon lange fertig. Und ein paar andere Teile auch schon.

    Was deine Fragen angeht: Die werden erst nach und nach geklärt. Zum Teil auch falsche Färten gelegt, bis zum Ende. Ich bin ein fieser Geschichtenschreiber. :D
    Die Rekruten können mit den bisherigen Erklärungen auch nicht viel anfangen, wie später klar wird und dann folgen auch ganz einfache Sätze. ;)
    Nur so viel: Das Portal ist nicht einfach eine Tür, wo man durchgehen kann, sondern ein hochkomplexes und gefährliches Reiseinstrument. Aber das Portal ist halt Kernelement meiner Geschichte, deswegen werde ich hier nicht weiter was verraten.

    Bei deinen Verbesserungen: Ups. xD
    Danke, ja, er läuft natürlich nicht rückwärts.
    Übrigens: Lya stamm auch nicht aus Bayern...aber das folgt erst später. :D

    _______

    Feinfühlig geleitete Lya uns zurück in das Lager und in das große rote Zelt rein. Das entpuppte sich als Waschküche und war vermutlich auch die Kantine. Zumindest interpretierte ich die gestapelten Bierbänke so. Aus irgendeinem Grund, wurde mir beim Gedanken an fester Nahrung sofort speiübel, aber das könnte auch an der feuchtheißen Luft liegen, die so intensiv nach Waschmittel roch.
    „Rick! Klett!! Ich hab zwei Rekruten zum Einkleiden“, brüllte Lya durch den Raum. Die beiden Soldaten im Zelt blickten sofort auf.
    Der eine, Rick, schien knapp dreißig zu sein, hatte kurze blonde Haaren und schenkte uns ein ehrliches Lächeln, als er auf uns zukam. Der andere wirkte unscheinbarer, hatte etwas längere braune Haare und stolperte prompt über einen Wäschekorb. Mit seiner tollpatschigen Art war er mir sofort sympathisch.
    Kritisch beäugten sie die Reste unserer Uniformen, bis sie schließlich einstimmig sagten: „Das macht keinen Sinn mehr.“
    Ich folgte den Blicken der Soldaten und musste zugeben, dass sie Recht hatten. Meine Uniform war ja schon in einen traurigen Zustand, aber die Uniform der Rekrutin sah aus, als hätte jemand an ihr rumgeknabbert. Außerdem war unsere Kleidung über und über mit getrockneten Blut und anderen Körperflüssigkeiten verschmiert, die ich gar nicht weiter identifizieren wollte. Was mich dabei nur etwas irritierte, war die Tatsache, dass die bereits eingetrocknet waren und so aussahen als seien sie schon mehrere Tage alt.
    „Macht euch bloß nicht zu viele Umstände, einfach raus aus den Klamotten, schmeißt sie einfach auf den Boden, wir entsorgen sie dann. Wir geben euch sofort neue. Die Größen kennen wir ja“, sagte Klett freundlich zu uns und stolperte erneut über den Wäschekorb.
    Rick fügte etwas ruhiger hinzu: „Wenn ihr wollt: Dort hinten haben wir noch eine Abtrennung, die ihr rausziehen könnt. Ich weiß wie ihr euch gerade fühlt. Glaubt mir: Zieht euch saubere Kleidung an, dann geht es euch sofort besser.“
    Mit zittrigen Fingern legte ich langsam die Reste der Kleidung ab. Das Gehörte machte mich immer noch ziemlich fertig. Ich sollte also tot sein? Das machte für mich keinen Sinn. Meine letzten Erinnerungen waren aus der dämlichen Weiterbildungsakademie, wie hätte ich da sterben sollen?
    Aber andererseits sprach meine pure Anwesenheit hier eine ganz andere Sprache. Ich versuchte nicht allzu viel darüber nachzudenken, aber das war höllisch schwer.
    Um mich abzulenken warf ich einen latenten Blick auf die Rekrutin. Sie hatte einen wirklich attraktiven Körper. Ihr langes blondes Haar fiel ihr in Locken bis auf die Schultern. Nicht so wie bei Lya, die ihre zu einen strengen Pferdeschwanz gebunden hatte. Jedoch sorgte dieser Anblick für eine Regung an einer Stelle, die ich vielleicht nicht präsentieren sollte. Eilig zog ich die neue Hose hoch.
    Als ich schlussendlich fertig eingekleidet war, musste ich Rick zustimmen. Es tat gut, in etwas Sauberes zu schlüpfen, auch wenn der dicht gewebte Stoff dafür sorgte, dass mir sofort wieder der Schweiß ausbrach. Das Klima war einfach nichts für mich und in der Waschküche schon gar nicht. Innerhalb von Sekunden klebten Hemd und Hose an meiner Haut.
    Ich hörte Klett zu Rick sagen: „Zwei Rekruten auf einmal? Hatten wir schon lange nicht mehr, die Zeiten werden schlechter ...“ Plötzlich brach er ab und schien sich auf die Zunge beißen zu wollen. Als ich dann auch noch einen Hauch im Nacken spürte, drehte ich mich um und blickte prompt in die Augen des Leutnants.
    Kalt lächelnd sagte er nur: „Euer Schutzengel ist gerade nicht hier, also ab auf den Schießstand!“
    Ich wagte es nicht Einspruch zu erheben. Genau genommen, wollte ich einfach nur die Zeit totschlagen, ehe ich ins Bett gehen konnte. Es war ein alberner und kindlicher Gedanke, ... aber vielleicht würde ich ja doch noch aufwachen.
    „Zum Schießstand mit den beiden, Karl, und du lässt sie erst wiederkommen, wenn sie mit der Waffe umgehen können!“, knurrte er einen verwuschelt braunhaarigen Soldaten an, der sofort diensteifrig zwei Gewehre und zwei Decken aus einem Kistenstapel fischte.
    „Aye, Leutnant“, sagte er und sagte freundlich zwinkernd zu uns: „Na, dann kommt mal mit.“

    • Offizieller Beitrag
    Spoiler anzeigen

    „Rick! Klett! Ich hab zwei Rekruten zum einkleiden“,

    zum Einkleiden

    mit kurzen blonden Haaren und einen ehrlichen Lächeln.

    einem ehrlichen Lächeln ?(

    dass sie Recht hatten.

    recht hatten <--- klein - sie war im Recht <--- nominalisiert (glaub ich)


    die bereits eingetrocknet waren und so aussahen_ als seien sie schon mehrere Tage alt.

    , wie sollte ich da sterben sollen?

    :doofy: sollen da getut ... hätte ich da sterben sollen - klingt besser und vermeidet die Wiederholung. ^^

    dass mir sofort wieder der Schweiß ausbrach.

    :hmm: iwie liest sich der Satz komisch :hmm: "dass ich gleich wieder zu schwitzen begann" "dass bei mir sofort wieder der Schweiß ausbrach" :hmm: - ich kann es iwie nicht beim Namen nennen, aber gefühlt fehlt iwas.

    Es liest sich alles sehr flüssig, wobei die Fragen halt eben offen bleiben.
    Ich verstehe, du nutzt die kargen Informationen, die du gerade gesät hast, später dann für die altbekannte dramaturgische Wendung, sprich; fast alles, was zuvor angenommen wurde, wird über den Haufen geworfen und zwischen den Zeilen stehende Informationen erweisen sich als Wahrheiten. ^^
    Interessant, dann bin ich so ein Typ, der gleich in eine ganz andere Richtung ermittelt :rofl:
    Keine Hinweise können ja auch welche sein. ^^

    DEr Rekrut tut mir schon mal leid, ist keine angenehme Art iwo aufzuwachen und dann eigentlich festzustellen, dass man tot ist/war.
    Vor allem, wenn die Uniform es genau anzeigt, wie man vermutlich gestorben ist. <X

    Aber ich kann verstehen, wenn manche Geschichten einfach erstmal stocken, denn es ist nicht leicht immer 100% dran zu sein.

    Lg

  • Ja, bei den letzten Abschnitt...den hab ich irgendwie nicht richtig hinbekommen.
    Zu den "Recht haben"...ja, das dachte ich nämlich auch, aber meine Grammatikkorrektur war da anderer Meinung, also hab ich es so gelassen. ;)
    Aber Einkleiden wird definitiv groß geschrieben, da hast du Recht. xD

    _______

    Wir gingen nur ein gutes Dutzend Schritte aus den Zeltlager raus, als Karl schon uns anhalten ließ und zu uns sagte: „Gerade erst erwacht, richtig? Das mag jetzt alles etwas verwirrend für euch sein, aber es ist nicht so schlimm, wie es im ersten Moment scheint. Na, dann breitet die Decken aus.“
    „Hier?“, fragte ich skeptisch. Ich konnte beim besten Willen keinen Schießstand erkennen.
    „Klar. Du musst dein Denken anpassen. Hier gibt es weit und breit keine Menschenseele. Ballert einfach in den Wald hinein. Wenn ihr dabei einen der verdammten Saurier trefft, umso besser.“
    Zögernd folgten wir seinen Anweisungen und legten uns auf die Decken. Karl reichte uns die Gewehre und sagte nur knapp: „Sie sind entsichert und geladen. Atem anhalten und abdrücken. Ganz leicht.“
    Ich erinnerte mich daran, was der Soldat auf der Lichtung gesagt hatte, presste das Gewehr an der Schulter, einatmen, ausatmen, Atem anhalten, zielen und abdrücken. Mein Finger legte sich um den Abzug.
    Plötzlich ratterte eine Salve los und mähte zahlreiche Zweige um. Ich guckte verwundert auf meine Hände. Ich war das nicht gewesen.
    Mein Blick wanderte zu der Rekrutin, die ihre Waffe mit einer Mischung aus Verwirrung und nackter Panik musterte.
    Karl beugte sich zu ihr runter: „Ja, das kann schon mal passieren. Du musst an den Sicherungshebel gekommen sein. Die Waffen sind da etwas empfindlich. Gibt mir kurz das Teil, dann stelle ich es dir wieder richtig ein.“
    Flüsternd bat sie bei Karl um eine genauere Einweisung, die er ihr auch prompt gewährte. Scheinbar hatte sie sich ebenfalls in ihr Schicksal gefügt und wollte einfach nur den Tag rumkriegen. Aber ohne sich dabei versehentlich umzubringen.
    Ich legte wieder meine Hände um das warme Plastik und spannte meinen Finger am Abzug. Die Waffe bockte und ein einzelner Schuss zerriss die Stelle.
    Ich blickte auf. Nur etwas Rinde war von einer Palme geschält worden. Ein geborener Schütze war ich wohl nicht. Also legte ich mich wieder hin und atmete tief ein.
    Meine nächsten beiden Kugeln waren schon immerhin fast da, wohin ich gezielt hatte, als plötzlich Karl laut sagte: „Ach und noch was. Bleibt um Himmels Willen vom Waldrand fern. Den haben wir total vermint. Dennoch kommen dann und wann Saurier hier durch. Also Vorsicht!“
    Ich ließ meinen Blick über die dichten Palmen und Farne wandern, aber mir fiel nirgendwo ein Anzeichen für Minen auf. Kunststück allerdings, da ich von dem ganzen Militärzeug keine Ahnung hatte. Ich beäugte misstrauisch das Gewehr in meinen Händen. Es hatte Ähnlichkeit mit einer großen, wuchtigen, automatischen Schrotflinte, jedoch am Lauf mehrere Lüftungsschlitze und eine sehr robuste Abdeckung, die die Waffe noch massiger aussehen ließ, als sie ohnehin schon war.
    „Was sind das eigentlich für komische Dinger?“, fragte ich Karl.
    „Jo, die sind von Rheinmetall“, erklärte er mir mit lockerer Stimme. „Als die ersten Soldaten hier durch kamen, wurde schnell klar, dass man mit gewöhnlichen Waffen nicht allzu weit kam, also sollten die ein neues Gewehr entwickeln. Mit richtigem Wams dahinter. Das Ergebnis hältst du in den Händen. Das Rheinmetall RX17. Nettes Teil, sag ich dir. Die Basis ist das alte MG42 aus dem Weltkrieg, aber du siehst ja selbst, dass es kein MG ist. Es ist vielmehr eine Mischung aus Schrotflinte und Sturmgewehr. Ideal um auf Saurierjagd zu gehen. Die alten Varianten waren so schwer, dass man sie nur zu zweit bedienen konnte, kein Vergleich zu den heutigen Modellen. Aber damals ging es nur darum, das Portal zu sichern, da konnte man noch Abstriche hinnehmen. Jetzt nicht mehr.“
    Als er meinen Blick bemerkte, stellte er sofort richtig: „Das war lange vor meiner Zeit. Ich bin auch erst seit vier Jahren hier.“
    Ich vermerkte im Geiste etwas anderes. Es gab also ein Portal und es stand offenbar noch offen. Ich hatte mir bislang noch keine großen Gedanken darüber gemacht, aber es könnte ein Weg hier raus sein. Vorausgesetzt natürlich, ich könnte herausfinden, wo es stand.

  • Spoiler anzeigen

    Klett war zwar nicht so charismatisch wie Rick, aber wirkte auf einer tollpatischen Art dennoch sympathisch.

    eine / seine
    tollpatischen Art? Ich denke, das sollte tollpatschige Art heissen...

    „Euer Schutzengeln ist gerade nicht hier, also ab auf den Schießstand!

    Schutzengel

    Wir gingen nur ein gutes Dutzend Schritte aus den Zeltlager raus, als Karl schon uns anhalten lässt und zu uns sagte

    liess (du schreibt in der Vergangenheit)

    Neben mit knatterte plötzlich eine Salve los und mähte zahlreiche Zweige um. Ich warf einen überraschten Blick auf die Rekrutin, die das bestimmt nicht mit Absicht getan hatte, wie ihr bleiches Gesicht verriet. Sie ließ sich sofort von Karl eine genauere Einweisung geben. Scheinbar hatte sie sich ebenfalls in ihr Schicksal gefügt und wollte einfach nur den Tag rumkriegen.

    mir
    Salve musste ich zuerst googeln, um herauszufinden, was das ist. Ich denke du solltest für Leser, die nicht so Militär-Bewandert sind, den Begriff erklären oder ganz weglassen. Ausserdem: Interessiert sich dein Prota auch für Waffen und so Zeugs? Weil sonst kann er ja auch nicht wissen, was eine Salve ist (in diesem Satz wird ja das beschrieben was er sieht und denkt). Dass du später Karl von den verschiedenen Gewehren reden lässt, ist allerdings ok, weil es ja klar ist, dass er sich damit auskennt.

    Meine nächsten beiden Kugeln waren schon immerhin fast da, wohin ich gezielt hatte, als plötzlich Karl laut sagte:

    Das tönt irgendwie merkwürdig. Ich würde das in "Meine nächsten beiden Kugeln trafen immerhin schon fast da, ...)

    „Ach und noch was. Bleibt um Himmels Willen vom Waldrand fern. Den haben wir total vermint. Dennoch kommen dann und wann Saurier hier durch, also vorsichtig.“

    "Also vorsichtig" tönt doof. Entweder musst du schreiben "also Vorsicht" oder "also seid vorsichtig".


    Ja, ich denke zu den beiden Teilen gibt es nicht viel zu sagen. Es haben sich ein paar Fehler eingeschlichen, alles aber nichts Weltbewegendes :D
    Mir gefällt vor allem der Schluss, weil dein Prota da so wie auch selbst anfängt zu denken (mir fallen gerade keine besseren Worte dafür ein), und nicht immer auf "Was ist bloss passiert? Was geschieht mit mir?" setzt.

    Lg Lyn

    Ewigkeit

    Stell dir eine Stahlkugel vor, die so gross ist wie die Erde. Und eine Fliege, die sich einmal in einer Million Jahren darauf niederlässt. Wenn die Stahlkugel durch die damit verbundene Reibung aufgelöst ist, dann … ja dann … hat die Ewigkeit noch nicht einmal begonnen!

    – David Lodge, 1993

  • Interessante Anmerkungen, @Lyn, danke.
    Eine Gewehrsalve ist jetzt kein besonderes Fachwort. Der Prota weiß ja auch, was eine Schrotflinte ist, hat also schon minimale Kenntnisse. Ich denke, ich werde das so stehen lassen.

    Danke für die restlichen Anmerkungen, sie sind sehr gut. Ich werde sie dann so einpflegen. Ich denke morgen oder übermorgen lade ich den neuen Teil hoch. Ich muss daran noch etwas basteln. ;)