Die Todgeweihten (Zeitreise)

Es gibt 246 Antworten in diesem Thema, welches 85.727 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (5. November 2019 um 18:29) ist von Schreibfeder.

  • Die nächsten Teile sind fertig und werde ich die Tage dann nach und nach hochladen.

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    „Oh“, sagte plötzlich Karl laut. Als ich aufblickte, sah ich Lya strammen Schrittes durch das Gras kommen. Ich legte das Gewehr auf die Decke und stützte mich auf die Ellenbogen auf. Das konnte jetzt durchaus interessant werden.
    „Was fällt dir eigentlich ein, mir meine Rekruten wegzuschnappen?“, fauchte sie Karl an, kaum dass sie angekommen war.
    „Tut mir leid, ich dachte, das wäre so mit dem Leutnant abgesprochen gewesen“, gab er entschuldigend zur Antwort und hob defensiv die Hände. Lya schien niemand zu sein, mit dem man sich hier gerne anlegte.
    „Das Schießtraining ist beendet“, sagte sie mit grober Stimme zu Karl und wandte sich dann uns zu. Mit vollkommen veränderter Stimme sagte sie freundlich: „Ich hab die anderen Rekruten zusammengetrommelt. Kommt rüber, der Unterricht beginnt dann gleich.“
    Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich war mir nur nicht sicher, ob ich tatsächlich hören wollte, was sie uns erzählen würde. Die letzten Informationen hatten mir fürs erste gereicht. Aber es war allemal besser, als mit einer bockigen Waffe hirnlos Löcher in den Wald zu ballern. Das hoffte ich zumindest.
    Als uns Lya über die Wiese zurück zu den Zelten führte, blickte ich mich erneut um. Ich fragte mich, warum sie sich eine solche Mühe machten ein so großes Gebiet niederzubrennen und komplett zu entlauben, wenn sie ihr Lager dann doch am Waldrand aufschlugen. Minenfelder hin oder her, aus Sicherheitsgründen konnte der Standort nicht gewählt worden sein.
    „Ich hab ein paar Soldaten gebeten einen Pavillon aufzubauen, deswegen war ich kurz weg“, riss mich Lya aus meinen Gedanken. Ich hatte kurz das Gefühl, dass mir etwas Wichtiges entschlüpft war, aber meine Höflichkeit überwog.
    „Kein Problem“, sagte ich.
    „Hat einen Moment gedauert, die anderen Rekruten aufzutreiben. Aber nun sind wir ja vollzählig und können beginnen.“
    Sie führte uns unter ein großes Dreieckstuch, wo drei weitere Soldaten auf uns warteten. Ein etwas Hibbeliger mit einer Kurzhaarfrisur, einen hageren Typen mit griesgrämigem Gesichtsausdruck und zuletzt einen mit kräftigen Oberarmen, die mit seinen blondierten Haaren um die Wette glänzten.
    „Wartet einen Augenblick, ich muss eben was abklären“, sagte sie zu uns und war gleich wieder verschwunden. Ich warf einen erneuten Blick auf das Lager und fragte mich so langsam, wo die Soldaten hier denn überhaupt schliefen. Ich kannte jetzt drei der vier Zelte und das weiße Zelt war viel zu klein, als das dort ein Schlafquartier sein konnte. Es gab keine Straße und auch keinen Hubschrauberlandeplatz. Das hieß, dass die Soldaten auf jeden Fall dauerhaft hier stationiert waren. Ich hoffte bloß, dass sie nicht ernsthaft auf der Wiese campieren würden. Nachts würde es bestimmt auch hier, in dieser tropischen Zone, sehr frisch werden. Geschweige denn die Risiken von irgendwelchen exotischen Insekten und den Sauriern.
    „Ich müsste doch gar nicht hier sein“, maulte der Soldat mit dem Kurzhaarschnitt auf.
    „Oh doch, das musst du!“, gab Lya zurück, die prompt zurück unter die Zeltplane trat. „Du bist sechzehn, Tom, und mir ist vollkommen egal wie alt dein Körper ist.“
    „Sechzehn?“, fragte ich zweifelnd. Für mich sah der Junge aus wie fünfundzwanzig. Aber dann fiel mir wieder diese Geschichte mit dem neuen Körper ein. Scheinbar war das Alter zweitrangig.
    Mit einer unbestimmten Bewegung in meiner Richtung erklärte Lya: „So langsam werden die Soldaten knapp und da wird man flexibel.“
    „Aber es gibt doch genug alte Leute...“, begann ich, doch wurde sogleich von ihr unterbrochen. „Das geht nicht, sie müssen im ähnlichen Alter sein wie der Wirtskörper. Und jetzt überleg mal, wie viele Menschen du kennst, die ungefähr in deinen Alter, gestorben sind, die dieselbe Blutgruppe haben wie du und dessen DNA sich zumindest noch deiner ähnelt.“
    „Ähm“, stotterte ich. Das war exakt Null. Mal abgesehen davon, dass ich absolut keine Ahnung hatte, inwieweit ich einen anderen Menschen genetisch ähnlich war. Wer auch immer diese Transfers durchführte, musste ein beängstigend großes Wissen und Netzwerk zur Verfügung haben.
    „Mei ...“, nörgelte Tom los, aber auch dieses Mal fuhr Lya dazwischen. „Nein, ich diskutiere das jetzt nicht mit dir!“
    Beide sprachen nun mit ihren bayrischen Dialekt aufeinander ein und ich schaltete geistig ab. Lieber warf ich einen genaueren Blick auf die Rekrutin neben mir. Sie hatte ein wirklich hübsches, herzförmiges Gesicht. Sanft geschwungene Wangenknochen und eine ziemlich niedliche Nase. Das war mir bislang nicht einmal richtig aufgefallen. Anfangs war ich zu geschockt, dann hatte ich mir nicht so recht getraut, sie direkt anzuschauen. Aber jetzt wo ich sie sah, musste ich mir selbst eingestehen, dass ich da eine echte Schönheit an meiner Seite hatte und es bislang noch nicht einmal bemerkt hatte. In manchen Dingen war ich einfach ein Hohlkopf.
    „Hi, ich bin Anna“, flüsterte sie mir zu.
    „Ich dachte, wir sollten uns neue Namen ausdenken?“, fragte ich leise zurück. Ihr Name schien mir nämlich dafür ein wenig zu gewöhnlich zu sein.
    „Ich sehe keinen Grund meinen Namen zu ändern“, gab sie hoheitsvoll zu. „Lisa denkt da genauso drüber“, fügte sie an und nickte in Richtung des unglücklichen Soldaten.
    „Lisa?“, fragte ich zweifelnd. Erst jetzt erkannte ich, dass der vermeidlich griesgrämige Soldat in Wirklichkeit weiblich war. Meine Beobachtungsgabe konnte ich heute völlig vergessen. Jetzt, wo ich sie näher betrachten konnte, fand ich auch Lisa auf eine gewisse Art hübsch, aber sie war nicht mein Typ.
    Lya räusperte sich vernehmlich. Scheinbar hatte sie die Diskussion gegen Tom gewonnen.

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    Aber es war allemal besser, als mit einer bockigen Waffe hirnlos Löcher in den Wald zu ballern.

    Ich weiss nicht... Ich finde das Löcher-in-den-Wald-ballern nicht so eine schöne Metapher, aber das ist Geschmacksache. Keine Ahnung, ich würde glaube ich Löcher-in-Luft-ballern besser finden, doch da es deine Geschichte ist, halte ich mich dem bezüglich raus ^^

    Und jetzt überleg mal, wie viele Menschen du kennst, die ungefähr in deinen Alter, gestorben sind, die dieselbe Blutgruppe haben wie du und dessen DNA sich zumindest noch deiner ähnelt.“

    Das klingt irgendwie merkwürdig. Kann aber sein, dass es an mir liegt. Ich fände "...DNA sich zumindest ansatzweise deiner ähnelt"

    Hehe... Da hat sich wohl dein Prota in diese Anna verliebt, nicht wahr?
    Mal sehen, worauf sich dieser Unterricht bezieht. Mir gefällt, das Lya sichtbar die "mächtigste" Person im Lager ist.

    Ja, weiss nicht, was ich sonst noch sagen soll :hmm:

    Oh, jetzt weiss ich was: Weiter so!!

    Ewigkeit

    Stell dir eine Stahlkugel vor, die so gross ist wie die Erde. Und eine Fliege, die sich einmal in einer Million Jahren darauf niederlässt. Wenn die Stahlkugel durch die damit verbundene Reibung aufgelöst ist, dann … ja dann … hat die Ewigkeit noch nicht einmal begonnen!

    – David Lodge, 1993

  • Du hast absolut recht, Lyn, beide Sätze machten auch mir Kopfzerbrechen, ich fand sie ein wenig "unrund", aber ich fand keine bessere Formulierung dafür.

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    „Ihr habt sicher einen Haufen Fragen, fangen wir also an. Die Erste dürfte sein, wie diese Portale überhaupt entstanden sind. Also, die genaueren Umstände weiß ich selbst nicht, die sind logischerweise geheim. Ich kann nur sagen, dass es ein fehlgeschlagenes Experiment war. Es muss irgendwas sein, was man recht leicht hinbekommt, denn viele Nationen machten damals den Fehler ...“
    „Es gibt mehr als nur ein Portal?“, kombinierte ich geschickt und fiel ihr damit versehentlich ins Wort.
    „Ja.“
    „Von wie vielen Portalen sprechen wir hier?“
    „Derzeit müssten es vier sein.“
    „Derzeit? Es gab also noch mehr?“
    „Ein paar wurden wieder geschlossen. Sind euch die Atombombentests bekannt?“
    „Ja, klar.“
    „Man weiß ja nie, wie gut die Allgemeinbildung der Rekruten heutzutage ist. Also gut. Die Atombombentest hatten eigentlich den Hintergrund, genug Energie frei zu setzten, damit das Portal wieder erlischt.“
    „Es gab doch gut zweitausend Atombombentest“, sagte ich mit gerunzelter Stirn.
    „Ungefähr“, stimmte mir Lya zu und fügte an: „Das sollte euch eine Vorstellung davon geben, wie viel Kraft nötig ist, um auch nur ein Portal zu schließen. Und jetzt stellt euch das Ganze mal in Deutschland vor.“
    „Oh.“
    „Ganz genau. Darum sind wir hier. Um zu verhindern, dass irgendwas auf die andere Seite kommt, weil wir schlichtweg keine anderen Alternative haben.“
    „Was kommt denn auf uns zu?“, stellte Anna die nächste Frage.
    „In erster Linie haben wir hier Probleme mit den Reps. Also, das sind Raptoren“, erklärte Lya. „Wir kennen drei verschiedenen Unterarten, die sich in Größe und Farbe unterscheiden. Also einmal die ganz kleinen, etwa hühnergroßen. Ihr erkennt sie an leichtesten an ihrer rostbraunen Farbe. Die sind die gemeinsten, zudem höllisch flink und greifen immer in Gruppen an.“
    „Wie bekämpfen wir sie? Einfach drauf losballern und das Beste hoffen?“, wollte Anna als nächstes wissen.
    „Ja und Nein.“
    „Wie bitte?“
    „Saurier sind nicht dumm. Es wird zwar behauptet sie wären es, aber es trifft nicht für die kleinen Beutegreifer zu. Reps,... also die Raptoren, sind intelligente und geschickte Läufer. Sie werden stets versuchen, zwischen eure Linien zu kommen, damit wir kein vernichtendes Sperrfeuer loslassen können. Das bedeutet, dass ihr ebenso geschickt euch in ein freies Schussfeld bewegen müsst. Alles klar?“
    „Scheiße“, murmelte ich, als ich mir vorstellte, was für ein Chaos und wildes Gerenne bedeutete. Und das alles zwischen Pulverrauch, umherzischenden Kugeln und hechelnden Dinos.
    „Der Erste hat es begriffen“, erkannte Lya. „Ja, es ist ein furchtbares Durcheinander, ihr müsst stets versuchen euch mit den anderen abzustimmen, deshalb ist die Sterblichkeit hier bei uns auch so hoch. Aber keine Sorge, wir bringen euch alles bei, was ihr hier zum Überleben braucht.“
    „Und was wäre das?“, wollte Lisa mit genervter Stimme wissen.
    „Zunächst einmal, auf was ihr hier alles achten müsst. Wo sich Saurier normalerweise herumtreiben und verstecken, wann die Wanderungen der Dinosaurier beginnen... Ja, es gibt Dinosaurierwanderungen und die sind hochgefährlich. Was hier essbar ist und was giftig. Insektenstiche und Krankheiten, die ihr sofort melden müsst. Und schließlich auch, wir ihr mit euren Gewehr umgehen sollt. Ich weiß nicht, ob man es euch erzählt hat, aber die sind von Rheinmetall und etwas trickreich in der Anwendung.“
    „Na, das kannst du laut sagen“, pfiff Anna durch die Zähne und ich wusste, dass sie an den verunglückten Feuerstoß während des Schießtrainings dachte.
    Lya lächelte verständnisvoll. Sie wusste scheinbar ganz genau, was uns gerade durch den Kopf ging.
    „Keine Sorge“, sagte sie. „Ihr bekommt noch eine vernünftige Ausbildung auf den Waffen. Aber zu einen Zeitpunkt, den ich bestimme und niemand sonst. Achja, und noch was, was ich euch wohl noch sagen muss. Ihr tragt rote Kragenspiegel und blaue Schulterabzeichen. Die sind ein Zeichen dafür, dass ihr Rekruten seid. Ihr dürft nie vergessen, dass eure Körper vorher jemand anderes gehört hatte. Und das waren fast immer gute Freunde und Kameraden. Die meisten hier sind schon zu abgebrüht, der Tod gehört hier draußen zum Leben dazu, aber es ist sehr gut möglich, dass ihr feststellt, dass euch jemand traurig hinterher guckt. Seid darüber nicht allzu irritiert und übt Nachsicht.“
    Sie hing Poster von drei verschiedenen Sauriern auf. „Dann weiter mit dem Unterricht. Die kleinsten Reps habe ich schon erwähnt, einige nennen sie auch Alphas. Sie sind hier unser Hauptproblem, da zahlreiche ihrer Nester bei uns in der Nähe liegen. Daher übrigens auch der Name unseres Lagers.“
    Sie zeigte auf den nächsten Dinosaurier, der etwas größer als der erste war, aber von Körperbau her identisch. Nur ihre gelbgrüne Färbung unterschied die beiden Rassen deutlich.
    „Die hier werden auch Betas genannt, aber sie sind recht selten. Die dritten hier, die Gammas, sind höllisch gefährlich. Sie sehen nicht nur so aus wie übergroße Alphas, sondern können sogar mit ihnen kooperieren.“
    Diese Rasse hatte ich bereits gesehen. Das Vieh hat mir quasi ins Gesicht gelächelt. Auch die kleinen Gelbgrünen hatte ich schon verstreut auf der Wiese gesehen. Natürlich waren die da schon alle tot und je länger ich Lya zuhörte, desto glücklicher wurde ich darüber.
    Scheinbar waren Raptoren äußerst fiese Jäger, die auch mühelos größere Beute angriffen. Dafür nutzten sie ihre Sprungmuskeln, ihre Geschwindigkeit und ihre Flinkheit aus, um sich schnell ihrer Beute zu nähern. Wenn sie nahe genug dran waren, sprangen sie auf ihr Ziel, stießen ihre Krallen tief in das Fleisch und kletterten teilweise sogar an den Körper hoch, damit sie ihn die Kehle rausreißen konnten. Wenn sie nicht ihre Krallen einsetzten konnten, sprangen sie alternativ auf Höhe der Taille und rissen einen mit ihren rasiermesserscharfen Zähnen die Bauchhöhle auf. So oder so waren sie im Nahkampf von einem Menschen nicht zu bezwingen. Unsere einzige Chance war es, uns selbst rechtzeitig Feuerschutz zu geben. Und natürlich die Dinosaurier schnell genug im Gras zu erkennen, wo uns unsere Größe wiederum zum Vorteil gereichte.
    Der Nachteil war, dass auch die Raptoren stets in Gruppen angriffen und die Absprache untereinander mindestens genauso gut beherrschten wie wir. Es war noch nicht möglich, die Kommunikation der Reps zu stören. Sie kommunizierten mit Klick, Knurr und Fieplauten in einer Komplexität, die wir nicht verstanden. Eine Überlagerung der Frequenzen hätte uns mehr gestört als sie. Genauso wenig, wie man sie mit Gerüchen vertreiben konnte. Es war auch nicht möglich sie zu vergiften. Sie setzten Vorkoster ein, wie auch Ratten es taten. Natürlich konnte man sie bombardieren, aber das brachte nur kurzfristig Entspannung. Solange sich saftige Beute in der Nähe befand, und Menschen waren für die nichts anderes, vermehrten sie sich unkontrolliert. Und es war ein schmarotzerisches Wachstum. Wenn es nicht genug Beute gab, wurden sie aggressiver und griffen ausgehungert alles an, was sie fanden.
    „...und das wiederum sorgt dafür, dass auch wir Patrouillen aussenden müssen, um regelmäßig die Bestände der Saurier zu vernichten“, schloss Lya ihren Bericht ab. Inzwischen war die Sonne im Begriff unterzugehen. Das Licht schimmerte rötlich durch die Dreiecksplane. Lya rollte die Poster von den Raptoren ein und legte sie sorgfältig auf eine Kiste.
    „Es ist spät geworden. Ich glaube ich zeige euch jetzt am besten wo ihr schlaft.“

  • Wir gingen in das weiße Zelt hinein, von dem ich anfangs annahm, es wäre vielleicht das Lazarett. Aber als wir eintraten, war das Zelt komplett leer. Nur im Boden war eine Luke eingefügt.
    Ich hätte mir selbst gegen die Stirn klatschen können. Natürlich war der sicherste Ort vor Saurierangriffen ein unterirdischer Bunker. Ein zuverlässiger Rückzugsort, vor allen, wenn man beruhigt schlafen will.
    Langsam kletterten wir die Leiter herunter und standen dann in einen muffigen, kleinen Vorraum, der mit Linoleum ausgelegt war. Besonders tief war der Bunker nicht gegraben, aber vor Bomben musste er auch nicht schützen. Alleine schon die Leiter würde die meisten Raubtiere vor einem unüberwindbaren Hindernis stellen. Hoffte ich zumindest.
    „Hier auf der rechten Seite ist unsere Werkstatt“, gab Lya Auskunft und deutete nachlässig auf ein Stahlgitter, was die ganze Wand dominierte. Es gab es noch zwei weitere Türbögen, zu denen Lya aber nichts sagte. Sie zeigte stattdessen auf ein riesiges Schuhregal, wo knapp hundert Stiefel aufgereiht waren. „Hier zieht ihr bitte eure Stiefel aus. Falls sie dreckig sind, haben wir hier noch eine Waschbürste und Putzzeug. Falls eure Kleidung schmutzig sein sollte, werft sie bitte in die Wäschekiste. Dann findet ihr dort eure frische Uniform“, erklärte sie und deutete auf ein großes, dunkel gebeiztes Regal, wo auf kleinen Goldschildchen Nummern standen. Der starke Politurgeruch im Vorraum stammte ganz offensichtlich daher.
    Lya wandte sich an Anna und mich: „Du hast die eins und du die drei, Lisa hat die fünfzehn, Zach du kennst ja deine achtzehn und du Tom deine sechzehn. Gut, dann zieht mal eure Stiefel aus, damit wir weiterkommen.“
    „Gut, aber warum?“, wollte ich wissen, während ich meine folgsam in das Schuhfach mit der drei schob.
    „Das hat alles mit gegenseitiger Rücksichtnahme zu tun, wir hängen hier auf engsten Raum und wir müssen uns hier möglichst wohl fühlen. Wenn alle sauber gekleidet und gewaschen sind, ist schon viel gewonnen.“
    Das leuchtete mir ein und wir schritten durch den Türbogen gegenüber der Werkstatt, das nur von einem schweren Tuch verhangen war. Dahinter verbarg sich ein langer Schlafsaal.
    Der Raum hatte für einen Bunker typische gewölbte Decke und auch die Wände wiesen eine leichte Krümmung auf. Am anderen Ende des Raumes konnte man einen Waschraum erahnen, da das Rauschen von ein halben Dutzend Duschen zu hören war. Zusätzlich lief eine wuchtige Klimaanlage im Hintergrund, die den Raum auf eine angenehme Temperatur runterkühlte.
    Ich verstand nun was Lya mit der Reinlichkeit gemeint hatte, da der Raum freundlich und sauber wirkte, auch wenn er unter der Erde lag und ungefähr fünfzig Soldaten beherbergte. Selbst die Luft roch frisch. Keine Spur von Moder, nur ein leichter Hauch nach Seife und Feuchtigkeit, der von den Duschen rüberwehte.
    Überall an den Wänden standen die Betten aufgestellt, jeweils mit dem Kopfende zur gewölbten Wand und stets blieb ein guter Meter Platz dazwischen frei. Nur der Mittelgang war mit den zwei Metern deutlich breiter. Die Betten waren alle mit sauberen, weißen Laken bespannt und waren recht großzügig geschnitten. Es wirkte hier eher bequem, denn beengt, trotz der Verhältnisse.
    Lya wandte sich an Anna und mir, und wies uns die Betten direkt neben den Eingang zu. „Ihr beide schlaft hier unten. Lisa, da hinten am anderen Ende. Zach, du weißt ja, wo du schläfst. Lass das Grinsen, Rick! Hör auf zu geifern, Moor! Und du, Stick, hör auf zu glotzen! Wird morgen noch ein interessanter Ausbildungstag werden, also nutzt die Gelegenheit um euch richtig auszuschlafen. Gute Nacht.“
    „Wir schlafen alle hier gemeinsam in diesen Raum?“, fragte Anna mit überschlagender Stimme, doch Lya war schon gegangen. Rick kam auf uns zu, der wohl das Bett neben mir hatte.
    „Natürlich“, sagte er. „Du gewöhnst dich ziemlich schnell daran. Ist nicht so schlimm, wie du vielleicht denkst. Wir bilden eine feste Gemeinschaft. Jeder könnte Morgen das Leben des anderen retten, glaub mir, das schweißt zusammen.“
    „Aber, aber, aber“, stotterte Anna unbeholfen, doch Rick sprach mit ganz sachlicher Stimme weiter: „Wir sind Soldaten, hier gibt es feste Regeln. Jeder schläft angezogen und zwar in seinem Bett. Ansonsten gibt es an deinen Körper nichts, was wir nicht schon gesehen haben. Für alle Fälle kannst du dich aber auch im Bad umziehen. Da haben wir eine feste Einteilung.“ Er deutete auf eine Uhr über der Badezimmertür, die jeweils zur Hälfte in rot und in blau lackiert war. „Rot ist für Frauen, blau ist für Männer. Kann auch schon mal tauschen, aber das erfährt man dann früh genug. Ansonsten sehen wir das hier alle relativ locker.“
    Erleichtert nickte Anna und ich warf einen Blick auf das weiße Baumwollbettzeug.
    „Betten machen gehört wohl auch zu unseren Pflichten?“, fragte ich ihn, der das auch sofort bestätigte: „Genau. Jeden Morgen muss es beim Antreten in tadellosen Zustand sein.“
    „Damit hab ich kein Problem“, erklärte Anna lächelnd, schnappte sich ihr Zeug und verschwand in Richtung Badezimmer.

  • Spoiler anzeigen

    „Ein paar wurden wieder geschlossen. Sind euch die Atombombentest bekannt?“

    Ist das der Plural? Es kann schon sein, aber für mich klingt es ein bisschen merkwürdig.

    Aber zu einen Zeitpunkt, den ich bestimmt und niemand sonst.

    bestimme

    Die kleinen Geldgrünen hatte ich schon verstreut auf der Wiese gesehen, wo ich aufgewacht bin.

    Gelbgrünen (weil von Geldgrün hab ich noch nie was gehört ;) )

    Lya wandte sich an Anna und mir, und wies uns die Betten direkt neben den Eingang zu.

    mich

    Ich finde es schön, wie du dem Leser die Informationen "verfütterst". Es ist auch meiner Meinung nach genau das richtige Mass, denn bei mehr würde man durcheinanderkommen. Auch deine Überlegung zum Bunker finde ich einleuchtend. Du beschreibst ihn gut, doch was mir ein bisschen fehlt, ist der Geruch. Wie recht es in so einem Bunker? Kann man die Erde immer noch riechen trotz der Lüftungsanlage?
    Ja, das einfach mal zu meinen Gedanken.

    Ewigkeit

    Stell dir eine Stahlkugel vor, die so gross ist wie die Erde. Und eine Fliege, die sich einmal in einer Million Jahren darauf niederlässt. Wenn die Stahlkugel durch die damit verbundene Reibung aufgelöst ist, dann … ja dann … hat die Ewigkeit noch nicht einmal begonnen!

    – David Lodge, 1993

  • Du hast absolut recht, Lyn. Es passiert mir manchmal leider, dass ich vergesse die Gerüche mit aufzuschreiben. Ich habe es verbessert.

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    „Auch ich hab damit kein Problem“, sagte ich und begutachtete die kurzen Schlafklamotten, die jemand auf meinem Bett bereitgelegt hatte. Schließlich war ich ein echter Ordnungsfanatiker, zumindest in meinen alten Leben. Auch wenn es hier nicht wirklich viel aufzuräumen gab. Nur ein Bett mit einer geräumigen Schublade darunter und das war es auch schon.
    „Pass besser auf“, ermahnte mich Rick. „Der Leutnant ist da etwas kompliziert in diesen Dingen.“
    Als er unseren Vorgesetzten erwähnte, fiel mir etwas anderes ein, was ich mich heute schon gefragt habe: „Sag mal: Der Leutnant und Lya ... sind die zusammen?“
    Er grinste breit. „Scheint fast so, was? Aber nein, sie ist seine Tochter.“
    Mit blieb der Mund offen stehen, was Rick sofort bemerkte. „Ja, die beiden sind wie Feuer und Wasser, ich weiß.“
    Dann schlich sich ein nachdenklicher Zug in seinen Gesichtsausdruck. „Ich weiß nur nicht, ob sie das mit Absicht so macht. Ich würde es ihr glatt zutrauen. “
    „Warum?“
    „Lya ist hier geboren. Guck nicht so. Ja, sie ist eine der ersten Menschen, die in der Kreidezeit geboren wurde. Ihre Mutter und Storm entfremdeten sich aber mit der Zeit und als sie starb, nahm Lya ihren Platz ein. Und auch ihre Einstellung zum Leutnant.“
    „Wer ist Storm?“, stellte ich ihn irritiert die erstbeste Frage die mir dazu einfiel.
    „Als er hierher kam, nannte er sich Storm. Also den Leutnant meine ich. Du weißt ja, dass er einer der ersten Soldaten hier war.“
    „Bei Storm denke ich immer zuerst an X-Men.“
    „Er hat seinen Namen schon bedeutend länger, als das Zeug überhaupt existiert.“
    „Schon okay“, lenkte ich ein und fing an mich umzuziehen. „Aber zu Lya: Wieso ist sie hier geboren? Sie klingt doch so bayrisch.“
    „Das ganze Lager sprach früher nur bayrisch“, erklärte Rick lachend. „Ihre Mutter war eine waschechte Bayrin. Betriebswirtin, keine Soldatin. Aber sie gehörte auch zu der ersten Welle, die hier rüber kam. Der Leutnant und sie begannen eine leidenschaftliche Affäre, die ebenso leidenschaftlich wieder in die Brüche ging. Sie zog Lya alleine auf, darum auch der Dialekt. Drüben im anderen Schlafsaal.“
    Er deutete unbestimmt gegen die Wand und ich erinnerte mich an die dritte Tür, die ich gesehen hatte. Neben uns kam Anna umgezogen zurück. Nun trug sie eine Art graublaues T-Shirt mit kurzer Hose und hörte ebenfalls gespannt Rick zu, als er weiter erklärte: „Dort leben diejenigen, die eine Familie gründen wollen. Da haben sie etwas mehr Privatsphäre. Du verstehst was ich meine. Und um wieder auf Lya zurückzukommen; Ihre Mutter hatte nach der ganzen Geschichte nur noch Hass für den Leutnant übrig. Frag mich bitte nicht wieso. Auf jeden Fall hetzte sie ihre Tochter dementsprechend auf, darum auch die Stimmung zwischen den beiden.“
    „Verstehe, da mischt man sich besser nicht ein“, sagte ich langsam. Das erklärte auch die vorsichtige Reaktion von Karl beim Schießtraining. Was mich wiederum auf eine andere Sache brachte. Ich ließ mich auf die Bettkante nieder und sagte nachdenklich: „Ich glaub ich nenne mich Torn.“
    „Wie kommst du darauf?“, wollte Rick von mir wissen.
    „Ohm, ich weiß nicht. Ich bekomme einfach nicht mehr das Lied „Torn“ aus dem Kopf, von einer Natalie Irgendwas. Ich hatte das mal bei einen Ballerspiel gehört und denke da jetzt jedes Mal dran, wenn ich ein Gewehr sehe. Außerdem ist es meinen eigentlichen Namen immerhin noch ähnlich, ich würde also recht schnell darauf hören und mich daran gewöhnen.“
    „Gute Wahl“, sagte Rick anerkennend. „Hast dir ja viele Gedanken drum gemacht. Gefällt mir.“
    Ich gab lieber nicht zu, dass mir die Erläuterungen erst eingefallen sind, als ich sie ausgesprochen habe. Rick schien aber eine gute Wissensquelle zu sein und eine Sache beschäftigte mich schon den ganzen Abend über.
    „Kannst du mir noch eine andere Sache erklären?“, fragte ich daher Rick, der gerade die Decke zurückschlug.
    „Klar schieß los.“
    „Eines verstehe ich nämlich nicht. Wenn es so leicht war ein Portal zu öffnen, wieso ist es dann so schwer es wieder zu schließen?“, fragte ich ihn. Auch Anna schien plötzlich sehr hellhörig zu werden und richtete sich in ihrem Bett auf.
    „Wie erkläre ich es euch am besten“, fing er an und schien einen Moment lang nachzudenken. „Ah, ich hab’s. Stelle dir vor, es wäre Sturm. Der Wind drückt richtig gegen deine Haustür. Der Wind wäre die Zeit und das Experiment wäre so, als wenn du die Tür öffnen würdest. Erst hast du einen kurzen Widerstand, aber dann reißt der Wind dir die Tür quasi aus den Händen.“
    „Alles klar“, sagte ich.
    „So und jetzt überleg mal, wie viel Mühe es dir machte, die Tür zu öffnen und wie viel Kraft du brauchst, um sie wieder zu schließen.“
    „Au“, murmelte ich und verstand was er mir sagen wollte.
    „Tja, und damit wünsche ich euch eine gute Nacht“, sagte er abschließend und ich konnte hören, wie er sich im Bett rumwälzte. Das Licht wurde automatisch gedämmt und der große Raum kam langsam zur Ruhe. Auch ich ließ mich zögernd auf mein Kopfkissen sinken. Es war recht bequem, aber obwohl das Licht inzwischen ziemlich schwach war, konnte ich einfach nicht einschlafen. Zu viele Dinge schwirrten mir im Kopf herum und nur wenig war davon angenehm.

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    Der Wind wäre die Zeit und das Experiment wäre so, als wenn du die Tür öffnen würdest.

    Warum wäre der Wind die Zeit? Sorry, bin ein wenig schwer von Begriff

    Zu viele Dinge schwirrten mir im Kopf herum und nur wenig war davon angenehm.

    wenige waren (Dinge ist ja im Plural)

    Der letzte Teil ist jetzt auch super (also das mit dem Geruch)!

    Dieser Teil ist auch wieder eher so ein Informations-Vermittler, und das ist auch gut so. So langsam hat man auch das Gefühl, deine Welt zu verstehen und richtig dort zu sein. Und jetzt weiss man auch, was es mit Lya auf sich hat.
    So langsam kommt bei mir aber auch das Bedürfnis nach ein wenig mehr Action. Ich weiss nicht, wie es weiter geht, und daher will ich nicht im Vorhinein kritisieren. Diese Dinos mal "live" zu sehen, wäre schon cool (naja, für deinen Prota wohl eher nicht so, aber egal). Jetzt hat man so viel von denen gehört aber nur welche tot auf dem Feld rumliegen sehen :assaultrifle:
    :thumbsup:

    Ewigkeit

    Stell dir eine Stahlkugel vor, die so gross ist wie die Erde. Und eine Fliege, die sich einmal in einer Million Jahren darauf niederlässt. Wenn die Stahlkugel durch die damit verbundene Reibung aufgelöst ist, dann … ja dann … hat die Ewigkeit noch nicht einmal begonnen!

    – David Lodge, 1993

  • Keine Sorge. Die Reps sehen die (zu deren Leidwesen) noch bevor deren Grundausbildung beendet ist. Aber zunächst noch etwas zum Lagerleben. ;)

    Oh, ich dachte, das wäre schon so einfach wie möglich erklärt: Du musst dir die "Zeit" wie einen Sturm vorstellen, der vor deiner Haustür tobt. Und dann kommt halt ein Depp und öffnet die Tür. ;)
    Das Resultat ist also ein komplettes Chaos und ein Portal, was durch die Zeit, in eine völlig andere Epoche führt.

    _______

    - Zweiter Ausbildungstag -

    Ich wachte am nächsten Morgen vollkommen gerädert auf. Die halbe Nacht hatte ich immer und immer wieder geträumt, wie ich über endlose Trampelpfade latsche und die andere Hälfte, wie ich zwischen aufgebahrten Leichen ein Gewehr abfeuern musste. Und ständig im Hintergrund das Wissen, dass ich tot und mein ganzes altes Leben vorbei ist. Meine ganze Familie, Freunde, Bekannte, meine Heimat ... alles weg.
    Mit verquollenen Augen blickte ich mich müde im Schlafsaal um. Die ersten Soldaten waren schon draußen oder im Waschraum, wie ich hören konnte.
    Anna kicherte neben mir leise. „Dir stehen ja echt die Haare zu Berge.“
    Mit fahrigen Bewegungen wollte ich meine Haare glätten, als auch schon ein anderer Soldat lachend meinte: „Er hat eine echte Stormfrisur.“
    Vereinzelnd prusten ein paar Soldaten. Der Wortwitz über den Leutnant war so schlecht, dass er wieder gut war. Müde zog ich eine Grimmasse.
    „Das ist Schack. Wenn es dir irgendwann dreckig geht, bekommt er dich wieder aufgemuntert“, stellte Rick grinsend seinen Bettnachbarn vor, der mit einen Handtuch um die Hüften zum Bad ging.
    „Aha“, machte ich nur. Zu mehr war ich nicht fähig. Nicht um diese frühe Morgenstunde. Ich ließ mich wieder erschöpft in mein Bett sinken und zog die Decke hoch. Ich warf einen Blick zu Anna rüber, die sich zu mir umgedreht hatte und mich gutmütig anlächelte. „Guten Morgen, Torn.“
    „Morgen, Anna“, grüßte ich müde zurück und schloss wieder die Augen. Zumindest ein erfreulicher Anblick an diesen ansonsten bereits vollkommen ruinierten Tag.

    Eine halbe Stunde später, als mich Rick erneut weckte, fiel mir verspätet auf, dass Anna zwar gelächelt hatte, aber ebenfalls sehr müde aussah. Es hätte mich nicht gewundert, wenn sie sich in den Schlaf geweint hatte. Ich meinte sogar, in der Nacht ein unterdrücktes Schluchzen gehört zu haben, war mir da aber nicht sicher.
    Müde und ausgelaugt folgte ich Rick die Leiter hoch und in das rote Zelt rein. Wie ich am Vortag vermutet hatte, diente es auch als Kantine. Ein halbes Dutzend Klapptische dienten als Buffettische und die andere Hälfte war mit Bänken ausgestattet und an ihnen saßen überall Soldaten die munter quatschten und aßen.
    Alleine schon der Geruch nach Gebratenen, der verführerisch in der Luft lag, ließ meinen Magen hörbar knurren. Rick warf mir einen kurzen Blick zu. „Am ersten Tag hat niemand Hunger. Du bekommst Nährstoffpräparate und alles Mögliche beim Übergang. Die nächsten Tage wirst du dafür aber einen unglaublichen Kohldampf entwickeln.“
    „Was esst ihr denn hier so?“, fragte ich ihn, wobei mir schon beim puren Gedanken das Wasser im Mund zusammenlief.
    „Saurierfleisch“, erklärte er lächelnd. „Sie jagen uns, wir jagen sie.“
    Verdattert blieb ich stehen. „Nicht dein Ernst, oder?“
    „Doch ja, schon. Es ist recht schmackhaft, wenn du weißt, wie man es zubereiten muss. Aber du kannst dich natürlich auch von Blattsalat ernähren.“ Er deutete auf einige große Schüsseln, wo dicke, fleischige Blätter in verschiedenen Salatsoßen getunkt waren. „Wir nennen sie „Fettblätter“. Sie wachsen überall am Wiesenrand und sind sehr nahrhaft. Abgeschmeckt mit mehreren Kräutern, die wir hier kennen und natürlich auch mit allen möglichen, was wir von unserer Zeit hierher bringen.“
    Ich schaute sehr skeptisch zu den Salaten hin. Das war mir eigentlich schon etwas zu viel Exotik, aber immer noch besser als das Saurierfleisch.
    „Doch glaub mir, sie sind richtig schmackhaft“, erkannte Rick meine Ablehnung zu der Pflanzenkost richtig. „Wir haben ein paar Vegetarier bei uns, die ernähren sich nur davon.“
    „Ich sehe hier nicht viele Vegetarier“, gab ich zu bedenken.
    „Das liegt daran, dass der Leutnant die immer aufs Übelste als Schwächlinge verspottet hat. Von wegen, nur Saurierfleisch würde hier genug Kraft für den Tag geben. Kunststück, er ernährt sich ja fast ausschließlich davon. Naja, es wurde so schlimm, dass es fast eine wüste Schießerei gegeben hätte. Seitdem nehmen die meisten Vegetarier nur noch draußen ihre Mahlzeiten ein. Nur Ming und Klett essen hier provokant ihr Grünzeug.“

  • Wie ich am Vortag vermutet hatte, diente es auch als Kantine. Ein halbes Dutzend Klapptische dienten als Buffettische und die andere Hälfte war mit Bänken ausgestattet und an ihnen saßen überall Soldaten die munter quatschten und aßen.

    Wiederholung

    Aha, jetzt hats Pling gemacht (also mit der Zeit ^^ )

    Bei dem Teil gefällt mir am Anfang der Traum super gut. Genau die richtige Mischung an Fantasie und Realität – eben so wie ein richtiger Traum ist. Mein einziger Kritikpunkt liegt bei den (vermeintlichen) Schluchzern von Anna. Die kommen, trotz Torns verschlafenem Zustand, ein wenig sehr verspätet. Du könntest die Schluchzer vielleicht schon oben beim eigentlichen Traum einbauen (als unwichtiges Nebengeräusch), und dann eine "Verknüpfung" als er dass mit Anna und dem in den Schlaf weinen denkt.

    Ewigkeit

    Stell dir eine Stahlkugel vor, die so gross ist wie die Erde. Und eine Fliege, die sich einmal in einer Million Jahren darauf niederlässt. Wenn die Stahlkugel durch die damit verbundene Reibung aufgelöst ist, dann … ja dann … hat die Ewigkeit noch nicht einmal begonnen!

    – David Lodge, 1993

  • Jo @Lyn, ich denke das ist ein guter Hinweis. Ich bin mir nur nicht sicher, wie ich das jetzt geschickt umformulieren soll. ^^

    Den nächsten Teil lade ich erst morgen hoch. An den übernächsten Teil arbeite ich gerade. Dein Tipp mit der Kampfszene war sehr gut, die baue ich gerade ein. Aber wenn die gut werden soll, brauche ich sicher zwei bis drei Tage dafür. ;)

  • Also ich muss sagen, dass die Geschichte mich langsam packt. Ich habe jeden Post verfolgt, war aber anfangs nicht so begeistert. Verglichen mit den ersten Teilen ist das jetzt schon viel mehr mein Geschmack. Am Anfang hat mich die Glaubwürdigkeit nicht überzeugt. Torn hadert mir da etwas zu wenig, dafür, dass er praktisch als Toter aufwacht. Irgendwo stand, dass er vorher noch in einem Unterrichtssaal saß. Du baust außen rum, indem es sehr hektisch wird, aber ich habe den Gedanken nie loswerden können, dass es nicht authentisch wirkte.

    Nun ja, das ist länger her und "fast" vergessen. Ich muss meinen ersten Satz vielleicht noch ergänzen: Ich fand die Thematik sofort interessant und erfrischend neu. Das als Trailer zu einem Film und ich wäre bei der ersten Vorstellung dabei. Als Buch muss ich erst einmal abwarten, aber das Szenario ist klasse und du mauserst dich zu einem fähigen Erzähler.
    Ich werde ab jetzt aufmerksamer dabei sein :thumbup: Bin echt gespannt, wie du die Situation entwickelst.

    Was @Lyns Gedanken angeht zur Action: Ich bin einer, der nicht früh genug und nicht viel genug Action haben kann. Aber diesmal hab ich es irgendwie noch nicht vermisst, weil es auch so spannend war... Aber Randale geht immer, fühl dich nur nicht gedrängt, Konzepte über den Haufen zu schmeißen.

    "Sehe ich aus wie einer, der Geld für einen Blumentopf ausgibt, in den schon die Pharaonen gepisst haben?"

  • Ich fühle mich nicht gedrängt, denn ehrlich gesagt ist es eine super Idee. Ich baue es nur etwas anders ein, als vielleicht von Lyn gedacht.

    Mir fehlte für den übernächsten Teil, wo der Unterricht weitergeht, ohnehin eine sinnvolle Ergänzung. Die habe ich jetzt. Lasst euch in ein paar Tagen überraschen. ;)

    Übrigens: Das du mitgelesen hast, habe ich gemerkt.

  • Gutes Thema und sehr flüssig geschrieben. Ich mag am liebsten solche Geschichten wo ich anfange zu lesen und nicht mehr aufhören kann, weil sie mich fesseln. Dazu zählt sicher deine Geschichte hier.
    Ich werde dran bleiben.

    lg El Lobo

  • Ich warf einen Blick auf den Tisch mit dem Leutnant, der lautstark mit dem Sergeant und ein paar bärbeißigen Kerlen am Tisch raue Witze austauschen. Das Gegröle war äußerst unangenehm und wurde auch nicht nennenswert leiser, als Lya das Zelt betrat.
    „Danke für dein Angebot mit den Saurierfleisch, aber ich bleibe dann doch besser bei den Salaten“, lehnte ich freundlich ab und reihte mich in der Schlange ein. Rick zuckte nur mit den Schultern und ging zur benachbarten Schlange, die zum Fleisch führte.
    „Du bist doch einer der Neulinge, oder?“, fragte mich ein Soldat freundlich und deutete auf einen Salat in einer weißen Soße. „Dann würde ich dir den dort vorschlagen, der ist recht zart im Geschmack und du verdirbst dir nicht mit der ungewohnten Kost den Magen.“
    Ich nickte dankbar und hörte umgehend auf seinen Rat, jedoch nicht ohne ein paar Kostproben von anderen Salaten aufzutun. Hier war alles noch zu neu für mich, als dass ich auf Tipps oder Experimente verzichten könnte.
    Als ich mir einen freien Sitzplatz suchte, hörte ich schon die laute, grölende Stimme des Leutnant: „Oh, schon wieder so ein Grünzeugfresser. Und auch noch ein Neuling. Der will hier wohl gar nicht alt werden.“
    Lautes Gelächter brandete von dessen Tisch auf und ich suchte mir lieber einen Platz am anderen Ende des Zeltes. Solange ich meine Tischgesellschaft aussuchen konnte, würde ich sicher nicht mich zum Leutnant setzten.
    „Draußen ist noch jede Menge Wiese, die du abmähen kannst“, rief er mir hinterher, sehr zur Erheiterung seiner Kumpane.
    „Bist du Vegetarier?“, wollte ein Soldat von mir wissen, als ich mich zu denen am hintersten Tisch gesetzt habe.
    „Nein“, knurrte ich zurück. „Aber wenn der Leutnant so weiter macht, werde ich es vielleicht noch.“
    “Sei lieber vorsichtig“, riet mir mein Gegenüber. „Der Leutnant...“
    “Ja, ich weiß. Er hat andere Vegetarier hier rausgeekelt. Wurde mir schon erzählt.“
    Als ein kurzes, unangenehmes Schweigen ertönte, sagte ich weiter: „Ich will meinen Magen nur nicht am ersten Tag irgendwie belasten.“
    „Vernünftig“, lobte mich einer der anderen Soldaten. Mir fiel auf, dass sein Teller auch nur rein pflanzliche Kost beinhaltete.
    „Ich bin Ming“, stellte er sich vor. Trotz des Namens hatte er keinerlei asiatische Züge. Er sah eher aus wie ein braunhaariger Student. Der Soldat gegenüber stellte sich als „Jet“ vor und sah Ming irgendwie ähnlich.
    „Torn“, nannte ich meinen neuen Namen und konzentrierte mich nun voll auf das Essen. Es schmeckte äußerst ungewohnt. Der pflanzliche Geschmack drang stark durch die Soße durch, die irgendwas Milchähnliches war. Aber es schmeckte durchaus annehmbar.
    Hinter mir wurde das Gegröle augenblicklich leiser, als Lya irgendwas zum Leutnant sagte, was zur Erheiterung der Umstehenden sorgte. Ich hatte mich zwar schon gestern blamiert, als ich fragte, ob der Leutnant und Lya ein Paar sind, aber meine Neugier war größer. Und auch meine Bereitschaft, mit den anderen Soldaten im Gespräch zu bleiben.
    „Sag mal, mit wem ist Lya eigentlich zusammen?“, fragte ich kauend Ming.
    „Wieso? Interesse?“, fragte mich grinsend Jet, was mich zum stottern brachte: „Ja ... nein, vielleicht, keine Ahnung.“
    „Wirst du viel Glück haben müssen“, mischte sich Ming ein und erklärt sogleich: „Sie steht auf Frauen.“
    „Alles klar, keine weiteren Fragen“, gab ich lächelnd zurück. Nach einer Weile stillen Essens, fällt mir aber noch etwas ein.
    „Und? Wie passt das ins Weltbild vom Leutnant?“, fragte ich.
    Ming feixte. „Hast dich ja schnell eingelebt. Richtig erraten: Überhaupt nicht.“
    „Oh, der Arme“, spottete ich und konzentrierte mich grinsend weiter auf mein Essen. Der nächste Salat war so feurig, dass ich nach meinem Wasserglas langte. Als ich das Glas wieder abstellte, sah ich Rick zu unseren Tisch kommen, mit einem saftigen, großen Stück Fleisch, das von außen knusprig braun und von innen noch halb roh war.
    „Man, nervt der Leutnant heute wieder“, stöhnte er auf. „He, Ming, rück doch noch ein Stück, bitte, dann kann ich mich auch zu euch setzten.“
    Bereitwillig machte dieser Platz und Rick quetschte sich dazwischen. „Viel besser so“, sagte er augenzwinkernd zum Rest und fing mit Begeisterung sein Stück Fleisch zu essen.
    Plötzlich stand Lya bei unseren Tisch und tippte mir leicht auf die Schulter.
    „In spätestens einer halben Stunde am Unterrichtszelt“, sagte sie knapp. Ihre Laune war nicht die Beste. Als sie sich zum gehen wendet, rief ihr Rick noch eilig hinterher: „He, Lya, er möchte sich Torn nennen. Was sagst du dazu?“
    Sie schien einen Moment lang zu überlegen und nickte dann: „Torn ... klingt klangvoll. Gut, ist genehmigt.“

    _______

    EDIT: Der nächste Teil verzögert sich etwas. Alles was ich gestern geschrieben habe, ist gelöscht, weil mein Rechner abgeschmiert ist. :(

    Einmal editiert, zuletzt von Schreibfeder (31. Oktober 2015 um 18:35)

  • Spoiler anzeigen

    „Danke für dein Angebot mit den Saurierfleisch, aber ich bleibe dann doch besser bei den Salaten“,

    dem

    Als sie sich zum gehen wendet, rief ihr Rick noch eilig hinterher: „He, Lya, er möchte sich Torn nennen. Was sagst du dazu?“

    Müsste gehen nicht gross sein? (weil zum Gehen -> das Gehen)

    Wie wohl Saurierfleisch schmeckt? Anscheinend einigermassen akzeptabel, sonst würden es die Soldaten ja nicht essen :essen:
    Lya wird mir irgendwie mit jedem Teil sympatischer ^^ Besonders wie sie am Ende Torns Namen genehmigt, ist lustig :thumbsup:

    Das mit dem Computer tut mir leid :(
    In meiner alten Schule hatten wir immer so steinzeitliche Laptops, die nur liefen, wenn sie an den Strom angeschlossen waren (also nicht mit Batterie). Ich schrieb an einem Text für die Schule, da läuft ein anderer Schüler an mir vorbei, bleibt mit dem Fuss am Kabel hängen; Kabel draussen, Laptop abgestürzt, zwei Stunden Arbeit für nichts....Du siehst, ich kenne dein Problem, hoffentlich kriegst du den Teil nochmal hin :thumbup:

    Ewigkeit

    Stell dir eine Stahlkugel vor, die so gross ist wie die Erde. Und eine Fliege, die sich einmal in einer Million Jahren darauf niederlässt. Wenn die Stahlkugel durch die damit verbundene Reibung aufgelöst ist, dann … ja dann … hat die Ewigkeit noch nicht einmal begonnen!

    – David Lodge, 1993

  • Oh shit, Rechner abgeraucht? Mist. Ich sichere immer auf 2 externen Datenträgern, aber halt NACHDEM ich aufgehört hab zu schreiben. Wenn da zwischendurch was crashen würde, wäre ich auch so angeschmiert. Viel Erfolg, die ganzen Ideen wieder niederzuschreiben.

    Ja, da kommt Armeefeeling auf, wenn man das liest xD Mit all den raubeinigen Kerlen. Sehr stimmungsvoll und bildhaft vorstellbar. Ich find die Idee echt super, dass alle sich einfach Namen geben dürfen und Torn klingt auch sehr männlich. :thumbup:

    "Sehe ich aus wie einer, der Geld für einen Blumentopf ausgibt, in den schon die Pharaonen gepisst haben?"

  • Ich denke Saurierfleisch müsste köstlich schmecken, so wie Hühnchen oder Putenfleisch. Denn die heutigen Vögel sind ja nichts anderes als die überlebenden Familienmitglieder der Gattung"Saurier".

    lg El Lobo

  • Spoiler anzeigen

    Dann geschah einen Moment lang nichts, bis plötzlich ein interessiertes Schnauben ertönte.

    Komma

    Dennoch konnte ich erkennen, was (dass?)wir auf so etwas wie einer Lichtung waren, die von hohen Palmenwäldern umgeben war.

    „Ein Rekrut bist du. Warte bis im Lager, dort wird man dir alles erklären. Schon ein Gewehr abgefeuert?“

    Warte bis wir im Lager sind ... Ließt sich flüssiger.

    Plötzlich richtete sich eine der Leichen auf und schrie.

    Okay... da dachte ich kurz an zombies

    Aber da wo vorher offene Gedärme geglänzt hatten, war jetzt nichts anderes mehr zu sehen, als makellos glatte Haut.

    Jetzt bin ich neugierig geworden

    Ich habe jetzt mal das erste Kapitel gelesen.
    Das ist mal was neues. In einem fremden Körper irgendwann aufwachen und plötzlich Soldat sein. Sehr interessantes Set up, und voller offener Fragen zu diesem Zeitpunkt. Gefällt mir, du machst den Leser auf jeden Fall neugierig.

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • So ich bin jetzt bis Post 18 gekommen, und lasse dir ein Zwischenfeedback da.

    Die Informationen der Ärztin waren recht mau. Ich glaub ich wäre eine der gewesen, die schreiend in den Wald gelaufen wären^^.
    Es gibt also ein Portal, ok. und diese Soldaten sollen aufpassen, dass die Saurier nicht hinüber gehen, wenn ich das richtig verstanden habe. Aber warum der Prota (hat ja noch keinen Namen^^) jetzt in der echten Welt tot sein soll, und wie er da rein transferiert wurde lässt du noch offen, das macht mich neugierieg.

    Auch neugierig macht mich, was das wohl für ein merkwürdiges Projekt gewesen sein soll und irgendwie müssen die das Portal ja noch benutzen. Wie kriegen die sonst Waffen, Munition, Kleidung oder sonstiges da herüber?

    Dein Prota gefällt mir. man spürt schon etwas seine Verzweiflung und Angst, aber es is jetzt auch nicht so eine wie " Oh mein gott wir werden alle sterben ... " Sache, die schonmal anstrengend sein kann^^. Ich teile aber seine Ansicht, mein erster Gedanke wäre auch, durch das Portal wieder abzuhauen.

    Grobe Fehler habe ich keine gefunden. Mir gefällts bisher, du machst mich neugierig :)

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!: