Die Todgeweihten (Zeitreise)

Es gibt 246 Antworten in diesem Thema, welches 85.729 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (5. November 2019 um 18:29) ist von Schreibfeder.

  • @Lyn: Danke für die Korrekturen und Verbesserungen des Satzbau's. Werde ich auf jeden Fall so übernehmen.

    Ja, stimmt, ich sollte unbedingt hinzufügen, dass die Kinder derzeit eher 8-10 Jahre alt sind. Ansonsten merkt man schon bei Tom, dass die militärische Ausbildung mit 16 anfängt.
    Aber derzeit gibt es kein Kind im entsprechenen Alter. Würde sonst zu zuvielen Konflikte in der späteren Geschichte führen. Es würde dann auch die üblichen Spannungen zwischen Kind und Vater auftreten, weil das Kind das Militär "cool" findet, der Vater aber die Methoden des Leutnants kennt und sein Kind davor bewahren will und so weiter. Und es gibt schon genug Konflikte dort, als das ich die noch einbinden möchte.
    Ich arbeite derzeit streng nach der Architektur-Methode und habe mir schon weit im Vorfeld zur Geschichte und dem logischen (aber auch den normalen menschlichen Reaktionen) Gedanken gemacht.

  • Erst 8 -10? Hab mir die irgendwie jünger vorgestellt... :D
    Aber mit den Konflikten hast du recht, ich könnte mir aber vorstellen, dass das schon vor 16 ein Problem werden kann. Da ist es bestimmt gut, die Kindchen noch schön jung sein zu lassen ;)

    Ewigkeit

    Stell dir eine Stahlkugel vor, die so gross ist wie die Erde. Und eine Fliege, die sich einmal in einer Million Jahren darauf niederlässt. Wenn die Stahlkugel durch die damit verbundene Reibung aufgelöst ist, dann … ja dann … hat die Ewigkeit noch nicht einmal begonnen!

    – David Lodge, 1993

  • Als ich etwas später das Gewehr abgelegt hatte und am Zelt ankam, fiel mir sofort auf, dass die aggressive Grundstimmung vom Vortag wie weggeblasen war. Jedoch war die Atmosphäre deshalb keinesfalls besser.
    Lisa war auffallend blass und sagte kein Ton mehr. Anna schien ständig den Tränen nahe und seitdem ich von den Kindern weg war, wurde sogar ich wieder schwermütiger.
    Auch wenn Zach und Tom schon seit einer Woche im Lager lebten und sich schon mit allen abgefunden haben schien, ließen auch sie sich von der miesen Stimmung anstecken. Nur Zach wirkte dabei ein wenig selbstgefällig, was mir doch arg gegen den Strich ging.
    Leider hatte diese Schweigsamkeit auch den Nachteil, dass wir Neulinge ständig von der Seite angestarrt wurden, als ob wir jede Sekunde explodieren würden. Lya war da deutlich schlimmer als Rick und so langsam zerrte es an meinen Nerven.
    „Es geht mir gut“, stöhnte ich schließlich auf.
    „Bist du dir sicher?“, wollte sie wissen.
    „Ja, verdammt!“, fluchte ich.
    „Gut, dann hast du ja sicher aufgepasst und kannst mir alles über die Betas sagen.“
    Ich seufzte lautstark und richtete mich auf. Das wurde ja immer besser hier, genauso schlimm wie auf der Weiterbildung.
    „Betas gehören zur Familie der Velociraptoren. Eine von drei Unterarten dieser Familie, die wir allesamt als Reps betiteln. Etwa hundegroße Reptilien. Sie sind reine Fleischfresser, obwohl sie auch Eier anderer Tierarten nicht verschmähen. Sie sind Gruppenjäger, gelten als äußerst wild und hochintelligent. Sie sind allerdings nicht unser primäres Problem hier, das sind die Alphas, deren hühnergroßen Verwandten“, zählte ich auf.
    „Für den Anfang ganz gut“, lobte sie mich und wandte sich dann direkt an Zach. „Ich nehme an, dass du nun auch verstanden hast, warum ich euch gestern bestimmte Informationen vorgehalten habe?“
    „Meine Frage war eigentlich, warum ausgerechnet ich dumm gehalten werde“, gab er uneinsichtig zurück.
    „Weil du es verdient hast!“, entgegnete sie knapp und wandte sich an Anna. „Okay, wie geht es dir? Kannst du mir etwas über die Jagdsaison der Betas erzählen?“
    Anna zögerte sichtbar, bevor ein paar Tränen in ihren Augen glitzerten. Sie schüttelte nur den Kopf und schien die Zähne zusammenzubeißen.
    Lya schien sofort zu begreifen und ging neben ihr in die Hocke. „Wenn du einfach nur über alles reden willst, können wir das gerne tun“, sagte sie sanft und griff mit zarten Bewegungen ihre Hand und hielt sie fest.
    Anna nickte leicht und Lya bat uns mit ruhiger Stimme: „Lasst uns bitte allein.“
    Einen kurzen Moment verspürte ich einen Stich der Eifersucht, was vollkommener Blödsinn war. Ich rief mir wieder in Erinnerung, dass sie schließlich die Ärztin hier war und das seelische Betreuen von Rekruten Teil ihres Jobs war. Außerdem hatte ich mit Anna nichts zu schaffen.
    Klar, sie war bildhübsch, witzig, charmant und klug, aber das bedeutete ja nicht zwangsläufig, dass ich mich unbedingt an sie ranmachen sollte. Oder? Sie konnte Spaß haben, mit wem auch immer sie wollte, natürlich auch mit Lya. Ich verspürte einen weiteren Stich und fühle mich gleichzeitig irgendwie mies.
    Außerdem könnte ich mir selbst einen Tritt in den Hintern geben, dafür, dass ich Volldepp nicht zuerst mit dem Redeangebot kam. Das wäre doch eine echte Chance gewesen. In Frauendingern blieb ich wohl ein hoffnungsloser Fall. Kopfschüttelnd ging ich ins Versorgungszelt. Vielleicht konnte ich dort Rick oder Ming treffen und einfach nur mit ihnen quatschen. Wobei ich inständig hoffte, sie würden mich nicht wie ein rohes Ei behandeln.
    Langsam begann es zu nieseln. Ich blieb stehen und atmete tief ein. Den Geruch von frischen Regen in warmer Luft, hatte ich schon immer geliebt. Zwar fehlte mir hier der charakteristische Geruch von heißem Asphalt, aber ich fand es dennoch wunderbar. Vielleicht war es hier, in der sauberen Luft, sogar noch angenehmer, ich wusste es nicht. Ich war in der Vergangenheit nie aus Deutschland heraus gekommen, hatte nie das Geld dafür gehabt und heißes Wetter nur in Großstädten erlebt. Aber es kam mir dennoch irgendwie blödsinnig vor, der Betonwüste hinterher zu trauern, wenn ich hier unberührte Natur hatte. So langsam schloss ich meinen Frieden mit der Kreidezeit.

  • Den Geruch von frischen Regen in warmer Luft, hatte ich schon immer geliebt.

    frischem


    Hehe, der Teil ist gut ^^

    „Gut, dann hast du ja sicher aufgepasst und kannst mir alles über die Betas sagen.“
    Ich seufzte lautstark und richtete mich auf. „Betas gehören zur Familie der Velociraptoren. Eine von drei Unterarten dieser Familie, die wir allesamt als Reps betiteln. Etwa hundegroße Reptilien. Sie sind reine Fleischfresser, obwohl sie auch Eier anderer Tierarten nicht verschmähen. Sie sind Gruppenjäger, gelten als äußerst wild, hochintelligent und sind unser primäres Problem hier. Habe ich etwas vergessen?“

    Super, wie du die Information hier einfügst, da wär ich nicht drauf gekommen :D

    Mir gefällt auch, wie du Torns "Frauenproblem" beschreibst.
    Nur geht meiner Meinung nach im letzten Abschnitt die schlechte Stimmung ein klein wenig verloren, aber das ist nicht so schlimm...
    Auch frage ich mich, was Anna nach dem Gespräch mit Lya macht.

    Am besten finde ich aber den letzten Satz. Es ist schön zu wissen, dass er jetzt so richtig im Lager "angekommen" ist.

    Ewigkeit

    Stell dir eine Stahlkugel vor, die so gross ist wie die Erde. Und eine Fliege, die sich einmal in einer Million Jahren darauf niederlässt. Wenn die Stahlkugel durch die damit verbundene Reibung aufgelöst ist, dann … ja dann … hat die Ewigkeit noch nicht einmal begonnen!

    – David Lodge, 1993

  • Es gefällt mir wie du das "Lagerleben" beschreibst, nur ich muss auch zugeben, dass ich bei der Fülle der NPC, gerade etwas den Überblick über Namen und Personen verlieren. Kann jetzt aber auch an mir liegen - weiß cih nicht ;)

    Er hat sich also endlich mit seinem Schicksal abgefunden, wobei ich immernoch nicht glaube, dass dort alles mit rechten dingen zugeht..^^

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • @Lyn: Oh, keine Sorge. Das gehört alles zum Plot. Damit die Geschichte von Anfang bis Ende Sinn macht. Die nächsten Teile habe ich auch schon fertig und werde ich nach und nach hochladen. ;)
    Rael: Eigentlich ist es noch übersichtlich. Interessanterweise fallen einige NPCs in den nächsten Teilen auch weg und werden unwichtig. Natürlich nicht die Kerncharaktere wie Lya oder Rick, dessen Bedeutung wächst sogar noch erheblich.

    _______

    Nach dem Abendessen, wo wir uns überwiegend anschwiegen, gingen Anna und ich auf direkten Weg ins Schlafquartier. Sie hatte den ganzen Tag lang kein einziges Wort mehr gesprochen, obwohl ich mehrere zaghafte Versuche gewagt hatte, sie anzusprechen. Aber irgendwann gab ich es auf.
    Müde zog mir den Schlafdress über und warf einen sehnsüchtigen Blick auf mein aufgeschlagenes Bett. Plötzlich hörte ich ein lautes Krachen und zuckte zusammen. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie Klett auf einen Bein humpelnd davon hüpfte. Er hatte sich wohl, tollpatschig wie er war, an Ricks Bett gestoßen.
    „Fick de Henne, tut dat weh!“, fluchte er mit ausgeprägten Ruhrpottdialekt.
    „He, Klett, hast du noch immer nicht gelernt aufrecht zu laufen?“, wollte ein anderer Soldat lachend wissen.
    „Kuba! Wenn ich meine Zehen wieder spüre, trete ich dir voll in die Eier, du Sack!“, fauchte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch und hielt sich an Ricks Bett fest.
    „Alles klar?“, fragte ich besorgt. „Soll ich nicht vielleicht doch besser Lya holen?“
    „Das ist er gewöhnt“, winkte Rick ab.
    „Sieht mir nicht so aus“, sagte eine weibliche Stimme strafend. Eine Brünette mit herbem Gesichtsausdruck hakte sich bei Klett ein und stütze ihn. „Komm rüber zu meinem Bett. Ich schaue mir das besser an.“
    Ihre kräftigen Muskeln zeichneten sich deutlich unter ihren Shirt ab, als sie Klett anhob und zu ihrem Bett schleppte. Ich hoffte, sie würde ihn ordentlich versorgen.
    Ich hätte ja Lya geholt, aber ich wusste nicht, wie die internen Abläufe hier im Lager waren. Die Spannungen, die es zwischen Soldaten und der Führung gab, waren unübersehbar und ich konnte nicht einschätzen, inwieweit die Ärztin da mit drin hing.
    „Warum schlafen eigentlich Männer und Frauen zusammen hier im Schlafsaal“, wollte Anna plötzlich von Rick wissen. Ihre Gedanken schienen ganz andere Richtungen einzuschlagen, als meine. Aber immerhin taute sie mal etwas auf.
    Während Rick sich auf seinem Bett ausstreckte, gab er träge zurück: „Männer benehmen sich gesitteter, wenn Frauen in der Nähe sind.“
    Anna zog skeptisch ihre Augenbraue in die Höhe. „Ich denke eher, es fördert das Machogehabe.“
    „Das kann natürlich auch passieren“, gab Rick zu. „Aber es ist allemal besser als raue Witze, sexistisches Gehabe, Streitsucht und lautes Rumgegröle, die die Alternative wäre.“
    Er schüttelte den Kopf und führte weiter aus: „Meine Mutter hat mir mal erzählt, dass die Wachposten einer nahegelegenen Kaserne sie häufig eingeladen haben, wenn es Kinoabende gab. Meist sollte sie noch Freundinnen mitbringen. Nicht, weil sich irgendwelche Soldaten dort etwas erhofften, es waren alles Wehrpflichtige, sie begegnete niemals zweimal denselben Leuten, sondern damit die Männer ruhig blieben und die Feldjäger nicht ausrücken mussten. Und es hat funktioniert.“
    Ich konnte sehen, wie Anna nach Schwachstellen in seiner Argumentation suchte. Schließlich gab sie seufzend zu: „Ja, das stimmt. Dann hatte man sie tatsächlich nur eingeladen um die Meute ruhig zu halten.“
    „Hab ich ja gesagt“, schloss er zufrieden. „Gute Nacht.“

  • Anna hatte den ganzen Tag lang kein einziges Wort mehr gesprochen, obwohl ich mehrere zaghafte Versuche gewagt hatte, sie anzusprechen.

    Wortwiederholung. Könntest es vielleicht in "..mehrere zaghafte Konversationsversuche gewagt hatte."

    Müde zog (ich) mir den Schlafdress über und warf einen sehnsüchtigen Blick auf mein aufgeschlagenes Bett.

    Plötzlich hörte ich ein lautes Krachen und zuckte zusammen. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie Klett auf einen Bein humpelnd davon hüpfte. Er hatte sich wohl, tolpatschig wie er war, an Ricks Bett gestoßen.

    wenn sich jemand den Fuss an einem Bett anstösst, klingt das für mich das eher wie ein dumpfes Rumsen aber ganz bestimmt kein Krachen...


    Mir gehen langsam die Worte aus, wenn ich mich nicht immer wiederholen will :D
    Deshalb sag ich nur etwas: :thumbsup:
    Nichts auszusetzen.
    WEITER!!

    Ewigkeit

    Stell dir eine Stahlkugel vor, die so gross ist wie die Erde. Und eine Fliege, die sich einmal in einer Million Jahren darauf niederlässt. Wenn die Stahlkugel durch die damit verbundene Reibung aufgelöst ist, dann … ja dann … hat die Ewigkeit noch nicht einmal begonnen!

    – David Lodge, 1993

  • Hmm, ich glaube, ich lasse "krachen" dennoch bestehen. Einfach nur, weil "knallen" im Kontext eines modernen Feldlagers stets sofort mit Schußwaffen in Verbindng gebracht wird, und "rumsen" nicht stimmig klingt, meiner Meinung nach. Jo, die Wortwiederholung bekomme ich schnell raus, aber ich muss den Satz dafür umschrieben.

    _______

    Am nächsten Tag waren wir wieder Karl unterstellt.
    „Moin. Ihr seht, der Boden ist heute etwas nass. Wir werden uns also vorerst nicht hinlegen. Ihr habt alle schon mit den Waffen geschossen, oder?“, begrüßte er uns und fragte gleichzeitig in die Runde. Ringsum folgte zögerliches Nicken. Wir alle hielten die Gewehre zu Boden und hatten Haltung angenommen, wie uns an den Vortagen beigebracht wurde.
    „Gut, dann werden wir uns mal tiefer mit den Waffen beschäftigen“, eröffnete er uns.
    „Und was ist, wenn wir einen Fehler machen?“, fragte Lisa verunsichert dazwischen.
    „Ihr macht keinen Fehler, deswegen üben wir das hier ja auch. Deswegen werdet ihr hier ja auch gedrillt. Ein Schwertkämpfer im Mittelalter hätte zum Beispiel auch niemals einen falschen Ausfallschritt gemacht, das wäre völlig irrsinnig. Vielleicht blödes Beispiel ... nehmen wir einfach einen Kampfsportler, der immer wieder dieselben Tritte und Schläge übt. Oder sogar bei einem Rettungsschwimmer, der würde einen perfekt aus dem Wasser schleppen, auch wenn seine Ausbildung dreißig Jahre her ist. Wenn ihr das einmal drinnen habt, dann habt ihr das drinnen.“
    „Vielleicht solltest du deine Beispiele eher auf Schusswaffen beziehen“, wandte ich ein.
    „Guter Hinweis“, lenkte Karl ein. „Also wenn ihr mit der Grundausbildung fertig seid, dann werdet ihr diese Waffe in und auswendig kennen. Wenn ihr dann ein Knurren im Wald hört, werdet ihr euer Gewehr angelegt haben, es entsichert, auf Automatik gestellt und den Finger am Abzug haben, bevor das Knurren verklungen ist. Ist klar, was ich sagen will?“
    „Nicht ganz“, entgegnete Lisa unsicher.
    „Okay, dann fangen wir einfach mal an, dann merkt ihr vielleicht was ich meine“, sagte er und ging einen Schritt beiseite. „Dann entsichert eure Gewehre ... ohne hinzusehen, Lisa. Den kleinen Hebel direkt am Daumen. Nach unten drücken, oder nach oben, je nachdem wie du es sehen willst. Nicht hingucken, auch bei dir Anna, diese Bewegung muss bei euch wie im Schlaf kommen.“
    Kaum war das Klicken verstummt, kam auch schon der nächste Befehl. „Und jetzt wieder sichern. So ... und jetzt wieder entsichern. Gut, dann jetzt Gewehre anlegen, einen Schuss in den Wald abgeben und wieder sichern ...“

    Am Ende des Nachmittags war ich völlig erledigt. Das Schießtraining hatte sich extrem in die Länge gezogen. Karl schien erpicht darauf zu sein, uns wirklich alle Facetten des Schießens nahe zu bringen. Die anderen gingen direkt in Richtung Bett, aber ich hatte Hunger. Müde betrat ich das Versorgungszelt und fand dort Rick vor, der sich großzügig einen Saft eingoss.
    „Auch?“, lud er mich ein, was ich dankend annahm. Gierig trank ich das Glas in einen Zug leer. Ein exotisch, frischer Geschmack belohnte mich und ich spürte prompt ein verräterisches Brennen in der Kehle.
    „Saft?“, fragte ich mit hochgezogener Augenbraue.
    Rick grinste breit und füllte wortlos meinen Becher wieder auf. Gemeinsam setzten wir uns an einen der Tische und tranken schweigend. Ich musste noch etwas warten, bis es essen gab, die Köche packten gerade erst die Speisen aus.
    „Schießtraining mit Karl?“, fragte mich Rick.
    „Ja, genau.“ Ich stöhnte. „Hattet ihr auch das Beispiel mit Ritter im Mittelalter?“
    „Was? Nein. Wieso denn Ritter?“, fragte er verwirrt.
    „Ach. Also das ein Ritter im Mittelalter niemals einen fehlgeleiteten Schwerthieb gemacht hätte und wir genauso unser Gewehr kennen müssen“, schob ich eine schnelle Erklärung hinterher.
    „Nein“, lächelte Rick. „Aber das Beispiel ist gut gewählt. Waren ja früher auch alles Soldaten und wurden gedrillt.“
    „Naja, ob das Beispiel jetzt gut ist ...“
    „Doch, das ist es. Die hatten früher Waffen, die sie perfekt kennen mussten. Sogar noch besser als wir. Die suchten im Kampf einen guten Stand und bewegten sich dann stets synchron mit der Waffe. Du denkst ja auch nicht darüber nach, ob du feste stehst, bevor du ein Gewehr abfeuerst. Du tust es instinktiv richtig. Okay, bei dir vielleicht noch nicht so, aber in ein paar Tagen, wirst du es auch bei dir merken.“
    „Ja, das hat Karl auch angedeutet. Naja, ich hole mir erstmal etwas zu essen. Die Salate sind fertig. Soll ich dir was mitbringen?“
    Bevor ich losgehen konnte, trat überraschend Anna mit einem gefüllten Teller zu uns.
    „Anna, was für eine Überraschung“, begrüßte Rick sie herzlich.
    „Wolltest du nicht schlafen gehen?“, fragte ich, während ich versuchte, ihr Essen nicht zu gierig anzustarren.
    „Kaum war ich geduscht und lag im Bett, bekam ich Hunger, also bin ich wieder rauf gekommen“, gab sie lächelnd zu.
    „Dann sei uns willkommen“, sagte Ming und fügte an: „Karl hat euch heute ordentlich gescheucht, was?“
    „Und wie!“, meinte Anna mit vollen Mund. Sie war so gierig gewesen, dass ich kaum bis zwei zählen konnte, so schnell saß sie am Tisch und hatte sich das erste Salatblatt reingestopft. Ich musste unweigerlich grinsen, was auch an den Nebenwirkungen des „Saftes“ liegen konnte. Er hatte zwar nicht viele Umdrehungen, aber so langsam merkte ich die.
    „Das wird mit der Zeit einfacher, glaub mir“, meinte Rick beruhigend und fragte direkt Ming: „Erinnerst du dich noch an die alten RX16? Oh, das waren echte Mistdinger.“
    „Allerdings, aber uns hatten sie damals noch die RX15 zum Üben gegeben. Das war ein Kampf, sag ich dir.“
    „Warum, was war denn mit denen?“, wollte ich wissen.
    „Ach, nichts weiter. Sie waren so ähnlich wie die jetzigen Versionen, aber halt von schlechterer Qualität. Das lag jetzt weniger an Rheinmetall, sondernd daran, dass es damals halt eher Experimente waren. Die Jetzigen bestehen ja fast nur noch aus Hartkunststoffen und die Technologie war damals halt noch nicht besonders weit entwickelt.“ Er trank einen weiteren Schluck und fügte erklärend hinzu, wobei er den Satz plötzlich verzerrte: „De warn bockig, det sach isch dir.“
    „Was trinkt ihr da eigentlich?“, wollte Anna mit vollen Backen wissen. Ihr war die ungewohnte Aussprache von Ming auch aufgefallen.
    „Saft. Willst du auch welchen?“, fragte er höflich zurück.
    „Darf ich mal kosten?“, fragte sie in die Runde. Rick schob ihr sofort seinen Becher zu. „Klar.“
    Sie schnupperte erst und nippte dann vorsichtig, bevor sie wie aus der Pistole geschossen sagte: „Das ist doch kein Saft.“
    „Doch das ist Saft, und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du das nie wieder in Frage würdest. Sonst wird uns selbst die letzte Freude hier gestrichen.“
    „Zumindest für dich ist jetzt Ende, Torn. Ich will gleich schlafen und habe keine Lust auf diesen Alkoholgeruch.“
    Ich hob lächelnd die Hände, denn ich wollte sie nun wirklich nicht verärgern. Außerdem hallten noch immer die Worte von Lya mir im Ohr, dass mit gegenseitiger Rücksichtnahme im Bunker schon viel gewonnen war.
    Schwarzgebrannten in den Saft zu mischen, war auf jeden Fall eine geniale Idee, - der Leutnant würde niemals etwas Gesundes zu sich nehmen. Ich hob das Glas, wie zum imaginären Gruß an den unbekannten Gönner, und zog den Inhalt in einen Zug herunter. Weg war weg.

  • ihr macht keinen Fehler, deswegen üben wir das hier ja auch.

    Ihr


    Karl ist aber ein lustiger Kauz :P
    Seine Beispiele sind echt...erdrückend :D
    Und schönen "Saft", den sie trinken...
    Weiter so :)

    Ewigkeit

    Stell dir eine Stahlkugel vor, die so gross ist wie die Erde. Und eine Fliege, die sich einmal in einer Million Jahren darauf niederlässt. Wenn die Stahlkugel durch die damit verbundene Reibung aufgelöst ist, dann … ja dann … hat die Ewigkeit noch nicht einmal begonnen!

    – David Lodge, 1993

  • @Lyn, @Rael, @Wysenfelder.
    Der nächste Teil verzögert sich noch etwas. Nicht, weil ich ihn nicht schon fertig habe, sondern einfach deshalb, weil mein USB-Stick sich zerlegt hat und ich mein Schreibwerk nicht von meinen Festrechner (ohne Internet) an meinen Laptop (mit Internet) bekomme.

    Ich hoffe, ich werde mir einen neuen Stick in der ersten Woche des neuen Jahrs kaufen können. Bis dahin muss ich euch etwas vertrösten. Aber inhaltlich werde ich noch einige Überraschungen parat haben. In den nächsten Teilen kochen die Konflikte dann auch endgültig über.

  • Müde zog mir den Schlafdress über und warf einen sehnsüchtigen Blick auf mein aufgeschlagenes Bett.

    Da fehlt ein "ich"

    „Fick de Henne, tut dat weh!“, fluchte er mit ausgeprägten Ruhrpottakzent.

    Oh man da musste ich echt lachen XD

    Am Ende des Nachmittags war ich völlig erledigt.

    Wovon? Vom Sichern und Entsichern? Das verstehe ich nicht ganz

    die Köche packten gerade erst de Speisen aus.

    die


    Hoppla, da habe ich ganz übersehen, dass es hier weitergeht. Ups^^
    Ich bin gespannt, was passiert, wenn Torn dann zum ersten Mal auf nen Dino trifft und schiessen muss. Und ja natürlich sind da noch die ganzen Fragen nach dem was da eigentlich vor sich geht offen :)

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • Ja, ich weiß, man soll keinen Teil so schnell hochladen, wenn der vorherige nicht kommentiert ist. Aber ich drehe sonst durch, wenn ich den nicht doch noch hochlade, also mache ich es einfach.
    Hinweis für spätere Leser: Annas Tochter ist inhaltlich rausgelöscht.

    _______

    - Die Patrouille -


    Ich war jetzt schon seit sechs Tagen im Lager und so langsam könnte ich mich durchaus an das Fleisch rantrauen. Der Leutnant guckte schon und ich wollte ihm keinen Vorwand für irgendeinen blöden Spruch geben. Nicht das ich den Blödsinn, von wegen „Fleisch gib Kraft“ glaubte, aber der Tag war anstrengend gewesen. Schaden konnte es nicht.
    Ich setzte mich zu den anderen an unseren Stammtisch und stillte erstmal meinen ärgsten Hunger mit Fettsalat. Ich wurde immer müder, das Gespräch der anderen plätscherte einfach an mir vorbei. Eigentlich wollte ich inzwischen nur noch ins Bett und keine Experimente wagen, aber ich hatte mir schließlich das Fleisch aufgetan und ich hasste es Lebensmittel wegzuschmeißen.
    Also schob ich mir ein ordentliches Stück in den Mund und verzog prompt das Gesicht. Es klebte am Gaumen, war zäh wie Leder und der Geschmack war einfach widerlich. Es schmeckte nach geronnenem Blut und als wenn man versucht hätte, mit zuviel Pfeffer den grausigen Geschmack zu übertünchen. Ich langte nach meinen Saft.
    „Ist das ekelhaft. Ich glaub, ich werde doch besser Vegetarier“, verkündete ich den anderen, nachdem ich alles runtergewürgt hatte. Ich kämpfte mit meinen Mageninhalt. „Das ist ja ... abstoßend. Widerwärtig. Und ihr esst das freiwillig? Ich dachte, ... das ist ja schlimmer ... schlimmer als dieser unfähige Leutnant.“
    Bei den Worten „unfähiger Leutnant“ war es zufällig totenstill im Zelt und jeder hatte meine respektlose Äußerung gehört. Es folgte nur ein kurzes verhaltenes Gelächter, bevor die Gespräche wieder normal weitergingen, aber ich lief knallrot an. Das war definitiv einer dieser superpeinlichen Momente, von denen man denkt, dass sie einen nie passieren können.
    Schack beugte sich vorsichtig vor und fragte mich dann laut: „Kennst du das, wenn du gerade etwas unheimlich Blödes gesagt hast und wirklich alle hören zu?“
    Ming prustete und Rick steckte sich schnell ein Stück Fleisch in den Mund, bevor beide mit unterdrückten Lachen auf den Tisch hämmerten, bis ihnen die Tränen kamen.
    Anna und Lisa warfen ständig Blicke über die Schulter und ihr Grinsen wurde von Sekunde zu Sekunde sadistischer. Selbst Zachs Mundwinkel kannten nur eine Richtung und zwar nach oben.
    „Der Leutnant kommt, wir sollten abhauen“, meinte Ming prustend und ich ließ mir das nicht zweimal sagen. Ich wollte schnellstmöglich aus dieser hochnotpeinlichen Situation raus, auch wenn das ganze Gelächter ansteckend war. Kichernd stellten wir unsere halbvollen Tabletts in die Ablage und rannten lachend raus.

    Kaum waren wir in unseren Quartier, klopfte mir Rick anerkennend auf die Schulter.
    „Das solltest du mir nicht allzu oft antun, Torn“, meinte er. Er konnte sich einfach nicht einkriegen. „Ich hätte mich fast zu Tode gelacht.“
    „Erst denken, dann reden“, sagte Anna und grinste mich anerkennend an.
    „Du bist echt genial, Mann“, meinte auch Ming kichernd und steuerte das Bad an. „So, aber ich bin jetzt kurz weg.“
    Ich fand das nicht besonders witzig, Rick hingegen schon. Er stolperte zu seinem Bett und wischte sich mit der Decke die Lachtränen aus den Augen.
    Plötzlich erstarrte seine Bewegung und seine Augen waren auf einen Punkt gerichtet, der irgendwo schräg hinter mir war. Irritiert drehte ich mich um und sah den Leutnant direkt ins Gesicht. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er uns gefolgt war.
    „Ach, dir gefällt es hier also nicht?“, sagte er eisig und verschränkte die Arme.
    „Läuft hier halt ziemlich bescheiden, nicht?“, gab ich zurück. Alles in mir sträubte sich dagegen, den Mann jetzt in den Hintern zu kriechen.
    „Ach, wirklich? Ich finde, es läuft hier ganz gut. Und ich denke, das kann ich besser beurteilen als du“, erwiderte er herablassend. Doch damit war er bei mir an der falschen Adresse.
    „Ja, genau“, gab ich zurück. Meine Stimme war voller beißenden Spott und Zorn. „Weil es hier auch eine tolle Gemeinschaft gibt, nicht? Keine Grüppchenbildung. Würde auch nie jemand extra Nachtschichten schieben, damit er nicht tagsüber verheizt wird. Ach, und was war denn noch gleich mit den Opferzahlen? Sind die nicht ziemlich hoch? Hey, die Stimmung ist ja auch super hier, oder? Würde ja niemand sich offen mit der Führung anlegen. Jeder liebt die doch, den freundlichen und kompetenten Umgang. Oder nicht?“
    „Pass auf, was du hier sagst“, sprach der Leutnant drohend. Er hatte sichtbar die Nase voll von meinem Benehmen.
    „Sonst ... was?“, fragte ich aufmüpfig zurück. Ich konnte meinen Zorn nur mühsam im Zaum halten. „Willst du mich erschießen? Öffentlich demütigen? Dafür hast du hier zu wenige Leute hier. Damit kommst du nie durch.“
    „Vorsicht!“, drohte er mir.
    „Warum?“, fragte ich und zog die Augenbraue hoch. „Passiert sonst was?“
    Anna kam zu mir hin getreten und legte mir beruhigend ihre Hand auf die Schulter und zog mich ein Stück zurück. Dann blickte sie den Leutnant herausfordernd in die Augen. „Ja? Was passiert dann?“
    „Würde ich aber auch gerne wissen“, gab Zach vom Bett aus dazu und auch Lisa meinte aufsässig aus den Hintergrund: „Ich auch!“
    Der Leutnant trat einen Schritt zurück und warf einen langen Blick zu den umherstehenden Soldaten. Dann sagte er langsam und bedrohlich: „Ach, so ist das? Gut. Ihr vier habt euch gerade freiwillig zu einer Patrouille eingeteilt.“
    „Wir wissen doch gar nicht, was wir draußen tun sollen“, begehrte ich auf.
    „Das hättet ihr euch vorher überlegen sollen“, gab er ungerührt zurück.
    „Keine Sorge, Torn, ich werde mitkommen“, sagte da plötzlich Rick, der zu uns hingetreten war.
    „Nein, das wirst du nicht!“, bellte der Leutnant umgehend Rick ins Gesicht.
    „Oh doch!“, stellte er mit völlig ruhiger Stimme klar und blickte sich kurz im Raum um, wer noch dabei war. Klett nickte ihm sofort zu. Er verstand sich zwar nicht sonderlich mit uns Rekruten, war jedoch ein guter Freund von Rick. Und die Freunde meiner Freunde sind auch meine Freunde.
    Der Leutnant schnaubte kurz, drehte sich wütend um und verließ das Quartier.
    „Keine Sorge. Ich bezweifle, dass du die Patrouille antreten musst. Ich rede kurz mit Lya, die hat den Alten perfekt im Griff“, meinte Rick beruhigend zu mir und schlug mir anerkennend auf den Rücken.
    Doch dann gefror sein Grinsen, als plötzlich der Leutnant am Türbogen auftauchte, mit Karl im Schlepptau, der ein Haufen Gewehre trug. Ich wusste zwar, dass Karl einer von Storms loyalsten Männern war, aber ich verspürte dennoch Enttäuschung, als er uns so mitleidslos die Gewehre in die Hände drückte.
    „Abmarsch!“, befahl der Leutnant grob und scheuchte uns raus. „Rick, du kennst ja den Weg. Bewegung!“

  • Eine Sekunde später bekam ich meinen Verstand immerhin soweit zusammen, dass es schaffte, sie zu umarmen.

    "ich"

    „Und ein Rep ist auch nur ein Tier. Und eine Tochter ist auch nur ein Kind.“ Sie biss sich auf die Lippen.
    „Du hast eine Tochter?“, sagte ich entsetzt. Tränen blitzen in ihren Augen. „Oh ... mein ... Gott.“
    Sie hielt sich die Hand vor dem Mund und schien ihre Gefühle zu unterdrücken zu wollen. Einen Moment später hatte sie sich an meinen Hals geworfen und weinte bittere Tränen. Ich war jetzt völlig überfordert.

    Den Zusammenhang hab ich nicht gekriegt so schnell. Wie kommt er nach der Aussage darauf, dass sie ne Tochter hat, und wieso regiert Anna so krass?^^

    „Macht doch, was ihr wollt!“, schnaubte der Leutnant, drehte sich wütend um und verließ das Quartier.

    Heir finde ich den Satz etwas unpassend von dem Leutnant, er ist ja kein trotziges Kind^^


    Die Situation ist ganz interessant, jetz müssen sie also auf Patrouille.. ohje, und das in der Grundausbildung. Ich weiß ja nciht, das kann ja nur komisch enden. Die Entscheidung des Leutnants ist hier auch etwas zweifelhaft^^

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • Jetzt kommt ein etwas längerer Teil, weil ich vermutlich erst wieder nächste Woche dazu komme, etwas hochzuladen. Im nächsten Teil kommen noch ein paar Vegetationsdetails (die nun relevant werden) und da muss ich ordentlich feilen, damit es halbwegs authentisch rüberkommt.
    _______

    Rick führte uns am Versorgungszelt vorbei und kaum, dass wir außer Sicht des Leutnant waren, riss er uns beiseite und drängte uns in einen Kistenstapel hinein.
    „Was ist los?“, wollte Anna von ihm wissen.
    „Eine Nachtpatrouille ist glatter Selbstmord. Hier werden wir uns verstecken. Bleibt ruhig, der Kistenstapel wird nicht überwacht ... hier treffen sich manchmal Liebende, das hat sich so herum gesprochen. Lisa, rück etwas tiefer rein, damit wir auch alle Platz finden.“ Er zeigte ein kurzes Lächeln. „Lya ist nicht so perfekt, wie ihr vielleicht denkt. Aber was der Leutnant da gerade abzieht, wird sie ihm niemals durchgehen lassen. Wir müssen also nur dafür sorgen, dass Lya hiervon erfährt, ohne das der Leutnant uns zuerst erspäht.“
    „Geschickt, aber riskant“, meinte ich nur und schob mich ebenfalls zwischen die Kisten. Irgendwie erinnerte mich das an die Zeit, wo ich noch ein Kind war und mich unterm Tisch versteckt habe. Nur war ich inzwischen größer und so eingekeilt zwischen den Kisten, war es dementsprechend eng. Annas Stiefel bohrten sich in meinen Rücken, mein Nacken schmerzte schnell wegen der ungewohnt niedrigen Decke und irgendein Behälter stach in meine Schulter. Erfreulicherweise war das Kistenversteck gut gelüftet. Den Geruch von sechs Menschen auf engsten Raum, brauchte ich nun wirklich nicht in der Nase.
    „Ich denke, so wird es gehen“, meinte Rick und bedeutete uns dann zu schweigen. Einen Wunsch, dem jeder von uns gerne nachkam.

    Nach einer Weile in unserem engen Versteck, hörten wir, wie das Lager immer ruhiger wurde. Ansonsten war nur die Atemgeräusche der anderen zu hören, oder ein kurzes Rutschen, wenn jemand versuchte, eine bequemere Position zu finden.
    Plötzlich ertönte ein lautes Scharren und eine Gestalt verdunkelte den Eingang. Erschrockenes Keuchen erfüllte das dunkle Innere und sogar Rick zuckte zusammen.
    „Ach, hier versteckt ihr euch also“, sagte eine brummige Stimme, die ich erst im zweiten Anlauf als Tyrs erkannte. „Zuerst hatte ich auf die Panzerhaubitze getippt, aber dort wart ihr nicht.“
    „Woher wusstest du ...“, fing Rick verdattert an.
    „Oh. Ich kenne dich. Ich weiß wie du denkst“, entgegnete Tyr. Er trat beiseite und ließ schwaches Mondlicht in den Verschlag einfallen. Steif bewegte sich Rick nach draußen und ich folgte ihm sofort. Mühsam lockerten wir unsere verkrampften Muskeln und eingeschlafenen Körperteile.
    Draußen hatte sich bereits die Nachtwache verteilt. Sofort erkannte ich unseren Vorteil, denn die Nachtwache stand konsequent gegen den Leutnant.
    „Und jetzt auf zu Lya?“, wollte Lisa wissen. Tyr guckte sie mit hochgezogener Augenbraue an.
    „Das wird nicht funktionieren“, brummte er schließlich. „Der Leutnant schläft an der Tür des großen Bunkers. Er will immer sofort Bescheid wissen, bei allen was im Lager vorfällt. An ihm kommt ihr niemals vorbei.“
    „Scheiße!“, fluchte Zach und ich konnte ihm nur stumm beipflichten. Es sah so aus, als müssten wir diese verdammte Patrouille doch machen. In mir reifte der Entschluss, hier endgültig abzuhauen.
    Nur war das leichter gesagt, als getan. Ich musste herausfinden, wo das unglückselige Portal versteckt war. Denn die Soldaten hüllten sich diesbezüglich in eisernes Schweigen. Die Patrouille kam mir da wie gelegen. Scheinbar würden wir einen großen Schwenk durch das Waldgebiet machen und so konnte ich immerhin herausfinden, ob dort das Portal war, oder nicht, Schließlich bin ich auch auf einer Wiese dort erwacht, der Gedanke war also nahe liegend.
    „Und jetzt?“, fragte ich in die Runde. Meine Stimme war überraschen ruhig und abgeklärt. „Machen wir bei der Nachtwache mit, oder so?“
    „Ja, so ungefähr“, antwortete Tyr nickend.
    „Sieht so aus, als wenn wir in der Morgendämmerung aufbrechen müssen“, stimmte auch Rick zu. „Okay, dann verteilt euch mal. Ich frag mal Harke, ob wir hier noch ein paar Decken, oder Feldbetten gelagert haben, auf denen wir noch ein paar Stunden Schlaf bekommen. Viel wird es aber nicht sein.“

    Wir verteilten uns im dunklen Lager. Trotz des hellen Mondlichts, waren nur Schemen zu erkennen. Das große Versorgungszelt stach deutlich aus der Mitte heraus, jetzt natürlich ohne Farbe. Vereinzelnd sah ich Soldaten patrouillieren und neben mir, sah ich die aufgebahrten Leichen unter der Plane. Kein ermutigender Anblick, obgleich die Dunkelheit mir dankenswerterweise die Details ersparte. Die Luft kühlte rasch herunter und klärte meine Gedanken.
    Ich überlegte, was ich tun würde, wenn ich das Portal tatsächlich fand. Sofort durchrennen, mich mit den anderen absprechen, oder vielleicht jemanden überreden mitzukommen? Ich wusste es nicht. Ich hatte noch nicht einmal eine Ahnung, was mich dort, oder auf der anderen Seite, erwartete. Klar war nur, dass ich mein Gewehr auf jeden Fall mitnehmen würde. Das Letzte, an das ich Interesse hatte, war wieder von irgendwelchen Bürokraten zurückgeschickt zu werden, was ich durchaus für möglich hielt.
    Plötzlich hörte ich Schritte und einen Moment später trat Anna neben mir.
    „Was ist los?“, wollte ich wissen. Sie schwieg eine Weile. Schließlich sagte sie leise: „Ich hab Angst.“
    „Warum?“, fragte ich. „Kopf hoch. Das wird nicht so schlimm werden.“
    „Nicht jeder ist so abgebrüht wie du!“, fauchte sie mich an. Jetzt platzte aber auch mir der Kragen. Mein Nervenkostüm war ohnehin zum Zerreißen gespannt.
    „Das bin ich auch nicht. Ich suche nur einen verdammten Weg hier raus!“, zischte ich zurück. Sie trat einen Schritt zurück und schien mich mit völlig anderen Augen anzusehen.
    „Ach, da seid ihr ja“, sagte plötzlich jemand bekanntes hinter mir, bevor weder Anna noch ich etwas sagen konnten. Als ich mich umdrehte, sah ich Ming und Schack auf uns zukommen. Letzterer natürlich mit einen breiten Grinsen im Gesicht. Beide trugen ihre Gewehre und schienen abmarschbereit.
    „Was macht ihr denn hier?“, fragte Anna entsprechend überrascht.
    „Wir kommen natürlich mit“, sagte Schack.
    „Warum?“
    „Ich mag euch. Natürlich mag ich Rick viel mehr, aber wer tut das nicht? Und ich will nicht, dass er nur wegen euch draufgeht.“ Die Worte kamen mit einer Stimme, die andeutete, dass er es nicht einmal ansatzweise so meinte, wie es klang. Er zögerte kurz, bevor er mit ernster Betonung zu mir sprach. „Und es hat mir irgendwie gefallen, wie du mit Storm umgesprungen bist. Ich will das nicht gutheißen und ich will erst recht nicht, dass du das wiederholst, aber etwas Widerstand hat der Kerl echt gebraucht.“
    „Ja, es kann ja nicht nur Rick und meine Wenigkeit hier Streit suchen. Irgendwann muss der Kerl mal merken, dass es gut ist!“, fügte Ming an. Ich zog überrascht die Augenbraue hoch. Ich hatte nicht gedacht, dass er tatsächlich aktiv gegen den Leutnant vorging. Dass er ihn nicht leiden konnte, war mir hingegen sonnenklar.
    „Der Vorteil ist nun“, sagte Schack, nun wieder mit lockerer Stimme. „Das wir jetzt eine ordentliche Sollgröße für eine Patrouille haben. Es wurde ohnehin Zeit für euch Grünschnäbel, mal echte Kampfluft zu schnuppern.“
    Ich überschlug kurz unsere Anzahl im Kopf und musste zugeben, dass er Recht hatte. Wir zählten nun acht Soldaten und Soldatinnen. Abgesehen von Zach, mir und den beiden Frauen, begleiteten uns nun vier erfahrene Veteranen. Mir fiel nur eine Kleinigkeit auf, die mich etwas nervös machte. Jeder in der Truppe war jemand, der sich in der Vergangenheit offen gegen den Leutnant oder Lya gestellt hatte. Wenn es nicht vollkommen unmöglich war, müsste ich befürchten, dass man uns damit elegant loswerden wollte.

  • Ein sehr schöner Teil und ein gutes Ende, das wirklich nachdenklich stimmt. Supi!!
    Ich glaub, jetzt wird es erst richtig spannend :D
    Rick gefällt mir sehr gut. Bei seiner Versteckaktion musste ich doch arg schmunzeln :D Generell sammelt Rick grad mehrfach Sympthatiepunkte.
    Bei den anderen fällt es mir immernoch etwas schwer die Namen auseinander zu halten, aber ich denke, das wird noch ;)

    Rick lud sein Gewehr durch und bedeutete uns, es ihm nachzutun. Zögernd legten wir die Magazine in die Waffen und schoben eine Kugel in die Kammer. Als das Scharren und Klicken verklang, bedeutete Rick uns, ihm zu folgen.

    Du hast hier eine Wiederholung. Im Grunde eine Kleinigkeit, weil mir gerade auch nichts einfällt, dass zu umschreiben, aber ich wollte es mal erwähnt haben.

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • Ich hab den letzten Post zwar noch nicht gelesen, lass aber trotzdem mal noch ein kleines Zwischenfeedback da, weil ich heute nicht mehr Zeit zum fertig lesen habe :D

    Hehe, endlich kommt mal Action in das Ganze :thumbsup:
    Dass der Leutnant so extrem durchgreift, hätte ich zwar nicht gedacht, aber wie sich Torn und die Anderen zusammenschliessen und gegen den ihn rebellieren, finde ich klasse!
    Irgendwo hat noch ein Wort gefehlt, aber das Zitat wurde mir gelöscht und jetzt finde ich es nicht mehr X/
    Auf jeden Fall bin ich gespannt auf ihre Patrouille und hoffentlich komme ich morgen noch zum fertig lesen ^^

    LG Lyn

    Ewigkeit

    Stell dir eine Stahlkugel vor, die so gross ist wie die Erde. Und eine Fliege, die sich einmal in einer Million Jahren darauf niederlässt. Wenn die Stahlkugel durch die damit verbundene Reibung aufgelöst ist, dann … ja dann … hat die Ewigkeit noch nicht einmal begonnen!

    – David Lodge, 1993

  • Ich mache mir jetzt eine lange Liste mit allen, was euch aufgefallen ist und überarbeite dann alle Teile. Mir war zwischendurch etwas das Feuer beim Schreiben verflogen. Irgendwie war ich mir nie sicher, ob bestimmte Details ich aufschreiben muss, oder sie nicht sonnenklar auf der Hand lagen. Aber nun werde ich sie einfach hinzufügen. Die paar Sätze mehr, sollten kein Problem sein.

    Das Kapitel "die Patrouille" wird spannend werden, das ist klar. Denn natürlich verläuft die nicht ohne Probleme. ^^

    Aber da, wie gesagt, nun Umgebungsdetails überwichtig werden, ist es ein sehr aufwendiger Teil. Ich hoffe, ich bekomme den zu eurer Zufriedenhiet hin.

  • Spoiler anzeigen

    Doch plötzlich sprach ihm ein anderer Soldat an, was ihn ablenkte.

    ihn

    „Ich denke, so wird es gehen“, meinte Rick und bedeutete uns dann, zu schweigen. Einen Wunsch, den jeder von uns gerne nachkam.

    Hab gerade Knoten im Hirn, aber müsste dass nicht "dem" heissen?

    Scheinbar würden wir einen großen Schwenk durch das Waldgebiet machen und so konnte ich immerhin herausfinden, ob dort das Portal war, oder nicht, Schließlich bin ich auch auf einer Wiese dort erwacht, es war also höchst wahrscheinlich.

    klein
    Ich bin mir ausserdem nicht sicher, ob du dort nicht die Zeitformen ein wenig durcheinandergebracht hast...

    So, jetzt bin ich auch fertig ^^
    Weiterhin sehr spannend, auch wenn mir dieses "Jey wir haben geschafft" und dann doch gleich wieder "ok, nein doch nicht" jetzt nicht sooo gut gefällt, aber das ist Geschmacksache.
    So, jetzt bin ich auf die Patrouille gespannt 8o

    Ewigkeit

    Stell dir eine Stahlkugel vor, die so gross ist wie die Erde. Und eine Fliege, die sich einmal in einer Million Jahren darauf niederlässt. Wenn die Stahlkugel durch die damit verbundene Reibung aufgelöst ist, dann … ja dann … hat die Ewigkeit noch nicht einmal begonnen!

    – David Lodge, 1993

  • Hi Schreibfeder,

    ich bin ab dem nächsten Post wieder mit dabei, nachdem ich lange nicht mehr im Forum aktiv war. Also, nur zu, schreib weiter.

    Etwas Spannung hat die Geschichte jetzt nämlich durchaus nötig, das Lagerleben hat sich auf den letzten Seiten irgendwie gezogen. Auch wenn das natürlich nicht so ist im Gesamtbild, da wird das verhältnismäßig bestimmt gut passen.

    Mein allererster Eindruck ist übrigens leider auch nach der langen Zeit nicht verflogen und immernoch Wehrmutstropfen Nummer 1: Irgendwie finde ich es nicht so authentisch, wie Torn das alles aufnimmt. Ich bin mal zynisch und schreibe, welchen Eindruck ich habe: "Oh, ich bin tot und wache plötzlich woanders wieder auf. Alles neu, alles fremd? Okay, echt seltsam, aber wird schon passen. Dann lerne ich mal, wie ich Soldat werde."

    Vielleicht hilft es schon, den Zeitraum verlängern, in dem alles geschieht. Nicht nur innerhalb von ein paar Tagen, sondern eher Wochen. Das müsstest du ja nur in einem Satz erwähnen, nicht ausbauen. Dann wäre ein Reifeprozess gegeben und alles viel glaubwürdiger.

    Das war's erst einmal von mir.

    "Sehe ich aus wie einer, der Geld für einen Blumentopf ausgibt, in den schon die Pharaonen gepisst haben?"