Die Todgeweihten (Zeitreise)

Es gibt 246 Antworten in diesem Thema, welches 85.714 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (5. November 2019 um 18:29) ist von Schreibfeder.

  • Danke für eure Verbesserungen und Rückmeldung. Ja, ich finde derzeit tatsächlich etwas mehrZeit zum Schreiben. Es freut mich, dass ihr noch immer begeistert dabei seid. Es folgt eine weitere (sollte etzt nicht gerade überraschend sein ^^ ) Kampfszene.

    _______

    Zwei Tage lang blieb es einigermaßen ruhig. Ich kämpfte zwischendurch an der Oberfläche, aber immer nur kurz. Lya, Storm und der Sergeant hatten sich auf ein Drei-Schichten-System geeinigt, wo jeder von ihnen für einige Stunden das Kommando über das „Nest“ bekam. Blöderweise wussten sie daher auch, wer kämpfen durfte und wer nicht. Was jetzt auch nicht schwer war, bei einer Truppenstärke von kaum siebzig Männern und Frauen. Ergo hielten sie mich an der kurzen Leine.
    Ich döste gelangweilt wieder auf meiner Pritsche, als ich plötzlich Unruhe bemerkte. Zuerst war es nur ein leises Zittern in den Wänden. Die Panzerhaubitze wurde vielleicht abgefeuert. Dann folgten laute Stimmen, schnelle Schritte, Klirren und Gekeuche, als einige Soldaten Material aus der Werkstatt holten. Als die Bunkertür geöffnet wurde, schallte extremer Gefechtslärm runter. Dann folgte noch Lyas Stimme: „Jo, hier schauts fei wild aus.“
    Viel mehr war für die härtesten Veteranen nicht nötig. Im Nu waren sie aufgesprungen und eilten zur Falltür. Wir Neulinge ließen uns prompt von der Bewegung mitreißen.
    Im Vorraum war ein wildes Gedrängel und Gewühl, als alle ihre Stiefel anzogen und sich kampfbereit machten. Gewehre und Bebänderungen lagen schließlich in Massen in der Werkstatt und wurden reihum gereicht. Das wilde Waffenfeuer über uns hörte gar nicht mehr auf. Inzwischen waren auch die kräftigen Klänge der Flak rauszuhören, die immer wieder durch die wuchtigen Explosionen der Panzerhaubitze übertönt wurden. Diejenigen, die fertig waren, kletterten daher eilig nach oben, duckten sich und rollten sich dann seitlich davon. Oben musste es wirklich heiß hergehen.
    Mit einem leichten Flattern in der Magengegend hetzte auch ich die Leiter rauf und rollte mich oben beiseite. Nicht nur, weil die anderen es auch so gemacht haben, sondern aus reinem Selbsterhaltungstrieb. Oben war die Luft buchstäblich am Kochen.
    Gewehre wurden in schneller Folge abgefeuert. Befehle wurden gebrüllt. Kugeln sirrten überall durch die Luft. Nicht alle davon flogen in Richtung Waldrand, genug gingen auch quer durchs Lager. Menschen rannten in schneller Folge hin und her, warfen oder hockten sich zu Boden, feuerten ihre Waffen ab und sprangen zur nächsten möglichen Deckung. Und schier überall waren die kleinen Reps. Es gab kein Ort, wo nicht eines dieser Mistviecher auftauchen konnte, obwohl das Zentrum des Lagers noch relativ sicher zu sein schien.
    Ich robbte eilig über das Gras zur nächsten Kiste und spähte vorsichtig drüber. Ein zuckender Echsenkopf am Waldrand. Ich hatte umgehend mein Gewehr angelegt und abgedrückt. Eine weitere Bewegung aus dem Augenwinkel. Noch eine kurze Salve, noch ein toter Rep. Die Kisten boten jetzt ärgerlicherweise zu viel Deckung für die kleinen Beutegreifer. Auch wurde es immer schwerer, die lebenden Tiere von den Toten zu unterscheiden. Von meiner Position aus konnte ich nicht mehr viel tun. Ich sprang auf und rannte zur nächsten Kistenecke, wo ich meinte, ich hätte Rick gesehen. Neben mir ließ sich prompt ein anderer Soldat zu Boden fallen, der sich ebenfalls erstmal ein Bild von der Lage machen wollte.
    Mit einem wilden Schliddern landete ich neben Rick. Die Wiese hatte sich bereits großflächig in eine Schlammpiste verwandelt. Und nicht nur Erde und Dreck glitzerten in den Grasnarben, sondern auch allzu häufig öliges Blut.
    „Jo, Torn“, sagte Rick gehetzt und winkte zur linken Flanke. „Dort drüben liegt Jet. Er ist tot, aber sorg dafür, dass diese Mistdinger ihn in Ruhe lassen. Knall alles ab, was sich da bewegt!“
    „Verstanden“, antwortete ich nur knapp und behielt Jets Leiche im Auge.
    Hinter mir brach aber dafür die Hölle los.
    Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie Karl plötzlich von einem halben Dutzend Reps umgerissen wurde. Blut spritzte meterweit durch die Luft und besudelte Gras und Kisten gleichermaßen. Anschließend versuchten die kleinen Dinosaurier alles, um in Zickzack vor den Kugeln zu fliehen. Jedes einzelne hatte die Schnauze voll mit frischen, blutigen Innereien. Eine weitere Soldatin spuckte plötzlich Blut und ging in die Knie. Es war die Brünette, die sich um Klett gekümmert hatte. In ihren Nacken steckte eine fingerdicke Klaue von einem Rep.
    „Scheiße!“, fluchte ich. Der Schock überspülte mein Denken. Mit Müh und Not konnte ich noch einen kleinen Dinosaurier erschießen, der auf mich zugerannt kam.
    „Die machen uns platt.“
    „Den Zwo-Achtunddreißiger, rasch!“
    „Hierher!“
    „Schneller!“
    Kurz darauf hörte ich das gedämpfte Ploppen des Mörsers und sah die Explosionen zwischen den Palmen aufblitzen. Ich versuchte meine Flanke abzusichern, aber ein misstönendes Kreischen ließ mich dennoch sofort herumwirbeln. Langsam rollte die Panzerhaubitze am Lagerrand entlang, über und über mit Reps behaftet. Funken sprühten, als einer der Soldaten auf das Panzerfahrzeug feuerte, um die Reps von dort zu vertreiben. Ich bezweifelte, dass der Leutnant darüber erfreut sein würde. Nicht wirklich wegen den Querschlägern, aber er saß mit Sicherheit da drinnen und die Reps hatten nicht einmal ansatzweise eine Möglichkeit, die Haubitze nennenswert zu beschädigen. Die Kugeln allerdings auch nicht. Für einen Moment sah es tatsächlich so aus, als wenn man die Heerscharen von Reps besiegen konnten.

    Einmal editiert, zuletzt von Schreibfeder (25. Juli 2016 um 13:54)

  • Als die Bunkertür geöffnet wurde, schallte extremer Gefechtslärm runter. Dann kam plötzlich Lyas Stimme dazu: „Jo, hier schaust fei wild aus.“

    !??!! Was zum Henker sagt der da? Ist das nen Dialekt oder sowas? Ich verstehe kein Wort. ^^
    Der Kampf war lebhaft beschrieben, reichlich brutal.. Naja ist ja noch nicht zu ende.

    Ich frage mich allerdings, wann du uns allmählich die Auflösung präsentierst. Also wegen der Zeitreise und dieser Portalgeschichte. Aber vl. bin ich auch mal wieder zu ungeduldig^^

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • Ich hatte es dir im Chat schon geschrieben.
    Zwar ist meine bisherige Variante nun in die ewigen Jagdgründe des Datenabfalls einhergegangen, aber im Prinzip habe ich die Geschichte noch immer im Kopf.
    Der Handungsbogen ist vorhanden und durchdacht. Das Problem ist vielmehr, das ich hier nicht spoilern will und daher auch nicht meine Gedanken hier einfließen lasse.
    Leider kann ich daher also nur ein: "Es ist alles in Ordnung" dir antworten.

  • Ich hatte es dir im Chat schon geschrieben.
    Zwar ist meine bisherige Variante nun in die ewigen Jagdgründe des Datenabfalls einhergegangen, aber im Prinzip habe ich die Geschichte noch immer im Kopf.
    Der Handungsbogen ist vorhanden und durchdacht. Das Problem ist vielmehr, das ich hier nicht spoilern will und daher auch nicht meine Gedanken hier einfließen lasse.
    Leider kann ich daher also nur ein: "Es ist alles in Ordnung" dir antworten.

    Ja ich erinner mich, dass wir drüber gesprochen haben, jetzt, wo du es sagst ^^
    Nein Sorge, bin doch nur wie immer ungeduldig - weisste doch :) Alles gut^^

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • Dann brach plötzlich ein ganzes Rudel großer Reps aus dem Wald hervor. Es waren nicht die Gattung der kleinen, kaum katzengroßen Tiere, sondern die mannshohen, gelbgrünen Versionen, die ich bisher nur auf der Wiese gesehen hatte, wo ich erwacht bin. Diese mussten nicht so sehr auf die Deckung achten, wie ihre kleineren Verwandten. Sie stürmten einfach durch das Lager, zerbrachen Kisten und rannten Soldaten über den Haufen. Ihr Auftauchen war so überraschend, das keiner so richtig reagieren konnte.
    Ming und Kuba gingen vor meinen Augen zu Boden. Während Ming jeden Laut unterdrückte und sich mit offensichtlich zerschmetterter Hüfte hinter einer Kiste zog, drang aus Kubas Lippen ein leises Stöhnen. Scheller als ich gucken konnte, hatte sich schon ein Rep heruntergebeugt und ihm die Kehle aufgerissen.
    Ich fluchte kräftig, als mir wieder einfiel, dass man keineswegs einen Schmerzensschrei ausstoßen durfte. Nicht hier, nicht im Gefecht. Weil sich sonst die Reps auf einen stürzten, wie auf ein rohes Steak. Dann fluchte ich ein zweites Mal, als die Flak loshämmerte und die Geschosse knapp über meinen Kopf hinwegflogen und die Echsen ummähten. Beine und Schuppen flogen durch die Luft, als die Granaten in dessen Körpern explodierten.
    Leider öffnete dieser Angriff ausgerechnet die Deckung auf der Flanke, auf der ich lag. Schimpfend legte ich mein Gewehr an und schoss auf die erste Gruppe kleiner Reps, die die Lücke in der Verteidigung ebenfalls entdeckt hatte. Kurz darauf klickte meine Waffe leer.
    „Klett!“, schrie ich zur Flak, wo er drauf saß. „Ich brauch Muni!“
    In der Sekunde, in der ich mich erwartungsvoll umdrehte, sah ich, wie ein kleiner Rep zu ihm rannte. Ich griff zu meinem Gewehr, doch der Rep war schon verschwunden. Nur um dann plötzlich neben Klett aufzutauchen. Ehe ich etwas tun konnte, bohrten sich seine Krallen in Kletts Bein. Er sprang an ihm hoch und riss ihm die Kehle auf.
    „Scheiße! Nein!“, fluchte ich und eilte zur Flak. Doch meine Stimme ging im Geschrei der Anderen unter.
    „Die Flak!“
    „Scheiße, jemand darüber! Los!“
    „Bringt nichts. Holt die Werfer, schnell!“
    Merkwürdig bekannte Laute ertönten hinter mir, was ich mit einiger Mühe als das Rauschen eines Flammenwerfers aus dem Lehrvideo identifizierte. Ein Brennen schoss an meinem Bein entlang, was ich aber vollkommen ignorierte. Einen Moment später sah ich, wie der Rep im Kreuzfeuer starb, was mich genauso kalt ließ. Meine Sorge galt einzig dem tollpatschigen Soldaten, den ich unbewusst bereits als Freund eingestuft hatte, wie mir viel zu spät klar wurde.
    Doch ich kam zu spät. Kletts Augen waren leblos und blickten starr auf den Himmel, ohne diesen wahrnehmen zu können. Seine Kehle war eine einzige rotschwarze Ruine. Der Kragen zog sich rasend schnell mit seinem Blut voll.
    Ich ließ den Kopf sinken, da war nichts mehr zu machen. Plötzlich zuckte Kletts Körper auf eine merkwürdige Art und Weise. Irgendwie schien er unscharf zu werden und seine Position zu verändern. Dann war wieder alles normal. Nur seine Wunden hatten sich komplett geschlossen. Das getrocknete Blut an seiner Kleidung sah aus, als wäre es Monate her, dass es dort reingeflossen war und nicht erst wenige Sekunden. Doch dann zuckte Kletts Körper und er schlug die Augen auf. Ein arg verwirrter Ausdruck lag auf seinem Gesicht, untermalt von unterdrücktem Schmerz.
    Ich erfasste die Situation genau, auch wenn die Details für mich noch immer völlig im Nebel lagen.
    Doch zumindest wusste ich, was ich nun sagen sollte: „Hi, willkommen in der Kreidezeit. Mach dir keine Sorgen wegen deines neuen Körpers, das ist völlig normal wegen dem Übergang. Die Schmerzen werden bald vergehen. Bleib einfach nur liegen, ich gebe dir Deckung.“
    Dann nahm ich mir Kletts Waffe und ging neben ihm in die Hocke. Die Schlacht tobte noch immer über uns, doch die Flammenwerfer hatten das Schlachtglück entschieden gewendet. Jedes Tier hatte Angst vor dem Feuer, selbst so intelligente wie die Reps.

  • Jedes Tier hatte Angst vor dem Feuer, selbst so intelligente wie die Reps.

    Ja wenn die intelligent sind, dann haben die doch erst recht angst davor?^^

    Interessant wie auch Torn mittlerweile total abgestumpft ist. Da stirbt Klett weg und er empfängt den Neuankömmling erstmal ganz trocken. Erinnert mich ein wenig an seine Ankunft..

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • Wie ich schon dir mal schrieb, lege ich viel Wert auf die Charakterentwicklung. Das er jetzt so völlig abgestumpft ist, ist beabsichtigt. Ich versuche die Charaktere diesbezüglich zu formen. Anfangs passiv und leicht verängstigt, dann abgehärtet und rauh. Gerade weil der Prota nur noch Gewalt und Krieg erlebt hat.
    Es freut mich, dass es auch so rüberkommt. ^^

  • Der Weg

    Ich stand mit Anna abseits des Lagers. Eine scheinbare Normalität hatte sich breitgemacht, an der eifrig weitergearbeitet wurde, als wenn man damit die Toten vergessen konnte. Die Verstecke waren abgebaut worden, die Kisten wieder unter Planen verstaut, die Kadaver und Leichen verbrannt, die Zelte aufgerichtet und das Lager sah fast wieder so aus wie vorher.
    Die Angriffe der Reps hatten ebenfalls aufgehört. Sie hatten sich bei der finalen Schlacht vor drei Tagen eine blutige Schnauze geholt und sehr empfindliche Verluste hinnehmen müssen. Selbst für deren extreme Vermehrungsraten waren die Rückschläge vernichtend. Laut mehreren Veteranen, die es geschafft hatten, hier schon einige Jahre zu überleben, hatten wir für eine Weile Ruhe vor ihnen.
    Im „Nest“ zog der gewöhnliche Alltagstrott wieder seine Bahnen. Vereinzelnd gingen Soldaten zwischen den Zelten hin und her, manche standen mit der Waffe in der Hand herum und beäugten misstrauisch die zerstörten Palmen, bevor sie einige Minuten später mit ihren Nachbarn ein Schwätzchen anfingen. Lya trainierte die Gruppe neuer Rekruten am anderen Lagerrand. Ich fand, dass es besser sei, wenn sie uns nicht sah. Mir stand nun wirklich nicht der Sinn nach zusätzlichen Trainingseinheiten. Lieber stand ich mit Anna abseits und redete mit ihr.
    „Und was für Musik hörst du so gerne?“, fragte ich, um den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen.
    „Shakira, Rihanna und so was“, antwortet Anna mir achselzuckend.
    „Also Charts?“, hakte ich nach.
    „Nein. Ich mag einfach nur dieses prokolumbianische Zeug. Du weißt schon, das was Rhythmus hat. Wozu man so richtig tanzen kann“, sagte sie und fügte mit bitterer Miene hinzu: „Aber das gibt es hier ja nicht. Kann mir doch keiner erklären, dass es so schwer ist, ein paar Lieder rüberzubringen. Musik verstehst du? Das vermisse ich hier am meisten.“
    Während Anna erzählte, störte mich ein Geräusch. Ein gleichmäßiges, tiefes, irgendwie mir bekanntes Brummen. Mit einem Klicken entsicherte ich mein Gewehr. Die Erfahrung lehrte mich, dass hier alles Gefahr bedeutete, was nicht vollkommen normal war.
    „Was ist?“, fragte mich Anna und ihre Stimme klang alarmiert.
    „Ein Auto“, murmelte ich halblaut. Sie blickte auf und entsicherte ebenfalls ihr Gewehr.
    Rufe wurden im Lager laut. Offensichtlich hatten auch andere Soldaten den Motor brummen gehört. Eilige Schritte näherten sich uns und im Nu hatte sich eine Menschentraube gebildet. Auch die anderen trugen alle eine Waffe bei sich, obwohl sie keine direkte Gefahr befürchteten.
    Wenige Momente später tauchte der Überrollbügel eines Geländewagens im Grasmeer auf. Dem Holpern zur Folge, fuhr der Fahrer sehr zügig, was sicherlich nicht besonders bequem war. Mir fiel jedoch ein Dutzend harmloser Gründe ein, weshalb ich nicht lange auf der Wiese sein wollte, ohne das Wort „Flugsaurier“ in den Mund zu nehmen.
    Erst allmählich sah man vom Überrollbügel mehr, als wenn er mühsam aus grünem Treibsand emporsteigen würde. Zum ersten Mal fiel mir dabei das sanfte Gefälle der Wiese auf. Es war, als wenn etwas unglaublich Schweres in dessen Mitte lag und alles mit runterzog.
    Dieses Mal entschlüpfte mir der Gedanke nicht: Das Portal musste dort sein. Das war die einzige logische Erklärung. Ein erwartungsvolles Prickeln durchfuhr mich, was nichts mit der wachsenden Neugier der Anderen zu tun hatte.

  • Spoiler anzeigen

    Jetzt, wo ich die Zeit hatte genauer hinzuschauen, sah ich, wie zerstört der Waldrand bereits war. Kaum ein Zweig, der nicht geknickt war, oder ein Blatt, was nicht hässliche Löcher aufwies. Zahlreiche Palmen lagen bereits auf dem Boden, und abgebrochene Strünke ragten wie anklagende Finger in die Höhe.

    Wortwiederholung

    Ausgedehnten Lücken im Blätterdach stammten von großen Dinosauriern, die sich durch das Geäst gekämpft hatten, bevor man sie töten, oder zumindest vertreiben konnte.

    Ausgedehnte

    Mit einem leichten Flattern in der Magengegend, hetzte auch ich die Leiter rauf und rollte mich oben beiseite. Nicht nur, weil die anderen es auch so gemacht haben, sondern aus reinen Selbsterhaltungstrieb

    reinem

    Auch wurde es immer schwerer, die lebenden Tere von den Leichen zu unterscheiden.

    Tiere

    Wie kommt es bloss, dass ich die Posts oben nicht bemerkt habe?? ?( *aktiviert Benachrichtigungen über neue Beiträge*

    So, da geht der Kampf also zu Ende. Mir hat sehr gut gefallen, dass du es trotz der Länge des Angriffs geschafft hast, die Spannung aufrecht zu halten und immer wieder Abwechslung reinzubringen. Das mit dem Portal am Ende hab ich jetzt überhaupt nicht erwartet, die Idee finde ich aber super, dass das Portal doch nicht so weit vom Nest entfernt ist. Ich bin jetzt gespannt was das Auto dort will und ob das noch Ärger gibt...
    Und ich hab so das Gefühl, dass Torn immer noch nicht alle Geheimnisse des Lagers aufgedeckt hat, aber ja, wir werden ja sehen. ^^

    LG Lyn

    Ewigkeit

    Stell dir eine Stahlkugel vor, die so gross ist wie die Erde. Und eine Fliege, die sich einmal in einer Million Jahren darauf niederlässt. Wenn die Stahlkugel durch die damit verbundene Reibung aufgelöst ist, dann … ja dann … hat die Ewigkeit noch nicht einmal begonnen!

    – David Lodge, 1993

    Einmal editiert, zuletzt von Lyn (20. Juli 2016 um 10:34)

  • Hallo Lyn, es freut mich, dass du die Geschichte dennoch gefunden hast. Deine Verbesserungen sind perfekt und werde ich die Tage einpflegen(bin gerade nicht am Laptop) und danke nochmal für deine Arbeit.

    Auch deine Anmerkung gefällt mir. Ich werde noch so einige Überraschungen parat haben. , kann ich euch noch versprechen. ^^

  • Häh moment. Das portal ist in der wiese direkt neben ihnen und das hat er bisher nicht bemerkt? Das macht mich etwas stutzig, dass das jetzt so plötzlich kommt.
    Ansonsten bin ich natürlich gespannt, wer da aus dem Portal kommt^^ :)

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • Torn hat das Portal also endlich gefunden. Scheint, als würde es langsam auf das Finale zugehen?
    Bis auf das, was im Spoiler steht und ich dir letzte Woche am Laptop korrigiert hatte, gibt es auch nichts zu meckern. Keine Logiklücken, etc.

    Spoiler anzeigen

    Bücher sind Schokolade für die Seele. Sie machen nicht dick. Man muss sich nach dem Lesen nicht die Zähne putzen. Sie sind leise. Man kann sie überall mitnehmen, und das ohne Reisepass. Bücher haben aber auch einen Nachteil: Selbst das dickste Buch hat eine letzte Seite, und man braucht wieder ein neues.
    Richard Atwater

    Einmal editiert, zuletzt von Morgy (21. Juli 2016 um 20:35)

  • Da @Morgy darauf bestanden hat, dieses Mal ein etwas längerer Teil (zwei Word-Seiten). Hier werden bereits die ersten inhaltlichen Fragen von euch beantwortet.

    _______

    Schließlich kam der Jeep mit quietschenden Bremsen zum Stehen. Es war einer dieser uralten Bundeswehr-Geländewagen von Mercedes. Sogar der Tarnanstrich war identisch. Mitten drinnen saßen zwei Personen. Ein Fahrer, mit absolut neutraler Miene, und ein älterer, weißhaariger Mann mit Schnurrbart, dessen weinrotes Barrett ihn als hoher Offizier auswies. Kaum stand der Wagen, schwang sich dieser vom Beifahrersitz und pickte aus der Masse an umstehenden Soldaten gezielt den Leutnant raus.
    „Verdammt Storm, was glaubst du eigentlich, was du hier tust?“, polterte er anstelle einer Begrüßung los.
    „Ich verstehe nicht, Oberst. Was ...?“, fing dieser an, doch das war offensichtlich die falsche Reaktion gewesen.
    „Ja glaubst du, ich wäre bescheuert? Du hast innerhalb von drei Wochen siebzehn Mann verloren. Siebzehn Mann! In drei Wochen! Ein verfluchtes Viertel deiner Kompanie. Für wie deppert hältst du mich eigentlich? Glaubst du, dass ich das nicht merke, oder was? Jan Müller, sagt dir das was? Sein Kampfname war Klett und seine Mutter Wissenschaftlerin auf der anderen Seite. Sie hat mir gerade die Hölle heiß gemacht. Scheiße, sie ist dafür extra durchs Portal gesprungen. Und weißt du was? Jedes Wort war die verdammte Wahrheit! Ich hatte jetzt drei verdammte Stunden Zeit, mir Gedanken zu machen, also hältst du jetzt besser deine Klappe, bevor ich sie dir stopfe!“
    Der Oberst hatte einen knallroten Kopf bekommen und war mit jedem Satz lauter geworden. Seine Stimme hatte sich zwischendurch vor lauter Zorn mehrfach überschlagen und der Leutnant war sichtbar in sich zusammengesunken, aber der Oberst war noch lange nicht fertig mit ihm.
    „Ich hatte gerade auch noch ein verdammtes Gespräch mit den Wissenschaftlern im Tor. Sie spucken Gift und Galle. Und weißt du was? Es reicht mir so langsam mit dir. Wenn sich Lya nicht für dich eingesetzt hätte, wärst du schon vor zehn Jahren abkommandiert worden. Verdammt Storm, das kann und werde ich dir nicht durchgehen lassen!“
    Er schien sich langsam abzuregen, aber sein knallroter Kopf bewies das Gegenteil. In ihm brodelte eine gewaltige Menge Wut, er wollte es nur nicht offen zeigen. Mit einer groben Handbewegung wies er auf den Sergeant.
    „Deinen Job bist du los. Es wäre deine Aufgabe gewesen, mir hiervon frühzeitig zu berichten, das hast du aber nicht.“
    Der kantige Kopf des Sergeanten blieb unbewegt. Er nahm seine Degradierung und Abberufung mit absolut stoischer Miene auf. Der Oberst warf ebenfalls einen eisigen Blick auf Lya. Augenblicklich wurde mir klar, dass auch sie ihm nicht Bescheid gegeben hatte, aber eine Amtsenthebung nicht in seiner Macht lag. Die strenge Trennung zwischen ziviler und militärischer Ränge habe ich schon geahnt. Es war halt wie in der Bundeswehr, wo ein Offizier ja auch nicht über die zivilen Angestellten des Ministeriums entscheiden konnte. Ich überlegte fieberhaft, wer wohl eine höhere Machtinstanz bilden könnte, aber mir fiel beim besten Willen niemand ein. Auch wenn ich so langsam wusste, wie hier der Hase lief, hatte ich manchmal noch immer das Gefühl, im trüben Wasser zu schwimmen.
    Dann wandte der Oberst sich wieder an den Leutnant, was auch meine Aufmerksamkeit wieder fesselte.
    „Ich schicke dir einen neuen Sergeant. Einen vom Sonnenlager. Und du bekommst ein paar neue Soldaten, frisch von der Bundeswehr.“
    „Soldaten von der Bundeswehr“, wiederholte Anna neben mir murmelnd. Ich sah sie fragend an, doch sie winkte nur ab.
    Der Oberst bedeutete den Sergeant grob, dass er einsteigen sollte, bevor er sich selbst auf den Beifahrersitz schwang. Ohne dass er ein unnötiges Wort sagen musste, startete der Fahrer den Motor und legte den Gang ein.
    „Und es ist besser, wenn du jetzt die Füße still hältst“, sagte er zum Abschied zum Leutnant. „Noch so eine Geschichte und es wird dir leidtun.“
    Dann fuhr der Jeep rückwärts, bevor der Fahrer das Lenkrad dreht und mit einem schnellen Bogen wieder in Richtung Grasmeer verschwand.
    Ich atmete erleichtert auf, während sich die Soldaten langsam wieder zerstreuten. Nicht das ich plante länger hierzubleiben, aber die Entwicklung der Dinge gefiel mir gut. Der Sergeant war der größte Befürworter der Methoden des Leutnants gewesen. Dass er weg war, konnte sich nur positiv auswirken. Ich nahm mir vor, darüber sofort Ming und Schack zu informieren.
    Beide lagen in ihren Betten und das würde auch noch eine Zeitlang so bleiben. Mings Oberschenkel und Beckenknochen waren zerschmettert und das einhergehend mit schweren inneren Blutungen. Doch Lya hatte ihn retten können. Auch Schack hatte es erwischt, aber nicht so schwer. Ein Rep hatte seinen Bizeps aufgerissen, bevor das Tier von einer verirrten Kugel erschossen wurde. Mehr Glück als Verstand und er machte natürlich haufenweise schlechter Witze darüber.
    Dennoch war ihre Stimmung verhalten. Sie trauerten um ihre toten Freunde, vor allem um Jet. Dass der Leutnant dermaßen runtergeputzt wurde, würde ihnen daher sicherlich gut gefallen.
    Mich persönlich machte ein ganz anderer Umstand glücklich: Ich hatte endlich die Gewissheit, dass es hier eine höhere Befehlsinstanz gab und das diese ihre Aufgabe ernst nahm. Dass es eine geben musste, war mir allerdings schon vorher klar gewesen. Ich wusste von mindestens drei Lagern und die mussten ja irgendwie koordiniert werden. Eines am Portal, das „Nest“, das Panzerlager und laut der Bemerkung des Oberst, gab es ein viertes, das Sonnenlager. Wenn ich den Namen richtig interpretierte, waren dort Solarzellen aufgebaut, die den Strom für die Militäranlagen lieferten. Das würde auch den großen Generator in der Werkstatt erklären, der wohl eher eine Umspannstation war. Vermutlich bekamen wir unseren Saft per unterirdisches Gleichstromkabel geliefert. Zumindest würde ich das so machen, schließlich war ich ja Elektriker. Ebenso wie ich die Lager kreisförmig zum Portal anordnen würde.
    Langsam elektrisierte mich der Gedanke ans Portal. Laut dem Oberst hatte er drei Stunden gebraucht, um hierher zu kommen. Der Geländewagen war zügig, aber nicht umwerfend schnell gefahren, schließlich war das Gelände recht unwegsam. Vielleicht fuhr er dreißig Km/h. Das würde dann eine Distanz von neunzig Kilometer bedeuten. Ich ging ja eher von der Hälfte aus, also fünfundvierzig Kilometer und damit eine Strecke, die ein trainierter Mensch durchaus an einem Tag zurücklegen könnte. Das würde auch aus militärischer Sicht Sinn ergeben.
    Ich seufzte laut und warf einen Blick auf Anna. Ihr Blick wirkte ebenso nachdenklich wie meiner, aber es war ihr anzusehen, dass ihre Gedanken in eine ganz andere Richtung gingen als meine.
    „An was denkst du gerade?“, fragte ich vorsichtig.
    „Ach ... nichts“, gab sie schließlich achselzuckend zu, was den Waffengurt zum Klirren brachte. „Ich dachte nur an meinen Freund, er war auch bei der Bundeswehr. Er hat sich das Leben genommen. Ich dachte nur einen Moment lang, dass sie ihn vielleicht hierher gebracht hätten, aber das kann nicht sein. Der „Transfer“ geht ja nur mit Fast-Toten, nicht mit ... ach egal. Komm, lass uns zum Essenszelt gehen, ich hab Durst.“

  • Die Größe der Grasebene war nur schwer abzuschätzen, aber wir konnten den Wagen eine halbe Stunde lang beobachten, bis er endlich bei uns eintraf.

    Irgendwie passt das nicht. er braucht eine halbe Stunde bis er bei ihnen ist und sie sehen ihn schon kommen?

    Augenblicklich wurde mir klar, dass auch sie ihm nicht Bescheid gegeben hatte, aber eine Amtsenthebung nicht in seiner Macht lag.

    Wieso nicht? Der steht doch über ihr?

    Eines am Portal, das „Nest“, das Panzerlager und laut der Bemerkung des Oberst, gab es ein viertes, das Sonnenlager. Wenn ich den Namen richtig interpretierte, waren dort Solarzellen aufgebaut, die den Strom für die Militäranlagen lieferten. Das würde auch den großen Generator in der Werkstatt erklären, der wohl eher eine Umspannstation war. Vermutlich bekamen wir unseren Saft per unterirdisches Gleichstromkabel geliefert. Zumindest würde ich das so machen. Ebenso wie ich die Lager sternförmig zum Portal anordnen würde.

    Ich weiß, dass er hier nur vermutet, aber das ist etwas arg konkret für jemanden der 0 Plan vom Militär hat und da gerade mal nen paar Tage ist.

    Vielleicht fuhr er vierzig Km/h. Das würde dann eine Distanz von hundertzwanzig Kilometer bedeuten.

    Ja hier nochmal, ich halte das für unrealistisch, dass sie ihn so früh sehen konnten.

    Kletts Tod hat seine Mutter, eine Wissenschaftlerin, auf den Plan gerufen? Wieso ist die bitte sauer, wenn ihr sohn da ist, dann ist doch absehbar in einem Kampf gegen dinos. Und deswegen fährt der da extra hin? Woher wissen die überhaupt das Klett tod ist?
    Der Kampf war doch gerade erst.
    Habe gerade mehr Fragezeichen auf meinem Kopf als alles andere, ehrlich gesagt.

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • @Rael: Ich werde da noch etwas ins Detail gehen müssen. Und etwas umformulieren. Vielen Dank für deine Anmerkungen. Ja, du hast Recht.

    1) Anstatt eine halbe Stunde, kann ich auch schreiben, dass der Wagen noch zwanzig Kilometer entfernt ist. Das geht auch, damit es eindeutiger ist. Ich hab es nachgeschlagen: Die mögliche Sichtweite eines Menschen übertrifft 20 Kilometer bei weitem (bei klarem Wetter), mich macht da eher die Erdkrümmung Sorgen, aber hatte jetzt keine Lust das nachzurechnen. ^^

    2) Es gibt eine Trennung zwischer ziviler und militärischer Ränge. Siehe Bundeswehr, wo ein Offizier ja auch nicht über die zivilen Angestellten des Ministeriums entscheiden kann. Werde ich aber auch noch hinzufügen. ^^

    3) Torn ist Elektriker. (Das werde ich da noch einfügen) Und wie man ein Solarkraftwerk mit einem Netz aus weit entfernten Verbraucher verbindet, sollte also kein Problem für ihn sein. ^^
    (Ich habe es auch noch kurz überschlagen: Die sind schon seit über zwei Wochen im Lager)

    4) Tja und zu deiner letzten Anmerkung: Es gibt ganz offenbar eine Kontrollinstanz, nur welcher Art? Denn Lya, der Sergeant und der Leutnant haben ja nichts weitergegeben und dennoch kamen Details zur schlechten Mlitärführung und den hohen Opferzahlen bis zum Oberst. Da könntest du jetzt spekulieren. Ich sag nichts, bis zum nächsten Teil. :evilgrin:


    EDIT: Also Korrekturen sind eingepflegt. Wenn dir noch as auffällt, zögere nicht, es anzusprechen. Wie gesagt, waren deine ANmerkungen gerade Gold wert.

    Einmal editiert, zuletzt von Schreibfeder (27. Juli 2016 um 11:49)

  • Die Größe der Grasebene war nur schwer abzuschätzen, aber ich rechnete, dass der Wagen etwa zwanzig Kilometer von uns entfernt war, als Anna und ich ihn zum ersten Mal sah.

    sahen

    Jan Müller, sagt dir das was? Sein Kampfname war Klett und seine Mutter war Wissenschaftlerin auf der anderen Seite des Portals.

    Müsste das nicht "ist" heissen, weil es ist ja immer noch seine Mutter, auch wenn er tot ist. Oder macht man das so? Keine Ahnung xD

    Der Oberst bedeutete den Sergeant grob, dass er einsteigen sollte, bevor er sich selbst auf den Beifahrersitz schwang.

    dem


    Im oberen Post hast du geschrieben, dass Torn und auch andere im Lager das Brummen des Motors schon hören. Ist das nicht ein wenig unwahrscheinlich? (weil im Lager selbst gibt es ja bestimmt noch andere Geräusche und das Auto ist ja noch 20 km entfernt)
    Ich hab das hier gefunden zur Sichtweite: Klick mich :) (es ist zwar auf das Meer bezogen, aber ich glaube für das Auto sollte das Gleiche gelten)
    Das mit Kletts Mutter, was Rael erwähnt hat, war auch mein Gedanke, wobei es aber auch deutlich macht, dass Neuigkeiten relativ schnell sogar bis auf die andere Seite des Portals gelangen.
    Mit dem Elektriker ist jetzt die Stelle mit der Stromversorgung klar (meiner Meinung nach).

    LG Lyn

    Ewigkeit

    Stell dir eine Stahlkugel vor, die so gross ist wie die Erde. Und eine Fliege, die sich einmal in einer Million Jahren darauf niederlässt. Wenn die Stahlkugel durch die damit verbundene Reibung aufgelöst ist, dann … ja dann … hat die Ewigkeit noch nicht einmal begonnen!

    – David Lodge, 1993

  • @Lyn: Ja, ich werde die Entfernung noch einmal überarbeiten müssen. Das mit dem Motorgeräusch ist mir gar nicht so richtig aufgefallen. Ist zu unlogisch, gebe ich auch zu. Schade, jetzt muss ich ein wenig basteln. Es gefiel mir ja ganz gut so, aber wenn es zu unlogisch ist, geht es nicht. Logiklücke hasse ich noch mehr, als irgendwo rumzudoktern.

  • Vorab gesagt: Falls ich jetzt irgendwo Korrekturen nicht umgesetzt habe, tut es mir Leid. Mich könnt ihr in allen Formen und Farben korrigieren. Es liegt nur daran, dass ich durch meine geschrottete Festplatte und meinem Umzug jetzt kaum noch Daten retten konnte und total den Überblick verloren habe.
    Der aktuelle Teil ist komplett neu, ebenso wie die nächsten Teile (ja, ich hab mehrere (fast) fertig). Eventuell wird es etwas dauern, aber ich bin fest entschlossen diese Geschichte noch zu einem würdigen Ende zu bringen, auch wenn meine alten Teile nun im Datenhimmel schweben.


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    Am nächsten Tag war der Leutnant wieder sein altes, unausstehliches Selbst. Er drillte einige Soldaten an der Sonnenseite des Lagers, während eine zweite Gruppe am schattigen Waldrand Minen legen musste. Der zweiten Einheit gehörten Anna, Lisa und ich an, was definitiv das bessere Los war. Zwar war es auch bei uns so heiß, dass es den Schweiß durch alle Poren trieb, die Kleidung am Körper klebte und die Gewehre einem fast aus den Fingern rutschten, aber wenigstens waren wir aus der knallenden Sonne raus. Außerdem war unsere Aufgabe recht einfach, wenn auch nicht gerade spannend. Je drei Soldaten spähten mit angelegten Gewehren in den Wald, während zwei Veteranen die Minen aufstellten und scharf machten.
    Was mich nur ankotzte, war die Tatsache, dass es völlig unnötig war, es um diese Uhrzeit zu machen. Die Aufgabe konnte man in der Abenddämmerung viel effektiver und bequemer anpacken. Dementsprechend genervt war ich auch, obgleich meine Reizbarkeit im Augenblick gebremst wurde, da der Job einfach zu öde war. In den endlosen Minuten dachte ich eigentlich nur noch daran, wie schön es doch wäre, wenn ich zuhause durch eine kühle Nebenstraße schlendern könnte. Mit Tannenzweigen, die über mein Gesicht strichen und sanft im Wind schaukelten, während die frische Luft nach Regen roch. Oder ich über eine Brücke ging, währenddessen unter mir das kühle Wasser eines Baches gluckerte.
    Ich warf einen schwermütigen Blick auf Tyr, der, zusammen mit einem schweigsamen Mann namens Jon, eine Mine unter einer gefällten Palme positionierte. Beide waren tief vorgebeugt und ich sah eigentlich nur ihre entgegengestreckten Hinterteile. Dennoch konnte ich erahnen, an was sie bastelten: Eine Art Sprengfalle mit Stolperdraht. Falls irgendein kleiner Rep der Meinung war, er könnte unsere Verteidigungslinie unterlaufen, würde er eine tödliche Überraschung auslösen, die ihn in kleine Fetzen riss. Für Menschen war zumindest diese eine Mine harmlos, kein Stiefel passte da hin, doch in den Wäldern war genug versteckt, um Minenräumtrupps Monate zu beschäftigen. Auch wenn keiner die Absicht hatte, die verkrüppelten Wälder von ihrer explosiven Last zu befreien. Da waren sich selbst die Streithähne Tyr und Ming einig: Je mehr tödliche Fallen hier lagen, desto sicherer waren wir.
    Ich konzentrierte mich gerade auf einen Schweißtropfen, der an meiner Nase entlangfloß, als ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel bemerkte. Anna streckte ihren Arm langsam nach vorne. Stirnrunzelnd sah ich zu ihr. Sie benahm sich so, als wenn sie etwas nicht erschrecken wollte. Vorsichtig drehte ich mich zur Seite und spähte in die Wälder. Lisa war bereits mit ruhigen Bewegungen in die Hocke gegangen und hatte ihr RX angelegt.
    Zuerst sah ich nichts Besonderes. Nur wogende Palmblätter und Farne, die sanft im Wind schaukelten. Erst auf den zweiten Blick sah ich braune Schuppen, die sich gemächlich durch den Wald schoben. Ich fluchte unterdrückt: Das Vieh war gut und gerne so groß wie ein Kleinlaster.
    Dann biss ich mir auf die Unterlippe. Falls das ein Fleischfresser war, würde es auf Warnschüsse aggressiv reagieren und uns angreifen. Leider sah das Ding auch stabil genug aus, um einige der Sprengladungen zu überleben, die hier rumlagen. Ganz zu schweigen von unseren Kugeln. Außerdem könnte ich mit Schüssen auch Tyr und Jon erschrecken. Nicht so gut, wenn die gerade an einer Mine bastelten.
    Ich warf einen Blick auf Anna, die gelassen ihren Arm senkte. Sie schien das Riesending nicht als Gefahr einzustufen. Ich war mir da dessen nicht so sicher, also deutete ich stumm auf die beiden Veteranen an der Mine. Sie seufzte, womit ich die lautlose Diskussion gewonnen hatte.
    „Da ist eine Art Riesen-Typo“, rief sie den Minenlegern zu, und als Tyr fragend aufblickte, fügte sie hinzu: „Zehn Uhr.“
    Tyr folgte ihrer Richtungsangabe und fand das Tier sofort, welches noch immer gemütlich durch die Büsche stampfte.
    „Das ist ein großer Bräuning“, rief er zu uns rüber. „Vermutlich ein altes Tier. Ihm scheint der Geruch nach Aas nichts auszumachen. Wenn er näher kommt, vertreibt ihn! Ein paar Schüsse sollten reichen.“
    Dann kletterte er wieder unter der liegenden Palme und half Jon bei einer zweiten Sprengladung. Ich beäugte den vermeidlichen Pflanzenfresser noch immer mit Skepsis, aber bevor ich nervös werden konnte, drehte es gemächlich ab und verschwand zwischen den Blättern außer Sicht. Vielleicht wurde dem Tier der Geruch nach Aas, der noch immer schwer in der Luft lag, wirklich zu penetrant. Für meinen Geschmack war das Ding ohnehin viel zu tief in den Minengürtel eingedrungen. Beim letzten Gefecht waren wohl weitaus mehr Ladungen hochgegangen als gedacht, aber ich würde mich hüten, dass laut auszusprechen. Wie ich das Arschloch von Leutnant einschätze, würde ich dann wohl der Erste sein, der die Aufgabe bekam, ein paar schwere Landminen zu vergraben.
    Tyr richtete sich stöhnend auf und riss mich damit aus meinen Gedanken. Mit schmerzerfülltem Gesicht hielt er sich den Rücken und machte langsame, kreisende Bewegungen.
    „Ich werde langsam zu alt für den Scheiß!“, murmelte er, während Jon gemächlich das Werkzeug einpackte und sich anschickte, zur nächsten geeigneten Bodenwelle zu gehen. Plötzlich ratterte ein Gewehr los.
    Blitzartig wirbelte ich herum und entsicherte meine Waffe. Doch es war nur Tom, der Jüngling der mit uns die Ausbildung angefangen hatte. Irgendwas hatte ihn verunsichert und er hatte in den Wald gefeuert. Offensichtlich übereilt und ohne seine Minenleger vorzuwarnen, denn irgendwas schien schiefgelaufen zu sein. Eilig sprangen die Veteranen von der Sprengfalle weg, an der gerade irgendein Metallbügel zuschnappte.
    „Weg!“, warnte uns der eine, während sein Kollege sich Tom schnappte und mitzog. Nicht ohne ihm vorher das Gewehr aus der Hand zu nehmen. Die Veteranen schienen in dem nervösen Grünschnabel eine größere Gefahr zu sehen, als in ihrer eigenen Sprengfalle.
    Ich schüttelte den Kopf. Tom wurde unter Druck zu einem echten Risiko und Druck bekam er vom Leutnant reichlich. Das Arschloch schikanierte ihn absichtlich. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er zusammenbrechen würde.
    Zum Glück nahmen ihn einige der anderen Soldaten dafür in Schutz und bauten ihn wieder auf, so wie auch dieses Mal. Der eine Minenleger gab Tom sein Gewehr zurück und klopfte ihn auf die Schulter, bevor er mit väterlichen Tonfall sagte: „Ist nicht schlimm. Aber warne uns vorher, bevor du in den Wald schießt.“
    Sein Kollege fügte lächelnd hinzu: „Die Mine liegt nicht perfekt, aber sie ist scharf. Wir wollen sie ja nicht entschärfen, also ist alles gut.“
    „Na, komm Tom. Wir haben noch sechszehn Stück. Die legen sich ja nicht von allein. Du lernst es schon noch. Mach dir keinen Kopf.“
    Mit den Worten gingen die beiden zur nächsten Palme, wo sie wieder eine kleine Mine auspackten und scharf stellten. Tyr hingegen trat mit einer ganz anderen Botschaft zu uns: „Ich will runter zu meiner Kleinen. Wir machen später weiter.“
    „Alles klar“, meinte ich und warf einen Blick rüber zu Anna, die wiederum zur Wiese deutete.
    „Was ist?“, fragte ich irritiert.
    „Ich denke, wir bekommen ohnehin Besuch“, antwortete sie und zeigte auf die Wiese, wo sich langsam ein Fahrzeug näherte. So eine Mischung aus Jeep, Unimog und Mini-Panzer, der irritierenderweise einen hellbraunen Wüstentarnanstrich trug. Die Teile kannte ich bislang auch nur aus dem Fernsehen.
    „Ein Dingo. Die sind neu, die bekommen wir hier nie zu Gesicht“, erklärte uns Tyr. „Sind vermutlich unsere neuen Soldaten und der neue Sergeant. Seht sie euch mal an und berichtet mir später, was das so für Kerle sind. Ich muss nun wirklich runter zu meiner Tochter. Bis dann.“
    Ich warf einen Blick zu Lisa und Anna, die mir zunickten. Jon hingegen schien wohl kein Interesse an einer Konservation zu haben und schlenderte in Richtung Versorgungszelt davon.