Helios III (Arbeitstitel)

Es gibt 493 Antworten in diesem Thema, welches 145.292 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (19. September 2023 um 09:17) ist von Mephistoria.


  • -PROLOG-

    5627 n. Chr.
    Die GSAA (Global Space and Aeronautic Administration) entdeckt einen Exoplaneten von der Größe unseres Mondes, der sich auf Kollisionskurs mit der Erde befindet. Sie schätzen, dass er in 80 Jahren unser Sonnensystem erreicht und in 81 Jahren und 3 Monaten unseren Planeten.


    5629 n. Chr.
    Der G10 Gipfel einigt sich auf die unwiderrufliche Zusammenarbeit mit allen und Nutzung jeglicher Ressourcen, zur Rettung der Spezies Mensch. Das Ende der Erde ist bereits besiegelt.


    5630 n. Chr.
    Das Projekt “Helios” hat begonnen. Mit dem sofortigen Verkünden des Endes der Welt wurden jegliche Konflikte beigelegt. Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte herrscht globaler Frieden.


    5700 n. Chr.
    Die letzten Segmente der Raumarche “Helios” werden in den Orbit geschickt und installiert. Für 500 Millionen Menschen wird dies das neue Zuhause sein. Unsere Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Projekt in zwei Jahren fertiggestellt ist. Ausgesucht wurden nur die gesündesten Menschen weltweit, unabhängig von Hautfarbe, Alter, Religion und anderen zwischenmenschlichen Faktoren. Das Erbgut dieser Personen ist zu 99,99% gegen jegliche Krankheiten immun und bestens geeignet für das Fortbestehen der menschlichen Rasse in zukünftigen Generationen.

    Die Raumarche “Helios” ist 100 Kilometer lang, hat einen Innendurchmesser von 15 Kilometern und einen Außendurchmesser von 16 Kilometern. Sie ist zylindrisch aufgebaut. Die Hülle besteht aus einer Stahl-Titan-Verbindung mit einer zwei Meter dicken Keramikummantelung. Ein Magnetfeld, dem irdischen sehr ähnlich, schützt die Insassen vor der tödlichen Strahlung.
    Mit Terraforming wurden 90% der Innenfläche für uns lebensfähig und bewohnbar gestaltet. Ein eigenes Ökosystem wurde installiert. Tierische Nahrung wird rar sein.
    Die restlichen 10% dienen für Raffinerien, technische Anlagen und andere Maschinen. Angetrieben wird die Arche mit einem Orion-Antrieb, bei dem atomare Bomben hinter dem Schiff, in einem bestimmten Abstand zu diesem, zur Explosion gebracht werden und diese dann durch die Druckwelle vorangetrieben wird. Damit erreicht man eine theoretische Geschwindigkeit von 34.000 Kilometern in der Sekunde und somit annähernd 12 Prozent der Lichtgeschwindigkeit. Eine drei Kilometer dicke Metallplatte am Heck des Schiffes fängt dabei die kinetische Energie ab und katapultiert so die Arche durch den Raum.


    5708 n. Chr.
    Unser Heimatplanet Erde ist vernichtet. Der Exoplanet traf exakt zum vorrausberechneten Datum ein. Die Helios befindet sich bereits auf Reise durch unser Sonnensystem. Gerade passieren wir die Flugbahn Plutos.


    5879 n. Chr.
    Die Helios erreicht den dritten bewohnbaren Planeten auf unserer Reise. Schon früh entschlossen wir uns, nicht umzusiedeln, sondern die Planeten auszubeuten. Wir sind Nomaden. Wir fühlen uns nicht mehr als Erdenbewohner, aber stets als Menschen. Es ist viel kosteneffizienter für uns, durchs Universum zu reisen, als einen neuen Planeten zu suchen. 10.000 dieser dort lebenden Spezies haben wir als Sklaven auf die Helios umgesiedelt. Greys nennen wir sie, da sie die zweite uns bekannte intelligente Spezies ist und sie unserem Vorstellungsbild von Außerirdischen Wesen am Nächsten kommen. Im Gegensatz zu uns sind sie aber unterentwickelt und stehen noch am Anfang der Raumfahrt. Wir hätten uns niemals erträumen lassen, dass wir nun die Spezies sind, welche aus den Tiefen des Alls auf andere Wesen treffen.
    Unsere Technologie hat sich auf der langen Reise durch den Raum weiterentwickelt und wir sind schon bald in der Lage den Fusionsantrieb zu nutzen. Damit stehen uns höhere Geschwindigkeiten und mehr Leistung bei weniger Emission zur Verfügung.
    Waffen sind für die Infiltration und Eroberung anderer Planeten unabdingbar. Die Helios ist ausgestattet mit 50 Railgun-Batterien, wovon jede einzelne weitere 200 Railguns umfasst. Also 10.000 insgesamt. 8000 m/s erreichen die 3 Kg schweren Metallgeschosse. Alle gemeinsam abgefeuert erreichen eine Zerstörungskraft, welche nahezu einer atomaren Explosion gleichkommt, aber wiederum keine tödliche Strahlung freisetzt, da es sich um reine kinetische Energie handelt.


    5884 n. Chr.
    Der Fusionsantrieb ist betriebsbereit. Nun stehen uns schnellere und weitere Reisen zur Verfügung. Wir erreichen eine Maximalgeschwindigkeit von 265.000 Kilometern in der Sekunde, was 88 Prozent der Lichtgeschwindigkeit im Vakuum entspricht. Wer will schon so schnell reisen?


    5887 n. Chr.
    Wir erreichen den vierten bewohnbaren Planeten auf unserer Reise. Da wir nun zu viele für ein Schiff sind, beschlossen wir, die Helios II zu bauen. Wir werden die menschliche und außerirdische Spezies gerecht auf beide Archen aufteilen. Zusätzlich werden wir 50.000 der hier anwesenden Spezies mit aufnehmen und diese vorerst auf der Helios I behalten. Wir nennen sie Chima.


    6000 n. Chr.
    In Kürze erreichen wir den sechsten bewohnbaren Planeten, den wir vermutlich infiltrieren werden. Der anfängliche Frieden unserer Spezies scheint sich langsam in Krieg umzuwandeln. Einige wollen sich auf dem nächsten Planeten niederlassen. Wir wissen nicht, ob die Menschheit dafür geschaffen ist. Aber laut den Geschichten waren wir bereits einmal auf einem Planeten beheimatet. Nur wenige wissen noch, was damals geschehen ist.
    Die Chima und die Greys sind nun ein fester Teil von uns und schon lange gibt es Mischkulturen zwischen diesen Spezies.

  • Nicht schlecht und klingt interessant, aber du solltest solche Sachen wie Jahre nicht einfach nur die Zahl hinschreiben, sondern ausschreiben, aber natürlich nur bei den Sätzen, die deine Geschichte erzählen. Davon mal abgesehen würde es mich interessieren, ob die ganze Geschichte so weiter aufgebaut wird, oder ob es irgendwann zu einem vollständigen Fließtext kommt?!

    LG
    Kisa

  • Nein, das war nur zur Einweisung in das Geschehen vor dem eigentlichen Beginn.
    Das dient nur zur groben Verständigung für euch, damit ihr schon mal eine Grundbasis habt.


    Die Geschichte wird mit Tagen gekennzeichnet. Richtige Daten, wie 10 September 6003 wird es nicht geben, da es nicht mehr auf der Erde spielt und auf anderen Planeten andere Wochen, Monate, Jahre zählen.


    Aber wollt ihr wirklich, dass ich jedesmal die Zahl Sechstausend...und andere technische Daten ausschreibe? Zweihundertfünfundvierzigtausend Kilometer in der Sekunde, oder 245.000 Kilometer in der Sekunde? Was ist für euch verständlicher? ;)


    Und es werden keine Stichpunkte, oder Zusammenfassungen werden, sondern ein richtiger Fließtext, wie in einer richtigen Geschichte. Ähnlich meiner anderen Geschichte, wo ich auch den Stil "Tagebucheintrag" verwendet habe.

    LG:
    Zarkaras Jade
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    Immortalis Secreta-Unsterbliche Geheimnisse

  • Mag ich :) interessantes Konzept, nette, nicht zu lange Einführung in die Situation.

    Viel zu korrigieren gibts net, ein paar Kommas, is ja nun wirklich ... naja :P

    Eigentlich hatte ich das grösste Problem mit folgendem Satz:

    Zitat von Zarkaras Jade


    5630 n. Chr.
    Das Projekt “Helios” hat begonnen. Mit dem sofortigen Verkünden des Endes der Welt wurden jegliche Konflikte beigelegt. Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte herrscht Globaler Frieden.

    Es scheint logisch zu klingen, dass der Weltuntergang die Menschheit eint. Aber ich kenne die Gedankengänge beider Seiten und sage: Keine der "militanteren" Religionen (namentlich Christentum und Islam [den Juden ists mehr oder weniger Wurst ^^ ]) wird aufs Maul sitzen und sich dem - ich sage mal atheistischen Gedankengut, dass die Menschheit gerettet werden muss oder gar kann, unterordnen. Wie genau es beim Islam aussieht, kann ich um ehrlich zu sein nicht sagen, aber bei den Christen ist der Weltuntergang sowieso unumgänglich und Gläubige werden gerettet, während Ungläubige verloren sind.
    Es wird also garantiert dutzende Sekten geben, die Anhänger um sich scharen und ihnen das Ewige Leben und Rettung vor dem Armageddon versprechen, und ebensoviele religiöse Terroristen, die sich mit Selbstmordattentaten den Weg in den Himmel verdienen wollen.
    Hinzu kommen Leute mit anderen ethischen Grundsätzen, die sich wehren, es kommen die, die wissen, dass sie in achzig Jahren sowieso tot sind und nochmals das Beste für sich herausholen wollen und gewissenlos Schwerstverbrechen begehen... etc. Je näher der Termin rückt, desto mehr.
    So ticken Menschen, es ist ätzend, aber wahr (Furcht kann uns zu Monstern machen). Blödes Detail, aber ich hab mich schon bissi daran gestossen. Möglich, dass "offiziell" alle zusammenarbeiten, aber das tun wir schon jetzt. Offiziell.

    Und da du die Menschen schon so darstellst:

    Zitat von Zarkaras Jade

    10.000 dieser dort lebenden Spezies haben wir als Sklaven auf die Helios umgesiedelt.


    darf soviel Realismus schon sein ^^

    Anyway - bin gespannt, was so geschehen mag :)


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Hast schon recht, @Klimbim. War auch am rätseln, ob wirklich weltweiter Frieden herrschen würde. Aber wir wissen ja nicht, was in 100, 200 Jahren ist. Es kann durchaus möglich sein, dass dann der Islam endlich mal zur Vernunft gekommen ist und vielleicht sogar neue Religionen existieren. Ebenso habe ich den aktuellen G7-Gipfel zu einen G10-Gipfel gemacht, weil ich denke, dass die Menschheit, falls wir überhaupt jemals so lange existieren werden, neue Machtstaaten besitzt. Korea, Japan, Indien...

    Der Weltfrieden in diesem Sinne wird vermutlich niemals erreicht werden, aber es wird Methoden geben, den Krieg zu unterbinden. Und ich gehe davon aus, dass die Mächtigen Oberhäupter der einzelnen Nationen und Länder genug Einfluss haben werden, um jegliche störende Konflikte zu verhindern, oder einzudämmen.

    Doch mir gefiel die Vorstellung, dass bei solch einer Katastrophe endlich mal wahrer Frieden herrschen würde.


    Das mit den Sklaven war vermutlich schlecht gewählt. Aber mir kam kein besseres Wort in den Sinn, was dies beschreiben könnte. Zwangsarbeiter; Kriegsgefangene; Überlebende? Weiß nicht so recht.

  • Sci-Fi? Das geht immer. Der Prolog verspricht ja eine interessante Ausgangslage für die Geschichte.

    Mal sehen, wie viel in 4000 Jahren noch von "uns" übrig ist oder wie du die Menschen verändert hast. Wenn es doch schon Mischwesen gibt. Hast du nur den Prolog bisher oder schon mehr? Falls ja, immer her damit.

    "Sehe ich aus wie einer, der Geld für einen Blumentopf ausgibt, in den schon die Pharaonen gepisst haben?"

  • Ist das gut so mit den Uhrzeiten, oder soll ich das auch ausschreiben?
    Ansonsten hoffe ich, dass es gut zu lesen ist und verständlich. :)


    [ KAPITEL 1-DER ERSTE TAG-TEIL 1 ]


    [ 6020 n. Chr. Tag 1 Helios III ]

    Es ist 9:30 Uhr, gemessen am Nullmeridian des Planeten XV Novus. Guten Morgen Samuel. Wie war die Nacht? Um 10:30 Uhr, gemessen am Nullmeridian des Planeten XV Novus, ist der Morgenappell. Ich wünsche dir einen angenehmen ersten Tag auf der Helios III.

    “Guten Morgen Miri. Ja, ich habe gut geschlafen. In Anbetracht, dass heute mein erster Tag ist.”

    Deine Stimme klingt besorgt, Samuel. Soll ich die Farbe des Lichts ändern, oder Musik einblenden?

    “Nein danke, Miri. Ich bin nur noch etwas müde. Die Zeitverschiebung zwischen der Helios I und Helios III macht mir etwas zu schaffen.”

    In vierzehn Stunden fünft Minuten und sechsundzwanzig Sekunden werden die Zeiten aller drei Archen angepasst. Wünschst du eine genauere Auskunft über die Zeiten der anderen beiden Schiffe?

    “Nein Miri. Bitte lass mich jetzt mal in Ruhe.”

    Ich vernehme leichte Aggression in deiner Stimme, Samuel. Kann ich dich irgendwie aufmuntern? Laut der Datenbank trägt klassische Musik zur Beruhigung bei.

    “Nein, Miri! Ich möchte einfach nur meine Ruhe haben. Wie spät ist es nochmal?”

    Es ist 9:33 Uhr, gemessen am Nullmeridian des Planeten XV Novus. In exakt 56 Minuten und 15 Sekunden beginnt der Morgenappell.

    “Danke Miri. I.C.D stummschalten, für die nächsten zwölf Stunden.”

    Dann wird es ja mal Zeit, sich anzuziehen. Ich schaute mich um, in meinem neuen Zuhause. Eine sechzehn Quadratmeter Parzelle. Spartanisch eingerichtet. Ein Doppelstockbett, eine Metallplatte, die als Tisch dient, mit zwei ausklappbaren Stühlen und zwei Spinde. Wenigstens das Licht haben sie hier auf der Helios III angenehm gestaltet. Auf den anderen beiden Archen ist es immer starr und eiskalt. Hier kann man die Farbe dem Gemütszustand anpassen. Ich fragte mich, wer wohl mein Mitbewohner sein würde. Bis jetzt wurde mir noch keiner zugeteilt.
    Ich bin Samuel, wie bereits von Miri erwähnt wurde. 27 Jahre jung, gemessen an den vorgelegten Erdenjahren. Blonde, kurzgeschorene Haare, schlanke Statur und auch nicht sehr kräftig. Hellhäutig, blaugraue Augen und zu einhundert Prozent Mensch.
    Dann will ich an meinen Spind gehen, meine neue Uniform anziehen. Sah vernünftig aus. Hose, Hemd, Pullover. Alles schwarz und mit dem Wappen der Helios III gekennzeichnet. Eine goldene Sonne mit drei senkrechten Streifen in Silber.
    Auf dem Gang hörte ich schon die ersten Leute lautstark herumrennen und mit Stöhnen und Jammern den Tag einläuten. Mal sehen, ob ich den Weg auf Anhieb finde. Gestern hatte ich mich schon fast verlaufen auf dem Weg in mein Quartier. Kein Wunder, nach zehn Stunden Flugzeit von der Helios I zur III und dann noch zwei Stunden herumlaufen in diesen Gängen und Abteilungen. Einige bekannte Gesichter waren mit dabei, aber auch viele neue. Greys und Chima. Mensch, wie ich die hasse.
    Also die Chima. Kein Mensch kann die wirklich gut leiden. Die denken echt, sie sind was besseres, nur weil sie unter Wasser atmen können.
    Dafür haben wir die Arche gebaut und sie versklavt. Wenigstens Widerstand leisteten sie erbittert, wenn auch vergebens.
    Die Greys dagegen sind sehr friedlich und hilfsbereit. Was auch daran liegen kann, dass sie nicht widersprechen können. Sie können nämlich nicht sprechen. Aber dazu später mehr.

    Wo sind eigentlich meine Socken und meine Schuhe? Die müssen doch irgendwo hier sein. “Miri, weißt du, wo meine Schuhe stehen? Oder stehen müssten?”

    Im Spind, Samuel. Unten ist eine Schublade zum aufziehen. Mit deiner ID-Karte kannst du sie öffnen. Wünschst du noch weiter Aus...

    “I.C.D stumm schalten, für die nächten zwölf Stunden.”

    Hoffentlich war dies das letzte Mal, dass ich sie heute was fragen müsste. Ein wenig nervt die interaktive kommunikationseinrichtung schon. Interaktive Kommunikationseinrichtung, also interactive communication device. I.C.D

    Tatsächlich, dort sind die Schuhe. Ebenfalls in Schwarz. Alleinig die Socken sind schneeweiß. Und dann passen die auch noch wie angegossen. Ein wenig fühlte ich mich wie eine sehr wichtige Person, in dieser Aufmachung.

    Aber nun wurde es wirklich Zeit, sich auf dem Weg zu machen. Nochmal schnell alles überprüfen. Habe ich alles dabei? ID-Karte, Kommunikator? Ja, alles da.
    Kaum war ich auf dem Gang, wurde ich auch schon angesprochen.
    “Guten Morgen. Weißt du, wo sich die Station 43/4E befindet? Ich soll dort um 10:30 Uhr zum Appell antreten. Aber irgendwie sieht hier alles gleich aus.”

    “Guten Morgen, ja. Ich bin auch gerade auf dem Weg dorthin. Ich glaube den Weg noch einigermaßen zu wissen. Folge mir einfach. Ich heiße übrigens Samuel.”

    “Freut mich. Mitchel, mein Name. Gut zu wissen, dass es noch nette Leute hier gibt.”

    Wir folgten dem Gang weiter geradeaus bis zum dritten Abzweig, dann nach rechts und die nächste wieder links. Wirklich sehr verwirrend, diese Gänge. Wenn man den Aufbau nicht kennt, findet man sich hier niemals zurecht. Unvorstellbar, dass unser Abschnitt nur einer von vielen ist. Und der ist schon gewaltig groß. Man kann froh sein, wenn man seine Arbeitskollegen regelmäßig sieht.
    Wir befanden uns gerade in 13/4E, also mussten wir noch drei Stationen weiter.

    “Station 23/4E”, rief Mitchel mir zu, während ich den Korridor weiter inspizierte. Gut vier Meter breit und unendlich lang war er. Alle fünf Meter waren links und rechts Quartiere, aneinandergereiht und dicht an dicht. Was für ein Leben. Wie in einem Bienenstock, wo jede Wabe ein Quartier ist und alle zusammen ein großes Gebilde ergeben.
    Immer wieder liefen andere Mitbewerber und Mitarbeiter an uns vorbei, schauten verbittert aus ihren beengenden Räumen, wie Heftlinge, oder schlossen sich uns an, auf der Suche nach dem richtigen Weg. Langsam kam ich mir vor, als wäre ich ihr Vorgesetzter.

    “Station 43/4E?”, fragte eine Frau, welche mich beinahe umgerannt hätte.

    “Ja, dort wollen wir hin”, erwiderte ich mit leicht genervtem Unterton.

    “Gut. Darf ich mich anschließen?” Und schon lief sie neben mir her.
    Ich musterte sie kurz und kam zu dem Entschluss, dass sie keine reinrassige war. Ihre hellblaue Haut ließ auf Chima schließen. Aber keine falschen Vorurteile deswegen. Immerhin hatte sie sich die Blöße gegeben und mich nach dem Weg gefragt. Eine reinrassige Chima hätte mir den Weg erläutert, oder mich sofort verprügelt, sobald ich sie berichtigt hätte.

    “Seid ihr auch neu hier? Also ich diente vorher vier Jahre und drei Monate auf der Helios II”
    Fragend blickte sie zu mir und strich sich schüchtern ihre blonde Strähne aus dem Gesicht.

    “Ich will ja nichts sagen, aber die Haare müssen runter!”, entgegnete Mitchel ihr sofort. Ich stimmte ihm zu. Eigentlich war es Vorschrift, dass alle Reaktor- und Waffenarbeiter kurzgeschorene Haare haben mussten. Zur Sicherheit, versteht sich.

    Verwundert senkte sie ihren Blick und presste sich den Kommunikator an die Brust. “Da mache ich mich ja gleich sehr beliebt am ersten Tag. Mein Vorgesetzter hatte recht, als er mir sagte, dass das Leben auf der Helios III härter sein würde.”

    Mein Blick wanderte zu ihr rüber. Eigentlich wollte ich niemanden verärgern, oder verärgert sehen. Es war so schon anstrengend genug, hier zu leben. Und dann noch wegen Haaren ausgegrenzt zu werden war wirklich nicht sehr nett.

    “Aber nein, wir haben das nicht so gemeint. Wir finden es nur verwunderlich, dass es dir noch keiner vorher gesagt hat. Hier wird niemand schon am ersten Tag ausgemustert.”

    Und schon zeichnete sich ein Lächeln auf ihren zarten Lippen ab. Sie richtete sich neu auf und lief mit strammen Schritt weiter voran.
    “Mein Name ist übrigens Hal Mellins! Und wie heißt ihr?”

    “Samuel und Mitchel! Wir sind auch neu hier. Aber ich kenne mich schon ein wenig aus. Sie haben den Korridoraufbau von der Helios I weitesgehend übernommen.”

    Dort vorn war unser Ziel, Station 43/4E.
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    LG:
    Zarkaras Jade
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    Immortalis Secreta-Unsterbliche Geheimnisse

  • Gelungener Einstieg, kann ich da nur sagen. Sehr gelungen sogar, wie ich finde. Gut gefallen hat mir das mit der künstlichen Intelligenz. Wie im Film. Ähm, Miri? Meinst du @Miri?
    :D

    Ich hab nur ein, zwei Fehlerchen gefunden, die sehe ich jetzt aber nicht mehr :D

    Schön, dass du auch schon auf den Konflikt zwischen den Rassen eingehst, da steckt Potenzial drin. Alle zusammen auf engem Raum... Das riecht nach Ärger xD

    Ist Mitchel irgendein Höherer? Weil er die Frau gleich anmault wegen den Haaren, das macht man doch nicht im ersten Satz. Oder in 6000 Jahren vielleicht, wer weiß, aber negativ aufgefallen ist es mir trotzdem.

    Zum letzten Abschnitt: Ja, da sind viele Wortwiederholungen drin. Der ganze Abschnitt sagt mir überhaupt nicht zu, zumal ich die Erklärung an dieser Stelle gar nicht benötige. Station 43/4E wird schon aus irgendeinem Grund so heißen - das waren meine Gedanken bis dahin. Also wegen mir kannst du den auch einfach ganz weglassen, denn erst nach drei Mal lesen blicke ich so richtig, was eigentlich gemeint ist.

    Dann mach mal schön weiter, ich bin jedenfalls dabei, wenn das so weitergeht.

    "Sehe ich aus wie einer, der Geld für einen Blumentopf ausgibt, in den schon die Pharaonen gepisst haben?"

  • @Wysenfelder was habe ich deine Kokettierte vermisst :rofl:

    @Zarkaras Jade
    Also
    1. Ich fühle mich jetzt einfach mal nicht angesprochen sondern behaupte, dass das eine Anspielung auf Siri ist xF
    2. Sehr geile Idee den Schuh mal umzudrehen und die Menschen fremde Planeten überfallen zulassen und nicht ungekehrt ^^
    Was ich auch schön finde ist, dass alles so schön realistisch bzw im Bereich des Möglichen klingt, einfach weil niemand weiß was da draußen wirklich ist.
    Deine Einleitung fand ich super. Eig bin ich nicht soooo der SF Fan aber das fand ich gut.
    Stilistisch habe ich nicht vi zu meckern, aber ich muss mich Wysi anschließen:
    Der nächste Teil war verwirrend mit einigen Wiederholungen aber vorwiegend verwirrend ^^"
    Brauchte eine Weile bis ich mit der Umgebung und den Charas und den Rassen arrangiert hatte.
    Aber das legt sich vielleicht, wenn weitere Teile folgen ^^

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Hm. Nach dem Prolog hatte ich mehr so was Wall-E-Mässiges im Sinn, aber dieser erste Abschnitt bringt schon eher Bilder von etwas ... strammeren Verhältnissen auf ^^ Noch ist alles sehr undurchsichtig für den Leser. Wer macht was und warum und wie?

    Bin sehr neugierig auf das Kommende ^^

    Grammatisch hab ich nicht viel gefunden :) also: weiter :D


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • @Miri. Nein, du bist nicht gemeint. Ich war so am Schreiben und überlegte *Wie könnte solch eine K.I. wohl heißen? Die haben ja meistens so kurze und einprägsame Namen.*
    Vermutlich war Siri im Hinterkopf und instinktiv kam mir dann Miri in den Sinn. Ich wusste gleich, dass sich irgendjemand dazu meldet. ;)

    Glaubt mir, für mich ist das Schreiben schwerer wie für euch das Lesen. Ich muss das Schiff von Grund auf zusammenbauen und jedes Detail beachten. Es soll ja auch annähernd realistisch bleiben. ;)

    Ich bin fleißig am Weiterschreiben und hoffe, bald noch mehr Ideen zu bekommen und sie noch schneller umsetzen zu können.


    [ KAPITEL 1-DER ERSTE TAG-TEIL 2 ]


    Ein großer Raum befand sich hier, wo der Morgenappell statt finden sollte. Kaum waren wir angekommen, mussten wir uns auch schon einreihen. In Reih und Glied standen wir nun da und warteten geduldig, bis der Abteilungsleiter uns durchgezählt hatte. Ich zählte leise für mich mit, da auch mich interessierte, wie viele nun eigentlich hier waren. Hal Mellins war vehement damit beschäftigt, sich die Strähne hinters Ohr zu klemmen, als jemand sie von hinten ansprach.
    “Die Haare müssen ab! Hast du etwa nicht die Einweisung durchgelesen? Das ist deine erste Verwarnung! Bei dreien wirst du degradiert und zwangsläufig versetzt!”

    Es war ein Unteroffizier, der wiederum im Rang über uns stand. Aber in der Wichtigkeit keinesfalls.

    Aufgeregt erwiderte sie ihm sofort. “Ja, ich weiß. Haben die mir auch schon gesagt. Bitte drückt nochmal ein Auge zu.”

    Schnaufend schaute er mich an und musterte mich eingiebig. Sein grimmiger Gesichtsausdruck verhieß nichts gutes. Aber im Gegensatz zu ihr, war ich wenigstens ein reinrassiger Mensch.

    “Naja, grade noch mal Glück gehabt”, sprach er und ging weiter durch die Reihen. Hal blickte kurz zu mir rüber und dann nach vorn.
    Was dies nun wieder sollte? Wenn ich wegen ihr noch eine Abmahnung kassiere, dann könnte ich aber für nichts garantieren.

    “Fünfzig! Gut, es scheinen alle da zu sein. Ach die Haare müssen ab, meine Liebe! Das ist die erste Verwarnung. Nehmt eure Kommunikatoren zur Hand. Greys, ihr wisst Bescheid?”

    Hal Mellins blickte traurig auf ihre Füße und presste immer fester ihren Kommunikator an sich.
    “Sie hassen mich bereits jetzt schon”, flüsterte sie mir leise zu.

    Ich nahm meinen auch zur Hand und öffnete die uns zugesendete Datei.

    [ Morgenbericht ]
    Einteilung:
    Mitarbeiter:
    Erledigte Arbeiten:
    Zeit:
    Materialverbrauch:
    Kosten/Aufwand:

    “Ich hätte doch lieber auf der Helios II bleiben sollen, wie es Vater mir geraten hat. Hier werde ich niemals Freunde...”

    “Sag mal, geht es noch lauter?”, entgegnete ihr der Kollege vor ihr, uns noch völlig unbekannt. “Weinen kannst du nach der Arbeit. Reiß dich gefälligst mal zusammen. Nur weil du eine Chima bist...”

    “Was ist denn dort schon wieder los? Störst du etwa schon wieder? Das Schiff umfasst über fünfhundertmillionen Individuen. Denkst du etwa, du bist wichtiger als die alle zusammen? Zweite Abmahnung!”

    Ein wenig hatte ich schon Mitleid mit ihr. Auch wenn sie zum Teil Chima war, war sie auch nur ein Mensch. Da musste ich einfach eingreifen. Ich hob meine Hand und mache vorsichtig auf mich aufmerksam. Erwartungsvoll schauten mich alle an.

    “Hast du irgendwas zu sagen?”, fragte der Abteilungsleiter mich völlig genervt.

    “Ja, habe ich. Sie ist von der Helios II und kennt noch nicht unsere Regeln hier. Ich werde mich um sie kümmern, wenn das recht ist.”

    “Ja, wie du willst. Aber erst wird gearbeitet. Also dann teilen wir euch mal auf. Drei Stationen sind zu besetzen. Der Reaktorraum, die Stromversorgung und die Magnetfeldgeneratoren.”

    Alle hören gespannt zu. Einer nach dem anderen zog ab und ging zu seiner Station. Mitchel wurde dem Reaktorraum zugewiesen, mit neunzehn anderen. Fünfzehn weitere für die Stromversorgung, darunter auch die acht Greys. Und der Rest zur letzten Station.

    “Gut, dann sehen wir uns später”, rief Mitchel mir zu und ging mit den anderen zum Reaktorraum. Also da will ich ungerne arbeiten. Ich selbst war noch nie dort. Es soll sehr heiß und stickig sein. Davon abgesehen herrscht dort ununterbrochen ein gewisser Pegel an tödlicher Strahlung. Wer weiß schon so recht, ob sie nicht doch Folgeschäden von sich tragen.

    “Samuel und...”, musternd schaute er auf die verbliebenden Leute und fing an zu grinsen. “Samuel und Hal Mellins. Magnetspulen sieben und acht. Wegtreten!”

    Echt jetzt? Ein Schlag ins Gesicht, aber mit Anlauf! Wobei ich glaube, dass wir nur zusammen arbeiten mussten, weil ich mein Maul aufgemacht hatte. Hal dagegen freute sich sehr darüber und präsentierte stolz ihren Kommunikator mit dem Morgenbericht.

    [ Morgenbericht ]
    Einteilung: Done
    Mitarbeiter: Hal Mellins/ Samuel
    Erledigte Arbeiten:
    Zeit:
    Materialverbrauch:
    Kosten/Aufwand:

    Nach 53/4E mussten wir beide. Dort waren wir zugeteilt. Am äußersten Ende. Wo uns auch niemand stört und niemand hört. Hal gefiel das sehr, da sie so endlich mal Ruhe hatte und niemand sie weiter mustern würde.

    Wir folgten den anderen durch die engen Gänge und passierten unzählige Schotts, bis wir endlich die Generatoren erspähten. Lautes Summen und Zischen hallte durch den ganzen Raum und die schweren Maschinen hämmerten im Gleichtakt. Zwei standen bereits schon an den großen Magnetspulen und atmeten erleichtert auf, als sie uns kommen sahen.
    “Endlich werden wir abgelöst. Neun Stunden können so anstrengend sein.”

    Ein kurzer Händedruck und weg waren sie. Nur einen kurzen Blick warfen sie auf Hal Mellins, bevor sie komplett das Schott verließen.

    “Das ist nun also unser Arbeitsbereich für heute?”, fragte sie in den Raum hinein und schaute zum Bedienpult. Kaum passierte ich die obere Magnetspule, bekam ich eine Nachricht auf meinen Kommunikator. Slevin? Wer ist das?

    # Hal Mellins? Oh, du armer Tropf. Mein herzliches Beileid! #

    Er hatte leicht reden, wer auch immer er war. Hal mochte vielleicht nicht die gerissenste und schlauste sein, aber heiß war sie! Oh, ja! Denn jetzt hatte ich endlich mal Zeit, sie eingehend zu mustern. Und was ich dort auf dem zweiten Blick sah, war sehr ansprechend. Rein optisch jetzt.

    Aalglatte, hellblaue Haut. Knallgelbe Augen, violette Lippen und leichte Andeutungen von Schuppen am Hals. Die einzige Behaarung ist auf dem Kopf und die Brauen, beides in einem sehr hellen Blond. In ihrer schwarzen Arbeitskleidung wirkt sie sehr fein und weiblich. Ihr Busen war deutlich zu erkennen, wie auch die wohlgeformten Hüften. Chima stammen von den Fischen ab. Leben aber auch an Land. Darum besitzen sie stark ausgeprägte Lungen und Kiemen an der Hüfte. Da Hal aber teils menschlich ist, sitzen ihre Kiemen hinter den Ohren. Welche wiederum reinrassige Chima nicht haben.

    Bin ich zufrieden mit meiner Partnerwahl? Optisch schon, arbeitstechnisch wird sich das noch zeigen.

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    LG:
    Zarkaras Jade

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    Immortalis Secreta-Unsterbliche Geheimnisse

  • Uh, ein notgeiler Rekrut? :D Ne Spaß. Alles super. Warum stellst du nicht gleich die ganze Geschichte rein, hm? ^^

    Will mehr.

    Da hat sich aber der Korrekturmodus deiner Miri aufgehängt:

    Spoiler anzeigen

    “Die Haare müssen ab! Hast du etwa nicht die Einweisung durchgelesen?
    Das ist deine erste Verwarnung! Bei dreien wirst du degradiert und
    zwangsläufig versetzt!”

    ...

    “Fünfzig! Gut, es scheinen alle da zu sein. Ach die Haare müssen ab,
    meine Liebe! Das ist die erste Verwarnung.
    Nehmt eure Kommunikatoren zur
    Hand. Greys, ihr wisst Bescheid?”

    "Sehe ich aus wie einer, der Geld für einen Blumentopf ausgibt, in den schon die Pharaonen gepisst haben?"

  • Spoiler anzeigen

    Ein großer Raum befand sich hier, wo der Morgenappell stand finden sollte.

    statt

    weil ich mein Maul aufmachte

    aufgemacht hatte?

    Er hatte leicht reden, wer auch immer er war. Hal mochte vielleicht nicht die gerissenste und schlauste sein, aber heiß war sie! Oh, ja! Denn jetzt hatte ich endlich mal Zeit, sie eingehend zu mustern. Und was ich dort auf dem zweiten Blick sah, war sehr ansprechend. Rein optisch jetzt

    Der Umschwung kommt arg plötzlich ...

    Na ich bin mal gespannt, was es mit dem geheimnisvollen Selvin auf sich hat ^^
    Deine Beschreibung kann ich mir gut vorstellen :D Erinnert ein wenig an die blaue Mutantin aus X-Men ^^
    Auf jeden Fall gespannt wie es weiter geht ^^

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Ja, @Miri, der Umschwung kam wirklich sehr schnell. Nur ein Satz und dann schon der Konter. Vielleicht fällt mir später noch etwas ein, wie ich diesen Abschnitt runder und fülliger gestallten kann.

    @Wysenfelder, warum soll er notgeil sein? :D Er ist aufgewachsen in dieser Umgebung und war stets konfrontiert mit dieser Spezies. Wer weiß schon, was die Menschen in dieser Zukunft scharf macht? :D


    Jetzt kommt der nächste Part. Mehr mit Technik und Wissenschaft. Gehört nun mal dazu.
    Dürfen die Teile auch etwas länger sein?


    [ KAPITEL 1-DER ERSTE TAG-TEIL 3 ]


    “Hal, du kümmerst dich um den unteren Generator, während ich hier oben alles im Blick behalte!”, rief ich ihr zu und zeigte zur Treppe.

    “Was soll ich tun?”, fragte sie verdutzt und strich sich schüchtern über die Arme.

    “Sag bloß, du hast noch nie bei den Magnetspulen gearbeitet, Hal”, entgegnete ich sofort und reiche ihr meinen Kommunikator.

    “Nicht wirklich. Aber ich habe mich ausgiebig mit der Funktionsweise und dem Aufbau beschäftigt.”

    Echt jetzt? Sie teilen mir einen Neuling zu? Womit habe ich das nur verdient? Aber, sei es drum. Jeder hat mal angefangen.
    “Ist nicht schlimm, Hal. Dann machst du eben die weniger gefährlichen Arbeiten. Schau mir einfach zu und lerne. Dann kann nichts schief gehen.”

    Ich zeigte auf das Bedienpult, wo sie bereist stand.
    “Wenn diese Anzeige unter zehntausend Tesla fällt, musst du die Stromstärke erhöhen, bis es sich wieder zwischen zwölftausend und dreizehntausend Tesla einpendelt. Das macht man über dieses Menü.”

    Aufmerksam schaute sie zu und notierte es sich.

    Ich erzählte weiter. “Dadurch wird die Kupferspule natürlich auch heißer. Möglich, dass man dann auch mal achthundert Kelvin erreicht. Aber dafür gibt es ja die Keramikummantelung, die schützt uns vor dem Verglühen.”

    “Was, so heiß kann das werden? Da arbeite ich doch lieber in der Wasseraufbereitung.”

    Da lachte ich. “Aber natürlich kann das so heiß werden, Hal. Eigentlich kann es noch viel heißer werden, aber mehr als tausendsiebenhundert Kelvin sollte es nicht erreichen.”

    “Wieso nicht? Was ist denn dann, wenn es mehr als tausendsiebenhundert Kelvin werden?”

    “Nunja, dann wird es hier ziemlich heiß. Wenn gar nichts mehr geht, dann fahren wir die Generatoren langsam runter. Aber mehr als fünf auf unserer Ebene dürfen nicht abgeschaltet sein, sonst verlieren wir unser künstliches Magnetfeld und die kosmische Strahlung dringt ins Schiff ein.”

    Kreidebleich wurde sie im Gesicht. “Wasseraufbereitung ist definitiv besser.”

    “Übrigens sind die Wände nicht komplett isoliert. Wenn du sie berührst, verspürst du ein leichtes Kribbeln.” Vorsichtig führte ich ihre Hand dort hin.

    Noch viel erstaunter blickte sie dann drein, als das Kribbeln sie durchfuhr. “Ist das nicht gefährlich?”

    Ungläubig schaute ich sie an. “Wir schweben im luftleeren Raum, vierzigtausend Kilometer über Novus. Das finde ich gefährlich!”

    Sie nickte kurz. “Da hast du auch wieder recht, Samuel. Aber nun lass uns endlich weiter machen. Ich habe noch so viel zu lernen.”

    Und die nächsten vier Stunden verbrachte ich eingiebig damit, ihr alles eingehend zu erklären, viele Handgriffe zu zeigen und sie auch selbst mal Hand anlegen zu lassen. Wir experimentierten ein wenig mit den Feldstärken rum und führten unzählige Messungen durch. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass Hal nicht gerade schnell lernte. Vieles vergaß sie schon wieder nach einigen Minuten und anderes, unwichtiges, verwechselte sie ständig. Es kam mir so vor, als würde ich sie mehr interessieren, als die Arbeit. Immer wieder machte sie kleine Andeutungen und suchte innige Nähe. Ich wies sie natürlich zurück. Es war unser erster Tag und auf solcherlei Beziehungen war nicht scharf. Auch wenn sie schon sehr hübsch anzusehen war.
    Trotzdem verspürte ich Mitleid für sie. Obwohl sie halb Chima war, war sie doch eine nette Person. Man konnte sich gut unterhalten mit ihr.

    Die Zeit verging wie im Fluge und schon rückte die Pause heran. Mein Magen knurrte sehr und meine Lippen sehnten sich nach Flüssigkeit. Just, als ich mir den Bauch rieb, kam auch schon unser Essen für zwischendurch. Ein junges Mädel war es hier also, welches die Rationen verteilte. Brünette, kurze Haare, fröhliches Lächeln und vor allem menschlich. Schwarzweiß-quergestreifte Uniform. Das wies darauf hin, dass sie für die Essenverteilung zuständig war.

    Ihre Konservenbox tragend, kam sie mit schnellem Schritt auf uns zu und schaute auf ihren Kommunikator.
    “Magnetspulen... Dann müsst ihr Samuel und Hal Mellins sein.”

    Wir nickten einverständlich. “Sind wir die letzten auf deinem Rundgang?”

    Sie schaute nach. “Nicht ganz. Ich muss nochmal rüber zur Stromversorgung. Einen habe ich nicht an seinem Arbeitsplatz vorgefunden. Ihr wisst ja wie das ist. Wir stehen in der Pflicht euch zu ernähren und ihr steht in der Pflicht die Nahrung aufzunehmen.”

    Da schmunzelten wir. Zufrieden nahmen wir unsere Rationen entgegen und sie harkte uns ab. Eine Plastiktube und ein Riegel.

    “Dann wünsche ich guten Hunger”, entgegnete sie uns keck und stakste davon.

    Also dann los. Ich öffnete die Tube und presste etwas von dem undefinierbaren Gemüsebrei heraus. Giftgrün und grob püriert. Besonders appetitlich war er auch nicht. Dafür nahrhaft und äußerst gesund.

    Zufrieden stopfte sich Hal ihren Algenriegel in den Mund und kaute wild drauf los. Dicke Backen hatte sie und bekam kaum noch Luft. Sofort schob sie sich etwas Gemüsebrei nach und würgte es sich runter.

    “Du kannst dir ruhig Zeit lassen damit, Hal. Uns hetzt niemand.”

    Nickend stimmte sie mir zu und zutschte noch den Rest aus ihrer Tube. Ich dagegen genoss, mehr oder weniger, jeden Bissen meiner Mahlzeit.

    Mit lautem Schmatzen rieb sie sich die Hände am Pullover sauber und stützte sich anschließend am Geländer ab. “Isst du immer so langsam, Samuel? Da schläft man ja ein, wenn man dir zusieht.”

    “Dann sieh doch nicht zu, Hal. Ich habe Zeit und Geduld.”

    “Fein, dann gehe ich mal nach den Werten schauen”, sagte sie genervt und tippelte davon. Unbeholfen starrte sie auf den Monitor und drückte wahllos darauf herum. Ich konnte es regelrecht sehen, wie sie ihr Gehirn zum Nachdenken zwang. Ich schüttelte einfach nur den Kopf und dachte mir meinen Teil. Zögerlich schaute sie mich an, wandte sich aber sofort wieder ihrer Arbeit zu. Sie flüsterte sich lautlos die Zahlen zu, welche auf dem Monitor aufblinkten.
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    Spoiler anzeigen

    Konservenbox? Kann man das so nennen? Eine Box, wo man Essen herum trägt. Sowas wie eine Kühlbox, nur nicht kühlend.


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    Immortalis Secreta-Unsterbliche Geheimnisse

  • Weiter geht´s.


    [ KAPITEL 1-DER ERSTE TAG-TEIL 4 ]


    Dann wollte ich mich auch mal wieder an die Arbeit begeben. Ich ging zu ihr und schaute ihr über die Schulter. “Wie wäre es denn, wenn du runter gehst und mich hier oben arbeiten lässt?”

    Dümmlich schaute sie drein und nickte leicht zur Bestätigung. Sofort begab sie sich zur Treppe, mir im Vorbeigehen leicht über die Schulter streichend. Das irritierte nicht nur mich, sondern sie gleich mit. Und grazil schwang sie sich ums Geländer, zur ersten Stufe hin.

    “Hast du nun eigentlich verstanden, warum der Generator dort unten senkrecht steht, wohingegen dieser hier waagerecht ist?”, fragte ich sie, während sie die Treppe langsam hinunterging.
    Sie blieb stehen und grübelte nach. “Um ein quattropolares Magnetfeld zu erzeugen? Also ein senkrechtes und ein waagerechtes?”

    Ich nickte. “Gut, Hal! Und warum ist das so wichtig?”

    “Weil das Schiff sich um die eigene Achse dreht und somit die Magnetfeldlinien sich in ständiger Bewegung befinden. Dadurch ändert sich die Position und zwangsläufig auch die Feldstärke. Durch zwei, im rechten Winkel zueinander stehende, Magnetfelder werden die Lücken geschlossen.”

    “Auch das ist korrekt. Du kannst es doch, wenn du nur den richtigen Anreiz hast.”

    Stolz blickte sie auf ihren Kommunikator und ging weiter die Treppe hinunter. Ich wandte mich wieder dem Generator zu und überprüfte abermals die relative Feldstärke, wie auch Hüllenintegrität.
    Plötzlich polterte es, gefolgt von einem Schrei. Sofort sprang ich zum Geländer und blickte hinab. Hal Mellins lag am Boden und hielt sich den Kopf.

    “Ist dir was passiert? Blutest du?” Kommunikator beiseite legen und sofort zu Hilfe eilen. Beinahe wäre ich auch noch hingestürzt, konnte mich aber doch noch abfangen.

    Sie richtete sich langsam auf und begann zu jammern. Leichte Schmerzen schien sie gehabt zu haben. Sofort griff ich ihr unter die Arme und half ihr auf die Beine. Wackelig stand sie und krallte sich krampfhaft mit ihren zarten Fingern irgendwo fest.

    “Hal, schau mich an. Wo hast du Schmerzen?” Blass wie Mehl war sie im Gesicht und zitterte am ganzen Körper. Doch verletzt war sie nicht. Nur leichte Abdrücke vom Gitterrost zeichneten sich auf ihrer blauen Haut ab.
    “Atme tief durch und beruhige dich wieder.”

    Hustend entgegnete sie mir: “Bitte vermerke es nicht in deinem Bericht.”

    “Eigentlich muss ich das schon, Hal. Und das weißt du auch. Denn wenn du Folgeschäden davonträgst, müssen wir das Geschehnis schildern.”

    Sie nickte verständlich. “Ich weiß. Aber bitte tue es trotzdem nicht. Das ist mein erster Tag und ich habe bereits schon zwei Abmahnungen. Dann werde ich zurückgeschickt auf die Helios II, oder komme in die Waffenabteilung.”

    Sie klang wirklich sehr besorgt und eingeschüchtert. Ob ihr sowas schon öfters passiert ist? Eigentlich wollte ich nicht daran schuld sein, dass ein Ingenieur seine Arbeit bereits am ersten Tag verliert. Normalerweise sollte sowas generell nicht passieren.

    “Gut, Hal, ich werde es nicht vermerken. Es scheint ja auch gar nicht so schlimm zu sein. Eine Beule und nicht mehr, schätze ich. Ist jetzt wieder gut?”

    Sie rümpfte kurz die Nase und nickte anschließend. “Ja, geht schon wieder. Bitte denke jetzt nichts falsches von mir. Ich gebe mir wirklich Mühe.”

    “Daran habe ich auch nie gezweifelt, Hal Mellins. Du bist interessiert und rücksichtsvoll. Etwas tollpatschig zwar, aber das ist auch schon etwas süß. Das macht dich menschlicher.”

    “Typisch Reinrassiger”, entgegnete sie mir schnippisch und boxte mir leicht gegen die Schulter. “Lass uns jetzt weiterarbeiten. Noch sind es vier Stunden bis zum Schichtwechsel.”

    “Aber jetzt arbeitest du oben. Dann brauchst du wenigstens nicht ständig die Treppe erklimmen, wenn jemand kommt.”
    Ich half ihr noch schnell beim Aufstieg und schnappte mir meinen Kommunikator. Jetzt war sie zwar gezwungen, mir Anweisungen zu erteilen, aber dies förderte wiederum ihr Selbstbewusstsein. Auch wenn ich ohne sie zurechtkam, freute ich mich, noch eine zweite Absicherung zu haben. Immerhin geht es hier um hochkomplizierte Maschinen zur indirekten Lebenserhaltung der Besatzung.

    Ein wenig Zeit verging und plötzlich begann das, so schon spärliche, Licht zu flackern. Wobei dies kaum wahrzunehmen war. Kurz darauf heulte der Generator, stabilisierte sich aber wieder. Ein kurzzeitiger Spannungsabfall. Sofort vermerken!

    [ Morgenbericht ]
    Einteilung: Done
    Mitarbeiter: Hal Mellins/ Samuel
    Erledigte Arbeiten: überpr. der Feldstärke/ Hüllenintegrität/ Spannung/el. Widerstand
    Zeit: 15:53 Uhr Spannungsabfall/
    Materialverbrauch:
    Kosten/Aufwand:

    “Hal? Was passiert bei einer Depolarisierung?” Gespannt wartete ich auf ihre Antwort.

    “Moment! Da... Ich weiß es, Samuel. Hab etwas Geduld.”

    In der Zwischenzeit hatte ich genau dieses Problem behoben und überprüfte erneut den elektrischen Widerstand.

    “Bei einer Depolarisierung verliert das Magnetfeld einen oder mehrere Polo? Folglich schwirren die Feldlinien unkontrolliert im Raum herum?”

    “Absolut richtig! Ich bin beeindruckt, Hal. Bitte vermerke diese in deinem Bericht.”

    Sie schreckte auf. “Meine Schuld? Habe ich diese...”

    “Nicht zweifeln, Hal Mellins”, erwiderte ich sofort und gab ein entnervtes Stöhnen von mir.

    Die restlichen Stunden verliefen dann wenigstens ohne weitere Komplikationen und Zwischenfälle. Ab und an konnte ich auch einen Blick auf ihren knackigen Hintern werfen, der mir neue Kraft gab, dies weiter durchzustehen. Der einzige Trost zur Zeit. Sie war sich einfach zu unsicher bei allem und traute sich kaum was von alleine. Man musste viel Geduld haben bei ihr.
    Die letzten dreißig Minuten verbrachten wir damit, unsere Berichte anzugleichen und nochmal ihr neuerworbenes Wissen zu festigen. Keine Ahnung ob sie mir zuhörte, weil ich Ahnung hatte, oder ihr einfach nur sympathisch war. Ich kann nur meine Worte von heute Vormittag wiederholen. Optisch war ich zufrieden!

    [ Morgenbericht ]
    Einteilung: Done
    Mitarbeiter: Hal Mellins/ Samuel
    Erledigte Arbeiten: überpr. der Feldstärke/ Hüllenintegrität/ Spannung/el. Widerstand
    Zeit: 15:53 Uhr Spannungsabfall/
    Materialverbrauch: -
    Kosten/Aufwand: -

  • Hey Jade :)

    Spoiler anzeigen

    Das irritierte nicht nur mich, sondern sie gleich mit. Und grazil schwang sie sich ums Geländer, zur ersten Stufe hin.

    Weiß: Warum irritiert sie das oder hat sie es nicht mit Absicht getan? Und wenn sie irritiert ist, kann sie dann noch grazil wirken?
    Gelb: Den Satzanfang finde ich etwas holprig.
    Ich schlage vor: "(...) sondern sie gleich mit. Dennoch schlang sie sich grazil um das Geländer die erste Stufe hinab."
    Mit dem Dennoch hättest du auch gleich meine Frage von oben gelöst :)

    Leichte Schmerzen schien sie gehabt zu haben

    Das legt nahe, dass die Schmerzen schon wieder vorbei sind, aber gleich darauf beschreibst du als blass und schwankend.
    "Sie schien leichte Schmerzen zu haben."

    Sie nickte verständlich.

    verstehend

    “Bei einer Depolarisierung verliert das Magnetfeld einen oder mehrere Polo?

    Meinst du Pole?

    Ansonsten wieder ein interessanter Teil, der mehr über das Leben auf der Helios preis gibt.
    Angenehm stelle ich es mir jedenfalls nicht vor.
    Darf man fragen was du arbeitest? Du scheinst ja schon Ahnung von Magnetfeldern und so zu haben ... (und wenn nicht betrachte es Kompliment, dass deine Geschichte überzeugend wirkt :thumbup: )
    An manchen Stellen sind die Übergänge etwas hart, aber ich glaube, das macht deinen Stil auch einfach aus, deswegen mache ich mir darum nur an wenigen Stellen einen Kopf ^^
    ich bin gespannt was noch aus Samuel und Hal wird :D

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    - F. Scott Fitzgerald

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe nun auch mal angefahren hier zu lesen.
    Ich muss sagen, ich finde deine Geschichte bisher sehr schön. Stilistisch kann ich nichts sagen und auch Rechtschreifehler findet man nur wenige. Interessant finde ich auch das Setting.
    Positiv überrascht bin ich auch von deinen Erklärungen. Anfangs dachte ich "oh Gott, der will mich mir Physik zu Tode quälen". Aber ich muss sagen, dass ich das, was du erklärt hast, durchaus nachvollziehen konnte und es sogar für mich verständlich war. XD
    Die Balance zwischen wissenschaftlich interessant und kompliziert nervig hast du jedenfalls gefunden. :D
    Noch kann ich mir nicht so recht vorstellen, worum es in deiner Geschichte gehen wird, aber ich bin gespannt. ^^

    LG, Kyelia



    Wenn es ein Buch gibt, das du wirklich lesen willst, aber das noch nicht geschrieben wurde, dann musst du es selbst schreiben.
    - Toni Morrison -

  • Ich bin Offsetdrucker (Flyer; Briefbogen; keine Bücher). Habe also mal gar nichts damit zu tun. Aber ich interessiere mich sehr für sowas und sehe zu gerne Dokumentationen über Wissenschaft.

    Das freut mich aber, @Miri und @Kyelia, dass ihr es verständlich und interessant fandet. War auch mein Ziel, es einfach, informativ und trotzdem realistisch zu halten. Physik kann Spaß machen. :)
    Natürlich wird noch einiges mehr von Physik drin vorkommen. Aber auch dies werde ich versuchen, einfach und strukturiert zu behandeln.


    [ KAPITEL 1-DER ERSTE TAG-TEIL 5 ]


    “Da kommt unsere Ablösung. Also Hal, alles klar soweit? Ich wünsche dir dann noch einen schönen Tag.” Ein schneller Handschlag und weg war ich. Mit Aufdringlichkeit konnte man bei mir nicht so schnell punkten.
    Keinen Blick würdigte ich ihr mehr und lief unbeirrt durch die Schotts, stets den Ausgang suchend. Leicht hallte ihre Stimme durch die Räume, klang aber in der unendlichen Weite langsam ab. Jetzt wollte ich erstmal meine Ruhe haben. Mir war schon bewusst, dass man mich am ersten Tag nicht schonen würde. Aber mit sowas hatte ich nicht gerechnet.
    Beinahe hätte ich sogar noch den Abteilungsleiter umgerempelt, auf der Flucht vor ihr und der Unfähigkeit. Entsprechend genervt schaute er mich dann auch an, als wir am Ende des Korridors kollidierten.

    “Hier wird nicht gerannt! Und die Augen stets nach vorne richten!” Er musterte mich. “Wo willst du denn eigentlich hin? Wo ist dein Partner?”

    Urplötzlich wurde ich nervös und blickte hektisch zurück zu Hal. Mit großen Schritten kam sie in meine Richtung. Ich konnte schon hören, wie sie wieder meinen Namen rief.

    “Könnte ich Sie kurz sprechen? Unter vier Augen.”

    Er schaute auf seinen Kommunikator und tippte etwas darauf herum. Mit Stöhnen sprach er: “Aber wirklich nur kurz!”

    Sofort gingen wir weiter, zum Versammlungsraum. Dort, wo der Morgenappell stattgefunden hatte. Hal folgte uns nicht. Sie verlor uns aus den Augen, oder suchte uns gar nicht erst. Wer wusste schon, was in ihrem Kopf abging.

    “Also, was gibt es? Sprich geschwind.” Gemütlich lehnte er sich gegen die Wand und tippte weiter auf seinem Kommunikator rum.

    “Ich möchte nicht Ihre Glaubwürdigkeit in Frage stellen. Aber ich glaube, Sie haben sich da einen Spaß erlaubt, als Sie mir Hal Mellins zugeteilt haben.”

    Verdutzt schaute er mich an und fühlte sich anscheinend beleidigt. “Du bist Samuel, nicht wahr? Kann ich mal deinen Bericht sehen?”

    Ich reichte ihm meinen Kommunikator und öffnete die Datei.

    “Also laut deinen und meinen Dateien wurde dir Hal Mellins zugeteilt. Du hast dich doch heute früh bereiterklärt, sich ihrer anzunehmen. Also warum meckerst du jetzt rum? Anscheinend ist doch alles in Ordnung. Ich verstehe dein Problem nun wirklich nicht.”

    Dann verabschiedete er sich und ging seine Wege. Eigentlich hatte ich mir schon mehr erhofft, als solch eine Abspeisung. Ich will nicht behaupten, dass ich sie nicht mochte. Aber hätte man sie denn nicht wenigstens mal vorher einweisen können? Hoffentlich würden sie bald ihren Fehler einsehen und mir jemand besseren zuteilen.
    Aber nun erstmal ab in die Kantine. Ich hatte einen gewaltigen Kohldampf und das gewaltige Magenknurren schallte auch schon kräftig durchs Schiff. Die Frage war nur, wo sich diese befand. Auf der Helios I war sie eigentlich ganz in der Nähe meines aktuellen Aufenthalts. Ich linste um die Ecke und hielt nach ihr ausschau. Nirgends zu sehen war sie. Erleichterung!
    Mit großen Schritten sprintete ich den Gang entlang, in Richtung Station 43/4E. Ich war äußerst überrascht, als ich im Hauptkorridor ankam. Keine Menschenseele war hier. Also ich meine, keine Menschen. Aber wirklich nirgendwo. Mein Blick schweifte ziellos umher und die einzigen Personen, die ich entdecken konnte, waren eine Gruppe von Greys und eine Chima.
    Und ich hatte wirklich keinen blassen Schimmer, wo nun die Kantine war. Ich folgte den Greys ein Stück, in der Hoffnung, dass mal ein Mensch kommen würde. Aber dem war nicht so. Das ist nicht ungewöhnlich, aber ungewollt.
    Dann musste ich mich halt erbarmen und die Chima nach dem Weg fragen. Zu lange würde es dauern, den Greys klar zu machen, was ich von ihnen wolle.
    Vorsichtig näherte ich mich der Chima, die dazu auch noch ein Unteroffizier war. Sie entdeckte mich sofort, so laut wie ich schlich.

    “Was ist?”, fragte sie genervt und schaute mich abfällig an.

    “Wissen Sie vielleicht, wie ich zur Kantine gelange?”

    Diese gelben Augen und die Zornesfalten an ihrer Stirn. Sie war viel dunkelblauer als Hal. Und auch ihre Lippen verliefen mehr ins schwarze, als violett. Man konnte gut erkennen, dass ihre Lunge viel stärker ausgeprägt war, als unsere. Mit jedem Atemzug bebte ihr ganzer Brustkorb und ließ ihn auf doppelte Größe anschwellen. Verständlich, dass dann ihr Busen auch heftig herausstach.

    “Warum belästigst du mich mit solchen Sachen!? Ich könnte dich zerquetschen, mit meinen bloßen Händen! Und warum starrst du mich so an!?”

    Schüchtern rieb ich mir den Hals und senkte meinen Blick. “Ich habe Sie nicht angestarrt. Ich will nur wissen, wie ich zur Kantine gelangen kann. Das ist doch eine berechtigte Frage, oder nicht?”

    Langsam führte sie ihren Zeigefinger an mein Kinn und drückte meinen Kopf nach oben, sodass ich ihr direkt in die Augen blickte. “Du hast Angst, ich spüre es. Gut so! Von euch Menschen lasse ich mich nicht veralbern... Die Kantine befindet sich in Station 63/4E auf der linken Seite, im zweiten Gang. Und jetzt verschwinde endlich!”

    Sie winkte mir ab und ging weiter ihren Weg. Was für eine Begegnung. Das war ein Grund, warum niemand gerne mit Chima zusammenarbeitete. Sie sind einfach unberechenbar. Dabei war sie noch nett.
    Und jetzt starrten die Greys mich auch noch völlig perplex mit ihren großen Augen an und steckten die Köpfe zusammen. Was sie sich nun wohl wieder für Gedanken austauschen? Welch ein Vorteil das doch ist, nicht sprechen zu können. Dann konnten sie wenigstens auch nichts falsches sagen. Das Leben kann hart sein, als Mensch.

    Reicht hin mit den Selbstzweifeln! Auf zur Kantine, ohne weitere Zwischenstopps. Drei Stationen galt es zu passieren, was auch wiederum einige Minuten dauerte. Und immer noch waren keine Menschen zu sehen. Ob die wirklich alle essen waren?
    Oh ja, waren sie. Die Kantine war brechendvoll! Bis zur Tür standen die Leute und reihten sich weiter ein. Wenigstens ging es schnell voran in der Schlange. Einmal ringsum mussten wir gehen, bevor wir zur Essensausgabe kamen. Und der Raum war wirklich riesig. Mindestens fünfhundert Sitzplätze umfasste er und fast alle waren besetzt. Hoffentlich bekam ich noch einen, bestenfalls allein.

    Getuschel vor und hinter mir.
    “Habt ihr diese eine gesehen? Die mit den langen Haaren.”

    “Mellins heißt die doch, oder nicht?”

    “Ja, richtig. beknackter Name.” Lautes Gelächter folgte zugleich. “Der Typ ist mal echt arm dran, der sie zugeteilt bekam. In seiner Haut will ich nicht stecken.”

    Da musste ich schlucken. Woher kannten die alle sie? War sie etwas besonderes? War sie wirklich so anders, dass man sich darüber die Mäuler zerreißen musste? Ich verstand́s nicht. Vielleicht wollte ich das auch gar nicht. Aber was ich wirklich wollte, war Essen.

    Quälend waren die Minuten, bis ich endlich an der Reihe war. Ich schnappte mir ein Tablett, stellte es auf die Schiene und lief langsam immer weiter. Was gab es denn nun so schmackhaftes? Möhreneintopf; Spargel im Teigmantel; Pilze; Algensalat; Kartoffeln mit Brokkoli; Tofu; synthetisches Fleisch.
    Eindeutig Tofu, Algensalat und Spargel im Teigmantel. Und als Getränk heute mal Mineralwasser. Oh, was erspähte mein Auge denn dort leckeres? Mehlwürmer. Das läuft doch einem glatt das Wasser im Munde zusammen. Aber nichts überstürzen. Jeder bekam nur einen, als Dessert.

    Tablett schnappen und sich einen freien Platz suchen. Alles besetzt. Einige aßen sogar schon im Stehen, weil sie es nicht abwarten konnten. Aber auf so ein Niveau lasse ich mich nicht herab.
    Da war einer frei geworden. Sofort stürmte ich hin und erwischte ihn auch. Da schauten sie blöd, die sechs anderen. Das nächste Mal halt nicht so viel quatschen. Überstolz umklammerte ich mein Tablett mit beiden Armen und ließ meinen Blick musternd durch den Saal streifen.
    Doch dann erblickte ich sie, inmitten der Warteschlange. Hal Mellins. Sofort winkte sie mir zu, als hätte sie nur darauf gewartet, dass ich mich nach ihr umsehe. Unverzüglich wandte ich meinen Blick von ihr ab und starrte intensiv auf mein Essen. Halbherzig stocherte ich mit der Gabel im Salat herum und nippte am kühlen Nass. Die Geräusche wurden immer intensiver, je mehr ich mich auf mein Essen konzentrierte. Wie schön es doch sein musste, an der Oberfläche zu hausen. Die hatten kein Kantinenfraß, so wie wir. Und auch deutlich mehr Platz und Freizeit. Ebenso gab es dort auch mehr Abwechslung zu sehen und zu erleben. Wie ich diese Zeit vermisste. Schon wieder schwelgte ich in Erinnerungen, an eine bessere Zeit.
    Aber wie das nun mal so im Leben ist, geht auch die Kindheit irgendwann vorbei und der Ernst des Lebens beginnt. Jeder wird oder musste irgendwann einmal hier arbeiten. Ich war nur einer von vielen.


    Heute schmeckte das Tofu aber auch wieder mal köstlich. Schon lange hatte ich nicht mehr solch ein leckeres Stück Bohnenkäse gegessen. Und auch der Algensalat war gut abgeschmeckt. Für Kantinenessen gar nicht mal so übel.

    • Offizieller Beitrag
    Spoiler anzeigen

    “Ja, richtig. beknackter Name.” Lautes Gelächter folgte zugleich. “Der Typ ist mal echt arm dran, der sie zugeteilt bekam. In seiner Haut will ich nicht stecken.”

    groß

    Woher kannten die alle sie?

    die sie alle?


    Auch den Teil fand ich interessant, wenn auch nicht viel passiert ist. Dass Samuel Hel nun so aus dem Weg geht, finde ich aber irgendwie gemein. Sie hat ja nichts Schlimmes gemacht, sie ist nur einfach etwas ... tollpatschig. Ich frage mich nur, warum alle über sie reden. :hmm:
    Übrigens finde ich die Helios III echt verwirrend. Ich, mit meine schlechten Orientierungssinn, wäre wahrscheinlich hoffnungslos verloren auf der Raumstation. Erstaunlich, dass die sich bei den ganzen Gängen, Etagen und Stationen überhaupt zurecht finden... Zumal jede Helios anders ausgebaut ist... 8o

    LG, Kyelia

  • Da Samuel kaum charakterisiert wurde (ist ja meistens so am Anfang einer Geschichte), kann ich seine Haltung Hal gegenüber nicht nachvollziehen. Unglaubwürdig möchte ich es nicht nennen, da er ja vielleicht wirklich so einer sein kann. Es wirkt nur befremdend, wenn er selber neu auf der Station ist, andere Neulinge herablassend zu behandeln xD Auch wenn er das Handwerk schon versteht.

    Gut, dass er von der Offizierin mal eine Parade bekommen hat :D

    Ansonsten stimme ich den anderen zu: Sehr schön beschrieben. Bei Sci-Fi muss man immer besorgt sein, von astronomischen oder physikalischen Fakten erschlagen zu werden, aber das löst du prima. Ich bin gespannt, was da während der Arbeit noch so alles passiert. Oder was überhaupt passiert, denn dazu kann ich noch gar nichts sagen. Aber insgesamt gefällt es mir doch sehr gut. ICh freue mich insbesondere mehr über die Rassen zu erfahren oder was zwischen Hal und Samuel noch so abgeht.

    "Sehe ich aus wie einer, der Geld für einen Blumentopf ausgibt, in den schon die Pharaonen gepisst haben?"