Ich tue mich immer etwas schwer, mit den Hauptfiguren, die gleich in eine sofort erkennbare Nische zu packen. Samuel ist an sich kein übler Kerl. Er ist nur etwas überfordert mit dieser Situation. Aber das wird sich schon bald ändern. Dann ist er lieber.
Ich werde jetzt die letzten beiden Parts des ersten Kapitels posten, als zwei Spoiler. So wird der Post nicht zu lang und ihr habt mehr Komfort beim Lesen.
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[ KAPITEL 1-DER ERSTE TAG-TEIL 6 ]
Ich versuchte mich ein wenig zu entspannen und der Arbeit zu entfliehen. Ich begann die Stühle und Tische zu zählen. Das beruhigte mich. Und dabei stieß ich auf so manche Kuriosität. Auch sehr faszinierend, wie Greys ihre Nahrung aufnahmen. Sie haben zwar einen Mund, aber der gleicht eher einer Gesichtsöffnung, ähnlich den Nasenlöchern. Wie durch einen Schlauch schlürfen sie die Nahrung auf und schlucken sie im Ganzen runter. Darum gab es auch immer irgendein Suppen- oder Breigericht. Feste Nahrung können sie nur krampfhaft zu sich nehmen.
Sie besitzen auch keine Stimmbänder und können darum auch nicht verbal mit uns anderen kommunizieren. Sie machen es eher über Telepathie oder per Zeichensprache. Doch zweites können nur wenige von uns und ersteres wollen wir nicht.
Dort drüben, neben dem Eingang, saß eine junge Dame. Halb Grey, halb Chima. Mensch, sehen die sonderbar aus! Und bei ihr kamen die rezessiven Genome deutlich zum Vorschein. Schwimmhäute, gepaart mit meterlangen Extremitäten. Ein knallblauer Melonenschädel mit handgroßen Glubschaugen. Spektrale Iris und blassrosa Lippen. Zum glück besaß sie kein Kopfhaar. Das hätte sie komplett entstellt.
Aber auch sie hatte eine Berechtigung zu leben. Und vermutlich war sie sehr gut in ihrem Fachbereich. Jeder hier hatte die Berechtigung zu leben und zu lieben. Selbst Hal Mellins. Aber trotzdem genoss ich lieber die Gesellschaft meinesgleichen.
Ich versank wieder in Gedanken und stocherte fleißig im Essen rum, da sprach mich plötzlich jemand von der Seite an. “Darf ich mich setzen?”
Erst jetzt bemerkte ich, dass mein Tisch fast komplett frei war. Mein Blick wanderte langsam hinauf. Und wer war es wohl? Natürlich Hal Mellins. Enttäuschung machte sich breit, die ich aber gekonnt überspielte. “Ja, kannst du.”
Kaum nahm sie mir gegenüber Platz, redete sie auch schon drauf los. “Warum hast du es eben so eilig gehabt? Hattest bestimmt Hunger, stimmt’s? Was hast du dir denn so leckeres geholt, Samuel? Willst du etwas Fleisch von mir haben? Du hast dir ja keins geholt. Oder hast du deines schon aufgegessen?”
Sofort schnitt sie ein großzügiges Stück ab und klatschte es auf mein Tablett. Dafür schnappte sie sich prompt etwas Tofu von mir.
“Sag mal, geht́s noch? Ich will dieses synthetische Fleisch nicht! Weißt du denn nicht, wie das hergestellt wird? Und hole dir gefälligst deinen eigenen Tofu.” Sofort tauschte ich das Essen wieder um, bevor sie auch nur ihren ersten Bissen tat.
Verdutzt blickte sie drein und ließ glatt das Essen von ihrer Gabel fallen. Schniefend legte sie das Besteck auf dem Tablett ab und schob dieses zur Seite. Sie nahm ihren Kommunikator zur Hand und drehte ihn zu mir rum.
“Ich habe da mal eine Frage, bezüglich der Feldstärke und den Daten. Schau mal, ich habe die entsprechende Datei bereits für dich geöffnet.”
Energisch schob sie ihn mir entgegen und drängte so langsam mein Tablett mit weg. Wie das nervte! Ich war am Essen und sie kam an mit Arbeit. Kein Anstand, diese Chima. Ja, sie ist nur zur Hälfte Chima. Aber benimmt sich trotzdem sehr stürmisch und offensiv.
“Hal, wenn ich esse, dann esse ich. Hat das denn nicht bis morgen zeit? Iss du auch lieber mal was. Sonst kippst du noch vom Stuhl. Treppen hinunterlaufen kannst du ja anscheinend schon mal nicht.”
Da machte sie große Augen! Grimmig starrte sie mich an und spitzte die Lippen. Mit einem harten Ruck fuhr ihre Hand über den Tisch, den Kommunikator dabei erhaschend. Leider verkeilte er sich an meinem Tablett, welches daraufhin mitgerissen wurde und zu Boden fiel. das ganze Essen verteilte sich unter dem Tisch und meine Hose blieb auch nicht gänzlich verschont.
Sofort sprang ich auf, trat den Stuhl nach hinten und schnappte mir meine Sachen. Mit zornigem Blick durchbohrte ich ihre Brust, direkt auf́s Herz zielend. Krampfhaft presste ich mir den Kommunikator am meinen Bauch und war kurz davor, ihn durchzubrechen. So wütend war ich!
Ängstlich starrte sie mich mit ihren knallgelben Augen an und kauerte sich zusammen. Ihr keinen weiteren Blick würdigend, stampfte ich einfach davon und trat in meiner Raserei jeden unbesetzten Stuhl von mir weg. Egal, ob die anderen mich anstarrten, oder nicht. Demütigung war bereits den ganzen Tag lang geschehen, da kam es jetzt auch nicht mehr drauf an.
Wie spät war es nun eigentlich schon? 20:40 Uhr bereits? Dann schaffe ich ja heute gar nichts mehr in meiner Freizeit. Zu wenig, um großartig was anzustellen und zu viel, um bereits zurückzugehen. Dann werde ich eben etwas mehr Zeit unter der Dusche verbringen. Das entspannt auch ganz gut, wenn man sich warmes Wasser über den Körper gleiten lässt. Jetzt, wo meine Hose ja auch mit Essen besudelt war, war dies umso mehr nötig.
Und wo befanden sich die Gemeinschaftsduschen nun schon wieder? Sollte ich etwa wieder eine Chima fragen, oder gar einen Grey? Zum Glück waren nun ein paar menschliche Wesen auf den Gängen und sogleich fragte ich nach. Ich wusste zwar, wo sie sich auf der Helios I, in Relation zur Kantine, befanden. Aber ob das nun auch hier zutreffen würde, wurde immer fraglicher.
“Entschuldigung, wo befinden sich die Gemeinschaftsduschen?”, fragte ich den einen Burschen, der sich gerade auf dem Weg in die Kantine befand. Anfang zwanzig schätzte ich ihn.
“Die müssten sich in 53/4E oder 13/4E befinden. So genau weiß ich das jetzt leider auch nicht.”
“Gut... Trotzdem danke.”
Ich ließ ihn ziehen und fragte mich weiter durch. Nach drei weiteren Leuten, die mir wiederum andere Auskunft gaben, kam ich zum weiblichen Geschlecht, welches rein zufällig meinem Gespräch lauschte.
“Du suchst die Gemeinschaftsduschen? Ich kann sie dir zeigen, wenn du verstehst, was ich meine.” Keck zwinkerte sie mir zu.
“Das ist nicht dein Ernst, oder?”, fragte ich sie erwartungsvoll und betrachtete sie kurz. “Gut, du hast eine schöne Figur und ein bezauberndes Lächeln. Aber nicht heute.”
Die Hände offenhaltend und schulterzuckend entgegnete sie: “Dann verpasst du eben das beste. Station 13/4E. Links die Weibchen und rechts die Männchen. Überlege es dir noch mal. Noch hast du die Chance dazu.”
Erneut musterte ich sie. Recht schöner Anblick. Aber definitiv nicht sie. Irgendwas sagte mir, dass sie mir nicht gut tun würde. “Ich bleibe bei meiner Aussage.”
Auch trotz meiner Abfuhr, warf sie mir noch einen leidenschaftlichen Blick zu und verschwand hinter dem nächsten Korridor. Kaum war sie weg und ich ein Stück weiter gegangen, bereute ich meine Entscheidung schon ein wenig. Ich hätte sie zumindest als Begleitung mit dahin locken können. Nur um nicht ganz so einsam zu sein. Denn Station 13/4E war am anderen Ende. Was für ein sinnloser Aufbau das doch war.
Aber was beklagte ich mich denn schon wieder über solche Dinge? Tausende von Ingenieuren und Mechanikern waren Jahre damit beschäftigt, das Schiff zu entwerfen und zu verbessern. Sie werden sich schon was dabei gedacht haben.
Endlos schien die Zeit, bis ich endlich angekommen war. Ich sah schon die Besatzungsmitglieder leicht altern, so lange war ich unterwegs. Fast hätte ich auch Hal vergessen, aber nur fast. Sogar mein Quartier passierte ich auf dem Weg dort hin. Aber viel weiter musste ich auch nicht. Ich wollte mir schnell ein großes schwarzes Handtuch aus meinem Spind holen, da bemerkte ich diese große Metalltruhe im Quartier. Mussten die Sachen meines Mitbewohners sein. Gut zu wissen, dass ich doch noch einen zugeteilt bekam. War schon gespannt, wie er wohl sein würde. Ob wir auch gut harmonieren und es keine Reibereien gäbe.
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[ KAPITEL 1-DER ERSTE TAG-TEIL 7 ]
Bei den Duschen angekommen, wäre ich beinahe sogar zu den Weibchen gegangen. War ja auch schwer zu unterscheiden, wenn vor beiden nur Männer standen. Alleinig die Gesichter verrieten es. Mit breitem Grinsen und sich aufbäumend standen sie wie Wachleute vorm Eingang und taten so, als müssten sie die Damen durchschleusen.
Nagut, ich war auch mal so. Aber nun hatte ich andere Probleme, wie meine Männlichkeit zu beweisen.
Ich betrat den Umkleideraum und schaute mich erstmal um. Vier Bankreihen, jede gut sechs Meter lang. Feingenoppte, mit Silikon beschichtete, Edelstahlgitter bedeckten den Fußboden und verhinderten ein Rutschen, auch bei starker Nässe. Die Wände waren nur aus Metall und spiegelglatt. LED-Streifen zierten die drei Meter hohe Decke, welche gerade genug Licht spendeten, um nicht irgendwo dagegen zu laufen und Gesichter zu erkennen. Man muss bedenken, wieviel Energie jede Sekunde im ganzen Schiff verbraucht wird. Jede Möglichkeit, Energie einzusparen, musste genutzt werden.
Zwischen dem Hauptkorridor und Umkleideraum befand sich nochmal ein schmaler Weg, der unerwünschte Blicke abhalten sollte. Klappte bekanntlich auch nicht immer. Mit nur jeweils zwei Wachen war man halt nicht absolut sicher.
Ich legte meine Sachen ab. Neben mir noch viele weitere Männer, welche auch das selbige taten. Natürlich waren kleine Späße und prickelnde Unterhaltungen ebenso vorhanden, wie unerwünscht.
“Vorhin habe ich sie abgeklärt.”
“Echt jetzt? Respekt! Ich weiß wirklich nicht, wie du das immer schaffst.”
“Dann solltest du mal öfters auf mich schauen, beim Duschen.”
“Ne, lass mal gut sein. Sowas habe ich auch nicht nötig.”
Dies hier ist auch einer der wenigen Orte, wo Chima erträglich waren. Hier konnte man mal dem Alltagsstress entfliehen und sich am besten mit den anderen Spezies unterhalten. Hier war man gleichgestellt, weil man die gleichen Probleme hatte. Niemand konnte sich verstecken, vor den Blicken und Beurteilungen der anderen.
Der Anblick meiner Hose war natürlich sofort ein neues Gesprächsthema. Zwar ist es keine Seltenheit, aber trotzdem kurios.
“Ein Chima?”
“Könnte man so sagen. Aber eine.”
“Oh, weiblich! Ja, die sind die schlimmsten.”
“Mach dir nichts draus. Greys sind auch nicht reinlicher.”
“Ja!” Gelächter brach auch. “Du hattest auch grad das Pech, dass dem Grey schlecht war. Ich hätte mich gleich mit übergeben, nachdem er sich übergeben hatte.”
Schnaufend schnappte ich mir meine Hose und ging zu den Duschen. Der Dampf des heißen Wassers hüllte den ganzen Raum in dichten Nebel ein und perlte langsam an den kühleren Wänden ab. Es rauschte ohrenbetäubend und ein beißender Geruch von Desinfektionsmittel, vermischt mit Seife und Schweiß, lag in der Luft. Das Geschrei, der sich unterhaltenden Kerle, übertönte dies nur bedingt.
Es war eher ein feiner Sprühnebel, wie Wasser, welcher aus den Brausen herausspritzte. Sanft hüllte er mich ein und benetzte zart meine Haut. Der klebrige Schweiß und das schmierige Öl gingen damit ganz leicht ab. Wie ein Hauch von Nichts umschloss er meine Poren. Trocken blieb ich nicht. Aber triefend nass war ich auch nicht. Eher so leicht berieselt, oder angefeuchtet.
Nur wenige Glaswände fungierten als optische Raumteiler, was eher der Ästhetik diente und weniger dem Zweck. Vielleicht auch mal zum Abstützen, oder als Führungshilfe.
Ich suchte mir einen freien Platz und genoss diesen Augenblick der Wonne. Es kribbelte leicht auf meiner Haut, was unter den richtigen Bedingungen auch schon mal zu einem stärkeren Gefühl werden konnte. Doch das Bewusstwerden, dass man hier nicht allein war, unterband dies meistens schon vorher. Trotzdem musste man sich nicht schämen, falls es doch mal passieren sollte. Niemand ist perfekt.
Genüsslich ließ ich mir das brühende Wasser übers Gesicht laufen und träumte vor mich hin. Ein Chima gesellte sich zu mir und begutachtete mich eingehend. Sein selbstgefälliger Gesichtsausdruck, beim Anblick meines besten Stückes, sprach Bände. Chima waren deutlich besser bestückt wie wir Menschen, und prahlten zu gerne damit. Aber Größe ist ja bekanntlich nicht alles.
“Und wie war dein Tag?”, fragte er mich kurz und knapp.
“Ganz gut”, stieß ich zurückhalten heraus. “Ich bekam eine Chima zugeteilt. Gut, sie war nur zur Hälfte Chima.”
“Und gefällt sie dir? Also ist das Arbeiten angenehm mit ihr?”
Da musste ich kurz schweigen und in mich kehren. Die Wahrheit könnte nun nämlich falsch aufgefasst werden. Und dies wollte ich nicht riskieren. “Sie hatte Aspekte einer Chima. Es war erträglich, sag ich mal so. Es ging alles gut und sie war auch ganz zufrieden mit mir.”
“Das ist schön zu hören. Wir Chima wissen selber, dass wir schnell zur Aggression neigen. Aber das ist unsere Natur. Und dies könnt selbst ihr nicht in zweihundert Jahren wegzüchten.”
Da schmunzelte ich. “Habe ich persönlich auch nicht vor. Ihr gefallt mir so. Ich kenne euch nur so. Eher würdet ihr unsere Physiologie verändern können, wie umgekehrt. Ihr seid ein Teil von uns und eigentlich sind wir auch gar nicht so verschieden.”
Er drehte sich zu mir um und sprach nun etwas direkter. “Ein Rat, von Chima zu Mensch. Wenn wir nackt sind, sind wir erträglich.”
Wie auch immer er das meinte, ich nahm es mir zu Herzen. Aber jetzt hatte ich mich auch genug geduscht. Noch reinlicher konnte ich nicht werden. Und meine Hose war auch wieder sauber.
“Ich bin dann mal weg. Danke nochmals, für die ruhige Unterhaltung.”
Ich verließ die Duschen, trocknete mich ab und band mir das Handtuch um die Hüfte. Meine Hose konnte ich ja so nun nicht anziehen. Da würde ich mich noch erkälten und zwangsläufig krank werden. Und glaubt mir, dies wollte hier keiner riskieren.
Da hatten die Frauen natürlich gleich was zu gucken, als ich tippelnd über den Korridor lief. Sie konnten es sich auch nicht verkneifen, mir am Tuch zu ziehen. Aber gekonnt schlug ich sanft deren Hände weg und kam unberührt an.
ID-Karte durch den Schlitz ziehen, kurz warten, bis mein Name erschien, und dann konnte ich mein Zimmer betreten. Kaum war ich drinnen, ertönte auch schon Miris Stimme.
Guten Abend, Samuel. Wie ist es dir ergangen?
“Guten Abend, Miri. Ganz gut, denke ich. Hat sich schon mein Mittbewohner bei dir gemeldet?”
Nein Samuel. Es ist keine Registrierung durchgeführt worden. Hast du irgendwelche Wünsche?
“Ja, Miri. Könntest du etwas Musik einblenden? Klassische Musik. Mozart, erste Sinfonie.”
Und sie blendete sie ein. Herrlich, diese Musik. Da hatten unsere Vorfahren wahrlich ein Händchen für. Wer auch immer dieser Mozart war, er musste ein Genie gewesen sein! Das klingt auch so echt und natürlich. Mein Herz ging auf. Da ließ es sich entspannen.
Sofort legte ich meine Hose zum Trocknen über den Stuhl und zog mir anschließend meinen Pyjama an. Der war natürlich auch schwarz. Anschließend legte ich mich ins untere Bett und genoss weiter die Musik.
“Miri, wie spät ist es zur Zeit?”
Es ist exakt 21:48 Uhr, gemessen am Nullmeridian des Planeten XV Novus.
Ich schloss die Augen und ließ die Klänge weiter auf mich wirken. Kurz darauf öffnete jemand die Tür mit lautem Getöse und trat ein. Das war bestimmt mein Zimmergenosse. Sofort begrüßte ich ihn. “Guten Abend. Es macht dir doch nichts aus, dass ich unten schlafe, oder?”
“Guten Morgen. Nein, ich schlafe gerne oben.”
Verdutzt schaute ich drein. Die Stimme kannte ich doch. Kurz blickte ich zur Tür und da sah ich sie tatsächlich. Hal Mellins. Ich habe sie zuerst nicht erkannt, wegen den kurzen Haaren. Aber sie war es. Das konnte jetzt nicht wahr sein, oder? Wer wollte mich hier bloß bestrafen?
“Was?”, quälte ich mir fragend heraus.
“Ich schlafe gerne oben, habe ich gesagt. Miri, wie spät ist es zur Zeit auf der Helios II?”
Es ist exakt 6:00 Uhr auf der Helios II. In 1 Stunde 49 Minuten und 45 Sekunden werden die Zeiten aller drei Archen synchronisiert. Die exakte Zeit beträgt dann 0:00:00 Uhr.
“I.C.D stummschalten”, unterbrach ich Miri und Hal sofort. Sie drehte sich um und erschrak bei meinem Anblick.
“Samuel, du? Sind wir jetzt...”
“Ja, es scheint so, Hal! Wir sind Zellengenossen. Also bitte hab ein wenig Respekt und nimm...”
Sofort unterbrach sie mich. “Miri, ich wünsche Musik. Es gibt einen Grund zum Feiern.”
Es läuft bereits Musik. Soll das Lied gewechselt werden?
“Das kann sich doch keiner anhören, was hier läuft. Da schläft man ja nebenbei ein. Elektronische Musik, wünsche ich. Sonnenwind.”
Wie du es wünschst.
Kaum erklangen die ersten Töne, fing sie auch schon an, rhythmisch dazu zu tanzen. Schwungvoll wippten ihre Hände im Takt und die Füße gleich mit. Ich fand das gar nicht amüsant. Sie konnte doch nicht einfach irgendwas bestimmen.
Gut, die Musikauswahl war nicht das Problem, ich mochte das auch ganz gerne. Aber sie hätte mich doch wenigstens mal vorher fragen können!
“Ich finde es schön, dass wir zusammen auf einem Zimmer sind”, sagte sie und räumte im Takt zur Musik ihren Spind ein. “Miri, bitte die Musik etwas lauter stellen.”
Kurz blickte sie zu mir rüber. “Normalerweise stehe ich nicht so auf elektronische Musik von eurem Heimatplaneten. Aber dieses Lied ist echt gut. Eine wirklich gute Interpretation von kosmischen Klängen.”
Sie wandte sich wieder ihren Sachen zu und holte ihren Pyjama hervor. Ebenfalls schwarz und mit dem Wappen des Schiffes gekennzeichnet. Wir bekommen die gesamte Kleidung einheitlich abgestimmt. Wenn man es so betrachtet, ist das schon etwas langweilig.
“Miri, bitte das Lied wechseln. Roter Zwerg” Und zu diesen Rhythmen zog sie sich dann um. Langsam und sehr anrüchig, möchte man behaupten. Etwas irritierte mich das schon, wie Hal ihre Hüften kreisen ließ und sich mit ihren Fingern zärtlich über den Bauch fuhr.
Ich versuchte nicht hinzuschauen. Aber es reizte mich schon, eine Chima mal nackt zu sehen. Sie sollen ja wirklich extrem gut aussehen.
“Darf ich dich Sam nennen, da wir jetzt Zellengenossen sind?”, fragte sie mich und tänzelte ein wenig herum. Sie bekam irgendwie den Pyjama nicht über ihre Hüften. Und dann kam sie an mein Bett und drehte mir den Rücken zu.
“Kannst du mir mal helfen? Der ist so eng.”
Sie strak mir ihren Po regelrecht ins Gesicht und zerrte verkrampft am Baumwollstoff.
“Miri, schalte die Musik ab. Hal, was soll das? Hörst du mal auf damit? Ziehe dich gefälligst im Bett an, oder nimm den Spind als Sichtschutz.”
Perplex schaute sie mich an und ging ein paar Schritte zurück. “Was meinst du, Samuel? Ich kann doch nicht nackt schlafen.”
“Wäre aber einfacher für mich. Ich meine, muss das sein? Bist du immer so tollpatschig und konfus?”
Stirnrunzelnd schüttelte sie den Kopf und ging wieder zu ihrem Spind.
“Du sprichst in Rätseln, Samuel. Ich habe mich doch nur umgezogen. Das machst du doch auch hier.”
“Ja, aber bestimmt nicht vor dir”, grummelte ich und drehte mich zur Wand.
“Dann schlafe ich eben nackt, wenn das dir lieber ist.” Und schon lag ihr Pyjama wieder im Spind und sie anschließend im Bett.
“Miri, wie spät ist es?”
Es ist 22:05 Uhr.
“Wann müssen Samuel und ich morgen aufstehen?”
Um 5:30 Uhr ist Beginn.
“Danke, Miri. Wecke uns um exakt fünf Uhr... Gute Nacht, Sam?”
“Gute Nacht, Hal! Miri, bitte das Licht ausschalten.”
LG:
Zarkaras Jade
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Immortalis Secreta-Unsterbliche Geheimnisse