Endlich geht es weiter in meiner Geschichte! Ich entschuldige mich zutiefst bei euch beiden und allen anderen stillen Lesern für die lange Wartezeit. Aber ich musste so einiges überdenken bezüglich Logikfehlern und Physik. Zumal ich jetzt auch noch jedes Mal dran denken musste, dass Sam nun schwerelos umherschwebt und nicht mehr rennt oder geht. 24 Thread-Seiten war es mir egal und nun muss ich umdenken! Gänzlich zufrieden bin ich zwar trotzdem nicht mit dem neuen Part bezüglich Ausdrucks, aber inhaltlich ist er so, wie ich es mir gewünscht habe.
Oha! Bisher ist mir auf der Helios überhaupt keine Religion aufgefallen, höchstens nimmt das Schiff selbst die Stellung einer Art Gottheit ein. Kannst du dazu gelegentlich noch ein paar Worte verlieren? Die Religion oder Religionen einer Gesellschaft oder Kultur sind schließlich eine wichtige und spannende Sache.
Das Religiöse kommt für mich auch überraschend, dachte nicht das Religion und Beten hier eine Rolle spielen.
Sehr gute Anmerkungen. Das mit der Religion ist etwas komplex, wenn eigentlich total simpel. Unsere Leute heutzutage suchen ja ständig nach den Hintergründen der Entstehungsgeschichte der Religionen. Ob es Jesus wirklich gab und die Wunder und andere Ereignisse in der Bibel oder in anderen heiligen Schriften. Dies macht unsere Religionen zum Teil mystisch oder wahrlich außerweltlich.
Die Religion auf der Helios dagegen ist nichts anderes als eine ausgedachte Geschichte, um den Gedanken einen Platz zu bieten, die Ängste zu vergessen. Jeder weiß, dass die Menschen die Erbauer der Archen waren und somit kein Gott existiert. Die Schiffe dienen als Archen und werden auch als solche bezeichnet und behandelt. Sie sind gewisserweise die Gotteshäuser und gleichzeitig die bildliche Darstellung des Gottes, der nur als Zufluchtsort in finstersten Zeiten dient. Die Religion hat bisher noch keinen Namen erhalten, aber ich habe mir in den letzten paar Tagen so mehr oder weniger spontan einen Namen ausgedacht. "Helin"
Die uns bekannten Religionen und Lebensphilosophien wie Christentum, Islam, Bhuddismus, Voodoo, Scientology, etc. sind dort trotzdem noch rudimentär vertreten, zusätzlich noch die Religionen von den Chima, Grey und Nó, denen ich aber auch noch keine Namen gegeben habe. Vielleicht werde ich mal irgendwann einen weiteren Post im Weltenbau-Thread anfügen, in dem ich die verschiedenen Glaubensrichtungen nicht irdischen Urpsrungs vorstellen werde.
Trotz der Tatsache, dass nahezu jede Religion irgendwie noch vorhanden ist, wird keine von denen ernsthaft gelebt. Sie sind mehr ein Suffix des "Helin", der ja auch schon nahezu keine religiöse Bedeutung hat. Der ganze "Glaube" basiert eigentlich nur darauf, dass den Bewohnern ein greifbarer Gedanke zur Verfügung steht, um sich mental zurückziehen zu können.
[ KAPITEL 10-FALLOUT-TEIL 17 ]
Ich durfte nicht weiter drüber nachdenken, sonst hätte ich auch noch angefangen zu weinen. Schnell gab ich ihr noch einen Abschiedskuss und begab mich dann mit den anderen raus auf die Straße, wo wir uns versammelten und in Gruppen aufteilten.
0,00 G
Ich schwebte.
Zum ersten Mal war ich schwerelos. Es überwältigte mich. Keine Kontrolle, kein Widerstand.
Einsamkeit...
Wir waren die dritte Gruppe, bestehend aus zwanzig Personen. Mir gegenüber schwebte Monti, der von uns allen am fasziniertesten drein schaute. Um ehrlich zu sein war der Großteil von uns eher angespannt als angetan. Und so gern ich auch seine spontane Freude für diesen Tripp mit ihm geteilt hätte, machte ich mir ständig Gedanken um das, was alles kommen wird. Im Grunde spürte ich nichts von der Fortbewegung, aber die Daten gaben 32,6 Km/h an. Bei dieser Geschwindigkeit würde der Flug eine viertel Stunde dauern. Fünfzehn Minuten Schwerelosigkeit. Ohne Schutz oder Möglichkeit, sich in Sicherheit zu bringen. Um uns herum nichts weiter als Luft und wir selbst.
Die Minuten vergingen, wir flogen immer höher und konnten nun das komplette Schiff in all ihrer schieren Größe und Pracht erkennen. Es erschlug mich, so gewalltig war es. Ich stellte mir vor, nun ewig hier herum zu treiben und niemals etwas Greifbares zu erreichen. Gefangen in der Schwerelosigkeit. Bis mir eine Kugel den Gnadenschuss verpassen oder ich an Hunger sterben würde.
Angst. Panik!
Ich wollte nicht mehr. Ich wollte wieder festen Boden unter den Füßen haben. Mein Schiff, meine Heimat. Sie war nun mein Käfig, aus dem es kein Entkommen gab.
Ich schloss die Augen und versuchte all diese Gedanken auszublenden. Ich wollte nur das Nichts spüren. Die mich umgebende Luft, die ich atmete, die Hände, die ich hielt. Mein Herz pochte lautstark, der Brustkorb bebte und die Füße baumelten wie gelähmt herum. Ein unbeschreibliches Gefühl durchströmte meinen Körper, umgab mich wie weiche Watte. Und trotzdem spürte ich nichts.
Meine Finger wurden fester umklammert und wir begannen uns leicht zu drehen. Wie zu erwarten, eröffnete der Feind wieder das Feuer. Aber wir konnten nicht sehen, woher genau die Projektile kamen. Vor uns lag die vor Farben knisternde Wolkendecke, in welche wir just eintauchten. Es wurde schnell neblig und ich konnte nicht mal mehr die sehen, die ich an den Händen hielt. Geschweige denn meine Hände.
Und so feucht, dass Wassertropfen auf meiner kalten Haut kondensierten und mir noch mehr die Sicht nahmen. Ich wollte sie wegwischen, durfte aber nicht loslassen. Lautes Blitzgewitter raste wellenförmig an mir vorbei und um mich herum. Ein Farbspiel, wie ich es noch nie zuvor gesehen habe. Verwirbelungen, die sich wie Kreise dem Epizentrum entfernten, zeigten mir die Flugbahnen der Patronen. Der Knall erfolgte Sekunden später und ließ mich heftig zusammenzucken.
Statische Aufladung zerrte an mir, umschloss mich wie einen Kokon. Wärme strahlte mir entgegen, die sich immer mehr aufbaute. Es fühlte sich an, als würde sich meine Haut vom Körper ablösen. Keine Schmerzen, kein Blut. Nur dieses surreale Gefühl, eine auslaufende Batterie zu sein.
Es war überwältigend!
Die Wolkenschicht klarte sich langsam auf und das Licht wurde allmählich heller. Es steigerte sich immer mehr und immer schneller, bis es mir zu grell wurde. Ich verengte die Augen zu schmalen Schlitzen und konnte geradeso etwas erkennen. Die Sonnenbrille half nur bedingt gegen so viel Helligkeit. Aber ohne wäre ich garantiert schon erblindet.
Wir passierten die Wolkendecke und nur noch ein paar hundert Fuß trennten uns vom Solarimitator. Die Hitze wurde allmählich unerträglich. Alleinig das verdunstende Wasser kühlte mich etwas ab und bewahrte mich vorm gefühlten Verglühen.
Aber ich merkte schnell, dass die Schwelle bald erreicht war und mir diesbezüglich keine Gefahr drohte.
Noch immer rasten wir mit knappen 33 Km/h durch die Luft. Mit dem Feuerlöscher bremsten wir dann mehr oder weniger stabil auf 13 Km/h ab. Nicht unbedingt mehr schnell, aber trotzdem rasant genug, um uns einen harten Aufprall zu bescheren.
Ich sah die Mechs auf den LED-Paneelen laufen, sie versuchten sich einen direkten Weg ins Innere zu verschaffen. Aber das Kaltplasma hinderte sie daran, tief genug einzudringen. Sie wurden schlagartig durch massive Stromstöße und das ionische Halo außer Gefecht gesetzt. Uns wäre es wahrscheinlich auch so ergangen, darum versuchten wir es gar nicht erst, dort zu landen. Wir schwebten weiter, zu den Stützpfeilern hinüber. Dort waren auch bereits einige gelandet und hatten einen Durchgang gefunden.
***
Wir waren in der Nullpunktstation angekommen und gerieten sofort wieder unter schweren Beschuss. In absoluter Schwerelosigkeit mussten wir uns voran kämpfen, dem Kugelhagel ausweichen und vor allem nicht die Orientierung verlieren. Nicht einmal die Stufenebenen waren minimal in Bewegung versetzt, was darauf schließen ließ, dass die Helios bereits komplett stillstand.
Die hier anwesenden Militärs hatten sich versucht, bestmöglich gegen die Invasoren zu wehren. Aber schlussendlich war es den Feinden doch gelungen, die ZPS zu infiltrieren. Mit Leid musste ich ansehen, was die Ych in den wenigen Minuten bereits alles verwüstet hatten. Wieder viele Verletzte und Tote. Zerstörtes Equipment und Laboratorien, abgeschottete Abteile und durchweg dröhnender Alarm. Aber die Schalttafeln und Lebenserhaltungssysteme schienen weitestgehend noch intakt zu sein.
Wir wurden sofort voneinander getrennt, aber Leen, Monti und ich blieben dennoch zusammen. Wir hatten natürlich keinen Schimmer, wo wir hinmussten. Und die wenigen Überlebenden hatten andere Sorgen, als uns zu helfen, dem Feind nachzueifern. Ich wollte es ihnen nicht verübeln, aber blieb mir keine andere Wahl.
Immer mehr Archenbewohner fanden ihren Weg hier hoch, aber auch einige Roboter. Ein unerbittlicher Kampf um die Schleusen und Eingänge. Aber diesmal schienen die Maschinen nicht mehr so übermächtig zu sein. Ob es an den Wetterzonen lag, die sie durchflogen waren, den deutlich angestiegenen Verlusten oder doch nur dem puren Zufall des Kosmos?
Aber je weiter wir voranschritten, umso entspannter empfand ich die Lage. Hier oben bekam man wirklich nichts von außerhalb mit. Tiefer in abgelegenen Bereichen, die wir entweder nur betreten konnten, indem wir die Türen sprengten oder ironischerweise die noch intakten Computer benutzten, wirkte es teilweise sogar alltäglich friedlich. Mich machte das schon etwas stutzig, dass dieser eigentlich streng bewachte Schiffsabteil nun so öffentlich rüberkam. Andererseits begrüßte ich es auch, endlich eine Chance zu haben, in die Datenbank zu gelangen, ohne ständig Umwege zu gehen.
Wir drei waren schon seit einigen Minuten allein unterwegs, hatten aber immer noch keinen Plan, wie wir die Invasoren aufhalten sollten. Und die wenigen Ingenieure hier waren auch nur mit sich selbst beschäftigt.
Ich dachte bisher, dass die Kriegserlebnisse in den Hüllenabteilen surreal zu betrachten waren, aber dies hier oben übertraf alles Bisherige bei weitem! So viel Ungewissheit und schwindendes Zeitgefühl komprimiert führte unweigerlich bei mir zu temporärer Depression. Ich fühlte mich schlapp, lust- und nutzlos.
Irgendwann trafen wir dann doch noch jemanden an, der uns hilfsbereit zur Seite stand. Er zeigte uns an einem Computer den Weg zum nächstgelegenden Laboratorium, welches laut Datei noch intakt war.
Einige Korridore weiter trafen wir dann auf unerwünschten Besuch. Wieder einer, der sich an einem Bedienpult zu schaffen machte. Er versperrte uns den Weg, jedoch wirkte er nicht sonderlich aufmerksam für seine Umgebung. Als wir uns ihm langsam näherten, befürchteten wir mit jedem weiteren Meter, dass der Mech zu uns rüber schauen würde und seine Waffe aktivierte. Aber nichts geschah. Er stand nur da, mit dem Greifarm über dem Display ausgebreitet und die Kabel mit dem Schaltkasten darunter verbunden. Das Licht spielte verrückt, obwohl man fast denken konnte, es wäre ohnehin normal gewesen, wenn die LEDs flackern würden. Aber irgendwie spielten sie einen synodischen Rhythmus. Und auch eine verzerrte Stimme hallte leise durch den Korridor. Wie ein Flüstern klang es und säuselte unverständliche Worte oder Wortfetzen. Ich bildete mir ein, dass es Miri war.
Leen richtete die Waffe auf den Roboter und näherte sich ihm weiter. Dann hielt sie kurz an und deutete nach unten. Der Boden vibrierte leicht und war von knisternden Elektrostößen durchzogen, die metallischen Feinstaub in rosettenförmigen Gebilden wabern ließen.
Niemand von uns wusste, ob es für uns tödlich war, wenn unsere Haut den Boden berühren würde. Und wir wollten es auch nicht austesten.
Aber eines stand fest, der Mech schien von diesem Phänomen betroffen zu sein. Ich tippte darauf, dass er eine Überladung Elektrizität abbekam und seine System einen Kurzschluss erlitten hatten. Aber es war nur eine Theorie.
Wir passierten das Ungetüm und ich konnte einen flüchtigen Blick auf das Display erhaschen. Viel sehen konnte ich nicht, außer eine Zahlenabfolge oder ähnlich Komplexes.
Plötzlich bewegte er sich, schaltete seinen Scheinwerfer an und stieß einen Schwall Gas aus. Das hydraulische Geräusch von servounterstützten Gelenken fixierte mich sofort stärker auf den schwarzen Koloss, der sich just in diesem Moment zu uns umdrehte, dabei das komplette Bedienpult abriss und die Waffe auf uns richtete. Ich sah nur noch den grellen Blitz aus dem Lauf schießen, bevor sich mein Körper mit aller Kraft vom Stahlpfeiler abstieß und die Arme wedelnd nach weiteren Vorsprüngen griffen.
Die Verfolgungsjagd begann. Der Mech, der sich schwerfällig auf seine vermeintliche Übermächtigkeit berief und gemächlich umherstampfte und wir, die mit rasanten Manövern durch die Luft schwebten und jede Sekunde als kostbar ansahen. Es ging nicht allein darum, wer als erstes das Ziel erreichte, sondern wer am Ende siegreich vom Platz gehen würde. Wir waren uns sicher, dass wir das Labor vor ihm erreichen würden. Aber wir waren uns nicht sicher, wie viel Zeit wir dort benötigen würden, um Montis Plan durchzuführen.
Egal wie wir es drehten und wendeten, interpretierten und ausrechneten, jede einzelne Sekunde für uns zählte unendlich mehrfach als für die Ych. Zumindest war dies unsere Sichtweise.
Irgendwann sahen wir dann die Tür zum gesuchten Raum, aber schon auf halber Strecke erreichte auf der Mech jenen Korridor und nahm uns sofort unter Beschuss. Monti und ich suchten Schutz an den Wänden, während Gefreite Orson das Gegenteil tat und sich dem Feind stellte. Sie opferte sich, um uns Zeit zu verschaffen, den Raum von innen zu versiegeln.