- Offizieller Beitrag
Hey Forengemeinde,
neulich habe ich mich mit einem Kumpel über Tolkiens "Herr der Ringe" unterhalten. Ich weiß wirklich nicht mehr, wie genau wir darauf kamen, aber das tut an dieser Stelle auch nichts zur Sache.
Jedenfalls kam ein Klassenkamerad dazu und meinte, wie wir etwas Derartiges überhaupt lesen könnten. Fantasy sei rassistisch und würde den Rassismus unter den Menschen nur noch mehr schüren. Als ich fragte, was genau er damit meinte, hat er nur gesagt, dass es immer Rassen gibt, die sich bekämpfen, weil sie sich nicht leiden können.
Mein Gedanke dazu:
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich selten etwas Dümmeres gehört habe, als das.
Aber zäumen wir das Pferd einmal von vorn auf.
Sicher gibt es "Rassen" in der Fantasy, aber doch nicht überall. Mal davon abgesehen, dass es mehrere Subgenre der Fantasy gibt, in denen es nicht einmal verschiedene Völker gibt, kommt es auch noch auf den Autor an. Ob er denn verschiedene "Rassen" in seinen Romanen will und wie genau er sie letztendlich definiert. Natürlich gibt es die Stereotypen, die seit Tolkien werkübergreifend vorkommen. Zwerge, Elben und Orks, die dann meist gleich dargestellt werden. Es ist also ein allgemeines Zurückgreifen auf bereits vorhandene Klischees, das meiner Meinung nach ein rassistisches Bild werfen. So sind Orks meist böse, dumm und hässlich und Elben eingebildet und schön. Gegenseitig können sie sich meist nicht leiden. Sowas lässt sich leicht mit Rassismus verwechseln. Es ist aber etwas vollkommen Verschiedenes, ob eine Rasse die andere nicht leiden kann, aufgrund eines Konflikts, oder weil sie rassenspezifische Merkmale nicht mögen.
Es zu verallgemeinern ist jedenfalls der falsche Weg. Nicht in allen Büchern kommen überhaupt Orks oder Elben vor. Das ist ja gerade das Reizvolle, sich als Autor Neues auszudenken. Es ist dem Autor überlassen, wie er seine Wesen darstellt. Aus diesem Grund muss bedacht werden, zu welcher Zeit Tolkien seine Bücher schrieb. Das 20. Jahrhundert war nicht gerade eine Zeit des Friedens. Klar, dass das beeinflusst. (Tolkien selbst jedoch war nie rassistisch)
Seither haben sich die Fantasyautoren auch weiterentwickelt und sind nicht nur auf der Stelle getreten. Wer sagt, dass es zwingend notwendig ist, dass ein Ork der Böse sein muss und der Elb der Gute? Pauschal zu sagen, dass alle Fantasy Romane rassistisch sind, ist nicht richtig. Hierbei muss ich jedoch auch sagen, dass der Autor seine Geschichte nicht entgleisen lassen darf, denn schnell entstehen so Schwarz-weiß Klassifizierungen, die dann tatsächlich auch in Rassismus ausarten können, wenn die Situation nicht konkret genug beschrieben wird. Wenn die jeweiligen Völker sich wirklich nur bekriegen, weil sie die Orks zum Beispiel für dumm und unzivilisiert halten und nicht, weil sie etwas Schlimmes verbrochen haben.
Und ja, in High und Low Fantasy gibt es oft Völker oder Rassen, die sich aufgrund eines Konflikts bekämpfen, aber eben nicht in allen. Und selten haben diese Konflikte wirklich etwas mit der "Rasse" an sich zu tun.
Ich will nicht ausschließen, dass es Bücher im Genre Fantasy, die auf Rassismus anspielen, aber das gleich auf die Allgemeinheit zu beziehen ist Irrsinn.
Nun würde mich interessieren, was ihr davon haltet und ob ihr noch andere Argumente habt. Ist Fantasy rassistisch?
LG, Kyelia