Der Schecke den sie von Jaris erhalten hatte, hatte seine Nervosität zwar abgelegt, sobald sie das Gedränge der Stadt verlassen hatten, doch schien er generell ein unruhiges Tier zu sein, welches am liebsten dauerhaft über die weiten Wiesen galoppiert wäre. Sie hatte Mühe ihn zu zügeln, geschweige denn zu lenken und ihn dazu zu bewegen den anderen Tieren zu folgen. Offenbar hatte Jaris die Pferde wild zusammen gestoppelt, sodass kein Zusammenhalt untereinander herrschte.
Passt ja auch zum Rest der Truppe, dachte sie mürrisch.
Wenigstens konnte sie sich annähernd im Sattel halten, weil sie in den Bergen schon öfter auf einem der rentiere geritten war, als sie klein gewesen war und die langen Fußmärsche noch nicht geschafft hatte.
Dennoch war ein Pferderücken ganz anders als der ruhige Rücken eines Lasttiers, dass es gewohnt war zu trotten und nicht solchen Pfeffer im Arsch hatte. Thyra hatte beschlossen ihren Hengst deswegen ganz klischeehaft Fury zu nennen.
Als Thyra ihren Blick schweifen ließ konnte sie am Waldrand einen kleinen Punkt ausmachen, der ihnen beständig folgte. Das musste Fenrir sein, dachte sie beruhigt, auch wenn sie sich nicht ausmalen wollte was wohl geschah, wenn er ihren Reittieren zu nahe kam.
Mittlerweile war sie selbst auch nicht mehr ganz so begeistert von ihrer Reise. Zwar hielt es sie ohnehin nie lange an einem Ort, aber sie wäre dem unausstehlichen Herzog lieber still und heimlich gefolgt. Allein schon wie er auf seinem Pferd saß … genervt verdrehte sie die Augen und wollte Theics Blick einfangen, doch dieser saß im Sattel und quälte sich mit Rhythmus der Stute. Selbst Thyra konnte erkennen, dass er sich bis zum Abend einen tüchtigen Wolf geritten haben würde.
Irgendwann hatte sie einen Schlenker Richtung Süden gemacht und waren die ganze Nacht stetig in dieser Richtung weiter geritten. Sie hatten nur einmal kurz Rast gemacht, um ihre Pferde zu tränken.
Yilmburg war schon längst hinter ihnen am Horizont verschwunden, neben ihnen die Sonne aufging und den Himmel in zarte Rosa und Orangetöne tauchte.
„Herr, wir sollten uns und den Pferden mal eine Pause gönnen“, wandte sich Jaris vorsichtig an den vorne weg reitenden Zacharas.
„Wenn es euch unbedingt beliebt“, erwiderte er hochnäsig, dabei war ihm anzusehen, dass auch er dankbar war dem Sattel für einige Stunden entfliehen zu können.
Unter allgemeinem Stöhnen rutschten die Kammeraden von den hohen Pferderücken und ließen sich augenblicklich am Boden nieder. Nur Jaris und Thyra blieben stehen.
„Wie jetzt?“, fragte die Jägerin pragmatisch in die Runde. „Die Pferde wollen auch Pause. Sie müssen abgesattelt und getränkt werden und wir brauche Feuer!“
Theic stöhnte. „Ich kann mich kaum bewegen. Meine Beine tuen schrecklich weh!“
„Solche Arbeiten habe ich noch nicht getan und werde ich auch nicht tun. Dafür habe ich dich mitgenommen, Weib!“, zeterte Zacharas. Jaris und Thyra warfen die Blicke zu die Bände sprachen.
„Ich gehe uns was zu essen jagen“, wandte sich Thyra an ihn und fischte Bogen und Köcher von Furys Sattel.
„Wir haben genug zu essen dabei“, antwortete dieser und man merkte, dass er glaubte sie wollte sich vor der Arbeit drücken.
„Ja, aber kein Fett. Ich denke das könnte Theics Beinen auf die Sprünge helfen. Es dauert nicht lange“, versprach sie und machte sie ohne ein weiteres Wort auf und davon.
Sie war unendlich froh der nervigen Gesellschaft ihrer Begleiter für einen Augenblick entkommen zu können und sich eine ruhige Stunde mit Fenrir zu machen, der ihr auch schon treuherzig entgegen trottete.