Stimmung! Heeeey XD

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 2.986 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (2. November 2015 um 12:18) ist von Miri.

  • Hey Leute :)

    Ich nehme an einem Seminar mit dem Titel "Wirkungsvolles Reden und Präsentieren" teil.
    Hier lernen auf was es bei einer Präsentation ankommt.
    Wie sollen am Freitag eine eigene Präsentation gestalten und dann vortragen, das Thema dürfen wir uns selber aussuchen.
    Ich habe mich für "Fantasy" entschieden (-> Nerd XD) und wollte von euch mal wissen, was konkret bei euch die Stimmung bei einer Geschichte ausmacht...
    Was braucht ihr um euch in die Stimmung hinein zu versetzen?
    Nur Adjektive? Sauberen Stil um den Lesefluss aufrecht zu erhalten?
    Und auch: Warum ist gerade Fantasy eurer Lieblingsgenre?
    Wäre schön mal eure Meinung dazu zu hören :)

    LG Miri

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Ich für meinen Teil brauche vor allem Beschreibungen. Ich will wissen, wie die Szene aussieht, wie sie sich anfühlt. Ist es kalt? Zieht wind durch die Spalten, ist da genug Licht, wirkt es fremdartig etc. Ausserdem will ich wissen, wie sich der Protagonist / die Protagonistin zu dem Zeitpunkt fühlt, was sie für Gedankengänge hat, welche Meinung, was für Absichten und Sorgen. Am lebendigsten finde ich das, wenn die Gedanken in direkter Rede...direktem Denken(?) wiedergegeben werden.
    All diese Details sind es, die aus einem pure Handlungsablauf eine Geschichte machen. Und ja, Adjektive spielen dabei eine recht grosse Rolle.

    Und Fantasy mag ich vor allem wegen dem World-Building. Ich liebe es, wenn ich mich in fremde Welten hineinversetzt fühle, Schlussfolgerungen ziehen kann und Verbindungen zwischen verschiedenen Ereignissen sehe. Ausserdem ist es episch. :D

  • Um die Stimmung zu erzeugen, muss ich erstmal selbst eine gewisse Stimmung haben. Melancholisch, fröhlich, wütend; ich muss in diesem Moment das Gefühl verstehen. Und dann lass ich es heraus. Klingt doof, ist aber so.
    Dabei ist der Lesefluss ein Mittel zum Zweck. Wenn es stocken soll, dann soll es stocken. Wenn nicht, dann nicht. Er unterwirft sich der Stimmung, die es zu erzeugen gilt. Da können die Glücksmomente lange, ruhige Sätze sein. Und die Wut ist dann staccato-artig. Aber auch nicht durchgehen. Keine Ahnung, es ist eben Gefühlssache. Wie schon bei Goethes Faust: "Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen."
    Beschreibungen benutze ich eigentlich nur, wenn sie wichtig sind. Sie sind bei mir eher zweitrangig, aber eben notwendig. Dabei kommt es auch drauf an, was ich darstellen will. Das innere Gefphl oder das Äußere? Aber das ist auch nichts, worüber ich wirklich nachdenke. Zu verkopft solls eben auch nicht sein, sonst wirkt es vielleicht aufgesetzt.
    Ob nun Adjektive oder Verben: Ich gebe mir Mühe, dass sie treffend sind. Das Wort, das ich wähle, trägt zur Stimmung bei. Und ein Synonym vom selben Wort könnte in eine ganz andere Richtung gehen.
    Ehrlichgesagt schreibe ich gern Fantasy, weil es mir so grenzenlos erscheint. Aber generell sind mir diese Genres egal.

    Häupter auf meine Asche!

  • Stimmung kommt bei mir immer durch gute Beschreibungen zustande. Es ist nicht nur wichtig was jemand sagt, sondern wo und wie er es sagt. Wenn ich die Augen zumache muss ich mir einen ganz bestimmten Handlungsort vorstellen können, erst dann wirkt gesagtes glaubhaft.
    Und ich persönlich höre oft eine bestimmte Musik zum Schreiben, die mich zusätzlich inspiriert. Welche ist reine Geschmackssache.

    lg El Lobo

  • Für mich kann auch ein einfach gehaltener Text (mit wenig Adjektiven) spannend sein. Das kommt auf den Stil der Geschichte oder besser des Schreibers drauf an. Unerwartete Wendungen erhöhen für mich auch die Spannung. Es muss aber auch manchmal "unspannende" Teile geben, denn wenn der Prota das ganze Buch über nur von einem Abendteuer ins nächste hetzt, zerfällt irgendwann die Spannung und es wird öde. Deshalb: Spannung ist seeehr wichtig, aber mit Mass.

    Was vor allem bei Schlachten und derartigem wichtig ist und eine gute Geschichte ausmacht, ist das sterbenlassen von Personen. Wenn in einer riesigen Schlacht kein einziger stirbt, dann wirkt das unnatürlich (naja, ausser es gibt eine einleuchtende Erklärung). Wenn aber alle Personen, die der Leser ins Herz geschlossen hat, sterben, finde ich das auch nicht wirklich schön. Hier gilt das Gleiche wie oben; es dürfen Leute sterben (müssen aber nicht, das kommt auf die Geschichte an), aber mit Mass.
    Ich habe einmal ein Buch gelesen, dort überlebte der "Beschützer" des Protas etwa zehn Situationen in denen jeder andere ums Leben gekommen wäre. Sturz in einen Vulkan: überlebt. Von einem giftigen Pfeil getroffen: überlebt. 1:50 im Kampf unterlegen: überlebt. Und das noch eine ganze Weile so weiter. Dann kommt bei mir so das Gefühl, der Prota sei unfähig, und könne nicht auf sich selbst aufpassen, und bräuchte den Beschützer.

    Fantasy ist mein Liegblingsgenre, weil es mag, in fremde Welten einzutauchen und für ein paar Momente die Realität zu vergessen.
    Ja, ich hoffe es bringt dir was und ich hab nicht nur Mist geschrieben ^^

    Ewigkeit

    Stell dir eine Stahlkugel vor, die so gross ist wie die Erde. Und eine Fliege, die sich einmal in einer Million Jahren darauf niederlässt. Wenn die Stahlkugel durch die damit verbundene Reibung aufgelöst ist, dann … ja dann … hat die Ewigkeit noch nicht einmal begonnen!

    – David Lodge, 1993

  • Stimmung kommt auf, wenn ich etwas verstehe.

    Wenn ich mit der Person mitfühlen kann, ihre Emotionen nachvollziehen.
    Wenn eine Situation so aufgebaut wurde, dass ich weiss, warum die Dinge so sind. Das ist quasi der "Kopfteil". Das Verständnis von etwas, sodass ich die Stimmung begreife.

    Man kann auch wunderbar mit Satzbau arbeiten. Imho ist das wirkungsvoller als Adjektive (die nicht zu unterschätzen sind :P ). Lange Sätze, die viel beinhalten, sind wunderbar, um Chaos auszudrücken (ich mag Chaos), zu zeigen, dass sehr sehr viel in kurzer Zeit passiert- der Leser muss aufpassen, dass er den Faden nicht verliert, genauso wie der Prota. Kurze, abgehackte Sätze und Satzfragmente sind hingegen passend, um klare, einfache, rudimentäre Emotionen rüberzubringen, wie Trauer, Wut, aber auch Freude und Glück.

    Prinzipiell ist es mir am Liebsten, wenn ich beim Lesen das Gefühl habe, dass der Autor weiss, wo er mich hinführen will. Oft lese ich Texte, wo ich einfach vor fertige Tatsachen gestellt werde- genauso gut kann ich ein Sachbuch lesen. Fakten werden aufgelistet, und jetzt guck, was du damit machst.
    Das Lesen einer Geschichte (ob jetzt Fantasy sei mal dahingestellt) braucht Emotion, Begeisterung. Es ist ein Zusammenarbeiten von Autor und Leser (was ein bisschen magisch ist), um eine Reise zu machen- der Autor ist der Reiseleiter, und der Leser begibt sich in seine Hände. Ist die Reise öde oder kümmert sich der Autor nicht um seinen "Touristen", wird dieser die Reise abbrechen.

    Wieso Fantasy?
    Wegen der Fantasie :D ne ernsthaft. Kreativität, Fantasie, ist ein unglaubliches Geschenk, das allein den Menschen vorbehalten ist. Wir können schaffen. Wunderbare Dinge. Musik, Bilder, Texte. Ganze Welten, allein basierend auf einem Gedanken. Über einen Gedanken, den uns ein Mensch auf eine Art mitteilt, können wir ein Stück weit mit ihm kommunizieren, mitfühlen.
    Und jetzt stell dir eine ganze Welt voller Wunder, wie sie so auf dieser nicht zu finden sind, vor. Ein Autor, der eine Welt baut, kann gar nicht anders, als Teile von sich selbst in sie zu investieren. Ideen, Gedanken, Bilder. Und wir können uns in diese Welt begeben und uns durch sie führen lassen.

    Wenn das keine Magie ist, weiss ich auch nicht.


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Ich finde Lyn hat etwas sehr Wichtiges geschrieben. Ein Protagonist muss auch sterben können. Ich finde das sehr wichtig, denn sie hat recht wenn sie schreibt das es sonst unglaubwürdig wirkt.
    Ich habe auch einmal eine lange Romanserie gelesen über alte Seeschlachten, wo die Protagonisten immer alles überleben. War zwar sehr gut geschrieben, aber wirkt dann doch öde und unglaubwürdig mit der Zeit.
    Ich kann dem nur zustimmen.

    lg El Lobo

  • Es ist das Meiste schon gesagt worden. Vor allen bei Kalkwiese konnte ich die ganze Zeit nur nicken und nicken.

    Aber was definitiv immer der Fall sein muss, um Stimmung zu erzeugen, ist eine absolut korrekte Rechtschreibung. Wenn man irgendwo über einen Satz stolpert, ist die Stimmng dahin, man kommt aus den Erzählfluss raus.
    Das kann auch schnell bei (wie schon genannt) untreffenden Beschreibungen oder schelcht gewählten Redewendungen der Fall sein.
    Die Leser sollen in der Welt eintauchen, sie sollen mit den Protagonisten mitfiebern.
    Sie dürfen auf gar keinen Fall über die Orthografie nachdenken.

    Dasselbe betrifft auch Logiklücken, obgleich die die einen meist nicht sofort auffallen, aber das sind echte Stimmungskiller. Wie Lyn und El Lobo gesagt haben, ist gerade das sterbenlassen von Personen ein Problem.

  • Eine Präsentation ist wie eine gute Geschichte. Sie enthält im Bestfall eine Spannungskurve, die sich aufbaut und am Ende einen "knall, ein Finale, eine Moral, ein was auch immer halt".
    Der Prota ist der Präsentator, denn im Prinzip gehts beim Präsentieren um Selbstdarstellung und Selbervermarktung. Man verkauft nicht nur das, was man sagen will, man präsentiert sich auch selber, so wie man in einer Geschichte eben den Prota präsentiert.

    Interesse und im Besten Fall auch Begeisterung wecken, sind die Ziele beider Sachen. Es geht außerdem um Erwartungen.
    Oder auch das Ansprechen mehrerer Sinne, wobei Überladung auch nicht immer gut ist, das wirkt verwirrend.

    Die Präsentation, die du halten musst, würde ich nicht über Fantasy machen, sondern eher vergleichend, mit dem Aufbau und der Struktur einer Geschichte. Das macht das ganze etwas plastischer. Da lassen sich auch schöne Beispiele aus bekannten Geschichten einbauen.

    So jetzt habe ich das alles geschrieben und gerade gemerkt, dass ich deine Frage gar nicht beantwortet habe, weil ich mal wieder so quer denke :patsch:

    Aber eigentlich haben die anderen auch alles schon gut erklärt, da kann ich mich nur anschließen :D

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • Hey @Miri
    Ich sag nur: Präsentainment. Ich halte regelmäßig Vorträge und nehme an mindestens 3 Stück die Woche teil. Wichtig ist, sowohl bei der Geschichte, als auch bei eine Prräsentation, dass man sich selbst treu bleibt und seinen eigenen Stil hat. Ich selbst brauche nicht soo viele Beschreibungen, solange es einheitlich ist. Ich kenne Autoren, die sehen offenbar ihren Text, denken "Zu wenig beschreibungen" und hauen dann irgendwo einfach mal ne Seite Beschreibung dazwischen. Das passt nicht. ich finde eine geschichte steht und fällt primär mit den Charaktären.

    Ich möchte hier gerne etwas aus Dale Carnegies - Wie man Freunde gewinnt anmerken.
    Das hat ein Verlagschef einmal zu ihm gesagt, als er einen Kurs über das Schreiben von Kurzgeschichten belegte. Sinngemäß:
    Ich bekomme täglich 30 Kurzgeschichten auf den Tisch und ich sehe sofort welche gut sind und welche nicht. Weil ich sehe, ob sie mit der Liebe zum Leser geschrieben wurden oder nicht.

    Das sollte uns glaube ich allen zu denken geben :)

    Liebe Grüße
    Jan

    Manchmal flüstert der Wind eine Legende,
    bevor die Geschichte sie zu schreiben vermag.

    Hört das Flüstern:

    Der Orden der Geweihten

  • Da du bei der Präsentation reden musst, sage ich dir mal was bei mir viel Stimmung macht, während ich gerade etwas vertone.
    Es ist nicht einfach nur die Beschreibung, die mir wichtig ist, sondern auch die langsame Steigerung der Gefühle. Da kann ich schön ruhig anfangen und immer mehr und mehr in dieses Gefühl hinein fallen und mich letztendlich einfach mitreißen lassen.

    Liebe Grüße,
    Wirzba

  • Vielen Dank Leute :D
    Ihr habt mir wirklich geholfen :D
    War gut der Vortrag dank eurer Hilfe ^^
    Und tatsächlich macht der Inhalt nur 7% einer guten Präsentation aus (93% Stimme und Körpersprache ^^ )
    Naja jedenfalls danke ^^

    Von mir auf kann irgendeiner der Mods das Thema auch wieder löschen ^^

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald