Es gibt 220 Antworten in diesem Thema, welches 67.138 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (7. Januar 2019 um 11:40) ist von 97dragonfly.

    • Offizieller Beitrag

    Schließe mich meinen Vorrednern an. Der ist ja ganz schön ... griesgrämig ^^
    Aber irgendwie kann man es auch verstehen. Würde fröhlich herumspringen, wäre es fast etwas unglaubwürdig :D

    Das mit dem Bein frage ich mich allerdings auch. Erinnert mich etwas an Tutanchamun, der hatte ja auch so Probleme und der wurde nur 19 :rofl:
    Ging aber am Stock ...

    Es bleibt spannend um die Protas und sie bergen noch irgendwie gefühlt tausend Geheimnisse.

  • Wieder ein Danke für die Kommentare. :) Ich hoffe, die Charaktere bleiben weiterhin interessant genug. Und bald nicht nur die Charaktere.
    So, das zweite Kapitel beginnt und die Einführung ist noch im vollen Gange. Wuh ...

    ~.~.~

    -2-


    Kasim besaß seit jeher eine schnelle Auffassungsgabe, die ihm bereits in vielen Situationen seines Lebens weitergeholfen hatte. Egal, ob es nun die Raufereien mit seinen älteren Brüdern waren, durch die er eine ganze Menge an Durchsetzungsvermögen erhalten hatte, oder die Lektionen seines Vaters, um sich bei Händlern für Vieh nicht übers Ohr hauen zu lassen.
    »Das Leben hat dich reich beschenkt, mein Junge«, hörte Kasim die helle Stimme seiner Mutter. Er hatte deutlich ihr wehmütiges Lächeln vor Augen, mit den vielen feinen Fältchen um den Mundwinkeln. Augenblicklich wurde ihm schwer ums Herz. Sie hatte im Sterben gelegen, als er sie und die Sippe verlassen hatte. Bei Nacht und Regen war er verschwunden, mit kaum mehr als den Sachen, die er am Leibe trug, dem Amulett seines Großvaters und etwas des Proviants, den er sich heimlich eingesteckt hatte, als niemand hinsah. Einzig wegen ihr hatte er in seiner Entscheidung geschwankt, nicht, weil er eine Verantwortung besessen hätte. Nicht einmal wirklich Lebewohl hatte er ihr gesagt.
    »Das Leben ruft dich mit all seiner Macht, Kasim. Lausche seiner Stimme und lass dich von ihm leiten. Das ist alles, was du brauchst, mein Sternenkind.«
    Kasim hatte nie den Sinn hinter diesem Kosenamen verstanden. Er war schon immer ihr Sternenkind gewesen, nicht die anderen, nur er. Nie hatte sie ihm eine Erklärung dafür gegeben. Immer, wenn er sie darauf angesprochen hatte, waren nur Ausflüchte über ihre Lippen gekommen und sie hatte ihn hinaus zu den Ziegen geschickt. Manchmal, wenn sie dachte, er wäre nicht mehr da, hatte Kasim sie weinen sehen. Irgendwann hatte er einfach aufgehört zu fragen.
    Er verdrängte die Gedanken an seine Mutter, bevor das altbekannte Brennen in seinen Augenwinkeln einkehrte. Blinzelnd sah er über den Kopf des Prinzen hinweg, der wie in den letzten Tagen so oft mit einem oder zwei Büchern mitten in seinem Tageszimmer saß und die Welt um sich herum vollkommen vergaß, einschließlich seiner Neckereien.
    Das war etwas, was Kasim an ihm bewunderte. Seine Wechselhaftigkeit, vor allem im Umgang mit anderen Menschen. Er wirkte wie fließendes Wasser, schien manchmal regelrecht in Gesprächen aufzublühen, wenngleich er sich nur äußerte, wenn er wirklich etwas zu sagen hatte. Besonders fiel das auf, wenn einige der jungen Adligen der Stadt zu Besuch waren. Dann klang seine Stimme auch ganz anders, als wenn er mit den Dienern sprach. Der Prinz war stets höflich zu ihnen, bat, sofern Kasim das beurteilen konnte, nie um unnötige Dinge, und scherzte mit ihnen und schien sie gezielt zum Lachen bringen zu wollen. Auch wenn Kasim selbst nicht viel verstand, so musste er doch jedes Mal ebenfalls schmunzeln.
    Dann gab es wieder Zeiten, wo der Prinz einfach nur seine Ruhe brauchte und seine Nase in den Büchern versteckte. Anfangs hatte Kasim bemerkt, dass es ihm unangenehm war, wenn er dabei beobachtet wurde, doch mit dem Verstreichen der Tage wurde es für ihn natürlich, die junge Garde um sich herum zu haben.
    Ab und an versuchte Kasim einen neugierigen Blick auf die Titel der Einbände zu werfen, doch die Schrift war ihm noch fremder als die Sprache selbst, voller Schnörkel und Punkte und Kringel. Er wusste selbst, dass es von ihm nicht erwartet wurde, lesen zu können, weder als Leibgarde noch als Nomade. Jedoch hatte sein Vater immer Wert darauf gelegt, dass seine Söhne es konnten. »Ihr wollt doch nicht wie Dummköpfe daherkommen, oder?«, hatte er immer geschimpft, wenn einer von ihnen nach dem Sinn des ganzen Unterfangens fragte. »Wir mögen Wanderer sein, nie lange an einem Ort, aber eines sind wir nicht: Dummköpfe, die nicht einmal ihren eigenen Namen erkennen, wenn er vor ihnen steht.«
    Kasim hatte diese Lektionen als Kind immer geliebt. Mehr noch als das Reiten und viel mehr als die harten Lehrstunden für den Umgang mit Säbeln. Er war begierig darauf, alles zu lesen, was ihm zwischen die Finger geriet. Bücher waren rar gewesen und die meisten hatte er zerfleddert und kaum lesbar von seinen Brüder überlassen bekommen. Nicht, dass es Kasim aufgehalten hätte; alles sog er wie ein Schwamm auf, besonders all jene Geschichten über die Himmelswesen, über ihr Leben im Firmament und die vielen, vielen Episoden über ihr Wandeln auf jenem Boden, den auch sie unter ihren Füßen spürten. Kasim konnte die Faszination für das geschriebene Wort vollends nachvollziehen.
    Die Stimme des Prinzen riss ihn aus seinen Gedanken. Er sprach langsam und in sehr einfachen Worten und Kasim schätzte es, wie sehr er darum bemüht war, ihn einzubeziehen, ganz egal wie oft er etwas mit Hilfe von Händen und Füßen wiederholen musste, auch wenn das bereits nachgelassen hatte.
    Er winkte Kasim zu sich. Unsicher sah die Garde sich um. Im Grunde hatte ihr der befehlshabende Offizier mehr als deutlich gemacht, dass sie ihren Posten neben dem Eingang nur im Notfall zu verlassen hatte. Kasim wollte keinen Ärger, den hatte er in letzter Zeit zur Genüge. Er war auf Wunsch des Prinzen jeden Tag und einige Nächte stets bei ihm, ohne Ausnahme. Anfangs hatte es Kasim irritiert, doch bald stellte er fest, dass es erträglicher war, als andernorts im Palast Wache zu schieben. Es gab Schlimmeres, als auf das Wohlergehen des Prinzen direkt zu achten.

    Kadir war bereits vor einiger Zeit aufgefallen, dass Kasim immer wieder verstohlene Blicke auf seine Bücher geworfen hatte. Seine Stirn kräuselte sich, wenn er wohl gerade über die Titel stolperte und Kadir fragte sich, ob die Garde überhaupt lesen konnte. Immerhin war das kein Kriterium für diesen Posten. Alles was dort wichtig war, war körperlicher Natur - sehr zum Leidwesen der Konversationen mit den Wachen, die sehr eintönig erschienen. Kadir hatte es bereits früh aufgegeben und sich lieber mit den Bediensteten umgeben. Die einzige Ausnahme war Harun, der Hauptmann der königlichen Leibwache. Für den Bruchteil einer Sekunde ließ er zu, dass sein Herz sich um sein Wohlergehen sorgte, dann verschloss er es wieder und packte den Schlüssel weit fort.
    Kasim zögerte, auf sein Winken zu ihm zu kommen. Schwach versteckte Kadir sein Schmunzeln hinter dem dicken Band, den er aufgeschlagen auf seinen Knien balancierte. Einerseits imponierte ihm das Pflichtgefühl der Garde, gleichzeitig fand er es erfrischend, dass sie es sich herausnahm, nicht immer sofort auf seine Belange zu reagieren, sich sogar zu verweigern, auch wenn dies nicht häufig geschah und oftmals wohl noch immer der herrschenden Sprachbarriere zuzuschieben war. Und wenn nicht? Jedenfalls blieb Kadir neugierig auf diesen jungen Mann mit der hellbraunen Haut. So viel heller als seine eigene.
    Fast so hell wie der Sand der Wüste, schoss es Kadir durch den Kopf.
    »Komm her, ich beiße nicht«, sagte Kadir, als Kasim unruhig auf seinem Platz verharrte und kaum sichtlich die Muskeln an seinen Oberarmen anspannte. »Draußen stehen noch Wachen.« Kadir nickte zum Eingang und dann hinter sich zu den Fenstern. Selbst im Hof stand immer eine Wache. Und nicht jede war allein für seinen Schutz dort aufgestellt, doch der Prinz verfolgte diesen Gedanken nicht weiter. Er hatte es aufgegeben, seinen Vater verstehen zu wollen.
    Erst nach langem Zureden getraute es sich die Garde, einige Schritte auf ihn zuzugehen. Unter anderen Umständen hätte Kadir bereits die Geduld und auch die Lust verloren. Bei Kasim hatte er vielmehr das Gefühl, mit einem kostbaren Vogel Vertrauen zu schließen, den man nicht bedrängen durfte, weil er sonst zurückschreckte und davonflatterte.
    Während Kasim bedächtig nähertrat, merkte Kadir, dass er den Blick kaum von den Büchern wandte. Das bestärkte den Prinzen nur in seinem Vorhaben, in seiner flüchtigen Idee, die ihm gekommen war.
    »Setze dich zu mir«, sagte er langsam und deutete auf eines der bunten Sitzkissen. Kasim runzelte die Stirn und setzte an, den Kopf zu schütteln, doch Kadir ließ das gar nicht erst zu, fasste nach dem Arm der Garde und versuchte, sie herabzuziehen. Allerdings hatte er die Reaktion des anderen nicht bedacht. Blitzschnell wand sich Kasim aus dem Griff und trat zwei Schritte zurück.
    Wie ein verschrecktes Singvögelchen, dachte Kadir, nachdem der erste Schreck verstrich. Kasim wirkte einen Moment verbissen, mit zusammengepressten Lippen und schmalen Augen, doch dann entspannten sich seine Züge, sein Mund öffnete sich einen Spalt und er stammelte eine gebrochene Entschuldigung.
    Der Prinz lächelte nur und klopfte ruhig auf das Kissen neben sich. Dieses Mal gehorchte Kasim, wahrte jedoch gebührenden Abstand und senkte den Blick. Kadir lachte in sich hinein und rutschte samt Buch näher an den anderen Mann heran. Er sah deutlich, wie sich die Muskeln anspannten und es ihn Mühe kostete, nicht sofort aufzuspringen.
    »Hier.« Kadir drückte ohne große Umschweife den dicken Wälzer in die langen, rauen Hände. Kasim keuchte einen Moment unter der unerwarteten Last und wandte verwirrt den Kopf herum, wollte etwas sagen und beließ es dann doch bei einem ungläubigen Staunen mit großen Augen.
    »Kannst du lesen?«, fragte Kadir und tippte mit einem dünnen Finger auf die erste Zeile der geschwungenen Schrift. »Lesen?« Er rückte noch etwas näher heran und begann, die ersten Worte aufzusagen.
    Kasim lauschte einen Moment seiner Stimme. »Schwer«, sagte er dann leise und Kadir lächelte schwach. Der junge Mann sprach selten mit ihm und wenn er es tat, dann waren es nur ein, zwei, maximal drei einfache Worte.
    »Ist lesen schwer?«, fragte der Prinz und tippte wieder auf die Worte.
    Kasim überlegte kurz, dann schüttelte er den Kopf. »Lesen nicht schwer. Das – schwer.« Nun klopfte er auf die Seite des Buches.
    »Die Schrift?« Kadir hob die Brauen. Darüber hatte er nie nachgedacht, doch es leuchtete ein.
    Kasim seufzte und nickte. »Schrift schwer.« Dann sah er flüchtig seitwärts zu ihm. »Lesen Spaß.«
    Der Prinz blinzelte, dann lachte er leise. »Ja, es macht Spaß. Sehr viel Spaß. Und wenn man den ganzen Tag nicht viel zu tun hat, dann bleibt einem nicht viel übrig.« Er hielt inne und lächelte. Da war diese Furche wieder zwischen den Augenbrauen der Garde. »Entschuldige. Magst du sie lernen?«
    »Sie?« Kasim musterte ihn nun eingehend, ohne Scheu und mit einem gewissen Funkeln in den Augen. Selbst seine Mundwinkel hoben sich schwach.
    »Die Schrift, meine ich. Ich kann sie dir beibringen. Lesen. Wir zusammen.« Vielleicht lernte er dadurch auch ihre Sprache schneller. Und wenn er sie besser beherrschte, könnte er auch erzählen, wo er herkam und wie er hier gelandet war. Das zumindest war Kadirs Plan.

    Einmal editiert, zuletzt von Kitsune (3. Januar 2016 um 22:39)

    • Offizieller Beitrag

    Ist ja fast schon niedlich :D
    Die Reaktionen von Kasim sind nachzuvollziehen. Wenn den einer neben den Prinzen hocken sieht, wie sie zusammen lesen, könnte das Ärger geben. Immerhin ist er ja nicht zum Spaß da.
    Dennoch hat man das Gefühl, die beiden tun einander fast schon gut, da sie freundlich miteinander umgehen und lernen.
    Kadir sieht in Kasim bestimmt eine willkommene Ablenkung.

    Das mit dem Sternenkind ist natürlich jetzt nochmal so eine Sache für sich und klingt sehr mysteriös :hmm:
    Was die Mutter wohl verschwiegen hat? Oo

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann mich Jen nur anschließen. Ich bin mir sicher, dass man nicht sehr erfreut sein wird, wenn man die beiden neben einander lesen sehen wird. Allerdings wäre es wohl wirklich nicht schlecht, wenn Kasim die Schrift und damit auch die Sprache besser kennen lernt. Dann wüsste er zumindest, was man immer von ihm verlangt und über ihn lustig machen, kann sich dann auch niemand mehr. ^^
    Auch interessant ist die Sache mit dem Sternenkind. Warum hat Kasims Mutter deshalb immer geweint? Klingt, als wäre es nicht unbedingt etwas Gutes, auch wenn es so klingt. :hmm:

    LG, Kyelia

  • Spoiler anzeigen

    Erst nach minutenlangem Zureden getraute es sich die Garde, einige Schritte auf ihn zuzugehen.

    Das ist jetzt Geschmacksache, aber meiner Meinung nach ist "minutenlang" etwas übertrieben. Vielleicht könnte man schreiben "Erst nach langem Zureden...". Must du aber nicht machen!

    Und wenn man den ganzen Tag nicht viel zu tun hat, dann bleibt einem nicht viel übrig.«

    Nochmal Geschmacksache ;)
    Für mich ist das zweite "viel" einmal zu viel (Wortwiederholung) :D

    Die beiden sind ja wirklich niedlich :saint:
    Ich denke aber, dass Jen recht hat und sie deshalb (vielleicht) noch Ärger kriegen. Was mich aber noch interessieren würde, was Kasim für eine Schrift kennt....
    Und langsam kann ich auch die Namen auseinanderhalten :party:

    LG Lyn

    Ewigkeit

    Stell dir eine Stahlkugel vor, die so gross ist wie die Erde. Und eine Fliege, die sich einmal in einer Million Jahren darauf niederlässt. Wenn die Stahlkugel durch die damit verbundene Reibung aufgelöst ist, dann … ja dann … hat die Ewigkeit noch nicht einmal begonnen!

    – David Lodge, 1993

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    Hey,
    ich habe mal begonnen in deine Geschichte hineinzulesen und muss sagen, dass ich von deinem Schreibstil echt beeindruckt bin. Ich habe lange niemanden gesehen, der in seinen ersten Abschnitten die er mit uns geteilt hat, so wenig Rechtschreib -und Grammatikfehler hat wie du. Auch wenn ich nach diesem einen Abschnitt noch nicht recht weiß, wohin mich diese Geschichte führen wird, bin ich doch neugierig und werde sie auf alle Fälle weiter verfolgen. zumal mich deine detailreichen Beschreibungen, von aussehen, Kleidung und der Umgebung echt umgehauen haben. Sehr gut.
    Wie gesagt, ich werde weiter lesen und bin gespannt, was da noch so auf mich zukommen wird :D

    LG
    Kisa

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    Auch wieder ein sehr gut gelungener Abschnitt. es ist schön auch die Sichtweise des Prinzen zu sehen und man erfährt so mehr über das Land und die Gedanken des Prinzen. zudem werden auch einige Hintergründe von Kasim deutlich. Allerdings muss ich sagen, dass es vielleicht etwas unglücklich gewählt ist, dass die beiden Namen deiner Protagonisten mit "k" beginnen. Das könnte im späteren Verlauf für Verwirrungen sorgen. Das ist mir persönlich nämlich auch schon mal so gegangen, dass ich meine zwei männlichen Hauptfiguren einen ähnlichen Namen gegeben habe, die dann auch noch beide mit "D" Anfingen. Dafür habe ich dann auch einen Rüffel bekommen und seitdem achte ich darauf, das zu vermeiden. Musst du jetzt natürlich nicht mehr ändern, aber für zukünftige Geschichten kannst du das ja vielleicht im Hinterkopf behalten :D Schaden kann es nicht auf solche Kleinigkeiten zu achten.

    LG
    Kisa

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    Wieder ein sehr gelungener Teil.
    Ich frage mich die ganze Zeit, welches Leiden der Prinz wohl hat?! Das er aufgrund dessen die Hilfe der "Eule" nicht annehmen will, weil er den Willen hat, dass alles alleine bewerkstelligen zu können, kann ich sehr gut nachvollziehen. auch mir geht es so, dass ich am liebsten immer alles alleine schaffe, ohne die Hilfe von anderen anzunehmen, aber manchmal geht es nicht anders.

    LG
    Kisa

  • Spoiler anzeigen

    Die Geschichte geht interessant weiter, aber ich muss ehrlich gestehen, dass ich bis jetzt noch nicht wirklich sagen kann, wohin die ganze Geschichte geht, was an sich nicht schlimm ist, da du ja immer noch am Anfang stehst... also warte ich jetzt erst einmal der Dinge die da noch kommen mögen und hoffte, dass es nicht allzu lange dauert, bist du wieder etwas neues geschrieben hast :D

    LG
    Kisa

  • @Kisa
    Freut mich, dass ich dich so positiv überraschen konnte. Das mit den Namen der beiden Protas hab ich ja ganz zu Beginn schon mal erwähnt - ja, ist etwas unglücklich, zumal ich auch selbst merke, dass ich hier und da aufpassen muss, allerdings geschieht mir das auch mit Charakteren, die nicht mit demselben Buchstaben anfangen ... Wo war ich?
    Ich schau bei anderen Namen, dass sie das Chaos nicht perfekt machen, bisher klappt das ganz gut. :)

    Wieder einmal danke für alle Kommentare und Anregungen. Ich versuche eure Fragen im Auge zu behalten, das meiste dazu steht aber ohnehin schon auf meinem Schreibplan.
    Ja, da bin ich auch schon wieder. Das Schreiben dieses Teils hat mir wirklich Spaß gemacht. Neue Perspektive, yay!

    ~.~.~

    Der trockene, heiße Wüstenwind fegte über die Zeltplanen hinweg, wirbelte Staub und Dreck auf, ließ den schweren Stoff erzittern und an den zerrissenen Enden flattern. Unnachgiebig pfiff er sein einsames Lied durch die Löcher und Schlitze. Die Hufe der Pferde und schweren Stiefel jener Männer, die mit wachsamen Blicken das verlassene Lager durchsuchten, wühlten den Sand zusätzlich auf.
    Harun und der König beobachteten das Treiben vom Rücken ihrer Pferde aus. Der Hauptmann verkrampfte seine Hände um die Zügel, vergrub sein Gesicht tiefer in den Falten seines Kopfschals und blinzelte mit verengten Augen gen Horizont, der sich dunkel färbte. Das Tageslicht schwand zusehends; viel Zeit blieb ihnen nicht mehr.
    Der dunkelbraune Hengst des Königs begann leicht zu tänzeln. Harun hörte die raue Stimme seines Herrn, während dieser murmelnd den Hals des Tieres tätschelte.
    Niemandem gefiel die Situation. Der Hauptmann hörte das unterdrückte Murren seiner Männer. Jeder von ihnen war angespannt und es fehlte nur ein Funke. Nicht nur Harun fühlte sich wie auf einem Pulverfass. Zudem wirkte dieses notdürftige Lager inmitten einer kleinen Senke der Wüstendünen viel zu lang zurückgelassen, um das rechte zu sein - keine Spuren von nächtlichen Feuern, Proviant oder ehemaligem Lagerleben.
    Hatte man ihnen den falschen Weg gewiesen? Harun bildete sich etwas auf seinen Orientierungssinn in der Wüste ein. Wahrscheinlich hätte er auf sein Bauchgefühl vertrauen sollen, als sie in der letzten Provinz mit diesem alten Kauz sprachen. Harun traute ihm weiterhin nicht über den Weg, nicht nachdem er einfach aus den Schatten der eng beieinanderstehenden Häuser getreten war, während sie ihre Pferde an der einzigen Wasserstelle des Ortes tränkten. Andererseits war er seit Tagen der Einzige gewesen, der sich bereiterklärte, mit ihnen zu sprechen. Es wurde zur Gewohnheit für die Männer des Königs, seit der letzten großen Dürre nicht mit ausgebreiteten Armen empfangen zu werden. Bei ihrer Abreise aus Alsahar konnte jedoch niemand abschätzen, bis zu welchem Ausmaß die Feindseligkeit inzwischen angewachsen war, ganz gleich, was die ausgesandten Beobachter in ihren Botschaften berichteten.
    Das Ganze ging so weit, dass sie auf ihrem Weg vereinzelte Angriffe auf den König niederringen mussten. Als Gotteslästerer beschimpft und bespuckt zu werden, war noch das Harmloseste. Seitdem bestand Harun darauf, dass der König sich zurückhielt, das Gesicht verbarg und über seinem einfachen Reisekaftan die leichte Reittracht der Leibwache trug.
    Das war nur ein Bruchteil von dem, was Harun Magenschmerzen bereitete. Ebenso wie all diese Lager, die in letzter Zeit wie Schimmel am Boden des Palastbrunnens erblühten; sie waren schnell aufgeschlagen, um ebenso rasch wieder zu verschwinden.
    Der König hatte es sich zur Aufgabe gemacht, sich selbst ein Bild von der Lage zu machen, ganz egal wie oft der Hauptmann versucht hatte, ihn zur Umkehr zu bewegen und es seinen Männern zu überlassen. Harun schien die Gefahr zu groß, doch sein Herr war schon immer stur gewesen, von nichts und niemandem abzubringen. In der Hinsicht ähnelte er sehr seinem einzigen Sohn.
    Der Gedanke an Kadir ließ Harun für einen Moment unter seinem Schal schmunzeln.
    »Wo sind nun diese Rebellen, von denen der Alte sprach?«, fragte der König. Harun wandte den Kopf zu ihm herum; alles, was er zwischen den Lagen des weißen Schals von ihm erkennen konnte, waren die dunkelbraunen Augen und die in die Tiefe gerückten, dichten schwarzen Brauen.
    »Wie es aussieht, war hier länger kein Mensch mehr, Malik. Höchstens Schlangen und Skorpione.« Harun warf einen weiteren Blick über die schmutzigen und zerfledderten, teils eingestürzten Zeltbauten. Etwas an ihnen nagte bereits seit ihrer Ankunft an ihm.
    »Das sehe ich. Was schließt Ihr daraus, Hauptmann?«
    Harun kaute auf seiner Unterlippe. Langsam glitt er aus dem Sattel und stapfte zu einem der weniger beschädigten Zelte. Stirnrunzelnd ging er auf ein Knie, während er sich den Stoff genauer besah. Trotz des Drecks wirkte er viel zu neuwertig. Er ging zu einem anderen Zelt, doch auch da kam er zu demselben Ergebnis.
    Dieses Lager war nicht vor einiger Zeit verlassen worden - es war nie eines gewesen. Er nahm einen der Risse in Augenschein; die Kanten und Ränder waren zu sauber, um von der Zeit und der Witterung herzurühren. Vielmehr schienen sie mit einer scharfen Klinge an genau die auffälligsten Stellen platziert worden zu sein.
    Ein Hinterhalt?, fragte sich Harun nicht zum ersten Mal. Allerdings gab es hinter den sanften Dünen kaum eine Möglichkeit, sich ausreichend zu verbergen. Die Zelte selbst waren leer, davon hatten sich seine Männer bereits überzeugt.
    »Hauptmann?« Der König beäugte Harun eingehend, als dieser sich wieder in den Sattel schwang und seinen Männern mit einem schrillen Pfiff das Zeichen zum Aufbruch gab. Gerade, als er sich an seinen Herrn wenden wollte, rollte ein ohrenbetäubendes Grollen heran. Haruns Rappe scheute unter ihm auf und stellte sich beinahe senkrecht auf die Hinterbeine. Es kostete ihn einiges an Mühe und Kraft, das Tier wieder zu beruhigen, zeitgleich aber auch nicht aus dem Sattel zu fallen.
    »Was ist das, Hauptmann?«, rief der König, doch etwas an seiner Stimme war seltsam; sie wirkte viel zu weit entfernt und dumpf.
    Harun riss sein Pferd herum, das schwer durch die Nüstern schnaufte. Dann schlug eine Wand aus verwirbeltem Sand über ihnen zusammen und raubte ihm die Sicht. Blind und halb taub, begannen seine Hände zu schwitzen. Das Seil der Zügel rieb an seiner Haut, während sein Pferd ein weiteres Mal versuchte auszubrechen. Harun brüllte nach seinen Männern, drehte sich auf der Suche nach dem König mehrmals im Kreis, doch überall war nur Sand.
    »Malik! Mein König, wo seid Ihr?«
    Die Rückenmuskeln seines Rappen waren vollkommen angespannt; alles in dem Tier schrie nach Flucht. Wären sie nicht mitten in diesem seltsamen Sturm, hätte Harun dem Drang nachgegeben.
    Plötzliche Sand- und Staubstürme waren nichts ungewöhnliches, doch dieser hier war aus dem Nichts aufgetaucht. Noch etwas, das den Hauptmann den Schweiß auf die Stirn trieb. Jeder seiner Männer kannte die Anzeichen, doch niemand hatte Alarm geschlagen. Harun selbst konnte die Gefahren abschätzen und mied normalerweise Gebiete, in denen sie häufiger auftraten.
    Harun zog seinen Schal fester, in dem Versuch, den meisten Sand aus seinem Gesicht fernzuhalten. Er biss sich auf die Unterlippen, packte die Zügel so fest er konnte, und verdammte seine Unaufmerksamkeit. Irgendetwas musste er übersehen haben.
    Mit einem Mal hörte er die Schreie. Er warf sich und sein Pferd hin und her. Seine Augen huschten in alle Richtungen. Lauthals fluchend wandte er sich abermals um, versuchte über das an- und abschwellende Surren und Sausen des Windes hinweg nach den anderen zu schreien. Als alles nichts half, flehte er die Götter an, die sein Vater ihm einst gelehrt hatte.
    Haruns Herz raste, in seinen Ohren dröhnte und rauschte es. Sein Hals war rau und trocken. Er spürte den Sand trotz des eng umwickelten Schals wie Schmirgel auf seinen aufgesprungenen Lippen und Wangen. Der Wind schnitt wie Klingen in seine Kleidung, seine Haut, riss ihm den Schal halb vom Kopf.
    Seine Gedanken sprangen hin und her. Er musste den König wiederfinden. Hoffentlich war der Sturm bald vorüber, er dauerte bereits viel zu lange. Das alles konnte nicht mit natürlichen Dingen zugehen.
    Plötzlich prallte er mit etwas zusammen. Sein Pferd strauchelte und wieherte, verlor den Tritt und warf den Hauptmann ab. Er konnte sich glücklich schätzen, reflexartig die Füße aus den Steigbügel genommen zu haben, denn augenblicklich galoppierte sein Rappe auf und davon. Harun selbst versuchte sich beim Aufprall abzurollen. Eine Schrecksekunde fehlte ihm die Luft zum Atmen.
    Harun betete. Stumm bewegten sich seine Lippen, während er sich auf den Boden presste und sich den Stoff seines Schals vor Nase und Mund drückte.
    Mit einem Mal hörte er etwas anders als den Sturm und die Schreie seiner Kameraden. Das Fluchen war so tief und eindeutig, dass sein Herz einen Schlag aussetzte. Die Götter schienen mit ihm doch noch etwas anderes geplant zu haben, als an diesem Tag seinen Herrn zu verlieren. Hastig kroch er durch den Sturm, ertastete zuerst den Arm, dann den Kopf. Der König wehrte sich gegen die Berührungen, schimpfte lauthals, bis Harun es endlich schaffte, sich auf ihn zu legen, um ihn unten zu halten. Er führte seinen Kopf so gut es ging an den des anderen Mannes heran und flüsterte heiser einige Worte.

    Einmal editiert, zuletzt von Kitsune (6. Januar 2016 um 15:30)

    • Offizieller Beitrag
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    Als Gotteslästerer beschimpft und bespuckt zu werden, war noch das harmloseste.


    groß

    Interessant. Weitere Figuren. :D
    Harun scheint ein ziemlich gutes Verhältnis zu dem König zu haben, wenn er ihn beim Namen nennt, ohne Titel. :hmm:
    Aber ich bin mal gespannt, was man mit ihnen vorhat. Dass es sich bei der ganzen Sache um eine Falle handelt scheint mir ziemlich offensichtlich. Ein Lager, was offenbar selbst aufgebaut und wieder zerstört wurde, und ein Sandsturm, die aus dem Nichts auftaucht, Schreie. Das hört sich auf jeden Fall nicht wie ein Sonntagmorgenspaziergang an.
    Schreib rasch weiter. ^^

    LG, Kyelia

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    Ein sehr gut gelungener Abschnitt, in dem man nun auch endlich etwas mehr über den eigentlichen Weg der Geschichte erkennen kann. auch wenn ich die Abschnitte mit Kasim und Kadir gut finde, machen sie dennoch keine ganze Geschichte aus.
    Meine Anmerkungen musst du nicht alle beachten, aber die eine oder andere wäre nicht schlecht, wenn du sie um setzt, alleine aus dem Grund, dass es deinen ohnehin schon hervorragenden Schreibstil noch ein kleines bisschen verbessern würde.
    Ich bin gespannt wie es in den nächsten Abschnitten weiter geht :stick:

    LG
    Kisa

    • Offizieller Beitrag
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    Sein Hals war rau und trocken und er spürte den Sand trotz des eng umwickelten Schals wie Schleifpapier auf seinen aufgesprungenen Lippen und Wangen.

    Schleifpapier wurde um 1830 erfunden, zumindest das, was wir kennen, dadurch hinkt der Vergleich etwas, da Anhand der Zeit/Geschichte dies dort nicht existieren dürfte und der Erzähler sich nur an dem orientieren darf, was man der Epoche/Welt zuschreiben kann :whistling:

    Es ist toll mal die andere Seite zu lesen.
    Ich finde auch, dass der König und der Hauptmann sehr vertraut wirken, was nicht unwahrscheinlich ist, wenn sie schon lange ... miteinander zu tun haben ^^
    Damit kommen auch neue Charakter mit hinein :super:
    Der Sturm wirkt irgendwie seltsam, auch das mit dem Lager. Ich bin mal gespannt, wie es für den Hauptmann und den König ausgeht :popcorn:

  • @Kyelia
    Zum Thema Verhältnis zwischen Harun und König schweige ich noch etwas. Malik ist jedoch nicht der Name des Königs, nur so viel. ^^

    @Kisa
    Ich freue mich über deine Anmerkungen. Im letzten Teil hast du genau die Sachen angekreidet, die mir selbst etwas quer lagen. Ich hab sie mittlerweile ja etwas angepasst, zufrieden bin ich derzeit aber immer noch nicht, aber das muss ich auch noch nicht sein.


    Ich fürchte ja, dass man im nächsten Abschnitt merkt, dass ich mich etwas schwergetan habe dieses Mal. Es ist ein Einschub, der eigentlich gar nicht hinein sollte. Allerdings ist mir im Laufe des Schreibens aufgefallen, dass er vielleicht nötig sein könnte.
    Demnach ist es jetzt auch etwas kürzer. Nächstes Mal wieder mehr.

    ~.~.~

    Erst nach einer gefühlten Ewigkeit ließ das Tosen langsam nach. Harun kniff die Augen fest zusammen, hielt den Mund geschlossen und versuchte so wenig wie möglich zu atmen. Die Luft unter dem ausgebreiteten Schal wurde stickig und dünn. Mehr und mehr spürte er eine gewisse Schwere des aufgewühlten Sandes auf sich, doch er wagte es nicht, sich zu bewegen. Das flache Schnaufen des Königs neben ihm beruhigte sein pochendes Herz.
    Dann wurde es mit einem Mal ruhig. Nicht vollkommen still, der Wind pfiff noch immer über ihnen hinweg.
    Langsam wölbte Harun den Rücken durch und stützte sich auf die Ellenbogen. Er schälte sich aus weitaus weniger Sand, als er befürchtet hatte. Spuckend und prustend setzte er sich mit bedachten Bewegungen auf. Mit schwerem Atem sah er sich um. Die Sonne stand tief über dem Horizont. Tiefrote, vereinzelte Wolken versuchten ihre letzten Strahlen des Tages zu verschlucken. Nichts, absolut nichts deutete auf den vergangenen Sturm hin.
    Fahrig befreite er seine dichten Locken von den winzigen, aber zahlreichen hellen Körnern und klopfte sich schließlich die Kleidung einigermaßen sauber. Er versuchte ruhig zu bleiben, während er den Rest der Lage in sich aufnahm. Etliche seiner Männer taumelten hustend und wie blind umher, einige riefen nacheinander, doch weitaus mehr schaufelten mit bloßen Händen wie von Sinnen im Wüstensand.
    Haruns Brauen rückten immer tiefer zusammen und er begrub die Hoffnung, dass mehr seiner Männer glimpflich davongekommen waren. Er überschlug die grobe Anzahl derer, die er erkennen konnte. Mit der Zeit entdeckte er herausragende Hände, braune Stiefel, hier und da einen dichten schwarzen Haarschopf, in der Nähe ein kaum noch sichtbares Stück eines weißen Kopfschals.
    Seine Finger juckten, seine Beine zuckten und er erhob sich halb von den Knien. Er wollte den anderen helfen, doch in diesem Moment setzte sich der König stöhnend und fluchend auf. Widerwillig wandte sich der Hauptmann von dem Treiben ab.
    »Was zum Geier war das?«, schimpfte sein Herr. Er klopfte sich den Sand von den Schultern, spuckte mehrfach und riss sich den Schal herunter, mit dessen Hilfe er Nase, Ohren und Augen von dem gröbsten Sand befreite.
    Harun atmete tief durch, bereute es im nächsten Moment jedoch, als ihm etwas von diesem verfluchten Zeug in die Atemwege geriet. Hustend rieb er sich über die tränenden, leicht verkrusteten Augen, bevor er antworten konnte. »Kein Sandsturm, wie ich ihn je erlebt habe, Malik«, überlegte er laut.
    »Ich nehme auch an, dass dies kein gewöhnliches Lager war«, knurrte der König und schob Haruns Hände fort, als dieser ihm auf die Beine helfen wollte.
    Harun biss sich nur auf die Unterlippe, versuchte zu überschlagen, was zu tun war. Unterdessen gruben seine Männer verbissen weiter, riefen, schrien oder jagten den entflohenen Pferden nach.
    »Was gedenkt Ihr zu tun, Malik?«, fragte Harun heiser.
    Eine Weile musterte der König das Treiben schweigend, die buschigen Brauen in dem ovalen Gesicht so dicht zusammengerückt, dass sie sich beinahe berührten. »Es wird bald dunkel. Es sind Eure Männer, Hauptmann. Ihr gebt die Befehle.«
    Harun atmete schwer, nickte dann und versuchte mit einem schrillen Pfiff erste Ordnung in die Reihen zu bringen. Doch erst auf den dritten Laut seinerseits erhielt er die Aufmerksamkeit, die er brauchte. In den dunklen Gesichtern und Augen erkannte er Ratlosigkeit, die zweifelsohne auch für einen flüchtigen Moment in seinen eigenen stand, doch dann stählte er sein Herz. Es waren nicht die ersten Kameraden, die aufgegeben wurden. Nichts änderte jedoch die Tatsache, dass es wie bittere Galle auf ihren Zungen schmeckte, nach einem Kampf gegen etwas, das nicht zu beherrschen gewesen war. Nichts,vor dem sie die Unglücklichen hätten schützen können.
    »Helft denen, die noch laufen können und nicht tief vergraben sind«, rief er mit rauer, belegter Stimme. Er sprach nicht aus, was mit den anderen geschehen sollte. Er musste es nicht, jeder wusste es, doch das machte es nicht besser.
    Das Leben war nicht immer fair. Manchmal überließ es dem Tod seine Pfade.
    Während der Tag sich zur Ruhe begab und die Sonne der Nacht mit Handkuss begegnete, sammelten sich die Männer des Königs mit eisiger Stille.

    Einmal editiert, zuletzt von Kitsune (25. Januar 2016 um 14:49)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von Kitsune

    Er versuchte ruhig zu bleiben, während er den Rest der Lage in sich aufnahm_ Etliche seiner Männer taumelten hustend und wie blind umher, einige riefen nacheinander, doch weitaus mehr schaufelten mit bloßen Händen wie von Sinnen im Wüstensand.


    Dann ist das nur ein Tik von Harun, dass er immer Malik am Ende eines Satzes sagt? Wie manche Leute eben "wah", "na" oder "so" am Ende nuscheln? :S

    Ansonsten fand ich den Teil überhaupt nicht so schlimm, wie du das sagst. Die Gedanken von Harun hast du meiner Meinung nach sehr schön dargestellt hast. Ich bin weiterhin begeistert ^^

    LG, Kyelia

  • Ich glaube eher, es ist die Anrede für den König oder?
    Aber ich fand es jetzt auch nicht so schlimm wie du gesagt hast :)

    Was ich von dem König halten soll, weiß ich noch nicht so genau aber Harun mag ich ^^

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

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    Schön das es hier auch einmal weiter geht. ich finde dieser Teil ist dir gut gelungen. Deine Ausdrucksweise ist immer noch hervorragend und viel anzumerken hatte ich eigentlich auch nicht, nur das eine oder andere... naja, an sich finde ich es etwas merkwürdig das der Hauptmann den König mit dem Vornamen anspricht und nicht mit "Eure Hoheit" oder "Eure Majestät" oder ähnlichem, aber das ist natürlich ganz dir überlassen als Autorin dieser Geschichte. zudem finde ich auch nicht das dieser Teil ei Einschub sein sollte . er ist so wie er ist sehr gut platziert und macht mich neugierig darauf, was hinter diesem merkwürdigen Sandsturm stecken mag. deswegen warte ich auch schon einmal gespannt darauf wie es im nächsten Abschnitt weiter gehen wird. Bitte lass uns alle nicht wieder so lange warten auf etwas neuen Lesestoff :stick:

    LG
    Kisa

  • @Kyelia @Kisa
    Miri hat es schon richtig erkannt. Malik ist kein Name an sich. Also, schon, aber nicht hier in diesem Zusammenhang.

    Da ihr auf den letzten Teil etwas länger warten musstet, geht es flink weiter. Wieder nur etwas Kleines, aber der nächste Abschnitt wird länger. So, ich geh jetzt was essen ...

    ~.~.~

    Spät in der Nacht lag Kasim in der stickigen kleinen Kammer, die er stolz sein Eigen nennen durfte. Inzwischen hatte seine harte Liege aus einem einfachen Palmenholzbrett einen dickeren, braun-gelblichen Teppich erhalten, auf dem Kasim mehrere Decken ausgebreitet hatte. Es reichte, um nach dem Schlafen besser ausgeruht zu sein, und er wusste auch, wem er all das zu verdanken hatte. Doch als er sich bei dem Prinzen hatte bedanken wollen, hatte dieser nur mit dem Kopf geschüttelt, den Zeigefinger auf seinen Lippen.
    Seufzend wischte Kasim sich den Schweiß von der Stirn. Sein Zimmer besaß keine Fenster, nur einen schmalen Durchgang, der durch einen schweren Samtvorhang vom Gang getrennt war, auf dem sich noch mehrere solcher Kammern befanden.
    Eingehend musterte Kasim die kleine, zylinderförmige Phiole, die an einem dünnen Lederband vor seinem Gesicht baumelte. Helle, feine Körnchen schimmerten sanft in allen möglichen Farben im flackernden Licht der Öllampe. Sie wirbelten umher, als er das Fläschchen langsam zwischen den Fingern drehte. Das Glas war kühl. Kasim meinte, ein leichtes Pulsieren zu spüren. Wie ein Herzschlag. Er schloss die Augen und führte die Phiole vorsichtig an seine Lippen. Das Vibrieren wurde stärker. Kasim schmunzelte, hängte sich die Kette wieder um den Hals und verstaute das Glasfläschchen unter dem weiten Kragen seiner Schlafrobe.

    Galib musterte im Schein der Lampe neben sich auf dem Tisch den kleinen Glasbehälter in seinen dürren Händen. Im Inneren stoben etliche kleine Körnchen umher, wie ein winziger Sturm. Behutsam stellte er das Glas auf die Tischplatte und tippte mit einem knochigen Finger dagegen. Der Goldstaub wich vor der Berührung zurück und zufrieden lehnte sich der alte Diener auf seinem knarzenden Stuhl zurück.

    Schläfriges Zwitschern erfüllte den kleinen fünfeckigen Raum, den man nur über eine weitere kleine Geheimtür neben Kadirs Schlafgemach erreichen konnte. Gekrönt von einer flachen Kuppel, war er an sich mehr eine Kammer, mit einem großen offenen Rundbogenfenster, das jedoch mit einem feinen Gitter aus Mahagoni versperrt war und nicht geöffnet werden konnte. Die glatten Sandsteinwände waren schmucklos und die Halterungen für die Öllampen warfen eigenartige Schatten.
    Vögel unterschiedlicher Größe und Farbe flatterten träge mit den Flügeln. Hier und da hüpfte einer in den begrenzten Behausungen, die zu mehreren auf langen, dünnen Eisenständern verteilt standen, von Stange zu Stange und sang ein einsames, nächtliches Lied. Sangen sie alle zusammen, dann war jedes andersartig und es formte sich eine bizarre Melodie. Sie war schrill und zuweilen disharmonisch, doch Kadir liebte sie.
    Er hatte sich angewöhnt, nach besonders schlimmen Träumen hierher zu kommen. Es war sein persönlicher, geheimer Rückzugsort, von dem nur sein Vater und einige wenige Auserwählte wussten. Hierher konnte er auch ohne Hilfe, nur auf seinen Gehstock gestützt.
    Der Prinz saß zusammengesunken auf dem bunten Diwan im Zentrum seines kleinen Reiches. Summend tätschelte er den zierlichen braun-grauen Kopf des Blaukehlchens, das sein Vater erst vor seiner Abreise für ihn mitgebracht hatte. Das war eines der wenigen Dinge, die sein Vater ihm schenkte. Jedes Jahr zu seinem Geburtstag einen Singvogel, um am Ende ebenso eingesperrt zu sein wie er. Mittlerweile waren es zwanzig.
    »Du hast noch gar keinen Namen, mein Freund«, flüsterte Kadir und legte sanft die ganze Hand über das Blaukehlchen, ehe er es zurück in seinen halbrunden Käfig ließ, der direkt neben dem Diwan stand. Lächelnd schloss er die goldene Käfigtür, beobachtete, wie das Tier verschreckt zurückwich und dann sein Gefieder aufplusterte.
    Der Prinz legte den Kopf ein wenig schief. Schließlich lehnte er die Stirn an das Gitter, raunte: »Kasim.« Er schmunzelte, als der Vogel ebenfalls den Kopf leicht neigte und ihn mit seinen schwarzen Augen eingehend musterte. »Ab heute heißt du Kasim.«

    Einmal editiert, zuletzt von Kitsune (27. Januar 2016 um 13:50)

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    Schön das du uns so schnell neues Lesefutter gibst. :essen:
    Den Teil an sich finde ich sehr schön geschrieben, allerdings muss ich ehrlich sagen, dass ich nicht so wirklich weiß, was ich mit dem kleinen Absatz über Galin anfangen soll. irgendwie passt der nicht so ganz, bzw. da fehlt mir noch irgendwas, aber was es ist, kann ich dir leider auch nicht wirklich sagen... sorry.
    Ansonsten ist es wie gesagt gut geschrieben und ich finde es schön, dass wir wieder bei Kadir und Kasim angelangt sind und das du den kleinen Vogel den Namen Kasim gibst, sagt (in meinen Augen) sehr viel über Kadirs Gefühle für Kasim aus :heart:

    LG
    Kisa

    • Offizieller Beitrag

    Wie süß, der Prinz nennt den verschreckten Vogel also Kasim. :D
    Wie immer schön geschrieben und ich kann mich nicht beschweren. Etwas undurchsichtig fand ich die Stelle mit Galib. Ich glaube, das ist auch was @Kisa meint. Bisher habe ich noch nicht richtig in seine Person gefunden. (Ich glaube, er wurde auch erst zwei, dreimal erwähnt) und von daher macht es mir der kleine Absatz etwas schwer. Rein von den Personen her, wir wissen ja eigentlich nichts über ihn, liest sich der Abschnitt dort etwas unpassend. Eventuell würde es schon reichen, ihn noch mehr auszubauen. :hmm: Aber ich warte mal ab, was noch zu Galib kommt. ;) Ansonsten war alles super. ^^

    LG, Kyelia