@Kyelia
Ich mag meine weiblichen Charaktere etwas - ruppig, deswegen bin ich immer froh, wenn sie positiv ankommen.
@Wysenfelder @Kisa @Jennagon
Zuerst einmal hoffe ich, dass ich mit dem nächsten Kapitel (was nach diesem Abschnitt kommt) etwas mehr Licht ins Dunkel bringen kann, wohin die Reise ungefähr gehen wird. Anspielungen gab es hier und da, allerdings wird das wohl erst im großen Ganzen deutlich. Das ist der Nachteil, wenn man Stück für Stück veröffentlicht etc. ^^'
Zweitens: Ranya ist nicht Kadirs Schwester. *hüstel* Wenn das so herüberkam, muss ich wohl noch etwas ändern.
Endspurt Kapitel 3.
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Wie eine Welle erfasste sie die Panik, als sie die Augen aufschlug. Sie schnürte ihr die Brust zu, erschwerte ihr das Atmen. Elhams Finger kribbelten, während ihre Handflächen schwitzten.
Der Schwindel packte sie, als sie sich auf ihrem weichen Bett aufsetzte und die Seile knarzten. Zitternd strich sie sich das feuchte Haar aus der Stirn.
Bevor Elham sich für den Nachmittag hingelegt hatte, hatte sie die Vorhänge fest vor die geschlossenen Fenster gezogen. Nun spürte sie, wie die Dunkelheit ihr Furcht bereitete. Langsam und mit unruhigem Puls stand sie auf. Die Wogen der Vision erschütterten sie weiterhin bis ins Mark. Mit kleinen Schritten tapste sie durch den Raum und riss die Vorhänge auf, blinzelte dem grellen Sonnenlicht entgegen, welches ihre Herberge nun flutete, bevor es allmählich hinter den Palastmauern verschwand. Schweiß perlte an den Schläfen der Seherin herab und fahrig wischte sie ihn fort.
Tief atmete sie durch, doch die Bilder ließen ihr keine Ruhe. »Oh, Ismet«, stöhnte sie und hielt sich am eisernen Rahmen des Fensters fest. All das Feuer, all die Schreie, das Leid, das sie gesehen hatte, raubten ihr für einen Moment die Sinne. »Oh, Ismet, habt Erbarmen.«
Ein Flüstern strich durch den Raum, durchmischt mit einem kehligen Lachen. Elham seufzte auf, schlug sich die Hände vor das Gesicht und sank auf die Knie.
Esad, die Sonne, dachte Kasim, als er mit geschlossenen Augen im letzten Licht des Tages stand. Er war allein in der Hitze des kleinen Palasthofes und genoss den Moment der Stille. Nicht einmal die Zikaden sangen.
Das Glas der Phiole vibrierte unter seiner Robe. Vorsichtig legte er die Hand darauf, worauf es nur stärker zu werden schien.
Bald würde der Tag, Yaw, sich zum Abschied wenden und seinen Platz für Layla, die Nacht, freimachen.
Kasim schmunzelte. Zu gern ging er die Namen der Himmelswesen in seinem Geiste durch. Dann erinnerte er sich an all die Geschichten ihres Wandelns auf ihrem Boden, von denen er gelesen und von Vater und Großvater gehört hatte.
Hilal, der Mond, würde in dieser Nacht wieder hell erleuchtet am Himmel stehen, in seiner vollen Schönheit, und über ihn wachen. Doch der Gedanke an vergangene Ereignisse ließ Kasim die Hitze ins Gesicht steigen.
Es hatte ihn nicht zu interessieren, mit wem der Prinz das Bett teilte, das galt noch immer. Die Erkenntnis, dass es Harun war, bereitete ihm ein flaues Gefühl im Magen. Er war es gewesen, der den König überredet hatte, ihn in der Leibgarde aufzunehmen, ohne ihn wirklich zu kennen. Er hatte ihm das Leben gerettet. Kasim schätzte diesen Menschen allein deswegen, zudem war er ihm immer freundlich begegnet.
Trotzdem wusste der junge Mann nicht, wie er ihm oder dem Prinzen begegnen sollte.
Tief atmete er durch und schlug sich gegen die Wangen, nagte dann an seiner Unterlippe, als er auf seine hellen Handflächen blickte. Kadir hatte den ganzen Tag nicht nach ihm schicken lassen. Wahrscheinlich war der Hauptmann bei ihm und sie würden -
Energisch schüttelte Kasim den Kopf. Es hatte ihn nicht zu beschäftigen. Das einzig Wichtige war der Schutz des Prinzen. Nicht mehr, nicht weniger.
Er kehrte zurück in die Gänge des Palastes, doch seine Gedanken kreisten wild in seinem Kopf umher, während er über den Marmor stapfte.
Freundschaft kannte er nur aus Büchern. Das, was er mit seinen älteren Brüdern geteilt hatte, war etwas anderes gewesen, auch wenn es sich ähnlich wie das anfühlte, was ihn in den letzten Tagen mit Kadir verband. Da steckte mehr dahinter.
Kasim gefiel diese leise, in seinem Inneren wie ein Span schwelende Ahnung nicht.
»Ich würde zu gern das nächste Mal mit dir in die Bibliothek«, seufzte Kadir, als Ranya sich zum Gehen aufrichtete.
Mit einem einseitigen Lächeln blickte sie zu ihm herab. Er spielte an seiner Silberkette, war sich dessen wohl nicht einmal bewusst. »Du weißt, dass das nicht geht.«
Das Gesicht des Prinzen wurde hart. »Wegen einer blöden Weissagung. Mein Vater betont immer wieder, dass er es für Humbug hält, und trotzdem!« Er warf die Arme in die Luft und wirkte im nächsten Moment so hilflos wie ein kleines Kind, als er die Hände vor das Gesicht presste. »Er hält es für Humbug und trotzdem«, wiederholte er gedämpft.
Ranya kniete sich vor ihn und legte die Hände auf seine Schultern. »Er hat Angst, Kadir, verstehst du das nicht? Der Unfall vor zehn Jahren, im Stall? Das war ihm Warnung genug, um dich vor dem schützen zu wollen, was in den Straßen der Stadt lauert.«
»Was lauert denn dort?« Kadir riss den Kopf hoch und starrte sie aus seinen silbergrauen Augen ratsuchend an.
Ranya wich einen Moment zurück. Sie erkannte, dass ihr Freund es bemerkte und dabei die Nasenflügel aufplusterte. »Entschuldige, es ist nur ...«
»Was? Meine Augen? Das ist es, was dir Angst macht, oder? Weil sie hell und nicht dunkel sind.«
Einige Zeit lang saßen sie sich schweigend gegenüber. Dieses Thema kauten sie bereits seit ihre Kindheit durch.
Kadir schnaufte und seine dunklen Wangen nahmen eine kaum sichtbare rötliche Färbung an. Ranya hatte Mühe, ihm nicht ununterbrochen in die schmalen Augen zu stieren. Das war keine Angst, die sie spürte. Sie liebte sie.
Bei der Geburt des Thronfolgers war man davon ausgegangen, er sei blind, doch das zerschlug sich so schnell, dass man sich verständliche Gedanken machte. Ranyas Vater hatte ihr einmal gebeichtet, dass die Iriden erst vollkommen schwarz gewesen waren, bis sich erste kleine helle Sprenkel darin verfingen.
Kadir senkte die Lider. »Vater fürchtet sich vor ihnen.«
»So ein Unsinn, Kad«, blaffte die junge Frau.
»Und wieso kann er mir dann nicht einmal in die Augen sehen?«, flüsterte er kaum hörbar.
»Weil er sich - schämt.« Zumindest glaubte sie, dass das der Grund war. »Er sperrt dich wie eines deiner Vögelchen ein«, sprach sie leise weiter und musterte die hellen Sprenkel in Kadirs dichtem Haar, als sich das Sonnenlicht darin verfing.
Kind der Sterne, hatte ihr Vater den Prinzen einmal genannt, ohne eine weitere Erklärung.
Ihr Freund schnaubte nur, zog die Beine an und schlang beide Arme darum. »Niemand nennt mir den Grund, außer, dass Gefahr im Dunkeln lauert.«
»Kad, niemand weiß, was dort lauert. Elhams Weissagung war so verworren, dass nicht einmal sie erklären kann, was sie genau bedeutet. Dein Vater hat bereits seine Gemahlin, deine Mutter, verloren.« Sie hatte den Palast für längere Zeit verlassen und war mit einem seltsamen Fieber zurückgekehrt.
Kadir wandte das Gesicht ab und schwieg. In diesem Moment wusste Ranya, dass es keinen Sinn mehr hatte, auf ihn einzureden. Egal was sie ihm sagte, er würde alles abwehren und nur noch tiefer in diese dunkle Stimmung versinken. Er würde sie nicht einmal mehr beachten und wie Luft behandeln. In der Hinsicht war er wie sein Vater, ob er es wollte oder nicht.
Seufzend erhob sie sich und strich ihre Kleidung glatt. »Versprich mir, dass du keine Dummheit begehst, Kad.«
Er murrte etwas Unverständliches und kehrte ihr dann den Rücken zu. Ein letztes Mal betrachtete sie die zusammengesunkene Gestalt, dann ließ sie ihn mit einem Rumoren im Bauch allein.