Seid ihr Gärtner oder Architekten?

Es gibt 22 Antworten in diesem Thema, welches 19.058 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (28. Juni 2017 um 09:48) ist von Miri.

  • Wir geht ihr beim Schreiben bzw. Plotten eurer Geschichten vor?

    Es gibt da die, von mir liebevoll als solche bezeichnete "Gärtnerfraktion", die eine Idee haben und einfach mal drauf los schreiben und gucken, was so aus der Geschichte wächst, und -ich nenne sie mal- die "Architektenseite", deren Angehörige nach einer Idee anfangen zu plotten, Charaktere zu entwickeln und quasi die gesamte Geschichte in den groben Zügen durchplanen, bevor sie sich an die eigentliche Schreibarbeit machen. Ich finde beides hat seine Vor- und Nachteile und ich denke auch, jeder Schreiber hat von beiden Seiten etwas, aber im Großen und Ganzen würde ich mich eher zu den Gärtner zählen.

    Und wie ist das bei euch?

    Durch Umwege sieht man mehr von der Welt.

  • Das ist bei mir von Geschichte zu Geschichte unterschiedlich. Bei einigen bin ich ganz klar ein Architekt. Ich hab einen komplexen Plot bereits im Kopf und lege den Schwerpunkt auf die Charakterentwicklung und mache mir genauestens Gedanken mit Stichpunkten, welcher Charakter zu welcher Szene passt und wer, wo, wann, wie lange erscheint und was er macht.

    Andere Geschichten erstelle ich eher spontan. Ich habe eine Geschichte (bei mir die Zeitreisegeschichte) die entsteht aus einer interessanten Idee und ich baue darauf den ganzen Text auf. Alle guten Ideen baue ich ein.
    Das kann irgendwann dann aber auch sich ändern. Bei der Zeitreisegeschichte schriebe ich derzeit zum Beispiel mit Begeisterung das Ende und habe den mittleren Plot dann schon längst im Kopf, nur noch nicht niedergeschrieben, also bin wieder ein Architekt geworden.

  • Ich bin absoluter Gärtner :rofl:
    Vielleicht der Grund, weswegen ich nie etwas Vernünftiges zu Standr bringe ... -.-
    Aber ich mag es nicht Geschichten zu planen. Wenn ich weiß was passiereb soll, langweilt mich die Geschichte. Das ist als würde man ein Buch fertig lesen um es gleich darauf nochmal zu lesen xD

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Ich sehe das ähnlich wie Miri. Bei einer Geschichte habe ich meist eine größere Idee, eine vage Richtung, aber nie einen wirklichen Plan. Will sagen: Ich weiß, wo es lang geht, aber nicht, wo ich ankommen soll. Das macht es für mich als Autoren erst spannend, die Sachen wirklich zu schreiben. Allerdings denke ich manchmal darüber nach, mir ein Whiteboard anzuschaffen, nur um zu sehen, wie es bereits gewachsen ist. 8| Da kann man schonmal den Überblick verlieren.
    Gärtner also, ich bin Gärtner.

    Häupter auf meine Asche!

    • Offizieller Beitrag

    Ich würde sagen, ich bin von jedem etwas. Wenn ich eine Idee habe, dann bastle ich mir eigentlich immer den groben Plot zusammen. Um zusehen, wo es hin geht, damit ich den roten Faden nicht verlieren und auch, ob die Geschichte Potential hat. Nicht zuletzt versuche ich damit auch heraufzufinden, ob ich an der Geschichte dran bleiben werde.
    Ich entwickle die Charaktere und auch ihre Verbindungen.

    Allerdings behalte ich es mir auch vor, alles von vorn bis hinten durchzuplanen. Wie Miri schon sagte, geht da für mich der Spaß am Schreiben verloren. Ich überrasche mich da doch zu gern selbst. Und die einzelnen Szenen um einen bestimmten Punkt werden meist auch spontan entwickelt. Je nachdem wie es passt, oder was mit just beim Schreiben einfällt.

    Ein Teil Planung, ein Teil Spontanität. :D



    Wenn es ein Buch gibt, das du wirklich lesen willst, aber das noch nicht geschrieben wurde, dann musst du es selbst schreiben.
    - Toni Morrison -

  • Ich bin ein Landschaftsarchitekt. Ich habe eine Idee im Kopf, sehe sofort die Aspekte, die mir dabei am wichtigsten sind und fange dann an zu schreiben. Und während ich schreibe, ändere ich alles wieder vollkommen um und habe mir am Ende doch wieder den Großteil spontan einfallen lassen. Diese Spontanität ist dann mein persönliches Konstrukt.

  • Früher war ich wohl definitiv Gärtner, aber jetzt tendiere eher zu Architekt.

    Vor allem bei längeren Geschichten mag ich es, wenn ich schon eine Vorstellung vom weiteren Verlauf habe. Aber während dem Schreiben ändert sich dann eigentlich nochmal fast alles, also...

    Bei kürzeren Geschichten schreibe ich aber in den meisten Fällen einfach drauf los, und schaue, was rauskommt ^^

    Ewigkeit

    Stell dir eine Stahlkugel vor, die so gross ist wie die Erde. Und eine Fliege, die sich einmal in einer Million Jahren darauf niederlässt. Wenn die Stahlkugel durch die damit verbundene Reibung aufgelöst ist, dann … ja dann … hat die Ewigkeit noch nicht einmal begonnen!

    – David Lodge, 1993

  • Ich bin definitiv Architekt. Ich plane den Plot und alle seine Eckfeiler im voraus. Für den Weg da hin und den Kleinkram, kann dann der Gärtner ran. Sollten sich dadurch die Eckfeiler ändern - fein^^ Ideen kommen ja auch beim schreiben.

    Aber ich mag es nicht Geschichten zu planen. Wenn ich weiß was passiereb soll, langweilt mich die Geschichte. Das ist als würde man ein Buch fertig lesen um es gleich darauf nochmal zu lesen xD

    Ganz im Gegenteil. Wenn ich Szenen im Kopf habe, schreibe ich die vorher auf, und freu mich wie ein Knöpchen, wenn ich die dann endlich ausarbeiten und verfeinern darf, weil sie dann Teil der Geschichte werden und nicht mehr nur eine Idee in meiner Brainstorming Datei sind. :)

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • Was mir allerdings auch schon bei meiner Architekturmethode passiert ist, ist, dass ich alles im vorraus, bis ins kleinste Detail plane, aber dann irgendwie nicht mehr dazu komme, sie tatsächlich niederzuschreiben.
    Blöd, naja, passiert mir aber auch bei meiner Gärtnermethode.

    Jedoch arbeite ich lieber mit der Architekturmethode. Gerade bei komplexen Sachzusammenhängen im Hintergrund, kann man damit nämlich sicher gehen, dass man keine Fehler macht. Logiklücken werden zuverlässig vermieden und elementare Informationen werden nicht vergessen zu erwähnen.

  • Ich bin auch eher beides. Die erste Idee kommt spontan - ich suche nicht danach. Dann aber setze ich meistens drei Punkte: Anfang, Mitte, Ende, und um die beginne ich zu arbeiten. Im Moment des Aufschreibens ist der Plot aber noch verdammt grob, und erst mit dem Schreiben entstehen die Feinheiten der Geschichte, da ich finde, dass spontane Ideen immer noch die besten sind, und das liegt daran, dass sie aus dem Feeling der Szene entstehen. Genau deshalb sind sie am ungezwungendsten, am logischsten und fügen sich in das Gesamtgeschehen besser ein als Ideen, die aufwendig konstruiert und dann dem Feeling gebeugt werden müssen. Ich bin ein sehr weit vorausplanender Gärtner, der auch gerne mal etwas konstruiert, bei der Montage aber sehr gerne improvisiert.

    Magie hat etwas einzigartiges: Sie berührt alle Sinne. Sie ist wie ein Geruch, der sich nicht wirklich wahrnehmen lässt, wie Sand, der durch Fingerrillen rinnt. Sie ist ein Geschmack auf der Zunge, der sich nicht benennen lässt, und wie ein Lied, dessen Melodie einem nicht im Kopf bleiben will.
    So lernte Aer die flüchtigste aller Künste kennen: Das Weben von Zaubern, das Formen der Magie.

    Die Schatten der Magie

  • @Myrtana222 So in etwa würde ich meinen Schreibprozess auch beschreiben. :D Aus denselben Gründen, die du genannt hast, mag ich es nicht, alles bis ins Kleinste vorauszuplanen. Wie du schon geschrieben hast: Die besten Ideen sind die spontanen, die aus der Szene heraus entstehen und so einfach am besten in die Geschichte passen, sei es Logik, Atmosphäre, Charakterentscheidungen, etc. Schließe mich dir da vollkommen an.

    Durch Umwege sieht man mehr von der Welt.

  • Sagen wir mal, ich bin ein Architekt ohne Zement. Vor allem die Welt, in der die Geschichte spielt, plane ich im voraus. Meine aktuelle Geschichte basiert zum Beispiel auf einem aufgegebenen Foren-RPG. Bei den Geschichten selbst fallen mir meist nur Eckpunkte ein, die ich dann irgendwie zusammenschuhstern und mit Sinn erfüllen muss.
    So habe ich mein letztes Projekt aufgegeben, weil diese Szenen schlecht verbunden und lückenhaft waren. Nette Nebenhandlungen, eine miese Haupthandlung mit lahmen Protagonisten und viele Plotlöcher. Versuche ich mit jedem Mal etwas besser zu machen.

  • Ich bin eindeutig Gärtner :D ich würde vermutlich ohnehin alles geplante irgendwann über den Haufen schmeißen weil ich eine neue Idee hätte, oder aber ich käme nicht mehr weiter weil mich mein Plan einengt. Ich gehe allerdings nicht soweit wie Tolkien und behaupte ich diene lediglich als Chronist, sondern maße mir schon eine gewisse schöpferische Autorität an, die sich dann natürlich auch in über die Geschichte hinausgehenden Gedankengängen und somit sozusagen einer Gartenmauer oder der umgebenden Häußer manifestiert.

  • Ich betreibe beim Geschichtenschreiben Brandrodungswanderfeldbau:
    Ich sehe fruchtbaren Boden, brenn den Wald darauf ab, planze meine Pflanzen, erfinde Sprachen, Kulturen, Religionen bis der Boden ausgelaugt is und zieh dann weiter, um es wo anders nochmal so zu machen. Keine Idee überlebt bei mir lang genug, als das eine lange Geschichte daraus werden könnte, da ich mich einfach zu wenig um die Story kümmer, sondern mehr das drum herum erfinden möchte.

    "Ein Mensch schreibt feurig ein Gedicht:
    So, wie's ihm vorschwebt, wird es nicht.
    Vielleicht hat Gott sich auch die Welt
    Beim Schöpfen schöner vorgestellt."
    ~Eugen Roth

  • Also ich baue mir als Architekt einen Garten mit Beeten und Mauern etc. und springe dann als Gärtner in diese rein und lass mich überraschen, was daraus wird. Also eher der Stil "Englischer Garten" :D Zumindest in meiner eigenen Welt. Ich habe so ganz nebenbei noch zwei andere Projekte rumdümpeln, wo ich ganz anders agiere. Die eine Geschichte (SciFi auf der Erde) ist pures Gärtnern, die andere (DSA-Roman) ist reines Architektieren (WTF, das Wort ist ja mal voll die Erfindung^^)...

  • Ich bin mehr Gärtner als Architekt.
    Aber als Gärtner lege ich wert drauf mich klar an Regeln zu halten.
    Ich torkel beim "Gucken was aus der Geschichte wird" nicht planlos meinen Launen hinterher.
    In einer Welt die detailliert ausgestaltet ist gibt es Dinge die wahrscheinlich sind und Dinge die unwahrscheinlich sind.
    So ist von Anfang an beispielsweise klar, wie Kräfteverhältnisse ausfallen.
    Dass mir dann spontan einfällt noch irgendeinen bisher unbekannten Superbösewicht zu erfinden, der alles in den Schatten stellt kann da nicht passieren, was ich für eine kohärente Welt recht wichtig finde.

    Davon ab lasse ich aber auch dem Zufall immer mal ein bisschen Raum.
    Von beispielsweise all den Toden die es in meiner Geschichte gibt sind jene, wo die Situation nicht eindeutig war, von mir per Münzwurf entschieden worden.

    "Wer alle Rauheiten des Lebens meidet, bekommt nie genug Schliff, um zu glänzen."

  • Ich bin definitiv ein Gärtner!

    Ich stehe vor einer riesigen bewucherten Fläche aus Ideen und lege einfach los, fange irgendwo an und schaue, wo ich hinkomme. Wenn ich im Wust der Pflanzen etwas interessantes, erhaltenswertes entdeckte, verweile ich, lege es vorsichtig frei und gebe ihm eine Form, soweit es mich lässt. Dann ziehe ich weiter.
    Sehr sprunghaft meistens und sehr nach Gefühl.
    Das ist mitunter aber auch schwierig, denn meine Charaktere reißen mich oft mit, ich muss mich sehr auf sie einlassen und sie beeinflussen meine Stimmung. Aber auch umgekehrt. Gerade zum Beispiel komme ich nicht weiter, weil meine nächste Szene ein Fest ist und mir im Moment so gar nicht nach feiern zumute ist. Ganz so, als müsste ich ein buntes Blumenbeet bepflanzen und würde doch lieber dumpf oder wütend in der Erde wühlen.

    Ich habe schon oft versucht, strukturierter zu arbeiten, zu plotten, Charaktere vorher zu entwerfen - aber jedes Mal, wenn ich das getan habe, ist die Geschichte im Sand verlaufen, als werde ich wohl der ewige Gärtner bleiben. ;)

  • Ich bin auf jeden Fall ein Gärtner wie ich hier bei meiner ersten Geschichte gemerkt habe und immer noch merke... wobei ich aber sagen muss das ich ein paar meiner Charaktere einen vorbestimmten Platz in der Geschichte haben, aber wie ich dort hinkomme sehe ich erst wenn es so weit ist.
    Eine Geschichte von vorne bis hinten zu planen würde mir aber glaub ich keinen Spaß machen

  • Ich bin einerseits Gärtner, wenn ich tatsächlich mal schreibe (meistens an einer neuen Geschichte).

    Andererseits aber Architekt, weil ich schon plane, wie die Geschichten zusammenhängen und welches größeres Bild sich daraus ergeben soll. Ich plane auch immer wieder mal Geschichten, aber irgendwie fällt es mir dann schwerer, die Plot-Stationen zu beschreiben und miteinander zu verknüpfen.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]