Eure Lieblingsgedichte

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.704 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (9. Februar 2017 um 18:36) ist von Windweber.

  • Ich habe nach langer Zeit mal wieder ein paar Gedichte gelesen und habe dabei ein paar (wieder)entdeckt, die ich sehr mag.
    Da es meines Wissens nach noch keinen solchen Thread gibt, möchte ich euch hier die Möglichkeit geben, Gedichte vorzustellen, die euch sehr gefallen oder auch Raum für Diskussionen schaffen.

    Ich mache dann mal den Anfang.

    "Bertran de Born" von Ludwig Uhland
    Thematik: Gespräch ziwschen König und Fürst, da letzterer des Königs Kinder dazu gebracht hat, dessen Seite zu verlassen. Letztlich jedoch sieht der König ein, dass Bertran de Born zum Wohle der Kinder handelte und schließt Freundschaft mit diesem.

    "Archibald Douglas" vonTheodor Fontane
    Thematik: Der aufgrund eines Verrats durch seine Sippe verbannte Archibald Douglas fleht beim König, seinem einstigen Schützling, um Wiederaufnahme

  • Ich bin ja ein riesiger Fan der Romantik :D
    (Das einzig sinnvolle, dass wir in Deutsch gemacht haben :love: )
    Besonders mag ich Gedichte von Christian Morgenstern. Wir hatten so viele tolle in der Schule, auch von anderen, aber ich habe mein Schulzeug nicht aufgehoben :(

    Naja hier ist ein Beispiel: Herbstfall von Christian Morgenstern

    Der Herbstwald raschelt um mich her.
    Ein unabsehbar Blättermeer
    Entperlt dem Netz der Zweige.
    Du aber, dessen schweres Herz
    Mitklagen will den großen Schmerz:
    Sei stark, sei stark und schweige!


    Du lerne lächeln, wenn das Laub
    Dem leichteren Wind ein leichter Raub
    Hinabschwankt und verschwindet.
    Du weißt, dass just Vergänglichkeit
    Das Schwert, womit der Geist der Zeit
    Sich selber überwindet.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Oh ja, Morgenstern liebe ich auch sehr! ^^


    Der Werwolf v. Christian Morgenstern

    Ein Werwolf eines Nachts entwich
    von Weib und Kind und sich begab
    an eines Dorfschullehrers Grab
    und bat ihn: Bitte, beuge mich!

    Der Dorfschulmeister stieg hinauf
    auf seines Blechschilds Messingknauf
    und sprach zum Wolf, der seine Pfoten
    geduldig kreuzte vor dem Toten:

    "Der Werwolf" - sprach der gute Mann,
    "des Weswolfs, Genitiv sodann,
    dem Wemwolf, Dativ, wie man's nennt,
    den Wenwolf, - damit hat's ein End."

    Dem Werwolf schmeichelten die Fälle,
    er rollte seine Augenbälle.
    Indessen, bat er, füge doch
    zur Einzahl auch die Mehrzahl noch!

    Der Dorfschulmeister aber mußte
    gestehn, daß er von ihr nichts wußte.
    Zwar Wölfe gäb's in großer Schar,
    doch "Wer" gäb's nur im Singular.

    Der Wolf erhob sich tränenblind -
    er hatte ja doch Weib und Kind!!
    Doch da er kein Gelehrter eben,
    so schied er dankend und ergeben.


    Das Nashorn und seine Kinder v. Karl Wilhelm Ramler

    Das Nashorn hat den Gebrauch,
    die Jungen vor sich herzutreiben.
    Es stößt sie, wenn sie stehenbleiben,
    es stößt sie, wenn sie gehen, auch:
    So, dass sie endlich selbst nicht wissen,
    ob sie jetzt stehn, ob laufen müssen.
    Drum, weil´s doch immer Stöße gibt,
    tut jedes das, was ihm beliebt.

  • Der Werwolf v. Christian Morgenstern

    So komisch :D Ein hoch auf Grammatik! :D


    Ich hab in der Oberstufe Erich Fried für mich entdeckt, obwohl ich Lyrik allgemein eher selten etwas abgewinnen kann (wenn sie nicht humoristisch ist):


    Erich Fried - Ohne dich

    Nicht nichts ohne dich
    aber nicht dasselbe

    Nicht nichts
    ohne dich
    aber vielleicht weniger

    Nicht nichts
    aber weniger
    und weniger

    Vielleicht nicht nichts
    ohne dich
    aber nicht mehr viel


    Mir gefällt dieses Spiel mit der Formulierung enorm; große Aussage mit wenigen Worten.

    ...was alles nichts an der Tatsache ändert, dass Pnin sich im falschen Zug befand.

  • Auch wenn es nicht ganz dazu passt: Beowulf auf Altenglisch. Kann man sich ruhig den Anfang mal anhören... youtube und so.

    Ansonsten: Theodor Fontane "Glück, von deinen tausend Losen"

    Vor allem die letzte der drei Strophen:

    "Geben nehmen, nehmen geben,
    Und dein Haar umspielt der Wind
    Ach, nur das, nur das ist Leben,
    Wo sich Herz zu Herzen find."


    Leider habe ich aus meiner Schulzeit schon wieder zu viele der Gedichte vergessen.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Mein Lieblingsgedicht ist "Der Panther" von Rainer Maria Rilke :)


    Der Panther

    Im Jardin des Plantes, Paris

    Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
    so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
    Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
    und hinter tausend Stäben keine Welt.

    Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
    der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
    ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
    in der betäubt ein großer Wille steht.

    Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
    sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
    geht durch der Glieder angespannte Stille -
    und hört im Herzen auf zu sein.

    100% Konsequent!

  • Ich mag die von Heinz Erhardt eigentlich gerne, weil er das immer mit seiner charmenten Art macht, die auch bissl witzig ist :)


    Heinz Erhardt - Kunibert

    Es war einmal ein altes Schloss,
    und Kunibert, so hiess der Boss.
    Er hatte Mägde, er hatte Knechte,
    und eine Frau, das war das Schlechte.

    Ihr Mund war breit, ihr Hals war lang,
    und es klang scheusslich, wenn se sang!
    Drum zielte er mit Korn und Kimme,
    und Wut auf sie, das war das Schlimme.

    Es machte bumm, natürlich lauter,
    da viel se um, zum Himmel schaut er,
    und spricht, das Auge voll Gewässer:
    Vielleicht singt se da oben besser!


    Heinz Erhardt - Die Made

    Hinter eines Baumes Rinde
    wohnt die Made mit dem Kinde.
    Sie ist Witwe, denn der Gatte,
    den sie hatte, fiel vom Blatte.
    Diente so auf diese Weise
    einer Ameise als Speise.

    Eines Morgens sprach die Made:
    "Liebes Kind, ich sehe grade,
    drüben gibt es frischen Kohl,
    den ich hol'. So leb denn wohl.
    Halt! Noch eins, denk, was geschah,
    geh nicht aus, denk an Papa!"

    Also sprach sie und entwich. —
    Made junior jedoch schlich
    hinterdrein, und das war schlecht,
    denn schon kam ein bunter Specht
    und verschlang die kleine fade
    Made ohne Gnade. — Schade.

    Hinter eines Baumes Rinde
    ruft die Made nach dem Kinde.

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • Ich liebe seit der 6. Klasse "Die Bürgschaft" von Schiller. Sie ist aber etwas lang, um sie hier hereinzukopieren. Ich habe sie damals privat (ohne dass es Hausaufgabe war) an nur zwei Nachmittagen auswendig gelernt und kann sie bis heute.
    http://www.kombu.de/buergsch.htm für alle, die es mal lesen wollen - aber wie gesagt, zu lang.

    Kürzlich habe ich das Gilgamesch-Epos für mich enttdeckt - auch ein poetischer Text, die Parallelisma Membrora, Wiederholungen und Figurae Etymologicae überstehen eine Übersetzung.
    Wer sich dafür interessiert kann hier: https://www.lyrik.ch/lyrik/spur1/gilgame/gilgam1.htm oder bei meiner Interpretation im Sonstige-Fantasy-Bereich vorbei schauen. :)


    Psalmen auf Hebräisch, ihrer Ursprache, finde ich aber auch großartig:

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