Das Williams-Adam-Vermächtnis

Es gibt 176 Antworten in diesem Thema, welches 67.203 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (12. März 2017 um 15:27) ist von Rainbow.

    • Offizieller Beitrag

    Hey liebe Forengemeinde,

    hiermit eröffne ich die Fortsetzung von Ein Jedermanns-Traum. Wieder wird es ein Projekt von @Miri und mir. Das heißt: wir wechseln uns mit dem Schreiben ab. ^^
    Die Geschichte baut im Wesentlichen auf dem vorherigen Teil auf, also wäre es gut, wenn man diesen gelesen hat. Wir geben uns aber Mühe das Geschehen nochmal so weit wiederzugeben, dass auch Neueinsteiger mitlesen könnten. Ich hoffe, das wird uns auch gelingen.

    Ansonsten würde ich den ersten Teil einfach mal posten und wünsche viel Spaß beim Lesen.


    Kapitel 1
    Nachwirkungen


    Mit trübem Blick stand er vor dem schmucklosen Stein und starrte auf die feinen Lettern, die dort hineingeritzt waren. Die Hände hielt er in den Hosentaschen vergraben las er immer wieder den Namen.
    Anna Williams.
    Verzweifelt kämpfte er gegen die Tränen an. Ein Jahr war seit ihrem Tod vergangen, und er war weit davon entfernt darüber hinwegzusein. Er konnte sich noch immer nicht erklären, wie es dazu kommen konnte. Für ihn war Anna immer die unschuldige junge Frau gewesen, die sie vorgab zu sein. Nie hätte er erwartet, dass sie in Wirklichkeit Experimente an Menschen durchgeführt hatte. Woher hätte er es auch wissen sollen? Anna hatte ihm nie einen Anreiz gegeben, wirklich daran zu glauben. Sie war immer freundlich und aufgeschlossen gewesen.
    "Warum hast du das gemacht?", flüsterte er dem Stein entgegen, wohl wissend, von ihm keine Antwort zu erhalten. Schon oft hatte er sich diese Frage gestellt, aber nie eine Antwort bekommen und es war klar, dass er auch keine mehr erhalten würde. Anna war tot, Mia in psychiatrischer Behandlung. Dort war sie auch gut aufgehoben. Seit dem Vorfall hatte er nicht mehr mit ihr gesprochen. Warum auch? Für ihn war die junge Pharmazeutin ebenso gestorben, wie Anna. Obwohl sie einmal eine seiner besten Freunde war.
    "Ihr hättet wissen müssen, dass ihr damit nicht durchkommt." Menschenexperimente durchzuführen, um Klone herstellen zu können. Schon allein der Gedanke klang für Nick wahnsinnig. Das Schlimmste war jedoch, dass es den beiden Frauen tatsächlich gelungen war. Zwei Klone hatten sie erschaffen. Ein freundlicher, Bumblebee, der nun mit ihnen zusammen lebte, und dann war da noch jener, den Nick erschossen hatte.
    Er schloss die Augen und wischte sich mit der Handfläche über das Gesicht. Bei dem Gedanken an das Monster, kam ihm sofort wieder das Bild von Anna in den Kopf, wie sie blutüberströmt auf dem kalten Laborboden gelegen hatte. Ihr war nicht mehr zu helfen gewesen.
    Ein Schluchzen verließ seine Kehle. Warum hatten sie das riskiert? Sie, Anna und auch Mia, hätten wissen müssen, dass sie damit nicht durchkommen würden. Es war erschreckend.
    Diebstahl, Körperverletzung und Freiheitsberaubung. Diese Irren hatten wirklich einen Menschen aus dem Krankenhaus entführt, jemanden, der sein Gedächtnis verloren hatte, und ihn als Grundmaterial für die Versuche verwendet. Es war klar, dass sich früher oder später jemand, oder in ihrem Fall, etwas an ihnen rächen würde.
    Nick wurde schummrig, als er an Mias Aussage vor Gericht dachte. Laut ihr wollten die beiden die Welt mit ihrem Handeln verbessern. Bis jetzt wusste Nick nicht, inwiefern sich nun etwas zum Besseren gewendet hatte. Die Taten der beiden waren moralisch verwerflich, sonst nichts.
    Aber trotz dessen war es ihm unmöglich die Gefühle, die er für Anna empfand, von sich zu schütteln. Auch ein Jahr später noch nicht. Sie bedeutete ihm einfach zu viel, schließlich hatte er sie geliebt, seit er sie das erste Mal getroffen hatte.
    Der nervige Klingelton seines Handys riss Nick aus den Gedanken.
    In aller Ruhe warf er noch einen letzten Blick auf den Grabstein, dann zog er seine Hand mitsamt dem Gerät aus der Hosentasche. Evies Name leuchtete auf dem Display auf. Die Journalistin hatte ihm gerade noch gefehlt.
    "Was gibt's?", fragte er, anstatt einer Begrüßung. Er wusste, es war besser bei Evie direkt auf den Punkt zu kommen, sonst quasselte die Frau einen gestandenen Mann in Grund und Boden.
    "Wo steckst du? Wir wollen anfangen", kam es zurück. Für den ersten Moment war er verwirrt, doch die anderen Stimmen im Hintergrund verrieten ihm schnell, auf was Evie hinaus wollte. "Ich sagte dir doch, dass ich nicht kommen werde. Das ist nicht gerade ein Freudentag für mich."
    Ein Stöhnen war von der anderen Seite zu hören.
    "Du bist an ihrem Grab, oder?"
    Nick bewegte seinen Kopf, obwohl er wusste, dass Evie ihn nicht sehen konnte.
    "Ich verstehe", eine kurze Pause entstand. "Es wäre dennoch schön, wenn du noch kommen könntest."
    Nick verdrehte leicht seine Augen, während er sich vom Grab abwandte und ein wenig den schmalen Weg entlanglief. Außer ihm war kaum jemand auf dem Friedhof unterwegs. Nur eine alte Frau, die gefasst eines der Gräber mit einer Schaufel bearbeitete.
    "Evie, wir haben doch darüber gesprochen."
    "Ja, und deshalb müsstest du wissen, dass es für uns alle nicht gerade ein Jubeltag ist, aber gerade deshalb haben wir uns entschieden, Bumblebees ersten Geburtstag an diesem Tag zu feiern. Eben um das Trübsal aus unseren Gedanken zu vertreiben."
    Nick seufzte. Evie hatte Recht. Bumblebee, das war der einzig überlebende Klon, den Mia und Anna hergestellt hatten. Nach seiner Befreiung vor einem Jahr hatten sie sich entschieden, seinen Geburtstag an diesem Tag zu feiern. Da niemand sagen konnte, wann genau der Klon das Licht der Welt erblickte.
    "Nun gut, ich werde sehen, was ich machen kann."
    Ein freudiger Ruf schallte durch die Leitung.
    "Super, dann warten wir mit dem Abendessen auf dich. Bring dir etwas Warmes zum Anziehen mit. Wir sitzen auf dem Balkon."
    Damit schien das Gespräch auch beendet zu sein, denn bevor Nick noch irgendwas hätte sagen können, hatte Evie aufgelegt und nur noch ein Piepen erklang aus dem Handy.
    Genervt nahm Nick es vom Ohr.
    Mit Sicherheit hatte Evie den Anruf schnellstmöglich beendet, um ihn daran zu hindern, dass er seine Meinung noch einmal änderte.
    In einer fließenden Bewegung steckte er das Gerät zurück in seine Hosentasche und folgte dann dem Kiesweg zurück zu Annas Grab.
    Sie würden also auf dem Balkon essen. Zu verdanken war dieser Umstand sicherlich Carl. Der Mann, den Anna und Mia entführt und für ihre Versuche missbraucht hatten. Zwar erinnerte sich dieser aufgrund einer seltenen amnestischen Krankheit nur noch bedingt an seine Gefangenschaft, aber es genügte, um ihm eine Phobie vor engen Räumen zu bescheren. Laut eigenen Aussagen bekam er immer ein beklemmendes Gefühl.
    Neben den Blumentöpfen, die noch immer neben dem Grab standen, blieb er stehen und ging in die Hocke.
    Sanft strich er über die Blüten der Sonnenblumen.
    Auch ihn überkam ein beklemmendes Gefühl und zwar jedes Mal, wenn er Carl oder Bumblebee sah. Die beiden waren das Ergebnis, dass Anna und Mia hinterlassen hatten- quasi ihr Vermächtnis - und dementsprechend konnte Nick keinen von beiden ansehen, ohne direkt wieder an Anna erinnert zu werden. An ihre schlechte Seite. Deshalb hatte er auch nicht vorgehabt, auf die Geburtstagsfeier des Klons zu gehen. Lieber wollte er hier bleiben, am Grab seiner besten Freundin und den Duft der Sonnenblumen genießen. Den Duft von Annas Lieblingsblumen. Sie machten ihm klar, dass sie auch eine gute Seite hatte. Die, die er eigentlich kannte. Die fröhliche und freundliche Seite, die mit dem sonnigen, wenn auch manchmal leicht aufbrausendem Gemüt.
    Mit der einen Hand nahm er die erste Blume aus ihrem Topf und setzte sie endlich in das, für sie vorgesehene, Loch. Mit der kleinen Gartenschaufel, die er von Zuhause mitgebracht hatte, schob er die Erde wieder etwas um die Pflanze. Evie und die anderen würden noch etwas warten müssen.



    Wenn es ein Buch gibt, das du wirklich lesen willst, aber das noch nicht geschrieben wurde, dann musst du es selbst schreiben.
    - Toni Morrison -

  • Mit trübem Blick stand er vor dem schmucklosen Stein und starrte auf die feinen Lettern, die dort hinein geritzt(zusammen) waren.

    Auch jetzt, ein Jahr später, konnte sich Nick noch immer nicht erklären, wie er(es) dazu kommen konnte

    Er bereute es ihr _(dies) niemals gesagt zu haben.


    Wie gewohnt super.
    Man kann das traurige und melancholische in Nick wirklich gut verstehen, vor allem dann, wenn man schon einmal Liebeskummer hatte, auch wenn seine Art von Kummer um einiges extremer war, als alles was ich jemals empfunden habe. Dennoch bin ich auch bei dieser Geschichte wieder sehr neugierig wie es weiter gehen wird und ich werde auf alle Fälle dabei bleiben, auch wenn ich mir wünschen würde, dass ich eine andere Schriftart und -größe verwendet, damit man das leichter lesen kann, aber naja.... ist eigentlich auch unwichtig.
    Wie gesagt, bin gespannt wie es weiter geht :stick:

    LG
    Kisa

  • Oh, es geht also weiter. Da bin ich natürlich sofort dabei ^^ .
    Vielleicht könnt ihr in "Ein Jedermanns Traum" auf diese Fortsetzung verlinken, ich bin hier nämlich nur zufällig drauf gestoßen. Eure Leser haben die alte Geschichte ja vielleicht noch abonniert.
    Ich freu mich, dass es weitergeht. Zu dem ersten Teil kann ich noch gar nicht so viel sagen. Sehr solide, aber auch ruhig. Es wird viel erklärt und ich bin mir nicht sicher, ob der Teil mich neugierig machen würde, wenn ich den ersten nicht gelesen hätte. Der Schreibstil gefällt mir aber wie gewohnt sehr gut.
    Und es freut mich, dass Bumblebee scheinbar von der Gruppe aufgenommen wurde und nicht in irgendeinem Hochsicherheitslabor versauern muss. Bin auf jedenfall gespannt, den (Ex-)Freundeskreis von Mia und Anna in diesem Teil etwas genauer kennenzulernen. Im ersten kamen sie besonders am Anfang zu kurz und ich muss ehrlich gestehen, dass mein Interesse für sie darin nicht geweckt wurde.
    Dann warte ich mal gespannt auf diese Fortsetzung. 8o

  • Kapitel 2
    Bumblebees Geburtstag


    Ben stopfte seine Geldbörse und sein Handy in seine Hosentaschen.
    Mit flinken Bewegungen fischte er den Schlüssel aus der Schale, die auf einer kleinen Kommode neben der Tür stand und machte sich auf den Weg zu Evie.
    Seit knapp einem Dreivierteljahr wohnte er nun schon in Bristol und das nur einige Blocks von seinem besten Freund entfernt.
    Nachdem Anna gestorben und Mia in die Psychatrie gekommen war, hatte er sich eine Wohnung im Herzen der Stadt gesucht.
    Sein Haus hatte er verkaufen können, an einen Künstler „der seine Ruhe brauchte“, Mias Villa hingegen stand leer und fiel dem Verfall anheim.
    Eigentlich hatte er die Pharmazeutin heute besuchen wollen, doch dann war ihm Bumblebees Geburtstag eingefallen und er freute sich einen Tag zu haben, an dem er gemeinsam mit Evie und seinem besten Freund Nick lachen konnte.
    Allerdings war er sich nicht sicher ob Nick überhaupt kommen würde, denn heute war zugleich Annas Todestag und er würde wahrscheinlich an ihrem Grab zu finden sein.
    Er eilte den Fußweg hinunter zu seinem Auto, das einige Minuten weit weg stand, da es ihm am Vorabend unmöglich gewesen war einen vernünftigen Parkplatz zufinden.
    Mit geübten Bewegungen schloss er das Auto auf, schnallte sich an und drehteden Schlüssel im Zündschloss.
    Nach wenigen Meilen, die er dank Berufsverkehr und roter Welle in erstaunlichlanger Zeit zurückgelegt hatte, klingelte er endlich an der Tür der quirligen Journalistin.
    „Ben!“, rief sie erfreut und schloss ihn überschwänglich in die Arme, ehe sie ihn die Treppe zu ihrem Apartment hochzerrte.
    Der Gedanke, dass der Summer sicherlich auch gereicht hätte, verblasste hinter Evies munteren Erzählungen: „Und was hast du für Bumblebee? Übrigens hat er heute das Wort Kuchen gelernt und hat sogar mit einem Zug alle seine Kerzen ausgeblasen. Carl freut sich tierisch, dass ihr kommt und er und Bumblebee kommen super gut in ihrer neuen Wohnung zurecht. Ich habe das Gefühl, dass seit er Bumblee hat, sein Gedächtnis nicht mehr so schnell nachlässt. Er kann sich dunkel an Dinge aus seiner Vergangenheit erinnern. Eine Schaukel zum Beispiel. Und das wir vor einem Monat mit ihnen im Zoo waren, das wusste er auch noch!“
    Die Brünette unterbrach ihren Redefluss, als sie ihr Wohnzimmer betraten, von dem der große Balkon abzweigte.
    Darauf standen ein wackliger Plastiktisch, verwitterte Holzstühle und viel Kuchen und Kaffee und als er einen Blick in die Küche warf erhaschte er Blicke auf belegte Brote und Säfte. Wahrscheinlich würde es also auch noch Abendessen geben. Ben zuckte mit den Schultern und strich durch seinen dichten Bart, den er sich seit Annas Tod stehen ließ. Er hatte heute ohnehin nichts vor.
    Der Anwalt nutzte die Redepause und fragte: „Kommt Nick auch?“
    Evie verdrehte die Augen. „Der heult schon wieder an Annas Grab rum, aber er wollte kommen. Ich nehme an etwas später.“
    Sie traten auf den Balkon in die laue Abendsommerluft.
    Auf Carls Gesicht erschien ein ehrliches Lächeln, als er Ben erblickte. Er stand auf und reichte ihm zur Begrüßung die Hand.
    „Schön dich zu sehen“, sagte er. Ben erwiderte den Gruß und wandte sich an Bumblebee, der ungeduldig auf seinem Stuhl umher wackelte.
    „Geschenk? Kuchen?“, fragte er und schaute Ben aus großen Augen an. Dieser mussteunwillkürlich grinsen. Bumblebee hatte trotz seiner Actionfilm reifen Fähigkeiten etwas unglaublich Kindliches an sich, das ihn ansteckte und zumindest für den einen Abend unbeschwert machte.
    „Ein Geschenk. Hier.“ Er reichte es dem Klon, der es freudig und ohne Rücksichtauf Verluste aufriss. Das Geschenk gab einen weißen Rahmen mit silbernen Verzierungen frei. Darin eingerahmt war ein Foto von Evie, Nick, Carl, Ben und Bumblebee im Papageiengehege des städtischen Zoos.
    „Was ist das?“, fragte der Klon.
    „Ein Foto von uns“, erklärte Ben geduldig. „Kannst du dich erkennen?“
    Bumblebee nickte und wandte sich dann an Carl: „Über Schuhe? Flur?“
    Carl nickte. „Klar können wir es da aufhängen.“
    Auf Bumblebees Gesicht breitete sich ein Strahlen aus und er winkte Ben sich neben ihn zu setzten. Dieser folgte der Anweisung und schenkte sich und allen anderen Kaffee ein, dazu nahm er ein Stück Zitronenkuchen.


    Der Abend wurde immer geselliger und es gelang ihnen sogar Nick aufzuheitern, der eine Stunde nach Ben gekommen war.
    Er hatte zwar kein Geschenk mitgebracht, aber beim Bäcker nebenan Bumblebees Lieblingstorte abgeholt und Ben bewunderte ihn für seinen Willen, denn er wusste wie schwer es dem Politzisten fiel beim Anblick der beiden nicht an Annas dunkle Seite zu denken.
    Dennoch schlug er sich wacker und ließ sich von der unbeschwerten, fröhlichen Art des Klones anstecken.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Kyelia

    Spoiler anzeigen

    Für ihn war Anna immer die unschuldige, junge Frau gewesen, die sie vorgab zu sein.

    Bin mir nicht sicher, ob da wirklich ein Komma hingehört. Es ließt sich komisch, irgendwie abgehackt. Aber ich bin auch kein Kommata Experte, eher ganz im Gegenteil^^ Daher nur als Randbemerkung^^

    dann zog er seine Hand mit samt

    mitsamt, wird laut Duden.de zusammengeschrieben. Finde ich aber auch komisch.

    Miri

    Spoiler anzeigen

    Mit geübten Bewegungen schloss er das Auto auf, schnallte sich an und drehteden Schlüssel im Zündschloss.

    Leerzeichen

    Nachdem ich "Jedermans Traum" verpasst habe, würde ich gerne hier einsteigen. Ich hoffe ich komme mit, trotz, dass ich den ersten Teil nicht kenne. Bisher sind die Teile etwas verwirrend für mich. Okay jemand ist tot, es gibt irgendwie Klone und so weiter, klingt interessant. Ich hoffe ich komme in die Story rein. Ich lass erstmal auf mich wirken, sonst frag ich einfach^^

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • Alsooo @Rael und alle anderen Neueinsteiger ^^
    Zusammenfassung Teil 1:
    Anna und Mia waren eine Psychologin und eine Pharamazeuthin.
    Mias Papa ist an Krebs gestorben, Anna hatte ein tierisch schlechtes Verhältnis zu ihren Eltern.
    Daraus resultierte der Wunsch die Weltherrschaft an sich zu reißen (hihi deswegen ein Jedermanns-Traum). Dazu forschten sie.
    Sie klauten Stammzellen und entführten Carl, der sein Gedächtnis verloren hatte und von niemandem vermisst wurde und ein Patient in Annas Krankenhaus war.
    Aus den Stammzellen und den Genen von Carl produzierten sie (verkrüppelte) Klone, mit denen sie die Weltherrschaft an sich reißen wollten (also eine künstliche Armee aufstellen).
    So wollten sie die Welt besser machen, Krankheiten wie Krebs und HIV heilen und alles gerecht auf alle Menschen verteilen.
    Carl und Bumblebee gelang die Flucht, Anna starb bei dem Versuch dir anderen Klone einzufangen (die später von Nick aus Notwehr erschossen wurden), Mia ist seit Annas Tod völlig am Arsch und in die Psychatrie eingeliefert worden.

    Bei Fragen einfach fragen hihi

    LG Miri

    PS: ich freu mich dich an Bord zu haben Rael :D

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Mit geübten Bewegungen schloss er das Auto auf, schnallte sich an und drehte_(Leerzeichen) den Schlüssel im Zündschloss.

    Nach wenigen Meilen, die er dank Berufsverkehr und roter Welle in erstaunlich_(Leerzeichen) langer Zeit zurückgelegt hatte, klingelte er endlich an der Tür der quirligen Journalistin.

    Auch diesen Teil finde ich gut geschrieben und bin schon einmal gespannt, wie es weiter geht und was die Handlung der Geschichte sein wird. Vor allem finde ich es gut, dass sowohl Nick als auch Ben eine größere Rolle zu bekommen scheinen als sie es im ersten Teil getan haben. Da ich die beiden Charaktere sympathisch und verdammt gut gelungen finde, freue ich mich richtig darauf, weiter zu lesen :D

    LG
    Kisa

    • Offizieller Beitrag

    Kapitel 3
    Nachrichten

    Nick erwachte mit dröhnendem Kopf. Obwohl er am Abend nicht viel getrunken hatte, fühlte er sich wie getreten, erschlagen und danach lebendig begraben.
    Stöhnend presste er die Augen zu und rieb sich über die Schläfen. Der vergangene Tag war schlicht zu lang gewesen.
    „Nick, wach?“, hörte er es neben sich sagen. Er öffnete seine Augen und drehte sich etwas auf die Seite. Vor ihm tauchte das fragende Gesicht des Klones auf. Mittlerweile hatte er sich auch an dessen Anblick gewöhnt und die Ähnlichkeit zu Carl akzeptiert. Die Stellen seiner Haut, die früher noch Verletzungen gleich kamen und nicht richtig ausgeprägt gewesen waren, waren inzwischen verheilt. Große Narben zogen sich deshalb blass über sein Gesicht. Auch seine Gelenke wurden so gut es ging operiert. Zwar waren sie noch immer verrutscht, würden ihm in Zukunft aber keine Schmerzen mehr bereiten.
    Davon abgesehen, hatte Bumblebee seit damals wirklich Glück, denn die Freunde konnten das Sorgerecht für ihn erwirken. Nicht zuletzt dank Bens Hilfe. So war es ihnen auch gelungen, den Klon von jeglichen Forschungen fernzuhalten und die nötigen Operationen durchführen zu lassen.
    „Ja“, murmelte er schlicht, um auf die Frage zu antworten. Bumblebees Aussprache und Wortschatz hatte sich im letzten Jahr stark verbessert. Evie gab sich dahingehend auch eine Menge Mühe, redete viel mit ihm und brachte ihm das Schreiben bei. Seine geistige Entwicklung glich der eines Kindes - sehr schnell und von unbändigen Wissensdurst getrieben.
    Bumblebee lächelte.
    „Evie fragt, ob Frühstück.“
    Nick ließ seinen Blick schweifen. Er lag in mitten von Evies Wohnung auf dem Sofa. Am Abend hatte er mit Ben darum geknobelt, wer das zweite Gästebett bekam, das Evie extra aufgebaut hatte. Er hatte verloren. Kein Wunder also, dass ihm alles weh tat.
    „Ja“, nuschelte er erneut und kam schleppend in eine aufrechte Position. Selbst ein alter Mann bewegte sich schneller als er, von der eingeschränkten Sprachfähigkeit einmal abgesehen.
    Bumblebee ließ sich davon aber nicht die Laune verderben. Fröhlich wie ein kleines Kind sprang er einmal durch das Wohnzimmer und verschwand schließlich in der Küche.
    Nick beneidete ihn. Bumblebee hatte alles viel besser weggesteckt als sie. Selbst von Evie wusste er, dass sie an manchen Tagen ihrer alten Clique nachtrauerte. Zwar verbarg die Journalistin ihre Gefühle hinter einer Wand aus Akzeptanz und gespielter Fröhlichkeit, doch er war sich sicher, sie vermisste die alten Zeiten ebenso. Auch wenn sie es nicht zugab, wollte sie Anna und Mia verzeihen.
    Langsam stand er von seinem provisorischen Bett auf und schlurfte durch die Wohnung. Er hatte komplett in seinen gestrigen Sachen geschlafen und genauso zerknittert wie er aussah, fühlte er sich auch.
    Dann würde er wohl zuerst das Bad aufsuchen, bevor er weiter sah.
    Er lief an der Küche vorbei und warf einen kurzen Blick hinein.
    „Morg'n“, murmelte er, als er Evie und Carl an der Arbeitsplatte werkeln sah. Offenbar zauberten sie neue belegte Brötchen.
    „Hat er dich endlich geweckt?“, lachte Evie und deutete mit ihrem Kopf zu Bumblebee. Dieser hatte es sich am Küchentisch bequem gemacht und schnippelte geschickt einige Gürkchen und Tomaten.
    Nick bewegte seinen Kopf als Antwort und schlenderte dann weiter durch die Wohnung, bis ins Bad. Dort kam ihm gerade Ben entgegen, der mit einem Handtuch bewaffnet aus dem Raum trat. Eine schlichte Begrüßung musste reichen, dann verschwand Nick seinerseits im Badezimmer.
    Für einen Moment überlegte er, ob er duschen sollte, allerdings verspürte er keine Lust dazu. Ein Blick in den Spiegel ließ ihn jedoch noch einmal darüber nachdenken. Seine mittlerweile lang gewachsenen, dunklen Haare, standen in jede erdenkliche Richtung ab und das, obwohl sie fast bis auf die Schultern reichten. Ebenfalls ein Beitrag zu seinem kläglichen Äußeren bildeten die Augenringe und der Dreitagebart. Nicht mehr lange und er konnte Ben mit seinem Bartwuchs Konkurrenz machen. Aber sein Aussehen war ihm schon lang nicht mehr so wichtig wie früher, jetzt wo Anna tot war.
    Allerdings konnte er sich zumindest bei Evie etwas besser zeigen. Vor sich her faulen wie altes Obst konnte er auch noch, wenn er wieder allein in seiner Wohnung war.
    Ohne noch einmal darüber nachzudenken, schritt er also doch auf die Dusche zu.

    Als er nach einigen Minuten fertig und wieder abgezogen aus dem Bad trat, hörte er das leise Reden der Fernsehreporter. Evie musste das Gerät eingeschaltet haben, um Nachrichten zu sehen.
    Er betrat das Wohnzimmer und tatsächlich liefen die aktuellen Neuigkeiten über die Mattscheibe.
    „Seit Mittwoch, dem 09. August wird die 29 jährige Elisa Spencer aus London vermisst. Damit ist sie die fünfte Frau, die in den letzten zwei Wochen als verschwunden gemeldet wurde. Nähere Hinweise gibt es noch nicht, doch die Polizei geht davon aus, dass es sich in den fünf Fällen um denselben Täter handelt. Wir bitten um Ihre Mithilfe.“ Die Nachrichtensprecherin rasselte noch einige Beschreibungen herunter, während im Hintergrund ein Bild der Vermissten eingeblendet wurde.
    „Wieder eine Verschwundene?“, fragte Ben und sah sich das Bild genauer an. „Seltsam.“
    „Ja“, meinte Evie. „Aber genau das, was ich brauche. Das könnte ein spitzen Bericht werden!“
    Nick ließ sich am Tisch nieder.
    „Du sitzt an diesem Fall?“, fragte er eher gleichgültig. Nachdenklich betrachtete er das Bild der Frau - blonde Haare, dunkle Augen, genauso wie auch die anderen Verschwundenen. Wer auch immer der Entführer war, musste eine Vorliebe haben.
    „Ja, ich fand ihn spannend. Es war ziemlich schwer da ran zu kommen, jeder wollte die Schlagzeile“, meinte Evie. Behutsam stellte sie den Teller mit den Brötchen auf dem Tisch ab und ließ sich grinsend sinken. „Ich habe schon angefangen zu recherchieren, aber wirklich etwas gebracht, hat es noch nicht.“
    Nick verzog das Gesicht. Manchmal übertrieb Evie ihren Beruf schlechthin. Sie wollte immer genau wissen, was sich hinter ihrem Fall verbrag, nicht selten kam sie dabei der Polizei in die Quere.
    „Übertreibe es nicht wieder“, meinte nun auch Ben. „Der Typ ist sicher nicht ungefährlich.“
    Evie lachte erfreut. „Keine Sorge.“
    „Essen?“, fragte plötzlich Bumblebee in die Runde und unterbrach das Gespräch ungeduldig. Mit großen Augen sah er die Freunde an.
    Carl setzte sich mit einer Kanne Kaffee neben den Klon. Bisher hatte er sich aus dem Gespräch gehalten. Generell redete er nicht sehr viel, wie Nick festgestellt hatte. Vermutlich immer noch eine Nachwirkung der Gefangenschaft.
    „Klar“, meinte Carl und reichte Bumblebee auch direkt ein belegtes Brot. Erfreut wünschte er einen guten Appetit und verschlang dann sein Frühstück.
    Eine Weile sahen ihm die Anwesenden dabei zu, bis auch sie sich Kaffee einschenkten und mit essen begannen. Nick dagegen gab sich mit dem heißen Gebräu zufrieden.
    „Habt ihr heute schon etwas vor?“, fragte Evie und unterbrach damit die Stille. Nick schüttelte einfach den Kopf. Was auch immer sich Evie noch ausgedacht hatte, er wollte nur ungern dabei sein. Er brauchte an diesem Donnerstag einfach seine Ruhe. Nicht umsonst hatte er Urlaub.
    „Was auch immer du planst, ich habe keine Zeit“, meinte Ben.
    Evie verzog ein wenig das Gesicht und sah den Anwalt fragend an.
    „Ich besuche Mia“, nuschelte er in seinen Bart und biss schnell wieder von seinem Brot ab. Die Journalistin verdrehte ihre Augen und gab einen genervten Seufzer von sich.
    „Warum besuchst du sie eigentlich noch immer regelmäßig? Hast du schon vergessen, was war?“ Evie wirkte leicht wütend, wie sie es immer war, wenn es um Mia ging.
    „Nein“, grummelte Ben. „Das habe ich nicht. Wie könnte ich auch. Aber das hat damit auch überhaupt nichts zu tun. Sie hat einen Fehler begangen und das bereut sie auch.“
    Die Journalistin sah noch eine Weile in das Gesicht des Anwalts, dann suchte sie Unterstützung bei Nick. Doch dieser wandte seinen Blick ab und konzentrierte sich auf die schwarze Oberfläche seiner Kaffeetasse. Er konnte sich vorstellen, wie Ben sich fühlte, aber immerhin konnte er Mia besuchen, wann immer ihm die Erlaubnis erteilt wurde.
    „Wie du meinst“, wehrte Evie jedes weitere Wort ab. Jeder wusste, was sie davon hielt, weshalb auch Ben nichts mehr sagte. Eine eisige Stille breitete sich am Tisch aus.

  • Kapitel 4
    Was hast du dir gewünscht?

    Ben trat in sein kleines Büro in der Dove Street.
    Das kleine Schloss klemmte etwas und er musste wie immer mit dem Fuß gegen eine bestimmte Stelle im Rahmen treten, damit die Tür aufsprang. Er stieß die Tür mit der Hacke zu, weil seine Hände mit seiner Aktentasche, seinem Laptop, seiner Jacke und einem Ordner blockiert wurden.
    Er stiefelte den kurzen Flur hinunter, vorbei an der Teeküche und der Toilette und in sein Büro.
    Ein schmuckloser blauer Teppich lag auf dem Boden, darauf standen ein typischer Anwaltsschreibtisch und ein Bürostuhl.
    Hinter dem Tisch war ein großes Fenster, das den Blick auf den ruhigen Hinterhof freigab. An den anderen Wänden standen Regale voller Gesetzesbüchern und Fachlektüre und verschließbare Schränke, die sich schon ein wenig gefüllt hatten. Ihn ihnen hob er die Unterlagen zu seinen Mandanten auf.
    Da er aus seiner alten Kanzlei keine Kunden hatte mitnehmen dürfen, musste er sich nun selber einen neuen Kundenstamm aufbauen, doch das ging schneller als Ben gedacht hatte. Seit er für seine Freundin Mia das bestmögliche Urteil rausgeholt hatte, genoss er nicht nur unter seinen Kollegen einen sehr guten Ruf. Die Kunden strömten quasi von alleine zu ihm ins Büro.
    Heute Morgen hatte er sich allerdings freigehalten. Einmal wegen dem Essen bei Evie am Vorabend und zum zweiten, weil er einen schwierigen Fall bearbeiten musste.
    Hier ging es darum Polizeiberichte und Zeugenaussagen mit den Aussagen seines Mandanten abzugleichen. Er hatte bis auf die Aussagen seines Mandanten noch keine Unterlagen zusammengetragen und weil es sich um einen zweifachen Mord handelte, würde das Material an Berichten und weiteren Aussagen beträchtlich sein.
    Er warf die Jacke Richtung Jackenhaken und ließ sie achtlos liegen, als er ihn verfehlte. Die Aktentasche stellte er auf den Boden neben seinem Tisch und der Rest landete auf dem Schreibtisch.
    Während er seinen Laptop hochfuhr, schaltete er das Radio ein. Musik machte alles doch irgendwie leichter.
    Gedankenverloren gab er sein Passwort ein und blätterte in dem Ordner umher, um die richtigen Unterlagen zu finden.
    Mit halben Ohr hörte er den Nachrichten zu: „Das Wetter über London spielt immer noch total verrückt. Schneestürme und warmer Sonnenschein wechseln sich dort seit ein paar Tagen beinahe Übergangslos ab. Wissenschaftler forschen mit wachsender Begeisterung an diesem Phänomen, während den Bewohner von London ….“
    Er drehte das Radio ein bisschen leiser, als sein Laptop ansprang und den Blick auf sein E-Mail-Postfach freigab.
    Es war zum Brechen voll. Fünf neue Anfragen auf Übernahme verschiedener Fälle, einige Mails von Mandanten, die ihren aktuellen Stand abfragten oder weitere Informationen hatte, ein paar Mails von der Polizei mit verschiedenen Berichten und eine Mail von der Psychiatrie, in der Mia saß.
    Mit flinken Fingern öffnete sie er sie.


    Sehr geehrter Mr. Flynn,


    ihre Besuchszeit wäre von 11:00 bis 12:30 Uhr.
    Wenn sie später oder gar nicht kommen wollen, bitten wir sie es uns umgehend mitzuteilen.


    Mit freundlichen Grüßen
    Mrs. Miller


    Ben sah auf die Uhr und fluchte. Es war bereits kurz vor Elf. Er hatte ganz vergessen seine Mails rechtzeitig zu checken.
    Schnell drückte er den Antwortbutton und schrieb, dass es wahrscheinlich ein paar Minuten später werden würde. Dann klaubte er seine Jacke vom Boden auf und stürmte aus dem Büro. Sein Mandant musste warten. So absurd es auch war, Mia war ihm noch wichtiger als all das hier.

    Nach zwanzig Minuten rollte sein schwarzer BMW auf den mit weißen Kies betreuten Hof der Klinik. Der wachhabende Pförtner kannte ihn mittlerweile und ließ ihn nach schlichtem zunicken immer ein fahren.
    Die Psychiatrie lag etwas außerhalb Bristols in einer grünen Hügellandschaft, die den Mendip Hills gar nicht so unähnlich war. Mia fühlte sich hier wohl – so wohl man sich in einer geschlossenen Anstalt eben fühlen konnte.
    In der Mitte des geräumigen Vorplatzes, auf den nur wenige Autos standen, befand sich ein großer Blumenkreisel, auf dem lilane und gelbe Blumen um die Wette blühten. Die Luft roch frisch, als er die Stufen zum leicht erhöhten Eingang nach oben Schritt.
    Die große Eingangstür war aus dunklem Holz und mit Panzerglas verglast, um dennoch die Sonne in das Haus zu lassen. Ben wusste, dass hinter dem Gebäude ein umzäunter Garten war, in dem Besucher mit den Patienten spazieren gehen konnten.
    Er nickte der Empfangsdame freundlich zu, die routiniert seine Personalien aufnahm und die Zeit seines Ankommens daneben setzte. Ben unterschrieb und machte sich dann auf den Weg in den Garten, denn dort war Mia eigentlich immer zu finden.
    Eine Wegbeschreibung brauchte er nicht, war er doch schon unzählige Male hier gewesen, seit Mia lebenslänglich erhalten hatte.
    Jetzt war es ein Jahr weniger und Bens Hoffnungen, dass Mia die alte werden könnte, waren mit jedem Tag geschwunden.
    Er ging durch eine schmale Tür und betrat den Garten. Auch hier blühten die verschiedensten Blumen, Gräser und Bäume. Nur wenige Patienten waren draußen. Obwohl die Sonne sich durch die Wolken gemogelt hatte.
    Einige Pfleger patrouillierten zwischen den üppigen Pflanzen und behielten alles im Auge. Sie nahmen den Anwalt zur Kenntnis und ließen ihn gewähren.
    Mia saß mit geschlossenen Augen auf einer Bank aus gelben Sandstein. Das Gesicht in die Sonne gestreckt. Ben blieb in einiger Entfernung stehen, als er sie ansprach.
    „Hey Mia. Wie geht es dir heute?“, fragte er leise.
    Mia zuckte wie immer zusammen, riss die Augen auf und starrte ihn mit leerem Blick an. Die Ärzte hatten gesagt, dass regelmäßige Besuche vielleicht helfen könnten, doch Ben zweifelte ernsthaft daran.
    Mias einst schwungvolles blondes Haar hing platt und stumpf an ihrem Kopf herunter, ihre Augen, die sonst immer schelmisch geblitzt hatten, wirkten leer und glanzlos. Ihre Haut war aschfahl und ihre Hände schienen unablässig zu zittern.
    Nach einem Moment des Anstarrens erhellte sich Mias Gesicht.
    „Ben“, rief sie beinahe fröhlich. Ihre Stimme war brüchig wie Pergament. „Hast du sie gerettet?“
    Ben hasste diese Frage. Mia stellte sie jedes Mal wenn er sie besuchte. Wie immer setzte er sich neben sie und verneinte. Behutsam erklärte er ihr in den immer gleichen Worten, dass Anna nie wieder zurückkehren würde.
    Mia begann wieder zu weinen, schmiegte sich an und er musste sie lange hin und her wiegen, bis sie sich wieder beruhigt hatte und der Satz: „Ich habe das alles nicht gewollt.“ auf ihren Lippen verstummte.
    „Wie geht es dir?“, fragte Ben noch einmal und strich Mia sanft über die nasse Wange.
    „Ich weiß es nicht“, antwortete sie. „Du bist so schön warm.“
    Sie drückte sich enger an ihn und er ließ es zu. Schweigend saßen sie nebeneinander auf der Bank und es zerriss den Bärtigen das Herz. Er wünschte so sehr, dass alles wieder so werden würde wie früher, als er lachend und unbeschwert mit seiner besten Freundin joggen gewesen war. Er wünschte sich er hätte ihr jemals gesagt, wie viel ihm an ihr lag.
    Eine Träne bahnte sich einen Weg aus seinem Auge und tropfte auf Mias Hand. Überrascht sah sie auf. „Warum weinst du?“
    Ben versuchte zu lächeln.
    „Das ist eine Glücksträne“, sagte er, statt auf ihre Frage zu antworten.
    „Oh.“ Mit großen Augen und sehr vorsichtig nahm Mia seine Träne von ihrer Hand auf ihren rechten Zeigefinger.
    „Soll ich mir was wünschen?“ Fragend blickte sie Ben an. Sie schien schon wieder vergessen zu haben, was er ihr über Anna erzählt hatte.
    Ben nickte und biss die Zähne zusammen, um weitere Tränen zurückzuhalten.
    Mia wandte den Blick dem Tropfen auf ihrem Finger zu und hielt ihn in die Sonne. Funkelnd brach sich das Licht darin.
    Nach einigen Sekunden pustete sie das Wasser von ihrer Hand, sodass es in vielen winzigen Tröpfchen in alle Richtungen stob.
    „Was hast du dir gewünscht?“, fragte Ben.
    „Das darf man nicht verraten“, antwortete Mia und schmiegte sich wieder an ihn.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Stöhnend presse er die Augen zu und rieb sich über die Schläfen.

    presste

    So absurd es auch war, Mia war ihm noch wichtiger, als all das hier.

    Ich meine da kommt ein Komma hin.

    Wie alt ist Bumblebee? Ich stelle mir den so mitte 20 vor, vielleicht habe ich es aber auch überlesen ^^
    Das da diese Frauen verschwinden ist ja gruselig.... Bin gespannt was dahinter steckt.

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • @Rael Bei Vergleichen setzt man vor als meine ich kein Komma ... aber es sieht sinnvoll aus xD

    Ähm Bumblebee hat körperlich das Alter von Carl, also Anfang oder Mitte 20 :) aber da er ja erst ein Jahr existiert hängt er geistig irgendwo zwischen 5 und 10 rum ^^

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • @Miri @Kyelia
    Erst einmal danke ich euch beiden, dass ihr die Schriftgröße geändert habt. So fällt es mir um einiges leichter das ganze zu lesen und ich habe auch wesentlich mehr Lust dazu ;) Die Korrekturen sind aus beiden Teilen.

    Spoiler anzeigen

    Nick bewegte seinen Kopf als Antwort und schlenderte dann weiter durch die Wohnung_(Komma) bis ins Bad.

    Fünf neue Anfragen auf Übernahme verschiedener Fälle, einige Mails von Mandanten, die ihren aktuellen Stand abfragten oder weitere Informationen hatte(hatten), ein paar Mails von der Polizei mit verschiedenen Berichten und eine Mail von der Psychiatrie, in der Mia saß.

    ihre(groß) Besuchszeit wäre von 11:00 bis 12:30 Uhr.
    Wenn sie(groß) später oder gar nicht kommen wollen, bitten wir sie es uns umgehend mitzuteilen.

    Da es sich um einen Brief handelt und Ben in diesem direkt angesprochen wird, werden die Possessivpronomen groß geschrieben.

    Zwei sehr schöne Teile. Das habt ihr beide mal wieder super geschrieben. in dem Teil mit Ben kommt sehr viel Gefühl rüber und man muss wirklich mit Ben und Mia mitleiden, vor allem, da Ben sich wünscht Mia die Wahrheit über seine Gefühle gesagt zu haben. So etwas kann ich sehr gut nachvollziehen. Was Nick betrifft....mit dem leide ich natürlich auch mit, immerhin hat er seine große Liebe verloren, dennoch hat mich in diesem Teil mehr die verschwundenen Frauen interessiert als seine Gefühlslage. ich bin ja mal gespannt, wer hinter der Entführung steckt, aber ich bin mir sicher, dass ihr beide euch wieder was schönes schauriges einfallen lasst :D
    Also schreibt bitte schnell weiter, ich will doch wissen was als nächstes passiert :stick:

    LG
    Kisa

    • Offizieller Beitrag

    @Kalesh Das es nicht weiter geht, liegt an mir. Ich bin dran, habe aber nichts hinbekommen bisher. Ich habe aber jetzt wieder etwas mehr Zeit, mal sehen, ob ich es schaffe. :)

    LG, Kyelia

  • @Kyelia
    Lass dir ruhig zeit, denn es zeigt sich, dass die Teile meistens besser sind, wenn man sich in ruhe die Zeit nimmt um weiter zu schreiben und sich selber nicht unter Druck setzt, weil man was neues online stellen will. Das hat leider nur zur Folge, das zu viele Fehler drin sind, oder der jeweilige abschnitt nicht dem eigentlichen Standard der restlichen Geschichte entspricht (ich kann da wahrlich aus Erfahrung sprechen....)
    Setzt dich bloß nicht unter Druck und @Miri für dich gilt selbstverständlich dasselbe ;)

    LG
    Kisa

  • Hallo, ich bin jetzt mal am Ende angekommen. Ihr haltet schreibtechnisch das gute Niveau der ersten Gesvhichte. Inhaltlich könnte diese mir sogar besser gefallen, da lass ich mich aber überraschen. Die Charaktere bekommen jedenfalls schon viel Farbe und es gibt schon ein paar Hinweise, was das Thema der Geschichte sein könnte. Scheinbar sind schon wieder Leute verschwunden und das Wetter spielt verrückt. Bin gespannt, ob es da einen Zusammenhang gibt.

    • Offizieller Beitrag

    Kapitel 5
    Carl und Bumblebee

    Carl packte noch rasch einige Sachen zusammen, während Bumblebee sich bereits in seine Schuhe quälte. Mit den unterschiedlich langen Armen und dem verrutschten Gelenk im rechten Bein, sah es schon etwas ulkig aus, dem Klon dabei zuzusehen. Aber Carl hatte mehr Mitleid mit BB, als sich wirklich über ihn lustig zu machen. Liebend gern hätte er ihm auch geholfen, aber seine jüngere Version bestand zunehmend mehr darauf solche Sachen auch allein zu machen. Reinreden wollte Carl ihm da auch nicht. Immerhin sah er äußerlich aus wie ein Zwanzigjähriger.
    „Wann müssen wir nochmal im Krankenhaus sein?“, fragte er den Klon und warf dann die kleine Reisetasche in den Flur, um sich ebenfalls seine dünne Jacke von der Garderobe zu holen. In den Nachrichten hatten sie gesagt, dass es kalt werden und es regnen sollte. Allerdings wusste er schon nicht mehr, ob das auf den heutigen, oder erst auf den nächsten Tag zutreffen würde. Besser Vorsicht, als Nachsicht.
    Bumblebee ließ seinen Blick über die Wanduhr schweifen, die über dem Schuhregal hing.
    Es war halb zwölf.
    „In halber Stunde“, meinte er dann. Carl nickte verstehend, dann half der dem Klon mit seinen Armen in die Jackenärmel. Wegen den Schmerzen in seinem rechten Arm, konnte er das beim besten Willen nicht allein, weshalb er sich auch bereitwillig helfen ließ.
    Die nächsten zwei Tage, ohne seine jüngere Version, würden wohl zu seiner persönlichen Hölle verkommen. Aber die Operation an dessen rechten Arm war längst überfällig. Zwar stand der Termin schon sehr lang fest, aber nun wurde es doch höchste Zeit. In den letzten Tagen seit BBs erstem Geburtstag waren die Schmerzen immer schlimmer geworden.
    „Und Carl darf nicht vergessen zu arbeiten“, meinte BB noch und sah ihn durchdringend an.
    „Stimmt, da war ja noch was.“ Carl kratzte sich am Kopf und legte die Stirn in Falten. „Wann begann meine Schicht nochmal?“ Die Frage war viel mehr an sich selbst, als an den Klon gerichtet und um es selbst zu prüfen lief er noch einmal zurück in die Küche und blickte dort auf die Pinnwand. Hier bewahrte er wirklich alle Termine auf. Und eigentlich nicht nur dort, überall in seiner Wohnung hingen Zettel und Notizen, damit er sich wichtige Dinge leichter merken konnte. Dazu kam noch Bumbelee, der ihm wie ein wandelnder Terminplaner diente. Das Lesen der Uhrzeit zum Beispiel hatte Evie ihm beigebracht, damit dieser Carl im Alltag unterstützen konnte. Noch immer konnte er sich nur wenige Sachen über längere Zeit merken, aber dank Bumblebee wurde ihm viel eingetrichtert und immer wieder gegen die Ohren geklatscht, dass er es gar nicht mehr vergessen konnte.
    „Wir sollten uns beeilen“, meinte Carl mit dem Blick auf seinen Arbeitsplan gerichtet. Halb zwei begann seine Schicht. Warum wurden die Termine aber auch immer so knapp gelegt? Die Antwort darauf war eigentlich leicht. Wenn er einen neuen Termin machte, konnte er sich meist schon nicht mehr erinnern, dass er an dem gleichen Tag schon einen hatte und dann begann immer die Rennerei.
    Carl schnappte sich die Reisetasche und schulterte sie auf der linken Seite. Mit der freien Hand zog er den Wohnungsschlüssel von seinem Haken und öffnete dann die Tür. Kurz wartete er noch, bis Bumblebee sich eine Mütze übergezogen hatte, dann schob er ihn langsam in den Hausflur und schloss die Tür ab. Den Schlüssel ließ er in seiner Jackentasche verschwinden. Sollte er vergessen, wo er ihn hingetan hatte, dann würde er ihn dort am ehesten finden.
    Sie liefen die Treppen hinunter – wobei Bumblebee vornweg hüpfte und er hinter ihm her schlich. Als er an Evies Tür vorbeikam, beschleunigte er seine Schritte jedoch ein wenig, um möglichst schnell daran vorbeizukommen. Das Letzte, das er nun brauchte, war die nervige Journalistin, die ihn erneut mit Fragen bombardieren würde, auf die er sowieso keine Antworten wusste. Er mochte Evie wirklich, aber er war auch mal froh, sie eine Zeit lang nicht zu sehen. Eigentlich hatte die Journalistin zu Beginn sogar darauf bestanden, dass er bei ihr mit einziehen sollte, aber er wollte nicht. Manchmal war es gut, von der quirligen Frau fliehen zu können und in seiner eigenen Wohnung eine entspannte Ruhe zu genießen. Nick und Ben hatten ihn dahingehend auch unterstützt.
    Nun mussten die drei Freunde ihm zwar mit seiner Wohnung unterstützen, da er mit dem wenigen Geld, das er verdiente nicht alles bezahlen konnte, aber lieber zahlte er das alles irgendwann zurück. Wobei jeder der Freunde ihm schon hunderte Male gesagt hatte, dass er ihnen nichts wiedergeben musste und sie es gern taten. Er sollte es als eine Art Wiedergutmachung sehen, für was auch immer. Aber Carl fühlte sich damit nicht wohl. Weshalb er auch versuchte mit seinem eigenen Geld über die Runden zu kommen oder Evie, Nick und Ben in ihren Wohnungen zu helfen. Nicht selten räumte er ihr Durcheinander auf, half mit dem Papierkram oder kochte er für die ganze Mannschaft. Denn wie sich herausgestellt hatte, war er ein ziemlich guter Koch und arbeitete nun auch als solcher in Bristol. Zwar war es nicht leicht gewesen, einen Arbeitgeber zu finden, der jemanden ausbildete, der geradezu nichts über sich wusste. Letztendlich durfte er jedoch in einem kleinen italienischen Restaurant anfangen.
    Seit einem halben Jahr machte er dort bereits eine Ausbildung und er war sich sicher, dass sein Chef auch zufrieden mit ihm war. Er war ein älterer und geduldiger Mensch, der es ihm auch immer wieder verzieh, dass er einige Sachen einfach vergaß, wie den Namen des Restaurants, oder den Namen seines Chefs.
    „Carl, du laufen falsch!“
    Aus seinen Gedanken gerissen, sah sich Carl um. Er stand bereits auf der Straße vor dem Mehrfamilienhaus und war im Begriff zu den Parkplätzen zu spazieren. Als er sich umdrehte, sah er jedoch Bumblebee in die andere Richtung gehen.
    Seine Kopie winkte ihm geduldig zu.
    Verstehend nickte er und holte dann zu BB auf. Der Klon hatte recht, sie fuhren mit dem Bus.
    Schließlich hatte Carl keinen Führerschein und wenn, dann konnte er sich nicht mehr daran erinnern. Weder an den Lappen, noch daran, wie man eigentlich Auto fährt. Nur war er in letzter Zeit so häufig mit Evie mitgefahren, dass ihn seine Beine schon automatisch zu deren Wagen trugen.
    „Wann kommt der Bus?“, fragte er Bumblebee, als er neben ihm stand.
    „Elfuhrvierzig.“ Er zeigte auf die kleine Einbuchtung mit dem Haltestellenschild.
    Carl nickte. Bis zum Krankenhaus waren es nur wenige Minuten, aber wegen dem stopfenden Stadtverkehr würde es dennoch knapp werden. Hoffentlich kam der Bus zumindest einmal pünktlich.

    Tatsächlich benötigte der Bus nur zwei Minuten länger, als fahrplanmäßig vorgeschrieben und so schrecklich überfüllt war er auch nicht. Was auch gut war, denn ohne Sitzplätz hätten sie sich bei der riskanten Fahrweise des Busfahrers den Hals gebrochen. Da waren die knappen Überholmanöver von Straßenschleichern noch das geringste Übel.
    Während BB die Fahrt jedoch sichtlich genoss, war Carl froh, endlich aussteigen zu können.
    „Nochmal“, rief Bumblebee erfreut aus.
    „Bitte nicht“, krächzte Carl hinter ihm nur.
    BB musste lachen, als er Carl kreidebleich hinter ihm her humpeln sah.
    „Carl, reisekrank?“
    „Nein, Carl nicht reisekrank. Aber ich habe eine Allergie gegen lebensmüde Menschen.“ Geknickt sah er dem Bus nach, wie dieser auf gefühlten zwei Rädern um die nächste Kurve ratterte.
    „Aber wir haben geschafft“, stellte Bumblebee mit einem Blick auf die Uhr fest.
    „Das ist auch das Mindeste.“
    Gemeinsam durchquerten die beiden den Vorhof des Krankenhauses, mit der kleinen Parkanlage und betraten dann die beleuchtete Eingangshalle. Der Wartebereich mit dem angrenzenden Café war bis auf zwei Menschen leer. Um diese Uhrzeit keine Seltenheit.
    Bumblebee ging schnurrstraks auf Den Empfangstresen zu und wurde auch direkt von der Dame dahinter begrüßt. Mittlerweile waren sie schon so oft hier gewesen, das die Leute im Krankenhaus sie kannten.
    Als Carl sich neben seinen künstlichen Zwilling stellte, wurde er ebenfalls freundlich von der Dunkelhaarigen angelächelt.
    „Ihr seid gerade noch rechtzeitig“, meinte sie. „So wie Sie aussehen, haben Sie mal wieder den Zwölfuhrbus genommen.“ Nun kicherte die Frau. „Dabei habe ich Ihnen doch extra einen anderen empfohlen.“
    Carl kratzte sich verlegen am Kopf. „Das muss ich wohl vergessen haben.“
    Die Empfangsdame lachte, wusste sie schließlich um seine Vergesslichkeit, und wies ihnen dann das richtige Zimmer. So sollten sie noch einmal in den Raum des behandelnden Arztes, für eine letzte Untersuchung. Carl und BB bedankten sich höflich und gingen dann durch die breiten Gänge der Klinik.

    Wenige Minuten später saßen sie auch schon im Behandlungszimmer des Doctor Martins. Dieser klärte noch einige Sachen, mit den anderen Ärzten, bevor er BB dann für die Operation bereit machen würde. Bei dem Arzt handelte es sich um einen Spezialisten im Bereich der Schönheitschirurgie. Bisher hatte dieser gute Arbeit geleistet und alles unternommen, damit BB ein einigermaßen normales Leben hatte. Natürlich war die ganze Prozedur nicht gerade billig, aber auch hier legten die Freunde immer freundlich zusammen.
    Carl saß auf einem Stuhl neben dem Bett. Bis der Chirurg zurückkam, sollte er Bumblebee etwas Trost spenden und ihm zur Seite stehen. Wobei Carl aber nicht so recht wusste, warum. BB machte nicht den Anschein, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. Fröhlich saß er auf dem Bett und baumelte mit den Füßen wie ein kleines Kind. Mittlerweile war er Krankenhäuser gewöhnt und schien kein Problem mit ihnen zu haben. Ganz anders, als Carl. In ihm hinterließen diese Gebäude jedes Mal ein beklemmendes Gefühl, als wäre er eingesperrt und könnte nicht fliehen. Ein irrsinniger Gedanke. Schließlich konnte er immer gehen, wann immer er wollte und die Leute hier waren nett. Er konnte sich nicht erklären, woran es lag. Sicher war er aber, dass es etwas mit seiner Vergangenheit zu tun hatte. Doch immer wenn er einen der anderen darauf ansprach, blockten diese völlig ab, was ihn in seinem Glauben jedoch noch mehr bekräftigte.
    „Sieht alles gut aus“, meinte Dr. Martins, als er endlich wieder ins Zimmer zurückkam. Er trug eine braune Mappe mit sich und eine junge Krankenschwester stakste ihm nach. Freundlich lächelte er Carl und BB an. „Die Werte sind alle einwandfrei und nichts spricht gegen die geplante OP.“
    Carl nickte verstehend, obwohl er keine Ahnung hatte, welche Werte nun in Ordnung waren. Er wusste nicht einmal mehr, ob man ihm erklärt hatte, welche Sachen man überhaupt noch eimal prüfen musste.
    „Wollen Sie noch warten, bis er eingeschlafen ist?“, fragte die Schwester an Carl gewandt. Sie trug eine unförmige, metallene Schüssel mit einer Spritze bei sich. Schon allein der Anblick ließ in Carl ein Schwindelgefühl Amok laufen.
    „Also … ich … “, druckste er unbeholfen herum.
    „Carl, arbeiten?“, fragte dann BB und sah ihn nachdenklich an. Überfordert begegnete Carl den Augen seines Klons. Ein anschließender Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es bereits halb Eins anzeigte. Erschrocken schlug er die Hände über dem Kopf zusammen.
    „So ein Mist, ich muss ja heute arbeiten! Wieso sagst du mir das nicht?“ Schnell schnappte er nach seiner Jacke, wuschelte dem Klon zum Abschied noch einmal durch die Haare und verabschiedete sich sporadisch von dem irritierten Arzt und der Krankenschwester. Dann lief er hektisch aus dem Zimmer. Hinter sich hörte er noch BBs Stimme ein „Hab ich doch“ murmeln. Dann rannte er aber auch schon den Gang zurück in die Eingangshalle. Eilig winkte er noch der Dame am Empfang und verließ dann das Krankenhaus.
    Wenn er sich beeilte, dann wäre er noch rechtzeitig. Es war nicht so, als hätte er keine Zeit mehr, seine Schicht begann erst in einer guten Stunde, aber bis zu seinem Arbeitsplatz musste er einmal die halbe Stadt kreuzen. Mit dem Auto sicher kein Problem, aber zu Fuß oder mit dem Bus schon fast ein Zaubertrick.

  • Tatsächlich benötigte der Bus nur zwei Minuten länger, als fahrpanmäßig(fahrplanmäßig) vorgeschrieben und so schrecklich überfüllt war er auch nicht

    Bis zum Krankenhaus waren es nur wenige Minuten, aber wegen dem stopfenden(stoppenden) Stadtverkehr würde es dennoch knapp werden

    Ein schöner abschnitt der sehr gut darstellt wie leicht Carl etwas vergisst und BB zu seiner Stütze im Alltag geworden ist, ebenso wie Carl seinem Klon behilflich ist. Der Abschnitt gefällt mir sehr gut und ich habe nichts weite rauszusetzten und freue mich schon auf einen weiteren Part den ich von euch beiden zu lesen bekommen werde :D

    LG
    Kisa

  • @Kisa Gut dass du hier was gepostet hast =O
    hätte beinahe vergessen meinen teil zu posten ... bitte sehr :D

    London, Industriepark West

    Ihr Atem ging stoßweise. Schweiß lief ihr in Strömen das Gesicht hinab und brannte in den Augen, doch sie konnte ihn nicht abwischen. Ihr blondes Haar klebte nass und verfilzt an ihrem Kopf, die blauen Augen starrten den Schatten an, der sie an den Stuhl gefesselt und ihr den grobmaschigen Leinensack über den Kopf gezogen hatte.
    Sie wollte schreien, doch der schmutzige Lappen in ihrem Mund rutschte tiefer hinein und der Versuch endete in einem Würgen. Ihre Augen wollten weinen, doch ihre Tränen waren schon längst versiegt. Hoffnungslosigkeit hatte sich breit gemacht und sie hatte sich damit abgefunden ihren geliebten Mann und ihre kleine Tochter nie wieder zu sehen. Erinnerungen durchfluteten sie und hinterließen bittere Traurigkeit. Ein ersticktes Schluchzen stahl sich über ihre Lippen und wurde sofort mit einem harten Faustschlag quittiert. Sie spürte wie ihre Lippe aufplatzte, wagte jedoch nicht erneut einen Laut von sich zu geben. Zu gern hätte sie den Mann gefragt, was er wollte, aber bist jetzt hatte er noch kein Wort gesagt.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen ertönte seine Stimme. Sie klang rau und sandig, so wie nicht oft benutzt. "Jetzt wirst du bezahlen!"
    Für was?, durchfuhr es sie. Sie hatte doch bloß ihr stinknormales Leben in einem stinknormalen londoner Reihenhaus geführt!
    Sie fühlte wie er hinter sie trat und ihren Kopf nach oben bog, um ihren Hals freizulegen. Ihre Atmung beschleunigte sich. Gott steh mir bei!
    Dann berührte kalter Stahl ihre Kehle und kreischender Schmerz durchfuhr sie, als das Messer durch ihren Hals glitt und Speise- und Luftröhre durchtrennte. Massen von Blut verließen ihren Körper, spritzten ihre Kleider voll. Panisch versuchte sie zu atmen, ihre Lungen mit Sauerstoff zu füllen, doch sie gurgelte nur noch Blut, dass aus ihrem geöffneten Mund quoll.
    Entsetzt merkte sie, wie Kälte ihre Glieder ergriff. Sam!, schrie sie in Gedanken ein letztes Mal den Namen ihres Mannes, ehe gnädige Schwärze sie von ihren Qualen erlöste.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald