Ein dunkler Stern

Es gibt 22 Antworten in diesem Thema, welches 7.632 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (9. Mai 2018 um 20:10) ist von Tariq.

  • So hatte er sich das nie vorgestellt. All die Jahre, die er sich gewünscht hatte, etwas besonderes möge ihm passieren, hatte er nie für möglich gehalten, dass seine Wünsche wirklich wahr wurden. Und dann war es passiert und nichts wahr so wie er es sich vorgestellt hatte. Zitternd presste sich Jain an die Steinwand, die sich kalt an seinen Rücken presste. Trommelschlag fuhr durch die Höhlen. Trommeln im Takt eines Herzens. Bumm-Bumm. Bumm-bumm. Bumm-bumm. Seines Herzens. Und mit jedem Schlag kamen sie näher. In einem verzweifelten Aufbäumen drückte er sich von der Wand ab und rannte in die entgegengesetzte Richtung. Immer von dem Lärm davon und doch kam er näher und näher. Fackeln rauschten in seinen Augenwinkeln vorbei. Nur Lichtfetzen in einer verschwommenen Welt. Er stolperte um Ecken, rannte Treppen hinauf, hinab und bog an Kreuzungen in eine zufällige Richtung ab. Die Trommeln wurden immer lauter. Nichts vermochte sie aufzuhalten. Oder von seiner Fährte abzulenken. Vor ihm tauchte eine Tür auf. Er öffnete sie und durchquerte sie. Vor ihm tat sich ein Raum auf. Ein runder, in dessen Mitte ein Tisch stand und an dessen Wänden Rüstungen aufgereiht waren. Er hatte keine anderen Türen, keine Fenster, kein Entkommen. Zurück konnte er nicht mehr. Die Trommeln waren zu nahe. Egal! Irgendwann würden sie ihn sowieso einholen. In hoffnungsloser Entschlossenheit griff er nach einem der Schwerter, das die Rüstungen vor sich hielten, beide Panzerhandschuhe um den Knauf gelegt. Es war viel zu schwer. Er konnte es kaum heben. Ein Klirren ertönte, als es zu Boden fiel. Auf dem Tisch in der Mitte lag ein langes Messer. Die Klinge glänzte im Fackellicht. Der Griff aus Eisen fühlte sich wärmer an, als er es für möglich gehalten hätte. Bei Metall. Sein Atem zitterte, als er sich der Tür zu wandte. Er schloss die Augen und atmete tief ein und aus. Musste ruhiger werden. Bumm-bumm. Bumm...bumm. Bumm......bumm. Das Trommeln verlangsamte sich. Sein Herz schlug weniger hektisch. Bumm.........bumm. Die Tür flog auf. Licht brandete hinein.


    Was würdet ihr sagen, wenn ihr hört, dass all die Legenden, die Erzählungen, die Mythen mehr als nur Märchen sind. Dass all die fantastischen Geschichten wie Schatten zwischen uns liegen. Verborgen für die, die verdammt dazu sind sie übersehen. Und doch können sie jeden von uns umfangen. Jederzeit. An jedem Ort. Ihr würdet gar nichts sagen. Ihr würdet lachen. Und ich hätte mit euch gelacht. Damals.

    Jain stand in seinem Zimmer. Er könnte stattdessen so viel anderes tun. Hier und jetzt. Etwas für die Schule, sich über seine Zukunft Gedanken machen. Oder Freunde anrufen, Ablenkung suchen. Doch er stand nur da und starrte unmotiviert auf eine der Wände ohne sie wirklich anzusehen. Er könnte dies alles machen. Dasselbe wie jeden Tag. Sein Leben leben. Ein langweiliges und gewöhnliches Leben. Wieso könnte stattdessen nicht einfach etwas nicht alltägliches Geschehen. Einmal. Nur ein einziges Mal.
    Mit einem Ruck riss er sich los. Das war albern. Für Zweifel an seinem Leben würde er in der Midlife-Crisis noch genug Zeit haben. Statt gegen die Wand zu starren drehte er den Kopf und blickte in sein eigenes Spiegelbild. Ein Gesicht wie jedes anderes, braune Haare wie circa 90% der Weltbevölkerung. Ein Körper, der keinerlei Auffälligkeiten aufwies. Niemand der lange im Gedächtnis blieb. Es kostete ihn wesentlich weniger Kraft sich von diesem Bild zu lösen und er ging durch die Tür. Hinaus aus seinem Zimmer. Die Stufen der Treppe hinunter in den Flur knarzten. "Willst du noch weg", fragte eine Stimme gedämpft von einer weiteren Tür. Sie öffnete sich und hinter einer zierlichen Frau mit schwarzen Haaren und einem sorgenvollen Lächeln war für kurze Zeit ein blauer Holzboden und ein massiver Esszimmertisch aus Eiche zu sehen. Dann schloss sich die Tür wieder. "Ja Mama", antwortete Jain und verdrehte die Augen, "Ich treff mich mit ein paar Freunden in der Stadt. Keine Ahnung, ob ich heute noch nach Hause komme." Er zog seine Schuhe unter der Heizung hervor, wo sie zum Aufwärmen gestanden hatten, und zog sie an. "Fahr vorsichtig", verlangte seine Mutter, "Und ruf an, wenn du da bist und wenn du weißt, wo du schläfst." Jain nahm seine graue Winterjacke vom Kleiderhaken und zog sie über. Draußen lag Schnee und es waren bestimmt Minusgrade. "Mach ich doch immer", behauptete er mit einem Grinsen. "Schön wärs", konterte seine Mutter. "Mach dir nicht immer so viele Sorgen", riet er ihr und trat durch die Haustür nach draußen. Augenblicklich stieg sein Atem in grauen Wolken empor. "Ich hab dich lieb. Bis bald", rief er ihr noch zu bevor die Tür zurück in ihr Schloss fiel. Vorsichtig überquerte er den Gehweg bis hin zum Bordstein. Mit dem Schnee kam meist das Eis. Ein metallischen Klackern ertönte, als er seinen Autoschlüssel betätigte. Wenigstens war seine Scheibe nicht vereist. Das hätte ihm jetzt gerade noch gefehlt.

    Die Straßen waren frei, da kaum jemand Lust hatte bei dem Wetter zu fahren. Dabei war der Asphalt frisch gestreut und ganz und gar nicht glatt. Aber dies war definitiv ein Pluspunkt für diesen überaus langweiligen Tag. Er konnte es nicht leiden auf andere Autofahrer zu warten, die mit dreißig durch Fünfzigerzonen schlichen. Mit der Zeit wandelten sich die eintönigen Siedlungen der Vororte in die ebenso individuellen Blöcke aus grauen Hochhäusern. In einer etwas abgelegeneren Straße, die sich das Finanzzentrum noch nicht einverleibt hatte, hielt er sein Auto in einem völlig zugeparkten Parkverbotsbereich an - hier verirrte sich sowieso niemals ein Kontrolleur hin - und stieg aus. Mittlerweile war es dunkel geworden und die Straßenlaternen mussten ihr unstetes spärliches Licht spenden, doch auch hier knirschte der Schnee unter seinen Füßen. Und das im März. Er stapfte über die Straße hinweg auf einen Kellereingang zu. Aus den in Schächten gelegenen Fenstern drang gedämpft Rockmusik hervor. Es war ein kleiner Club. Mehr ein Treff, fast schon ein Verein. Hier kannte jeder jeden, da sich selten Neulinge an so einen Ort verschlugen. Die relative Intimität der Gruppe war Jain immer noch lieber, als die anonyme Masse in den gewöhnlichen Diskos oder Bars. Zum Glück ging es den meisten Freunden, die er hatte, genauso und niemand schleifte ihn in irgendeine überfüllte Technohöhle. Vor ihm trat ein in einen schwarzen Mantel verhüllter Mann aus einem Hinterhof. Sein Blick fiel auf ihn und Jain hatte das Gefühl, als ob er einen Moment dort verharrte, doch als er ihn erwidern wollte, wich der Mann ihm sofort aus und sah stattdessen auf einen Punkt hinter ihm. Jain ließ sich nichts anmerken und grüßte ihn trotzdem freundlich, auch wenn er keine Antwort zurückbekam. Das passierte ihm ständig. Die Menschen starrten ihn an, als irritierte sie irgendetwas an ihm und taten dann immer so, als sei nichts gewesen. Früher hatte er sich immer vorgestellt, sie hätten einen bestimmten Grund dazu, doch vermutlich wurde er einfach nur paranoid. Er ging die Treppe zu dem Kellereingang hinunter und griff nach dem Türgriff. Bevor seine Fingerspitzen noch das vermutlich eiskalte Metall berührten, wurde er plötzlich von einem Schwindel überrannt. Schmerz entbrannte in seinem Kopf mit einem Mal und so selbtsverständlich, als wäre er schon immer dort gewesen. Er kniff die Augen zusammen und zog seine Hand zurück um ihre Finger auf seine rechte Schläfe zu legen, während er dasselbe mit den Fingern der linken Hand auf der anderen Schläfe tat. Vor seinen geschlossenen Augenliedern tanzten Sterne. Dann war plötzlich alles vorbei. Er nahm die Hände herunter und öffnete die Augen. Sonnenlicht umflutete ihn.


    Ich dachte mir die Zeit ist reif für einen neuen Schreibversuch. Ich weiß noch nicht, ob und wie regelmäßig ich die Geschichte fortführen werde, aber ich hatte einfach mal wieder Lust dazu. Sie entstand aus einer ganz spontanen Idee. Die Geschichte ist um dies vornweg zu nehmen ganz bewusst im Urban Fantasy Bereich gepostet und nicht im Dark Fantasy Bereich, wo manche sie ihrem Beginn nach möglicherweise einordnen würden, da ihre eventuelle Fortführung mit Sicherheit eher in ersteres Genre passen wird.
    Desweiteren wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen.

    LG TiKa

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

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    All die Jahre, die er sich gewünscht hatte, etwas besonderes möge ihm passieren,

    groß

    Schmerz entbrannte in seinem Kopf mit einem Mal und so selbtsverständlich, als wäre er schon immer dort gewesen.

    selbstverständlich

    Vor seinen geschlossenen Augenliedern tanzten Sterne.

    Augenlidern


    Ansonsten würden dem ersten Teil deiner Geschichte noch ein paar Absätze nicht schaden.
    Bei der wörtlichen Rede zum Beispiel. Wenn eine neue Person spricht, dann mit der Rede eine neue Zeile beginnen. Das macht es etwas übersichtlicher und leichter dem Gespräch zu folgen. ;)


    Auch, wenn mich der Anfang etwas verwirrt hat, finde ich den Einstieg gut gelungen. Der erste Abschnitt ist wirklich energiegeladen und schon in den wenigen Zeilen hast du eine spitzen Spannung erzeugt. Ich will wissen, was ihn da verfolgt. 8o
    Dann war ich kurz etwas irritiert, als es an einer anderen Stelle weiterging. Aber ich nehme an, dass ist die Vergangenheit des Protas?
    Auch das ist verständlich geschildert und gut an den Mann gebracht.
    Du hast mich mit dem Anfang auf jeden Fall neugierig auf den weiteren Verlauf der Geschichte gemacht. ;)

    LG, Kyelia



    Wenn es ein Buch gibt, das du wirklich lesen willst, aber das noch nicht geschrieben wurde, dann musst du es selbst schreiben.
    - Toni Morrison -

  • @Kyelia Vielen Dank für die konstruktive Kritik und die lobenden Worte ^^ . Ich werde mir deine Vorschläge demnächst zu Herzen nehmen und den ursprünglichen Post verbessern, doch hier ist erstmal ein zweiter Teil. Er ist aufgrund der späten Stunde recht experimentiell, ich hoffe etwaige Leser haben trotzdem Spaß daran ihn zu lesen.

    LG TiKa

    Verwirrt sah Jain sich um. Er stand in einem Gang. Einem Gang mit Steinwänden, Steinboden und Öffnungen auf seiner rechten Seite, die wie Schießscharten wirkten. Die Decke war mit einem farbigem Mosaik verziert, welches jedoch kein rechtes Bild ergeben mochte. Es sah aus wie im Inneren einer mittelalterlichen Burg. Ja, sogar Fackelhalter säumten die Wände und in ihnen steckten echte Fackeln, die jedoch nicht entzündet waren. Wieso auch? Das Licht, das durch die Schießscharten schien war hell genug. Was machte er hier? Und viel wichtiger: Wie war er hier hergekommen. Fest stand, dass er gerade einen ziemlichen Blackout hatte. Vielleicht hatte er gestern Abend zuviel getrunken. Das würde die Gedächtnislücke erklären. Aber er war mit dem Auto dagewesen. Und außerdem hatte er keinen Kater. Vorsichtig ging er ein paar Schritte. Kein Schwindel. Nur das Hallen seiner Schuhe auf dem Stein, das ihn allerdings zusammenzucken ließ. "Reiß dich
    zusammen", sagte er sich selbst, "Du musst Ruhe bewahren. Für das ganze gibt es mit Sicherheit eine vernünftige Erklärung." Wenn das hier wirklich irgendeine Burg war, dann musste es eine sein, die man besichtigen konnte. Mal ganz abgesehen davon, wieso sie an einem Samstagmittag irgendeine Burg besichtigten, war seine Familie also vermutlich nicht allzu weit. Am liebsten hätte er gerufen, aber er wusste nicht wie er ihnen das ganze erklären sollte. Er konnte ihnen ja kaum erzählen, was wirklich los war. Vermutlich würde er binnen Minuten im einem Krankenhausbett enden.
    Entschlossen, sich nichts anmerken zu lassen, ging er den Gang hinab und bog bei der erstbesten Gelegenheit ab. Er hätte erwartet auf eine Touristentraube zu stoßen, doch vor ihm war erneut niemand zu sehen. Statt der Schießscharten zierten nun Türen die Wände und da diese nur unzureichend für Beleuchtung sorgen konnten, brannten hier die Fackeln. Wieso hängte man nicht einfach ein paar Glühbirnen auf? Das würde jede Menge Arbeit ersparen. Mit einem Stirnrunzeln ging er weiter. Mittlerweile kam ihm das ganze dann doch seltsam vor. Das hieß noch seltsamer, als die Lage ohnehin schon schien. In einem Film wäre er vermutlich in die Vergangenheit gereist oder in einer anderen Realität, aber das hier war kein verdammter Film. Plötzlich öffnete sich direkt vor ihm eine der Türen und Jain konnte gerade noch stehen bleiben, bevor er dagegen stieß. Die Tür schloss sich wieder und ein Mädchen kam zum Vorschein. Sie war etwa einen Handbreit kleiner als er, hatte dunkelbraunes Haar, das ihr in Locken auf die Schultern fiel und grüne Augen, die ihn überrascht fixierten. Außerdem war sie etwa in seinem Alter und trug aus irgendeinem Grund eine weiße Toga. Vielleicht war sie Angestellte und das war die Arbeitskleidung. Echte Fackeln, authentische Kleidung. Aber waren Togen nicht eher antik? Egal welche Epoche sie darstellen mochte, sie brach mit heller Stimme, kaum dass sie ihn gesehen hatte, in Lachen aus.
    "Was ist?", fragte Jain etwas gekränkt. Da begegnete er endlich einer Menschenseele, die ihm vielleicht helfen konnte, und da hatte diese Menschenseele nichts besseres zu tun als ihn auszulachen.
    "Deine Kleidung", prustete sie. Verdattert sah Jain an sich herab. Er trug dasselbe wie gestern Abend. Eine graue Jacke und eine blaue Jeans. Nicht gerade die farblich modische Kombination, aber immer noch gewöhnlicher als ein Bettlaken.
    "Ja, in Ordnung", gab er zurückhaltend von sich. Er konnte sich nicht leisten beleidigt zu sein. Immerhin könnte sie ihm vielleicht wirklich helfen.
    "Ich suche meine Familie. Gibt es irgendeine Führung hier, oder so etwas?" Ihr Lachen klang ab und stattdessen musterte sie ihn als hätte er etwas seltsames gesagt.
    "Hier gibt es keine Familien. Das ist die Universität", behauptete sie und runzelte misstrauisch die Stirn, "Wieso weißt du das nicht. Wer bist du überhaupt?" Eine Schule? Hatten ihn seine Eltern auf ein Internat gesteckt? Ein Internat in dem die Schuluniform aus Togen bestand. Wie viel hatte er eigentlich eigentlich.
    "Hör zu", redete er auf sie ein, "Ich will ehrlich sein. Ich habe keine Ahnung, was ich hier mache. Hier muss irgendein Missverständnis vorliegen. Wo ist diese Schule überhaupt? Noch in Bayern?" Jetzt schien sie ebenso verwirrt zu sein wie er. Nun ja fast so verwirrt.
    "Bayern?", fragte sie, "Den Namen habe ich noch nie gehört. Wir sind hier an der Westküste." Westküste?
    "Meinst du die Westküste in den USA? Wir sind nicht einmal in Deutschland", erwiderte er vollends verzweifelt. Seine Eltern schuldeten ihm aber eine gewaltige Erklärung. Wenn er es auch zuvor geschafft hatte seine Panik zurückzuhalten. Jede Barriere konnte brechen. Was wenn das doch nicht nur ein Blackout war. Vielleicht hatte er ja eine multiple Persönlichkeit. Er hatte Geschichten über solche Menschen gehört, in denen sich zwei Bewusstsein um die Vorherrschaft stritten und das jeweils andere an Orten erwachen ließ, zu welches dieses nie gegangen war. Das Mädchen schien seine Verzweiflung zumindest zum Teil zu teilen. Sie machte einen Schritt zurück, als wolle sie Abstand zwischen sich und ihn bringen und starrte ihn an als wäre er vollends durchgedreht. Dabei war sie doch hier die Verrückte.
    "Du redest wirr", versicherte sie ihm, "Ich werde dich jetzt zu den Drekanen bringen. Die werden dir bestimmt helfen können."
    "Ich bin mir sicher es heißt Dekane", verbesserte er sie, erhob jedoch keinerlei Widerspruch. Vielleicht konnten die ihm erklären was hier los war. Oder sie hätten zumindest ein Telefon. Ein Telefon. Er tastete in seiner Hosentasche nach seinem Handy und atmete erleichtert auf, als seine Hand auf das Plastik traf. Aber wieso sollte er auch kein Handy dabei haben. Immerhin waren sie im 21. Jahrhundert und nicht im Mittelalter oder der Antike. Seine Finger betätigten den Powerbutton und der Bildschirm flammte auf. Er betrachtete es einen Moment regungslos und hätte das Gerät am liebsten sofort auf den Boden gepfeffert. "Kein Netz", stand deutlich in der rechten oberen Ecke. Das war ja klar gewesen. Wenigstens gab er so nicht ein Vermögen für Auslandsgespräche aus.
    "Was ist das", fragte das Mädchen und Interesse mischte sich in das Misstrauen. Unter anderen Umständen wäre die Frage "Was ein Handy war?" das seltsamste, was ihm an diesem Tag passiert wäre, aber jetzt war es ihm nicht einmal einen überraschten Blick aus.
    "Nichts", antwortete er und wollte es schon wieder in seine Tasche gleiten lassen, als sein Blick an dem Datum hängen blieb. 25. Januar 2016. Derselbe Tag wie er gestern eigentlich hätte gewesen sein sollen. Und laut seinem Handy war es auch 11:12 Uhr. 12 min nachdem er auf der Straße gestanden hatte und dann plötzlich hier gewesen war.
    "Dann komm", entschied das Mädchen und riss ihn damit aus der Erstarrung. Sie wandte ihm den Rücken zu um einfach wegzugehen. Ob er ihr nun folgte oder nicht. Nach kurzem Zögern ließ er sein Handy tatsächlich in der Tasche verschwinden und rannte dem Mädchen hinterher, bis er sie eingeholt hatte. Was blieb ihm auch anderes übrig.
    Sie führte ihn durch weitere Gänge, die alle den vorigen ähnelten. Nur anderen Menschen begegneten sie nicht. Wenn das hier eine Schule war, wo waren dann die Schüler? Er behielt diese Frage jedoch für sich. Vermutlich würde sie ihm doch nur wieder mit etwas unverständlichem antworten, was sie dagegen für das offensichtlichste der Welt hielt. "Komische Menschen diese Amerikaner", dachte er, "Und wieso spricht sie eigentlich kein Englisch." Er legte diese Frage zu dem sich immer weiter auftürmenden Stapel in seinem Hinterkopf. Eine Antwort würde er bestimmt nicht so schnell bekommen.
    "Vielleicht ist das alles ja ein Streich", überlegte er, "Auch wenn das alles verdammt viel Aufwand für einen Witz wäre." Das Labyrinth aus gleichen Gängen wich einem ähnlichen wie dem, in welchem Jain aufgewacht war - er hatte keine Ahnung wie er es sonst nennen sollte - . Auch hier wich das Fackellicht dem Sonnenlicht. Nur das hier große Fenster und keine Schießscharten für dessen Einlass verantwortlich waren. Draußen konnte man grasbewachsene Hügel sehen, die immer wieder mit Wäldern durchsetzt waren. Die Landschaft passte eher zu Schottland oder Irland als zu Amerika. Doch viel unerwarteter als so eine Landschaft, war das Spektakel, dass sich Jain am Himmel bot. Auch wenn seine Augen brannten und zu tränen begannen, er vermochte sie nicht von dem Bild, das sich ihm bot, zu nehmen. Zwischen weißen Wolken an dem strahlenden Blau leuchteten zwei Sonnen.
    "Ein schöner Ausblick nicht?", fragte das Mädchen, welches stehen geblieben war. Sie schien sich nicht im mindesten an dem Anblick zu stören.
    "Was ist los?", setzte sie nach, als er ihr nicht antwortete. Er wendete den Kopf und starrte sie entgeistert an. Zwei Lichtpunkte schwebten vor ihm, nicht wie normalerweise einer, wenn man in die Sonne starrte. Mit Blinzeln versuchte er seine durch die Tränenflüssigkeit verschwommene Sicht zu klären.
    "Da sind... da sind...", versuchte er zu sagen, brach dann jedoch ab als die Welt sich zu drehen begann. Der Schock? Schmerz durchflammte seinen Kopf. Das kannte er doch schon. Schwärze umgab ihn.
    Er taumelte zurück und stolperte dabei beinahe über die Treppenstufe hinter ihm.

    Edit: Orientierungslos sah er um sich. Der steinerne Gang war verschwunden, stattdessen befand er sich wieder direkt vor der Tür, seine Hände lagen wieder auf den Schläfen und sein Atem warf wieder kleine Nebelwölkchen. Hinter ihm erblickte er den noch immer inmitten der Straße dastehenden Mann, der sich zu ihm gedreht hatte und ihn ansah. Kaum, dass Jain ihn entdeckt hatte wandte sich der Mann wieder ab und verschwand mit schnellen Schritten aus seinem Blickfeld. Als wäre ihm sein Starren peinlich gewesen. Jain atmete tief durch. Was er gesehen hatte, konnte nicht war sein. Alles nur Einbildung. Er wartete bis sich sein Herzschlag beruhigt hatte, bevor er die Hand wieder zum Türgriff führte. Was auch immer das eben gewesen war, er wollte es vergessen. Vielleicht würde eine Cola wenigstens die Kopfschmerzen vertreiben. Das wäre immerhin ein Anfang.

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von TiKa

    Wie viel hatte er eigentlich eigentlich.<br style="font-size: 13.6073px; line-height: 19.5px; background-color: rgb(244, 217, 167);">

    da fehlt doch etwas.

    Also ist der Gute an einem komplett fremden Ort erwacht. Wirklich unheimlich. :hmm:
    Seine verwirrten Gedanken hast du sehr schön dargestellt. Dass er nicht mehr so ganz in seiner Welt sein kann, merkt man an den zwei Sonnen, aber ich bin dennoch mal gespannt wo er jetzt steckt. ^^

    LG, Kyelia

  • All die Jahre, die er sich gewünscht hatte, etwas besonderes möge ihm passieren, hatte er nie für möglich gehalten, dass seine Wünsche wirklich wahr wurden.

    werden würden/könnten

    ich kann mich Kye nur anschließen.
    Super Einstieg, ist dir echt gut gelungen :)
    Der Sprung zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist echt super :D

    Ich möchte auf jeden Fall auch wissen wie es weiter geht :stick:

    PS. Ich führe meine Geschichten nie fort, also ist unregelmäßig schon mal ne Steigerung ^^ ich warte geduldig ... ( :stick: )

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Guten Morgen :)
    war gar nicht so leicht einen interessanten Text zu finden, dessen Thread noch nicht durch etliche Antworten und Fortsetzungen aufgebläht worden ist. Das ist leicht überfordernd wenn man sich einlesen will, wenn nicht sogar abschreckend^^. Gut das deine Geschichte diesbezüglich noch in den Kinderschuhen steckt;)
    Dein Epilog hat mir gut gefallen. Der Einstieg reißt den Leser sofort mit und sorgt für eine angenehme Spannung. Besonders das Herzklopfen gefällt mir in dem Zusammenhang sehr gut. Auch der Gedankengang Jains passt zudem Ablauf. Die ersten Sätze sind gut gewählt. Ich mag die Erzählform gerne. Hier stört nur das Zwischenspiel. Der "was würdet ihr sagen..." Teil. Meiner Meinung nach an dieser Stelle überflüssig. Der Gedankensprung gehört eher auf den Buchdeckel. Zudem schwächt er den Sprung in die Gegenwart/Vergangenheit ab.
    Der Hauptteil beginnt mit der Einführung des Charakters. Der unzufriedene Tennager steht in seinem Zimmer rum und glotzt die Wand an. Guter Einstieg. Mein erster Gedanke zu seiner Person war, wie langweilig gewöhnlich er doch ist:D Das einzige was mir hier nicht gefällt, ist der Vergleich mit 90% der Weltbevölkerung. Für mich wirkt das nicht Selbstironisch, fals das deine Absicht war, sondern mehr aus dem Zusammenhang gerissen weil offensichtlich falsch. Stattdessen würde ich die eigene Beschreibung mit einem "Gewöhnlich" schließen. Vielleicht so: "... der lange im Gedächtnis blieb. Schlichtweg gewöhnlich. Er seufzte. Es kostete ihn..."
    Den darauffolgenden Ausflug hast du kurz und gut abgehandelt. Mir gefällt wie du den Schnee in deinen Text einbaust. Ich habe sogar Jains Schritte auf den Gehsteig gehört:) Zudem steht das leicht ironische Gedankenspiel deine Handlung gut zu Gesicht und lässt den Jungen schön lebendig wirken. Die Szene inder Jain dem Mann aus dem Hinterhof begegnet, finde ich hingegen unnötig breit getreten. Da deine Hauptfigur, diese seltsame Aufmerksamkeit ja schon gewohnt ist (jetzt fällt mir gerade auf das sich das irgendwie, mit seiner Einstellung durchschnittlich zu sein, beißt^^ Schließlich fällt ihm das ja schon sein ganzes Leben auf), kann ich mir nicht vorstellen, dass er soviel Gedanken dazu verschwendet. Das ist die Erklärung für den Leser, die er aber, wie ich finde, zu diesem Zeitpunkt nicht braucht. Das Nachsinnen über die Aufmerksamkeit des Gewöhnlichen, passt mehr zu einem späteren Teil. Wenn Jain versucht eine Erklärung für das Geschehene zu finden.

    Der zweite Teil beginnt klassisch. Jain befindet sich offensichtlich in keinem Club mehr sondern in einem "Gang". Hier nur am Rande. Das Wort "Gang", finde ich persönlich derart nichtssagend, dass ich versuche es aus meinem Wortschatz zu verbannen^^ Es gibt viel schönere Synoyme. Korridor, Tunnel, Galerie, Flur ect... Das ist keine Kritk, nur mein Empfinden. Genug davon...^^
    Jain zeigt sich hier abgebrüht. Statt panisch drucheinander, wirkt er allenfalls milde überrascht. Scheint öfter zu passieren das er einen Blackout hat, der mit dem Griff nach einer Türklinke beginnt. Und das weiß er so genau, dass er sich sogar noch an die Uhrzeit in seinem Handy erinnert. Dafür das es so plötzlich war, zumindest für den Leser, ist er nicht panisch genug. Auch nachdem er festgestellt hat, dass er sich nicht mehr in Bayern aufhält. Das mit der Sprache wäre mir übrigens zuerst aufgefallen:p Stellt sich die Frage warum eigentlich immer alle deutsch können^^:D Sprachbarrieren wären interessant... Ich schweife ab^^
    Jedenfalls wirkt auch das Mädchen wenig überrascht durch sein Auftauchen und die komische Kleidung. Was aber verschiedene Gründe haben kann;) Die Überraschung ist dir mit den zwei Sonnen aber auch jeden Fall gelungen. Hier wirkt Jain zum ersten Mal echt überfordert und seine Selbstbeherrschung fällt zusammen. Gefällt.

    Deine Geschichte gefällt mir bis hierhin recht gut. Ich mag Jain und auch deinem Schreibstil ist leicht zu folgen. Inhaltliche Längen gibt es nicht. Deine Handlung schreitet flott vorran und ist nicht langweilig. Rechtschreibfehler und andere gramatikalische Auffälligkeiten sind selten und nicht erwähnenswert;)

    Conquisator

  • Hey @Conquisator und @Miri
    Danke für die Kommentare. Es freut mich sehr, dass dir mein Anfang gefällt. Auch die Kritik, die Conquisator übt ist berechtigt. Einiges habe ich beim Schreiben tatsächlich nicht bedacht. Ich werde versuchen in Zukunft mehr Rücksicht auf die geäußerten Punkte zu nehmen und werde eventuell auch das bereits geschriebene nochmal unter die Lupe nehmen. Danke für diesen Blickwinkel. Ich hoffe ihr beide werdet die Geschichte auch in Zukunft weiter verfolgen. Ich werde mir vermutlich spätestens am Wochenende mal etwas Zeit für einen längeren Teil nehmen. Vielleicht auch früher.

    LG Tika

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

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    Vor ihm tauchte eine Tür auf. Er öffnete sie und durchquerte sie. Vor ihm tat sich ein Raum auf.

    Vor ihm tauchte auf - vor ihm tat sich auf. Das klingt nach Wiederholung.

    Der Griff aus Eisen fühlte sich wärmer an, als er es für möglich gehalten hätte. Bei Metall.

    Das klingt komisch, vielleicht lieber "als er es bei Metall für möglich gehalten hätte"

    Dass all die fantastischen Geschichten wie Schatten zwischen uns liegen.

    Das klingt wunderbar!

    Niemand KOMMA der lange im Gedächtnis blieb.

    Mittlerweile war es dunkel geworden und die Straßenlaternen mussten ihr unstetes spärliches Licht spenden, doch auch hier knirschte der Schnee unter seinen Füßen.

    Das klingt, als würde hier Schnee liegen, obwohl es dunkel war... ?( Das eine erschließt sich mir nicht aus dem anderen

    Er kniff die Augen zusammen und zog seine Hand zurück KOMMA um ihre Finger auf seine rechte Schläfe zu legen,

    Ich weiß, du beziehst dich mit "ihre" auf die Hand, aber ich denke, mit "seine Finger" klingt es trotzdem besser.

    Das Licht, das durch die Schießscharten schien KOMMA war hell genug.

    Und viel wichtiger: Wie war er hier hergekommen FRAGEZEICHEN

    Sie war etwa einen Handbreit kleiner als er

    Ich glaube nicht, dass man einen so minimalen Unterschied mit dem bloßen Augen sehen kann. Meine Hand ist z.B. nichtmal 3cm breit, da würde man eher von einem gleichgroß denken.

    Er konnte ES sich nicht leisten beleidigt zu sein

    Wieso weißt du das nicht FRAGEZEICHEN

    Wie viel hatte er eigentlich eigentlich FRAGEZEICHEN

    Unter anderen Umständen wäre die Frage "Was ein Handy war?" das seltsamste,

    Hier musst du entweder die wörtliche Rede weg machen oder aber es zu einer richtigen umschreiben. Also sie exakt zitieren oder die Anführungsszeichen weg.

    war gar nicht so leicht einen interessanten Text zu finden, dessen Thread noch nicht durch etliche Antworten und Fortsetzungen aufgebläht worden ist. Das ist leicht überfordernd wenn man sich einlesen will, wenn nicht sogar abschreckend^^. Gut das deine Geschichte diesbezüglich noch in den Kinderschuhen steckt;)

    Genau das!

    Mir gefällt deine Geschichte bis jetzt wahnsinnig gut. Hier und da musst du noch mehr auf interpunktion (vor allem Komma und Fragezeichen ;)) Acht geben, ansonsten bist du sehr sicher, was sich schön lesen lässt.

    Was mich genau wie @Conquisator gestört hat, ist seine Reaktion, als er urplötzlich an einem völlig fremden Ort "erwacht". Mein erster Gedanke wäre nicht "Oh, anscheinend habe ich einen Blackout und besichtige grade mit meiner Familie eine Burg" sondern "WAS ZUR HÖLLE OH MEIN GOTT HILFE DREH ICH DURCH WAS MACH ICH WO BIN ICH AAAAAAAAAAAAAAAH". ^^ Auch seine folgenden Erklärungsversuche wirken sehr unrealistisch, hier kannst du ruhig mehr Panik und Unsicherheit einbauen.
    Die Reaktion vom Mädchen ist zwar auch sehr abgeschwächt, aber noch eher zu verstehen - sie kann ihn ja auch einfach für einen komischen Kautz mit fragwürdigen Kleidungsstil halten.

    Ansonsten bin ich begeistert und warte gespannt auf den nächsten Teil!

    Sometimes, you read a book and it fills you with this weird evangelical zeal, and you become convinced that the shattered world will never be put back together unless and until all living humans read the book.

  • In Stahl und Blut
    Und in Feuer geboren
    Ist die innige Glut
    Zu Eise gefroren

    "Alles klar", fragte Steffen, Jains bester Freund.
    "Ja, logisch", antwortete Jain kurz angebunden und nippte an seiner Cola um eine Entschuldigung zu haben nicht sprechen zu müssen. Eigentlich hatte er sich hier mit seinen Freunden verabredet um ein wenig zu entspannen und seinen langweiligen Alltag zu vergessen. Jetzt galt seine ganze Aufmerksamkeit der Aufgabe die Nerven zu bewahren und sich einzureden das ganze sei nur Einbildung gewesen. Steffen öffnete den Mund um noch etwas zu sagen, doch zum Glück klopfte ihm gerade irgendeiner seiner Kumpel auf die Schulter um ihm Hallo zu sagen. Jain ignorierte das ganze sondern schaute nur auf seine Uhr am Handgelenk wie schon etliche Male zuvor in der vergangenen Stunde. Im Gegensatz zu dem heutigen Trend synchronisierte sie sich nicht über Funk mit irgendeiner Atomuhr und musste noch auf konventionelle Art gestellt werden, falls sie falsch ging. Heute morgen hatte er sie frisch gestellt, jetzt ging sie eine halbe Stunde vor. Er kramte sein Handy hervor, welches dank des Internets immer die richtige Zeit anzeigte, sofern es denn Netz hatte, und verglich die Zeiten noch einmal. Nicht zum ersten Mal.
    "Dart." Eine Stimme riss Jain aus seinen Überlegungen. Steffen hatte seine Unterhaltung beendet und hielt ihm grinsend drei Pfeile hin. Er musste gemerkt haben, dass etwas mit ihm nicht stimmte, aber er kannte ihn gut genug um die Klappe zu halten.
    "Wieso nicht", antwortete Jain, zuckte mit den Schultern und stand auf.
    "Da war nichts", versuchte Jain sich zu überzeugen, während er an der Linie Aufstellung nahm und versuchte die Uhr, diese Halluzination oder was auch immer es war und den ganzen andren Mist zu verdrängen. Das war ein ganz normaler Abend. Er hob den Pfeil. Zielte auf die 20. Viele warfen auf die 19, da es dort mehr Punkte gab, wenn man verfehlte. Doch wieso nicht aufs Ganze gehen. Sein Arm schnellte vor.

    Vor ihn war das Gesicht des Mädchens, das ihn anlächelte. Hektisch sah Jain sich um. Wände aus grauem Stein rechts von ihm. Links von ihm die Landschaft, über der zwei Sonnen schienen.
    "Was meinst du?", fragte das Mädchen. Das Lächeln war wieder verblasst. "Alles in Ordnung?"
    "Nein", murmelte Jain, "Das kann nicht sein." Er trat einen Schritt zurück. Weg von dem Mädchen.
    "Was soll das hier", wollte er von ihr wissen. Seine Stimme war lauter, als er es vorgehabt hatte, doch das war ihm egal. "Wo bin ich hier." Sie sah ihn geschockt an. Trat selbst einen Schritt zurück.
    "Das hab ich dir doch bereits gesagt", antwortete sie, "In der Universität. Der Universität von Yngdir. An der Westküste."
    "Nein, nein, nein", beharrte Jain, "Ich bin in Deutschland. Wir sind in Deutschland. In einer Kneipe und nicht in irgendeiner Universität." Sie starrte ihn an als wäre er geistesgestört.
    "Du weißt wirklich nicht wo du bist?", fragte sie vorsichtig, als hätte sie ihm vorher nicht geglaubt, "Wer bist du?" Jain öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch er wusste nicht was.
    "Ich bitte dich, komm mit mir zum Drekan.", erwiderte sie flehend, "Er wird dir helfen können. Ich kann es nicht. Ehrlich." Sie hauchte das letzte Wort fast. Sie klang wirklich ehrlich. Aber sie konnte nicht die Wahrheit sagen. Oder echt sein. Das konnte gar nichts hier.

    Er ließ den Pfeil los. Viel zu früh und in einem ungünstigem Winkel. Die Tatsache, dass sein Körper sich plötzlich in einer vollkommen anderen Haltung befand, half dabei nicht gerade. Der Pfeil verfehlte die Dartplatte um ein gutes Stück und schlug gegen die Wand. Die Plastikspitze verhinderte schlimmeres, doch ein Mädchen, das knapp daneben stand und das er noch nicht kannte, erschrak und warf ihm einen bösen Blick zu. Hinter ihm erklang ein Lachen und Steffen klopfte ihm auf die Schulter.
    "Was zum Teufel ist heute mit dir los", fragte er.

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

    • Offizieller Beitrag

    Okay, ich musste den letzten Abschnitt erst nochmal lesen, und ich war immer noch verwirrt. Mir kommt der Umbruch, er steht in der fremden Welt, ihm wird schwarz vor Augen und auf einmal sitzt er Colaschlürfend in der Kneipe, etwas zu schnell. Ich habe wirklich ein wenig gebraucht, bis ich verstanden habe, dass er wieder zurück ist und nicht in der fremden Welt sitzt und Cola trinkt. Vielleicht bin ich auch die Einzige, die das Problem hat :hmm:
    Ansonsten lässt sich nicht meckern. Es ist immer noch sehr mysteriös. Vor allem, da Jain einfach unkontrolliert zwischen beiden Welten hin und her geschickt wird, ohne dass seine Gegenüber etwas davon mitzubekommen scheinen. Das lässt mich grübeln, ob er auch physisch die Welten wechselt oder nur geistig. Allerdings geht seine Uhr um eine halbe Stunde vor. Wenn es am Weltenwechsel liegt, dann scheint er auch körperlich zu verschwinden, nur fällt das keinem auf. :hmm:
    Ich bin mal gespannt an was das liegt und wie er da wieder rauskommen will. ^^

    LG, Kyelia

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    Erstmal zu deinen häufigsten Fehlern:
    Vor einem um-zu Satz kommt ein Komma, z.B.: Ich atmete tief durch, um micht zu beruhigen.
    Bei Wörtlicher Rede machst du gerne das: "...", sagte er, "...". Im Prinzip geht das schon so, aber nicht bei deinen Fällen. Einen Einschub mit zwei Kommas macht man nur, wenn der gesagte Satz unterbrochen wird und nicht, wenn ein neuer Satz anfängt. Beispiel:
    "Ich bitte dich, komm mit mir zum Drekan", erwiderte sie fehlend. "Er wird dir helfen können"
    "Ich bitte dich", erwiderte sie flehend, "komm mit mir zum Drekan."
    Außerdem, wie bereits schonmal erwähnt, musst du mehr auf Fragezeichen achten. Die sind durchaus erlaubt in der wörtlichen Rede ;)

    Ich muss sagen, ich bin auch verwirrt. Zwar war mir bewusst, dass er sich wohl wieder in unserer Welt mit der Cola befindet, aber so wie du es schreibst, scheint keine Sekunde vergangen zu sein. Zwar schreibst du, dass er die letzte halbe Stunde immer die Uhr kontrolliert hat, trotzdem würde ich noch kurz beschreiben, wie er vor der Kneipe wieder "aufwacht" und sich erstmal sammeln muss. Das ist sonst sehr vewirrend für den Leser.

    Ansonsten bin ich auch sehr neugierig darauf, ob er mit seinem Körper reist (wovon ich momentan nicht ausgehe) oder nur mit seinem Geist und seine Uhr die Zeit "doppelt" erfasst, weil die Zeit in der realen Welt solange stehen bleibt. Eine sehr spannende Idee!

    Sometimes, you read a book and it fills you with this weird evangelical zeal, and you become convinced that the shattered world will never be put back together unless and until all living humans read the book.

  • Hey Tika :)

    Mir ist aufgefallen, dass du mit Satzzeichen in der wörtlichen Rede sparst, aber dazu hat Phi ja schon ihren Senf gegeben :)

    ich freue mich, dass es hier weiter geht :D
    zwar musste ich auch nochmal den ersten teil überfliegen, aber das macht so weit erstmal nichts :)

    Zwar schreibst du, dass er die letzte halbe Stunde immer die Uhr kontrolliert hat, trotzdem würde ich noch kurz beschreiben, wie er vor der Kneipe wieder "aufwacht" und sich erstmal sammeln muss. Das ist sonst sehr vewirrend für den Leser

    Ich muss widersprechen - ist ja auch Geschmackssache.
    Mich hat es gar nicht gestört, dass du zwischen den Welten übergangslos hin und her hüpft. Es ist mal was anderes und lässt den Leser die Verwirrung empfinden, die Jain vermutlich auch empfindet.
    Ich stelle es mir so vor: Jains Körper schaltet in der Kneipe auf Autopilot und agiert weiterhin: Nimmt den Pfeil, zielt und will werfen.
    Währenddessen driftet Jain in Gedanken oder wie auch immer ab und wird in Folge dessen unkonzentriert. Wenn sein Geist zu seinem Körper zurückkehrt befindet sich Jain also mitten in der Bewegung den Pfeil zu werfen, weswegen er auch keine Zeit hat "sich neu zu sammeln". :)
    Also keine Ahnung iwie so ^^
    Ist ja auch Wurst: ich mags und bin weiterhin gespannt :D

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • @Miri Das zweite Aufwachen stört mich auch nicht, das ist schön beschrieben. Mir geht es um das erste Mal: Wir befinden uns im ersten Teil der Geschichte vor der Kneipe, auf einmal ist er in der anderen Welt. Er trifft das Mädchen, unterhält sich, wacht wieder auf und ist auf einmal IN der Kneipe und es ist bereits eine halbe Stunde vergangen. Mir fehlt also die Information, wie er beim ersten Mal Aufwachen gehandelt und gedacht hat und wie er dann in der Kneipe landet ^^

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  • So. Nochmal einen kurzen Teil. Ich habe viele Ideen, wie ich die Geschichte fortführen könnte, jedoch kaum Zeit. Versuchen werde ich es trotzdem, auch wenn es bis zum nächsten wieder etwas dauern könnte. Was der unvermittelte Positionswechsel von Straße zur Kneipe angeht: Ich habe dummerweise vergessen das Bindeglied zu schreiben und werde es in kürze nachholen. Ihr seht es dann im bearbeiteten Beitrag.


    "Was?" Jain schüttelte den Kopf um den Schwindel loszuwerden. Er stand wieder in der Kneipe. Leute lachten, Musik tönte aus den Lautsprechern und bis auf Steffen und das Mädchen, das er beinahe aufgespießt hätte, schien sich niemand um ihn zu kümmern.
    "War ich kurz weg?", fragte er seinen Freund, der ihn nur verständnislos anblickte.
    "Nein", antwortete er schließlich nach einer kurzen Pause, "Du bist aufgestanden, hast dir die Pfeile genommen, dich hier aufgestellt und dann versucht dieses arme Mädchen da umzubringen." Er deutete auf sie und fing dann breit an zu grinsen.
    "Übrigens eine etwas unkonventionelle Anmache, aber immerhin hast du ihre Aufmerksamkeit erregt. Wenn du jetzt zu ihr hingehst und anbietest ihr als Entschuldigung einen Drink zu spendieren, dann beißt sie bestimmt an."
    "Was, nein...", versuchte sich Jain zu rechtfertigen und schüttelte dann den Kopf, "Das ist doch Unsinn. Ich muss nach Hause. Tut mir leid." Er ließ die Pfeile auf den Boden fallen und drehte sich dann zur Tür.
    "He, warte!", rief ihm Steffen leicht verdutzt hinterher, "Was hast du denn. War doch nur ein Spaß." Doch Jain hatte sich seinen Mantel schon gegriffen und durch die Tür getreten. Er würde seinem Freund bestimmt noch Rede und Antwort stehen müssen, aber jetzt wollte er nur noch nach Hause. Irgendjemand musst ihm Drogen verabreicht haben. Halluzinogene. Vielleicht war es ein Zufall gewesen, vielleicht auch nicht. Er musste nur so schnell wie möglich nach hause und ins Bett. Er rannte fast zu seinem Auto und betete während der gesamten Fahrt, dass der nächste "Anfall" noch etwas auf sich warten ließ. Als er das Auto endlich vor seinem Haus geparkt hatte lehnte er sich zurück und atmete tief durch. Vielleicht war es endlich vorbei und sein Körper hatte das, was auch immer dafür verantwortlich gewesen war, endlich verarbeitet. Er öffnete die Autotür und stieg aus dem Wagen. Bei jedem Schritt knirschte der Kies unter seinen Füßen. Etwas fahrig kramte er mit tauben Schlüsseln nach seinen Schlüsseln. Als er sie zum Schlüsselloch führte, merkte er, dass seine Finger zitterten.

    Er stand wieder in dem Gang neben dem Fenster, das dieses unmögliche Bild sein. Das eingebildete Mädchen sah ihn wieder mit einer Mischung aus Besorgnis und Erschrecken an.
    "Nicht schon wieder", rief er wütend, "Kann ich nicht mal in Ruhe nach Hause gehen oder was?" Er schlug wütend gegen die Wand, was er im nächsten Augenblick bereute. Dafür, dass er sich das alles einbildete fühlte sich dieser Stein verdammt echt an. Plötzlich erfasste ihn ein unvermittelter Windstoß und ließ ihn zurücktaumeln und gegen das Fenster taumeln. Das Mädchen hatte die Hand erhoben und vollführte eine wellenartige Bewegung. Sofort packte ihn ein erneuter Windstoß und drückte ihn etwas von ihr weg.
    "Bist du verrückt?", fragte das Mädchen zornig, "Beruhig dich endlich und hör auf irres Zeug zu reden. Zum letzten Mal ich kann dir nicht helfen. Der Dekan dagegen kann es vielleicht. Also komm mit und hör auf dir selbst weh zu tun. Sonst zwinge ich dich dazu." Jain starrte erst sie und dann ihre noch immer erhobene Hand an. Konnte es sein das sie...? Er musste eine wirklich lebhafte Fantasie haben und machte sich mittlerweile ernsthaft sorgen, was das für ein Zeug gewesen war, das er wohl genommen hatte. Vielleicht hätte er lieber einen Krankenwagen rufen sollen. Andererseits, wäre er dann vermutlich eher im Irren- als im Krankenhaus geendet. Vielleicht gehörte er auch dahin.
    "Vielleicht wäre es besser mitzuspielen, wenn ich mir das ganze sowieso nur ausdenke. Irgendwann muss es ja vorbei sein", dachte er und hob abwehrend die Hände.
    "Ok, ok", sagte er, "Ich komme ja schon mit dir. Du brauchst dieses Luft...dingsda nicht zu wiederholen." Er trat vorsichtig auf sie zu.




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    Aldous Huxley

    • Offizieller Beitrag
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    Zitat von TiKa444

    Etwas fahrig kramte er mit tauben Schlüsseln nach seinen Schlüsseln.

    Fingern

    Zitat von TiKa444

    Er stand wieder in dem Gang neben dem Fenster, das dieses unmögliche Bild sein.

    keine Ahnung, was du mir damit sagen willst. XD

    Zitat von TiKa444

    Dafür, dass er sich das alles einbildete (Komma) fühlte sich dieser Stein verdammt echt an. Plötzlich erfasste ihn ein unvermittelter Windstoß und ließ ihn zurücktaumeln und gegen das Fenster taumeln.

    Wiederholung

    Zitat von TiKa444

    Konnte es sein (Komma) das (dass) sie...?

    Ein schöner Teil, der etwas mehr Informationen gibt. Auch darüber, dass niemand merkt, wenn er weggeht. Mal sehen wie sich das entwickelt, und ob der Dekan ihm glaubt, er ist ja jetzt wieder in der merkwürdigen Welt. :)

    LG, Kyelia

    P.s. lass dir ruhig Zeit, hier stresst keiner. ^^

  • Hllo Tika :D

    Als er das Auto endlich vor seinem Haus geparkt hatte lehnte er sich zurück und atmete tief durch. Vielleicht war es endlich vorbei und sein Körper hatte das, was auch immer dafür verantwortlich gewesen war, endlich verarbeitet.

    Er stand wieder in dem Gang neben dem Fenster, das dieses unmögliche Bild sein.

    8| Entweder ist an diesem Satz die Grammatik falsch oder es fehlt was ^^°

    Plötzlich erfasste ihn ein unvermittelter Windstoß und ließ ihn zurücktaumeln und gegen das Fenster taumeln.

    Vorschlag: (...) ließ ihn zurück und gegen das Fenster taumeln

    Ansonsten bin ich erstaunlich gut in die Geschichte rein gekommen. Musste nichtmal die vorher gehenden Teile lesen :D
    Wieder ein guter Teil und ich bin gespannt was der Dekan zu sagen hat :D
    Ich bin noch unentschlossen ob mir der Wandel von Jain zu schnell und plötzlich kommt ... :hmm: aber ich denke das ist schon so in Ordnung ^^

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    - F. Scott Fitzgerald

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    "Was?" Jain schüttelte den Kopf, um den Schwindel loszuwerden.

    "Nein", antwortete er schließlich nach einer kurzen Pause. "Du bist aufgestanden, hast dir die Pfeile genommen, dich hier aufgestellt und dann versucht, dieses arme Mädchen da umzubringen."

    Wenn du jetzt zu ihr hingehst und anbietest, ihr als Entschuldigung einen Drink zu spendieren, dann beißt sie bestimmt an."

    "He, warte!", rief ihm Steffen leicht verdutzt hinterher. "Was hast du denn? War doch nur ein Spaß."

    Doch Jain hatte sich seinen Mantel schon gegriffen und war durch die Tür getreten.

    Als er das Auto endlich vor seinem Haus geparkt hatte, lehnte er sich zurück und atmete tief durch.

    "Nicht schon wieder", rief er wütend. "Kann ich nicht mal in Ruhe nach Hause gehen oder was?"

    "Bist du verrückt?", fragte das Mädchen zornig. "Beruhig dich endlich und hör auf irres Zeug zu reden.

    Zum letzten Mal: ich kann dir nicht helfen.

    "Ok, ok", sagte er. "Ich komme ja schon mit dir.

    Ich wiederhole mich wirklich sehr ungern, aber du machst genau denselben Fehler immer und immer wieder. Merk es dir doch bitte, wie bei der wörtlichen Rede zu verfahren ist:
    "Ich glaube", sagte er leise, "sie mag dich gar nicht."
    "Ich glaube, sie mag dich gar nicht", sagte er leise. "Oder was meinst du?"
    Genauere Erklärungen siehe ein paar Posts weiter oben.

    Außerdem, um mich auch nochmal zu wiederholen, vor einem "um - zu"-Satz kommt ein Komma.

    Ansonsten ist der Part ganz nett. Es passiert nicht sehr viel und ich bin gespannt, ob dieser Dekan (der bis jetzt immer ein Drekan war) ihm wirklich helfen kann.

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  • @Phi Sorry, dass ich das letztes Mal noch vergessen habe, aber jetzt versuche ich mal darauf zu achten.


    Und mit schimmerndem Strahle
    Streckt sie ihre Hände
    Durchbricht die Erdkrustenschale
    Zur Sonnenwende

    Staunend folgte er dem Mädchen durch den nicht enden wollenden Korridor. Er war froh, dass er sich entschlossen hatte nicht mehr gegen seine Fantasie anzukämpfen und stattdessen all die Wunder zu genießen, die sein Gehirn ihm vorsetzte. Ihm war klar, dass er bei der nächsten Gelegenheit dringend mit einem Psychologen sprechen sollte und dass er diese Einbildung vielleicht sogar einem Hirntumor oder ähnlichem verdankte, doch für den Augenblick konnte die Halluzination gerne noch etwas länger andauern. Die beiden Sonnen waren nicht vollkommen gleich, wie es der erste Anblick vermuten lassen hatte. Die eine war ein wenig größer als die andere und leuchtete nicht so stark, dafür aber mit einem leichtem Rotstich, der die Wolken bereits jetzt einfärbte wie bei einem Sonnenuntergang auf der Erde.
    "Auf der Erde", wiederholte eine leise Stimme in seinem Kopf. "Ist das hier tatsächlich nicht die Erde." Sofort verdrängte er diesen Anflug von Zweifel. Natürlich war er auf der Erde, vor seiner Haustür um genauer zu sein, und alles was sich hier abspielte beschränkte sich auf seinen Kopf. Trotzdem blieb dieser eine Gedanke und bohrte sich wie ein Pfeil in sein Selbstbewusstsein.
    Neben der Sonne waren da die riesigen Tiere, die auf einer großen Weide hinter den Fenstern grasten. Sie sahen aus wie Nashörner, nur dass sie braunes Fell, kein Horn und einen Kamm hatten, der sich in schillernden Farben um ihren Hals zog. Ein Vogel, dessen Schnabel halb so lang wie sein ganzer restlicher Körper zu sein schien kreiste in der Luft.
    "Gleich sind wir da", sagte das Mädchen zu ihm, das ihn jetzt immer wieder misstrauisch beäugte. Jeglicher Glaube an einen Scherz schien aus ihr gewichen und sie war ihm gegenüber vorsichtiger. Er versuchte ein beruhigendes Lächeln, das seinen Zweck jedoch zu verfehlen schien, da sie die Augenbrauen zusammenzog, als sie es sah.
    "Du glaubst immer noch nicht daran, dass das hier echt ist, oder?", fragte sie mit einem Hauch von Resignation.
    "Natürlich nicht", gab er unumwunden zu. Wieso sollte er es abstreiten. "Aber was hilft es mir gegen meine eigene Fantasie anzukämpfen."
    Sie verdrehte genervt die Augen und konzentrierte sich wieder auf den Weg, der vor ihr lag. Jain bemerkte jedoch, dass die Hand, mit der sie den Luftstoß verursacht hatte, leicht angewinkelt war. Allzeit bereit.

    Als sie endlich vor einer großen Tür aus dunklem Eichenholz angelangt waren, blieb das Mädchen etwa einen Meter vor ihr stehen. Sie schien tief ein- und wieder auszuatmen und ging den letzten Schritt, um dann etwas zaghaft anzuklopfen. Einen Moment lang geschah nichts, dann konnte Jain ein Rascheln aus dem Inneren des verschlossenen Zimmers vernehmen.
    "Herein", ertönte eine laute Stimme gedämpft durch das Holz. Er ging einen Schritt auf die Tür zu, doch das Mädchen bedeutete ihm stehen zu bleiben. Vorsichtig öffnete sie die Tür und schlüpfte durch die schmale Öffnung. Bevor sie die Tür zufielen ließ warf sie ihm noch einen nachdenklichen Blick zu, als frage sie sich, ob sie ihn wirklich allein lassen sollte. Dann schloss sich die Tür mit einem leisem jedoch deutlichem Klicken. Etwas ratlos blickte Jain sich um. Einbildung oder nicht. Er hätte nur zu gern gewusst, was hinter der Tür gesprochen wurde, doch die Stimme waren zu leise, als dass er sie verstehen konnte, und er wollte auch nicht das Ohr an das Holz legen.

    Nach ein wenig mehr als einer Minute öffnete die Tür sich jedoch bereits wieder und das Gesicht des Mädchens blickte ihm entgegen. Ihre Stirn war in Falten gelegt, als ärgere sie etwas, doch sie sagte kein Wort, sondern winkte ihn nur herein. Jain machte einen Schritt vor, dann verspürte er wieder diesen seltsamen Schwindel.
    "Meine Fantasie hat ein verdammt mieses Timing", konnte er noch denken, dann stand er wieder vor seiner Haustür auf dem Kiesweg. Er funkelte im Mondlicht wie ein mit Juwelen gefüllter Bachlauf.

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    Aldous Huxley

  • Ich stimme Jain zu xD mieses Timimng.

    Es heißt zufallen lassen, nicht zufielen lassen (bei der Stelle mit der Tür ^^ )

    Ansonsten frage ich mich immer mehr, worauf das hier hinauslaufen soll ... :hmm: und vor allem, wenn es auf etwas hinausläuft, wie löst Jain sein Problem, wenn er nicht kontrollieren kann, wann genau er jetzt die Welten wechselt ...?

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    - F. Scott Fitzgerald

  • Spoiler anzeigen

    Hier und da musst du noch mehr auf interpunktion (vor allem Komma und Fragezeichen ;)) Acht geben, ansonsten bist du sehr sicher, was sich schön lesen lässt.

    Außerdem, wie bereits schonmal erwähnt, musst du mehr auf Fragezeichen achten. Die sind durchaus erlaubt in der wörtlichen Rede

    AAAAARGH! :stick: Was hast du gegen die armen, kleinen, süßen Fragezeichen? Die sind doch so niedlich! Fällt es dir schwer, einen Fragesatz zu erkennen, oder woran liegts? :D

    Aber Lob für die wörtliche Rede, da war jetzt kein einziger Fehler drin :thumbsup:

    Langsam fällt bei mir die Spannung, die ich am Anfang noch hatte. Ich frag mich nicht mehr, was los ist und fieber nicht mehr darauf hin, dass es aufgelöst wird - irgendwie ist es schon zu lang gezogen. Er springt, weiß nicht was passiert ist. Er springt, weiß nicht was passiert ist. Er springt, weiß nicht was passiert ist... da flaut das Interesse langsam ab. Aber ich hoffe, dass es im nächsten Teil entweder aufgeklärt wird oder anderswie wieder Spannung reinkommt :)

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