Es gibt 132 Antworten in diesem Thema, welches 38.475 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (25. Oktober 2019 um 12:33) ist von Schreibfeder.

  • Was mich etwas wundert ist folgendes:
    Die Hohepriesterin durchschaut ihn und er lässt sofort alle Hüllen fallen. (damit meine ich jetzt nicht, dass er sich auszieht) aber wieso rasiert er direkt seinen Bart ab und lässt seine Verkleidung fallen? Er wird doch nen Grund dafür haben warum er sich versteckt hatte? Woher der Sinneswandel? Oder die plötzliche Gleichgültigkeit?

    Mir erschließt sich die sache mit dem angeklebtem Bart auch nicht ganz. Wie kann man das rasieren?^^ und müsste nicht sein eigener Bart weiter wachsen? Oder ist es eher so gemeint dass Heimbruch ihm Bartextension gemacht hat?^^
    Da war ich etwas verwirrt.

    Die Hohepriesterin erkennt ihn auch, weiß seinen richtigen Namen, weiß aber nicht, dass die Geschichte, die er erzählt hat stimmt?

    Das Kapitel ist ansich gut, aber die Logik passt mir hier nicht ganz. Oder ich verstehe es falsch. Weiß ich nicht.

    Lg
    Rael

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • „Ihr seid klug und aufmerksam“, lobte ihn Lydia und setzte sich aufrecht hin. „Ich könnte freilich versuchen zu erzählen, dass es daran liegt, dass unsere Grafschaften Nachbarn sind, aber das könnte ich Euch wohl als letztes verkaufen. Langmark und Tannenberg unterhalten keinerlei nennenswerter Beziehungen zueinander. Und selbst wenn doch, würde ich es nie erfahren. Ihr wisst selbst, dass die größten Heiligtümer unabhängig sind, so ähnlich wie freie Städte. Diese Selbständigkeit fürchten die Grafschaften und beäugen uns daher misstrauisch.“
    „Das Problem haben wir mit unseren Waldheiligtum nie gehabt“, meinte er, während er langsam weiterkaute und fügte nachdenklich hinzu: „Gut, wir reden nicht viel miteinander, aber zumindest jede Hochzeit wird dort abgehalten und bei jedem Feiertag erscheine ich dort mindestens einmal.“
    „Nun, Eure Grafschaft ist voller Militär, ihr seid es gewohnt eure Probleme mit der blanken Klinge zu lösen. Die Herren der Langmark sind das nicht, ganz im Gegenteil. Die Wachen reichen gerade aus, um die Straßen sicher zu halten. Man sieht den Lehnsherren nur, wenn er den Zehnt einfordert. Es gibt keine Treue dem Oberhaupt gegenüber. Folgerichtig sehen sie die Heiligtümer als Gegner, denn diese erwärmen die Herzen der einfachen Bauern. Gerade deswegen sind wir Priesterinnen gezwungen, eigene...“
    „Es gibt hier nur Priesterinnen?“, unterbrach er sie.
    „Ja, hier kann nicht jeder, der sich dazu berufen fühlt, in die Dienste eines Heiligtums treten“, erklärte Lydia. „Leider ist die Langmark hier strenger. Noch schlimmer ist nur, dass wir bisweilen sogar selbst für unseren Schutz sorgen müssen, wenn die Wachen der Lehnsherren wieder einmal Besseres zu tun haben. Folglich unterhalten wir enge Kontakte zueinander und versuchen uns stets ein genaues Bild von der Grafschaft zu machen. Damit wir Schwierigkeiten vorzeitig bemerken und gegensteuern können. Bisweilen bekommen wir auch Brieftauben aus der Fremde. Daher beunruhigte mich auch Eure Geschichte, denn sie enthielt Wissen, welches in der Langmark nicht verbreitet ist. Ihr musstet Eure Kenntnisse aus erster Hand gesammelt haben und aus dem Norden oder Osten stammen, denn weiter war die weiße Garde bislang nicht vorgedrungen.“
    Sie fing den Blick des Grafen auf und nickte ihm zu. Jeglicher Spott war aus ihren Zügen gewichen, als sie sachlich weiter berichtete: „Ja, uns ist die weiße Garde bekannt und auch, dass der alte König gestorben ist. Es dürfte Euch freuen zu erfahren, dass der neue König Helldorn erst jetzt anfangen kann, die Langmark in Beschlag zu nehmen. Vorher war es ihm nicht möglich. Unruhen waren ausgebrochen, die der König mit Söldnern niederschlagen ließ. Scheinbar gingen ihm die Soldaten aus. Nur eignen sich Söldner nicht dafür, um den Zehnt einzutreiben. Andererseits will der König auf die reichen Kornkammern der Langmark auch nicht verzichten, keine Frage. Den Gerüchten zur Folge, kommen seine Truppen daher immer näher.“
    „Das erklärt aber noch immer nicht, woher Ihr meinen Namen kanntet“, bohrte Markwill nach. „Ich bin in aller Heimlichkeit aus meiner Burg verschwunden und wir sind uns auch noch nie begegnet.“
    „Ihr hättet wissen müssen, dass dies nicht von Dauer sein kann“, entgegnete Lydia ernsthaft. „In der Tat sucht der König bereits nach Euch. Nicht offen sondern verdeckt. Jedoch fing eine unserer Priesterinnen eine Nachricht ab. Ja, ich gebe es zu, wir haben Spitzel in den Herrschaftshäusern. Nun denn, in dem Schreiben stand, dass Graf Markwill von Tannenberg gesucht werde, mitsamt einer Beschreibung Eurer Person. So wie ich Euch einschätze und Euren Blick deute, habt Ihr dem König wohl weitaus mehr Ärger gemacht, als Ihr bislang zugegeben habt.“
    „Das ist wahr, aber wie konnte er das erfahren?“, murmelte Markwill zu sich selbst.
    „Ihr hättet wissen müssen, dass der König viele Spitzel im Wasserreich hat. Dieses Land gehörte niemals wirklich zum Königreich und wird daher mit Argwohn beobachtet.“
    Markwill hatte die Augen geschlossen und fragte sie nur stöhnend: „Woher habt Ihr jetzt gewusst, dass ich im Wasserreich war?“
    Ein breites Grinsen wanderte wieder über ihr Gesicht.
    „Der Dolch von meinem Bruder“, erinnerte sie ihm. „Er stamm von meinem Großvater. Er ist weit herumgekommen, kämpfte sogar eine Zeitlang als Söldner für das Wasserreich. Seine Waffen sind unser einziges Andenken an ihm. Daher wissen wir auch, dass diese Klingen hierzulande vollkommen unbekannt sind und das wird in Tannenberg nicht anders sein. Wenn also jemand, der von sich selbst sagt, dass er sich sehr für das militärische Zeugs interessiert, über eine solche außergewöhnliche Waffe nicht vollkommen verwundert ist, dann heißt es, er musste vor kurzem in einer Gegend gewesen sein, wo diese Waffen ein alltäglicher Anblick waren.“
    Seufzend trank Markwill seinen Tonbecher leer und beendete damit sein Mahl. Dann wandte er sich an die Priesterin: „Meidet bitte meinen Umhang. Wascht ihn nicht und fast ihn bitte auch nicht an. Meine restliche Kleidung könnt Ihr hingegen gerne auswaschen, wenn Ihr dies wünscht. Da Ihr alles geplant habt, denke ich, dass Ihr ein Bad und Ersatzkleidung für mich vorbereitet habt.“
    „Warum soll ich den Umhang denn in Ruhe lassen?“, wollte Lydia umgehend erfahren und schaute das lumpige Kleidungsstück unverhohlen an, als wenn sie mit ihren Augen dem Mantel alle Geheimnisse entlocken könnte.
    „Jetzt hab ich Eure Neugierde geweckt, nicht wahr? Zügelt diese bitte“, bat er sie mit ernster Stimme. Lydia seufzte laut und sagte förmlich, ohne Begeisterung: „Gut, ich werde Eurem Wunsch nachkommen.“
    „Danke“, sagte er erleichtert und fügte an: „Na, dann werde ich mal wieder zum Grafen.“

  • Natürlich könnte er auch einfach die Hohepriesterin erschlagen, blöderweise sind meine Charaktere nicht alle so blutrünstig und gnadenlos wie deine, Rael.

    ^^ Sorry. Nunja aber er hätte auch gehen können. Sie halt bitten nichts zu sagen und abhauen.

    Etwas mehr Hintergrundwissen also in diesem Kapitel. Das war ganz wichtig, fand ich. Man versteht jetzt etwas ein wenig besser. Auch wenn ich gerne wissen würde warum der inkognito unterwegs ist, und was mit seiner grafschaft passiert ist.

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • Sicher doch, @Rael. EIne Frau, die ein hochbrisantes Geheimnis kennt, wird auch auf jeden Fall darüber schweigen. Klaaaaar. xD
    Warum er inkonito verschwunden ist und was er so alles getan hat, wie es Tannenberg geht und was nun mit dem König auf sich hat, dass kommt alles noch. Vorerst kommt ein Abschnitt mit den Namen. Die Erklärung dazu. ;)

    ____

    Am frühen Abend betrat Lydia die Kate ihres Bruders. Ihr folgte gemessenen Schrittes Markwill, der sich neugierig im geräumigen Bauernhaus umsah. Die Inneneinrichtung zeugte davon, dass diese Familie einst verhältnismäßig wohlhabend gewesen sein musste.
    Der Tisch, die lange Sitzbank und die Stühle daneben, waren reich mit Schnitzereien verziert. Ebenso kunstvoll waren die Schränke und Kisten geschmückt. Für die landwirtschaftlich geprägte Umgebung geradezu der Gipfel der Prunksucht.
    Aber alles wirkte etwas in die Jahre gekommen. Auf wenig genutzte Flächen konnte man Staub sehen und das Holz wirkte verzogen. In der Grafschaft Langmark war es bei Strafe untersagt, dass Menschen und Tiere sich denselben Raum teilten, was wohl auch die Möbel gerettet hatte.
    Am wuchtigen Tisch hatte der Bauer seinen Kopf abgestützt, müde von dem langen Tag auf den Feldern. Die beiden Kinder saßen gegenüber von ihm auf der Bank und blickten neugierig auf, als sie eintraten.
    Lydia räusperte sich vernehmlich. „Hilmar, ich bringe dir einen Gast mit. Darf ich vorstellen? Graf Markwill zu Tannenberg.“
    Markwill trat ruhig vor. Er trug wieder seine alte Kleidung, die jedoch gewaschen war. Nur sein gestepptes Untergewand musste noch trocknen und fehlte deswegen. Er wirkte deshalb sehr bürgerlich, trotz des gegürteten Schwertes an seiner Seite. Die beiden Kinder machten große Augen. Sie hatten schneller begriffen als ihr Vater, wer da tatsächlich vor ihnen stand.
    „Kenne ich Euch nicht irgendwoher?“, fragte Hilmar schließlich argwöhnisch.
    Der Graf verbeugte sich lächelnd. „Selbstverständlich kennt Ihr mich. Ich habe Eure Kinder gerettet. Ich bin der alte Will, der Erzähler. Nur das ich in Wahrheit gar kein Erzähler bin.“
    Hilmar zuckte zusammen, als das Erkennen ihn durchschoss. Fahrig stand er auf und verbeugte sich kurz vor dem Grafen.
    „Bitte, nehmt doch Platz“, stammelte er unbeholfen und zeigte auf einen der verzierten Stühle.
    „Jetzt entspann dich, Bruderherz. Du kennst ihn doch schon. Er ist ganz umgänglich“, tadelte Lydia ihren Bruder lächelnd, während sie sich mit Markwill zusammen an den Tisch setzte.
    „Bist du wirklich ein Graf?“, fragte Hank staunend.
    „Natürlich ist er das“, wies ihn seine Schwester zurecht. „Frag doch nicht so dumm.“
    „Aber dann hat deine Soldatin ja tatsächlich denselben Namen wie Mama“, plapperte Hank weiter.
    Markwill schmunzelte und fragte sogleich: „Ist es euch denn nicht aufgefallen?“
    „Was denn?“, fragte nun Sonja.
    „Die Namen“, erklärte er. „Lydia ist ein Name aus der Langmark. Bei uns in Tannenberg bekommen Frauen meist eher kräftig klingende Namen. Wie Mirta zum Beispiel. Männer hingegen bekommen einen Doppelnamen, na gut, manche Frauen auch. Ein Teil des Namens deutet auf die Familie hin. Mein Vater heißt zum Beispiel Markborn. Ich heiße Markwill. Der zweite Teil des Namens stellt die Berufung dar, oder das, was sich die Eltern für ihr Kind erhoffen. Ordenshell zum Beispiel. Familienname und Berufung können auch miteinander tauschen, auch das ist gestattet.“
    „Und warum hat Lydia dann einen völlig anderen Namen bekommen?“
    „Das ist eine Geschichte für sich, aber ich erzähle sie gerne. ~

  • Drei Teile sind über das Wochenende dazugekommen 8o

    Leider hat mir davon erst der letzte Teil gefallen, wo Lydias Bruder und die Kinder dazukommen. Da haben sich die Dialoge schön gelesen und allgemein hat die Szene viel glaubhafter gewirkt als die Rasur-Badewannenszene davor. Das war leider nichts für meinen Geschmack :D
    Aber das lasse ich soweit unkritisiert, weil du ja selber sagst, dass du nicht zufrieden bist und sich deswegen vielleicht noch etwas ändert.
    Dahingegen habe ich mich im gesamten Post Nr. 104 irgendwie mittendrin gefühlt, auch wenn von der Umgebung gar nichts beschrieben wurde. Ich hab da trotzdem das ganze Zimmer genau vor mir.

    Die Erklärung mit den Namen war übrigens nice, vor allem der Gedanke hinter diesem hier:

    Zitat von Schreibfeder

    Der zweite Teil des Namens stellt die Berufung dar, oder das, was sich die Eltern für ihr Kind erhoffen.

    "Sehe ich aus wie einer, der Geld für einen Blumentopf ausgibt, in den schon die Pharaonen gepisst haben?"

  • @Wysenfelder: Ja, ich muss an den Teil echt feilen, aber es freut mich, dass du die Idee mit den Namen gut findest. ^^
    Mich würde nur noch interessieren, wie Rael und Morgy darüber denken, die ja meine Namensgebung hart kritisiert haben. ;)

    Ansonsten kommt jetzt ein etwas längerer Teil.

    ____

    ~ Suns Familie stamm aus Langmark. Sie waren nicht reich und hatten auch nicht viel Einfluss. Daher mussten sie sich mit dem zufrieden geben, was sie bekamen. Nur war das nicht unbedingt viel. Da sie auch erst spät ins Dorf gezogen waren, verwunderte es nicht, dass ihre Äcker an den kargsten Stellen lagen und dabei sind die Böden in der Langmark ohnehin schon trocken. Ihr wisst es ja selbst, dass diejenigen, die schon seit Generationen in einem Dorf leben, sich meistens auch die besten Äcker sichern. Suns Eltern und Brüder arbeiteten daher hart, damit sie ihre Familie versorgen konnten.
    So musste es eines Tages soweit kommen, dass es eine große Dürre gab. Auch das ist für diese Grafschaft ja nichts Ungewöhnliches. Zudem verloren sie einen Teil der Ernte bereits im Spätsommer durch einen Blitzschlag. Suns Vater wusste, dass sie niemals den Zehnt errichten konnten und gleichzeitig den Winter überleben. Also packten sie bei Nacht und Nebel alles auf einen Planwagen, luden so viel Getreide auf, wie sie konnten und flohen.
    Das mag sich jetzt etwas übereilt anhören, jedoch planten sie schon lange den Fortzug. Sie liebäugelten mit Tannenberg, da sie hörten, dass das Land zwar rau und ungehobelt sei, jedoch niemand dort verhungern müsste, denn der Wald sorgte für alle.
    Also verschwanden sie, noch bevor der Lehnsherr auftauchen, oder einer der neugierigen Nachbarn Fragen stellen konnten. Ihr Großonkel ritt voraus, er kannte den Weg, denn er war in seiner Jugend weit herumgekommen. Ihre Eltern saßen zumeist auf den Kutschbock, oder führten die Zugtiere an der Leine. Sun selbst spielte die meiste Zeit mit ihrer kleinen Schwester auf dem großen Gespann. Ihre älteren Brüder hatten nicht so viel Glück und mussten schuften, damit sie vorankamen. Denn auch wenn die Straßen mitunter gut ausgebaut sind, gibt es überall tückische Stellen. Orte, wo der Weg unterspült wurde, wo Äste und Bäume die Strecke blockierten und natürlich die Gefahr von Wegelagerern. Je tiefer sie in Tannenberg hinein fuhren, desto mehr Arbeit gab es für die Brüder. Viele Bäume oder große Äste lagen auf der Straße. Manche als Vorboten eines Herbststurms, manche auch mit Absicht. Denn der Handel war zusammengebrochen und Straßenräuber machten die Wege gefährlich.
    Ich möchte jetzt nicht, dass ihr einen falschen Eindruck von meiner Grafschaft bekommt. Die Straßen sind sicher, nur waren es damals andere Zeiten. Rosenstolz hatte gerade den Krieg gegen uns verloren. War es wegen meiner gemeuchelten...? Nein, das war schon früher, da war ich noch ein halbes Kind. Es muss gewesen sein, als sie Onkel Grimmborn mitsamt Familie und Festung verbrannten. Naja, das ist ja auch egal. Auf jeden Fall tobten wir damals vor Wut und machten die Streitkräfte von Rosenstolz platt. Um zu retten, was noch zu retten war, bot uns Rosenstolz eine gewaltige Summe Gold, was ihr Land wirtschaftlich in den Abgrund trieb. In der Folge verarmten zahlreiche Menschen und begingen Diebstahle, um sich zu ernähren. Da die Gesetze von Rosenstolz denen von Tannenberg und auch Langmark ähnelten, wurden sie geächtet und vertrieben, denn sie hatten ja nichts mehr. Aber Rosenstolz sorgte dafür, dass jeder Vogelfreie nur in Richtung Tannenberg freigelassen wurde.
    Nun könnt ihr euch sicher vorstellen, dass wir nicht gerade voller Nächstenliebe waren. Schaut mich nicht so an, Lydia, selbst unser Heiligtum verweigerte ihnen die Mildtätigkeit, welche sie für gewöhnlich jedem Vogelfreien zuteil werden ließ. Zuviel haben wir schon von Rosenstolz erdulden müssen. Keine Familie gab es, die nicht einen nahen Verwandten im Krieg verloren hatte. Die keinen Waldbauernhof kannten, der nicht in der Nacht niederbrannte und dessen Bewohner in die Wälder verschleppt und gemeuchelt wurden. Selbst unser Heiligtum war vor unzähligen Jahrzehnten von ihnen geplündert und die Priester geschändet und erschlagen worden.
    Auch wenn es mir schwer fällt, muss ich gerecht bleiben und zugeben, dass auch Tannenberg mit harten Mitteln kämpfte. Viele von Rosenstolz, und nicht nur Soldaten, fielen durch uns. Manche sogar viele Schritte in die Tiefe, wenn wir wieder die Eisentalbrücke ansägten. Das kann und will ich nicht abstreiten.
    Aber ihr könnt euch vorstellen, dass wir weder denen aus Rosenstolz trauten, noch helfen wollten. Zu viel böses Blut gab es zwischen uns. Tatsächlich wurden nicht wenige von ihnen bis zur nächsten Grenze getrieben.
    Doch dort ordneten sie sich und begannen gezielt Überfälle zu verüben. Suns Familie, die bis zum Stehkragen mit Getreide beladen war, war da ein gefundenes Fressen für sie.
    Mein Vater war natürlich nicht untätig geblieben und hatte längst die Patrouillen verstärkt. Es waren für die Soldaten harte Zeiten. Der Krieg lag noch nicht lange zurück und die ständigen, immer erbarmungsloseren Überfälle, zerrten uns aus. Kein Tag verging, ohne Meldungen über geplünderte Händler, niedergebrannte Bauernhöfe, oder Gefechte an den Grenzposten. Die Soldaten griffen daher immer rücksichtsloser durch. Wer den Anflug von Widerstand leistete, starb noch an Ort und Stelle.
    Suns Familie wusste hiervon nichts. Tannenberg unterhält keinerlei Grenzbefestigung in Richtung Langmark und wozu auch? Langmark ist so harmlos wie ein vollgefressenes Wollhörnchen. Und Suns Familie mied die Nähe der anliegenden Bauern, aus Angst, dass irgendwer vielleicht ihren Lehnsherren verraten könnte, wohin sie geflohen waren.
    Also konnte sie niemand vorwarnen, bis plötzlich die Räuber aus den Büschen sprangen und sofort auf sie losgingen. Ihre Eltern, ihr Großonkel und ihre Geschwister starben sofort. Mit Sun wollten sie wohl noch etwas spielen, bevor sie ihr die Kehle durchschneiden wollten.
    Bornhelms Patrouille ritt genau in diesem Moment um die Ecke, als sie gerade das Mädchen von der Kutsche zerrten. Der Wind stand gegen sie, die Wegelagerer hörten das Klirren der Gerüsteten nicht, doch auch Bornhelm und seine Leute hatten nichts vom Gemetzel mitbekommen. Die Nadelbäume standen zu dicht und schluckten jedes Geräusch. Doch sie waren vorbereitet und achtsam, im Gegensatz zu den Straßenräubern, die gerade anfangen wollten die Kutsche und Leichen zu plündern.
    Bornhelms Trupp sprengte sofort dazwischen und griff ohne zu Zögern an. Die Wegelagerer waren geblendet von der Gier, getäuscht von dem schnellen Sieg gegen die Bauern, und griffen ohne zu zögern die Patrouille an. Mit dem, was auf der Kutsche war, konnten sie den Winter überleben, das wussten sie. Doch sie wussten nicht, wie es war, gegen ausgebildeten Soldaten zu kämpfen. Sie starben alle recht schnell. Ihre notdürftigen Waffen, konnten die schweren Rüstungen nicht durchdringen, während sie gleichzeitig nichts vor den scharfen Klingen von Tannenberg schütze.
    Innerhalb weniger Lidschläge war es vorbei und Bornhelm hatte nur wenige Leichtverwundete. Sie luden die Leichen auf, nahmen die Kutsche und Bornhelm, dieser Hohlkopf, nahm Sun mit sich auf den Sattel. Und natürlich verliebte sie sich Hals über Kopf in den stattlichen Hauptmann.
    Doch der merkte nichts davon. Er war schon immer eine Mischung aus Dickköpfigkeit, absoluter Halsstarrigkeit und Tunnelblick. Und das, obwohl Sun umgehend in meines Vaters Dienste eintrat. Schließlich kannte sie ja sonst niemanden in der Grafschaft. Sie war damals kaum erwachsen, noch ein halbes Kind, wenn auch an der Grenze zur Frau. Trotz der Reichtümer ihrer Eltern, hätte sie es niemals geschafft auf eigenen Füßen zu stehen.
    So arbeitet sie also auf unserer Burg und sah fast täglich Bornhelm. Dennoch dauerte es fast vier Jahre, bis sie endlich zusammenkamen. Bis irgendwann der Wink mit der Eisentanne so eindeutig war, dass selbst Bornhelm es nicht mehr übersehen konnte.
    Ihrer ersten und einzigen Tochter gab sie deshalb einen Namen, der in ihrer Heimat gebräuchlich war. Es ist auch derselbe Name, den ihre kleine Schwester trug. Sie hat die Entscheidung, zu uns zu ziehen, nicht einen Tag bedauert. Wie sie jetzt darüber denkt, mitten im Krieg gegen den König, weiß ich natürlich nicht. Früher hatte sie mehrfach die Möglichkeit gehabt, runter nach Tannengrün zu ziehen, doch sie lehnte ab. Sie mochte meine alte Burg und ich denke, dass wird sich auch nicht geändert haben.
    Ansonsten gibt es nicht mehr viel zu erzählen. Was unsere Grafschaft anging, nun, die meisten Wegelagerer richtete der Winter, der in diesen Jahr besonders streng ausfiel. Und neue Straßenräuber kamen kaum noch nach. Wir machten unsere Grenzen dicht und ritten ständig Patrouillen an allen Punkten, wo möglicherweise Vogelfreie durchsickern könnten. Rosenstolz hatte Mühe, dafür zu sorgen, dass ihre Verbrecher nicht in ihrem eigenen Land blieben.
    Außerdem sprach es sich rasch rum, dass der Aufenthalt in Tannenberg lebensgefährlich war, weshalb die Rosenstolzer sich unter keinen Umständen gefangen nehmen ließen. Entweder sorgten sie dafür, dass es keine Zeugen gab, oder sie griffen die Stadtwachen umgehend an.
    Die Tötungsrate in Rosenstolz schnellte in die Höhe. Aufstände drohten auszubrechen. Mein Vater nutzte dies und ließ heimlich Waffen in beiden Städten von denen verteilen. Minderwertige Ware, die niemals mit uns in Verbindung gebracht werden konnte. Doch unser Hauptaugenmerk lag ganz klar auf der Sicherung der Straßen. Sobald das Frühjahr anbrach und der Handel wieder rollte, musste unser Reich gesichert sein. Es stellte sich im Nachhinein als goldrichtige Entscheidung heraus, denn die Herren von Rosenstolz verteilten kostenlos große Mengen an Nahrung, die ihnen ein entfernter Verwandter schickte und entgingen damit dem drohenden Umsturz. ~

  • Mich würde nur noch interessieren, wie Rael und Morgy darüber denken, die ja meine Namensgebung hart kritisiert haben.

    Oh das klingt ja hart XD
    Nunja, ich habe kritisiert, dass du uns alle 89Menschen auf der Burg in nur 2 Kapiteln vorstellst. (Tschuldigung war übertrieben) :). Weißt ja was ich meine. :P Und Mirta und Marta halt. Naja ist halt nicht so einfach die auseinander zu halten^^
    Deine Namensgebungen mit dem Hintergrund finde ich wirklich gut, kann da @Wysenfelder nur zustimmen. Hast dir Gedanken gemacht und es klingt logisch und nachvollziehbar.

    Naja, das ist ja auch egal. Auf jeden Fall tobten wir damals vor Wut und machten die Streitkräfte von Rosenstolz platt.

    Bin ja ein Freund von "platt machen", find ich gut, aber ist das nicht etwas neuzeitlich?^^

    In der Folge verarmten zahlreiche Menschen und begingen Diebstahle

    Heißt das nicht begangen?

    Die Geschichte über Sun ist gut geschildert, hat mir sehr gut gefallen. Auch die Konflikte mit Rosenstolz werden immer und immer deutlicher. Du wiederholst das ja ganz oft, was ich nicht schlimm finde, nein es hilft für das Gesamtbild.

    Alles in allem Solider Teil! :)

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • Ich kann den Nutzen dieser Erzählung innerhalb der Geschichte nicht erkennen. Den sonderbaren Namen könnte man doch auch kürzer abhaken, ohne den Fortlauf der Geschichte so zu dehnen xD Ich sehe das eher so als Zwischenspiel, das es nicht unbedingt in die Finale Fassung schaffen muss? Aber ansonsten gibt es nicht viel auszusetzen, nur hier:

    Zitat von Schreibfeder

    Mein Vater nutzte dies und ließ heimlich Waffen in beiden Städten von denen verteilen

    Das klingt, als erzähle das mein Nachbar. -> "in ihren beiden Städten" oder weglassen.

    "Sehe ich aus wie einer, der Geld für einen Blumentopf ausgibt, in den schon die Pharaonen gepisst haben?"

  • Ich kann den Nutzen dieser Erzählung innerhalb der Geschichte nicht erkennen.

    Meinst du die Erzählung im letzten Part, oder generell die Geschichte des Erzählers?

    Ich denke schon, dass es wichtig ist, weil man dadurch die Hintergründe erklärt bekommt. Das Set up, dass hier gewählt wurde verlangt ne ordentliche Erklärung. Gerade die politischen Aspekte und die Differenzen der einzelnen Grafschaften. Das lässt sich nicht in einen Nebensatz erklären. Da sehe ich eigentlich nur 2 Möglichkeiten. Entweder man erklärts ganz normal, oder man beschreibst auf Basis der Erlebnisse einer Person/Familie. etc. Wobei mir zweiteres eher gefällt.

    Es gibt aber trotzdem eine Logiklücke, die ich glaube ich auch schon angesprochen habe. Wills Verhalten, als er die Hohepriesterin trifft.
    Er muss sich eigentlich verstecken (warum wissen wir noch nicht), erzählt aber als "Will" jedem seine Geschichte. Dann wird er entarnt und bleibt ganz cool und lässt seine Verkleidung fallen. Wie gesagt da fehlt mir was zur Characktermotivation und seinen Entscheidungen. Vl. kommt das aber noch. ka.
    Ich meine, er wird ja gesucht, wenn ich das richtig verstanden habe.
    Dass er als Erzähler durch die Gegend rennt und den Menschen sagt, wie es wirklich gewesen ist, kann ich nachvollziehen. Vielleicht seine Art darauf aufmerksam zu machen, doch dies ist dann auch gleichermaßen gefährlich. Weil wenn sie ihn erwischen, naja.. Kopf ab?^^

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • @Wysenfelder: Das ist eigentlich das Konzept, was ich mir da so ausgedacht habe. @Rael hat das verdammt gut erklärt. Die Geschichte ist recht komplex, ohne Hintergrund, wird das nicht funktionieren. Ja, es geht nicht linear, die Geschichten des Erzählers, gehen wild durch die Zeitpassagen durch.
    Wenn ich das nicht machen würde, wäre spätestens beim Kapitel 6 dann die Fragezeichen groß und ihr würdet die Handlungen unter Umständen für völlig unlogisch halten. Vielleicht würdet sogar im nächsten Abschnitt euch fragen, warum die Leute überhaupt noch loyal zum Grafen stehen, wenn er sich gegen den König auflehnt. Oder euch fragen, warum die überhaupt einen Krieg guheißen, warum die es in der winzigen armen Grafschaft überhaupt aushalten, wie das Leben dort ist.

    Ich denke, die Geschichte würde äußerst farblos sein, wenn ich das nicht machen würde.

    Und logischerweise wird das ja noch schlimmer, die Handlungen, gerade die politischen Aspekte, vertiefen sich.
    Und natürlich verknüpfen sich die Handlungsstränge. Ja, ich baue jetzt viele Einzelstränge, ein roter Faden bleibt jedoch stets absolut klar erkennbar. Ich denke nicht, dass man mir vorwerfen kann, dass ein roter Faden nciht zu finden ist.
    Und geplant ist natürlich, dass sich die Einzelstränge immer weiter mit der Hauptgeschichte verbinden, je weiter sie fortschreitet.

  • Okay, ich habe nochmal alles überflogen, weil ihr beide ähnlich geantwortet habt. Ich werde wohl zu vernichtend geklungen haben, was mir manchmal schnell passiert. Demnach korrigiere ich den Kommentar: denn ich finde die Szene nicht unnütz, wie ich es ausgedrückt habe, sondern würde es vielmehr einfach anders machen :) Also thumbs up und weiter im Text :)

    "Sehe ich aus wie einer, der Geld für einen Blumentopf ausgibt, in den schon die Pharaonen gepisst haben?"

  • @Wysenfelder: Was mich eher irritiert hat, war halt, dass es sich so las, als wenn du mit dem Verlauf der sprachlichen Mittel nicht einverstanden wärst. Es für einen groben Stilbruch hielst.
    Die Wortwahl "unnütz" war nicht so das, was mich gestört hat.

    Andererseits habe ich nie wirklich den Eindruck erweckt, ich würde einen solchen Stil nicht einfügen wollen,- also ein Erzählstil mit Nebenhandlungen. Alleine schon der, zugegeben, nicht sehr kreative Titel, legt eigentlich schon den Fokus der Geschichte fest. Es soll sich um Soldaten handeln, Kämpfe, Kriege, Politik. Ich hasse es, wenn Soldaten einfach nur als Kanonenfutter irgendwo in Geschichten verheizt werden, als wenn diese keine Familie hätten, keine Herkunft, sondern einfach nur etwas, was man töten kann.

  • Okay, ich habe nochmal alles überflogen, weil ihr beide ähnlich geantwortet habt. Ich werde wohl zu vernichtend geklungen haben, was mir manchmal schnell passiert. Demnach korrigiere ich den Kommentar: denn ich finde die Szene nicht unnütz, wie ich es ausgedrückt habe, sondern würde es vielmehr einfach anders machen Also thumbs up und weiter im Text

    Passt schon! :) geht schnell, dass man etwas geschriebenes anders interpretiert, als vom Verfasser gewollt^^
    Ich habe deinen Text auch 2x gelesen zu Anfang dachte ich du meinst den kompletten mix nur nur das letzte Kapitel^^ Alles gut :)

    Ich hasse es, wenn Soldaten einfach nur als Kanonenfutter irgendwo in Geschichten verheizt werden, als wenn diese keine Familie hätten, keine Herkunft, sondern einfach nur etwas, was man töten kann.

    Versteh ich nicht. Manchmal ist das durchaus auch unterhaltsam^^ :assaultrifle:

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • @Rael: War klar, dass das von dir so kommen musste. xD

    ____

    ~ „Eure beiden Grafschaften“, murmelte Hilmar kopfschüttelnd. „Da haben sich ja die Richtigen gefunden. Ihr lasst keine Gelegenheit aus, es dem anderen so richtig zu zeigen.“
    „Selbstverständlich nicht“, meinte Markwill mit einem fiesen Grinsen.
    „Kennt Ihr den überhaupt den Grund für den ganzen Krieg?“, wollte Lydia, mit vor der Brust verschränkten Armen erfahren.
    „Nein, ja, so grob“, antwortete er und erklärte: „Tannenberg und Rosenstolz sind Überbleibsel zweier früherer Großreiche, die es schon lange nicht mehr gibt. Die Beziehungen waren also von Anfang an belastet. Beide Grafschaften bekamen ihre Unabhängigkeit, noch bevor die Großreiche zerfielen, doch damit wurde auch die Stimmung giftiger. Irgendwann kam es zum Krieg, wo beide Seiten feststellten, dass ihre Ländereien kaum zu erobern sind. Was die Sache nicht besser machte. Natürlich gab es zwischendurch Frieden, manchmal sogar Jahrzehnte lang. Doch die allermeiste Zeit herrschte erbitterter Krieg.“
    „Was mich jetzt eher interessiert, wäre, was es mit dem Krieg gegen den König auf sich hat“, meinte Lydia nun. „Was Ihr im Wasserreich gemacht habt und warum ich den Mantel nicht anfassen durfte?“
    Markwill lächelte. „Das ist eine Geschichte für sich und ich würde sie gerne morgen im Dorf erzählen. Glaubt mir, ich habe dafür meine Gründe. Meint Ihr, es ist machbar, möglichst viele Bauern in die Schenke zu locken?“
    „Nun, die Ernte ist eingebracht und im Kornspeicher. Viel zu tun, gibt es eigentlich nicht mehr. Es sollte nicht allzu schwer sein, sie zu dorthin zu bewegen“, meinte Hilmar mit langsamer Stimme. Dann gähnte er kräftig und sagte nickend zu seinem Gast: „Ich lege mich nun hin. Ihr seid natürlich herzlich eingeladen, die Nacht hier im Haus zu verbringen.“

    Zur Mittagsstunde versammelte sich eine große Gruppe Bauern in der Schenke. Manche von ihnen hatten die Geschichte des alten Erzählers bislang nur aus zweiter Hand gehört. In den vergangenen Tagen gab es einfach zu viel Arbeit. Denn die Ernte einzubringen war Knochenarbeit und man nutzte jedes Tageslicht bis zum letzten Moment aus. Verständlicherweise war ihr Bedürfnis nach Unterhaltung größer denn je. Und am besten, bevor man sich über den Lehnsherrn ärgern musste, wenn er ihnen einen Teil des hart erarbeiteten Korns wegnahm.
    Dieses Mal waren weniger Frauen und Kinder dabei. Deren normales Tagewerk war zumeist unabhängig von der Ernte, wie das Vorbereiten des Essens, Nahrungshaltung, oder das Versorgen der Tiere. Die meisten von ihnen hatten nicht genug Freizeit, um einen Erzähler zuzuhören. Ganz gleich mit welchen blumigen Worten die Hohepriesterin einen locken wollte.
    Dennoch wirkte Markwill, der sich nun wieder in seinen schmuddeligen Umhang gehüllt hatte, zufrieden. Er nickte kurz Lydia zu und diese trat langsam vor und sagte mit ihrer hellen Stimme: „Ich möchte euch einen seltenen Gast vorstellen, den ihr schon in seiner Verkleidung kanntet. Dies ist Graf Markwill von Tannenberg.“
    Mit ruhigen Schritten trat er vor und legte dabei seinen Umhang ab. Eine kurze Ankündigung war das, klar, aber sie hatte dennoch das gewünschte Ergebnis. Er hatte sofort die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Anwesenden, als er begann zu reden. ~

    ~ Die meisten von euch werden mich als den alten Will kennen, den Erzähler. Doch das ist nicht die ganze Wahrheit. Ich bin Markwill, der Graf von Tannenberg und die Geschichte, die ich euch erzählte, ist mit jedem Wort wahr.
    Ja, ich sehe Verwirrung in euren Gesichtern, doch ihr habt die Worte von Lydia gehört, die meine Echtheit wohl hoffentlich zu Genüge bestätigen. Die Gründe, weshalb ich hier bin, sind vielfältig. Zum einen will ich das Wissen um die Verbrechen des Königs weiterverbreiten. Zum anderen suche ich natürlich auch nach Neubürgern. Oder nach Mitstreitern.
    Denn ihr könnt euch vorstellen, dass ich nicht aus freien Stücken meine Grafschaft verlassen habe. Tatsächlich musste ich bei Nacht und Nebel fliehen. Das war mir in dem Moment klar, als mich einer meiner Wachen auf den Bergfried gerufen hatte und ich von dort aus eine große, schwarze Rauchwolke sah. Meine Grenzfeste auf der Sturmbachinsel war vernichtet worden.
    Der Sturmbach ist ein wilder, schneller Strom, der zwischen Rosenstolz und Tannenberg fließt. Zu beiden Seiten steigen Felshänge hoch hinauf. Es ist ein natürliches und unüberwindbares Hindernis und nur an wenigen Stellen zu passieren. Die Sturmbachinsel ist eine davon. Dort spaltet sich der Bach für eine Weile in zwei kleinere, sanftere Wasserläufe. Auch die Felswände sind dort nicht ganz so hoch, oder so schroff.
    Darum gibt es dort schon seit Ewigkeiten eine wehrhafte Grenzfeste, fast schon eine kleine Burg. Ein Wehrturm, steinerne Wälle, Stallungen, aber alles ist räumlich sehr begrenzt, die Insel ist nicht besonders breit.
    Zu Tannenbergs Seite hin, gibt es eine wuchtige Steinbrücke, fast so alt wie die Burg selbst. In Richtung Rosenstolz eine Holzbrücke. Aus Holz deshalb, damit man sie zur Not einreißen konnte, falls die Festung überrannt zu werden drohte.
    Da es dort aber lichterloh brannte, war es nahezu ausgeschlossen, dass die Brücke zerstört wurde. Sie mussten die Sturmbachinsel mit Verrat genommen haben. Eine andere Erklärung gab es nicht und es mussten königliche Einheiten sein, denn Rosenstolz gab es nicht mehr.
    Ich blieb lange genug auf dem Bergfried, bis ich in der Ferne einen weißen Heereszug sehen konnte, der kurz zwischen den Bäumen aufblitzte. Sie passierten da den Wildhang, eine Stelle, wo ein großes Holzfällerlager lag. Dort waren die Bäume immer niedrig und das war kein Zufall. Tatsächlich war es genau so geplant worden, damit sich keine Armee heimlich in unser Kernland einschleichen konnte.
    Ordenshell und Kahn hatten dieselben Gedanken wie ich, wie ich mit einem Blick feststellte. Wir drei lehnten uns an den steinernen Zinnen und beobachteten den feindlichen Heereszug. Als wir über hundert Weißgardisten gezählt hatten und es nicht so aussah, als wenn es weniger werden würde, trat ich seufzend zurück.
    Ich hatte diesen Moment schon befürchtet, jedoch nicht gedacht, dass er so schnell eintreten würde. Seit dem Zwischenfall an meiner Burg, waren erst drei Wochen vergangen. Genug, dass ich alle Bauern meiner Grafschaft warnen konnte und die Grenzfesten allesamt im Kriegszustand halten konnte, jedoch nicht genug, dass ich ein Heer ausheben konnte.
    Ich fluchte kräftig und ausgiebig und befahl dann umgehend Kahn, Ordenshell, Bornhelm und Helmbruch in mein Arbeitszimmer. Sie waren meine Hauptleute, diejenigen, die Gefechte gesehen hatten und alle auf ihrer Weise unabkömmlich für einen Krieg waren, ganz gleich welcher Art.
    Nur hatte ich nicht vor tatsächlich einen zu führen. Die Übermacht war einfach zu groß.
    Ich hatte mich die letzten Wochen viel mit dieser Frage beschäftigt und mir war klar geworden, dass die Weißgardisten dann Tannenberg auslöschen würden. Gegen die geballte Streitmacht des Königs hatten wir nur wenig entgegenzusetzen. Wir mussten sie in Sicherheit wiegen und ihre Kraft aufspalten. Aber das konnte ich nicht tun, wenn ich auf meiner Burg festsaß.
    „Ich werde fliehen müssen“, verkündete ich daher den anderen.
    „Nein! Warum? Lasst uns kämpfen, Herr!“, knurrte Kahn, wie ich es eigentlich erwartet hatte. Auch die anderen waren gegen meine Entscheidung, dass konnte ich sehen.
    Doch ich lachte nur bitter auf und wies ihn auf das Offensichtliche hin: „Sie sind schon auf unseren Land. Sie werden die Grenzfeste mit Verrat genommen haben, bedenke, was Rosenstolz passiert ist. Wie sollen wir sie aufhalten? Wir sind zu wenige.“
    „Dann erlaubt den einfachen Bürgern mitzukämpfen“, schlug Bornhelm vor, doch ich schüttelte den Kopf. Ohne gründliche Ausbildung waren sie den Weißgardisten unterlegen. Es würde nur in einen Gemetzel enden und das würde ich nicht zulassen.
    „Die Leute werden sich nicht erheben, nur weil ich es ihnen sage. Es sind Truppen des Königs, vergiss es nicht. Ich würde von ihnen verlangen, sich gegen ihren eigenen König zu stellen“, wischte ich den Vorschlag beiseite.
    Es gab noch einen weiteren Grund, weshalb ich losziehen wollte und den hatte ich noch niemanden in der Burg anvertraut. Denn mein Vater schickte mir eine lang ersehnte Nachricht. In der schrieb er, dass der König sich vor Dokumenten fürchtet, die zur Gründungszeit des Reiches verfasst wurden. Dort sollte sein Führungsanspruch in Frage gestellt werden.
    Verständlich, dass ich auf ein solches Schriftstück scharf war. Mit einem solches Schreiben in der Hand, könnte ich andere Grafschaften gegen den König aufhetzten und damit seine Streitkräfte auf viele Orte verteilen. Genau das, was ich brauchte, um Tannenberg zu retten.


    ____
    Ich bin mit dem mittleren Teil, wo Markwill vorgestellt wird, nicht ganz zfreiden. Es wirkt auf mich etwas gehetzt, jedoch wollte ich den neuen Teil hochladen. Der Rest fand ich aber gut gelungen und wollte jetzt eure Meinung dazu hören.

  • „Was ich jetzt eher interessiert, wäre, was es mit dem Krieg gegen den König auf sich hat“, meinte Lydia nun. „Was Ihr im Wasserreich gemacht habt und warum ich den Mantel nicht anfassen durfte?“

    mich

    Manche von ihnen, hatten die Geschichte des alten Erzählers bislang nur aus zweiter Hand gehört. Viel zu viel gab es in der Erntezeit zu tun.

    Das verstehe ich nicht. vorher sagst du noch die Ernte ist eingebracht, und das die leute zeit haben. Dann gehst du hier und irgendwo folgend nocheinmal darauf ein, dass sie keine Zeit haben, weil zuviel zu tun ist?

    ch bin mit dem mittleren Teil, wo Markwill vorgestellt wird, nicht ganz zfreiden. Es wirkt auf mich etwas gehetzt, jedoch wollte ich den neuen Teil hochladen. Der Rest fand ich aber gut gelungen und wollte jetzt eure Meinung dazu hören.

    Der Markwill Teil passt für mich. Der Insel Burg Teil ist irgendwie zu langatmig beschrieben, vielleicht kannst du da was kürzen.

    Rael: War klar, dass das von dir so kommen musste. xD

    Ohje, bin ich so vorhersehbar? :D


    Mehr Hintergrundwissen Yeah :D. Wenn Markwill also beweise hat, dass der König irgendwie unrechtmäßig König ist, verstehe ich das ganze. Nur warum holzt er dann Rosenstolz um?
    Ich verstehe warum Markwill sich jetzt als Graf bekannt gibt, dennoch ist das eine gefährliche Sache. Verstehe ich das richtig, dass seine männer noch auf Tanneberg sind und er versucht Hilfe zu holen und die Armee des Königs zu splitten, in dem der die Kunde verteilt?

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • Arg, nein, es sollte so klingen, dass die Bauern viel zu tun hatten, als der Erzähler erzählte. Und nun Leerlauf haben, und sie deshalb die Bauern in die Schenke locken können. Da werde ich noch einmal dran müssen. Bis morgen sicherlich möglich.
    Okay, Sturmbachinsel dann auch etwas kürzen. Lässt sich einrichten. ^^

    Joah, du hast den Plan richtig verstanden. In einen direkten Krieg hätte er keine Chance. Aber wenn der König viele Konflikte gleichzeitig bekämpfen muss, dann kann er seine Grafschaft halten. Zumindest war das sein ursprünglicher Plan. ;)

  • Ich lehnte mich zurück und gab genaue Befehle für meine Abwesenheit: „Es ist zwecklos, ich muss untertauchen. Verheimlicht so lange wie möglich, dass ich fort bin. Lasst sie unter keinen Umständen in die Burg! Verschanzt euch hier! Ich will nicht ihre dreckigen Stiefel durch mein Zuhause stampfen sehen.“
    „Nur zu gerne“, knurrte Kahn und die anderen nickten reihum.
    „Gut. Tannengrün soll sich kampflos ergeben. Die Herren Vogelwach und Berggrün bekommen die Befehlsgewalt über die Stadt. Haltet aber um jeden Preis die Burg! Wir kennen ja jetzt den Geheimgang, lasst euch darüber mit Nahrung versorgen. Sorgt aber um Himmelswillen dafür, dass sonst keiner von ihm erfährt. Benachrichtigt die Minen und Holzfäller. Sie sollen ihre Arbeit niederlegen, sofern es ihnen gefahrlos möglich ist. Der König wird auf unsere Rohstoffe aus sein und wir unterstützen nicht unseren Feind. Überfallt Transporte, wo es euch gefahrlos möglich ist. Macht ihnen einfach das Leben zur Hölle!“
    „Selbstverständlich“, antwortete Ordenshell und stellte mir sofort eine berechtigte Gegenfrage: „Aber warum wollt Ihr gehen? Das könntet Ihr auch alles von hier aus steuern.“
    Tja, da war ich in einer Zwickmühle. Ihr versteht sicher, dass ich mein Wissen nicht weiterverbreiten wollte. Ein Geheimnis war keines mehr, wenn es mehrere Leute kannten, so denke ich zumindest. Es könnte mein Leben unnötig gefährden. Andererseits wollte ich meine Vertrauten auch nicht im Ungewissen lassen. Wer weiß, was sie sonst taten?
    „Ich habe mehrere Gründe“, gestand ich ihnen schließlich ein. „Einer davon ist, wie ihr sicher erraten habt, dass ich eine Streitmacht außerhalb Tannenbergs aufstellen will.“
    Ich blickte der Reihe nach in jedes der Gesichter meiner Vertrauten, unsicher, ob ich sie heute zum letzten Mal sah. In die kantigen, vernarbten Gesichter von Kahn und Bornhelm. In das freundliche und dienstbeflissene Gesicht von meinen Wachhauptmann Ordenshell. In das Gesicht meines Heilers und Freundes Helmbruch. Es war bitter, das gebe ich gerne zu.
    „Herr?“, sagte Helmbruch langsam. „Es gibt da etwas, was ich dir vorher zeigen muss.“
    Ich weiß noch, wie ich damals nur vernehmlich seufzte und meinem Kopf auf den Tisch sinken ließ. Es mag euch überraschen, aber auch ein Graf ist nur ein Mensch. Nicht jeder Adelige ist so faul wie euer Lehnsherr, dessen schwerste Aufgabe es ist, die Straßen sicher zu halten. Es gibt tatsächlich welche von uns, die ihre Aufgabe gewissenhaft ausführen und die sich über der ganzen Bandbreite ihrer Entscheidungen im Klaren sind.
    Seht ihr, deshalb brauchte ich einen Moment für mich, bevor ich meinen Burgheiler in sein Zimmer folgen konnte. Seine Heilerstube hingegen war so unordentlich wie eh und je. Dieser verblüffend alltägliche Anblick beruhigte mich beinahe sofort. Kräuter und Tinkturen wechselten sich wild mit Büchern und Papieren ab, sofern sie nicht unter schmutziger Wäsche vergraben waren. Ich verstehe bis heute nicht, wie man in so einem Durcheinander leben konnte, aber er fand es irgendwie gemütlich.
    Er eilte zum anderen Ende seines Zimmers und zerrte vorsichtig einen losen Stein aus der Mauer unter seinem Bett. Ich runzelte irritiert meine Stirn, als er ein altes Schriftstück herauszog und mir in die Hand drückte. Er wirkte irgendwie betreten und ich verstand nicht weshalb. Behutsam zog ich das Papier auseinander und begann zu lesen.

    „Mein lieber Sohn,
    ich weiß nicht, wann dir Mutter diese Zeilen zum Lesen gibt, doch hoffe ich, dass es zeitig sein wird. Ich vertraue ihrem Urteil mehr als meinem.
    Ich weiß, dass wir uns nie begegnet sind, doch ich bin Grimmborn, der Bruder von Markborn, dem Grafen von Tannenberg. Zeige dieses Schreiben, sollte ich bereits verstorben sein, meinem Bruder, damit für dich gesorgt wird.
    Warum ich dir das nicht von Angesicht zu Angesicht sagen kann, willst du vielleicht jetzt wissen?
    Du bist das Ergebnis einer verbotenen Liebe. Deine Mutter, und das weißt du, ist eine vom einfachen Volk. Eine Verbindung zwischen uns ist strikt untersagt.
    Tannenberg hat mächtige Feinde, auch das weißt du. Wenn jemand herausfindet, was ich getan habe, wird es meinen Adelsstand vernichten. Vielleicht sogar unser Grafengeschlecht, sollte Markborn gestorben und ich Herrscher sein.
    Die Gesetze des Königs sind streng.
    Viel Erfolg auf allen deinen Wegen und in der Hoffnung, dass wir uns bald sehen.
    Mit liebenden Grüßen
    Grimmborn“

    „Aber Onkel Grimmborn starb schon vor über fünfzehn Jahren im Krieg mitsamt seiner Familie. Warum hast du es mir nie gezeigt?“, wollte ich von Helmbruch erfahren. Ich weiß noch genau, wie unruhig er mit den Füssen auf den Dielen scharrte. Er wirkte, wie ein ertapptes Kind.
    „Ich hoffte, es wäre nicht nötig“. gab er schließlich zu. „Und dann kam nie der richtige Augenblick dafür. Aber nun, wo du gehst, kam es mir falsch vor, es dir nicht zu sagen.“
    „Weiß mein Vater davon?“, fragte ich ihm, doch er verneinte. „Ich habe mir alles, was du hier siehst, selbst erarbeitet.“
    Ich ließ meinen Blick über die Unordnung gleiten. Grimmborn war ein sehr ordentlicher Mensch gewesen, trotz seiner Schwäche für schwere Waffen und der Jagd. Er hätte seinem Sohn ein solches Zimmer niemals durchgehen lassen.
    „Hast du Onkel Grimmborn je kennengelernt?“, wollte ich daher von ihm erfahren.
    Helmbruch schüttelte den Kopf. „Er starb vorher. Aber ich habe ihn einmal gesehen. Einen großen, bärengleichen Mann, der gerne lachte. Er kam in die Hütte meiner Mutter und umarmte sie sanft. Ich habe erst viel später herausgefunden, dass er mein Vater war.“
    „Ich weiß noch genau, wie wütend mein Vater war, als er von seinem Tod erfuhr. Und wie betroffen“, sagte nun wieder ich. „Jeder hatte ihn gemocht und sein Tod war einfach grausam gewesen. Rosenstolz kam bei Nacht und ließ alle Wachen in Onkels Grenzfestung töten, bevor sie Feuer legten. Sie wussten ganz genau, was sie taten. Sie wollten unser Adelsgeschlecht auslöschen. Vater tobte wie ein Irrer und führte den Feldzug gegen sie persönlich an.“
    „Mutter weinte sehr viel, als sein Tod bekannt wurde, doch ich verstand damals nicht warum. Ich wusste ja schließlich nicht, wer er wirklich war. Doch ich ahnte etwas. Doch erst, als der Krieg gegen Rosenstolz siegreich beendet war, zeigte sie mir seinen Brief.“ Er lächelte bitter. „Sie wollte vermeiden, dass ich loszog und Rosenstolzer angriff. Es hat geklappt. Sie hatte mich schon immer durchschauen können.“
    „Wenn du willst, kann ich dir später was über Onkel Grimmborn erzählen. Er war hier oft zu Gast, vor allen zur Jagdzeit“, bot ich ihm an. Dann drückte ich ihm nach kurzem Überlegen den Schlüssel zu meinem Arbeitszimmer in die Hand. „Nimm ihn. Die anderen werden denken, dass ich den Schlüssel mitgenommen habe, aber das wäre zu gefährlich. Ich weiß nicht, ob ich lebend zurückkehren werde, bei dir ist er sicherer aufgehoben. Verheimliche nur so lange wie möglich, dass du ihn hast.“
    „Verrätst du mir jetzt, warum du wirklich gehen willst?“, fragte er mich.
    Ich lächelte. Er hatte mich durchschaut.
    „Hinter der Holzvertäfelung ist ein geheimer Taubenverschlag, füttere meine Tierchen bitte. Dort halte ich Kontakt zu meinen Vater. Er berichtete mir, dass der König unter allen Umständen verhindern will, dass etwas über eine uralte Abmachung ans Tageslicht kommt, die irgendwann geschrieben wurde, als das Königreich entstand.“
    „Und was hat das mit dem zu tun, was wir jetzt erleben?“
    „Das weiß ich nicht. Es hängt aber irgendwie damit zusammen, dass der alte König gestorben ist.“
    Helmbruch nickte und sagte: „Gut, dass du mir alles erzählt hast. Dann habe ich noch eine Sache für dich. Setzt dich bitte dort hin.“
    Er deutete auf einen Stuhl und zog gleichzeitig eine Schublade raus, in der irgendwelche Haare lagen. Dann fischte er aus dem Gerümpel eine Schale mit irgendetwas Zähflüssigen. Es war mir nicht klar, was das werden sollte, als er langsam eine gelbliche Flüssigkeit aus einer kleinen Flasche dort hineinträufeln ließ und sich ein sehr scharfer Geruch im Zimmer ausbreitete. Eine Idee, was er vorhatte bekam ich erst, als er die Spitzen der Haare dort einweichte. Dann warf er mir ein lumpiges Kleiderbündel zu.
    „Was ist das?“, fragte ich und faltete einen alten, zerschlissenen Umhang auseinander. Ihr kennt ihn. Es ist dieser hier an meinen Schultern. Er verbirgt mehr als nur ein Geheimnis und hat eine lange Geschichte.
    „Das ist das, was mein Vater immer trug, wenn er sich heimlich aus der Burg schlich, um verbotenerweise Mutter zu treffen“, erklärte er mir. „Selbst Kahn hat sich davon mal täuschen lassen und den vermeidlichen Bettler rüde vor die Tür gesetzt. Und genau dasselbe werde ich auch mit dir machen.“
    Er lächelte mich listig an und fügte an: „Als Bewaffneter, im besten Mannesalter, wirst du ohne Zweifel Fragen aufwerfen, aber wer guckt schon zweimal bei einem alten Bettler hin? Na, verstanden?“ ~

  • Ich muss sagen, anfangs dachte ich, dass Lydia und Markwill sich kennen, weswegen er sich auch zu erkennen gibt bzw. sie etwas vertrauter miteinander sind. Aber da lag ich wohl falsch. Deswegen finde ich es wie auch Rael komisch, dass er sich zu erkennen gibt. Er hätte alles leugnen können, sich als jemand anderes aus der Tannenberg ausgeben, wieder abtauchen, sie dazu zu bringen nichts zu sagen. Aber alles, was er tut ist: Ja, du hast recht, ich nehme jetzt ein Bad und rasiere mir den Bart ab. Ich meine, warum tut er das? Damit ihn noch mehr erkennen? Dann kann er sich ja gleich vor den König stellen und schreien: "Da bin ich!".

    Bei den ersten beiden Abschnitten muss ich mich Wysenfelder anschließen. Sie waren nicht so meins. Irgendwie wirkte es etwas aufgesetzt.

    Hart kritisiert bei der Namesgebung ist etwas übertrieben. Die Idee dahinter ist gut, keine Frage. Dennoch müsste das jetzt heißen, dass Ordenshell mit Augenhell, Bornhelm mit Helmbruch geauso wie Markwill und Markborn mit Marksman irgendwie verwandt ist/sind?

    Bei dem Teil, in dem der Erzähler als Graf vorgestellt wird, könntest du die Reaktion des Publikums noch kurz beschreiben. Also dass Gemurmel den Raum füllte oder irgendjemand dem Grafen was zuruft?

    Spoiler anzeigen

    Bücher sind Schokolade für die Seele. Sie machen nicht dick. Man muss sich nach dem Lesen nicht die Zähne putzen. Sie sind leise. Man kann sie überall mitnehmen, und das ohne Reisepass. Bücher haben aber auch einen Nachteil: Selbst das dickste Buch hat eine letzte Seite, und man braucht wieder ein neues.
    Richard Atwater

    Einmal editiert, zuletzt von Morgy (17. April 2016 um 17:06)

  • Okay, ich dachte, ich hätte das klar genug gemacht, aber als ich meinte, dass Familienteil und Berufung auch vertauscht werden können, war das auch wortwörtlich so gemeint.
    Markborn ist der Bruder von Grimmborn
    Markwill dessen Sohn.
    Logischerweise muss also das "Mark" die Berufung darstellen, jedoch das munteres Vertauschen erlaubt ist, wurde aus der Berufung einfach mal der Familienteil. Deshalb gibt es halt viele Variationen der Namen.
    Also muss niemand zwangläufig mit jemanden verwandt sein, bloß weil der Name gleich ist (siehe bei uns "Müller"). Wichtig ist hier halt nur, dass der Familienname innerhalb einer Generation identisch bleibt. Damit dort eine Zuordnung innerhalb des Dorfes möglich ist.
    Marksman könnte daher eine Verwandschaft mit Markwill haben, muss aber nicht. Es ist jedoch wahrscheinlich, wurde aber noch nicht erwähnt.


    Ansonsten danke für die Korrekturen, ich werde sie dann heute abend noch einpflegen Hab sie bereits auf mienen Stick kopiert, mit einigen Komma-Korrekturen bin ich aber so nicht mit einverstanden.

    Einen Teil der Gründe, warm Markwill sich entschied, seine Maskerade fallenzulassen, habe ich bereits genannt. Es gibt noch mehr, aber die kan ich jetzt nicht nennen.
    Ich weiß ja, das der Teil überarbeitsungwürdig ist, aber mir fällt auch trotz eurer Kritik nichts Gescheites daz ein. Vielleicht späte rmal, aber jetzt kann ich auch nichts daran ändern.

  • Der letzte Part gefällt mir ganz gut, gibt einblicke in Helmbruch. Er scheint ja auch ne interessante Geschichte zu haben :) Nachvollziehbar, dass er dann auch den Schlüssel zum Arbeitszimmer bekommt.

    Was mir bei der ganzen Sache noch nicht aus den Kopf will. Wenn Markwill diese Informationen hat, wieso verlässt er seine Burg und verkleidet sich als Bettler, anstatt Reiter auszusenden, um die Kunde zu verbreiten. Effekt wäre doch der gleiche oder?

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!: