Es gibt 132 Antworten in diesem Thema, welches 38.025 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (25. Oktober 2019 um 12:33) ist von Schreibfeder.

  • @Rael: Ja, da fehlt noch ein Satz bei der Diskussion mit Ordenshell. Es ist wahr, dass er auch Reiter hätte ausschicken können (das deutet auch Ordenshell an), jedoch gibt es viele Türen im Königreich, die sich nur für Grafen öffnen. Nicht für einen unwichtigen Soldaten, einer unbedeutenen, kleinen, streitlustigen Grafschaft, ganz gleich welche gesiegelten Papiere er vorzuweisen hat.

  • Hallo @Schreibfeder
    ich hab jetzt auch noch den letzten Teil deiner Geschichte gelesen. Obwohl ich zeitweise doch Schwierigkeiten hatte, der Handlung zu folgen und die Namen auseinanderzuhalten (lag wohl daran, dass ich immer in Absätzen mit etwas Zeit dazwischen gelesen habe), hat sie mir doch sehr gefallen. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Beschreibungen sind dir gut gelungen und schaffen es, mir Bilder in den Kopf zu zeichnen, sind nicht zu ausführlich und doch trotzdem verständlich. Und die Charaktere sind samt und sonders gut gezeichnet. Besonders all die Leute von Tannenberg. Der Graf ist edel und ritterlich, wie man es von einer Person seines Standes erwartet. Nur mit Lydia mag ich nicht so richtig warmwerden. ^^
    Naja, da dein letzter Post hier fast auf den Tag genau zwei Jahre her ist, nehm ich mal an, dass du nicht weitergeschrieben hast. Und da du sonst keine weitere Geschichte im Forum hast, warte ich jetzt einfach mal geduldig weiter auf die Fortsetzung der Todgeweihten. ^^

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Hallo @Tariq schön das dir meine Geschichte gefallen hat. Tatsächlich habe ich noch zwei Kapitel in der Hinterhand, die ich aber noch nie hier hochgeladen hab. Und noch in der späteren Geschichte habe ich so einige kurze Abschnitte.

    Ich habe es aber nie geschafft diese so zu vervollständigen, dass ich sie hier hochladen könnte.
    Inhaltlich war die Geschichte so weit, dass sie halbwegs abgeschlossen ist, darum hielt ich eine Unterbrechung für vertretbar.

    Aber es ist mittelfristig schon geplant diese Geschichte weiterzuspinnen. Es dauert nur etwas. :)

  • Danke für die Info! Das freut mich zu hören, @Schreibfeder, da kann ich den Abo-Haken ja beruhigt drinlassen. ^^

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • @Schreibfeder also, dann will ich hier auch mal einen Zwischenkommentar einlegen, auch wenn ich noch nicht mit der Geschichte durch bin :D
    Dafür muss ich aber sagen, ist sie bereits jetzt eine meiner Lieblinge hier im Forum. Das ist zum einen deinem Schreibstil zu verdanken: Wenn du den Erzähler von Tanneberg berichten lässt, bin ich sofort drin. Es liest sich flüssig und wirklich wie eine Erzählung und auch sonst wirkt alles stimmig.
    Hier und da gibt es natürlich noch ein paar Schwachstellen, wie zum Beispiel den Übergriff des Söldners auf die Tochter des Bauern mit dem anschließenden Kampf. Da liest sich die Auseinandersetzung in einigen Punkten noch etwas schwer:

    Spoiler anzeigen

    Sofort zuckte sein Stiefel vor und trat dem Söldner brutal ins Gesicht.

    Das ist wohl geschmackssache, aber "zuckten" klingt irgendwie zu sanft, wenn du verstehst was ich meine. Eine kurze, leichte Klinge zuckt heran, ein Stiefel kommt wohl eher wuchtig geflogen oder geschossen und bricht dabei ein paar Nasen. :dead:

    Doch bevor er die Klinge komplett aus der Scheide gezogen hatte, war der Greis auch schon herumgewirbelt.

    Da verwirrst du das Kopfkino ein wenig. Zuvor standen sich die beiden ja noch gegenüber und einanderzugewandt. Dass sich der alte Will abwendet, hast du, glaube ich, nirgens angemerkt. Man fragt sich deshalb, zu was er dann herumwirbeln soll? Da würde ich vielleicht einfach noch einen Satz vorangehen lassen, in dem steht, wie der alte Will sich umdreht und dann herumwirbelt usw.

    Der alte Will schnappte sich den Waffenarm des Söldners, drehte sich in seinen Körper rein und hebelte ihn zu Boden. Sofort setzte er sein Knie auf dessen Brustkorb und hob die Faust.

    Ich kann mir ungefähr vorstellen, was damit gemeint ist, aber auch nur schwer. Als Alternative könntest du beschreiben, wie er dem Söldner aus der Drehung seine Schulter gegen die Brust rammt und ihn damit umwirft.

    Tatsächlich ist das aber die einzige Szene, die mir negativ aufgefallen ist. Vor allem das Leben auf Tanneberg hast du so detailreich geschildert, dass ich grade Lust bekomme, ebenfalls dort zu wohnen. Normalerweise sind viele Deatils ja eher hinderlich und stören die Handlung einer Geschichte. Aber du bringst sie einem auf eine interessante Art und Weise näher, dass man gerne mehr liest :D So entsteht ein richtig authentisches Bild einer mittelalterlichen Burg! Dank dir weiß ich endlich, wie man diesen den Unterrock aus dickem Stoff nennt oder die Ausrüstung der Pferde. Gerne mehr von diesen Wörtern, die passen nämlich auch ganz wunderbar zum Rest der Geschichte! :thumbsup:
    Wo ich außerdem gerade bei Wörtern und Bezeichnungen bin: Die Namen sind herrlich und gefallen mir richtig gut! Ich bin ja sowieso der Meinung, dass Namen deutlich mehr an einer Geschichte ausmachen, als bloße kosmetische Ergänzungen. Vor allem Namen mit Bedeutung (und die haben sie bei dir ja eindeutig) tragen viel zur Atmosphäre bei.

    Also alles in allem, ich les hier definitv weiter! :)

    "Vem har trampat mina svampar ner?!"

    Einmal editiert, zuletzt von Xarrot (28. April 2018 um 16:30)

  • Hi @Xarrot, ich freue mich, dass es dir gefällt. :)

    Ja, was dir aufgefallen ist, ist auch absolut korrekt. Es freut mich ebenfalls, das dir die "ausgesuchte Wortwahl" aufgefallen ist. Du wirst nur wenige Lehnswörter in diesen Text finden. Absichtlich. ^^ Ich finde einfach, es macht es so stimmungsvoller. :)

    Das was dir zwischendurch so störrend aufstößt, ist schlichtweg eine Änderung des Stils. Ich verwende da einen Beobachter-Erzählstil, der nicht personengebunden ist und keinen Zugriff zu den Gedanken und Gefühlen hat. Vielleicht merkt man da auch, dass mir diese Erzählform nicht ganz so liegt. Aber ich wollte mit möglichst vielen Erzählformen experimentieren.
    Immerhin weiß ich nun, dass der personengebundene Erzählstil mit Gedanken und Gefühle ODER die Ich-Perspektive für mich am besten ist. Ersteres mehr als letzteres. Aber geht beides klar.

    Deine Anmerkungen zur Schlägerei sind gut. Ich werde mir mal was dazu überlegen.
    Aber das sind nur wenige Worte, dann passt es wieder besser. Aber schön, dass einen anderen "Schlägerei-Schreiber" dazu etwas auffallen könnte. ^^

  • @Schreibfeder Jetzt bin ich ebenfalls durch mit dem, was du bisher geschrieben hast und es weiß sehr gut zu gefallen :D
    Markwill ist ein fein ausgearbeiteter Charakter und auch ganz besonders der Zwist zwischen Rosenstolz (hat der Name eigentlich etwas mit der gleichnamigen Band zu tun? :hmm: ) und Tannenberg wurde anschaulich herausgearbeitet. Allgemein diese ganze Thematik rund um die Grafschaften dort am Rand der Berge gefällt mir. Es wirkt fast schon etwas hinterwäldlerisch und in seine eigene Welt versunken, mit den Fehden und Geschichten, bis plötzlich die weiße Garde des Königs auftaucht und den Rivalen dazwischenfährt. Das Gebiet um Rosenstolz und Tannenberg hast du ja sehr Detailreich dargestellt, wohingegen die Welt drumherum sich bisher nur im wabernden Nebel abzeichnet. Das gibt Spannung und macht die Sache geheimnissvoller, was da für seltsame Intrigien beim König von statten gehen.
    An einer Sache hab ich allerdings noch ein wenig zu mäkeln und das wäre, wie Lydia hinter die eigentliche Identität des alten Wills kommt. Es wirkt etwas übertrieben, wenn sie da so ganz in bester Sherlock-Manier ihre Schlüsse zieht. Vielleicht könnte Markwill da ja auch ein wenig "nachhelfen", damit es authentischer erscheint? Vielleicht verplappert sich der Gute ja mal oder die kluge Lydia durchschaut ihn nur zum Teil und entlockt ihm den Rest durch penedrantes Nachbohren? :whistling:
    Aber eventuell seh das ja auch nur ich so, das ist ja jetzt alles ziemlich Geschmackssache. Sonst ist das eine, wie ich finde sehr solide Geschichte, mit angenehmen Stil, Charakteren und einer spannenden Handlung. Gibt es denn schon Aussichten, wann es ungefähr weiter geht? :D

    "Vem har trampat mina svampar ner?!"

  • Es gibt eine Band namens Rosenstolz? Ups. Aber hat damit nichts zu tun. ^^ Ich hatte beim schreiben nur das Bild eines "Märchenschloss" vor Augen, mit strahlend weißen Mauern, Rosenhecken und Frauen in weiten Kleidern (und so). Außerdem eine Familie, die unglaublich stolz bis hin zur Arroganz ist.
    Daher also der Name. :)

    Beim Teil mit Lydia gehe ich noch einmal rüber. Ansonsten muss ich nur noch einen Schwung zum nächsten Teil der Geschichte den ich noch auf Stick habe shlagen.
    Wann es weiter geht? Momentan klebe ich an meiner Zeitreisegeschichte, wo ich die Überarbeitung des alten Teils nahezu abgeschlossen habe. Jetzt kommt nur noch die Übersicht, ob ich es irgendwo überkorrigiert habe. Dann fange ich die Woche noch an Stück für Stück die neue Variante hochzuladen.
    Es wird aber noch etwas dauern, bis ich auch hier neue Teile hochlade. Noch ein paar Wochen sicherlich. Auf jeden all schreibe ich so weit, bis der nächste (inhaltlihe) Erzählbogen gespannt ist, den ich bereits vorrätig habe.

  • Aus den paar Wochen wurden dann Monate. Tja, so kann es gehen, wenn man zu viel (Unerfreuliches) um die Ohren hat. X/

    Aber:
    Ich habe ein paar neue Teile geschrieben und bin auch fleißig dabei die alten Abschnitte zu überarbeiten. Wobei keine Korrekturen an der Geschichte des Erzählers vorgenommen werden (außer ich stolper mal über einen Rechtschreibfehler) sondern nur an den "Zwischensequenzen".

    Die Geschichte des Erzählers ist gut ausgebaut und das habt ihr mir auch bestätigt. Aber die Zwischensequenzen nicht. Ich denke, ich schreibe die zum Großteil um. Habe auch schon damit angefangen. Außerdem wird die Story fortgesetzt.

    Realistisch betrachtet wiird es noch Wochen dauern, bis ich hier fortfahre, aber ich wollte kurz Bescheid geben, dass ich gerade gut vorrankomme und dran bleibe. :)

  • Ich bin zwar nicht sehr viel weiter, aber immerhin ein Kapitel habe ich fertiggebracht. Wichtiger als neuer Text war mir die komplette Überarbeitung meiner Geschichte.
    Wer sie kennt, wird merken, das vor allem Kapitel 3, aber auch vieles in anderen Kapitel angepasst wurde. Beim neuen Teil ist es jetzt etwas kniffelig den sauber zu trennen, da die Geschichte ineinander übergeht. Ich hoffe, ihr kommt trotzdem damit klar.

    ____

    ~ „Und in der Tat, klappte es hervorragend bis zum heutigen Tag. Eure Hohepriesterin war nahezu die Einzige, die mich bislang enttarnt hat. Obgleich ich meine Geschichte an vielen Orten erzählte und weiter reiste, als sich die meisten von euch vorstellen können“, beendete Markwill seine Geschichte.
    „Tja, meine Schwester kann man nicht so leicht täuschen“, meinte Hilmar stolz.
    Markwill schmunzelte. „In der Tat, sie ist was Besonderes.“
    „Und was habt Ihr dann gemacht?“, wollte einer der anderen Bauern erfahren. ~


    Kapitel 5 - Die Gründungsurkunde

    ~ Ich nutzte selbstverständlich den Geheimgang. Das war nicht weiter schwer. Die Salpetersalzfässer kannte ich ja schon und ich musste nur dem Weg des geringsten Staubs folgen. Ich kam irgendwo am Fuße des Berges hinaus, viele hundert Schritte unterhalb der Burg.
    Der Eingang war gut versteckt, er wirkte wie eine Falte im Fels, die zudem dicht mit Efeu und Schlingpflanzen überwuchert war. Auch die moosbewachsenen Tannenbäume wirkten alt und unscheinbar. Dicke Flechten hingen von den Zweigen und alles wirkte verträumt. In der Ferne konnte ich sogar Wasser glucksen hören. Die Insekten und Vögel des Abends verstummten nach und nach, und ich beeilte mich nach Tannengrün zu kommen, denn nachts sind die Wälder mitunter tödlich.
    Blöderweise hatte ich kein Gold dabei. Ich trug nur meine Alltagskleidung, Schwert und diesen stinkenden Umhang. Also verdiente ich mir meine ersten Münzen, indem ich im Gasthaus als Wahrsager auftrat. Das Äußere dafür hatte ich ja und ich kannte die meisten dort, wenn auch nur oberflächig. Aber das reichte für den überzeugtesten Wahrsager den Tannengrün je erlebt hat.
    Ja, ich weiß was ihr gerade denkt. Der feine Herr Graf ist also ein Aufschneider und Blender. Aber es kommt noch schlimmer.
    Am nächsten Morgen schloss ich mich einen Kiepenhändler an, der auf den Weg nach Südwesten war. Wir entkamen knapp den Weißgardisten, die erst jetzt die Stadt angriffen und eilten immer weiter die königliche Straße entlang. Bis wir im Länderdreieck zwischen Langmark, Elenias und Tannenberg einer Gruppe Vogelfreien über den Weg liefen.
    Und ihr habt es richtig erraten: Ich schloss mich ihnen an.
    Ich mein, ihr kennt die Gesetze. Schwerverbrecher und alle jene, die ihre Strafe nicht zahlen konnte, werden nackt über die Grenze getrieben und sind Rechtlos. Wenn ihnen kein Angehöriger hilft, oder sie nicht mit Glück ein Heiligtum erreichen, ist es zumeist um sie geschehen.
    Die Gruppe der ich über den Weg lief, war erwartungsgemäß in einem grauenhaften Zustand. Normalerweise hätten wir sie umgangen, aber die Bande besaß Anstand und das beeindruckte mich. Sie versuchten nicht uns anzugreifen, sondern baten höflich um Hilfe.
    Also was tat ich? Ich pflegte sie gesund und im Gegenzug halfen sie mir. Sie erzählten mir, dass in Elenias, Thyrian und der Langmark die Bibliotheken vor einigen Jahren unter mysteriösen Umständen abgebrannt war.
    Der König musste seinen Umsturz von langer Hand geplant haben. Das schien den Herren von Elenias wohl auch klar zu sein, weil sie einen neuen Büchersaal aufbauten, der jedoch der Öffentlichkeit nicht zugängig war. Also half mir das nicht, vor allem, da Elenias bereits alle wichtigen Dokumente verloren hatte.
    Einer hatte da zum Glück die Idee, es mit dem Seenland oder dem Wasserreich zu versuchen. Die sind geradezu in Wissen vernarrt und liegen so weit entfernt, dass der König seine gierigen Klauen dort sicher nicht reingeschlagen hatte.
    Aus Dankbarkeit, aber auch weil ich sie bezahlen konnte, schlossen sie sich mir an und gemeinsam zogen wir ins Seenland, wo wir jedoch nicht in die Lesesäle vorgelassen wurden. Denn Wochen davor gab es einen Anschlag und die Bibliothekare waren übervorsichtig geworden.
    Es war mir zu den Zeitpunkt zu gefährlich mich als Graf von Tannenberg zu erkennen zu geben, also zogen wir weiter ins Wasserreich, in dessen Unterwasserstädten ich dann endlich fündig wurde.“ ~

    ~ „Oh, Städte unter Wasser?“, unterbrach Sonja mit glänzenden Augen. „Wie sehen die denn aus?“,
    „Es sind im Prinzip riesige Höhlen und Minen am Grund des Meeres. Im Inneren besteht fast alles aus Stein, lange Treppen und gepflasterte Straßen mit verschwenderisch viel Glas. Man kann fast immer irgendwo den Meeresgrund sehen. Ja, es hat seine Schönheit, aber ich muss gestehen, dass es mir dort nicht gefallen hat. Ich brauche die Wälder, Berge und die frische Luft. Dort hingegen ist es dunkel und es riecht immer salzig und muffig. Zu meinem Glück nicht an den Orten wo Bücher aufbewahrt wurden. Sonst wäre ich bei meiner Suche in den langen Regalen wahnsinnig geworden.“
    Er machte eine kurze Pause, bevor er mit veränderter Stimme fortfuhr: „Das mag sich jetzt alles recht schnell anhören, aber in Wirklichkeit hat mich die Reise und die Suche nach den Dokumenten fast ein Jahr gekostet.“
    „Aber du hast sie gefunden“, fiel Hilmar ein. „Das hast du ja schon gesagt.“
    „Ja, ich habe sie gefunden. Ich gab mich als Graf zu erkennen und ließ Kopien anfertigen und sie beglaubigen“, bestätigte Markwill und legte ein schweres, lederartiges Papier auf den Tisch und bat Lydia nach vorne.
    „Da vielleicht einige hier meinen Worten nicht trauen, möchte ich dich bitten, dieses Dokument zu prüfen und vorzulesen.“
    Langsam und hoheitsvoll trat die Hohepriesterin vor und untersuchte zunächst die Echtheit des Papiers.
    „Es ist eine Kopie eines alten Schriftstückes, welches vor vierhundertzwölf Jahren verfasst wurde. Die Beglaubigung ist echt. Dieses Schreiben stammt aus einer Bibliothek aus dem Wasserreich, ganz wie es unser Gast erzählt hat. Die Namen, die hier genannt sind, stimmen mit den Siegeln überein. Die Grafschaft Langmark, Tannenberg, Rosenstolz, ja sogar das Seenland und das Wasserreich sind hier vertreten.“
    Sie strich prüfend weiter über die Siegel und wandte sich dann dem Inhalt zu.

    „Gründungsvertrag des Zusammenschlusses der Reiche und Ländereien, zur Vereinheitlichung der Verwaltung, unter dem Herrn Aurell vom Dornland.“

  • „Was ist das Dornland?“, wollte die kleine Sonja erfahren, kaum dass Lydia fertig vorgelesen hatte.
    „Das Dornland ist eine Ansammlung von einen Dutzend kleinerer Grafschaften im Nordwesten des Reiches. Manche sind anerkannt, manche sind kleiner als Tannenberg und bestehen aus nicht mehr als einer Ruine mit ein paar Feldern“. erklärte Markwill ausufernd. „Das Gebiet ist den Geschichten zur Folge sehr unwirtlich. Große Teile sind von riesigen Dornenhecken abgetrennt und niemand weiß, wie es dahinter aussieht. Daher auch der Name. Tatsächlich stamm Aurell, der später der erste König werden sollte, aus einem dieser Länder. Er war ein Kriegsherr und soll wohl sehr charismatisch gewesen sein. Er schaffte es, das Dornland unter seinen Banner zu vereinen und verbreitete seine Idee, alle Reiche der Umgebung unter einem Verwaltungsschirm zusammenzufassen zum Wohle aller. Die Idee war gut und fand regen Anklang. Bald darauf versammelten sich die Führer und Abgesandten vieler kleiner Länder in seinem Amtssitz und unterschrieben das Dokument, welches Lydia gerade vorgelesen hat. Es sollte alles vereinfachen. Straßen wurden neu errichtet, die das ganze Land sinnvoll verbanden, und damit den Handel erleichterten. Siegel und Stempel wurden vereinheitlicht und jede Grafschaft bekam Kopien davon, damit man Fälschungen sofort zu erkennen vermochte. Maße und Waagen wurden festgelegt. Und langsam, ganz allmählich, kristallisierte sich tatsächlich ein Königreich heraus. Kurz vor seinem Tod, wurde Aurell tatsächlich zum ersten König gekrönt. Niemand wagte es zu diesem Zeitpunkt Widerspruch einzulegen, denn Aurell hatte sich diese Position redlich verdient und Großes geleistet. Dagegen vorzugehen, hätte das Ansehen eines jeden Zauderers geschmälert. Jedoch vereinbarte man eine Klausel in einem zweiten Dokument, der Krönungsurkunde. Es war jeden klar, dass Aurell Großes vollbracht hat, doch sein Nachfahre vielleicht alles ruinieren könnte. Denn kurz vor seiner Krönung, zerfiel das Dornland wieder in viele kleine Grafschaften. Manche von denen waren mit Aurell verwandt, andere nicht, doch alle beanspruchten die Krone. Daher, Lydia, könntest du bitte das hier vorlesen?“
    las sie laut vor. Sie senkte ihren Blick auf den Briefbogen und mühte sich mit der alten Schrift ab.

    „Ernennungsurkunde und Gründungsdokument:

    Hiermit vereinigen sich die folgend unterschreibenden Reiche, Ländereien, Heiligtümer, Grafschaften oder freie Städte, zum Königreich unter Aurell vom Dornland.

    Unter Aurell werden wir gemeinsam dienen. Wir halten dem König als Oberhaupt über uns allen die Treue. Auch verpflichten wir uns zu Beistand, sollte er dies von uns fordern. Ferner darf er über uns Recht sprechen, wenn dies zur Einigkeit des Reichs erforderlich ist.

    Gleichzeitig achtet der König all jene einzelnen Ländereien, die sich ihm anschließen. Niemals wird er ein Teil bevorzugen, niemals eines missachten.

    Zudem werden wir nach jeder Ernte dem König von jener den Zehnt-Zehnten zahlen, damit König und Reich regieren können zum Wohl aller.

    Jedoch wird es jedem Land freigestellt bleiben, sich aus dem Bunde zu lösen oder sich ihm anzuschließen. Dies ist jedoch nur in jenem Falle gestattet, in dem der König gestorben sei, damit die Regierbarkeit der Herrschaft gewährleistet bleibe.

    Dies unterzeichnet Aurell vom Dornland, erster König aller vereinigten Reiche.
    Dies unterschreiben die folgenden Reiche, Ländereien, Heiligtümer, Grafschaften oder freie Städte.“

    Eine angespannte Stille breitete sich in der Schenke aus. Bis sich Markwill räusperte.
    „Das bedeutet also, dass jede Grafschaft das Recht besitzt dem Königreich den Rücken zu kehren, falls es einen neuen König gibt. Es heißt sogar, dass Aurell selbst diese Idee gehabt habe, als er sah, was mit seinem geliebten Dornland passierte. Ihr könnt euch nun vorstellen, wie es mir erging, als mir dieses Schriftstück in die Hände fiel.“
    „Allerdings“, schnaubte einer der Bauern. „Das erklärt auch, warum der Zehnt letztes Jahr gestiegen ist.“
    „Die Langmark wird sich freiwillig dem König unterworfen haben. Ich hörte auch schon an anderen Orten, dass die Abgaben erhöht wurden. Ich bin weit herumgekommen“, erklärte Markwill.
    „Der neue König ist zu gierig“, stimmte der Bauer ihm zu. „Ich habe nur noch wenig Zweifel an der Echtheit deiner Geschichte.“
    „Und was hast du jetzt vor?“, wollte Sonja von Markwill wissen.
    „Tja, Kleines, ich kehre selbstverständlich zurück und werde meine Grafschaft befreien. Ich habe in den letzten anderthalb Jahren eine große Gruppe Getreuer zusammengescharrt, mehr als nur das Grüppchen Vogelfreier am Anfang. Mit ihnen werde ich die Weißgardisten vertreiben und mein Land wiederaufbauen. Ich weiß natürlich nicht, ob meine Burg noch steht, jedoch wird Tannengrün auf jeden Fall noch fortbestehen. König Helldorn hat die Absicht, das Land auszuquetschen wie eine Rotfrucht, er will es nicht vernichten. Meine Stadt mag zwar klein sein, jedoch ist ihre Wirtschaft robust.“
    „Hast du nicht erzählt, deine Wirtschaft fußt hauptsächlich auf diesen Eisenholz?“, wollte ein anderer Bauer mürrisch erfahren.
    „Mein Außenhandel beruht darauf, ja. Und ich hoffe bei allen Heiligen, dass die weiße Garde meinen Hain nicht gefunden hat. Wenn die Burg noch steht, sollte es ihnen schwer fallen, meine Grafschaft auszuplündern.“
    „Und wenn sie nicht mehr steht?“, wollte Lydia wissen.
    „Dann werde ich mir einen neuen Wohnsitz in Tannengrün bauen müssen und von dort aus meine Grafschaft wiederaufbauen. Die besagte Gruppe Getreuer besteht ja nicht aus Soldaten, sondern vielmehr aus Handwerkern und Bauern, die sich nichts weiter wünschen, als ein friedliches Leben führen zu können. Mit ihnen werde ich einen Neuanfang schaffen.“
    „Das heißt, du suchst nun überall nach Neubürgern, hab ich Recht?“, knurrte der mürrische Bauer und stand auf. „Wie hoch, hast du gesagt, sind deine Abgaben? Der Zehnte an Ernte und Handelseinkunft? Ich werde mal schauen, ob ich mit meiner Frau darüber reden kann. Sie hat immer das letzte Wort.“
    Murmelnd stampfte er die beiden Stufen hoch und verschwand im Sonnenlicht.
    Auch ein weiterer Bauer stand auf. Es war der, der den König als gierig bezeichnet hat. „Mit mir kannst du rechnen. Ich hab noch eine alte Kutsche, die ich mit unseren Besitz beladen kann. Viel ist es nicht. Meine Frau erwartet ihr drittes Kind und ich werde sie hier nicht mehr lange ernähren können. Wann hast du vor aufzubrechen?“
    „In drei Tagen“, antwortete er und nickte ihm zu. „Ich freue mich, dass du dabei bist. Aber du solltest wissen, dass ich nicht viele Felder hab.“
    Der Bauer zuckte daraufhin nur mit der Schulter. „Das soll mir gleich sein, dann werde ich zum Waldbauer. Hast du nicht erzählt, dass der allergrößte Teil eurer Ernte aus den Wäldern kommt? Ist mir nur recht. Von der Feldarbeit schmerzt mir der Rücken mit jeden Tag mehr.“
    Er nickte der Hohepriesterin zu. „Und auch wenn es Hilmar noch nicht begriffen hat, ist mir klar, dass du mit diesen Waldgrafen mitgehen wirst.“
    Die Köpfe der Geschwister ruckten und Lydia und ihr Bruder schauten sich unerbittlich an. Dann senkte Hilmar seinen Blick und schüttelte sachte den Kopf.
    „Meine Schwester hatte schon immer einen Dickkopf, Graf Markwill. Wenn sie mitkommt, werde auch ich folgen.“
    Markwill blickte zur Priesterin. „Aber warum?“
    „Weil sie sich hier noch nie wohlgefühlt hat“, mischte sich Hilmar ein. „Und jetzt kommt ein stattlicher Graf und verspricht ihr ein Abenteuer, eine lange Reise und eine neue Heimat in der Fremde. Wundert mich nur, dass sie dir nicht schon längst um den Hals gefallen ist.“
    Er hatte das Gefühl, als wenn er irgendwas nicht mitbekam.

    ____

    Momentan geht mir das nächste Kapitel nicht gut von der Hand. Da brauche ich noch etwas Zeit. Aber immerhin habe ich hier einen schönen neuen Sinnabschnitt fertiggestellt.

  • Sei gegrüßt Schreibfeder

    Deine Geschichte ist sehr interessant und lässt sich angenehm lesen (Ich habe alles am Stück durch).
    Die Anzahl deiner Charakter fand ich nicht besonders verwirrend und auch die Namensgebung erschien mir Schlüssig.

    Jetzt, wo die Geschichte nochmehr fahrt aufnimmt, bin ich auf das nächste Kapitel gespannt.


    Hochachtungsvoll

    Faradim

  • Vielen Dank, @Faradim. Ich freue mich, dass du in meine Geschichte gefunden hast.

    Ich habe die Charaktere seit meiner ersten version auch etwas reduziert. Jetzt ist das Minimum, bei dem ich mich wohlfühle. Ich freue mich natürlich, dass es jetzt angemessen ist. :)
    Auf die Namensgebung bin ich irgendwie auch stolz. ^^

    Ich denke, ich werde in den Herbstferien viel an meinen Geschcihten arbeiten können. Da habe ich Zeit und Ruhe. Beim nächsten Teil ist mir leider ein wenig die Luft rausgegangen, darum braucht es einen kurzen Moment der Überarbeitung.
    (Meine Arbeitsweise ist ein wenig lückenhaft. Ich schreibe nicht chronologisch, sondern immer die Abschnitte, die mir am besten gefallen. Dann habe ich nur das Problem, dass ich irgendwie die Lücken fertigstellen muss.)

    Einmal editiert, zuletzt von Schreibfeder (27. Mai 2023 um 08:26)