Cosima runzelte verwundert die Stirn. Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie gerade Zeuge eines ausgesprochen großen Anfalls von Dummheit war oder ob Kain in den letzten Minuten einen großen Schlag auf den Kopf bekommen hatte und gar nichts dafür konnte, dass er den einfachsten Plan nicht befolgte.
Sie steckten mitten in einem Raub. Larson, der Anführer ihrer Räuberbande, hatte den Auftrag ein ganz sicheres Ding genannt. Cosi hatte ihm nur zustimmen können.
Sie war es gewöhnt, einem unmöglich zu knackendes Haus seinen Schwachpunkt zu entlocken, einen Einbruch durchzuführen, noch während die Besitzer in der Stube saßen oder ihre Kollegen an Heeren von Wachpersonal bei den reichen Säcken vorbeizubekommen.
Dieser Auftrag war ein Klacks dagegen. Eine durch viele Scheidungen gut dastehende Frau hatte Larson beauftragt, ihren letzten Ehering von ihrem Exmann zu klauen, der sich weigerte, ihn ihr zurückzugeben. Das Haus besaß keine Sicherheitsvorkehrungen, die Gegend war abgelegen vom Markt und das Haus stand in einer besonders verwinkelten Gasse. Noch dazu war niemand daheim.
Aus diesem Grund waren nur Cosima und Kain losgezogen: Sie hielt draußen Wache, während er durch ein Fenster stieg und nach wenigen Sekunden wieder rauskommen sollte. Was er nicht tat. Anstatt den Ring von der Kommode zu packen und zu verschwinden, fing der Idiot tatsächlich an, das kleine Haus nach noch mehr Wertgegenständen zu durchsuchen.
Cosima seufzte genervt auf. Wegen seiner Habgier konnte sie Kain am wenigstens von allen leiden, aber kein anderer wollte den weiten Weg nach Hunsrück für einen kleinen Ring zurücklegen.
"Kain! Hör sofort auf damit und komm da raus", zischte Cosi durch das noch offen stehende Fenster. Ihre Auftraggeberin hatte ihr nur ein Zeitfenster von 10 Minuten garantiert, indem sie ihren Exmann auf dem Heimweg aufhalten wollte. Eigentlich mehr als genug, würde dieser Trottel nicht...
RUMMS
Cosima starrte einige Sekunden entsetzt durch das Fenster. Sie wusste nicht, wie und sie wusste auch nicht, wieso. Aber Kain hatte einen massiven Tisch umgeworfen. Es war ein lauter Schlag in der sonst so stillen Straße.
Schon hörte sie Stimmen und Schritte aus dem Nachbarhaus.
"Kain, hau ab, HAU AB!", rief Cosima - sie musste nicht mehr darauf achten, nicht entdeckt zu werden. Genauso wenig fühlte sie sich in der Verpflichtung, den größten Trottel des Universums bei der Flucht zu helfen.
Sie drehte sich um und rannte so schnell sie konnte.