Was lest ihr gerade? (Non-Fantasy)

Es gibt 725 Antworten in diesem Thema, welches 132.689 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (25. März 2024 um 23:58) ist von Der Wanderer.

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    Thorsten  Der Wanderer

    Was ich btw mal gelesen habe (non fantasy und somit passend für den thread :P)

    Sollen die Schwede Wohl auch flugzeuge entwickelt haben,(Finnland gehört zu den interessenten) die keine lange Startbahn benötigen. Das sind dann zwar leichtere Jäger, aber man geht davon aus, dass bei einem Krieg mit dem Artillerie starken Russland die Flugfeld zuerst vernichtet werden. Deshalb (passend zu dem, was du sagtest thorsten), um die lufthoheit nicht ganz aus der Hand zu geben, hat man sich Gedanken gemacht, wie man das Problem lösen kann. Wir haben mit Finnland und Norwegen (maybe auch schweden) zwei millitärs, die sich seit Jahrzehnten auf einen möglichen Angriff Russlands vorbereitet und demnach Strategien entwickelt haben.

  • Auch sonst wird die Sache sehr ernst betrieben - letzte Woche war zum Beispiel die Autobahn gesperrt weil die Luftwaffe Uebung hatte wie sie ohne Flugplatz operieren kann - da wird dann auf der Autobahn gelandet.

    Interessant, das wird bei uns demnächst auch passieren. Habe kürzlich mal ein bild von der letzten solchen Übung gefunden.

  • Wir haben mit Finnland und Norwegen (maybe auch schweden) zwei millitärs, die sich seit Jahrzehnten auf einen möglichen Angriff Russlands vorbereitet und demnach Strategien entwickelt haben.

    Streich' Schweden aus der Liste - die hatten zwischendrin ueberhaupt keine Armee mehr und bauen grade eher wieder auf.

    Aber stimmt schon, Saab hat mit der Viggen und der Gripen sehr robuste Flugzeuge mit Kurzstartfaehigkeit entwickelt, da gab es schon eine Tradition.

    Sollen die Schwede Wohl auch flugzeuge entwickelt haben,(Finnland gehört zu den interessenten) die keine lange Startbahn benötigen.

    Momentan fliegt Finnland primaer die F-18 Hornet, die wird allmaehlich ersetzt durch die F-35 - Stealth wird offensichtlich fuer wichtiger empfunden als Robustheit (die F-35 ist ein bisschen eine Diva...).

  • 2/3 von Salman Rushdies Mitternachtskinder.

    Es ist sehr dicht geschrieben, heißt: Jeder Nebensatz und Einschub wird benutzt, um voraus zu deuten, auf Vergangenes hinzuweisen oder generell das Setting auszumalen oder dem Erzähler Raum für Abschweifungen zu geben (die aber immer auf das Ziel des Kapitels einzahlen, das ist durchaus befriedigend). Die Sprache ist komplex, aber nie unverständlich. Teilweise ist es ein ganz eigenes Vergnügen, den Sätzen zu folgen und dabei zuzuschauen, wie sie denn nun enden werden. Das ist eine besondere Art von ... ja, irgendwie Spannung. Aber eben eine poetische, falls das Sinn ergibt. Der Text ist oft unruhig, sprudelt quasi über.

    Aber dieses Chaotische ist auch ein bisschen der Punkt. Es geht um Indien. Saleem, der Erzähler, und die anderen Mitternachtskinder wurden um Mitternacht geboren, als Indien die Unabhängigkeit bekam. Indien ist vielfältig, viel vielfältiger, als ein Text es begreifbar machen könnte. Aber Mitternachtskinder versucht es dennoch, und kommt wahrscheinlich recht nah dran. Die Geschichten, die in den Kapiteln erzählt werden, handeln vom Erwachsenwerden Saleems, aber auch von den Familienmitgliedern und deren Liebesgeschichten und fixen Ideen. Magischer Realismus bedeutet auch Realismus, also sieht man viele Figuren dabei, wie sie alltägliche Dinge tun. Die erzählenswerten Geschichten sind dann die, die in absurder Weise die Geschichte vorantreiben bzw. Saleem auf seinen Weg bringen.

    Das macht schon Spaß, man muss sich für so ein Buch aber auch Zeit nehmen. Der Text fordert Konzentration, das ist manchmal anstrengend.

    Häupter auf meine Asche!

  • Ich habe mir gestern mal als Hörbuch über Spotify Die Verwandlung von Kafka gegeben und endlich diese Bildungslücke geschlossen.

    Ich kannte vorher von Kafka nur sehr kurze Kurzgeschichten, die eine oder zwei Seiten umfassen, und ich fand sie sehr gelungen, auf den Punkt erzählt und vor allem zeigten sie bereits, was Die Verwandlung jetzt für mich bestätigt hat: Kafka ist, auch nach 100 Jahren, immer noch verdammt lesbar. Seine Sprache besitzt wenige Schnörkel, die dafür gut gesetzt sind, und bis auf ein paar Formulierungen, die heute nicht mehr üblich, aber immer noch verständlich sind, ist er kaum gealtert.

    Ich habe gut die Bekannten im Ohr, die Kafka wegen Schullektüren nicht leiden können. Und es ist verständlich, dass Kinder, die die Lebensrealität von Kafkas Figuren vielleicht gar nicht begreifen, damit nichts anfangen können. Ein paar Jahre später dürfte das aber nochmal anders aussehen. Gregor Samsa ist jemand, mit dem man problemlos mitfühlen kann.

    Die Prämisse kennt wohl jeder: Gregor wacht eines morgens als nicht näher bestimmtes Ungeziefer auf. Statt in Panik zu geraten, wie es sonst wahrscheinlich jeder tun würde, macht er sich Sorgen, dass er zu spät zur Arbeit kommt. Und zu Recht, denn er ist effektiv von seinem Job, den er nicht mag, versklavt und muss dabei seine Eltern und seine Schwester ernähren, die ihm dafür aber auch nicht wirklich dankbar zu sein scheinen. Nun fällt er plötzlich aus und wird ihnen lästig ...

    Das kann man bereits als eine Allegorie für Menschen mit plötzlichen Behinderungen auslegen. Auch die Scham der Familie passt da hinein; sie versuchen alles, Gregor vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Diese Lesart lässt sich bis zum Ende beibehalten.

    Doch rein allegorisch lässt sich Die Verwandlung auch nicht lesen, denn Gregor ist tatsächlich ein Ungeziefer. Wenn er nicht mehr versucht, in seinem neuen Körper einen Menschen zu mimen, dann fühlt sich Gregor plötzlich wohl in seiner Haut, füttert aber nur den Ekel seiner Familie. Hier ließe sich auch eine Parallele zur Lebensrealität vieler queerer Menschen ziehen. Ich bin sicher, dass weitere Deutungen möglich sind, die mir noch nicht in den Sinn kamen.

    Einige Ereignisse der Geschichte wären aber schlicht unsinnig, wenn Gregor "nur" allegorisch ein Ungeziefer wäre. Er ist es allegorisch und er ist es tatsächlich. Und das sind doch die besten Allegorien. Günter Grass, Gabriel Garcia Marquez und Salman Rushdie haben später ähnliche Verwandlungen in ihren Werken verwendet. Wer weiß, wo sie ohne Kafka gewesen wären?

    Kafka beschränkt sich aber nicht nur auf die Familie, denn sobald die Samsas Mieter einziehen lassen, um ihre Rechnungen zu bezahlen, bekommen wir Leser den Druck der Außenwelt zu spüren, der die Familie sicher zur einen oder anderen Handlung getrieben hat. Vorher hätte man sich fragen können, wer hier das eigentliche Ungeziefer ist: Gregor oder seine Familie? Aber plötzlich wird die scheinbar böse Familie wieder sehr menschlich, und wir sehen, wohin Überforderung führen kann. Ohne diese zusätzliche Ebene würde etwas fehlen, und das ist, denke ich, der wichtigste Punkt: Diese Erzählung ist formvollendet.

    Banger! Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

    Häupter auf meine Asche!

  • Heyho.

    Tender Bar - J.P.Moehringer (2007)

    Sehr packender autobiographischer Roman. "JR" wünscht sich nicht sehnlicher, als einer der Menschen zu sein, die in seiner Jugend in der legendären Bar "Dickens" leben, lachen und natürlich trinken. JR bewundert sie, liebt sie. Und während er heranwächst, die Bar in "Publicans" umbenannt und zu einer Institution wird, verändert sich die Welt. JR verändert sich, das Leben verändert sich und letztlich, am Ziel seiner Wünsche angekommen muß JR feststellen, daß die Realität seines Lebens wenig mit seinen Idealvorstellungen zu tun hat.

    Bombenbuch.

    Wurde 2021 von George Clooney verfilmt. J.R.Moehringer ist manchen vielleicht auch als Ghostwriter von "Reserve" (Henry Charles Albert David, genannt "Prinz Harry") bekannt.