Was lest ihr gerade? (Non-Fantasy)

Es gibt 725 Antworten in diesem Thema, welches 132.679 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (25. März 2024 um 23:58) ist von Der Wanderer.

  • "The Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde" von Robert Louis Stephenson. Manchmal wird das auch als "Horror", "Schauerliteratur" oder "Fantasy" bezeichnet, aber meiner Meinung nach passt das nicht sooo gut. Zugegeben, es ist teilweise etwas gruselig, aber auf eine aus heutiger Sicht sehr sanfte Art. ^^
    Bisher gefällt es mir ganz gut, ich bin aber auch erst im fünften Kapitel (von zehn).

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Zugegeben, es ist teilweise etwas gruselig, aber auf eine aus heutiger Sicht sehr sanfte Art.

    Ja, das ist mir bei 'Dracula' so aehnlich aufgefallen - die Klassiker sind aus unserer heutigen Sicht sehr behutsam und mit Zwischentoenen und Andeutungen geschrieben was Horror angeht.

    Waere interessant zu wissen wie man damals unser heutiges Handwerkszeug wie man unheimliche oder grausame Szenen macht empfunden haette...

  • Komisch, alles chemisch! von Dr. Mai Thi Nguyen-Kim (wer sie nicht kennt, das ist die hier -> http://youtube.com/watch?v=GhYnvuQNGSY).
    Sie hat den YouTube-Kanal mailab, moderiert die Quarks im WDR. Sie ist heute Wissenschaftsjournalistin und ihr Job ist es, nicht darin geschulten Leuten die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Zusammenhänge näher zu bringen. Das ist eine noble Sache, besonders in Zeiten wo die Flat Earth Society wächst . Jedenfalls hat sie eine Lesung an meiner Hochschule gehalten und ich habe mir da ihr Buch signieren lassen.
    Es ist so aufgebaut, dass man Mai durch einen fiktiven Tag begleitet und sie einem die Chemie im Alltag aufzeigt. Der Laie lernt dabei Grundlagen der Physik und Chemie kennen, um am Ende auch schon etwas komplexere Dinge nachvollziehen zu können. Mal sehen, wie das Buch sich so schlägt.

    Heute beendet! Das war eine schöne kleine Sammlung von Alltagschemie - mir hat besonders das Kapitel über's Backen gefallen, weil ich da noch einiges lernen konnte, das ich im Alltag gebrauchen kann. Außerdem ist es nützlich zu wissen, dass man einen Lithium-Ionen-Akku nicht überladen kann und dass man den Akkustand möglichst voll halten sollte.
    Wie gut ein Laie sich damit zurechtfindet, kann ich aber nicht sagen. :hmm: Trotzdem ein schönes kleines Büchlein.

    Der Dreizehnte Monat von David Mitchell.
    Ja, mal wieder ein Mitchell-Buch. Es gibt einfach viel, was man von ihm lernen kann. Seinen Büchern würde ich auch eher das komplett schwammige Label "Literatur" zuschreiben, einfach weil sie diese gewisse Tiefe besitzen, wenn ihr versteht, was ich meine. Was drückt es denn eigentlich aus, wenn man sowas sagt wie "Das nicht bloß ein Buch, das ist Literatur!"?
    Hauptcharakter ist ein pubertierender Junge und bisher werden die Machtspiele der Kinder untereinander thematisiert. Das erinnert mich sehr an meine Schulzeit und das ist nicht angenehm. Der Hauptcharakter ist außerdem ein Dichter und er würde im Buch nicht zögern, Gedichte "schwul" zu nennen. Das eine böse Wort, mit dem keiner assoziiert werden möchte und das viele davon abhält zu tun, was sie eigentlich tun wollen. Überhaupt schafft es das Buch bereits auf der ersten Seiten wunderbar einen an der Gefühlswelt und dem Alltag dieses Jungen teilhaben zu lassen.
    Der Junge ist übrigens auch Stotterer. Bisher hat das nur eine untergeordnete Rolle gespielt, aber Mitchell ist selbst ein Stotterer. Das sollte also interessant werden, denn in Verbindung mit den dummen Machtspielchen pubertierender Kinder ist man mit so einem Sprachfehler einfach am Arsch.

    Ich bin vollkommen zufrieden. Der Dreizehnte Monat stellt sich als Bildungsroman heraus und Mitchell gelingt es meisterlich, die Perspektive eines Zwölfjährigen im Jahre 1982 einzufangen. Und alles mögliche aus der Zeit spielt eine Rolle und greift ineinander, sei es der Falklandkrieg, Margaret Thatcher oder generell die wirtschaftlichen Schwierigkeiten Großbritanniens während das langsamen Zusammenbruchs des Empires. Es brachte mich zum Lachen, zum Seufzen und zum Nachdenken auf eine Weise, die ich mir auch von anderen Büchern wünschen würde. Alles wirkte wie an seinem Platz, nicht gekünstelt, aber auch mutig und wild, wenn es gepasst hat.
    Außerdem scheint es das Ding dieses Autors zu sein, seine Geschichten zu zerteilen und die Stücke einander anschaulich gegenüber zu stellen. Es funktioniert wunderbar, in diesem Buch macht er das zwar weniger, denn alles ist vom selben Charakter erzählt, aber man findet diese Elemente in etwas kleinerem Rahmen wieder.
    Eine klare Empfehlung von mir, wie auch alles andere von Mitchell, das ich hier bereits genannt habe. :D
    Ich fürchte den Tag, an dem der Autor mich vielleicht enttäuscht.

    Wenn ich mir das so anschaue, dann ist "Der Wolkenatlas" bisher sogar das Buch, das mir von ihm am wenigsten gefällt und das Buch fand ich großartig. :hmm: Den Rest fand ich nur toller!

    Häupter auf meine Asche!

  • Christoph Elschenbroich - Organometallchemie

    Jawohl, ich versuche mal ein verdammtes Lehrbuch zu lesen. xD Herr R meinte mal, das wäre das erste Lehrbuch gewesen, in dem er sich festgelesen hatte. Und am Ende hätte er sich noch eine Fortsetzung gewünscht.
    Die ersten Seiten haben es bereits in sich, ist ja auch klar, aber es ist noch verständlich genug für mich. Die Anorganische Chemie ist etwas, wo ich noch einige Lücken habe und das finde ich blöd. Mal sehen, wie und ob ich das durchhalte. :hmm:

    Häupter auf meine Asche!

  • Ich habe gerade Die Blechtrommel von Günter Grass angefangen. Und verdammt, das wird hart. Laut der Ex meines Bruders hat Grass später einen einfacheren Schreibstil vorgezogen, zu Anfang war er aber jung und wild, wie viele junge Autoren eben. Und laut Pressetexten in diesem Band ist das Grass' Erstling. Hier mal ein Beispielsatz, der mich eben fast in die Knie gezwungen hätte:

    Zitat von Günter Grass

    Als sie meinte, genug geblasen zu haben, öffnete sie die Augen nacheinander, biß mit Durchblick gewährenden, sonst fehlerlosen Schneidezähnen zu, gab das Gebiß sogleich wieder frei, hielt die halbe, noch heiße Kartoffel mehlig und dampfend in offener Mundhöhle und starrte mit gerundetem Blick über geblähten, Rauch und Oktoberluft ansaugenden Naslöchern den Acker entlang bis zum nahen Horizont mit den einteilenden Telegrafenstangen und dem knappen oberen Drittel des Ziegeleischornsteins.

    Hätte der Günter das Buch mal vorher mit dem Forum geteilt, dann wäre das nicht passiert! :rofl:
    Mal gucken, ob ich damit klarkomme. Es sind fast 800 Seiten.

    Häupter auf meine Asche!

  • Ekologia (ein finnisch-sprachiges Lehrbuch fuer Oekologie)

    Ich bin ueber verschiedene Ecken (meistens Weltenbau, Konzeptstudien wie eine ausserirdische Rasse wohl sein koennte oder nicht sein koennte) schon auf das Thema gestossen, jetzt hab' ich mir mal Zeit genommen das ordentlich anzuschauen.

    Man kennt ja Begriffe wie 'survival of the fittest' oder 'natural selection' - aber was bedeutet das eigentlich? Im Kapitel ueber quantitative Genetik geht's zum Beispiel ueber so Probleme wie - was bringt es evolutionaer, wenn ein Individuum ueberlebt, aber die Nachkommen daraufhin nicht? Oder, was bringt es wenn die Nachkommen ueberleben, aber ihrerseits eine geringe Chance haben Nachkommen zu haben? Nach welchem Optimum sucht man, und vor allem - wie sieht das dann in einer veraenderlichen Welt aus.

    Ein Aha-Erlebnis fuer mich war zum Beispiel dass in einer raeumlich veraenderlichen Umgebung die mittlere Fitness das arithmetische Mittel (addieren und durch die Gesamtzahl teilen) ist, in einer zeitlich veraenderlichen aber das geometrische Mittel (multiplizieren und die n-te Wurze ziehen) - der Grund dafuer ist dass ein schelchtes Jahr die ganze Population ausrotten kann, ein schlechter Platz aber nicht.

    Alles in allem gewinne ich aus den Datentafeln den Eindruck, dass die ganze Idee dass Gentechnik jetzt den Menschen optimieren koennte eher ein feuchter Traum ist - in der Praxis scheinen viele Merkmale korrelliert zu sein und auf einen Tradeoff rauszulaufen - wenn man eine Eigenschaft verbessert, wird praktisch automatisch was anderes schlechter (was man im Prinzip auch an allen ueberzuechteten Nutztierrassen und Pflenzen sieht die ja alle moeglichen Probleme haben...) - ein paar Millionen Jahre Evolution hatten ja schon Zeit alles was kein Tradeoff ist zu optimieren...

    Naja, das Buch ist ein ganz schoener Brocken zu lesen, aber ich finde es interessant das ganze was man so in Worten kennt mal in Gleichungen und mit Daten unterfuettert zu sehen.

  • Alles in allem gewinne ich aus den Datentafeln den Eindruck, dass die ganze Idee dass Gentechnik jetzt den Menschen optimieren koennte eher ein feuchter Traum ist - in der Praxis scheinen viele Merkmale korrelliert zu sein und auf einen Tradeoff rauszulaufen - wenn man eine Eigenschaft verbessert, wird praktisch automatisch was anderes schlechter (was man im Prinzip auch an allen ueberzuechteten Nutztierrassen und Pflenzen sieht die ja alle moeglichen Probleme haben...) - ein paar Millionen Jahre Evolution hatten ja schon Zeit alles was kein Tradeoff ist zu optimieren...

    Ein ganz anderes Spiel beginnt allerdings dann, wenn man den Menschen für eine völlig andere Umgebung genetisch optimieren würde. Zum Beispiel sind wir denkbar schlecht dafür ausgerüstet wirklich auf Weltraumfahrt zu gehen. Als erstes würde ich DNA-Reparaturenzyme hochfahren, wegen der Strahlung.
    Ein interessanter Ansatz für Science Fiction wäre für mich, dass Raumfahrer garnicht mehr gut auf der Erde überleben können, weil sie auf die Umgebung im Raumschiff angepasst wären.

    PS: Was Gentechnik jetzt schon kann sind "Fehler" zu korrigieren. Also Mutationen zurückzuführen. Und hey, ohne die ganzen genveränderten Nutzpflanzen wären wir, in der Zahl, längst verhungert.


    Was ich gerade lese.
    Als ich einen gelangweilten Blick durch mein Bücherregal tat, blieb dieser bei Erich Fromms "Ihr werden sein wie Gott" hängen. Laut Buchrücken habe ich es zu DM-Zeiten gekauft, konnte mich aber nicht daran erinnern, es gelesen zu haben. Allerdings wiesen leichte Gebrauchsspuren drauf hin. Jetzt lese ich es neu. Und ja, an Teilaspekte kann ich mich erinnern. Hab es irgendwie in mein Weltbild eingebaut, ohne zu erinnern woher die Gedanken kamen.
    Fromm interpretiert das alte Testament in einer nachvollziehbaren aber revolutionären Art. Ein sehr schönes Aufsatz von 1966.

  • Ein interessanter Ansatz für Science Fiction wäre für mich, dass Raumfahrer garnicht mehr gut auf der Erde überleben können, weil sie auf die Umgebung im Raumschiff angepasst wären.


    Kommt etwa bei James Corey vor der die 'Belter' in seiner Story hat die an niedrige Gravitation angepasst sind und nicht mehr den Knochenbau und die Muskeln haben um auf einem Planeten zu landen.

    Mein eigener Beitrag dazu (in der 'Alliance'-Welt) ist dass die nicht-planetengebundenen Menschen historisch jedes Raumgefecht verloren haben - weil sie die Beschleunigungskraefte die fuer effektive Ausweichmaneuver noetig sind nicht ertragen koennen - und das sie es deshalb nie geschafft haben einen eigenen Staat zu gruenden. In 'The Gas Giant's Daughter' sinniert eine der Protagonistinnen darueber nach, welche Opfer sie bringen muesste um permanent in den 1.7 g in der Atmosphaere des Gasriesen Gymir zu ueberleben, dem Platz den sie am meisten in der Welt liebt.

    Gibt schon was her, das Thema :)

    Und hey, ohne die ganzen genveränderten Nutzpflanzen wären wir, in der Zahl, längst verhungert.


    Jo - oder wir waeren einfach weniger.

    Das Ding mit dem exponentiellen Wachstum der Bevoelkerung ist ja, egal wie toll die Technik, das Rennen ist nicht zu gewinnen. Also, schon ueber einen mittel-langen Zeitraum muss das Wachstum irgendwie sanft runter, oder es korrigiert sich ueber Ressourcenmangel hart. Technik gewinnt nur Zeit um das Problem anzugehen, aber loest es nicht.

    Fromm interpretiert das alte Testament in einer nachvollziehbaren aber revolutionären Art


    Klingt interessant - jetzt bin ich fast neugierig...

  • Ich habe gerade Die Blechtrommel von Günter Grass angefangen. Und verdammt, das wird hart. Laut der Ex meines Bruders hat Grass später einen einfacheren Schreibstil vorgezogen, zu Anfang war er aber jung und wild, wie viele junge Autoren eben. Und laut Pressetexten in diesem Band ist das Grass' Erstling. Hier mal ein Beispielsatz, der mich eben fast in die Knie gezwungen hätte:

    Hätte der Günter das Buch mal vorher mit dem Forum geteilt, dann wäre das nicht passiert! :rofl:Mal gucken, ob ich damit klarkomme. Es sind fast 800 Seiten.

    Ich habe mittlerweile das erste Drittel (das Buch ist unterteilt in 'Erstes Buch', 'Zweites Buch' und 'Drittes Buch') geschafft und jetzt, wo so vieles mittlerweile etabliert ist, auf dem man aufbauen kann, finde ich es wirklich spannend. Es ist auch mittlerweile der Krieg ausgebrochen, was dem ganzen Drama gibt, das im ersten, eher episodenhaften Drittel eher fehlt. Jeden Tag 10 Seiten ist mein Ziel und das wird immer leichter zu erreichen, je weiter ich lese.
    Man merkt auch, wie einige Stellen 1959 provokant gewesen sein müssen, das amüsiert mich zusätzlich etwas. c: Die Stellen wirken natürlich und sind deswegen gut gealtert - stumpf sind sie also nicht.

    Häupter auf meine Asche!

  • Planet Germany von Eric Hansen

    Hansen, auf Hawaii geboren, lebt schon eine Weile in Deutschland und wirft einen Blick von aussen auf das Land was ihm so komisch vorkommt und wie nach seiner Meinung die Selbstwahrnehmung der Deutschen von ihrer Fremdwahrnehmung auseinandergeht.

    Das ist manchmal ganz interessant und lustig (er hat eine 'Studie' ueber die verschiedenen Arten von Noergelei und wie sie den sozialen Status heben drin), oft aber auch nur die Amerikanische Brille mit anderem Vorzeichen.

    Zum Beispiel zur Kulturfoerderung faellt ihm ein dass man ja einem Burgerbraeter der verbrannte Kost anbietet auch nicht Burgerfoerderung zukommen laesst damit er im Geschaeft bleiben kann - warum sollte man das dann mit einem Opernhaus machen das sich nicht finanzieren kann? Da kommt mir so spontan der Gedanke - vielleicht weil eine Oper was anderes ist als ein Fleischklops? Weil es Dinge gibt die man am Markt regeln kann, und andere vielleicht nicht? Weil es vielleicht was mit Zivilisation zu tun hat wenn ein Staat auch Geld fuer Dinge ausgibt die nicht fuer jeden sofort nuetzlich, aber doch irgendwie wertvoll sind - wie Grundlagenforschung, oder Opern? Ueber sowas kann man ja mal reden und sich Gedanken machen statt es fuer komisch zu erklaeren.

    Will sagen, zeitweise kommt mir Hansen eher ein bisschen ignorant als kritisch vor.

    Manches ist auch nicht mein Erfahrungshorizont, zum Beispiel vertritt er die These dass die Deutschen gar nicht wissen wie wirtschaftlich erfolgreich ihr Land ist und auf ihre Industrie nicht stolz sind - nur lese ich in gefuehlt jedem dritten Wirtschaftsartikel, sei es auf Spiegel oder in der Zeit staendig vom Exportweltmeister und vom starken Mittelstand - keine Ahnung was Hansen so liest.

    Das Buch ist uebrigens aus der Vor-Trump Zeit - inzwischen vermute ich duerfte ihm sein Spott ueber die Ueberlegungen deutsche Sprache und Kultur vor aeusseren Einfluessen zu schuetzen was ihm als Ami fremd ist ein bisschen im Hals stecken bleiben - immerhin versucht Planet Germany sich nicht am erneuten Bau einer Mauer wie ein gewisses anderes Land das er so offen fuer andere Kulturen haelt...

    Naja, lohnt sich trotzdem zu lesen wenn man sich immer bewusst macht was denn nun seine Brille ist - hilft ein bisschen den eigenen Standpunkt kritisch zu hinterfragen (toll, das erste Mal in meinem Leben dass ich diese Phrase verwendet habe, wollte ich schon immer mal....) - also, mal im Ausland leben ist besser um einen anderen Blick zu bekommen wie Dinge sein koennten, aber das Buch ist das naechst-bessere Ding wenn man das jetzt nich hinbekommt.

    Daher gebe ich mal eine Leseempfehlung, es lohnt sich drueber nachzudenken und sich dran abzuarbeiten.

  • Pride and Prejudice von Jane Austen

    Meine Schwester liebt das Buch und hat mir eine mega schöne leinengebundene Fassung zum Geburtstag geschenkt. Eigentlich fand ich Mr. Darcy nie sooo richtig toll. Vielleicht war ich auch einfach zu jung als ich es zum ersten Mal gelesen habe, aber ich muss sagen, dass Buch gefällt mir nun fast schon wieder ... Mir fallen Dinge auf, die ich früher überhaupt nicht gemerkt habe ...

    "Ein Schloss ohne Gruft, das wäre wie, wie ein Einhorn ohne Horn!"

    Eigenes von Fly
    Schatten unter London

    Einmal editiert, zuletzt von 97dragonfly (16. Juni 2019 um 16:02)

  • Vielleicht war ich auch einfach zu jung als ich es zum ersten Mal gelesen habe, aber ich muss sagen, dass Buch gefällt mir nun fast schon wieder ... Mir fallen Dinge auf, die ich früher überhaupt nicht gemerkt habe ...

    Jaa... Stolz und Vorurteil ist zwar auch mein Lieblingsbuch von Jane Austen, aber als Einstieg in ihre Romane ein bisschen holprig, weil sich die Satire in den Figuren recht subtil gestaltet. Meiner Freundin habe ich deswegen empfohlen, mit Northanger Abby anzufangen. Die Charaktere sind (für damalige Verhältnisse) herrlich überzeichnet und man kann sich daher mehr darauf konzentrieren, in den Schreibstil reinzufinden. Wenn man mit diesem dann vertraut ist, zünden die anderen Werke, vorallem Stolz und Vorurteil, wesentlich besser.

  • Geschichte des Waldes von Hans-Jörg Küster


    Das war so ein Buch das bei mir zu einigen Aha-Erlebnissen gefuehrt hat - im Wesentlichen beschreibt das Buch, wie sich der Wald in Mitteleuropa seit der Eiszeit veraendert hat - sehr oft durch Einwirkung des Menschen.

    Eine Erkenntnis war - ich war bisher auf dem Wissensstand dass Buchenwaelder der 'Urwald' in Deutschland gewesen war. Tatsaechlich scheint es aber so zu sein dass die Buche ein Nachzuegler ist - sie konnte sich nur auf den Rodungsinseln die die Menschen fuer ihre temporaeren Siedlungen in den Wald geschlagen hatten ansiedeln - in einen geschlossenen Wald haette sie es nicht geschafft, Daher sind schon die alten Buchenwaelder wesentlich durch menschliche Taetigkeit bestimmt.

    Was mir auch nicht klar war war der immense Holzbedarf des Mittelalters der ganze Waelder verschlungen hat - praktisch jedes Handwerk (Schmiede, Ziegelbrennerei, Baeckerei, Keramik,...) brauchte grosse Mengen an Brennholz, Bauholz fuer Haeuser und Schiffe musste heran, Glashuetten brauchen gleich zweimal (fuer die Oefen und die Pottasche),... Riesige Flaechen wurden abgeholzt um die Staedte zu beliefern, danach beweidet bis sie zu Heide verarmt sind,... Was den Wald tatsaechlich gerettet hat, war... die Dampfmaschine und die chemische Industrie - danach war Kohle der Rohstoff der Wahl, Kaliduenger wurde verwendet um Weiden lange fit zu halten statt den Wald zu beweiden und erst dann konnten sich die Bestaende erholen.

    Die 'deutsche Eiche', gerne besungen als Urbild der Natur, ist tatsaechlich das Resultat von konsequenter Ueberweidung des Waldes im Mittelalter - dadurch duennt das Unterholz aus, die ueberlebenden Baeume werden knorrig und verdreht, die kleineren sterben und die ueberlebenden werden weit ausladend,...

    Und - wer erinnert sich an das Waldsterben (grosses Thema in meiner Kindheit) - tatsaechlich war es so, dass viele Fichtenbestaende etwa 120-150 Jahre vor den achtizgern angepflanzt worden waren, in einer Alterskohorte gewachsen waren und dann einfach zusammen am Ende ihrer Lebensdauer angekommen waren - dadurch waren sie leicht durch Schaedlinge verwundbar, grade weil in Monokultur bewachsen - eigentlich ein ganz natuerlicher Prozess - und der Vergeleich von Schwarzwaldflaechen mit alten Gemaelden zeigt den viel besseren und dichteren Zustand des 'geschaedigten' modernen Waldes als noch vor 200 Jahren an der gleichen Stelle. Offenbar war vielen Oekologen klar dass die Situation keineswegs so dramatisch ist, aber man hat das politische Klima fuer mehr Luftreinheit nicht gefaehren wollen (sagt zumindest der Autor, plausibel genug kommt es mir vor...)

    Lohnt sich zu lesen, man lernt viel neues.

  • Altamont - The Rolling Stones - The Hell's Angels - and the inside story of Rock's darkest day von Joel Selvin.

    Liest sich gut und macht Lust darauf, Musik zu machen... klingt komisch, ist aber so xD
    Jedenfalls fällt mir dabei auf, dass ich von der Hippi-Kultur der 60er Jahre eigentlich nix kenne außer Woodstock, Easy Rider und ne Handvoll Bands :hmm: Dabei ist die Geschichte und diese Zeit an sich höchst spannend.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Der Pate von Mario Puzo :D

    Ein Buch über die Mafia in den 30ern und 40ern in New York :D
    Allein deshalb ist es schon wahnsinnig interessant, weil es auch die Beweggründe der damaligen Mafia aufzeigt und warum die sich überhaupt entwickelt hat ^^
    Schön ist auch, dass selbst anfangs sympathische Charaktere am Ende gar nicht mehr 100% sympathisch sind und die "Bösewichte" der Geschichte auch gute Seiten haben. Absolut menschlich und authentisch ^^
    Mich "stört" lediglich, dass das Buch sehr, sehr lange braucht, um auf den Punkt zu kommen :hmm:
    Versteht mich nicht falsch: Es ist echt spannend und jeder Teil des Buches für sich steuert immer wieder Puzzleteile bei. Aber 70 Seiten vor Schluss weiß ich immer noch nicht Recht, wie nun alles zusammenhängt :hmm:

    Abgesehen davon, dass Kay treu auf ihren Michael wartet und der sich urplötzlich in eine andere verknallt und die Tante dann heiratet. Sie stirbt aber bei einem Attentat.
    Zurück in Amerika heiratet Micheal dann aber Kay. Hier fehlt ein bisschen der Übergang und seine Beweggründe sind ziemlich lame ... Was ich nichtmal dem Autor ankreide. Eher Michael XD (Ich kann mir vorstellen, dass Menschen wirklich so denken und Handeln). Die arme Kay ist total der Notnagel ...

    wie auch immer :D Ich finde es gut ^^
    Weil authentische Charaktere, die interessante Entwicklungen durchmachen und spannende Handlung :D
    Ich glaube, es beruht auf einer wahren Begebenheit ^^

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Zum Thema des sauren Regens gab es bei spektrum.de vor einiger Zeit einen sehr spannenden Artikel.


    Danke fuer den Link.

    Wie ueblich hinterlaesst er mich in einem Punkt verwirrt - das Kalken.

    Als stolzer Besitzer von 4 ha Wald hab' ich mich auch ein bisschen in Forstwirtschaft eingelesen, und das eine Lehrbuch sagt 'Alles Humbug, Wald muss nicht gekalkt werden', das andere 'Kann man bei schlechtem Boden schon machen'. Tja... was soll man da denken.

    Unser Boden duerfte (hoher Nadelanteil, Sumpf...) recht sauer sein, wird nicht gekalkt, aber trotzdem kommt der Wald gut hoch und wir haben wenig Schaeden. Ist aber auch keine Monokultur, das ist meistens ein schoener Mischwald (der energisch gegen das Bestreben der Holzfaellfirmen da nur die Birken rauszuholen und einen reinen Fichtenwald zu erhalten verteidigt wird...)

  • Jetzt hab ich es endlich geschafft. Günter Grass, Die Blechtrommel also. Mir war zuvor ja gar nicht bewusst, dass das Buch teilweise im Schulunterricht behandelt wird :hmm: Die Kinder tun mir leid! Warum? War das Buch doof? Nun, hätte man es mir in der Schule unter die Nase gehalten, dann wäre es doof gewesen. >:O
    Erstmal die Zahlen: 779 Seiten. Ein ganz schöner Wälzer also, Schüler, die vielleicht sowieso Lesemuffel sind, stöhnen jetzt schon zum zweiten Mal, das erste Mal, weil man überhaupt was lesen soll.
    Dann der Stil: Grass schreibt in seinem ersten Buch Schachtelsätze, die sich mit denen von Hermann Hesse und Thomas Mann locker messen können.
    Es hilft auch nicht unbedingt, wenn sie in einem Stream of Consciousness geschrieben sind und einige Gedanken darin nur Bruchstückhaft vorkommen und später zu Ende gedacht werden (Aufzählungen gehen ja noch).
    Ja, ein echter Hammer von einem Buch, das in epischer Breite vom Leben des Oskar Matzerath berichtet, einem Jungen, der mit drei Jahren zu wachsen aufhörte und eine Blechtrommel geschenkt bekam. Er sitzt als Erwachsener Mann in einer Pflegeanstalt und schreibt an einer Schreibmaschine seine Geschichte auf - das ist auch der Erzählstil, selten schreiben auch mal andere oder werden Worte anderer zitiert. Diese Momente sind besonders interessant, weil sie Oskars geistigen Zustand verdeutlichen, der zwar immer irgendwie fragwürdig ist, aber da man sich ja an seine Perspektive gewöhnt irgendwann nicht mehr so recht auffällt. Denn Junge ist nicht nur körperlich behindert, auch geistig weicht er von der Norm ab. Furchtbare Dinge, die passieren oder die Oskar anstellt, werden mit einer Leichtfertigkeit oder Blumigkeit beschrieben, die beim geneigten Leser zu Entsetzen oder Empörung usw. führen kann. Das ist, was ich in vorigen Posts mit Provokation meinte. Die verdrehte Perspektive macht das Buch aber höchst interessant.
    Außerdem fährt Grass hier einen wilden, kompromisslosen Still. Anstrengend? Ja, man muss sich erstmal dran gewöhnen. Aber lässt man sich erstmal drauf ein, wird einem auf beeindruckende Weise gezeigt, wie Sprache alles angewendet werden kann. Wiederholungen und/oder Redundanz ist doof, richtig? Sehe ich eigentlich auch so. Aber nirgendwo habe ich vorher Wiederholungen so gekonnt als Stilmittel gesehen. In einem Kapitel beginnt beispielsweise fast jeder zweite Absatz mit "Es war einmal ..." und die Szene wird immer intensiver und steigert sich immer weiter ... so und nicht anders musste sie sein! Ich sehe ich keine Möglichkeit, diesem Moment noch weiter zu verbessern, ihm wohnt dieser Zauber inne, den ein perfekter Abschnitt eben haben muss, um perfekt zu sein.
    Und das Buch hat viele solcher Momente, mit all ihren Merkwürdigkeiten und kühnen Einfällen.
    Die Geschichte verläuft relativ episodenhaft, die Episoden sind aber auch gut miteinander verwoben und es ist immer ein schönes Gefühl, wenn etwas aus einem vorigen Kapitel deutlich später wieder aufgegriffen wird. :)
    Das Finale hätte gerne etwas mehr knallen dürfen mMn, und das letzte Kapitel, das eine Art Coda darstellt, hätte sich auch nicht unbedingt so ziehen müssen, um mal neben ein paar zu verschachtelten Sätzen ein, zwei Kritikpunkte von mir zu nennen.
    Hätte das Buch 779 Seiten lang sein müssen? Wahrscheinlich nicht. Das wäre auch konziser möglich gewesen. Aber dafür ist das Buch mMn die Arbeit wert gewesen.

    Empfehlung an alle, die sich beim Lesen hin und wieder mal herausfordern wollen und/oder "'alte' Schinken" mögen. :)

    Edit: Aber jetzt brauche ich was einfacheres, was leichteres, wahrscheinlich mal wieder einen Pratchett Dx Dringend!

    Häupter auf meine Asche!

  • Wir haben 'Katz und Maus' in der Schule gelesen - das ist ueberschaubarer und ich erinnere mich auch nicht an so viele Schachtelsaetze. Die Blechtrommel haben wir dann als Film gesehen und besprochen.

    'Katz und Maus' hat mich ehrlich gesagt nicht so vom Hocker gehauen, aber vielleicht ist das auch ein Fall von 'noch nicht reif genug' fuer das Buch. Man entwickelt sich ja auch als Leser weiter und kann dann auch das ungewoehniche besser schaetzen.

    Naja - ob Grass unter diesen Umstaenden in den Schulunterricht gehoert? Man betet halt als Schueler dann so runter was man weiss dass es erwartet wird :S

    Also - danke fuer Deinen Eindruck, vielleicht bin ich ja jetzt in dem Alter angekommen dass es mir auch gefaellt. :D