Alles anzeigenIch bin gerade an number9Dream von David Mitchell dran. Ja, das ist der Titel, benannt nach einem Lied von John Lennon.
Es ist so etwas wie ein Coming-of-Age-Roman, denke ich zumindest, über einen jungen Mann namens Eiji Miyake, der nach Tokyo zieht, um seinen Vater zu suchen. Den hat er nämlich niemals kennengelernt, weil er sein uneheliches Kind ist und der Vater eine hohe Position in der Regierung bekleidet.
Ich bin nun im dritten von neun Kapiteln des Buches und bisher hat sich sie Hauptfigur noch nicht geändert. Mitchell spielt aber trotzdem verschiedenen Erzahltechniken und es macht mir wieder eine riesige Freude.
Im ersten Kapitel sitzt unsere Hauptfigur beispielsweise in einem Café und beobachtet das Nachbargebäude, in dem die Anwältin arbeitet, die für die Geheimhaltung der unehelichen Kinder des Vaters verantwortlich ist. Ehe man es sich versieht driftet die Geschichte in einen absurden Action-Thriller ab. Man bemerkt es zuerst gar nicht und dann denkt man sich plötzlich "Moooment, hier ist doch was komisch!". Tja. Über solche Tagträumereien lernt man Eiji ein bisschen besser kennen.
Was etwas merkwürdig auf mich wirkt: Wenn es nicht gerade einen besonderen Effekt zu erzielen gibt oder wörtliche Rede ins Spiel kommt, ist der Text fast immer im Blocksatz. Das bedeutet teilweise Seiten ohne einen einzigen Absatz, was den Seiten eine hohe Textdichte mit wenig Orientierungsmöglichkeiten für die Augen gibt.
Literarisch gibt es dem Buch so ein bisschen sowas wie einen Stream-of-Consciousness-Effekt, weil bei einem neuen Gedanken kein neuer Absatz folgt. Bei Mitchell ist das sicher nicht zufällig passiert, aber ich frage mich, was die Gedanken dahinter waren. Mutig, macht es aber auch etwas schwerer verdaulich. Nach einer kleinen Eingewöhnungsphase ist einem das dann aber auch egal.
Bisher wieder klasse, auch weil so eigenwillig.
Es war mal wieder klasse. Number9Dreams Stimmung ist recht anders verglichen mit Mitchells anderen Romanen. Ich habe irgendwo gelesen, dass es wohl stark an Werke von Haruki Murakami erinnert und tatsächlich ähneln das Ende und die surrealen und skurrilen Momente der Unheimlichen Bibliothek von Murakami, die ich Anfang des Jahres gelesen habe.
Das Buch war wieder poetisch, verspielt, spannend und einfach sehr unterhaltsam. Besonders gefallen haben mir die Verstrickungen und Sub-Plots und wie sich die Suche nach dem Vater am Ende aufgelöst hat.. Es ist einfach interessant, was für skurrile Details später mal wichtig sein können ...
Uneingeschränkte Leseempfehlung! An den Blocksatz mit wenigen Absätzen gewöhnt man sich schnell