Ich habe jetzt das Hörbuch zu Unkenrufe von Günter Grass angefangen, weil ich noch ein Hörbuchguthaben im Probemonat hatte. Warum nicht damit die weniger guten Grass-Bücher abgrassen (see what I did there?!), oder zumindest die, die als weniger gut gelten.
Unkenrufe ist eine Liebesgeschichte über einen deutschen Witwer und eine polnische Witwe, die sich in Danzig/Gdanzk begegnen und sich verlieben. Die beiden gründen eine deutsch-polnische Friedhofsgesellschaft und die Geschichte sei laut Klappentext (der auch gerne mal in Irre führt, weil Marketing) ein Gleichnis zur deutsch-polnischen Aussöhnung sein.
In den 90ern hatten Grass' Bücher irgendwie diese biographische Phase betreten. "Ein weites Feld" ist ja zur hälfte Fontane-Biographie und arbeitet ganz viel mit Briefen und Dokumenten, und auch die Novelle "Im Krebsgang" von 2002 (die gute Kritiken bekam) wird von einem Journalisten erzählt.
"Unkenrufe" ist der Vorgänger und hier rekonstruiert ein alter Mitschüler des Witwers die Geschichte aus des Witwers Tagebuch. Das ganze wirkt bisher deutlich zwangloser als in "Ein weites Feld", aber irgendwie fehlt auch hier ein bisschen der Pfeffer für mich. Das Skurrile und Phantasievolle des frühen Grass ist es ja, was mich an ihm immer angefixt hat. Vielleicht höre ich auch wegen des Hörbuchs nicht so genau hin, aber ... wie soll ich sagen: Ein guter Grass ist anspruchsvoll, aber lohnend. Ein weniger guter Grass ist anspruchsvoll ... und unbefriedigend. Dazu habe ich gerade nicht die Energie.