Auf der Spur ...

Es gibt 316 Antworten in diesem Thema, welches 83.360 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (13. Januar 2019 um 01:37) ist von Korus.

  • Der Wald lag ruhig da, kein Vogel rührte sich, kein Wind pfiff zwischen den Bäumen. Einzig ein Wolf trabte durchs Unterholz, wenn auch etwas unbeholfen. Fast als wäre er diesen Körper nicht gewohnt. Das war so nicht ganz falsch. Der Heiler hatte Cifer vor einer Weile Vorgeschlagen eine Übung zu versuchen und möglichst verschiedene Formen zu versuchen. Das hieß, nachdem er halbwegs sicher genug gewesen war, das Bett verlassen zu können. An die Zeit davor wollte er sich nicht erinnern, nicht dass er sich nicht erinnern konnte, an die Versuche das Mal aus seiner Haut zu schneiden und die Heiltränke, die ihm die Speiseröhre verbrüht hatten. Der Wolf blieb kurz stehen und schauderte, dann ging seine Nase wieder zu Boden. Die Spur war alt und vom Regenschauern und Stürmen fast verwaschen, wären es nicht so viele, teilweise verletzte, Personen gewesen die damals hier durchgekommen waren, wer weiß ob er sie überhaupt wiedergefunden hätte.

    Eine gute Übung, pah. Aber der Heiler selbst hatte nur gesagt, dass er sich von den Dämonen nun einmal größtenteils fernhielt. Seine Tonlage hatte angedeutet, dass es nicht einmal wirklich an ihm lag. Wirklich böse sein konnte Cifer dem Mann allerdings auch nicht. Zumindest deswegen nicht. Er hatte ihn immerhin die letzten Monate bei sich aufgenommen, sich um ihn gekümmert und hinter ihm her geputzt, wenn man es so nennen wollte. Er hatte ihm sogar geholfen, sich zu rasieren, als seine Hände zu zittrig dazu gewesen waren. Und alles in allem hatte er wahrscheinlich auch mit dieser Übung sowie mit seinen anderen Ratschlägen recht. Vielleicht würde es für die Zukunft wirklich helfen. So wie er es ihm erklärt hatte, war er theoretisch geheilt, nur das die Krankheit eben jederzeit zurückkehren könnte, im schlimmsten Fall schon dabei war. Gesunde Ernährung, geregelte Schlafenszeiten, weniger Alkohol und mehr positive Gedanken und vielleicht gab es sogar jemanden, der ihn wirklich von dem Fluch befreien konnte. Immerhin bessere Perspektiven als noch vor einem halben Jahr. Dazu kamen die Nachrichten von außerhalb, gewöhnlich von Tieren, die den Heiler regelmäßig informierten, was im restlichen Reich so ablief. Anscheinend hatten sich die Elfen und Menschen bereits auf eine mehr oder weniger stabile Waffenruhe geeinigt. Auf dem Papier nicht mehr oder weniger als vorher schon dagewesen wäre, hatte der Elf gemeint. Und dann war er plötzlich zu ihm gekommen und hatte gesagt, es sei wichtig die Gruppe wieder zurück zu bringen.

    Sein eigenes Magenknurren riss ihn aus seinen Gedanken. Ein Hase hatte vor kurzem die Spur überquert, vielleicht vor einer halben Stunde. Für eine Sekunde überlegte er, ihm zu folgen, doch dann kehrte die Erinnerung daran zurück, wie schwer es überhaupt gewesen war, dem Geruch so weit zu folgen. Die Verwandlung hatte viel Energie gebraucht, aber er würde später etwas essen. Am besten etwas, das auch ein menschlicher Magen verdauen konnte.

    Die Spur endete schließlich vor einer Felswand. Für einen Moment glaubte er, sie verloren zu haben, bis er eine Spalte erspähte, gerade breit genug, um als Durchgang zu fungieren. Cifer richtete sich langsam auf, während seine Pfoten zu Händen und Füßen wurden und sein Körper wieder menschliche Proportionen annahm. Er überprüfte kurz, ob auch von seiner Kleidung alles am Richtigen Platz saß. Einen Moment lang stand er einfach nur da und starrte auf den Eingang. Die anderen waren dort drin, eindeutig, aber was würden sie sagen? Wahrscheinlich freuen sie sich, dass es dir besser geht. Meinte ein positiverer Teil seines Kopfes. Solche Gedanken waren noch immer selten, deshalb versuchte nicht mit ihm zu argumentieren und trat ein.

    my name is Cow,
    and wen its nite,
    or wen the moon
    is shiyning brite,
    and all the men
    haf gon to bed -
    i stay up late.
    i lik the bred.


    GNU Terry Pratchett

  • Auch wenn die Sonne fast nie durch den dichten Blätterwald schien, war es so heiß, dass Sedar am liebsten Oberkörperfrei gearbeitet hätte. Doch angesichts der starren noch immer feindseligen Blicke der Dämonen, die auf ihm lasteten, wollte er keine Schwäche zeigen. Natürlich waren nicht alle feindselig. Einige ihrer Gastgeber hatten sich an sie gewöhnt, manche waren sogar recht nett, doch dabei konnte kaum von der Mehrheit gesprochen werden.
    Mühsam hievte er einen weiteren Stein hoch. Bei einem heftigen Gewitter in der letzten Nacht, war einer der Höhleneingänge eingebrochen. Zum Glück war es eine unbewohnte Behausung gewesen, doch der Anblick des Schutthaufens ließ dennoch einen bitteren Beigeschmack zurück. Häuser waren zwar selten robuster als Höhlen, doch wenigstens hatten sie mehrere Ausgänge.
    Er ließ den Felsbrocken ein paar Meter entfernt auf einen weiteren Schutthaufen sinken, der jedoch von ihnen aufgetürmt worden war, und drehte sich um. Um ihn herum hatten alle anderen das Arbeiten eingestellt. Einige hielten die Brocken sogar noch in den Händen, als wären sie nichts weiter als ein paar Ziegelsteine. Alle tuschelten untereinander.
    "Was ist hier los", fragte er alarmiert und zog erneut dutzende Blicke auf sich. Dieses mal jedoch vor allem neugierige. Wurden sie angegriffen? Hatten die Assassinen sie gefunden? Bedauernd dachte er an seine Waffen, die in der Höhle lag, die er sich mit Casper teilte. Einer der vordersten - Sanyara, eine Dämonin, die ihm fast vom ersten Tag an freundlich gegenüberstand - öffnete den Mund, doch bevor sie ihm antworten konnte, rauschte die Älteste an ihr vorbei und blieb vor Sedar stehen.

    Der Rückweg war weitaus einfacher gewesen, als der Hinweg. Gewiss, sie waren lange gelaufen, doch dieses Mal war keiner von ihnen verletzt. Jetzt, da sie wieder im Wohnraum des Heilers versammelt waren, hätte Sedar vielmehr für ein Essen, als für ein Bett gegeben. Dies wertete er als Zeichen, dass er endlich vollends genesen sein musste. Dennoch stellte er seine Bedürfnisse erstmal hinten an, da etwas weitaus mehr an ihm nagte, als der Hunger. Die Neugierde. Der Heiler saß ihnen gegenüber und starrte sie verlegen an. In jedem brannten Fragen, doch niemand wagte den Mund aufzumachen. Die Verabschiedung von den Dämonen war überraschend herzlich gewesen, vielleicht waren sie aber auch nur froh, dass sie endlich verschwanden. Dennoch hatte Gyahara ihren Mantel zurückbekommen und ihnen war sogar angeboten worden, sie ein anderes Mal wieder zu besuchen. Falls sie jedoch irgendjemanden von dem Versteck und wie man dorthin gelangte erzählen sollten, dann würden die Dämonen ihnen die Kehlen aufschneiden und sie über dem Lagerfeuer ausbluten lassen. Diese blumige Umschreibung hatte jedenfalls die Älteste genutzt.
    "Ihr fragt euch sicher, wieso ich euch hergeholt habe", durchbrach der Heiler endlich die Stille und traf damit voll ins Schwarze. Dessen musste er sich bewusst sein, denn er wartete gar nicht erst auf eine Bestätigung ihrerseits.
    "Die Wahrheit ist, ich bin Teil einer Geheimgesellschaft, einem Orden. Wir bekämpfen die Assassinen." Totenstille. Man hätte eine Spritzenkanüle fallen hören können.
    "Gewissermaßen haben wir die selben Ziele wie ihr. Wir wollen sie vernichten, für das was sie mit der Welt machen, mit den Menschen. Doch kürzlich haben wir eine Nachricht bekommen von der Enklave. Sie bieten uns eine Waffenruhe an und ihre Hilfe, um ihresgleichen zu jagen."
    "Eine Waffenruhe?", fragte Sedar aufgebracht.
    "Wieso sollten sie sich selbst bekämpfen?", fügte Neneve hinzu.
    "Sie haben sich geteilt", antwortete der Heiler, "Und die einen kämpfen nun gegen die anderen."

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Neneve räusperte sich umständlich, ehe sie sich in der Lage sah, den Heiler zum Weitersprechen überreden zu können.
    Was soll das nun genau heißen? Wieso haben sie sich gespalten - und warum wollen sie unbedingt eine Waffenruhe mit euch? Wer seid ihr überhaupt und was…“, begann sie.
    Ich weiß, dass dies zunächst verwirrend klingen mag - um ehrlich zu sein, ist es auch ein wenig verwirrend, aber wenn ihr wünscht, werde ich euch eine kleine Geschichte erzählen…“, unterbrach der Heiler sie. Neneve seufzte. Die Kurzfassung wäre ihr lieber gewesen, vor allem, da sie langsam Hunger bekam und Geduld wirklich nicht zu einer ihrer hervorstechendsten Charaktereigenschaften gehört hatte. Unruhig rutschte sie auf dem Stuhl hin und her, dem Drang, mit ihren Fingern auf den Holztisch zu trommeln, widerstand sie jedoch.
    So viel ich weiß, ist jemand unter uns eine enge Vertraute der Elfenkönigin, Zumira, nicht wahr?“ Der Blick des Heilers gefiel Neneve ganz und gar nicht.
    Bis vor ein paar Wochen hätte ich ohne zu zögern diese Frage bejaht, heute bin ich mir aber nicht mehr so sicher, ob ich wirklich eine ihrer engsten Vertrauten war…“, antwortete sie nach einem Moment der Stille.
    Jedoch“, fuhr sie fort, „verstehe ich nicht, was das mit diesen … Mördern zu tun hat.
    Der Heiler lächelte milde. „Abwarten und Tee trinken“, erklärte er.
    Was zu beißen wäre mir lieber“, grummelte Casper und erntete dafür ein Lächeln vom Heiler.
    Cifer, hole doch bitte etwas aus der Küche für deine Freunde.

    Als alle wieder am Tisch saßen und Neneve vor Neugier schier platzte, erbarmte sich der Heiler ihrer.
    Am besten ist es wohl, wenn ich von vorne beginne, damit ihr mir auch folgen könnt. Das Schicksal nahm vor genau 320 Jahren seinen Laufen, als eine Elfe zu ehrgeizig und machthungrig wurde, sodass sie alle Skrupel über Bord warf“. An Neneves Freunde gewandt, erklärte er: „Ihr müsst wissen, dass zu dieser Zeit noch Zumiras Vorgänger regierte. Ein eher sanfter, nach Frieden und Idylle strebender Elf, der fast schon zu friedfertig für eine solch mächtige Position war. So versuchte er den Zwist zwischen den Elfen und den Dämonen, aber vor allem den Konflikt zwischen ihnen und den Menschen beizulegen. Dafür erntete er natürlich nicht nur Lob, im Gegenteil, immer lauter wurden die Stimmen in den eigenen Reihen. Sie wollten keinen Frieden mit anderen Völkern, sie wollten sich vor allem und in erster Linie um ihre eigenen Bedürfnisse kümmern. Zu dieser Zeit hatte es einige Dürren im Reich der Elfen gegeben, sodass sie versucht hatten, ihre Gebiete auszudehnen. Dadurch war es erst zu der Anspannung zwischen Elfen und Menschen gekommen. Nun forderten sie vom König, dass er Lösungen - vor allem schnelle Lösungen - für ihr Leid fand, anstatt eine Krisensitzung nach der anderen mit den Menschen zu führen. Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, sind die meisten Elfen nicht unbedingt sonderlich barmherzige und offene Wesen, sodass es ihnen recht egal war, ob die Menschen mit ihnen klar kamen oder nicht.
    Zumindest tat sich eine Elfe in den Protesten besonders hervor. Sie stammte aus der gleichen Familie wie der König, und da dieser keine eigenen Kinder hatte, war anzunehmen, dass sie eines Tages seinen Platz innehaben würde. Und das brachte die clever, listige, junge Elfe auf einen Plan. Wen würde es noch sonderlich wundern, wenn der König ermordert werden würde? Bei den vielen Anfeindungen wären Verdächtige zur Genüge gefunden worden - und mit Sicherheit wäre auch einer davon verantwortlich gemacht worden. So heuerte sie einen Auftragsmörder an…“
    Einen Assassinen“, flüsterte Sedar.
    Der Heiler lächelte. „Aber nein, wieso sollte sie? Wieso das Risiko eingehen, mit einem Geheimbund in Verbindung gebracht zu werden, wenn die Lösung doch so nahe lag. Glaubt ihr etwa, es hätte unter den Elfen nicht auch einige gegeben, die für Geld den Lebensfaden etwas früher als grad durchschnitten hätten?
    Aber zurück zu dem König. Das Ganze gestaltete sich doch schwieriger als erwartet. Fast ein halbes Dutzend Mörder - alle engagiert von unserer gewitzten Freundin - verloren ihr Leben, da sie von den Wachen des Königs gefunden und getötet wurden.
    Die Zeit drängte für die junge Elfe - nicht nur, dass viele ihrer Verbündeten es müde waren, gegen einen König Stimmung zu machen, wenn sie die Zeit lieber nutzen konnten, um etwas Essbares nach Hause zu bringen. Nein, ihre größte Sorge war der König selbst. Er war vielleicht ein wenig leichtgläubig, aber dumm war er nicht. Und sie wusste genau, dass er einen Verdacht gegen sie hegte und der nächste Anschlag auf jeden Fall erfolgreich sein musste“, der Heiler stoppte an dieser Stelle und nahm einen Schluck Wasser aus dem Becher, der vor ihm stand.
    Ihr müsst wissen“, begann er danach wieder, „dass der Orden der Assassinen noch nicht wirklich als solcher zu dieser Zeit genannt werden konnte. Es waren vor allem einflussreiche und machthungrige Menschen, die sich zusammengeschlossen hatten, um im Verborgenen Morde zu begehen und so vor allem sich selbst einen Vorteil zu verschaffen. Doch es fehlte ihnen vor allem an jungen Nachfolgern, die einmal für sie an vorderster Front standen, sodass sie sich nur noch um die Ausdehnung ihrer eigenen Ansprüche zu kümmern hatten. Es war schwierig, schließlich mussten die Neuen so jung sein, dass sie noch gut geformt werden konnten, sodass sie nicht irgendwann die Seiten wechselten und sich gegen ihre einstigen Meister stellten.
    Hier hatten wir also zwei Parteien, die beide vor einem Problem standen, das sie nicht einfach so lösen konnten. Und daher war es auch nicht weiter verwunderlich, dass sie sich zusammenschlossen und eine Vereinbarung trafen: Die Assassinen, die wohl die erfahrensten und besten Mörder waren, die sich die Elfe vorstellen konnte, würden dafür sorgen, dass sie auf den Thron kam. Im Gegenzug versicherte ihnen die Elfe, dass sie ihnen jedes Jahrhundert, das sie an der Macht war, 12 junge, gerade geschlüpften Elfenkinder überlassen würde und der Orden zudem das Recht bekam, bei all ihren Entscheidung mitsprechen und gegebenfalls ihr Veto einlegen konnten.
    Nun, wie Neneve sicherlich weiß, wurde der König der Elfen wenig später zu Grabe getragen, während die junge Elfe seine Nachfolge antrat. Ihr alle kennt sie, es ist Königin Zumira…“
    Neneve schnappte nach Luft und sprang auf, sodass ihr Stuhl nach hinten kippte und scheppernd auf dem Steinboden aufschlug.
    Lügner! Das sind lauter Lügen!“, schrie sie und stürzte auf den Heiler zu. Blind vor Wut, versuchte sie, ihre Hände um seinen Hals zu legen und ihm die Luft zum Weiterreden zu nehmen.
    Was erlaubst du dir? Du Verräter!“, kreischte sie dabei. Doch ehe sie ihn wirklich lebensgefährlich verletzen konnte, wurde sie von mehreren Händen weggezogen und zu Boden gedrückt. Währen ihr beinahe Schwarz vor Augen wurde und sie sich zu befreien versuchte, liefen ihr Tränen über die Wangen. Sie konnte sich gar nicht mehr an das Gefühl erinnern und erschrak daher, als ihr etwas Warmes die Wange hinunterronn.
    Lügner“, flüsterte sie noch, obwohl ihr Verstand bereits sagte, dass der Heiler die Wahrheit sprach.
    Er hat Recht, bitte Neneve, denk’ doch darüber nach“, hörte die Elfe eine Stimme. Erst nach einem Moment bemerkte sie, dass die Stimme nicht aus ihrem Kopf kam.
    Aber … sie … sie würde diesen Pakt nie eingegangen sein“, flüsterte Neneve, unterbrochen vom eigenen Schluchzen.
    Glaubst du das wirklich? Nach allem, was passiert ist?“ Erneut eine Stimme und wieder konnte sie sie niemandem zuordnen.
    Ich habe ihr doch vertraut“, hauchte sie, „diese … diese…“ Ihr fehlten die Worte und vor allem auch die Kraft, sich einen passenden Namen zu suchen.
    Verräterin?“ Dies war eindeutig Gyahara.
    Und vermutlich war es auch ihre Schulter, an die sich Neneve in dem Moment drückte. Es hätte aber genauso gut auch Casper oder Cifer gewesen.
    Nur Sedar konnte sie ausschließen, denn dieser begann gerade hinter ihr zu sprechen.
    Und was hat dies nun mit der Spaltung der Assassinen zu tun?
    Nun, so weit bin ich noch nicht gekommen…“, erwiderte der Heiler...


    Glem mig
    Og la' vær' at fiks' et smadret glas
    Min hånd ville stadig mærke revnerne

    Se frem, vi ka' hurtigt ende rundt i ring
    Ærligt, var vi kun bundet sammen af drømmene

  • "Wenn man ein Leben führt, in dem man nur Gewalt erfährt, wenn man statt Liebe nur Verachtung und Hass Geschenkt bekommt, verkümmert jeder Funken Menschlichkeit und es bleibt eine Leere, die gefüllt werden muss. Mit Macht." Der Blick des Heilers fixierte Sedar und in seinen Augen stand die unvermeidliche Frage. Was unterscheidet dich von den anderen? Dass Misstrauen, dass der Heiler bisher verborgen hatte, trat jetzt ungehindert zum Vorschein. Er hasste die Assassinen tatsächlich.
    "Ich werde dir beweisen, dass ich meine Menschlichkeit nicht verloren habe", dachte Sedar, tat jedoch nichts weiteres als den Blick zu erwidern. Der Heiler wandte sich abrupt ab und blickte wieder Neneve an.
    "So kommt es, dass die Enklave nach nichts mehr strebt als nach Macht. Nicht nach Grausamkeit oder Geld. Sie kommen in der Nacht, wenn niemand sie sieht, und am Tag haben sie eine ganze Zivilisation vernichtet. Sie bringen den einen um und schieben es dem anderen in die Schuhe. So haben sie Rebellionen herauf beschworen, Staatsstreiche erwirkt und Kriege begonnen. Auch den Krieg zwischen den Elfen und Menschen, den ihr am eigenem Leib miterlebt habt. Es geht ihnen nicht darum Land zu besitzen oder Armeen, sie sorgen einfach dafür, dass ihre Gegner sich selbst vernichten. Alles was sie ausmacht ist ihre Fähigkeit über Leben und Tod zu entscheiden. Ob über das einer einzelnen Person oder das eines ganzen Volkes. Erst wenn sie die Geschicke eines jeden Königreiches kontrollieren, über jeden und allen bestimmen können, ohne dass einer ihrer Bürger davon weiß, haben sie ihr Ziel erreicht. Dann können sie alles geschehen lassen. Dann sind sie Götter." Der Heiler nahm einen tiefen Schluck aus der Teetasse, die Cifer ihm gebracht hatte.
    "Das wissen wir bereits alles", nutzte Gyahara die kurze Pause. Neneve nickte ungeduldig.
    "Aber was ihr vielleicht unterschätzt sind die Machtverhältnisse, die unter den Assassinen selbst herrschen." Er blickte wieder Sedar an.
    "Außer ihm natürlich." Sedar wusste, dass es eine obere Riege gab, die bestimmten welche Aufträge die Assassinen annahmen. Sie entschieden welcher Preis festgelegt wurde und sie gaben hin und wieder eigene Ziele aus.
    "Es gibt nur ein paar", fuhr der Heiler fort, "Die die Fäden in den Händen halten. Die anderen sind Werkzeuge wie jeder andere auch. Nur dass manche sich in ihrer Rolle fügen und andere lieber nach den Fäden greifen wollen. Vor kurzer Zeit trat einer der sechunddreißig Elfen, die mittlerweile den Assassinen in die Hände gefallen waren, an Zumira heran. Er bot ihr Schutz vor den restlichen Assassinen an, solange sie nur den Pakt mit den Assassinen brach und ihn und seine Gefolgsleute dabei unterstützte die Enklave zu übernehmen. Dafür würde sie nie wieder Einmischungen in ihre Politik erwarten müssen oder Kinder ihres Volkes opfern. Zwei Monate ist es nun her, dass ein anderer Assassine, der nichts von dem Verrat wussten, kamen und die Kinder forderten, die ihnen für dieses Jahrhundert versprochen worden waren. Als er ihr in ihrem Thronsaal entgegentrat war sie nicht allein. An ihrer Seite standen drei seiner vermeintlichen Brüder und eine Schwester. Er verließ den Saal nicht. Seitdem rebellieren die Abtrünnigen offen gegen die Enklave. Beinahe die Hälfte ihrer Mitglieder haben sich ihnen angeschlossen und befinden sich jetzt in Zumiras Schloss und schützen sie vor möglichen Attentaten. Die Enklave kann nicht offen angreifen. Das ist nicht ihre Art. Zuviele von ihnen würden fallen. Der Krieg sollte Zumina in Bedrängnis bringen, doch das habt ihr verhindert. Jeden Versuch durch Attentate Unruhen zu stiften können die Abtrünnigen unterbinden."
    "Das sind ja alles großartige Neuigkeiten, aber wie genau sind wir davon betroffen?", wollte Casper wissen. "Ich für meinen Teil bin froh, dass die Assassinen besseres zu tun haben als sich um uns zu kümmern. Sollen sie das unter sich klären." Der Heiler ließ sich von der Unterbrechung nicht aus der Ruhe bringen und nahm einen weiteren Schluck Tee.
    "Die Sache ist nicht so einfach. Wenn nichts geschieht, besteht die Gefahr, dass die Drahtzieher der Abtrünnigen einen Pakt mit denen der Enklave schließen. Dann würden sie sich wieder vereinen und ein paar von ihnen werden sich sicher noch an euch erinnern. Ihr solltet vielleicht noch wissen, dass ich einem speziellem Orden angehöre. Wir nennen uns den Orden der aufgehenden Sonne." Er grinste verlegen, wie man es eher von einem Schuljungen erwarten würde. "Der Name ist etwas albern, aber so treffend, denn wir bringen Licht ins Dunkle. Die Sache ist recht einfach. Jeder der sich offen gegen die Assassinen gestellt hat, hat nicht lange genug gelebt, um auch nur einen Schlag gegen sie zu tun. Wir arbeiten getrennt von einander, agieren im Schatten, genau wie die Assassinen. Hier ein Wort in ein offenes Ohr. Da einen heimlichen Brief. Kaum einer kennt auch nur eines der anderen Mitglieder, ich selbst habe nie eines der anderen zu Gesicht bekommen. Eines Tages hatte ich einen Brief vor der Tür liegen und eine Woche später einen weiteren, in dem Anweisungen standen. Falls die Assassinen einen von uns schnappen bringt sie das nicht weit. Es muss ein paar Personen geben, die untereinander vermitteln und uns unsere Nachrichten schicken, doch die halten sich vermutlich soweit im Hintergrund, dass nicht einmal ich einen von ihnen ausfindig machen könnte."
    "Was hilft diesem Orden ein Mann, der allein in einem Wald hockt?", fragte Cifer und setzte dann einen verlegenen Gesichtsausdruck auf. "Nichts für ungut." Der Heiler nickte ihm verständnisvoll zu.
    "Ich lebte nicht immer hier", erklärte er. "Einst war ich in einem Palast tätig. Nicht mehr als ein einfacher Arzt, der gerufen wurde, wenn einer der hohen Herren oder Damen Fieber hatte oder hustete. Aber die Kranken sind gute Zuhörer, es sei denn sie schlafen." Er kicherte vergnügt.
    "Ich verstehe immer noch nicht was die ganze Sache mit uns zu tun hat", wiederholte Casper seine Worte von vorhin und runzelte die Stirn.
    "Ihr seid der Schlüssel", entgegnete der Heiler blickte dabei aber nur Neneve an, die unter seinem Starren sichtlich unruhig wurde, "Die Enklave hat in ihrer Notlage etwas getan, was sie noch nie zuvor versucht hat. Sie hat uns kontaktiert. Sie können keine Unruhe in Zumiras Reich stiften, aber wir können es. Wir werden das Volk aufhetzen, indem wir dem Volk und seinen Fürsten die Wahrheit erzählen. Dies schadet zwar auch der Enklave, aber es ist das kleinere Übel. Wenn das Volk auf die Barrikaden geht und die Fürsten Zumira ihre Unterstützung entziehen, bleibt ihr nur noch ihre Königswache und die Assassinen. Die Königswache wird genug mit dem randalierenden Volk zu tun haben und die Assassinen werden bei Zumira sein. Neneve kennt Geheimgänge in das Schloss, das ist mir klar. Durch sie werden wir in den Palast gelangen. Die Enklave serviert uns die Hälfte ihrer Mitglieder auf dem Silbertablett. Natürlich werden wir viele Männer brauchen, um sie zu überwältigen. Wir wissen, was ein einzelner Assassine vermag, aber hunderten Armbrustbolzen können sie nicht ausweichen. Wir werden jeden einzelnen mitnehmen, der uns die Treue hällt, und vielleicht werden wir hundert verlieren, aber jeder tote Assassine ist hundert von uns wert." In seinen Augen glimmte ein eifriges Feuer und sein Gesicht verzog sich zu einem Grinsen, dass nun gar nichts spitzbübisches an sich hatte.
    "Wer sagt euch, dass das keine Falle ist?", wollte Sedar wissen.
    "Die abtrünnigen Assassinen", antwortete der Heiler. "Sie werden wissen, dass die Enklave hinter den Unruhen steckt und sie werden einen Angriff erwarten. Die Königswache wird jedes Fenster, jedes Tor in den Palast hinein bewachen. Nicht einmal ein Assassine käme völlig unbemerkt an ihnen vorbei. Die Abtrünnigen bleiben wahrscheinlich direkt bei Zumira. Sie werden vermuten, dass es das Ziel der Enklave ist, zu warten bis das Volk den Palast erstürmt um dann entweder selbst anzugreifen oder zu hoffen, dass die Bürger mit Zumira auch ihre Bewacher umbringen. Vermutlich planen sie mit Zumira durch einen dieser Geheimgänge zu fliehen, wenn die Tore fallen. Aber sie werden nicht mit uns rechnen. Deshalb brauchen wir euch und vor allem Neneve. Sie muss uns alle Geheimgänge zeigen, damit wir sie versperren können. Sie bringen uns herein bevor die Abtrünnigen einen Angriff erwarten und sie bringen uns hinaus, ohne dass die Enklave uns eine Falle stellen könnte. Denn wir werden verhindern, dass irgendein Assassine weiß wie wir den Palast verlassen. Uns ist klar, dass danach der Krieg weiter geht, so wie bisher. Aber wir werden nur noch gegen die Hälfte der Gegner kämpfen müssen und haben dabei so viel gewonnen. Die Enklave muss damit leben eine noch schlimmere Niederlage abgewendet zu haben, doch wir können einen Sieg verbuchen. Endlich." Er hatte sich völlig in Rage geredet. Es schien als wolle er die Arme ausbreiten, um seinen Worten mehr Phatos zu verleihen, doch er beschränkte sich darauf die Augen weit auszubreiten und seine Augen glimmen zu lassen. Sedar konnte nicht umhin dem Mann recht zu geben. Es klang alles so perfekt. Zu perfekt. Doch er konnte keine Schwachstelle entdecken. Sicherlich könnte die Enklave sie verraten, aber wenn sie darauf achteten, dass sie die Geheimgänge nicht kannten und verschwanden, bevor die Königswache ihre Wache aufgeben musste, dann hatten sie eigentlich keine Zeit dazu. Falls sie es vorher versuchten, würden ihnen immer noch die Abtrünnigen bleiben und das konnte ihnen die Vernichtung dieses Ordens nicht wert sein.
    "Und was haben wir davon", durchbrach Cifer endlich die beklemmende Stille, die sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte. Der Heiler sah ihn an und sein Gesichtsausdruck wurde wieder etwas weicher.
    "Die Enklave wird euch versprechen, euch nicht weiter zu verfolgen. Außerdem kann sie ein paar mehr Sachen für euch tun, die sie im Nachhinein nicht wieder zurück nehmen kann. Zum Beispiel kann ich deinen Fluch nicht endgültig heilen. Du musst wissen, dass ich vermute, dass es die Assassinen sind, die diese Flüche verteilen. Ich weiß nicht was du getan hast, als du ihn dir zugezogen hast, aber offenbar wollten die Assassinen zu diesem Zeitpunkt, dass du irgendetwas tust oder lässt. Nur sie können dich von dieser Geißel befreien. Dir Neneve kann ich nichts weiter anbieten, als Rache an Zumira für dein Volk und mit Zumira wird auch der Pakt sterben. Wer auch immer ihr Nachfolger wird. Er wird die Gelegenheit haben die Elfen dem Einfluss der Enklave zu entziehen. Solange er weiß von den Assassinen weiß und dafür kannst du sorgen, kann er sich gegen sie wehren. Dir Sedar, könnte die Enklave einen Einblick in das Register gewähren. Ich weiß nicht, ob du davon gehört hast, doch es enthält den Herkunftsort und die Eltern eines jeden Kindes, das die Assassinen rauben. Euch, Gyahara und Casper, kann ich leider nichts weiter versprechen, als dass ihr die Gelegenheit haben werden die Welt von ein paar Assassinen zu befreien. Ich hoffe nur, dass euch das reicht." Sedar hörte die letzten Worte zwar, verstand sie aber nicht. Auch das bisschen Mitleid, dass er zum ersten Mal in der Miene des Heilers sah, während dessen Blick auf ihm ruhte, registrierte er nur am Rande. Er könnte erfahren, wer seine Eltern waren. Ob sie noch lebten? Wo sie wohl lebten? Es war immer sein Ziel irgendwann herauszufinden, wo er seine Kindheit hätte verbringen sollen und mit wem. Dies könnte seine einzige Chance sein, dies tatsächlich zu tun. Er müsste sich in die Enklave begeben. Erneut. Aber Cifer würde ebenfalls dorthin reisen müssen, um den Fluch loszuwerden, und vielleicht würden ihn die anderen begleiten. Die Assassinen waren auf diesen Orden der aufgehenden Sonne angewiesen und der Orden auf Neneve. Vermutlich war dies die einzige Gelegenheit einen weiteren Versuch bei der Enklave zu überleben. Und danach hätte er antworten auf so viele seiner Fragen. In seinem Magen ballte sich ein Klumpen zusammen, der eine Mischung aus Angst und Aufregung bestand. Was wenn ihm die Antworten nicht gefielen. Doch jetzt, wo sie tatsächlich einmal in Reichweite lagen, konnte er sie nicht ignorieren. Nicht einmal, wenn sein Leben davon abhing.

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Das folgende Essen war wohl das ruhigste, das Cifer in den letzten Wochen erlebt hatte. Jedes Mitglied der kleinen Gruppe schien wohl in eigene Fragen vertieft zu sein, hauptsächlich solche, die der Heiler nicht beantworten würde. Auch dem Gestaltwandler selbst waren noch einige Fragen für den Elf aufgekommen, allerdings keine die er vor den Anderen stellen wollte. Nachdem sie fertig waren, blieb er noch etwas in der Küche zurück und half beim Aufräumen, ein inzwischen gewohnter Rhythmus. Dem Heiler schien dennoch aufzufallen, dass ihm Fragen auf der Zunge brannten. “Du weißt, dass du hier alle Antworten erhälts die du brauchst.Du musst nur zuerst fragen.“ Er blickte nicht einmal von den Essensresten auf, die er gerade in einen Eimer kratzte. Für Grimrir und sein Rudel, wie Cifer wusste. „Das war eine… recht imposante Rede vorhin… Und recht überzeugende Argumente.“ Der Heiler seufzte und stellte den Kessel zur Seite, bevor er dem Blick des Mannes begegnete. “Ich meine fast schon spezifisch auf uns zugeschnitten. Was für ein Zufall.“ „Du weißt noch das Sarkasmus sich nicht gut für solche Gespräche eignet, oder?“ Der Elf hatte bereits wieder sein Unschuldslächeln aufgesetzt. Wenn man ihn so ansah fiel es wirklich schwer sein wahres Alter zu erkennen, aber vielleicht war das ja der Plan. “Als wir hier ankamen, war das wirklich so eine große Überraschung für dich?“ Cifer deutete auf den Eimer mit den Essensresten.“ Ich meine du hast hier fast so etwas wie eine eigene Wache, es kann dich nicht überrascht haben, als wir vor deiner Tür standen.“ „Du willst wissen ob ihr irgendeine Wahl in all dem hier hattet.“ Der Gesichtsausdruck des Elfes war fast beleidigend neutral, als er sich den inzwischen gereinigten Tellern zu wandte und begann sie in sein Regal einzuordnen. „Gut, ich wusste schon eine Weile länger, dass ihr unterwegs wart. Ich habe ein paar kleine Vögelchen ausgesandt und mich ein wenig schlau gemacht. Dass ich mich ans Ende der Welt zurück gezogen habe heißt nicht, dass ich nicht informiert bleiben möchte. Technisch gesehen hättet ihr immer allerdings immer noch eure Route ändern können.“ Cifer dachte an den Zustand zurück in dem San und Caspar und auch er selbst gewesen waren und bezweifelte diese Aussage. Der Heiler schien den Gedankengang zu erraten und klopfte Cifer fast kollegial auf die Schulter. “Ich fand es allerdings wirklich erfrischend, mal wieder ein paar Zweibeiner um mich zu haben, wenn das ein Trost ist.“ Er wandte sich wieder dem Regal zu und pflückte einen kleinen Zettel aus einem der Kochbücher die dort gestapelt waren. „Bevor ich es vergesse, hier ist die Mischung für deinen Tee.“ Ein Schauer lief über seinen Rücken, bei dem Gedanken an das Getränk, dass er in den letzten Wochen neben allen möglichen Heiltränken eingenommen hatte. Angeblich sollte er die Giftstoffe in seinem Körper an sich binden und ihn munter halten. Dafür schmeckte er allerdings wie eine Mischung aus Bullenpisse und moosbewachsener Rinde. Ein kurzer Blick auf den Zettel verriet Cifer, dass er immerhin mit einer Zutat richtig lag. „Wie lange muss ich das Gesöff noch trinken?“ „Du musst gar nichts. Du musst den Tee nicht trinken, oder dich bemühen gesund zu bleiben und du musst auch nicht der Enklave helfen. Wie gesagt, es gibt verschiedene Entscheidungsmöglichkeiten für alles. Und verschiedene Konsequenzen.“ Cifer seufzte und verstaute den Zettel in seinem kaum beschriebenen Notizbuch, bevor er die Küche verließ. Er hatte genug Zeit mit dem Heiler verbracht um zu wissen, dass dieser sich gerne mystisch ausdrückte, selbst wenn nichts wirklich mystisches in seinen Aussagen lag. Auf die Dauer konnte es fast ermüdend sein. Er schnappte sich den Eimer mit den Essensresten und beschloss, dass die Wölfe fürs erste wohl bessere Gesellschaft darstellen würden, sollten sie denn auftauchen.

    Vor dem Haus entdeckte er allerdings die vertraute Gestalt des jungen Assassinen und gesellte sich zu ihm. Der wortkarge Junge war eine ebenfalls angenehme Abwechslung. „Schon bereit, deiner Enklave unter die Augen zu treten?“ Der reflexartige Griff zu seiner Waffe verriet ihm, dass der Junge ihn wohl nicht bemerkt hatte. Vielleicht färbte das Leben in der Einsamkeit aber auch langsam auf ihn ab und der Satz war einfach keine gute Art gewesen, ein Gespräch zu beginnen. Er stellte den Eimer ab, keine Wölfe weit und breit. „Was habt ihr eigentlich mit den Dämonen angestellt? Die hätten euch ja am liebsten gar nicht mehr hergegeben.“ San zuckte nur mit den Schultern. „Verglichen mit unserer Ankunft waren sie schon herzlich.“ Murmelte er nur. Cifer dachte an das was der Heiler über die Familien der Assassinen und besonders die von San gesagt hatte. Im Vergleich zu ihm wusste der Älter wenigstens ungefähr woher er kam, wenn auch nicht genau von wem. Er hatte eine andere Idee. „Willst du mal was Interessantes sehen?“ Der Junge wandte ihm den Kopf zu. Cifer stieß den Eimer um und verteilte den Inhalt vor ihnen auf dem Waldboden, dann räusperte er sich, formte die Hände vor seinem Mund zu einem Trichter und stieß ein überraschend lautes, wenn auch in den Ohren der Wölfe recht schiefes Heulen aus. Trotzdem dauerte es nicht lange, bis irgendwo ein Ruf antwortete, viel kräftiger als es mit einer menschlichen Kehle möglich war und sie auftauchten, der Rudelführer allen voran. Die älteren Tiere machten sich bereits über die Reste her, während ein paar jüngere wagemutig an die beiden Menschen herantraten und versuchten, sie mit dem üblichen Lecken der Schnauze zu begrüßen. „Weißt du, jedes Rudel hat sein ganz eigenes Geheul an dem sie sich erkennen. Sie können über Meilen in einem Wald verstreut sein, aber wenn auch nur ein anderes Mitglied ihren Ruf erwidert, wissen sie, dass sie nicht allein sind.“ Meinte Cifer während einige der Kleinen aufgeregt an San hochzuspringen versuchten. Vielleicht färbten die Ausdrucksweisen des Heilers ja auch langsam auf ihn ab.

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    GNU Terry Pratchett

  • Casper versuchte sich so lautlos wie möglich zu bewegen.
    Was in Anbetracht seiner Statur eher weniger als mehr erfolgreich klappte.
    immer wieder stieß er mit dem Kopf an niedrige Äste, wenn er aufpasste wohin er trat und wenn er versuchte sich nicht den Kopf zu rennen, knackten Laub und dünne Zweige unter seinen Schritten oder er stolperte über Wurzeln.
    So langsam hatte er keine Lust mehr leise und vorsichtig zu sein.
    Die Tage bei den Dämonen waren erholsam gewesen, keine Frage, aber auch dort hatte er aufpassen müssen, damit niemand durch Geräusche auf den Durchgang aufmerksam wurde oder die Dämonen ihn missbilligend anzischten.
    Er war mittlerweile so frustriert, dass er am liebsten irgendwelche lautstarken Henkerslieder angestimmt hätte, die durch blutige Texte und fröhliche Melodien einen interessanten Kontrast abgaben, der die Menge bei Hinrichtungen anheizte.
    Aber er beherrschte sich - mit einiger Mühe.
    Schließlich mussten sie bei den Assassinen einen guten Eindruck machen.
    Er fragte sich, warum er überhaupt mitgekommen war. Der Heiler hatte Recht gehabt. Die Sache brachte ihm gar nichts. Am Anfang der Mission hatte er noch an Ruhm und Ehre geglaubt, aber schon längst begriffen, wie naiv er gewesen war. Er hatte wohl einfach seine neu gewonnen Freunde nicht im Stich lassen wollen. Ob das genügte ...?
    Vor Casper lief San. Er war tief in Gedanken versunken, seit sie aufgebrochen waren und hatte kaum gesprochen.
    Dann kamen Gyahara und Cifer und schließlich Neneve, die vorne weg lief, weil sie sich immer noch am besten auszukennen schien und mit den Wegbeschreibungen des Heilers etwas anfangen konnte. Der Heiler hatte die Enklave mit Hilfe der Waldtiere ausfindig gemacht und war über Brieftauben mit ihnen in Kontakt getreten. Da die Enklave die Angaben zum Weg gemacht hatten, waren sie entsprechend verschlüsselt gewesen und der Heiler hatte es mit seiner Ausdrucksweise nicht besser gemacht.
    Schon vor einigen Tagen hatte Casper geglaubt, dass sie sich hoffnungslos verlaufe hatten, aber Neneve hatte zuversichtlich gewirkt.
    Nach einer schieren Ewigkeit hob Neneve die Hand. Die anderen schlossen zu ihr auf und blieben dann ebenfalls stehen.
    Casper erkannte, dass sie am Rande einer Lichtung standen. Durch die Stämme der umliegenden Bäume hindurch fiel das fahle Licht der untergehenden Sonne. Hohe Gräser wogten idyllisch im Wind. ein schmaler Trampelfpfad führte direkt in die Mitte auf ein verfallenes und verlassenes Haus zu.
    "Das müsste es sein", murmelte die Kriegerin.
    Casper blieb skeptisch.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Sedar blickte nachdenklich auf das Haus vor ihnen. Nun, es war eigentlich kein Haus, sondern vielmehr eine Hütte. Eine verfallene heruntergekommene Hütte. Vermutlich stand sie schon seit Jahren hier und würde auch weiterhin hier stehen, bis irgendwann das letzte bissche Holz vermoderte. Die Assassinen hatten diesen Ort vermutlich einzig deshalb für dieses Treffen gewählt, da er so abgeschieden lag und die Bäume um ihn herum ihnen einen Vorteil boten, den der Orden nicht nutzen konnte. Schatten.
    Die Hütte hätte genauso gut verlassen sein, stände dort vor der Tür nicht eine schwarz gewandte Gestalt, die sie unter einer herunter gezogenen Kapuze beobachtete. Wortlos trat der Mann beiseite, um sie durch die Tür zu lassen. Sedar beäugte ihn ihm vorbeigehen trotzdem misstrauisch. Er hatte eigentlich nicht vorgehabt einem anderem Assassinen je wieder den Rücken zuzukehren. Im inneren der Hütte, sie bot nur Platz für einen einzigen kleinen Raum, standen drei weitere Männer in Schwarz.
    "Seit gegrüßt", sprach der links stehende sie an. Sie konnten keines der Gesichter erkennen, doch Sedar konnte ihre brennenden Blicke spüren, die auf ihm lasten. Den rechten glaubte er zu erkennen. Es war einer der Meister, der ihn ausgebildet hatte.
    "Ihr wisst, warum ihr hier seid", fuhr der mittlere fort, "weshalb wir euch brauchen und was wir euch anbieten?" Er wartete bis jeder von ihnen genickt hatte.

    "Es wird Zeit", sagte sein ehemaliger Meister zu ihm. Sie hatten lange verhandelt. Größtenteils der alte Heiler, der wohl für den Orden sprach, mit den Assassinen. Cifer wurde schließlich von dem Mann, der sie vor der Tür erwartet hatte, weggeführt. Um ihn zu heilen, versprach man ihnen, doch sie hatten ihm dennoch bange Blicke hinterher geworfen. Nun schickten sich die Assassinen sich an, ihr Versprechen an ihn zu erfüllen. Man führte ihn aus der Hütte heraus in den Wald. Als er bereits sicher war, dass sie ihn an einen abgeschiedenen Ort brachten, um ihn dann zu exekutieren, erreichten sie eine zweite noch kleinere Lichtung, auf der ein weiterer Assassine wartete. Er stand neben einer großen Truhe. Diese wurde mit einem großem Schlüssel aufgeschlossen und ein dickes alt wirkendes Buch herausgenommen. Der Truhendeckel wurde als Unterlage genutzt. Wortlos traten die beiden Assassinen zur Seite. Den Atem anhalten und mit zitternden Händen schlug er das Buch auf. Manchmal wünschte er sich doch, er hätte die Zeit gefunden lesen zu lernen. Zum Glück hatte er einen Plan. Schnell blätterte er weiter bis er die letzte beschriebene Seite gefunden hatte. Sie war nicht einmal in der Hälfte. Einen Moment fragte er sich schaudernd wie viele Namen hier noch Platz finden würden, dann blätterte er ein paar Seiten zurück. Er brauchte nicht lange zu Suchen, bis er den Namen Sedar fand. Immerhin diesen konnte er erkennen, wenn auch nur von den etlichen Steckbriefen, auf denen er gestanden hatte. Mit offenem Mund starrte er auf die Buchstaben, die dahinter standen. Die Namen seiner Eltern. Dahinter stand ein weiterer Name, den er entziffern konnte. Kaidal. Er gehörte einem seiner Meister und er hatte ihm einmal einen Brief überbringen müssen, auf dem dieser Name als Adresse stand. Er musste es sein, der ihn aus seinem Zuhause gezerrt und in die Enklave verschleppt hatte. Er wusste nicht wie lange er dort stand, doch es mussten Minuten gewesen sein, als er endlich den Blick los reißen konnte. Vorsichtig gestattete er sich Seitenblicke auf seine zwei Bewacher. Sie behielten die Umgebung im Auge und schenkten ihm nur wenig Aufmerksamkeit. Ob sie wohl die Gelegenheit genutzt hatten, einen Blick in die Aufzeichnungen zu werfen. So weit er wusste - nein, eigentlich war er sich sicher - gab es nur dieses eine Buch. Keine Abschrift oder etwas ähnliches. Wozu auch. Normalerweise führte die Enklave über gar nichts Buch. Niemand sollte Hinweise darauf finden, in was sie alles verwickelt waren. Kam kein Vertrag, wie bei Zumina, zustande, wurden alle angelegten Dokumente - sofern es welche gab - nach Erhalt der Bezahlung vernichtet. Das wusste Sedar noch von seinen eigenen "Missionen". Unauffällig positionierte er sich so, dass seine Beobachter keine Blick auf das Buch hatten und riss beim Schließen des Buches die Seite mit seinem Namen heraus. Das Geräusch wurde von dem des zuschlagenden Buches übertönt. Niemand sollte den Namen seiner Eltern je wieder betrachten können. Nun wusste außer ihm nur noch Kaidal davon.

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Sie marschierten eine ganze Weile stumm durch den Wald, der Assassine vor Cifer. Der kleinere Mann warf immer wieder nervöse Blicke um sich. Er hatte sich an Fell und Zähne inzwischen fast wieder so sehr gewöhnt wie an Schnabel und Federn und ohne irgendeines dieser Dinge fühlte er sich in Anwesenheit dieser schwarzen Gestalt fast nackt. Seine Fähigkeiten würden ihm im Kampf wahrscheinlich auch nichts bringen. Der Mann wusste von dem Schatten, das hieß er wusste von Dunedin und wenn er von Dunedin wusste, dann ganz sicher auch von dem Gestaltwandler, der damals in der Stadt infiziert worden war. All diese Gedanken brachten Cifer wiederrum in ein vollkommen anderes, wenn auch nicht neues Gebiet von Fragen, die er dem Mann stellen wollte aber sich die letzten zwanzig Minuten verbissen hatte. Er hatte gerade genug Mut zusammengekratzt um ihn nach den Geschehnissen in der Stadt zu fragen, als der Mann stoppte. Sie waren bei einer kleinen Höhle angelangt, eher eine Mulde unter einem Hügel, kaum groß genug für zwei Personen. Cifer war sich fast sicher, dass es immerhin genug war um einen Körper verschwinden zu lassen und macht sich schon für alles bereit, als der Assassine sich niederkniete und einen erdfarbenen Beutel aus dem Loch zog. „Glaub mir, wenn wir euch töten wollten, gibt es einfachere Wege, als euch zu trennen.“ Er sagte es ohne jeden Humor in der Stimme und Cifer konnte sich gerade genug zusammenreißen um nicht zu sagen, dass genug Assassinen es in den vergangen Monaten versucht hatten. „Setz dich hin.“ Forderte der Heiler ihn nur auf, während er etwas in ein Tuch gewickeltes aus dem Beutel zog. Selbst durch das Laken konnte Cifer einen schwachen violetten Schein erkennen. Der Assassine zog das Tuch weg, vorsichtig um das Objekt darunter nicht zu berühren. Cifer zuckte unwillkürlich zusammen, als er den dunklen Stein darunter erkannte. Damit hatte alles angefangen, der Schatten, das Mal… Er erinnerte sich an die großen dunklen Kristalle die er in den Minen unter Dunedin gesehen hatte, die willenlosen von schwarzen Ranken überwucherten Sklaven, die nicht anders konnten als immer mehr davon freizulegen, Geralt und das Schwert, das Thoran ihm hatte durch die Brust stoßen müssen um seinen ehemaligen Lehrmeister aufzuhalten…. „… aber da der Dämon geschwächt ist wird er eher zu seinesgleichen in den Stein zurückgezogen werden, das heißt, wenn du nicht Pech hast und sie die Chance nutzen um auszubrechen.“ Die fast monotone Stimme des Heilers zog ihn in die Gegenwart zurück und Cifer war wieder auf den Beinen bevor er sich versah. „Ich fasse auf keinen Fall diesen Stein an!“ Er wich ein Stück von dem Mann mit dem Stein zurück, dieser nickte nur und machte einen weiteren Schritt auf ihn zu. „Ich sagte nein, ich will nie wieder in meinem Leben so ein Ding-…!„ Bevor er den Satz beenden konnte, packte ihn jemand unsanft von hinten, wahrscheinlich ein weiterer Assassine und presste seine vernarbte Hand für ihn auf den Stein. Der Gestaltwandler fühlte eine seltsame Art Ruck die durch seinen Körper ging, so als ob etwas das sich darin festgekrallt hatte endlich gezwungen war, loszulassen, dann wurde ihm schwindlig. Sein Angreifer war freundlich genug, ihn zu stützen, bis er wieder von selbst stehen konnte, während der Heiler den Stein wieder gut einpackte. „Nun, Wie fühlst du dich?“ fragte er schließlich, als er ihn sicher verstaut und seinem Kollegen den Beutel überreicht hatte. Cifer blinzelte. Um ehrlich zu sein fühlte er sich nicht wirklich anderes. Nach der Behandlung des Elfen hatte er sich immerhin ein ganzes Stück besser gefühlt, aber jetzt? Zugegeben, seine Gedanken kreisten noch immer um den Kristall. Die Tatsache das dieses Objekt wieder so sehr in seine Nähe gekommen war, die Tatsache das es so nahe zu seinen Freunden gekommen war. Vielleicht auch die Tatsache, dass die Assassinen allem Schein nach weiter damit herum experimentiert hatte, obwohl sie von der Gefahr wissen mussten, die davon ausging. Der Heiler nickte nur und Cifer erwartete fast, dass ein weiterer seiner Leute gleich aus dem Geäst springen würde, stattdessen lenkte er nur seinen Blick auf den Boden. „Nun, immerhin hat es funktioniert. Keine Sorge, es wird ein paar Tage brauchen, aber die Natur klinkt sich für gewöhnlich wieder ein.“ Cifer folgte dem Blick des Assassinen an die Stelle, wo eigentlich sein Schatten auf den Waldboden hätte fallen sollen, doch er fand nur den Schatten des anderen Mannes. Als er wieder aufblickte war der andere Assassine mit dem Beutel verschwunden. „Ich schätze mal ihr habt mehrere von denen, ja?“ fragte er in etwas das fast einem Anflug von Ärger gleichen konnte, aber der Assassine wandte sich nur wortlos um und bedeutete ihm, ihm zurück zur Hütte zu folgen und auch für alle anderen Fragen, die Cifer ihm auf dem Rückweg stellte, hatte er nur ein taubes Ohr.

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    GNU Terry Pratchett

  • Neneve war erleichtert, dass sowohl San als auch Cifer wieder wohlbehalten bei ihnen waren. Damit war ihr weiteres Vorgehen wohl nicht mehr aufzuhalten. Die Elfe selbst verspürte ein ungutes Gefühl, als sie sich mit den anderen auf den Weg nach Bamaria machten.
    Die Gefolgsleute des Ordens hielten sich im Hintergrund, sie waren so schweigsam und unauffällig, dass Neneve sich immer wieder umdrehen musste, um sicherzugehen, dass sie noch hinter ihnen waren. Ihre genaue Zahl konnte sie nicht ausmachen, sie wusste nur, dass es viele waren. Sehr viele. Die Elfe schluckte und strich über Vargas’ Fell. Es tat ihr gut, ihre treuen Freunde wieder um sich zu haben. Sie sorgten dafür, dass Neneve sich sicherer fühlte. Dennoch konnte sie ihre zitternden Hände nicht leugnen.
    Ein Blick zu ihrer Rechten und Linken zeigte ihr deutlich, dass es ihren Freunden nicht viel besser ging.
    Selbst Casper, der für gewöhnlich immer ein Mittel fand, um die Stimmung aufzuheitern, blickte finster auf den unebenen Weg, den sie beritten. Die Pferde hatte der Orden ihnen gestellt - ansonsten hätten sie Bamaria so schnell nicht erreicht. So sehr es Neneve schmerzte, als sie die ersten Türme der elfischen Hauptstadt vor sich auftürmen sah, und so sehr sie sich auch wünschte, dass es noch lange dauern würde, bis sie sie endlich erreichten, so genau wusste sie auch, dass die Zeit drängte. Zumira musste aufgehalten werden. Neneve hatte von einem vorbeiziehenden Händler, der gerade erst aus der Stadt gekommen war, bereits erfahren, dass die Stimmung in Bamaria brodelte und ein Funke ausreichen würde, dass die Situation eskalierte.
    Zumira. Während Neneve bereits den Riss in dem Felsen sah, der für einen unwissenden Beobachter kaum zu erkennen war, da das Gestrüpp vor dem geradezu in die Wolken wucherte, musste die Elfe an ihr ehemaliges Vorbild denken. In Gedanken schob sie Zweige der dornigen Pflanzen beiseite und bedeutete den anderen, ihr zu folgen.
    Während sie immer weiter ritten und es um sie herum immer dunkler wurde, musste Neneve an die guten alten Zeiten zurückdenken. Pah, die „guten, alten Zeiten“. Was für ein Lügengespinst. Wie sehr sie sich von Zumira verraten fühlte. Die Köngin hatte ihr Volk für ihren eigenen krankhaften Ehrgeiz verkauft und ihr, Neneve Thalion, gegenüber die Überlegene gespielt.

    Das Aufleuchten einer Fackel brachte sie in die Gegenwart zurück. Tatsächlich war es inzwischen Stockdunkel. Und kühler war es auch geworden, da sie immer tiefer in das Labyrinth aus Gängen, Sackgassen und Höhlen geritten waren. Kein Wunder, dass die Königin diese Ausgänge noch nie hatte bewachen lassen. Nur ihre engsten Vertrauten, die sich hier unten auskannten, und lebensmüde Irre nahmen diesen Weg.
    Erleichtert sah Neneve schließlich das eiserne Tor vor sich, bedeutete allen, abzusteigen, und drückte es mit einem eisigen Lächeln auf.
    Wird schon schiefgehen“, murmelte sie mehr zu sich selbst als zu den anderen. Dann führte sie ihre Freunde und die Ordensmitglieder durch einen langen Gang, an dessen Ende eine Tür war. DIE Tür.


    Glem mig
    Og la' vær' at fiks' et smadret glas
    Min hånd ville stadig mærke revnerne

    Se frem, vi ka' hurtigt ende rundt i ring
    Ærligt, var vi kun bundet sammen af drømmene

    Einmal editiert, zuletzt von Nyneve (31. März 2018 um 18:34)

  • Es war beinahe gespenstisch wie die Tür, eher das Tor, zum Thronsaal auf frisch geölten Scharnieren auf glitt ohne einen Laut zu machen. Selbst jetzt noch, da sie die Lügen kannten, auf denen sie gebaut waren, schüchterte sie die Erhabenheit der steinernen mit Ranken bewachsenen Säulen und die in schier unendlicher Höhe schwebende Decke ein. Es war als beobachteten sie hunderte Augen aus den Schießscharten, in denen im Falle einer Erstürmung des Palastes Palastwachen stehen würden, die jeden Feind mit Pfeilen spickten, der es wagen würde einen Fuß in den Thronsaal zu setzen. Jetzt jedoch waren sie unbesetzt, da alle Palastwachen an den Mauern Dienst taten. Aus den Tiefen der Halle hallte das Tropfen von Wasser, dass jeder zweiten Säule herab rann und sich in einem kleinen Brunnen an ihrem Fuß sammelte. Goldene Ornamente blitzten an den Wänden und der Boden war mit in den Marmor eingelassenen Diamanten gemustert. Etwas anderes fesselte jedoch, trotz all der Schönheit um sie herum, ihre Aufmerksamkeit. Zumira saß auf ihrem Thron, der auf einer Art Bühne stand, damit sie über allem emporragte. Der raue Stein, aus dem der Stuhl geschlagen war, diente genau wie die gewaltige Bronzestatue eines Phoenix, die sich dahinter erhob, einzig dazu jeden einzuschüchtern, der vor die Königin des Elfenreiches trat. Dennoch wirkten die Gestalten vor ihr weitaus bedrohlicher. Die Assassinen hielten sich nicht allzu sehr mit Symbolen oder Einschüchterungstaktiken auf. Ihre schwarze Kleidung und der Stahl, der in ihren Händen blitzte, hatte jedoch genau diese Wirkung. Sie standen in einer lockeren Formation vor den Treppen, die zu Zumiras Podest führten. Obwohl keiner von ihnen Anstalten machte sie anzugreifen, umfing sie doch ein Hauch von Gefahr, der unmöglich allein von ihrer Aufmachung oder ihren Waffen her stammen konnte. Es war vielmehr das Selbstvertrauen, dass sie ausstrahlten, obgleich sie einer Übermacht von 10 zu 1 gegenüberstanden. Sedar sah einige der fremden Männer und Frauen um sich herum schlucken. Der Orden mochte seit Jahren gegen die Assassinen kämpfen, dennoch hatte vermutlich keiner von ihnen je einem Auge in Auge gegenübergestanden. Viele besorgte Blicke wanderten über die Menge hinter ihnen, um sich zu vergewissern, dass sie tatsächlich in der Überzahl waren. Doch Sedar sah keinen der umkehrte. Und letztendlich kehrte in viele Augen die Entschlossenheit zurück, nachdem sich Hände fester um Waffen geschlossen hatten und Schulter um Schulter sich berührte, bis sie alle in einer geschlossenen Formation vor ihrem Feind standen.
    "Sieh an." Man konnte unmöglich ausmachen welcher der Assassinen gesprochen hatte. "Wir hatten schon gefürchtet ihr kommt nicht mehr." Einige der Ordensmitglieder sahen sich verwundert an. Eigentlich waren sie davon ausgegangen, dass ihr Bündnis mit der Enklave eine Überraschung für die Abtrünnigen sein sollte. Sedar kannte jedoch die Ausbildungsmethoden der Assassinen und wusste, dass sie selbst dann ihre Überraschung verbergen würden, wenn in diesem Moment ein rosanes Nashorn durch die Wände gebrochen käme und anfing alte Volksweisen zu schmettern, während es auf einem Bein tanzte. Dennoch verfehlte auch diese sorgsam gewählte Formulierung die Wirkung auf den Orden nicht.
    "Hört nicht auf ihre Worte", ermahnte ein Mann, der in der vorderen Reihe stand und offensichtlich den Befehl hatte, schnell, "Sie sind vergiftet, genau wie ihre Klingen." Doch selbst seine Stimme klang heiser als er den Mund öffnete um den Angriffsbefehl zu rufen.
    "Die Armbrüste hoch!" Es dauerte einen Augenblick, doch dann hoben sich dutzende Armbrüste der Männer und Frauen in den ersten beiden Reihen. Sie waren bereits vor dem Tor zum Thronsaal gespannt worden und jetzt hörte man das Klackern der Pfeile, die in die Vertiefungen der hölzernen Mittelsücke gelegt wurden. Einer der Assassinen aus der zweiten Reihe trat vor und legte die Kapuze zurück. Graues schütteres Haar fiel über ein vernarbtes Gesicht, doch seine Bewegungen ließen nichts von seinem Alter erahnen.
    "Ich bin Kaidal der Anführer der Abtrünnigen und ich biete euch die Gnade eines schnellen Todes, wenn ihr niederkniet." Die spöttische Betonung auf dem Wort Abtrünnige ließ Sedar stutzen, jedoch vergaß er jeden Gedanken, den er vielleicht gehabt hatte, als er realisierte welchen Namen der alte Assassine genannt hatte. Kaidal. Der Mann, der ihn aus seinem Zuhause, aus seiner Familie gerissen hatte. Der einzige außer ihm der wusste, wer seine Eltern waren. Der Mann, der sterben musste.
    "Bereithalten", ertönte wieder die Stimme des Anführers.
    "Feuer?", entgegnete Kaidal belustigt und es klang nach einer Frage. Sedar hört wie dutzende Sehnen hervorschnellten und wie die Geschosse durch die Luft sirrten. Befriedigt vernahm er die Geräusche etlicher Eisenspitzen, die sich in Fleisch bohrten. Er brauchte einen Moment bis er erkannte, dass keiner der Assassinen getroffen zu Boden sank, dass der Anführer des Ordens keinen Befehl gegeben hatte und dass das Sirren von Pfeilen, wie sie ein Bogen verschoss, stammte und nicht wie von Armbrustbolzen. Verdutzt sah er sich um und sah wie sich überall um ihn herum Menschen vor Schmerzen auf dem Boden krümmten und fassungslos auf die Pfeilschäfte starrten, die aus ihrem Körper ragten. Einige Blicke hatten auch jeden Ausdruck verloren und Blut sammelte sich zu seinen Füßen. Die Schießscharten waren nicht unbesetzt. Die Mauern des Palastes dagegen offensichtlich schon. Ein Armbrustbolzen löste sich irgendwo, doch anstatt einen der Assassinen zu treffen schlug er nur gegen die Wand und zerbrach. Wieder schossen Pfeile von überall auf sie zu und dann brandeten die Schreie über Sedar hinweg, als er sich hinkauerte und hoffte nicht getroffen zu werden. Er blickte wieder auf, als dass Sirren verklungen war und sah schwarze Gestalten, die zwischen den Säulen hervor sprangen und scheinbar wahllos in der Menschenmenge zu morden begannen. Alles Assassinen, doch viel zu viele, als dass es nur die Abtrünnigen waren. Schnell blickte er sich nach seinen Freunden um. Ihnen schien es gut zu gehen und jeder außer Neneve erwiderte seinen Blick mit demselben Entsetzen, das er verspürte. Die Elfe dagegen hatte ihre Augen auf Zumina gerichtet und die Blicke die sie ihr zuwarf waren fast tödlicher als die beiden Pfeile, die sie in schneller Folge abschoss. Der erste flog noch knapp an dem Kopf der Elfenherrscherin vorbei, der zweite traf sie jedoch genau in die Brust und warf den gesamten Oberkörper der Königin gegen die Lehne ihre Throns. Sedar schüttelte Neneves Schulter.
    "Kaidal", brüllte er ihr zu, "Du musst auf Kaidal schießen." Er deutete auf den grauhaarigen Mann, der immer noch spöttisch grinsend das Geschehen verfolgte. Neneve warf ihm einen kurzen Blick zu, dann zog sie einen weiteren Pfeil aus ihrem Köcher. Der Assassine war völlig auf den Anführer des Ordens konzentriert, der gerade mit einer hässlichen Wunde in der Brust zu Boden sank. Mit einem lächeln beobachtete er wie der bemitleidenswerte Mann Blut ausspuckte, während ihm Tränen über die Wangen liefen. So bemerkte er das Geschoss nicht, dass von der Seite her kam. Mit einem dumpfen Laut durchdrang die Eisenspitze sein schwarzes Gewand und fuhr in das weiche Fleisch darunter. Der Mann stolperte einen Schritt zur Seite und blickte dann mit einem Ausdruck des Erstaunens auf den Schaft und daraufhin in Neneves Richtung. Plötzlich blitzte ein silbriger Wurfstern in seiner Hand auf. Sedar hatte jedoch nie vorgehabt der Elfe die ganze Arbeit zu überlassen und selbst ein Messer gezückt, dass er jetzt mit einer fließenden Bewegung warf. Es fuhr dem alten Mann in den Hals, direkt gefolgt von einem weiterem Pfeil aus Neneves Bogen, der sich neben den ersten bohrte. Der silbrige Wurfstern fiel mit einem klackern, dass trotz des Lärms um sie herum in Sedars Ohren zu dröhnen schien, zu Boden. Er beobachtete gebannt wie der Anführer der vermeintlich Abtrünnigen zusammensackte, einzig den Gedanken fassend, dass seine Eltern jetzt in Sicherheit wären, als ihn Neneve am Ärmel riss. Der alte Assassine war der einzige gewesen, der nicht in den Kampf eingegriffen hatte, und so konnten sie die Stufen zu dem Thron der toten Königin hoch steigen, ohne dass sich ihnen jemand in den Weg stellte. Hinter der Phoenix Statue löste die Elfe eine lose Bodenplatte und gab den Blick auf einen dunklen Abgrund preis, bevor sie mit einem Satz herab sprang. Sedar warf einen letzten bedauernden Blick zu den Ordens Mitgliedern zurück, doch es waren nur noch weniger als zehn übrig und selbst die waren mit Pfeilen gespickt und von Assassinen umringt. Sie hatten keine Chance. Er wartete bis Casper, Gyahara und Cifer der Elfe gefolgt waren und ließ sich dann selbst in den Abgrund hinab. Er hielt sich jedoch mit einer Hand an der Kante fest und zog mit der anderen die Bodenplatte wieder in ihre alte Position. An einer Seite drückte er sie noch leicht nach oben, damit sie nicht seine Finger einklemmte, dann ließ er los und hörte im Fallen, wie sie wieder zwischen die anderen glitt, sodass man keine Spur ihrer Flucht finden würde. Dann schlug das eisig kalte Wasser über ihm zusammen.

    Er war in einen kleinen unterirdischen See gefallen, der ein paar Meter unter dem Palastboden lag. Das Wasser war komplett klar, sodass er mithilfe des Lichtes, dass aus mehreren Kristalladern in den Wänden zu scheinen schien, bis auf den Grund der Grotte sehen konnte. Neneve war bereits zum Ufer geschwommen und hatte sich auf den Steinboden gezogen. Gyahara folgte ihr gerade.
    "Was war denn das", fragte Cifer aufgelöst, als sie schließlich alle aus dem Wasser gekommen waren.
    "Eine Falle", antwortete Casper, dessen tiefe Stimme von den Wänden wieder hallte, was ihm einen unheilvollen Klang verlieh. "Die Assassinen mussten all das geplant haben."
    "Es gab nie eine Spaltung", stimmte Sedar zu. "Dass war alles nur ein Plan um den Orden auf einen Schlag loszuwerden. Zumina hatte nur den richtigen Ort und die Palastwachen für die Schießscharten dazu."
    "Ziemlich schlau", gab Gyahara nach einigen Augenblicken des Schweigens zu. "Wie besiegt man sonst eine Organisation, dessen Mitglieder sich normalerweise einander nicht kennen, sich sonst nie an einem Ort versammeln würden und sich immer im Hintergrund halten."
    "Deswegen wollten sie uns auch dabei haben", fügte Cifer hinzu. "Zwei Fliegen mit einer Klappe."
    "Wo wir gerade bei uns sind", ergänzte Casper, "Wo sind wir hier eigentlich genau."
    "Am verborgenen Teich", erklärte Neneve. "Ursprünglich wurde der Palast wegen des Kristalls, der hier für Licht sorgt an dieser Stelle gebaut. Der Teich ist als letzte Fluchtmöglichkeit für den Herrscher der Elfen gedacht. Es ist extrem schwierig von dieser Seite nach oben zu kommen, doch da es einem Meuchelmörder womöglich doch gelungen wäre, ist es eines der bestgehütetsten Geheimnisse des Reiches. Nur der Herrscher und seine Königsboten wissen davon." Sie stockte einen Moment. "Nun wohl nur noch die Königsboten. Ich glaube nicht, dass selbst sie dieses Geheimnis an die Assassinen weitergegeben hätte."
    "Dennoch sollten wir kein Risiko eingehen", empfahl Cifer. "Im besten Fall bemerken sie erst in ein paar Stunden, dass unsere Leichen nicht da sind. Und dann will ich über alle Berge sein."

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Sie brachen sofort auf und schon nach einigen Stunden war die Stadt hinter Büschen und Sträuchern verschwunden, nachdem die Gruppe entschieden hatte, im Wald unterzutauchen und Siedlungen fürs erste zu meiden. Bei einem Königreich, dessen Einwohner größtenteils aus Waldläufern bestand, die sich nur selten in größeren Befestigungen zusammen niederließen fiel ihnen dies glücklicherweise nicht besonders schwer. Die Frage nach dem Ziel war eine schwierigere. Cifer schlug vor, sich eine Weile in der Hütte des Heilers zu verstecken wo sie zumindest einigermaßen durch die Abgelegenheit der Hütte und das Wolfsrudel geschützt wären, doch die Idee wurde schnell abgelehnt. Keiner war sich so sicher ob der Elf unter den Ordensmitgliedern gewesen waren als diese getötet worden waren, doch zumindest waren sie sich sicher, dass die Assassinen seine Unterkunft gekannt hatten. San warf etwas bitter ein, dass der Mann vielleicht sogar mit ihnen unter einer Decke gesteckt hatte, immerhin war er so etwas wie der Vermittler zwischen den Parteien gewesen. Eine Aussage durch die er eine Diskussion mit Cifer vom Zaun brach, welcher sich fast verpflichtet fühlte den Alten zu verteidigen. Schließlich gestand er sich ein, dass es doch im Bereich des möglichen lag, immerhin konnte der Elf unmöglich sein hohes Alter erreicht haben, ohne sich ab und zu die Hände dafür schmutzig zu machen. „Trotzdem.“ Wandte er am Ende doch noch ein.“ Ich glaube nicht das er sich die Mühe machen würde mich zu behandeln, nur um mich dann in den Tod zu schicken. Außerdem war ein den letzten Monaten sehr interessiert an meinen Fähigkeiten und…“ „Genug“ unterbrach ihn Neneve harsch. San wirkte als ob auch er noch ein Argument hervorbringen wollte, doch ein Blick der Elfe brachte auch ihn zum Schweigen. Es war erst ihre zweite Nacht aber sie hatten sich bereits sicher genug gefühlt um ein kleines Feuer zu entfachen um das sie jetzt herumsaßen. „Ich schätze es wäre überhaupt das Beste das Elfenreich zu verlassen.“ Meinte Casper der nachdenklich in die Flammen starrte. „Fragt sich nur ob wir woanders sicherer wären.“ Er schaute San an. “Ich meine die Assassinen haben ihre Leute doch überall wo Menschen oder Elfen sind, oder?“ „Dann ist es ja klar was wir machen.“ meinte Cifer mit Elan „Wer dafür ist, dass wir uns eine gemütliche Höhle suchen und Einsiedler werden hebt die Hand.“ San räusperte sich. „Ja ich verstehe schon, du magst keine Einsiedler.“ Doch San schüttelte nur den Kopf und ging nicht auf Cifers Bemerkung ein. „Ich wüsste da etwas. Oder besser gesagt jemanden.“ Er holte ein zerknittertes Blatt hervor. „Das ist aus den Dokumenten der Assassinen… Ich konnte meinen eigenen Namen entziffern, deshalb dachte ich....“ Er musste nicht weiter erklären. Casper und Cifer gratulierte ihm zu seinem Fund und Ghyahara klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter und sogar Neneve, deren Laune sich seit den Ereignissen im Thronsaal nur verschlechtert hatte ließ sich zu so etwas wie einem Lächeln hinreißen. Es fühlte sich fast wie ein Sieg an, den die Gruppe nach langer Zeit einmal gebraucht hatte. Die Unterlagen schienen tatsächlich die Namen von Sans Eltern, sowie seine Herkunft zu enthalten.
    Nun da sie ein tatsächliches Ziel hatten, schienen die Tage viel schneller zu vergehen und die Strecke viel länger zu sein doch sie wollten nicht das Risiko eingehen, irgendwo halt zu machen und sich Reittiere zu besorgen und auch Elfen oder Menschen auf der Straße mieden sie. Cifer fühlte, dass auch sein Körper sich zu erholen begann. Gegenüber Casper meinte er einmal, dass er sich jetzt immerhin nur noch ein halbes Jahrhundert alt fühle. Auch sein Geist fühlte sich klarer an, obwohl das auch daran liegen konnte, dass er mit dem Trinken aufgehört hatte. Er schien plötzlich mehr um sich herum zu bemerken, die Art wie San das Papier immer in Reichweite bei sich behielt und es nicht aus der Hand geben wollte, als hinge sein Leben daran, Gyahara und Casper die miteinander spaßten und die Welt um sich herum zu vergessen schienen und Neneve die gedankenverloren mit ihren Armreifen spielte und dabei doch so nachdenklich wirkte, während sie sie abseits der Straßen und Wege durch ihr Heimatland führte.

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    GNU Terry Pratchett

    Einmal editiert, zuletzt von Korus (22. Mai 2018 um 11:44)

  • Nach ein paar Tagen der Wanderung hatten sie die Grenze den Elfenreiches erreicht und nun ließ sich Neneve ein Stück zurückfallen.
    Direkt hatte die Gruppe nun niemanden mehr, der sie führte, allerdings mussten sie sich auch nicht mehr verstecken. Deshalb fragte Casper den nächstbesten Bauern, der ihren Weg kreuzte, nach der Richtung, die sie einschlagen mussten, um Kesara zu erreichen.
    "Osten", antwortete dieser knapp und deutete in die entsprechende Richtung. "Vielleicht drei Tagesreisen." Dann wandte er sich wieder seiner Arbeit zu. Casper kam nicht umhin sich über den Grund der unfreundlichen Art zu wundern.
    Er hatte einen kurzen Seitenblick zu Neneve wahrgenommen. Außerdem wirkte die Kleidung des Bauern verarmt und er hatte eine Hacke und einen Rechen geschultert. Von einem Pferd mit Pflug keine Spur.
    Der Eindruck verstärkte sich, je weiter sie ihren Weg fortsetzten. Sämtliche Ortschaften, an denen sie vorbei kamen, sahen mitgenommen und ärmlich aus. Die Häuser waren teilweise zerstört und nur notdürftig geflickt. Essen konnten sie nirgends erwerben. Die Menschen in diesem Landstrich schienen selbst nicht viel zu haben. Und wollten offensichtlich nicht mit einer Elfe teilen. Die Feindseligkeit wurde mehr oder weniger offen zur Schau getragen. Allerdings wagte niemand die Hand gegen sie zu erheben. Schließlich war Neneve in Begleitung von Menschen und außerdem waren die Bewohner zumeist Bauern, die froh waren, wenn sie ihre Familie irgendwie durchbringen konnten. Der Sommer neigte sich langsam dem Ende. Die Tage wurden kürzer und auch wenn es noch nicht merklich kälter geworden war, so würde die harte Zeit doch unweigerlich kommen.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Sie wussten, dass sie sich auf der richtigen Straße befanden, als sie auf immer mehr Wanderer stießen, die das selbe Ziel suchten. Größtenteils waren es Bauern, die wohl ihr letztes Hab und Gut zusammengepackt und das, vom Krieg gebeutelte Grenzgebiet verlassen hatten, aber Cifer entdeckte auch Söldner, die wohl aus der Schlacht kamen, pilgernde Mönche, Händler und das eine oder andere besorge Gesicht, das versuchte seine langen Ohren unter einer Kapuze zu verbergen. Die meiste Zeit hielten sie sich von den anderen Reisenden fern, zu sehr besorgten sie die dunklen Kapuzen einiger und die misstrauischen Blicke die andere Nyneve zuwarfen. Am Abend fand sich die kleine Gruppe doch irgendwie mit einem Bauern und seiner Familie an einem Lagerfeuer wieder, wo er ihnen von Kesara erzählte und dem Leben welches er sich dort erhoffte. Kesara, die letzte Festung. Ihren Namen erhielt sie von den beiden Flüssen Kesh und Saira. Während so einige andere Städte im Grenzgebiet bereits an die elfischen Angreifer gefallen waren, hielt sie tapfer stand. Eine Standfestigkeit die sie wohl ihrem Herrscher sowie seinen kompetenten Generälen und festen Mauern zu verdanken hatte. In der Theorie hätte sie nie so lange bestehen können. Kesara war ein Monstrum von einer Stadt. In den letzten Jahrhunderten war sie mehrmals über ihre Stadtmauern hinausgewachsen, wodurch es mehrere durch Mauern getrennte Bezirke gab. Für die Gegenden für Höhergestellte, Händler, Adelige und Generäle benötigte man Passierscheine, während im Palast und Tempelbezirk nur Hofgefolge und Kleriker zugelassen waren. „Aber ich hoffe sowieso auf ein Stück Land näher an einem der beiden Flüsse.“ Meinte der Mann grimmig. „Sollen sich die Reichen nur auf ihren Hügeln verschanzen.“ Caspar und Gyahara warfen sich besorgte Blicke zu, während Cifer das Gespräch mit dem Bauern am Leben erhielt, in der Hoffnung noch ein paar Informationen über Kesara zu erlangen. Sie hatten unterwegs ein paar Mal darüber gesprochen, wie viel einfacher es wäre, wenn Al-Dara der Name einer Adelsfamilie war, denn wie viele davon konnten schon in Kesara leben? Mehr als genug, wie sich herausstellte. Ihr letzter Funke Hoffnung verblasste schließlich, als sie die Stadt am nächsten Tag zu ersten Mal erblickten. Sie hatten eine mit Wachtürmen gespickte Hügelkuppe überwunden, eine Art natürlicher Schutzwall gegen Angreifer, und blickten nun auf ein Meer aus Häusern und Wällen hinab. Es wirkte, als hätte ein Riese mehre Städte gepackt und zusammengeschoben, damit sie nicht mehr so im Weg herumlagen. Und sie konnten nicht einmal das gesamte Gebiet überblicken. Cifer pfiff anerkennend. Der Henker ließ seinen Blick über die Stadt schweifen „Sieht aus als hätten wir ein ganzes Stück Arbeit vor uns.“ Er hatte erwartet, dass sich Sans Blick verfinstern würde, im Angesichts der großen Fläche, doch der Junge wirkte entschlossener denn je. „Dann fangen wir besser schnell an.“

    An dem Tor, dass sie erreichten herrschte ein Gedränge aus Reisenden und Flüchtlingen. An einer Ecke stritten Soldaten mit einem Händler über seine Verkaufslizenz und beschlagnahmten seine Waren, an einer anderen wurde ein streitendes Knäuel aus Menschen und Elfen aufgelöst, selbst die Leute die einfach nur darauf warteten, zum Tor vorgelassen zu werden, schafften es unglaublich laut dabei zu sein. Die Gruppe stellte sich ebenfalls in der Schlange an, glücklicherweise löste Caspars Statur bei einigen Wartenden den Reflex aus beiseite zu treten, wodurch sich die Wartezeit auf einen halben Tag in der Menge begrenzte. Nach der Stille der letzten Monate war das genug, um bei Cifer starke Migräne auszulösen. Als sie im Licht der untergehenden Sonne schließlich vor die Kontrolleure am Tor traten überlegte Cifer kurz seine guten Vorsätze in den Wind zu schlagen und die nächstbeste Taverne in der Stadt aufzusuchen. Allerdings nur kurz. „Name?“ der von Soldaten umgeben Schreiber musterte Neneve gelangweilt, anscheinend schien die bewaffnete Elfe keine Gefahr für ihn darzustellen. „Neneve Thalion“ Der Schreiber schaute kurz auf und schüttelte den Kopf. Einer der Soldaten grinste. „Beruf? Nein lass mich raten…. Königsbotin.“ Er schaute sie wütend an, als sie nickte, während sein Bewacher vollkommen die Fassung verlor und zu lachen begann. „Jetzt schuldest du mir schon zwanzig Taler, Elem.“ Ein anderer Soldat, vermutlich Elem seufzte frustriert. Der Schreiber rieb sich die Schläfen und sah Neneve dann direkt in die Augen. „Hör mal Kleine, es ist mir vollkommen egal, wer du bist, oder woher du kommst, alles was ich vermerke sind Name, Beruf und Rasse, das ist meine Aufgabe und darauf basierend erhaltet ihr eure Passierscheine und ob du nun die verdammte Elfenkönigin ermordet hast oder nicht ändert nichts, rein garnichts an der Tatsache, dass du nur in das gottverschissene Elfenviertel darfst und wenn ich hier noch eine blöde Neneve Thalion durchwinken muss die denkt, mit dem Namen recht auf das Betreten des Adelsviertels zu haben dann werf ich mich in den Kesh!!!“ Einige Zuschauer reckten die Hälse, als der Schreiber zum Schreier wurde und anschließend an seinem Tisch zusammensackte und die Gruppe die Gelegenheit nutzte, dass Tor zu passieren. Mit einem Blick über die Schulter sah Cifer noch, wie einer der Soldaten an den erschöpften Mann trat und ihm sanft die Schulter tätschelte.

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  • Eigentlich hätte er es sich denken könnten, dass die Assassinen Neneve die Schuld an Zumiras Tod in die Schuhe schieben würden. Schließlich hatten sie es bei ihm damals nicht anders getan. Dennoch tat ihm die Elfe leid, die zwar so tat, als sei sie nicht überrascht von dem Ganzem, doch er hatte ihren erschütterten Blick gesehen, als der Schreiber sie angeschrien hatte. Sie ließen sich von der Menge durch die Straßen tragen, doch selbst wenn sie gewollt hätten, hätten sie ohnehin keinen anderen Weg einschlagen konnten. Überall schnitten weitere Tore und Mauern die Wege ab, an denen Soldaten standen und aufpassten, dass sich niemand in ein Viertel verirrte, in das er ihrer Meinung nach nicht gehörte. Irgendwann teilte sich dann auch die Menge selbst und strömte in drei unterschiedliche Richtungen. Die drei Gruppen entschieden sich signifikant im Aussehen und ihrer Kleidung. Die erste und kleinste Gruppe bestand nur aus wohlgenährte Personen in guten Mänteln und silbernem Schmuck. Die zweite bestand offensichtlich aus schlechter gekleideten und genährten Personen, die jedoch scheinbar auch keinen Hunger leiden mussten. Die dritte und Größte setzte sich aus Elfen und Flüchtlingen zusammen. Man sah größtenteils hoffnungslose Gesichter in Lumpen und Bauern, die all ihr Hab und Gut in Karren mit sich führten. Einige trugen Verbände und beinahe alle könnten mal wieder ein Bad vertragen.
    "Wo hin gehen wir", fragte Casper einen älteren Mann, der außer einem kleinem Beutel und dem was er am Leib hatte nichts bei sich trug. Der sah ihn missbilligend an, als hätte der Hüne eine wirklich dumme Frage gestellt, verbiss sich jedes dumme Kommentar jedoch, nachdem er die Muskelberge, die Casper Arme nannte, gesehen hatte.
    "Natürlich zum Elfenviertel." Ein süffisantes Grinsen konnte er sich nicht verkneifen. "Früher war das Viertel wie der Name schon sagt tatsächlich nur für Elfen gedacht, doch als die Flüchtlinge anfingen vor den Toren zu kampieren, bis sie einem der Viertel zugeordnet werden konnten, haben sie es für jeden geöffnet, der in die Stadt möchte. Ich habe gehört man muss bis zu drei Monaten warten, bis man endlich in eines der Wohnviertel darf. Das heißt außer sie natürlich", er deutete auf Neneve, "Sie muss dort bleiben. Elfen bleiben natürlich im Elfenviertel." Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging schnell weiter. Die Gruppe blickte sich ratlos an. Wer auch immer Sedars Eltern waren, es war unwahrscheinlich, dass sie sie im Elfenviertel finden würden. Jedoch blieb ihnen keine wirkliche Wahl und so folgten sie den anderen schließlich. Kurze Zeit später warteten sie erneut vor Toren, doch dieses Mal ging es zum Glück schneller, da die Menge kleiner war. Ein Schreiber nahm erneut ihre Personalien auf, doch diesmal brachte ihnen Neneves Name nur einen genervten Seitenblick ein. Dann belehrte sie ein Soldat, dass sie Anträge auf die Bürgerschaft stellen müssten, wenn sie vor hatten zu bleiben und in ein anderes Wohnviertel zu ziehen - wieder nahm er Neneve davon aus - und beschrieb ihnen den Weg zu einem Behördengebäude, bei dem sie sich dafür zu melden hatten, daraufhin ließ er sie unbehelligt durch.

    Der Name Elfenviertel hätte durchaus auch Elendsviertel heißen können, denn nichts anderes verbarg sich hinter den Mauern. Kleine Gruppen drängten sich aneinander und die wenigen größeren Gebäude waren Gaststätten, die jedoch unverschämte Preise verlangten. Sie wanderten beinahe eine Stunde durch die Straßen, bis sie ein Etablissement fanden, dass sie sich leisten konnte und so aussah, als würde es nicht beim nächsten Windhaus zusammenbrechen. Zum Glück hatten sie genug Geld für ein paar Nächte. Dem Großteil der Flüchtlinge schien es da anders zu gehen, dann die Schankstube war nur zur Hälfte gefüllt. Sie fanden einen freien Tisch, der etwas abseits der anderen stand und setzten sich ratlos. Es dauerte nicht lange bis eine Bedienung zu ihnen kam. Eine rothaarige Elfe, bei der sie etwas zu essen bestellten.
    "Entschuldigung", bat Sedar, als sie ihm einen Teller mit Schweinebraten hinstellte, der fast in Soße versank, "Sagt ihnen der Name Al-Dara etwas?" Die Frau schnaubte kurz belustigt.
    "Natürlich aber so wie ihr ausseht kommt ihr nicht mal in die Nähe des Hofviertels", antwortete sie. Sie warfen sich vielsagende Blicke zu.
    "Hofviertel?", fragte Sedar schließlich. Die Elfe sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
    "Ihr wisst nicht allzu viel über die Gegend, kann das sein", erwiderte sie, bohrte jedoch zum Glück nicht weiter nach. "Das Hofviertel ist das Viertel, das direkt vor den Türen des königlichen Palasts liegt. Dort wohnen nur die engsten Vertrauten des Königs, seine Generäle und Berater, mit ihren Familien." Sedar spürte ein Kribbeln im gesamten Körper. Er war so nah dran. Nervös schluckte er und hoffte, dass man ihm die Anspannung nicht allzu deutlich ansah.
    "Und Al-Dara?" Mehr brachte er nicht heraus.
    "Jered Al-Dara ist der Befehlshaber des Heers. Aber was wollt ihr bitte von ihm."
    "Wir haben gehört wie ein anderer Flüchtling seinen Namen erwähnt hat und waren einfach neugierig." Zum Glück sprang Neneve für ihn ein, denn Sedar starrte nur wie betäubt auf die gegenüberliegende Wand. Konnte es wahr sein.
    "Die Menschen reden viel", stimmte die Kellnerin zu, "Gerade die Elfen. Angeblich hasst er jeden mit spitzen Ohren. Er hat vor ein paar Jahren ein Kind verloren und es heißt, dass er überzeugt ist, Elfen hätten es entführt." Sie schnaubte verächtlich. "Albernes Altweibergeschwätz wenn ihr mich fragt. In dieser Stadt hasst uns ohnehin jeder." Sie schüttelte den Kopf und verließ ihren Tisch dann, um andere zu bedienen. Erwartungsvoll sahen Casper, Neneve, Gyahara und Cifer ihn an.

    Das Mondlicht brachte das Pflaster zum schimmern. Sedar stand an eine Hauswand gepresst, damit sich seine Gestalt nicht von dem Grau des Steins abhob, während keine drei Meter vor ihm eine Patrouille vorbei schritt. Zum Glück waren die Soldaten nicht besonders aufmerksam. Wer sollte hier schon zum Verbrecher werden, wo doch alle alles hatten, und vor Personen von außerhalb schützten die hohen Mauern und die Tore. Dennoch hielt Sedar die Luft an bis der letzte Mann um die nächste Ecke gebogen war. Er war schon so weit gekommen, jetzt durfte er keine Fehler machen. Zum Glück war das Anwesen der Al-Daras nicht allzu schwer auszumachen gewesen. Wie jedes der Gebäude in diesem Viertel war es fast schon ein kleiner Palast, umgeben von einem riesigem Garten. Lautlos huschte Sedar zu der niedrigen Mauer und zog sich an der Kante hoch. Auf der anderen Seite lag ein weiter Rasen, der einen Teich umschloss. In der hinteren Ecke des Anwesens standen ein paar Bäume und in der Mitte lag das gewaltige Herrenhaus. Aus Stein errichtet war es mehrere Stockwerke hoch und Wasserspeier zierten die Erker. Gebeugt um aus keinem der Fenster gesehen zu werden rannte er über das Gras bis er einen der Bäume erreicht hatte. Glücklicherweise hatte jemand im dritten Stock ein Fenster aufgelassen. Geübt kletterte Sedar an den Ästen empor, bis er die Öffnung erreicht hatte. Er blickte in ein dunkles Zimmer, in dem ein großes Bett stand. Lese überwand er den Abstand zwischen Ast und Fenster mit einem Sprung und schwang seine Beine über das Fensterbrett in den Raum hinein. Beunruhigt bemerkte er, dass in dem Bett eine Person lag. Vorsichtig schlich er näher und blickte in sein eigenes Gesicht. Es war etwas runder als seines und sorgsam rasiert, doch es waren eindeutig dieselben Gesichtszüge. Mit einem Keuchen wich er einen Schritt zurück, stolperte und stieß dabei einen halb gefüllten Becher Wein um, der auf dem Boden gestanden hatte und seinen Inhalt auf dem feinen Teppich vergoss. Die Person im Bett fuhr erschrocken hoch und starrte ihn mit schreckgeweiteten Augen an. Sein Atem schoss Sedar entgegen und der Alkohol war eindeutig zu erkennen.
    "Heilige Scheiße, soviel kann ich doch nicht getrunken haben", sagte sein Gegenüber plötzlich und rieb sich verwundert über die Augen. Dann starrte er ihn wieder an, als er gemerkt hatte, dass er offensichtlich nicht verschwand. Endlich hatte Sedar seine Fassung wiedergefunden und atmete tief aus. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er die Luft angehalten hatte.
    "H... Hallo." Mehr brachte er nicht hervor. Dabei hatte er sich so viele Male ausgemalt, was er sagen würde. Tausende Male. Doch er kam nicht dazu einen erneuten Versuch zu starten, denn in diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und ein beleibter Mann mit einer Kerze in der Hand betrat das Zimmer.
    "Alles in Ordnung Derrick. Ich habe aus eurem Zimmer Stimmen gehö..." In diesem Moment erblickte er Sedar, der vor dem sprachlosem Derrick stand und erbleichte.
    "Hilfe", schrie er laut auf, wich zurück und schrie dann ein weiteres mal nach Hilfe.

    Sekunden später stürmte ein weiterer Hausangestellter herein und ein hochgewachsener Mann, der nur einen Morgenmantel übergeworfen hatte, jedoch in der Hand ein Schwert trug, dass im Mond- und Kerzenschein glänzte. Er war knapp zwanzig Jahre älter als Sedar, die Ähnlichkeit war jedoch unverkennbar. Beide Männer blieben sprachlos vor dem Türrahmen stehen und starrten ihn mit offenen Mündern an.
    "Bei der Krone", entfuhr es Jered Al-Dara. "Das kann nicht sein." Sedar brachte es fertig den fassungslosen Mann vorsichtig anzugrinsen.
    "Hallo Vater...", sagte er mit brüchiger Stimme.

    Ein Feuer brannte in dem Kamin und einer der Hausangestellten hatte Öllampen hereingebracht. Auf einer breiten Couch saßen Jered Al-Dara, seine Mutter Lin, Sedars Zwillingsbruder Derrick und seine Schwester Elaine. Sedar selbst saß ihnen gegenüber auf einem mindestens ebenso breitem Sofa und erwiderte die fassungslosen Blicke mit gleicher Münze. Schweigend hatte die Familie seiner Geschichte gelauscht und seitdem hatte niemand mehr etwas gesagt. Man hörte nur das Knistern des Kamins und den Atem der fünf Menschen.
    "Unglaublich", stieß Jered schließlich heraus und sah Sedar misstrauisch an, als wäge er die Chancen ab, dass eine Person, mit der er nicht verwandt war, exakt so aussah wie sein Sohn. Lin jedoch, eine schwarzhaarige Frau, deren Alter ihrer Schönheit keinen Abbruch tat, sah ihn mit einem verträumt glückseligen Blick an. Elaine biss auf die Unterlippe und wirkte als könne sie sich nicht entscheiden, was sie von ihm halten sollte. Derrick hatte einen leicht verklärten Blick, der immer wieder an Sedars Gesicht hängen blieb.
    "Ich habe keine Beweise", gab Sedar zu. "Ich kann mich auch an keinen von euch erinnern. Alles was ich von euch weiß ist, dass eure Namen in einem Buch neben meinem standen." Lin stand abrupt auf ging zu ihm und schloss ihn in die Arme.
    "Ich erkenne meinen Sohn", sagte sie laut. Sedar spürte wie ihm die Tränen kamen, blinzelte sie jedoch weg. Offensichtlich hatte auch Jered entschieden ihm zu glauben, denn er lächelte, auch wenn sein Gesicht immer noch Fassungslosigkeit wiederspiegelte. Derrick grinste ihn an, nur Elaine behielt ihren misstrauischen Blick bei.
    "Du musst ganz erschöpft von deiner Reise sein", vermutete Lin und sah ihn abschätzig an. "Außerdem könntest du etwas zu Essen und ein Bad vertragen." Sedar nickte dankbar. Das klang tatsächlich gar nicht mal so schlecht.
    "Meine Freunde sind noch im Elfenviertel", erklärte er. Jered nickte.
    "Ich lasse sie holen", sagte sein Vater nur. Sein Vater. Ungläubig sah er sich um. All das war seine Familie, sein Zuhause.

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    Aldous Huxley

  • Seit Ewigkeiten lag Casper wieder in einem weichen Bett mit einer Matratze, die nicht aus Stroh war.
    Er hatte die Decke bis zur Nase gezogen und sich darunter zusammengerollt.
    Eigentlich sollte er schlafen wie ein Stein, während draußen der Mond die Landschaft versilberte, aber er lag hellwach auf ihrem Bett und starrte aus dem Fenster. Hinter sich hörte er das gleichmäßige Atmen von Cifer, mit dem er sich ein Zimmer teilte.
    Die Frauen hatten ein anderes Zimmer bekommen und San war noch wach und bei seiner Familie. Der Henker freute sich wirklich für ihn, dass er seine Eltern nach all den Jahren endlich wiedergefunden hatte, aber ihm hatte die Art wie Sans Vater mit Neneve umgegangen war nicht gefallen. Lustige Ironie, dass er Gyahara mit Zuvorkommenheit und die Elfe beinahe wie Abschaum behandelt hatte. Nur seinem verlorenen Sohn zu Liebe hatte er eingewilligt sie in seinem Haus schlafen zu lassen, allerdings nicht ohne Wachen vor ihrer Tür zu postieren.
    Egal wo sie hinkamen waren und blieben sie Außenseiter ...
    Er seufzte. Morgen wollten sie die Lage mit Sans Vater besprechen (es war ungewohnt, dass ihn alle Sedar nannten) und Neneve konnte ihren Wert unter Beweis stellen, indem sie Insiderinformationen teilte.
    Unruhig dachte Casper daran, dass noch längst nicht alles ausgestanden war und langsam hatte er genug vom Kämpfen und vom fliehen. Auch wenn er dabei seine Axt mittlerweile richtig gut beherrschte. Trotzdem hoffte er, dass sie so bald wie möglich so weit wie möglich von hier weggehen konnten. Die Frage war allerdings, ob San bei ihnen bleiben würde ... Vielleicht würde auch alles besser, wenn der Krieg erstmal vorbei war ...
    Verstrickt in diese Überlegungen fielen ihm schließlich doch die Augen zu und er schlief bis zum Morgengrauen.

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    - F. Scott Fitzgerald

  • Neneve hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan. Immer wieder hatte sie sich von der einen auf die andere Seite gerollt und gehofft, aus diesem Albtraum zu erwachen. Was für ein lächerlicher Gedanke. Casper, Cifer, Gyahara, San und sie hatten schon ganz andere Dinge überstanden - dagegen war Sans Vater ein harmloser Windhauch.
    Jetzt, nachdem Neneve sich kaltes Wasser ins Gesicht geschaufelt hatte und ein aufmunternden Blick von Gyahara erhalten hatte, fühlte sie sich zumindest soweit gewappnet, den anderen gegenüber zu treten.
    Als die beiden ihr Zimmer verließen, versuchte die Elfe, die beiden Wächter mehr oder weniger erfolgreich zu ignorieren. Wie schön, dass Jered Al-Dara ihr auf so nette Art und Weise zu verstehen gab, wie sehr er die Elfen schätzte.
    Neneve seufzte. Sie hätte jetzt gerne Vargas, Lovia und Aiana bei sich gehabt, die ihr Zuversicht und Selbstbewusstsein schenkten, doch diese hatten es vorgezogen, in den Wäldern um die Stadt herum zu verweilen. Verübeln konnte sie es ihnen nicht. Hätte sie die Wahl gehabt, wäre sie jetzt am liebsten bei ihnen.

    Als sie vor der großen Holztür standen, hinter der sich vermutlich der Raum befand, in dem auch Sans Eltern zugegen waren, begannen Neneves Hände zu zittern. Innerlich scholt sie sich eine Närrin und beschwor ihren Stolz hervor. Die Menschen würden schon noch merken, wen sie in ihrem Haus hatten - sie war schließlich keine einfache Magd, die man hin und her scheuchen konnte, wie man beliebte.
    Doch bereits als sie den Raum - besser gesagt die Halle - betraten, schlug ihr eine Welle von Abneigung entgegen. Jereds Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, während der Rest der Familie sie fast schon ängstlich anstarrten. Was sie wohl fürchteten? Glaubten sie, Neneve würde jeden Augenblick ihre Hände ausbreiten und Flammen aus ihren Fingern schießen lassen?!
    Mit einer aufgesetzten, an der Grenze des freundlichen liegenden Begrüßung, setzte sich Neneve zu Casper und Cifer. San saß rechts neben seinem Vater, sodass ein Sitz zwischen ihm und Casper frei blieb.
    Mit hoch erhobenem Kopf ließ sich Neneve auf ihren Sitz gleiten. Dankbar lächelte sie Cifer an, als dieser ihr eine klare Flüssigkeit in ihren Becher schenkte. Offenbar trauten die beiden Mägde, die sich am Buffet versteckten, nicht, ihr zu Nahe zu kommen.
    "Nun, nach dem wir jetzt vollständig sind-", dabei vernahm Neneve einen deutlichen, abschätzigen Unterton in Jareds Stimme, "können wir ja über das Geschäftliche reden." Das Geschäftliche, so nannte man dies also. Am liebsten hätte Neneve laut geschnaupt. Für was hielt sich dieser Mann eigentlich?
    "Vermutlich erwartet Ihr nun, dass ich Euch zunächst einmal entgegenkomme und von den letzten Ereignissen berichten sollte...", begann Neneve. Die Stimmung im Saal war zum Zerreißen.
    "Ich glaube kaum, dass dies noch nötig sein wird. Die Tatsachen liegen doch auf der Hand, nicht wahr? Wie fühlt es sich denn an, überall als Verräterin zu gelten?", unterbrach Jered sie scharf.
    San beruhigte seinen Vater mehr oder weniger erfolgreich: "Ich halte es für wichtig, das Geschehene erneut aufzugreifen. Vor allem, weil wir dadurch zu dem eigentlichen Problem kommen."
    Demonstrativ verschrenkte Jered seine Arme vor der Brust, sah Neneve jedoch herausfordernd an.
    Und sie begann. Angefangen bei der ersten Begegnung mit dem Orden der aufgehenden Sonne bis hin zur Ermordung Zumiras und ihrer Flucht.
    Als sie fertig war, sog Jered hörbar die Luft ein.
    "Und was genau ist daran nun MEIN Problem?" Es war eine Fangfrage, das spürte Neneve sofort. Jered wollte sie in die Enge treiben, sodass sie die Kontrolle verlor und er sie endlich verhaften und vermutlich hinrichten lassen konnte. Dieser Mann hatte einen so tiefen Hass auf die Elfen, dass es ihr fast die Kehle zuschnürte, nun in seinem Haus zu sein.
    "Ihr erstaunt mich. Ich hielt Euch für intelligent genug, um das Folgende selbst zu begreifen", erwiderte sie kalt. Gleichzeitig ballte sie die Hände unter dem Tisch zu Fäusten. "Dieser ganze, unsinnige Krieg weilt schon viel zu lange. Und er hat unnötige Opfer gefordert, Opfer, die für nichts und wieder nichts gestorben sind. Aber wisst Ihr, was das Bizarreste ist? Das dieses Abschlachtung nur durch eine Gruppe Assassinen initiiert wurde. Und alle sind darauf hereingefallen - Elfen, Menschen, Generäle, Könige - einfach jeder. Findet Ihr nicht auch, dass damit so langsam Schluss sein sollte? Was wollt Ihr denn noch erreichen? Etwa eine Beförderung?"


    Glem mig
    Og la' vær' at fiks' et smadret glas
    Min hånd ville stadig mærke revnerne

    Se frem, vi ka' hurtigt ende rundt i ring
    Ærligt, var vi kun bundet sammen af drømmene

    2 Mal editiert, zuletzt von Nyneve (17. Juni 2018 um 11:48)

  • Casper beobachtete wie Jared scharf die Luft einsog, doch Sans Hand auf seinem Unterarm schien ihn zu beruhigen.
    "Du musst zugeben, dass sie recht hat", wagte er an seinen Vater gewandt einzuwenden.
    Jereds Kopf zuckte herum und San zuckte mit den Schultern.
    "Finde ich auch", warf Casper ein und fügte hinzu: "Der krieg muss auf jeden fall irgendwie beendet werden. Nicht nur, weil er einfach durch dämliche Intrigen entstanden ist, sondern einfach, weil viel zu viele Menschen ... und Elfen sinnlos gestorben sind." Er nickte zu Neneve, als er ihre Worte wiederholte. Jered schien sie aus dem Munde eines Menschen einfach besser aufzunehmen. Der Blick des Generals klärte sich ein wenig und schließlich nickte er. "Was schlagt ihr vor?"

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    - F. Scott Fitzgerald

  • „Wir müssen die Assassinen loswerden“ beantwortete San die Frage seines Vaters. “Sie sind die Wurzel dieses Übels.“ Der Junge strahlte Entschlossenheit aus. „Gut und anschließend muss nur noch jemand die Unruhen zwischen Menschen und Elfen aus der Welt schaffen, eine neue Elfenkönigen ernennen und Hunderten von Flüchtlingen ihr Land zurückgeben.“ Melde sich Cifer zum ersten Mal zu Wort. Es war ein netter Gedanke, dass mit der Zerschlagung des Ordens alle Sorgen der Welt ein Ende finden würden, aber ihnen allen war bewusst, dass es letztendlich doch nur ein netter Gedanke war. Zu seiner Überraschung nickte der General zustimmend „Die Flammen des Krieges zu entfachen ist leicht, wenn das richtige Grundmaterial da ist, sie zu ersticken ist eine andere Sache.Aber das sollte die Aufgabe von Leuten sein, die sich mit den Gepflogenheiten des Feindes auskennen.“ „Wenn wir doch nur jemanden kennen würden, der sich halbwegs mit den Gepflogenheiten der Elfen auskennt.“ murmelte Cifer so leise, dass es nur Neneve ein kurzes Lächeln entlockte. Jered fuhr derweil fort.“ Ich stimme meinem Sohn zu, unser Hauptaugenmerk sollte auf der Bekämpfung dieser Assassinen liegen. Was wissen wir über ihre Unterkünfte? Sammeln sie sich an einem Ort?“

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    GNU Terry Pratchett

  • Sedar saß still am Esstisch. Die Spannung war beinahe mit dem Messer schneidbar. Für ihn war die Lage mehr als schwierig. Neneve saß steif am Ende des Tisches. Ihm gegenüber und damit auch seinem Vater. Seinem Vater. Er hatte sich so viel ausgemalt. Geschichten gesponnen über seine Familie. Er hätte die Wahrheit nie erträumen können. Er konnte es ja immer noch nicht. Nichts von alledem war fassbar. Ein Spiegel dessen was aus ihm geworden wäre, hätte man ihn nie aus seiner Kinderstube geraubt. Ein beschlagener Spiegel, den er langsam Stück für Stück abwischte. Vieles von dem was zum Vorschein kam gefiel ihm. Aber nicht alles.
    "Das ist nicht das Problem", meldete er sich zu Wort und fasste dabei alle in seinen Blick mit ein. Auch Neneve. Sie sollte keinesfalls glauben, dass er sich in diesem Belang auf die Seite seines Vaters schlug. "Ihre Enklave liegt in den Bergen, ich könnte euch dorthin führen. Aber der Weg ist zu schmal für eine Armee. Es gibt Passagen, die muss man kletternd überwinden und sobald wir einen Fuß auf den ersten Hang setzen wissen wir, dass wir kommen. Es gibt keine Streitmacht der Welt, die diesen Ort überhaupt erreichen könnte. Jeder, der sich diesem Unterfangen anschließen würde, wird am Ende zerschmettert auf dem Boden einer Schlucht sterben oder in einem Nadelhain von schwarzen Pfeilen durchlöchert." Die Last seiner Worte lag schweigend im Raum, während alle ihn weiter anstarrten. Es war klar, dass sie noch etwas von ihm erwarteten. Einen genialen Plan. Irgendetwas. Doch es gab nichts. Keine ernsthafte Möglichkeit. Aber irgendetwas musste er ihnen sagen. Irgendetwas musste Mut machen. Auch wenn sie am Ende nicht gewinnen konnten. Wenn die Assassinen taten, was sie immer taten. Ihm alles nahmen. Nur dass er diesmal wissen würde, was ihm genommen worden war. Wieviel er verloren hatte. Aber irgendetwas musste er sagen. Er wagte ein müdes Lächeln. Ein hoffnungsloses Grinsen.
    "Eine List", schlug er vor und unterdrückte das unsichere "Vielleicht".

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • „Wenn sie zu viele sind,“ überlegte Cifer laut, nachdem eine kurze Denkpause das Gespräch unterbrochen hatte, „müssen wir eigentlich nur dafür sorgen das, sie unterbesetzt sind.“ Es war ein uralter Trick, den er vor langer Zeit gelernt hatte, in den Straßen und Gassen namenloser Städte, von Dieben und Räubern, die keine Lust hatten, sich mit der gesamten Leibgarde eines reichen Lordes auf einmal herumzuschlagen. Die Ratschläge damals waren mehr in Richtung „Lad sie zum Kartenspiel ein, während dein Kumpan den Rest erledigt“ oder wenn man eine Frau war auch „kauf ihnen ein Bier und sorg dafür, dass der Abend sie vom Haus wegführt“ hinausgelaufen, aber sie hatten sich in der Vergangenheit auch gut in anderen Bereichen anwenden lassen. Der Befehlshaber musterte ihn, mit einem etwas abschätzenden Blick. Cifer hatte viel Zeit auf der Reise mit seinem Sohn verbracht, aber trotzdem war es klar, dass er ihm kaum mehr Vertrauen als Neneve gegenüberbrachte. „Mein Sohn hat soeben erklärt, dass jeder, der sich diesem Ort auch nur nähert verloren ist und nun sollen wir was? Eine kleine Gruppe hochschicken und hoffen, dass sie einen günstigen Moment abwarten, um sie zu dezimieren?“ Cifer musterte den Mann nun ebenfalls, und rief sich ins Gedächtnis, dass er es mit jemandem zu tun hatte, der mehr auf dem Schlachtfeld zu tun hatte, als mit zwielichtigen Nacht und Nebel Aktionen. Er räusperte sich und versuchte seine Idee in Worte zu fassen, die nichts mit früheren Erfahrungen zu tun hatten, oder ihn direkt auf die Straße vor dem Haus befördern würden. „Nein, ich wollte damit sagen, wenn sie in ihrer Stellung unantastbar sind, sollten wir den Kampf zu uns tragen.“ San sah aus, als ob er wieder etwas über die Übermacht der Assassinen einwerfen wollte, doch Cifer ließ ihn nicht zu Wort kommen.“ Die Enklave nimmt immer noch Aufträge an, oder? Während so eines Auftrages ist man sicher auf der Hut, aber man erwartete keinen offenen Kampf, oder dass einem im Zimmer des Opfers eine Gruppe gut trainierter Soldaten erwartet.“ „Ein Hinterhalt also.“ Murmelte der Mann, der nun verstanden hatte und nickte.

    my name is Cow,
    and wen its nite,
    or wen the moon
    is shiyning brite,
    and all the men
    haf gon to bed -
    i stay up late.
    i lik the bred.


    GNU Terry Pratchett