Auf der Spur ...

Es gibt 316 Antworten in diesem Thema, welches 83.365 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (13. Januar 2019 um 01:37) ist von Korus.

  • Müde und abgerissen maschierte die Gruppe durch ein Tor im Palisadenzaun, der die Stadt umgab.
    Sie war größer als ein Dorf, aber so klein, dass sich eine Steinmauer nicht lohte. Dennoch schöpften sie Hoffnung, denn mit ihnen passierten auch viele Händler - unter anderem ein Viehhändler - die Mauer. Sie ließen sich einfach immer tiefer in die Stadt mitreißen, bis sie durch eine Gasse auf den markplatz geschwemmt wurden, der erstaunlich groß für die Kleinstadt war.
    Es wurde allerlei Gemüse und Obst feilgeboten. Bäckern feilschten neben Metzgern. Hier und da gab es sogar Schmuck und Süßigkeiten und dazwischen der Tierhändler. Alles in allem eher kleiner Stände, aber genug, um ihre Vorräte aufzufüllen. Nur hatte Casper für seinen Teil kaum noch Geld. Sein Hemd hatte er mit Mühe und Not mit den Rest des alten geflickt. Sehnsüchtig blickte er zum Tierhändler. Er selbst hatte zwar Franz, aber der alte Gaul war ebenso geschafft wie sie alle und würde, wenn überhaupt, nur noch eine von den Frauen tragen können. Liebevoll täschelte der henker dem Tier die Flanke.
    Gemeinsam mit Gyahara machte er sich auf den Stand zu erkunden, während San bei einem Schmied stehen blieb, Cifer sich Medikus umsah und in Mangel dessen wohl beim Schnaps hängen bleiben würde und Neneve doch ihr Glück als Elfe beim Tierhändler versuchte.
    Die Dämonin stützte Casper, als sie sich durch das lose Gedränge auf dem Platz schoben. Dass sie beide aussahen wie im Wald hausende Banditen, machte ihnen das Durchkommen zusätzlich einfacher, denn die Leute wichen angewidert vor ihnen zurück.
    "Vielleicht stinken wir auch einfach nur", versuchte Gyahara, die seine Gedanken gelesen zu haben schien, aufzumuntern. Der Henker grinste.
    "Ich würde auch was für ein ordentliches Bad geben ..."
    "Nicht mit deinem Bein", sagte die Dämonin bestimmt.
    "Meinem Bein geht es blendend", erwiderte Casper, während er versuchte es nicht zu belasten. "Es hat sich nicht entzündet."
    "Es schließt sich aber auch nicht ..."
    "Malt ihr immer so schwarz?", fragte der Henker und spielte auf ihre Rasse an.
    Gyahara warf ihn einen Blick zu der Bände sprach und Casper zog es vor zu schweigen. Sie kauften Brot, Käse, Schinken und Äpfel ehe sie sich wieder mit den anderen trafen.
    "Und?", fragte San an Neneve gewandt. Er schob sich gerade seine Errungenschaften, die aussahen als seien weniger zum Essen und mehr zum Töteten geeignet, in die Taschen.
    Die Elfe schnaubte. "Er wollte mir Ponys verkaufen. Ponys! Ich bin Königsbotin und kriege nicht mal Pferde verkauft ..."
    "Was machen wir jetzt?", fragte Casper. "Ich glaube nicht, dass ich es zu Fuß schaffen werde ..."
    "Wir stehlen welche", sagte Cifer nüchtern und schraubte seinen Flachmann wieder zu. Alle Köpfte ruckten zu ihm herum. Erst spiegelte sich Unglauben auf allen Gesichtern, aber dann zuckte selbst Neneve die Schultern. "Und zwar seine Besten."

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Bei dem Gedanken, dem schmierigen Halunken für seine Herablassung ihr gegenüber eins auszuwischen, stahl sich ein schmales Lächeln auf Neneves Lippen.
    "Wir sollten zuerst einmal auskundschaften, wo er seinen Stall hat", schlug sie daher gierig vor, "er wird seine edlen Rösser wohl kaum bei den anderen Viechern in dieser ... Behausung untergebracht haben."
    San nickte und erwiderte: "Wir sollten uns trennen - vielleicht können wir so mehr herausfinden." Neneves Blick wanderte zu den anderen. In Gedanken fügte sie, 'wenn es da noch was zum Aufteilen gibt', hinzu. Caspar schlug sich wacker, aber dass er angeschlagen war, konnte er nicht verbergen. Er sollte lieber nicht alleine bleiben.
    Als er jedoch Anstalten machte, aufzustehen und zusammen mit der Dämonin gen Süden zu marschieren, zog die Elfe scharf Luft ein.
    "Caspar - du wirst unter gar keinen Umständen irgendwo hingehen; auch wenn ich dich dafür anketten muss", meckerte sie sogleich. Sie machte sich wirklich Sorgen um ihn, auf keinen Fall wollte sie dafür verantworlich sein, dass er in einer der modrigen Gassen stürzte und sich sein Zustand dadurch noch mehr verschlechterte.
    "Ich bleibe bei ihm - wir suchen uns eine ruhigere Ecke und warten auf Sonnenuntergang." Moment - stimmte ihr Gyahara da gerade zu? Lächelnd nickte Neneve, während sie sich an Cifer und San wandte. Ersterer war sicherlich dank eine große Hilfe mit seiner Verkleidung als Rabe. Stirnrunzelnd überlegte die Elfe jedoch, ob er dafür nicht ebenfalls zu schwach war. Auch die Dämonin und San schienen darüber nachzudenken, denn auch sie musterten den anderen von Kopf bis Fuß.
    "Seht mich nicht so an, mir geht es schon besser", erklärte dieser mit dünner Stimme. Hätte Neneve in diesem Moment nicht bereits die Stirn in Falten liegend gehabt, dann hätte sie dies jetzt auf jeden Fall getan.
    "Siehst ja auch aus wie der frische Maimorgen", erwiderte sie skeptisch und zog als Bestätigung eine Augenbraue nach oben.
    Doch bevor Cifer etwas erwidern konnte, unterbrach San die wenig produktive Diskussion: "Ich habe eine Idee. Cifer, du bleibst hier und beobachtest den Händler. Vielleicht haben wir Glück und er geht im Laufe des Tages einmal in den Stall. Neneve sollte vielleicht unauffällig andere Händler oder Elfen befragen, ob sie seine Stallungen kennen und ich - ja, ich, werde mein Glück in den dunkleren Gassen suchen." Hatte die Elfe es sich nur eingebildet oder hatte er das Wort "unauffällig" besonders betont. Skeptisch sah sie ihn einen Augenblick an, gab sich dann jedoch geschlagen und nickte kurz. Auch Cifer schien mit der Tatsache einigermaßen zufrieden zu sein und ließ den Blick über die Menge schweifen. Vermutlich suchte er bereits eine Stelle nahe des Standes.
    Neneve warf der kleinen Gruppe noch einmal einen Blick zu, ehe sie sich schließlich resigniert umwandte und in die Menge eintauchte. So schwer konnte es doch eigentlich nicht sein, einen verdammten Stall zu finden! Sie hatten schon ganz andere Situationen gemeistert. Sich selbst Mut zusprechend entfernte sie sich immer weiter von dem Stand des Händlers, bis sie sich sicher genug war, dass er unter gar keinen Umständen etwas von ihrer Suche erfahren würde. Dabei stieß sie jedoch mit einem anderen Besucher des Marktes zusammen, woraufhin sie erschrocken herumfuhr. Es war ein schmächtiger Elf mit spitzen Ohren und schrägen Augen. Doch als Neneve sah, was er da in den Händen hielt, hellte sich ihre Miene schlagartig auf. Es war ein Sattel.
    "Entschuldigt, vielleicht könnt Ihr mir ja weiterhelfen. Ich bin die Gehilfin des Kaufmanns Earinugos Atar, er hat mich beauftragt, sein neues Pferd aus den Stallungen von ... eh... dem Tierhändler zu holen. Wisst Ihr zufällig, wo ich sie finden kann?", fragte sie und hoffte inständig, dass er ihr die fade Geschichte abnehmen würde. Earinugos Atar war ihr in diesem Moment spontan eingefallen, aber wie wahrscheinlich war es denn, dass der andere Elf den Schneider aus Bamaria war?
    Doch dieser zuckte nur mit den Schultern und deutete mit einer Geste auf seine Ohren. Dann war er auch schon wieder in der Menge untergetaucht. Gut gemacht Neneve, scholt sich die Elfe daraufhin, natürlich musste sie auf den einzigen tauben Elfen weit und breit stoßen.


    Glem mig
    Og la' vær' at fiks' et smadret glas
    Min hånd ville stadig mærke revnerne

    Se frem, vi ka' hurtigt ende rundt i ring
    Ærligt, var vi kun bundet sammen af drømmene

    • Offizieller Beitrag

    Gyahara blieb also mit Casper allein zurück.
    „Und was machen wir jetzt?“, fragte sie, während sie ihre Hände tief in die Manteltaschen schob und sich auf dem Markplatz umsah. Mit ihren Finger umgriff sie dabei das letzte Geld, das sie bei sich trug. Vielleicht ließe sich damit noch etwas Vernünftiges anfangen. Wenn sie ehrlich war, hatte sie unglaublichen Hunger. An die letzte richtige Mahlzeit von der sogar sie satt wurde, konnte sie sich gar nicht mehr erinnern.
    „Du meinst, bis unsere Reise auf nicht ganz legal erworbenen Pferden weitergeht?“ Casper grinste und holte seinerseits Geld aus der Tasche. „Wie wäre es, wenn wir etwas Trinken gehen? Ich habe eine Taverne nicht weit von hier gesehen.“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
    Die Dämonin zog das wenige Geld aus dem Mantel und überflog den Wert.
    „Du lädst mich also ein?“ Im Laufe ihrer Reise war ihr sowieso schon weniges Gut nur noch mehr geschrumpft. Bisweilen hatte sie eigentlich gar nichts mehr. Für ein Getränk vielleicht noch gerade genug, aber nicht, wenn die Preise in diesem Ort explodierten. Dann würde man sie vermutlich lachend von jagen.
    Das Lächeln bröckelte aus Caspers Gesicht.
    „Einladen?“ Unsicher glitt sein Blick auf die Münzen in seiner Hand. Bei ihm saß es finanziell offensichtlich nicht besser aus.
    „Vielleicht, wenn wir zusammenlegen“, schlug Gyahara vor.
    „Und dann? Teilen wir uns einen Humpen?“ Casper lachte, quälte sich aber gleichzeitig auf die Beine. „Ich bin dabei.“
    „Vielleicht sollten wir das Geld doch lieber für Medikamente ausgeben.“ Die Dämon beobachtete den Hünen eine Weile, griff ihm dann aber wieder helfend unter die Arme.
    „Alkohol ist die beste Medizin“, brachte Casper hervor. „Außerdem ist es lang her, dass ich welchen zu sehen bekommen habe.“
    Gyahara blieb stumm, stützte den ehemaligen Henker aber beim Gehen und ließ sich von ihm die Richtung zur Taverne zeigen.
    „Was hast du eigentlich vor, wenn sich unsere Gruppe wieder trennt? Zurück in deinen alten Beruf?“, brach Casper das Schweigen schon nach einigen Schritten, wohl auch, um sich abzulenken.
    Gyahara warf dem Mann einen Blick zu, den dieser wohl durch die Kapuze eh nicht sehen konnte.
    „Ich weiß nicht. Vielleicht reise ich auch allein weiter. Ich bin damals von meinem Stamm weg, um die Welt zu sehen. Gesehen habe ich aber noch gar nichts.“ Kurz überlegt die Dämonin, ob sie weitersprechen sollte, entschied sich dann jedoch dagegen. „Und du?", bohrte sie nach.
    „Ich habe mich nie wohlgefühlt als Henker.“ Mehr sagte der große Kerl nicht zu diesem Thema und Gyahara war sich auch nicht sicher, ob sie weiterbohren sollte.
    Schweigend setzten sie den Weg zur Taverne fort. Wie sich herausstellte, war der Alkohol doch billiger als gedacht. Zwar schmeckte man das auch zu deutlich, aber es durchwirbelte den Kopf und das war der Sinn des Ganzen. Sogar für eine kleine Mahlzeit hätte das Geld gereicht, aber nachdem die Dämonin das Essen gesehen hatte, was man in diesem Schuppen zubereitete, war ihr jeglicher Hunger vergangen.
    Schon nach dem zweiten Humpen merkte Gyahara, wie sehr das Gebräu wirklich einschlug. Egal, was in diesem Zeug steckte, normales Met war es ganz sicher nicht.
    „Sie hieß Kaisa“, begann Casper nach einiger Zeit und durchbrach die Stille. Seine Stimme klang beschwipst und melancholisch. Gyahara verlor kein Wort, während der ehemalige Henker begann, von Kaisa zu erzählen, einer jungen Frau, die der Hexerei beschuldigt wurde und für deren Tod er verantwortlich war. Casper sprach es zwar nicht direkt an, redete um den heißen Brei, doch Gyahara konnte spüren, dass er sehr viel für diese Frau übrig gehabt haben musste. Sie spürte seine Schuld.
    Die Totengräberin lauschte der ganzen Geschichte, unterbrach ihren Freund aber nicht einmal. Stattdessen klopfte sie ihm nur aufmunternd auf die Schultern und bestellte noch zwei weitere Krüge.
    „Du bist kein schlechter Kerl“, war schließlich alles, was sie herausbrachte. Egal, was sie gesagt hätte, es wären wohl nicht die richtigen Worte gewesen. Sie war noch nie gut darin gewesen, die richtigen Worte zu finden. Nicht umsonst war sie Totengräberin.
    Den restlichen Tag saßen sie dort, vertranken ihr Geld und warteten darauf, dass ihre Freunde zurückkehrten. In der Hoffnung, diese würden sie in der Taverne überhaupt finden.

  • Der Markt schien auf den ersten Blick zwar groß aber nicht unübersichtlich, wie Cifer schon bald, nachdem er sich bei einem Kräuterstand niedergelassen hatte merkte, in menschlicher Gestalt wohlgemerkt. So ungern er es sich auch eingestand, aber er lief schon lange nur noch auf geborgten Energieresourcen und das bisschen Kraft, dass ihm geblieben war, wollte er sich einteilen. Das Gewirr auf dem Platz, sowie die stechende Nachmittagssonne ließen seinen Kopf schwirren und veranlassten ihn dazu, sich seine Kapuze in die Stirn zu ziehen. Er sehnte sich beinahe nach einer ruhigen Ecke in irgendeiner Taverne. Der Kräuterhändler musterte ihn mehr als misstrauisch, schien dann aber wohl zu entscheiden, dass dieser kränkliche Mensch keine Bedrohung für seine Wahre darstellte und wandte sich wieder mit beinahe unverständlichem Dialekt dem Gespräch mit einem Kunden zu.“ … oft mägsche woll a wengerl meah nemman, des werd mia do in da sun ah lei schlecht, woasche?“ Auf der anderen Seite des Platzes verschwand San gerade in einer kleineren Gasse, kurz darauf folgte eine vermummten Gestalt, vermutlich hatte die Dämonin doch entschieden, dass Caspar auf sich selbst aufpassen konnte. Cifer wandte seinen Blick wieder auf den Stand des Pferdehändlers. Eine ganze Weile passierte gar nichts. Der Elf verhandelte mit einigen edel gekleideten Landsmännern, eine Gruppe Schausteller zog vorbei, der Händler wimmelte einen verärgerten Bauern ab, die Sonne ging langsam unter und Cifer fing sich noch einige misstrauische Blicke vom Besitzer des Kräuterstandes ein, während der Schatten in irgendeiner Ecke in seinem Kopf immer wieder die gleiche Melodie summte. Irgendwann, der Gestaltwandler hatte gerade entschieden, sich doch noch ein ruhiges Plätzchen zu suchen und seine letzten Münzen für einen Krug Bier auszugeben, packte der Händler schließlich doch zusammen und machte sich auf den Weg. Cifer folgte ihm mit etwas Abstand, bis der Mann in einem edel verzierten Haus in einer Seitenstraße verschwand. „Wenigstens weißt du jetzt wo er wohnt.“ Sein Schatten hatte die Gestalt eines Pumas angenommen und musterte ihn mit glühenden Augen, wie Beute. „Deine Arbeit ist getan, entspann dich, erstick an deinem Bier oder so.“ Cifer zog die Augenbrauen hoch, der Schatten war zu fröhlich, er wusste etwas. „Ihr kommt sowieso nie rechtzeitig an… übrigens, deine Nase blutet. Vielleicht solltest du zu einem Arzt gehen.“ Der Puma schnippte spöttisch mit dem Schwanz. Cifer wischte sich mit dem Ärmel über die Nase und beachtete vorsorglich nicht die dunklen Flecken auf dem Stoff, dann wandte er sich um und machte sich eilig aber nicht zu hastig, diese Genugtuung würde er dem Wesen nicht verschaffen, auf die Suche nach seinen Gefährten.

    Er fand sie in einer Taverne nahe dem Marktplatz, zumindest Caspar und Gyahara. Sie mussten wohl schon eine ganze Weile dort sitzen. Ersterer lehnte mehr auf dem Tisch, als dass er aufrecht saß und auch seine Begleiterin hing mehr in ihrem Stuhl. Allerdings wirkte die Totengräberin dabei noch ein wenig lässig. Cifer ließ sich auf einen Stuhl neben dem Henker gleiten und spähte nebenbei in den halbleeren Krug der vor ihm stand. „Und, gibt es Neuigkeiten?“ fragte die Dämonin hoffnungsvoll. „Ich hab mir den ganzen Abend die Beine in den Bauch gestanden, aber wenigstens weiß ich, wo der Händler wohnt. Wenn ihr also noch etwas anderes als Pferde von ihm klauen wollt…“ „Nicht so laut.“ Sie blickte sich misstrauisch um. Elfen waren im Grunde ruhigere Trinker, aber die meisten Besucher der Taverne schienen in ihre eigenen Gespräche vertieft zu sein. “Hast du dich geprügelt?“ fragte der Henker und blickte den Gestaltwandler mit trüben Augen an. Der wischte sich nur nochmal mit dem Ärmel übers Gesicht und winkte ab. “Halb so wild“ Sein „Alles in Ordnung“ Lächeln gelang ihm nicht. „Wie steht es mit San?“ wandte er sich stattdessen an Gyahara. Die zuckte mit den Schultern. “Keine Ahnung, du warst der Erste der hier aufgetaucht ist.“ „Warte…du warst nicht bei ihm?“ Also das war es, was den Schatten so amüsiert hatte. Cifer nahm unbewusst ein paar Schlucke aus dem Krug des Henkers, dem Mann fiel es scheinbar nicht auf. “Nein, ich war den ganzen Tag bei Caspar, wie ich gesagt habe. Warum?“ „Nun, irgendwer der gerne sein Gesicht verhüllt ist vorhin bei ihm gewesen.“

    my name is Cow,
    and wen its nite,
    or wen the moon
    is shiyning brite,
    and all the men
    haf gon to bed -
    i stay up late.
    i lik the bred.


    GNU Terry Pratchett

  • Sedar verschwand in dem Netzwerk der dunklen Gassen und schmalen Wege. Er hatte nicht wirklich gehofft, dass er in diesem Gewirr auf den Stall des zweifellos reichen Händlers treffen würde, doch hier gelangte er unbehelligt an sein eigenes Ziel. Die Dächer der Stadt. Soviel mehr konnte man überblicken, während kaum einer der Bürger oder Wachen auf die Idee kamen nach oben zu schauen. Leichtfüßig sprang er an der steinernen Wand eines der Häuser hoch, stieß sich kraftvoll von dieser ab und bekam eine Fuge in der Wand des gegenüberliegenden Hauses zu fassen, die ihm am Boden ins Auge gefallen war. Es war mühsam in dem glatten Stein Stellen zu finden, an denen seine Hände und Füße Halt fanden, doch schließlich zog er sich an den Dachziegeln hoch und schwang seine Beine über den Rand. Es war immer noch hell, obwohl die Sonne sich bereits dem Horizont näherte und der Lärm drang unvermindert zu ihm hoch, doch war er nicht länger ein Teil des hektischen Treibens auf den Straßen. Sorgsam hielt er sich geduckt, während er die Dächer entlang huschte, falls doch jemand den Blick zu ihm erhob, doch niemand schrie auf oder zeigt aufgeregt in seine Richtung. Den erhofften Blick erhaschte er jedoch nicht, obwohl er viel rascher vorankam, als wenn er sich zwischen den Leuten hindurch schieben müsste. Zwar fand er einige Ställe, doch die waren alle zu klein, um dem Händler auf dem Marktplatz zu gehören. Zwar war es nicht das erste Mal, dass er etwas zu stehlen versuchte, doch auch er hätte sich nicht wohl dabei gefühlt, dies von jemanden zu tun, der es sich nicht leisten konnte. Anders bei dem hochnäsigem Tierhändler. Dem würde es wohl kaum das Heim oder das Essen kosten. Höchstens ein wenig seiner Arroganz und das bereitete Sedar nicht gerade ein schlechtes Gewissen.
    Nur ein schwacher Luftzug warnte ihn und er ließ sich noch gerade rechtzeitig zu Boden fallen. Sein Körper reagierte automatisch und er rollte sich geschmeidig ab und kam an einem tieferem Punkt des Daches hockend auf die Beine. Vor ihm stand ein Mann, ganz in schwarz und mit einem Tuch über Gesicht und Nase. Er hielt einen kurzen Knüppel in der Hand und starrte ihn mit ungetrübter Ruhe an. Sedar verlor keine Zeit und warf mit einer fließenden Bewegung ein Messer. Der Mann drehte sich im letzten Moment beiseite und ließ die Klinge an sich vorbeischießen. Dann stellte er sich ohne erkennbare Aufregung wieder sohin wie zuvor und starrte ihn weiterhin an, als sei nichts gewesen. Mit leichtem Bedauern sah Sedar dem davonfliegendem Messer nach und versuchte sich die Stelle einzuprägen, an der es in die Ziegel eines anderen Daches einschlug. Es gehörte zu denen, die er gerade erst beim Schmied erstanden hatte, und auch wenn er nicht knauserig war, so war er doch zu knapp bei Kasse, um einfach ein weiteres zu kaufen.
    "Du wolltest mich nur betäuben", sagte er zu dem Mann vor ihm und warf einen bedeutungsvollen Blick auf den Knüppel. "Wollt ihr mich wieder für ein Verbrechen verantwortlich machen, dass ihr begangen habt." Angesichts der Kleidung, der Lautlosigkeit und der Geschicktheit, mit dem er dem Messer ausgewichen war, gehörte der Mann mit beinaher Gewissheit der Enklave an und die Tatsache, dass ein weiterer Assassine hier war, fernab der Elfenstadt und aller anderen lohnenden Ziele, ließ bei ihm alle Alarmglocken aufläuten. Ein Zufall war nahezu ausgeschlossen. Sie waren hinter ihm oder der ganzen Gruppe her.
    "Du verdienst einen einfachen Tod nicht", antwortete sein Gegenüber, steckte nun aber den Knüppel weg und zog ein langes gebogenes Schwert. Sedar zog seinerseits sein Schwert und hielt die Klinge vor sich. Die Sonne spiegelte sich nicht auf dem matten Schwarz, doch war sie von einer anmutigen Eleganz - schmal und schmucklos wie sie war. Ohne weitere Worte näherten sie sich, wobei Sedar versuchte die abschüssigen Ziegeln hinaufzugelangen, um aus seiner unterlegenen tieferen Position fort zu kommen, doch sein Gegner versperrte ihm immer wieder den Weg. Schließlich griff er an, so plötzlich und ohne eine Andeutung, dass Sedar kaum seine eigene Klinge hochbekam. Dann jedoch parierte er den Schlag und das helle Klingen des Metalls, das auf Metall stieß, durchfuhr die aufgehitzte Luft und brachte den übrigen Lärm unter ihnen beinahe abrupt zum erliegen. Die Möglichkeit, dass sie unbemerkt geblieben waren, war zu gering, um sie in Betracht zu ziehen. Dermaßen entfacht, begann der Tanz der Klingen nun und wurde immer hitziger. Sedar musste den schnellen Stößen oftmals ausweichen anstatt sie zu parieren. Hier zeigte sich das ganze Können eines Mannes, der sein Leben und nicht nur seine Jugend in der Enklave verbracht hatte. Er selbst war nie schlecht im Vergleich mit seinen Altersgenossen gewesen, vielleicht sogar einer der besten, doch mit seinem Gegenüber konnte er nicht mithalten. Die Schläge kamen unvermittelt und ohne jedes verräterisches Zucken. Der Blick seines Gegners ruhte starr auf ihm, während er seine Klingenbewegungen vorahnte und ihn nicht selten mit Finten überraschte, denen er nur knapp entging. Doch Sedar war nicht nur gelehrt worden gegen schlechtere Kämpfer oder ebenbürtige zu bestehen. Er unterließ die meisten Versuche selbst anzugreifen und konzentrierte sich darauf sich zu verteidigen. Nur selten und in unregelmäßigen Abständen nutzte er eine Gelegenheit zum Angriff, wenn sein Gegner nicht damit rechnen konnte. Immerhin brachte er seinen Gegenüber einige Male zu einer Parade im letztem Moment oder einen Sprung zur Seite, doch durch seine Abwehr brach er nie und sofort danach musste er selbst sich wieder aufs Verteidigen beschränken. Von unten drangen nun Rufe und die hastigen Schritte der Stadtwache herauf. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr diesen aussichtslosen Kampf zu gewinnen. Bei einem Schlag von links nach einer geschickten Finte duckte er sich und das Schwert fuhr über ihn hinweg. Doch sein Gegner ließ sie sogleich wieder von rechts auf ihn zuschnellen, während er noch im Aufrichten begriffen war. Verzweifelt spannte er sich an, sprang ab und drehte sich in einer Art Seitwärtssalto um die tödliche Klinge herum. Als er wieder mit den Füßen aufkam, nutzte er die kurzzeitige Blöße seines Gegners, um nach vorne zu springen und sein eigenes Schwert blitzartig hervorstechen zu lassen. Natürlich wich der Assassine vor ihm rechtzeitig nach links aus, doch immerhin befand er sich nun auf gleicher Höhe mit ihm. Als Sedars Füße jedoch wieder den Boden berührten, gab eine der Ziegeln unter seinem Gewicht nach und löste sich. Er verlor kurz das Gleichgewicht und taumelte. Diesen Moment nutzte sein Gegner und stach zu. Er konnte sich noch im Torkeln zur Seite drehen, damit sich der Stahl nur in seine linke Schulter fraß, anstatt in seine Brust, doch die Schmerzen brachten ihn zu einem kurzem Aufschrei. Betäubt hörte er wie der Ziegel, der ihm dies eingebracht hatte, unten auf den Steinen zersprang.
    Nur mit einem Sprung zurück ins Ungewisse, bewahrte er sich von einer weiteren - diesmal wohl tödlichen - Verletzung. Sein Gegenüber sprang in stillem Triumph auf den Dachfirst und balancierte auf der schmalen Kante. Dies bot ihm zwar keinen sicheren Halt, doch er hatte seine erhöhte Position gegenüber Sedar zurück. Dieser stürzte sich wie blind nach vorne und umklammerte den Körper seines Rivalen, während dieser noch sein Gewicht austarierte. Dies war ebenso dumm wie lebensmüde und doch war es wahnwitziger Weise seine letzte Chance lebendig aus der ganzen Sache hervorzugehen. Gemeinsam kippten sie über den Dachfirst und rollten über das abschüssige Dach. Dann war plötzlich nichts mehr als Luft unter ihnen und in Sedars Magen machte sich das Ziehen eines Falls bemerkbar. Und plötzlich war da nur noch eine gewaltige Kraft, die ihm augenblicklich alle Luft aus den Lungen trieb und Schwärze breitete sich über ihm aus und verdrängte das Gewirr von Farben, dass sein Sichtfeld einnahm.

    Als er zurück in die Wache Welt kam, schossen die Eindrücke sofort auf ihn ein. Bilder einer weiteren schlichten trostlosen Gasse, Gerüche des nicht allzu fernen Markts und das Geschrei wie die trampelnden Stiefelschritte, die sich ihm näherten. Er zwang sich dazu sich etwas aufzurichten und sich umzusehen. Zum Glück war er auf dem Körper des anderen gelandet, was ihm wohl das Leben gerettet hatte. Dieser Körper war dafür nun zerschmettert. Der Brustkorb von Sedars Aufprall eingedrückt, das Genick gebrochen und Blut sammelte sich bereits in einer Lache um den Hinterkopf. Schnell entfernte Sedar das Tuch, dass immer noch das Gesicht seines Feindes verdeckte, doch vor ihm lag keiner seiner Ausbilder. Trotzdem war er sich sicher, was die Herkunft des Mannes anbelangte. Immerhin hatte er nur ein kleines Teil der Mitglieder der Enklave kennengelernt, auch wenn ihm dieser Teil voll und ganz genügt hätte. Er bedauerte fast, dass sein Widersacher nicht überlebt hatte, um ihm ein paar Fragen zu beantworten, doch die Erleichterung, den Kampf überhaupt überlebt zu haben, überwog. Außerdem näherten sich die Schritte der Stadtwachen. Er konnte nicht lange ohnmächtig gewesen sein, wenn sie immer noch nicht hier war, wo sie doch nur hinter die Häuser in die Gasse gelangen mussten, doch noch mehr Zeit konnte er sich nicht erlauben. Vorsichtig stand er auf, stellte jedoch erleichtert fest, dass er sich offenbar keine Knochen gebrochen hatte. Nur die Wunde in seiner Schulter pochte beharrlich und sein linker Arm hing nutzlos herab, ohne dass er ihn bewegen konnte, während der Blutfleck sich auf seinem Hemd langsam ausbreitete. Doch die Aufregung des Augenblicks verdrängte die Schmerzen und auch sicher die der unzähligen Prellungen, die er sich zweifellos zugezogen hatte. Trotzdem musste er humpeln, da er schnell merkte, dass sein rechtes Bein der Belastung seines Gewichts kaum standzuhalten vermochte. Als er um die nächste Ecke bog, hörte er hinter sich schon die Rufe der Wachen, die zumindest den toten Assassinen entdeckt hatten. Er bog bei jeder Kreuzung in eine andere Richtung ab und hoffte die Soldaten so abzuhängen. Nach einiger Zeit schleppte er sich nur noch voran, doch immerhin hörte er keine Rufe mehr oder schnelle Schritte. Jedoch meldeten sich jetzt, da die unmittelbare Gefahr vorüber war, die Schmerzen in seiner Schulter und auch die überall in seinem restlichem Körper. Er stoppte kurz, um den Blutfluss an der offenen Wunde zumindest behelfsmäßig zu stoppen, da er ansonsten bestimmt schneller tot war, als dass er auf einen anderen Menschen traf. Dann zwang er sich weiter. Inzwischen war er sich nicht mehr so sicher, dass wirklich keiner seiner Knochen gebrochen war, insbesondere sein rechtes Bein gab immer wieder völlig unter ihm nach, auch wenn er es bereits so wenig wie möglich belastete, und sein rechtes Handgelenk schmerzte beinahe so stark wie seine Schulter. Nach einer Zeit schob er sich nur noch an die Wand gestützt voran, während sich seine Sicht wieder verklärte.

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

    • Offizieller Beitrag

    Gyahara wechselte einen Blick mit Casper und Cifer. Die Dämonin ereilte eine dunkle Vorahnung. Seit sie damals auf dem Schiff von diesen gruseligen Gestalten angegriffen wurde, schienen diese ihre Gruppe förmlich zu verfolgen. Was war nur der Auftrag dieser Assassinen? Und was geschah mit einem, der sich gegen sie stellte? Aus den letzten Tagen der Erfahrung; nichts Gutes.
    "Ich geh ihn suchen", meinte sie entschlossen. "Vielleicht ist auch Neneve bei ihm und ich mache mir zu viele Gedanken, aber ich habe kein gutes Gefühl dabei." Sie erhob sich von ihrem Platz neben Casper. Erst jetzt merkte sie, dass der Alkohol bereits seine Wirkung zeigte. Was auch immer der Wirt in seinen Schund tat, es hatte ordentlich Kraft. "Ihr beiden bleibt hier." Erst musterte den verletzten Henker und dann den kranken Gestaltwandler.
    "Aber ... ", setzte Casper an, doch Gyahara fuhr ihm über den Mund.
    "Ihr beiden braucht die Ruhe, bei dem, was wir noch vorhaben." Ein letzter boshafter Blick zu dem ehemaligen Henker, den er durch die Kapuze wohl sowieso nicht sehen konnte, dann ließ sie sich von Cifer genau erklären, wo er San und den vermummten gesehen hatte. In der Hoffnung, dass sie es finden würde, verließ sie die Taverne.
    Draußen war es mittlerweile dunkel geworden und ein eisiger Wind zog durch die schlechten Straßen. Die Dämonin zog den Mantel enger.
    Es waren nun viel weniger Leute unterwegs, weshalb sie sich einen besseren Überblick über die Gegend machen konnte. Allerdings war es so auch schwieriger, Cifers Beschreibung zu folgen.
    "Gyahara", hörte sie es hinter sich leise rufen.
    Die Angesprochene drehte sich um und erblickte Neneve auf sie zukommen. Offenbar hatte die Elfe schon nach ihnen gesucht, denn ihr Blick wirkte genervter als sonst.
    "Wo habt ihr gesteckt, ich suche euch schon ewig!", blaffte sie auch sofort los.
    "Hast du gedacht, Casper und ich sitzen den ganzen Nachmittag dort, wo ihr uns abgesetzt habt?", gab die Dämonin zurück, während sie die Augen verdrehte. "Aber du kommst genau richtig", schlug sie auf ein anderes Thema um, um die Sache nicht noch mehr durchzukauen. "Cifer meinte, dass er San mit einer vermummten Gestalt gesehen hat, kurz nachdem wir uns getrennt haben. Mein Instinkt sagt mir, dass da irgendwas nicht stimmen kann."
    Die Elfe verzog das Gesicht, schien nachzudenken, ob sie San wirklich vertrauen konnten, oder ob er wirklich in Gefahr war, dann nickte sie aber.
    "Ich komme mit. Diese Typen gehen mir langsam auf die Nerven."

    Gemeinsam suchte die beiden Frauen den ganzen Abend die Stadt ab, da sie aber nicht wussten, in welche Richtung San gegangen war, nachdem Cifer ihn das letzte Mal gesehen hatte, war es schwer. Sie wussten ja nicht einmal, ob er überhaupt noch in der Stadt war. Er konnte genauso gut verschleppt worden sein.
    Der plötzliche Geruch von Blut ließ Gyahara jedoch das Schlimmste befürchten. Wenige Schritte weiter konnte sie auch ein röchelndes Atmen vernehmen, ganz so als hätte jemand Schmerzen.
    Sie machte die Elfe darauf aufmerksam. Diese zog ihr Schwert und zusammen schlichen sie nun weiter. Keine Menschenseele kam ihnen entgegen, aber als sie um eine Ecke bogen, konnte die Dämonin in der Dunkelheit die Silhouette eines Körpers ausmachen, der auf dem Boden an einer Wand gelehnt lag. Als die beiden Frauen näher traten, erkannte sie in dem Schatten San.
    "Ach du Scheiße!", entfuhr es Neneve. Ein guter Ausdruck, um das viele Blut zu beschreiben, dass sich um den Mann herum verteilte.
    Gyahara überbrückte den Abstand zu ihrem Kumpanen und führte ihre Hand sofort zu seinem Hals, um den Puls zu ertasten.
    "Er lebt, aber er braucht dringend einen Arzt", meinte sie erleichtert.
    "Zum Glück sind wir eh auf dem Weg zu einem Heiler", versuchte die Elfe die Situation etwas aufzulockern, als sich Gyahara den Mann über die Schulter warf, während sie Sans Gepäck nachtrug. Zum Glück für die Dämonin wog San nicht so viel, da hatte sie schon um einiges schwerere Leute durch die Gegend gewuchtet.
    "Ich will mal hoffen, dass er es noch zu einem Arzt in diesem Dorf schafft." Aus irgendeinem Grund hockten sie häufiger bei irgendwelchen Ärzten als sie wirklich umherreisten. "Bis zu diesem Heiler zu dem wir eigentlich wollen, dauert es noch viel zu lang."
    Geld hatten sie auch keines mehr, um den Arzt zu bezahlen, aber das sollte im Moment ihre geringste Sorge sein.
    Aus der Erinnerung heraus, suchten die beiden Frauen den Weg zurück, den sie gekommen waren.

  • Neneve hatte in der Nähe einen Stall gefunden, in dem die letzte Box leer stand. Wenn sie leise waren, würde sie dort keiner bemerken.
    Abermals hatte Casper Gyahara losgeschickt und ihr die Pflanzen beschrieben, die er brauchte, um San notdürftig zu helfen.
    Sie hatte in Windeseile alles gefunden und nachdem er noch einige Blätter und Zweige aussortiert hatte, hatte er Sans Wunden verbinden und den Arm schienen können.
    Der arme Kerl war weiterhin mitgenommen, aber immerhin wieder ansprechbar. Der Pferdediebstahl musste wohl warten.
    Casper, Cifer und San warteten nun mit Stroh bedeckt im Stall, während die beiden Frauen loszogen, um einen Heiler zu finden.
    Die Sonne war schon fast hinter dem Horizont verschwunden, als Neneve und Gyahara zurückkehrten. Kurz vor ihnen waren Stallburschen da gewesen, um die Pferde zu füttern und zu tränken. Sie waren nachlässig gewesen und hatten die drei Verletzten so nicht bemerkt. Sie hatten ja nicht mal bemerkt, dass sie ein Pferd fütterten, das gar nicht in diesen Stall gehörte, nämlich Franz.
    Casper hatte ein wenig vom Hafer seines Hengtes abgezweigt. Er hatte keine Ahnung, ob Neneves Hirsch so etwas aß, aber eine Mahlzeit konnte er sicherlich gebrauchen.
    Nun knarrte die Tür erneut und die Elfe und die Dämonin traten ein.
    Neneves leise Flüche waren schon von Weitem zu hören: "Unglaublich, dass mein Titel absolut nichts mehr wert zu sein scheint! Ich habe die Hauptstadt gerettet! Ich habe der Königin das Leben gerettet und das ist nun der Dank dafür?!"
    Casper konnte ihren Unmut nur zu gut nachvollziehen. Ihnen war nicht im geringsten gedankt worden. okay, sie waren Menschen, aber Neneve? Elfen waren bescheuert.
    Die Tür zu ihrem Abteil öffnete sich.
    "Jungs?", flüsterte Gyahara ins Halbdunkel.
    "Wir sind hier", nuschelte Cifer und befreite sich von seiner Tarnung. Casper tat es ihm gleich und schaufelte danach San frei.
    Ein dritter Schatten erschien in der Tür.
    Gott sei Dank, dachte Casper.
    Als der Umriss näher trat konnte Casper erkennen, dass es sich um einen Mann mittleren Alters handelte. Er war heruntergekommen und trug ärmliche Kleidung. Dass seine Ohren rund waren, erklärte diesen Zustand. Er war ein Mensch.
    Gyahara folgte dem Blick des Henkers und zuckte mit den Schultern.
    "Arbeitsloser Heiler auf der Durchreise. Er war der Einzige, der bereit war zu helfen."
    "Was bekommst du für deine Hilfe?", fragte Casper, dankbar, dass sich überhaupt einer erbarmt hatte, dennoch gingen ihm seinen leeren Taschen nicht aus dem Kopf.
    "Nichts", antwortete der Mann, der nicht viel mehr zu besitzen schien als das, was er am Leib trug. "Man nennt mich übrigens Hak."
    "Casper", erwiderte der Henker verlegen und reichte ihm die Hand. "Bist du sicher, dass du nichts möchtest?"
    Hak lächelte freundlich und offen. "Aber ganz sicher. Ich bin in erster Linie Heiler geworden, um zu helfen, nicht, um Geld zu verdienen. Im Gegensatz zu manch anderen ... die dann auch noch Rassenunterschiede machen."
    Neneve ging auf die Spitze nicht mal ein, so frustriert und wütend war sie.
    "Und mindestens einer kann meine Hilfe gebrauchen", fügte Hak mit Blick auf San an. Er nahm seine kleine Tasche aus Leder zur Hand, die Casper erst jetzt auffiel und öffnete sie. Der Henker zog anerkennend eine Augenbraue in die Höhe. Der Mann schien das bisschen Geld, dass er verdiente, fast zur Gänze in seine Utensilien zu stecken.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Neneve sah dem Mann skeptisch dabei zu, wie er an San doktorte. Sie konnte nicht sagen, ob er ein guter Heiler oder nicht war, denn dafür fehlten ihr selbst zu viele Kenntnisse. Die Heilung eines komplexen Wesens wie einem Menschen noch dazu mit solch schweren Verletzungen wie San sie aufwies, konnte man freilich nicht mit ihren kleinen Wald-und-Wiesen-Zaubern vergleichen, mit denen sie Pflanzen und bis zu einem gewissen Grad auch Tieren helfen konnte.
    Reiß dich zusammen, scholt sie sich selbst und schlang die Arme um ihren bebenden Körper. Langsam wurde es auch für sie einfach zu viel. Ihre Nerven, wie vermutlich die der anderen auch, lagen blank. Ach was, blank war schon längst kein Ausdruck dafür mehr.
    Im Grunde wachte sie morgens nur dank der Gewissheit auf, dass sie ein klares Ziel vor Augen sah: Der verdammte Heiler im Norden. Auch wenn der fremde Mensch, der zwischen seinen Salben, Kräutern und Tinkturen nun auch immer wieder besorgniserregende Blicke Casper zuwarf, konnte ihnen zwar helfen, aber vollkommen heilen wohl kaum.
    Und dann war da das weit weniger klare Ziel: Die dunklen Gestalten, die sie zu verfolgen schienen. Vielleicht würde San mehr wissen und ihnen das ein oder andere über seinen Angreifer erzählen können. Denn für Neneve stand fest, dass es einer der Kapuzenträger gewesen sein musste - und wenn sie diesen Abschaum erst einmal in den Finger hätte, würden sie noch ihr grünes Wunder erleben! Den niemand legte sich ungeschoren mit einer Elfe an und verletzte ihre Freunde!

    Neneve warf Gyaharas Schatten unter der Kapuze einen vielsagenden Blick zu. Sie mussten so schnell wie möglich ein paar Pferde auftreiben. Die Sache duldete keinen Aufschub mehr.
    Kurz ging sie die weiteren Optionen im Kopf durch. Sie waren fünf Personen mit zwei Reittieren. Doch ein Blick auf Caspars Pferd ließ ihre Vorstellung verblassen, dass vielleicht wenigstens Cifer darauf würde weiterreiten können. Und dann Vargas. Neneve zweifelte keinesfalls an seiner Kraft, die man einem solch grazilen Tier unter normalen Umständen niemals zugetraut hätte. Doch ihre Reise dauerte schon lange, viel zu lange, als dass sie nicht auch an seinen Kräften gezehrt hätte.
    Aber auch wenn er die Energie aufbringen würde und Caspar auf ihm reiten könnte, fehlten ihnen noch immer drei Pferde.

    Erschrocken zuckte Neneve zusammen, als sich der Mensch mit einem resignierten Seufzen aufrichtete und sie ansah.
    "Die Blutung ist vorerst gestoppt. Doch Euer Freund sollte sich ausruhen, er hat viel Kraft verloren. Er muss sich schonen", erklärte er und fuhr dann, nachdem er mit einem abschätzigen Blick den Stall begutachtet, fort: "An einem richtigen Ort, wohlgemerkt." Damit drückte er ihr etwas in die Hand und erklärte ihr noch, um was es sich dabei handelte und was sie damit tun sollte. Doch die Elfe war mit ihren Gedanken erneut bei etwas anderem.
    Daher war es auch nicht weiter erstaunlich, dass sie, kaum dass der Heiler sie verlassen hatte, ratlos und mit gerunzelter Stirn den Gegenstand betrachtete. Sie hob den Kopf und sah Gyahara ratlos an. Dabei war ihr, als würde sie ein unterdrücktes Lachen hören, ehe die Dämonin den Beutel griff und ihn sicher verstaute.
    "Also, wie sieht der Plan aus?", wollte San wissen, während er versuchte, sich ein wenig aufzurichten.
    "Seit wann haben wir so etwas wie einen Plan?", fragt Neneve pessimistisch zurück.


    Glem mig
    Og la' vær' at fiks' et smadret glas
    Min hånd ville stadig mærke revnerne

    Se frem, vi ka' hurtigt ende rundt i ring
    Ærligt, var vi kun bundet sammen af drømmene

  • Sedar erwachte ruckartig aus dem Zustand des Dämmerschlafs. Eine seltsame Taubheit hatte sich über seinen Körper gelegt und zuerst fiel es ihm schwer das seltsame Schaukeln nachzuvollziehen, dass ihn umgab, dann fuhr er hoch. Er wünschte sich sofort, er hätte es nicht getan, denn der Schmerz, welcher augenblicklich in seinem Körper aufbrandete, durchbrach die Taubheit und ließ ihn erschlaffen wie ein Segel, während einer Flaute. Sofort war Casper über ihm, der ihn fachmäßig begutachtete.
    "Wo sind wir", krächzte Sedar und bemerkte dabei wie trocken sich seine Kehle anfühlte, so dass er zugleich hinzufügte, "Wasser." Ein Schlauch wurde an seine Lippen geführt und er nahm einige tiefe Züge des wohlwollenden Nass.
    "Auf dem Karren eines Bauern", klärte ihn Gyhara irgendwo rechts von ihm auf.
    "Auf dem Weg zu diesem Heiler... Hoffentlich", fügte Neneve von seiner anderen Seite her hinzu.
    "Es waren wieder die Assassinen", berichtete Sedar, als ihm einfiel, dass er noch niemandem ein Wort dazu gesagt hatte. Die anderen sollten wissen, wer sie verfolgte falls ... falls er es nicht schaffte. "Ein Kämpfer. Er ist mit mir von einem Dach gestürzt. Er ist tot." Niemanden schien das zu überraschen, beziehungsweise niemand äußerte ein Laut der Überraschung. Immerhin konnte er ihre Gesichter bis auf Caspers nicht sehen. Und Caspers Gesicht wirkte eher besorgt als bestürzt.
    "Wir müssen raus finden was diese Feiglinge wollen", durchbrach Neneve das Schweigen. "Sie sind uns von Anfang an dazwischengefunkt. Immer dann wenn wir gerade am verletzlichsten waren und wir nicht damit gerechnet haben."
    "Ich glaube wir haben ihnen bei irgendetwas dazwischengefunkt", entgegnete Sedar. "Irgendetwas was die Ermordung von Fürsten und die Einnahme der Elfenhauptstadt erfordert und wir müssen heraus finden was das war, damit wir es ein für alle Mal beenden können." Der Hass in seiner Stimme überraschte ihn. Natürlich war er schon immer auf die Enklave wütend gewesen, aber der Zorn auf seine einstmaligen Brüder und Schwestern hatte sich immer in Grenzen gehalten. Immerhin hatten sie dasselbe Schicksal erlitten wie er und die, die es ihnen zugefügt hatten, waren einst selbst Opfer seines Schicksals gewesen. Und so weiter und so weiter. Jetzt wollte er sie jedoch am liebsten alle Tod sehen und die Enklave brennen. Doch davon waren sie ungefähr so weit entfernt wie von den Sternen.
    "Wir sollten zuerst sehen, dass wir das hier alle überleben, bevor wir Rachepläne schmieden", erinnerte Casper ihn.
    "Vor allem du", fügte Gyahara entschieden hinzu. Sedar wollte erwidern, dass es erst vorbei wäre, wenn sie das Spiel gewonnen hätten oder verloren - was gleichbedeutend mit ihrem Tod war -, doch die Taubheit, die er bereits zuvor verspürt hatte, legte sich bereits wieder über ihn.
    "Was habt ihr mir ins Wasser getan", dachte er, doch er schaffte es nicht mehr seine Gedanken in Worte umzuwandeln. Dann überkam ihn erneut die Dunkelheit und das Schaukeln des Wagens verblasste zu einem fernem Traum.

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Falls der fehlende Karren aufgefallen war, so war er dem Bauern wohl nicht wichtig genug erschienen, um ihnen die Stadtwache nachzujagen. Ein kurzer Glückstreffer in einer scheinbar endlosen Pechsträhne, wie es Cifer irgendwann durch den Kopf schoss, als sich die Gruppe relativ sicher war, nicht verfolgt zu werden. Zumindest von keinem Gesetzeshüter. Die Tage danach verschwammen für ihn mehr und mehr und auch die Landschaft schien sich mit jedem Wimpernschlag zu ändern. Mal erwachte er mit der Aussicht auf weite hügelige Graslandschaften, auf denen seltsame rinderähnliche Wesen mit Geweihen grasten, ein anderes Mal umringt von tiefschwarzen Wäldern wo er den hellen Sternenhimmel über sich bewunderte, während San an ihn gelehnt saß und ihm im Schlaf auf die Schulter sabberte und dann verbrachte er selbst wieder Zeit in traumlosen Schlaf. Ein oder zweimal passierten sie ein Dorf, doch sie hielten sich nie länger auf, als es dauerte um irgendwo ein wenig Proviant mitgehen zu lassen. Anscheinend hatte sich die Nachricht dass die Hauptstadt von Menschen belagert wurde sogar schon bis hierher herumgesprochen, denn die Elfen beäugelten die Gruppe seltsam und senkten ihre Stimmen, wenn sie an ihnen vorbei fuhren. San schien die Ruhe und die Medikamente gut zu tun, auch wenn er noch immer Schmerzen und Probleme den Arm zu bewegen hatte, während Casper jedes Mal etwas bleicher schien, wenn Cifer ihn ansah. Gyahara lachte nur bitter, als er sie einmal darauf ansprach. „Naja ich habe auch schon verwelkte Rosen gesehen, die gesünder wirkten als du.“ Dann schüttelte sie den Kopf. „Ich glaube seine Wunden sind schmutzig geworden. Ich hoffe wir sind bald da.“ Wenn sie noch etwas sagte, so entging es ihm, denn der Gestaltwandler driftete bereits wieder in den Schlaf ab. Der Schatten hatte irgendwann erwähnt, dass das hieß sein Geist würde nun endgültig Sperrstunde machen. Zumindest vermutete er vage, dass der Schatten es gesagt hatte. Die Grenze zwischen seinen Worten und den eigenen Gedanken verschwamm mit jedem Tag etwas mehr.

    Ein Ruck der durch den Karren ging, weckte den Kranken. Der Wagen stand am Fuße eines bewaldeten Hügels. Es gab keine Straße mehr, nur einen engen Pfad, der sich zwischen den Bäumen den Hügel hinaufschlängelte. Neneve war bereits vom Kutschbock gestiegen und half San und Caspar dabei, wobei sie bei letzterem von der Dämonin unterstützt wurde. Cifer kniff die Augen zusammen und spähte den Weg hinauf. „Das ist es also? Das ist die letzte Chance aber war immerhin eine nette Reise, interessante Leute und so. Die Elfe stützte jetzt auch ihn, als er herunterstieg. „Sieht so aus.“ Er bemerkte tiefe Ringe unter ihren Augen, sie hatte sich wohl die letzten Tage den Wachdienst mit Gyahara geteilt. Ein Teil von ihm war fast gerührt, dass sie ihn und die anderen inzwischen nahe genug war, um das alles mit ihnen durchzumachen, während ein anderer versuchte ihm einzureden, dass sie es nur tat, um den Heiler persönlich treffen zu können. Als er das nächste Mal von seinen Gedanken aufblickte, lag ein guter Teil des Pfades hinter ihnen, die Elfe stützte ihn, während die Dämonin San übernahm und der Henker sich an Vargas anlehnen durfte. Und schließlich standen sie vor einer Art Hütte. Es war mehr ein Baum, als etwas, das von Menschen- oder in diesem Fall Elfenhand geschaffen worden war. Der Stamm war breit genug um vier Karren darin zu parken und ragte hoch auf. Fenster und Tür, die in der Rinde lagen, verrieten, dass das Innere ausgehöhlt sein musste. An einem Ast hing ein Glas voller Glühwürmchen, beim genaueren betrachten konnte man erkennen, dass es unverschlossen war. Die Gruppe blickte sich unsicher an. Dieser Ort war zweifellos seltsam, aber waren sie hier richtig? Neneve war es schließlich, die den Mut fasste einen Schritt vor zu treten und zu klopfen. Ihre Faust hatte kaum das Holz berührt, als auch schon die Tür aufgerissen wurde.

    „Königsbotin! Was für eine Ehre, ich habe seit Jahren keine von euch gesehen. Naja, mehr Jahrhunderte.“ Die Elfe unterdrückte offensichtlich den Drang nach ihrem Schwert zu greifen, als ihr Gegenüber sie in eine feste Umarmung zog. „Weist du, ich war da, als sie die ersten von euch ausgebildet haben.“ Der Fremde ließ Neneve wieder los und ließ ihr Zeit, nach Luft zu schnappen. „Nun, gibt Neuigkeiten aus Ramun… nein warte… ihr nennt es doch heute anders.“ Er schien kurz zu überlegen.“ Die Herzogschaft Ba und Mara… nein warte, das war die Bezeichnung der Menschen.“ In welche Gedanken auch immer er gerade noch vertieft gewesen sein mochte, sie verflüchtigten sich, als sein Blick auf Neneves Begleiter fiel. „Aber warum sagt ihr denn nicht, dass ihr noch mehr seid? Kommt rein, kommt rein, es gibt Gebäck und Tee und vielleicht behandle ich auch die eine oder andere Prellung.“ Mit diesen Worten wandte er sich schon wieder um und bedeutete ihnen, ihm zu folgen. Das innere des Baumes schien mindestens noch ein weiteres Stockwerk zu besitzen und wirkte mehr wie eine seltsame Mischung aus einem Labor und einem recht bequemen Wohnzimmer. Im Kamin flackerte ein Feuer, auf einem Herd pfiff eine Kanne Tee und irgendjemand hatte bereits sechs Becher vorbereitet. Der Elf machte sich daran, Tee auszuschenken, während er Caspar anwies sich auf eine Pritsche zu legen und Cifer hatte zum ersten Mal Zeit, den Heiler genauer zu mustern. Abgesehen von seiner eher unelfisch offenen Art und seinem breiten freundlichen Lächeln schien er überraschend unüberraschend. Zugegeben, in seinen kurzen dunklen Locken hatten sich ein paar Blätter und Zweige verfangen und seine helle, edel wirkende Kleidung schien öfters geflickt und an einigen Stellen ausgefranst aber abgesehen davon unterschied er sich nicht besonders vom Rest seines Volkes. Er kehrte mit einem Tableau voll Tassen zurück und verteilte sie. „Meine Güte, du nimmst eure natürliche Aufgabe wirklich Ernst was?“ meinte er, als er bei Gyahara angelangte. Cifer wusste nicht, was er meinte, aber der Dämonin fiel vor Schreck fast die Tasse aus der Hand. Die Mundwinkel des Elfen gingen nach unten und er winkte beschwichtigend. „Nein nein, tut mir leid… So meinte ich das nicht… ich habe schon eine Weile mit niemandem mehr gescherzt… ich…“ sein Blick fiel auf Cifer und zur Überraschung aller Anwesenden deutete er so etwas wie eine kleine Verbeugung an. „Was für eine Ehre.“ Hauchte er und der Gestaltwandler unterdrückte den Drang sich umzudrehen und zu sehen ob sich womöglich gerade die Königin hinter ihm manifestiert hatte. Bevor er sich doch noch umsehen konnte, hatte der Andere seine Hand ergriffen und schüttelte sie überschwänglich. Wenn die Umarmung vorher genauso fest gewesen war verstand er nun, warum Neneve dabei so unglücklich gewirkt hatte.“ Von euch habe ich schon mindestens seit der dritten, nein zweiten Dynastie nichts mehr gehört. Ich dachte ihr Wandler wäret ausgestorben. Wo habt ihr so lange gesteckt?“ In Cifers Kopf spielte sich eine Reihe von Gedanken gleichzeitig ab und sie reichten von Einer von ihnen offensichtlich in meiner Mutter bis Da sind mindestens drei Verschiedene Variationen von eingetrockneten Körperflüssigkeiten auf meiner Kleidung, damit fühlt man sich nicht wirklich so edel. Aus seinem Mund kam allerdings ein simples. Ähmmm.“ Der Heiler legte ihm die Hände auf die Schultern und spähte ihm in die Augen. „Ah ich sehe es jetzt, du bist noch recht jung.“ Ein Flackern huschte über sein Gesicht.“ Und krank“ fügte er langsam hinzu. „Aber keine Sorge, nichts was man nicht wieder hinbiegen kann.“ Fügte er wieder enthusiastischer hinzu, während er Cifer auf ein gepolstertes Sofa schob, auf dem auch San schon Platz genommen hatte. Gyahara und Neneve folgten dem Beispiel, während der Elf sich die Ärmel hoch schob und einige dünne Klingen, Spritzen und durchsichtige Phiolen aus einem Schrank kramte. „So, jetzt machen wir uns erstmal an die leichteren Fälle und ihr erzählt derweil einem alten Stubenhocker, was es in der Welt so Neues gibt. Cifer entging nicht, dass er vermied, ihn anzusehen

    my name is Cow,
    and wen its nite,
    or wen the moon
    is shiyning brite,
    and all the men
    haf gon to bed -
    i stay up late.
    i lik the bred.


    GNU Terry Pratchett

    • Offizieller Beitrag

    Gyahara blickte stumm in eine Tasse Tee, die ihnen der Arzt aus irgendwelchen Kräutern zusammengemischt hatte. Laut Casper alles genießbar. Nicht, dass Gyahara dem Urteil des Henkers nicht vertraute, aber es fiel ihr schwer Elfen jemand fremden zu glauben, der sofort bereit war, ihnen zu helfen, obwohl sich scheinbar die ganze restliche Welt gegen ihre kleine Gruppe verschworen hatte. Demensprechend misstrauisch beäugte sie die Oberfläche der bräunlich trüben Flüssigkeit. Nicht nur, dass der alte Mann ihnen sofort Hilfe angeboten hatte und sich gespannt ihre Geschichten anhörte – wobei sie alles wegließen, was ihn irgendwie argwöhnisch gegen sie hätte werden lassen – es schien auch noch, als wüsste er alles, als könnte er direkt in ihre Köpfe schauen. Wenn dem so war, wusste er sowieso schon, dass man hinter ihnen her war. Warum auch immer. Und das gefiel ihr nicht. Seine Hilfe ergab in ihren Augen keinen Sinn. Er hatte noch nicht einmal gefragt, ob sie ihn bezahlen konnte. Ein so berüchtigter Heiler machte das doch nicht aus purer Nächstenliebe. Oder doch?
    Nur mühsam unterdrückte die Dämonin ein Gähnen. Sie war müde, wollte nur noch schlafen und hätte sie einen Spiegel, würde sie unter ihren Augen wohl die gleichen dunklen Schatten finden, wie sie Neneves Gesicht zierten. Sie beide hatten die letzten Tage wenig geschlafen, hatten sich alle paar Stunden auf dem Kutschbock abgewechselt, um so schnell wie möglich bei dem Heiler zu sein.
    „So, deine Beschwerden werden etwas schwerer zu behandeln sein“, wandte sich der Arzt schließlich an Cifer, als er die Wunden des Assassinen ausreichend versorgt hatte. Der Alte musterte den Gestaltwandler von oben bis unten, dann nickte er und begann damit, irgendwelche Flüssigkeiten aus seinen Schränken ineinander zu mischen. „Die Treppe hoch sind meine Krankenzimmer. Dort könnt ihr euch hinlegen und ausruhen.“ Er hielt inne und sah die Gruppe noch einmal an. „Oder sollte ich euch zuerst etwas zu essen anbieten?“
    Neneve war die Erste, die sich erhob.
    „Macht Euch keine Umstände. Ein Bett für die Nacht würde uns schon reichen. Wir wollen Eure Gastfreundlichkeit nicht überstrapazieren.“ Sie machte eine leichte Verbeugung. Sie wirkte freundlich und aufgeschlossen, aber auch ihr war ein gewisses Misstrauen anzumerken.
    Der Arzt winkte ab.
    „Ich bin froh, endlich wieder jemanden zum Unterhalten zu haben. Aber ich merke, dass ihr erschöpft seid. Dennoch werde ich euch nicht ohne etwas gegessen zu haben, gehen lassen.“ Ein Lächeln zierte das Elfengesicht.
    Gyahara warf der Königsbotin einen Blick zu, den diese erwiderte. Sie sagten jedoch nichts, sondern bedankten sich nur bei dem Arzt, ehe sie ihren Freunden über eine schmale Treppe am Ende des runden Raumes, in den zweiten Stock verhalfen. Sie betraten einen kreisrunden Raum, der ebenso aussah wie der erste Raum, nur standen hier einige Betten an den Wänden, immer mit dem Fußende in die Mitte des Zimmers gerichtet.
    Offenbar war der ganze Baum innen hohl und sogar in noch mehr Stockwerke gegliedert, denn die Treppe führte weiter nach oben.
    Jeder von ihnen suchte sich ein Bett, nicht nach den Vorlieben, sondern einfach das, was ihnen am nächsten stand.
    Gyahara ließ sich in das erstbeste fallen und sofort spürte sie die Anstrengungen der letzten Tage. Die Augen fielen ihr schon im Sitzen zu und sie hatte das Gefühl bereits zu schlafen, noch bevor ihr Kopf das Kissen berührte. Sie schob es ebenso auf die allgemeine Erschöpfung der Gruppe, dass sich scheinbar keiner Gedanken machte, was passieren konnte, wenn sie nun alle einfach sorgenlos die Augen schlossen und schliefen.

    Doch so gern die Dämonin schlafen wollte. Es gelang ihr auch nach gefühlten Ewigkeiten nicht. Der linderungversprechende Schlaf wollte sie einfach nicht einnehmen. Stur weigerten sich ihre Gedanken, die Klappe zu halten. Alles kreiste durcheinander und war der eine Gedanke verblichen, keimten neue Sorgen auf.
    Wie sollte es nun weitergehen? Sie hatten noch immer diese Verbrecher im Rücken von denen aber keiner so recht wusste, warum eigentlich. Was besaß ihre Gruppe, dass man versuchte, sie zu beseitigen? Etwas Materielles konnte es nicht sein, davon besaß keiner von ihnen sonderlich viel. Nicht mal Neneve als Königsbotin.
    Was konnte es sonst noch sein? Hatten sie etwas gesehen, das niemand hätte sehen sollen? Die Sache mit dem Fürsten zum Beispiel? Blöd gelaufen. Aber deshalb direkt Assassinen auf sie alle ansetzen? Was war aus der guten alten Bestechung geworden?
    Die Dämonin wälzte sich, setzte sich aber schließlich auf und ließ die Beine über die Bettkante baumeln. Eventuell wurde sie müde, wenn sie noch etwas lief.
    Sie zog sich den Mantel über, der neben dem Bett hing und streifte sich aus Gewohnheit die Kapuze über den Kopf.
    Bei jeder Bewegung schmerzten ihre Beine. Sogar die Wunde, die man ihr auf dem Schiff zugefügt hatte, brannte und flehte nach Ruhe. Dabei war sie schon lang geschlossen und lediglich eine dicke Narbe zeichnete die Stelle.
    Sie biss die Zähne zusammen. Für übertriebenes Jammern hatte sie nun wirklich keinen Nerv. Und es gab Mitglieder ihrer kleinen Gruppe, die deutlich schlimmer dran waren.
    Leise schlich sie an den Betten ihrer Gefährten vorbei. Sie wollte keinen wecken.
    Die Treppe knarrte unter ihren Schritten, jedoch nicht laut genug, um jemanden aus dem Schlaf zu reißen. Stumm folgte sie dem Licht, das durch die Ritzen der Stufen drang nach unten.
    Am Fuß der Treppe, noch zwei Stufen bis zum Boden, blieb sie stehen. Der Raum war tatsächlich noch hell erleuchtet und der Arzt werkelt an einigen Reagenzgläsern herum.
    Schweigend beobachtete sie ihn und unterdrückte dabei ein Gähnen.
    „Ihr Seid wach“, stellte der Alte fest.
    Die Dämonin nickte. Eine Antwort brauchte sie wohl nicht geben, schließlich hatte der Elf sie bemerkt, also sah er sehr wohl, dass sie nicht schlief.
    „Ihr habt Fragen“, fügte der Arzt hinzu. „Auch innere Unruhe kann krank machen.“
    Daran zweifelte sie nicht.
    „Woher wusstet Ihr es. Also was ich bin?“ Es war die Frage, die ihr am meisten auf der Zunge brannte.
    „Ich erhalte das Leben, wenn jemand mit Euren Kräften mein Haus betritt, dann spüre ich das.“
    Gyahara schwieg. Sie wusste nicht, ob sie ihm das glauben sollte. Momentan blieb ihr jedoch nichts anders übrig. Viel mehr verspürte sie den Drang, sich gegen die Worte zu verteidigen.
    „Ich bin nicht wie meine Artgenossen.“
    Der Alte grinste. „Das weiß ich.“ Er schwenkte eines der Gläser mit einer rötlichen Flüssigkeit und hielt es dann ins Licht. „Du bist kein Dämon von hier“, stellte er fest. „Dein Dialekt klingt anders.“
    Gyahara horchte auf.
    „Hier gibt es Dämonen?" Das war merkwürdig. Selten hielten sich Dämonen und Elfen am gleichen Ort auf. Nicht, dass sie verfeindet waren, aber Gegenteile hielten sich nun mal lieber voneinander fern. Einmal davon abgesehen, dass die Totenbegleiter mehr geduldet als in der Welt willkommen geheißen wurden. Gyahara verbarg ihr Gesicht schließlich nicht, weil es ihr so unglaublich viel Freude bereitete.
    „Einen Stamm im Westen, ja.“
    Gyahara geriet ins Grübeln. Wenn sie Glück hatten, und das brauchte ihre Gruppe ganz dringend, dann könnten sie sich sicherlich eine Weile bei diesem Stamm verstecken. Dämonen lebten abgeschieden. Wenn sie nicht gefunden werden wollten, dann wurden sie auch nicht gefunden. Das könnten sie sich zu Nutze machen. Allerdings; wie etwas finden, was nicht gefunden werden will?
    „Ihr wisst nicht zufällig, wo man ihn finden kann?“, fragte sie. Es würde ihre Probleme nicht lösen, aber sie könnten sich zumindest ausruhen, bis sie alle wieder fit waren und sich einen Plan überlegen, wie es nun weitergehen sollte. Auch, wenn Dämonen nicht für ihre Gastfreundlichkeit bekannt waren. Wenn eine der ihren sie um Hilfe bat, dann würden sie vielleicht zustimmen. Der Versuch war besser, als sich bei dem Arzt einzunisten und diesen, sollte er auf ihrer Seite sein, noch in Schwierigkeiten zu bringen.
    Der Arzt wandte sich ihr zu, musterte sie eine ganze Weile.
    „Leider nein“, verneinte er kopfschüttelnd. „Ich weiß nur, dass sie im Westen leben.“
    Gyahara seufzte. Sie hatte sich mehr Informationen erhofft. Irgendwas, an was sie festmachen konnte, dass der Mann ihr die Wahrheit sagte.
    Dennoch nickte sie. Dann musste sie das eben selbst herausfinden. Bis die anderen wach wurden, blieb ihr noch etwas Zeit.
    „Wenn ich noch nicht zurück bin, wenn die anderen wach werden, sagt ihnen ich komme bald wieder.“ Es gefiel ihr nicht so recht, die anderen zurückzulassen, aber Neneve war noch in der Lage zu kämpfen, da war sie sich sicher. Wenn sie sich beeilte und die Dämonen schnell fand, dann war sie vielleicht auch schon zurück, ehe die anderen etwas mitbekamen. So schwer konnte es mit dem Instinkt eines Dämonen nicht sein, andere Artgenossen zu finden. Zu irgendwas mussten ihre Fähigkeiten ja zu gebrauchen sein.

  • Casper schlief eine Weile wie ein Stein.
    Kaum hatte er sich ins Bett gelegt, waren ihm die Augen zugefallen. Der Heiler musste ihm irgendetwas in den Tee gemischt haben, aber Schlaf war bekanntlich die beste Heilung. Als er aufwachte wusste er nicht wie lange er schon geschlafen hattem fühlte sich aber schon deutlich besser. Als er den Verband an seinem Bein vorsichtig löste, könnte er sehen, dass die WUnde nicht mehr entzündet war und schon zu heilen begann.
    Mühsam stand er auf und humpelte zu San hinüber. Auch dem Jungen schien es besser zu gehen. Er schlief zwar noch, aber sein Gesicht schien ihm nicht mehr so Blut leer. Auch Cifer, der ein Bett weiter lag, sah schon besser aus und schlief zur Abwechslung mal ruhig und ohne Krämpfe.
    Innerlich dankte er den Göttern, dass endlich einmal Glück gehabt hatten.
    Allerdings machte er sich Sorgen um den freundlichen Arzt. Sans Enklave war ihnen auf den Fersen und würden sicher jeden umbringen, der zwischen ihnen und der Gruppe stand. Er seufzte bei dem Gedanken diesen Ort bald wieder verlassen zu müssen. Ihm gefiel es hier. Die Ruhe und die Abgeschiedenheit. Fast wie zu Hause in Anklam, nur mit ein bisschen mehr Gesellschaft.
    Gyaharas und Neneves Betten waren leer. Sie waren sicher schon wach und unten.
    Vorsichtig machte er sich ebenfalls auf den Weg die Treppen hinab.
    Tatsächlich saß Neneve am Tisch und aß eine Kleinigkeit und trank dazu frische Milch. Draußen schien die Sonne. Ihr Licht fiel in einer langen staubigen Bahn durch die offene Haustür in den hohlen Baum.
    Der Heiler werkelte mit ein paar Kräutern herum.
    "Guten Morgen", begrüßte er den Henker. Neneve schenkte ihm ein knappes, aber freundliches Nicken.
    "Morgen", murmelte Casper verschlafen und setzte sich zu der Elfe an den Tisch.
    Der Heiler stellte ihm einen Teller mit frischem, weichen Brot, Butter und Honig und dazu ein Glas Milch hin.
    Erst nachdem er gierig die Mahlzeit in sich hineingeschlungen hatte, fiel ihm auf, dass von Gyahara keine Spur war. Er warf einen Blick zu Neneve, die sich entspannt zurück lehnte. "Wo ist Gyahara?", fragte er schließlich.
    Der Heiler antwortete statt der Elfe: "Dinge tun, die Dämonen eben so machen."
    "Ahja ... Könnte sie dabei Hilfe gebrauchen?" Sorge breitete sich in dem Henker aus. Wehrlos war die Dämonin nicht, aber sie hatten die Assassinen am Hals und sie stokelte alleine im Wald herum ... Wie konnte Neneve so ruhig bleiben?
    "Du bist kein Dämon ..."
    Casper blieb skeptisch, aber in Anbetracht von Neneves Gelassenheit, beschloss er es auch ruhig anzugehen. Er wusste zwar nicht, warum die Kriegerin das Leben auf einmal so locker nahm, aber gut ... Man konnte sich ja mal drauf einlassen. Trotzdem fasste er den innerlichen Beschluss, dass er sie suchen würde, wenn sie einer Stunde nicht zurück war.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Neneve runzelte die Stirn und betrachtete Casper, der sich in diesem Moment zu ihr setzte. Worüber machte er sich Gedanken - und warum?! Sie waren hier, an diesem wunderbaren Ort, und er sorgte sich?! Neneve verstand ihn nicht. Überhaupt, warum waren sie denn nicht schon viel früher hergekommen?
    Warum mussten sie für die anderen Elfen kämpfen, um dann nicht einmal mehr die Wunden versorgt zu bekommen? Wieso hatte sie Königsbotin werden wollen? Der Gedanke, das eigene Leben für das einer wildfremden Person zu opfern, klang für sie so unverständlich und abwegig wie noch nie zuvor.
    Gleichzeitig schenkte sie sich ein zweites Glas ein - oder war dies bereits ihr drittes? Neneve zuckte mit den Schultern. Was war daran denn relevant? Sie nahm einen Schluck. Die kühle, weiße Flüssigkeit umschmeichelte ihren Gaumen, ehe sie träge ihre Kehle hinabfloss. Ein schmackhafteres Getränk als das, was sie gerade zu sich nahm, hatte sie noch getrunken.
    Erneut sah sie zu Casper.
    "Ich finde, wir sollten erst einmal hierbleiben. Die Wunden werden sicher eine ganze Weile brauchen, bis sie verheilt sind", erklärte sie. Innerlich hoffte sie, dass der Tag des Abschieds noch lange auf sich warten würde. Auch wenn dies bedeutete, dass San oder Cifer eine längere Zeit krank sein würden.
    "Ich weiß nicht...", erwiderte Casper und sah auf die angebissene Brotscheibe vor ihm. "Wir müssen noch so viel erledigen ... und ... wir sind noch nicht am Ziel angekommen, falls es so etwas überhaupt gibt..." Neneve sah ihn fassungslos an. Was war denn bitte sein Problem. Wortlos goss sie ihm ein Glas Milch ein und schob es ihm zu. Der Göttertrank würde ihn sicher auf andere Gedanken bringen.
    Sie selbst beobachtete ihre beiden Armreife. Wieso trug sie diese eigentlich immernoch? Seit wann war sie denn bitte so sentimental, zu hoffen, dass sie durch einen Gegenstand den Toten näher sein würde. Ihre Stirn legte sich in Falten. Hondus hätte sie für solche Töricht vermutlich ausgelacht. Überhaupt - weshalb dachte sie noch so viel an ihn? Er hatte sich geopfert, um sie zu retten. Das war nett von ihm gewesen, aber musste sie deswegen ihr Leben lang dafür dankbar sein? Jeder musste schließlich irgendwann einmal sterben. Sie selbst hätte sich mit Sicherheit gefreut, so ehrenvoll gehen zu können. Stattdessen wurde sie von ihrer Königin wie Dreck behandelt. Sie schnaubte laut auf.
    Ihr Gegenüber trank Casper gerade das Glas aus.
    "Vielleicht hast du Recht und wir sollten hier bleiben...", sagte er ihn diesem Moment mehr zu sich selbst. Selbstzufrieden nickte Neneve.
    Erneut wanderten ihre Blicke zu den Armreifen. Seltsam zufrieden versuchte sie, den Schmuck von ihrem Arm zu streifen, doch an ihrer Hand gab es kein Weiterkommen mehr. Egal wie stark sie an den Bändern zog, sie gaben nicht nach. Innerlich den billigen Ramsch verfluchend, stand sie auf.
    Huch, seit wann war der Boden denn so wabbelig? Sie runzelte die Stirn. Dann zuckte sie jedoch mit den Schultern. Vermutlich war sie einfach zu schnell aufgestanden.
    Auf diese Weise besänftigt, machte sie sich auf den Weg zu dem Raum, in dem die Krankenbetten von Cifer und San. Wenn sie sich nicht stark irrte, hatte sie vor dem Frühstück gesehen, wie der Heiler mit einem Messer Laken in kleinere Stoffteile zerschnitten hatte, um damit die Wunden zu verbinden. Vielleicht hatte sie ja Glück und er hatte dieses dort liegen gelassen. Dann würde sie endlich Gelegenheit haben, um die Ketten der Erinnerung abstreifen zu können.


    Glem mig
    Og la' vær' at fiks' et smadret glas
    Min hånd ville stadig mærke revnerne

    Se frem, vi ka' hurtigt ende rundt i ring
    Ærligt, var vi kun bundet sammen af drømmene

  • Als er erwachte fühlte er sich, als habe er tagelang geschlafen. Normalerweise hätte er hochschrecken und nach seinen Waffen greifen müssen, doch aus irgendeinem Grund fühlte er sich seltsam erschöpft. Hier konnte keine Gefahr lauern. Dazu war dieser Ort zu friedlich. Obwohl er zugegebenermaßen nicht einmal wusste wo er war, aber was waren schon solche Spitzfindigkeiten. Er schob die Beine über die Bettkante und richtete sich dann langsam auf. Es tat ihm leid, die süße Wärme des Bettes zu verlassen, aber er war zu ausgeruht um länger zu schlafen. Seine Umgebung verschwamm kurz, als er aufstand, aber das war schon Okay. Genau wie die Tatsache, dass seine Beine unter ihm nachgaben und er sich an einem Fensterrahmen festhalten musste, um nicht zu fallen. Andererseits hatte er früher doch einen Namen für dieses Gefühl gehabt. Er war sich sicher, dass es mit einem Vogel zu tun gehabt hatte. Beädlert, behühnt. Nein er kam nicht darauf. Als der Schwindel nachließ begann er nun doch einmal sich umzusehen. Er stand in einem großem Schlafzimmer. Drei, nein vier Betten, standen neben seinem und kreisten in den Zeig herein - Moment - zeigten in den Kreis herein, den die Wände beschrieben. Eines dieser Betten beherbergte auch Cifer, der immer noch selig schlief. In der Mitte führte eine Wendeltreppe hinunter. Kreise, Wendeltreppen. Kein Wunder, dass sich in seinem Kopf alles drehte. Er beschloss Cifer schlafen zu lassen und schob sich die Stufen hinab, wobei er es schaffte beinahe nicht zu stolpern, aber was war schon ein schmerzender Arm gegen die Wunden, mit denen er hierhergekommen war. Apropo. Was war überhaupt aus diesen geworden. Er tastete behutsam über die Verbände, doch es fühlte sich ganz normal an. Keine Spur von den Endebelebenden Wunden. Er schüttelte den Kopf, wobei er sich gleich wieder an dem Geländer festhalten musste. Lebensbeendenden. Was war nur los mit ihm? Unten im Raum angekommen, fand er Casper und Neneve auf, die zusammen am Tisch saßen und ihn überrascht anblickten.
    "Wie geht es dir?", fragte Casper und Neneve ergänzte sofort, "Möchtest du ein Glas Milch." Dann kicherte sie und schwankte auf dem Stuhl hin und her, als wolle sie gleich runter kippen. Das kam ihm dann doch etwas seltsam vor.
    "Nein und gut danke", antwortete er und setzte sich neben Casper. Irgendetwas kam ihm seltsam vor.
    "1... 2... 3....", zählte er im Kopf, wobei er die Finger zuhilfe nahm.
    "Wo ist eigentlich Gyahara?", wollte er wissen, doch Casper und Neneve zuckten nur mit den Schultern.
    "Sie war schon weg, als ich hier heruntergekommen bin", antwortete Casper. "Und der Heiler hat etwas von Dämonen Dingen gesagt."
    "Und wann war das?", entgegnete Sedar. Neneve zuckte mit den Schultern.
    "Vor drei oder vier Tagen. Der Heiler meinte vorgestern er wolle sie suchen gehen, aber sie sind noch nicht zurück." Sie hob das Glas an den Mund und nahm einen tiefen Schluck.
    "Zum Glück hat er mir gezeigt wo ich Brot und mehr von der Milch finde. Bist du dir sicher, dass du nicht einen Schluck willst."

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

    • Offizieller Beitrag

    Es dauerte bis zum Morgengrauen, aber dann hatte Gyahara die nötige Spur gefunden und wenig später stand sie vor einem engen Spalt in einer Felswand, der von Moos völlig bewachsen war, und wenn man nicht wusste, wo man suchte, fand man ihn vermutlich auch nicht. Dämonen lebten zurückgezogen in den Wäldern, und wenn man keine Ahnung hatte, wie man sie finden sollte, dann blieben sie den Blicken auch verborgen. Es war unwahrscheinlich, dass ein anderer als ein Dämon zufällig über einen Stamm dieser Naturgeister stolperte.
    Gyahara zwängte sich durch den Spalt und folgte einem langen dunklen Gang, dabei hoffte sie, dass es noch einen anderen Zugang zum Versteck der Dämonen gab. Casper jedenfalls würde hier scheitern, niemals bekamen sie den Henker hier hindurchgequetscht.
    Auf der anderen Seite erwartete sie ein Rondell aus Felswänden, von dichten Baumkronen überdacht und so vermutlich von außerhalb nicht zu sehen.
    Die Lichtung war leer. Niemand war zu sehen und es wirkte lediglich wie ein stiller Ort, verloren und einsam Mitten im Wald.
    Ein Reh graste friedlich an einem Baum und hob lediglich kurz den Kopf, als es Gyahara bemerkte, ehe es gemütlich weiterfraß.
    Das Tier war Dämonen gewöhnt.
    Die Verhüllte kratzte sich kurz am Kopf, ehe sie die Kapuze abnahm und dann den ganzen Mantel auszog.
    „Ich weiß, dass ich hier nicht allein bin“, rief sie über die Lichtung. Gerade laut genug, dass man sie gut verstehen konnte, aber nicht so laut, dass man sich gestört vorkam. „Ich komme von einem Stamm weit im Westen und bin hier, um euch um Hilfe zu bitten.“
    Eine Weile stand sie da. Verlassen. Und kam sich irgendwie blöd vor.
    Dann bewegten sich jedoch einige große Felsen, die an den Steinwänden lehnten und sich als Türen zu kleineren Höhlen entpuppten. Offenbar lebten die Dämonen im Fels.
    Drei Gestalten schälten sich aus einem der Löcher. Skeptisch musterten sie sie aus der Ferne, ehe sie langsam und tuschelnd auf sie zukamen.
    Eine ältere Frau wurde von einer jüngeren gestützt, während ein Mann mittleren Alters einen halben Schritt vor ihnen lief und seine rechte Hand auf einem einfachen Dolch lag. Er war bereit Gyahara jeden Moment anzugreifen, sollte sie sich als gefährlich herausstellen.
    Höflich streckte diese jedoch ihr Kreuz und stellte sich gerade hin. Ein leichtes Nicken schenkte sie den unbekannten Dämonen als Begrüßung.
    „Ein Dämon aus dem Westen?“, setzte die ältere Frau an zu sprechen, als sie vor Gyahara stehen blieb. Der Mann, der nun direkt hinter seiner Herrin stand, musterte die unbekannte Gestalt misstrauisch. Gyahara gefiel der Blick nicht und am liebsten hätte sie ihren Mantel wieder übergezogen. Sie ließ es jedoch bleiben, wollte sie nicht als unhöflich erscheinen. Immerhin war sie es, die etwas von dem fremden Stamm wollte. „Das ist ein langer Weg.“ Die Alte musste die Stammesälteste sein, das Sprachrohr des restlichen Haufens.
    „Und eine noch längere Geschichte“, ergänzte Gyahara. Sie hoffte darauf, dass sie diese nicht bis ins Detail erläutern musste, denn das würde nur unnötig Zeit vergeuden und sie wollte lieber schlafen und alle in Sicherheit wissen, bevor sie alles haarklein erzählte.
    Die Alte nickte.
    „Du brauchst also Hilfe?“, fragte sie stattdessen weiter. Sie schien zu merken, dass Gyahara nicht unbedingt darüber sprechen wollte.
    Nun kam der kritische Teil.
    Wir, betonte sie mit Nachdruck, dann räusperte sie ich, „… wir brauchen eure Hilfe.“
    Die Alte hob die Augenbrauen.
    „Dein ganzer Stamm?“
    Gyahara schüttelte zaghaft den Kopf. Wie sollte sie die ganze Sache erklären, ohne, dass man sie wieder wegschickte?
    „Nein, meine Freunde sind keine Dämonen“, sie schwieg einen Moment, ehe sie weitersprach. Worte waren noch nie ihre Stärke gewesen, weshalb sie sich für den direkten Weg entschied. „Viel eher sind es Menschen…und eine Elfe.“
    Die jüngere Dämonin, die ihre Herrin noch immer stützte, fing an zu lachen, hielt aber sofort den Mund, als sie den Blick der Alten bemerkte. Die um einiges kleinere Älteste sah streng zu Gyahara auf und musterte sie prüfend. Leicht abfällig war der Glanz in ihren Augen.
    „Was hätten wir davon, den Menschen und Elfen zu helfen?“
    „Ähm…neue Freunde?“, versuchte es Gyahara nicht gerade überzeugt von ihren Worten.
    Wenig glückliche Gesichter waren das Resultat.
    „Hört zu“, begann Gyahara noch einmal, „ich wäre nicht hier, wenn wir nicht wirklich Hilfe bräuchten. Sie sind verletzt und dort, wo sie jetzt sind, können sie nicht ewig bleiben, ohne den Arzt in Schwierigkeiten zu bringen. Wir sind zu leicht zu finden.“
    „Warum sollten sie die Hilfe von Dämonen wollen?“, fragte die junge Dämonin. Zorn schwang in ihrer Stimme mit.
    „Sie wissen nicht, dass ich hier bin. Aber momentan sind wir froh über jede Hilfe, die wir bekommen können. Wir sind etwas auf die Spur gekommen, was wir nie hätten erfahren dürfen. Und jetzt scheint alles und jeder hinter uns her zu sein. Hier würde uns niemand finden. Niemand findet einen Dämon, wenn es der Dämon nicht will.“
    Neugierig rümpfte die Alte die Nasenschlitze.
    „Was habt ihr herausgefunden?“
    Gyahara schwieg einen Moment. Nun musste sie es doch erzählen, denn sie würde hier nicht weiterkommen, ohne etwas zu verraten. Aber brachte das nicht auch diesen Stamm in Gefahr?
    In kurzen Zügen und so knapp wie möglich versuchte sie die letzten Wochen zusammen zu fassen.
    Als sie fertig war, sah die Stammesälteste ihre Begleiter nachdenklich an. Fragende Blicke wurden getauscht.
    „Uns hat auch noch keiner etwas Gutes getan, warum also sollten wir helfen?“, fragte die Junge.
    „Wenn euch noch keiner etwas Gutes getan hat, dann seid ihr doch diejenigen, die damit anfangen. Zeigt ihr doch, dass ihr die Besseren seid“, argumentiere Gyahara dagegen.
    „Ihr habt nichts, was ihr uns für unsere Hilfe geben könnt?“, bohrte die junge Frau weiter.
    Das hatte Gyahara befürchtet.
    Genervt schüttelte sie den Kopf. Das letzte Geld, das sie besessen hatte, hatte sie gemeinsam mit Casper in der letzten Taverne gelassen. Und irgendwas sagte ihr, dass auch die anderen nicht besser ausgestattet waren.
    „Mir gefällt der Mantel“, meinte die Fremde spitz.
    Gyahara blickte auf das Kleidungsstück und fixierte dann die andere Dämonin.
    „Den habe ich geschenkt bekommen und gebe ihn nicht her!“, sprach sie entschieden und umfasste den Stoff eisern.
    „Dann können wir wohl leider nicht helfen“, fuhr nun der Mann dazwischen. Gleichgültig zuckte er die Schultern.
    Gyahara konnte sich ein Knurren nicht verkneifen. Sie wusste, dass es unhöflich war, aber die Bitte der Dämonen war kein Stück besser, weshalb diese ruhig mitbekommen durften, dass sie mit der Forderung unzufrieden war.
    „Dann nehmt den Mantel eben, wenn ihr uns dafür helft, einige Zeit zu verschwinden, bis es meinen Freunden besser geht.“ Gyahara wandte die Augen von dem Kleidungsstück ab und streckte es den anderen entgegen. Es tat ihr leid, das Geschenk einfach wegzugeben. Hoffentlich war Casper ihr deshalb nicht böse.
    Schnell hatte sich die junge Frau ihr den Mantel aus der Hand geschnappt und sich über die Schultern geworfen. Mit einem eitlen Grinsen fuhr sie über den Stoff.
    „Brun, ich will, dass du mit ihr gehst. Wir müssen wissen, ob wir diesen Leuten vertrauen können“, meldete sich nun die Alte wieder zu Wort. Der Mann nickte, ohne den Blick von Gyahara zu nehmen.
    „Ich danke euch“, meinte diese nur. Ohne ihren Mantel fühlte sie sich nackt und der Blick der drei machte sie nervös, aber sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Stattdessen neigte sie den Kopf etwas. Danke, dass ihr mir meinen wertvollsten Besitz abgenommen habt, fügte sie in Gedanken hinzu.
    „Bedanke dich nicht zu früh. Wir verraten nicht leichtfertig unser Geheimnis. Wenn mein Sohn deine Freunde nicht als vertrauenswürdig ansieht, werden wir ihnen nicht erlauben, sich hier zu verstecken.“ Die Alte sah Gyahara grimmig an und etwas an ihrem Blick verriet der jungen Dämonin, dass sie es viel ernster meinte, als es ihre Worte vermuten ließen.
    „Ich verstehe“, murmelte sie nur.

    Gemeinsam mit dem anderen Dämon, der offensichtlich Brun hieß, machte sich Gyahara wieder auf den Rückweg zum Heiler. Hoffentlich ging es den anderen gut.

  • Kühle Nachtluft umstrich Cifer. Er hockte auf einer Lichtung unter dem Sternenüberzogenem Himmel. Alles war ruhig, fast beunruhigend. Er wusste nicht mehr viel aus der Zeit die in seiner Kindheit in umliegenden Wäldern verbracht hatte, aber eines hatte er sich gut gemerkt. Beutetiere konnten erstaunlich ruhig werden, wenn Jäger umherstreiften. Aber diese komplette Absenz jeglicher Geräusche wirkte beinahe unnatürlich. Sein Schatten hockte ihm gegenüber im Schneidersitz, nur schien er einen eigenen Körper zu besitzen, anstatt einfach nur eine Fläche auf einer Wand zu sein. Er hob grüßend die Hand und Cifer spiegelte ihn, unfreiwillig. „Was für eine Tragödie. Du schaffst es fast bis zu Ziel, nur um dann in deinem eigenen Kopf stecken zu bleiben.“ Die dunkle Gestalt schüttelte in gespielter Trauer den Kopf. „Aber keine Sorge, jemand muss ja das Steuer übernehmen, du kannst nicht für immer schlafen.“ Der Gestaltwandler verspürte das Bedürfnis aufzustehen, aber etwas hielt ihn am Boden. Die Augen des Schattens blitzen hinterhältig. „Keine Sorge, ich kümmere mich gut um deine Freunde. Einen nach dem Anderen. Aber zuerst…“ Das Wesen erhob sich und kam langsam näher. Es bewegte sich nicht wie ein echter Mensch, nicht wirklich. Vielmehr schien es zu gleiten, seine Glieder zuckten rhythmisch zu seinem Gang, sein Kopf hing leicht schief. Cifer konnte sich noch immer nicht bewegen, Panik kroch in ihm hoch, als das Wesen nur noch wenige Zentimeter entfernt war und Reihen scharfer Zähne entblößte. Plötzlich hielt es inne. Etwas blendend helles brach zwischen den Bäumen hindurch, das Wesen fauchte. Cifer schirmte seine Augen mit den Händen ab.

    Er erwachte in einem überraschend trockenem Bett, im Haus des Heilers. Als er sich schweißgebadet aufrichtete, bemerkte er, dass der Elf neben ihm saß und ihn kurz misstrauisch musterte, bevor er eine Art Lupe hervorholte und seine Augen zu untersuchen begann. Dabei plapperte er ununterbrochen, für Cifer, der sich erst noch fassen musste und nur halb hinhörte ergab das meiste keinen Sinn.“… wie konnte ich nur so dumm sein… zu viel Juxmohn im Tee…. Ich meine ich war ziemlich lange allein hier, da kann man das wohl verzeihen…. Nein stimmt kann man nicht, ich bin ein Idiot.“ Als er fertig war reichte er Cifer eine Tasse mit einer undefinierbaren braunen Flüssigkeit. Nachdem er daraus getrunken hatte, fühlte er sich immerhin schon klarer. Der Elf wirkte ein wenig wie ein Junge den die Eltern beim Stehlen von Süßigkeiten erwischt hatte. Also gute Eltern, nicht wie Cifers Stiefvater, bei dem er sich wahrscheinlich ein oder zwei bis vier saftige Ohrfeige eingefangen hätte. „Geht es wieder einigermaßen? Ich habe mich schon beim Rest der Gruppe entschuldigt… weißt du ich dachte nur, was wäre schon so schlimm daran, wenn ihr ein bisschen länger bleibt.“ Er ließ den Kopf hängen.“ Vielleicht hätte ich mich mehr auf die Behandlung konzentrieren sollen, es tut mir Leid. Ich meine nur die Verletzungen deiner Freunde würden so oder so eine Weile brauchen bis sie vollständig geheilt sind und ich ahnte nicht, dass ihr es so eilig habt…“ Cifer merkte, dass er noch immer recht wenig von dem verstand, was gesagt wurde, obwohl er jetzt genauer zuhörte. “Der Schatten…?“ fragte er nur etwas fahrig. Der Heiler schien froh über den Themenwechsel. „Was immer da war, ist erstmal verschwunden, aber das bleibt sicher nicht so. Ich empfehle dir, erstmal eine Weile hier zu bleiben und deine Freunde alleine weiterziehen zu lassen. Und das sage ich sicher nicht, weil ich einsam bin.“ Cifer überhörte den letzten Satz. „Aber was ist mit San und Caspar? Ihre Wunden…“ „Wie schon gesagt... ihr seid ein Weilchen länger hier als ihr dachtet… Sie warten unten. Soll ich ihnen bescheid sagen…?“ Der Gestaltwandler schwang sich aus dem Bett, auch wenn sich sein Körper gegen jede Bewegung wehrte. “Nicht nötig. Ich verabschiede mich selber.“

    Tatsächlich befanden sich seine Gefährten im unteren Bereich der Hütte. „Na auch schon wach?“ fragte Nyneve, als er zu ihnen stieß. “Ich kann es nicht erwarten hier endlich weg zu kommen.“ Sie verschränkte die Arme und lehnte sich an den Türrahmen. Caspar schmunzelte leicht. „Gestern hattest du hier doch auch noch Spaß.“ Ein Blick in Gyaharas Gesicht verriet Cifer, dass sie eben so wenig wie er wusste, was los war. Dann bemerkte er, dass er ihr überhaupt ins Gesicht blicken konnte. „Gibt es einen Grund warum du so starrst?“ fragte sie, mit einem leicht bissigen Unterton. “Irgendwas ist anders. Hast du dir die Haare geschnitten?“ „Ich habe meinem Mantel als Pfand für unsere Sicherheit dagelassen, wenn du es genau wissen musst.“ Bei dem Wort da deutete sie in irgendeine Richtung hinter sich, wahrscheinlich zu einem Ort der außerhalb der Hütte lag. Cifer blinzelte kurz. „Dämonen.“ Seufzte sie. „Ein Stamm der hier in der Nähe wohnt und sich bereit erklärt hat, uns aufzunehmen, bis wir wissen wie es weitergeht.“ Der Gestaltwandler nickte und ließ sich neben San auf eines der Sofas fallen. Er wusste nicht wie er die nächsten Worte formulieren sollte. „Na dann viel Spaß, danke fürs herbringen“? Es fühlte sich trotz allem wie ein Verrat an, sie jetzt einfach im Stich zu lassen. Neneve, die einfach nur ihre Heimat schützen und ihrem Reich dienen wollte, San, der durch ihren Feind seine Kindheit eingebüßt hatte und Caspar und Gyahara die unterwegs sicher mehr als einmal ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatten, für eine Sache die nie wirklich ihr Problem gewesen war. Als ob du jemals eine Hilfe gewesen wärst. Das war nicht der Schatten… „Geht es dir nicht gut?“ riss ihn Sans Stimme aus seinen Gedanken. Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Junge deutlich an Farbe gewonnen hatte, ebenso wie der Henker. Cifer ließ den Kopf hängen. “Ehrlich gesagt, nein. Schon eine ganze Weile nicht.“ Wenigstens schleichst du dich diesmal nicht einfach mitten in der Nacht davon. Er hob den Blick „Ich… Ich komme nicht mit. Ich kann einfach nicht mehr… Und ehrlich gesagt… ich wollte nie wirklich so sehr in diese Sache verwickelt werden.“ Er senkte den Blick wieder. „Tut mir Leid.“ „Ach ja, denkst du irgendeinem von uns macht das hier Spaß?“ Es war die Elfe, deren scharfe Stimme die Luft zu zerschneiden schien. “Denkst du ich oder irgendjemand anderes hatte vor so tief verwickelt zu werden?“ Die Dämonin schien etwas sagen zu wollen, aber die Königsbotin fuhr dazwischen. „Neneve …-„ „Wir müssen wirklich langsam los, wo wartet dein Begleiter?“ Und damit verschwand sie auch schon durch die Tür. Gyahara warf ihm noch einen Blick zu der irgendwo zwischen Unbehagen und Mitleid lag und folgte ihr.“Neneve jetzt warte… Neneve!“ Caspar schaute den Beiden nach und kratzte sich am Kinn. “Weißt du, nimm es nicht persönlich, ich glaube sie ist nur immer noch etwas wütend auf den Heiler. Ich meine sie war ziemlich wild, als er ihr das mit der Milch gebeichtet hat, nicht wahr San.“ Der Junge nickte, aber er schien durch Cifer hindurch zu blicken. Er erhob sich und ging, noch immer mit einem leichten Hinken Richtung Tür. Der Henker folgte ihm, drehte sich in der Tür aber noch einmal um. „Wenn es dir bessser geht... und falls du es dir anders überlegen solltest, weißt du ja wo du uns findest.“ Cifer nickte. Er fühlte einen Kloß im Hals, dennoch antwortete er. „Und wenn ihr das Elfenreich gerettet habt, seit so gut und schreibt mir, ob ihr noch lebt.“

    Nachdem auch das letzte Mitglied der Truppe verschwunden war, blieb Cifer noch eine Weile sitzen. Sein Zeitgefühl schien ihn schon vor einer ganzen Weile verlassen zu haben. Als er sich schließlich doch aufraffte um sich wieder nach oben zu schleppen, lenkten ihn ein paar seltsame Geräusche außerhalb der Hütte ab, und er entschloss sich, seinen Weg zu ändern. Der Heiler hockte im Schneidersitz im Gras. Ihm gegenüber saß ein Wolf. Grau, mit kalten blauen Augen und größer als ein normaler Wolf. Das Tier wendete ihm seinen Blick zu und auch der Elf erhob sich. „Ah, darf ich vorstellen. Grimrir, Cifer. Cifer, Grimrir. Er ist der Anführer eines hier ansässigen Rudels und ich habe ihn vor ein paar Jahren von einem schlimm vereiterten Zahn befreit.“ Das Wesen fixierte den Gestaltwandler noch immer, der wiederum kein Geräusch von sich zu geben wagte. “Soweit ich verstanden habe, werden du und deine Freunde verfolgt. Ich habe Grimrir und sein Rudel gebeten, Für eine Weile mehr Zeit in diesem Gebiet des Waldes zu jagen und mich zu informieren, falls jemand auftaucht. Es ist kein so ein perfekter Schutz, wie eine Gruppe Dämonen, aber es wird reichen müssen.“ Er nickte dem Wolf zu und sagte etwas, für Cifer unverständliches. Das Tier deutete eine Art Verbeugung an und verschwand dann im Wald. Der Heiler winkte ihm noch eine Weile nach. „Gut, nachdem das geregelt ist, gehen wir besser rein. Ich fürchte es kommt eine anstrengende Zeit auf dich zu, mein Freund.“

    my name is Cow,
    and wen its nite,
    or wen the moon
    is shiyning brite,
    and all the men
    haf gon to bed -
    i stay up late.
    i lik the bred.


    GNU Terry Pratchett

  • Casper fiel es schwer Cifer zurück zu lassen.
    Er hatte es sich bei der Verabschiedung nicht so anmerken lassen wollen. Sicher war es für Cifer auch keine leichte Entscheidung gewesen und er hatte es ihm nicht noch schwerer machen wollen. Dennoch vermisste er den Gestaltwandler.
    Aber er freute sich auch. Denn Cifer schien ein neues Zuhause gefunden zu haben. Jetzt wo der Henker selbst so ziellos umher irrte, gönnte er Cifer von ganzem Herzen sein Glück.
    Vielleicht ergab für ihn selbst auch einmal die Gelegenheit sich wieder irgendwo niederzulassen. Irgendwo wo ihn niemand kannte. Vielleicht konnte er seine Freunde überreden es ihm gleich zu tun. Er hatte sie alle sehr ins Herz geschlossen.
    In Gedanken versunken stapfte der Hüne hinter der Gruppe her. Brun vorne weg, seine dämonische Begleitung bildete die Nachhut.
    Beide waren eher unangenehme Gestalten. Überhaupt nicht so wie Gyahara. Er hoffte, dass sich das Verhältnis über die Zeit noch ändern würde.
    Er gab sich nicht sonderlich Mühe, sich den Weg zu behalten. Warum auch? Dämonen wurden nicht gefunden, außer man war selbst ein Dämon oder sie wollten es.
    Plötzlich schob Brun ein wenig Grünzeug vor einer Felswand zur Seite und offenbarte der Gruppe einen Spalt.
    Ohne ein Wort zu verlieren zwängte er sich hinein und verschwand.
    San, Gyahara und Neneve aber drehten sich zu ihm um. Casper konnte nicht verhindern, dass er rot wurde.
    "Könnte eng werden", murmelte er nur und ging auf den Durchlass zu.
    Er nahm seine Axt vom Rücken und reichte sie Neneve. "Würdest du?" Die Elfe nickte, nahm seine Waffe und Casper schwor, dass sie kurz grinste.
    Fiese Möpp, dachte er, musste aber auch schmunzeln.
    Er blies alle Luft aus den Lungen und zog den Bauch ein, so weit es ging. Dann duckte er sich und zwängte sich in den Spalt.
    Die Wände drückten eng auf seinen Körper und pressten noch den letzten Rest Sauerstoff aus seinen Lungen. Er konnte kaum atmen und nach wenigen Zentimetern merkte er schon, wie ihm durch den Mangel an Luft leicht schwindelig wurde. Er schloss fest die Augen und versuchte die aufkeimende Panik zu unterdrücken. Der Gang war nicht sonderlich lang. Er würde schon durch kommen. Auch wenn ihm jetzt schon vor dem Rückweg graute.
    Plötzlich spürte er kräftige Hände auf seinem Körper. Gyahara hatte sich neben ihn gequetscht und schob ihn nun vor sich her. Mühsam ging es vorwärts, wobei sich Casper Rücken und Brust an den rauen Wänden aufschürfte. Zum Glück hielt wenigstens sein Hemd. Als wäre das sein einziges Problem.
    Endlich blobbte (Casper fiel kein anderes Wort ein, um es passend zu beschreiben) er aus dem Felsspalt. Um ihn herum drehte sich alles und schwarze Flecken erfüllten sein Sichtfeld, als er tief und gierig Luft holte.
    "Hhhhhhhh ..."
    Taumelnd fiel er gegen Gyahara, die ihn ohne große Schwierigkeiten stützte.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Neneve sah sich stirnrunzelnd - diese Tätigkeit war inzwischen zur einer Gewohnheit geworden - in dem Lager der Dämonen um. Zugegeben, hier würde niemand sie je finden. Doch die Elfe war sich immer noch nicht sicher, ob der Gedanke beunruhigend war oder nicht. Gerade die Beziehung zwischen ihrem Volk und dem Volk der Dämonen war nicht unbedingt durch eine enge Verbundenheit zueinander gekennzeichnet.
    Sie selbst würde sicherlich keinen tiefen Schlaf haben, sondern lieber die Augen offen lassen.
    Gerade tauchte eine weitere dieser Schattengestalten auf. Moment, trug dieser nicht den Umhang von Gyahara? Neneve wandte sich zu der Dämonin um, die ihr in dieser Umgebung immer mehr wie eine von ihrem eigenen Volk vorkam. Tatsächlich, sie trug ihren heißgeliebten Mantel nicht mehr. Erneut bildeten sich Sorgenfalten auf Neneves Stirn. Hatte Gyahara etwa ...? War dies der Preis gewesen, ihre kleine Gruppe in Sicherheit zu bringen? Kurz schweiften ihre Gedanken zu Cifer ab. Hoffentlich würde es ihm bei dem Heiler gefallen. Und hoffentlich würde sie ihn wiedersehen. Auch wenn Neneve es nie offen ausgesprochen hätte, war ihr die kleine Truppe ans Herz gewachsen. Genau genommen waren sie auch die einzigen, die ihr wirklich noch etwas bedeuteten.
    Unterbrochen wurden ihre wenig produktiven Gedanken unterbrochen, weil eine alte Dämonin vor sie trat. Mit abwertenden Blicken musterte sie Neneve und ihre Freunde, ehe sie ohne ein Wort zu sagen, einem anderen Dämon zunickte. Schweigend führte dieser sie in ein abgelegenes Eck des Unterschlupfs unf deutete auf zwei Höhleneingänge fernab des dämonischen Geschehens. In diesen Löchern würden sie also erst einmal leben. Der Gedanke daran war der Elfe zu tiefst zu wieder, aber eine bessere Alternative fiel ihr auch nicht ein.

    Sie beschlossen, dass Gyahara und Neneve die kleinere Höhle beziehen, während San und Casper sich die größere teilen würden. Diese war immerhin groß genug, dass Casper nur leicht seinen Kopf einziehen musste.


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  • Sedar lag ausgestreckt auf dem Rücken und blinzelte den grauen Fels über ihm an. Obwohl die Heilkunst des alten Mannes wahre Wunder bewirkt hatte, fühlte er sich immer noch ausgelaugt und seine verschorften Wunden brannten. Es würden wohl weitere Narben zu den alten, längst verheilten dazukommen, doch was machten schon ein paar neue Löcher in einem Sieb.

    Tatsächlich wusste er nicht einmal, ob er dem Heiler fankbar sein sollte. Er war so kurz daran gewesen sein Leben auszuhauchen und obwohl er sich dagegen gestemmt hatte, wie er nur konnte, wäre er am Ende erleichtert gewesen, wenn es nicht gereicht hätte. Endlich kein schlechtes Gewissen, keine weiteren Toten mehr. Keine neuen Lügen.
    Aber es hatte gereicht und er hatte es nicht verdient sich in Selbstmitleid suhlen zu dürfen. Anders als der Heiler, der den Menschen half, war er eine Waffe. Einzig geboren um anderen wehzutun. Schlimmer noch. Eine Waffe, die sich in die Hand gebohrt hatte, welche sie einst führte. Zu enttäuschen und zu verletzen. Wenigstens hatte Cifer sich von ihm lösen können. Vielleicht war er jetzt im Sicherheit oder zumindest sicherer als zuvor. Sosehr er den kleinen Mann auch vermissen würde, er konnte ihn verstehen. Und er beneidete ihn.
    Gyahara unterbrach seinen düsteren Gedankengang, indem sie den Kopf in die Höhle steckte, die Casper und er sich teilten.
    "Komm", sagte sie ohne lange drumherum zu reden. "Die Dämonen wollen uns sehen." Wieso klang sie so besorgt. Es war doch ihr Volk. Bevor er jedoch nachhaken konnte, war der Kopf schon wieder verschwunden und er allein. Seufzend stützte er sich auf. Wenigstens würde er so auf andere Gedanken kommen. Hoffte er zumindest.

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

    • Offizieller Beitrag

    Gyahara fühlte sich nicht so recht wohl unter ihres Gleichen. Die ganze Zeit wurde sie von ihren Artgenossen angestarrt. Obwohl sie sich sicher sein konnte, dass diese nicht unbedingt sie anglotzten, als wäre sie ein seltenes Kunstwerk. Eher war sie sich sicher, dass sie an ihr vorbei zu ihren Begleitern stierten. Sie war eben nur die seltsame Dämonin, die sich mit Menschen herumtrieb.
    Sie standen zu vier auf der größeren Lichtung zwischen den Felswänden und um sie herum die anderen Dämonen, die das ganze gespannt verfolgten. Vor ihnen die Anführerin des kleinen Dorfes.
    "Nun", begann die Älteste des Dämonenstammes zu sprechen. Sie hockte auf einem Felsbrocken, ihre Hände auf den Stab zwischen ihren Füßen gestützt und zu ihren beiden Seiten ihre jungen Leibwächter. "Mein Sohn ist sich sicher, dass von euch wohl keine Gefahr ausgeht." Sie blickte auf die beiden verwundeten Männer, dann verweilte ihr Blick unnötig lang auf Neneve, ehe sie weitersprach. "Das hat uns Gyahara jedenfalls versichert." Mit zittrigen Bewegungen hievte sich die Alte auf die Beine. "Die Leute, die euch verfolgen, bereiten mir allerdings schon mehr Sorgen. Sollte es stimmen, was ihr sagt und sollten sie euch hier finden, können und werden wir euch nicht schützen." Ihr Gesicht wurde ernst. "Ihr könnt bleiben, bis ihr gesund seit, aber sollten diese Leute vorher hier auftauchen, müsst ihr leider gehen."
    Gyahara nickte und verbeugte sich etwas vor der Ältesten. Das war schon mehr, als sie sich erträumt hatte. Die Dämonen lebten hier schon ewig ungesehen vor den Augen anderer. Dass ihre Verfolger sie hier finden würden, war sehre unwahrscheinlich. Aber dennoch war es gut zu wissen, wo sie standen, sollte es dennoch passieren. Wenn es nach ihr ging, dann würde sie in diesem Fall sowieso nicht hier bleiben. Es stand ihnen nicht zu, Fremde in Schwierigkeiten zu bringen.
    "Wir danken euch", sprach sie deshalb. "Wie können wir uns für die Hilfe erkenntlich zeigen?" Aus irgendeinem Grund rutschte ihr diese dumme Frage über die Lippen. Schließlich hatte sie ihren Mantel - das Geschenk von Casper - für diesen Unterschlupf schon herausrücken müssen. Beinahe hätte sie sich selbst geohrfeigt.
    "Arbeit gibt es hier genug", sprach die junge Dämonin hinter der Ältesten herablassend. "Bis deine 'Freunde' wieder gesund sind, können du und die Elfe ruhig mit anpacken." Gyahara gefiel nicht, wie die andere das Wort Freunde aussprach. Doch anstatt etwas zu sagen, nickte sie nun. Sie waren wahrlich nicht in der Position, Ansprüche zu stellen oder sich noch mehr Feinde zu machen.