Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 3.649 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (20. April 2014 um 17:30) ist von Zaranda.

  • Aus Saigo

    Bael spürte genau, dass sie die Grenzen zum Kriegsgebiet überschritten hatten. Es gab keinen Wegweiser, keinen Grenzstein oder irgendetwas ähnliches, dass ihn darauf hätte vorbereiten können. Er sah keine Schlachtfelder, keine verstümmelten Leichen und auch keinen grausamen Feind.

    Stattdessen erhob sich links von ihnen ein grüner Wald, dessen Blätter sich dem Sog des Herbstes bisher widersetzt hatten und vor Leben strotzten. Täglich brachten die Jäger der Truppe frisches Wild zu den Köchen, sodass die Vorratswagen sich füllten, anstatt sich zu leeren. Trotz des Überflusses hatte der Sergant die Rationen natürlich nicht erhöhen lassen, aber dafür gab es wenigstens eine reiche Auswahl an Dörrfleisch.

    Auch rechts von ihnen wies kaum etwas auf den Krieg hin. Saftiges Ackerland erstreckte sich über die gerodeten Hügel und rahmte einen klaren See ein, unter dessen Oberfläche es vor Leben regelrecht wimmeln musste. Die hellen Weizen standen in voller Blüte und wogten im sanften Wind hin und her. Die warme Herbstsonne tat ihr übriges, um die wohlige Illusion des Friedens aufrecht zu erhalten.

    Aber sie hatten die unsichtbare Grenze bereits überschritten.

    Bael lies sich von der friedvollen Umgebung nicht täuschen. Es herrschte Krieg und sie waren bereits mitten drin. Ein schwarzer Fleck tauchte zwischen den Weizenfeldern auf und wurde beständig größer, je näher sie ihm kamen. Bald erkannte Bael die ausgebrannten Gerippe eines Bauernhauses. Vereinzelt stieg immer noch Rauch aus den verkohlten Ruinen auf. Der Hof war erst vor kurzem niedergebrannt.

    Ein kleiner Reitertrupp brach aus der Formation aus und näherte sich den Überresten des Bauernhofes. Achtlos trieben die Soldaten ihre Pferde durch die tapfer aufragenden Weizen und zertrampelten dabei viele der wehrlosen Pflanzen. Sie zerstörten die Illusion des Friedens. Traurig wendete sich Bael ab und richtete seine Aufmerksamkeit auf den grünen Wald.

    Doch auch hier hatte der Krieg Einzug erhalten. Eine schwer gepanzerte Kavallarieeinheit ritt gerade an den Bäumen vorbei, um sich an die Spitze des Heerzuges zu begeben. Ihre polierten Panzer Panzer glitzerten angriffslustig in der Sonne, während ihre heruntergeklappten Visiere Kampfbereitschaft andeuteten. Kaum waren sie vorüber, tauchte zwischen den Bäumen eine Gruppe Kundschafter auf, die vorausgeschickt worden waren um den Feind zu finden.

    „Die Pause ist vorbei, Bursche“, rief Meister Hembrandt energisch aus dem inneren der fahrenden Schmiede seinem Lehrling zu, „Auf uns wartet viel Arbeit.“

    Mehr als ein gemurmeltes „Ja, Meister.“ brachte Bael nicht heraus und wendete sich von dem Kriegstheater ab. Er machte sich keine Illusionen.

  • Cifer hätte sich wirklich seine Federn ausreißen können. So lange hatte der aufgepasst und sich von Vogelfängern ferngehalten. Und jetzt Das!

    Naja, wenigstens sitze ich in einem Käfig der auf dem Verkaufstisch steht und nicht so herum baumelt.

    Dachte sich der Rabe. Er hätte die Tür des Käfigs öffnen können, doch der Händler stand direkt neben ihm.. Die Vögel um ihn herum waren völlig panisch. Aufgeregt kratzten sie mit ihren Schnäbeln und Klauen an den Gittern ihrer Käfige. Auf dem Markt war heute viel los. Bauern verkauften ihr Vieh, Straßenkünstler traten auf und Händler boten aromatische Gewürze an oder feilschten mit ihren Kunden. Und er? Tja, er saß in diesem Käfig fest. Ein kleiner Junge, nicht älter als acht, schlenderte über den Markt und beobachtete die verschiedenen Waren. Das war Cifer's Chance.

    "Psst. Hey Kleiner. Hier drüben. Ich bin ein, ähm, ein Zaubervogel. Wenn du meinen Käfig öffnest erfülle ich dir einen Wunsch."

    Der Junge schaute sich kurz verwirrt um, schüttelte den Kopf und spazierte weiter. Na klasse, da ging also die nächstbeste Möglichkeit, da raus zu kommen. Wirklich Klasse. Der Besitzer des Standes der sich eine Weile mit einem gut gekleideten Mann unterhalten hatte drehte sich um, band einen der Käfige die an einer Stange hingen los und stellte ihn neben Cifer's Käfig auf den Tisch. Die Blaumeise in ihm hatte furchtbare Angst. Die Männer handelten einen Preis aus und der Mann verschwand mit dem Käfig in der Menge. Dieses Ereignis hatte zur Folge, dass die restlichen Vögel noch panischer die Käfige mit ihren Klauen bearbeiteten.

    Hoffentlich bin ich nicht der Nächste.

    Dachte Cifer der jetzt auch langsam unruhig wurde.

    Nach einer Weile kamen zwei Buben auf den Vogelstand zu. Der Ladenbesitzer verhandelte gerade mit einem Kunden.

    Der eine zog eine Schachtel Zündhölzer hervor.

    Hey, was meinst du wie gut der fette Rabe da brennt?“

    Der Andere lachen:

    “Probiern wir's doch aus.“

    Cifer erschrak als er den Jungen hörte. Der Händler hatte den beiden noch immer den Rücken zugewandt.
    Das war ja wirklich klasse. Die beiden kamen immer näher auf den Käfig zu. Cifer sah sich das Schloss am Käfig an.
    Eine einfache Vorrichtung bei der man zwei Metallteile zusammendrücken musste.
    Schnell schob er seine Klaue zwischen den Gitterstäben heraus und öffnete es, als einer der Jungen gerade ein Zündholz anfeuerte.

    Was der Verkäufer sah als er sich umdrehte waren bloß ein offener Käfig und zwei Jungen die quer über den Platz davonliefen. Der Rabe allerdings flatterte schon längst davon. Allerdings hatte er keine Ahnung wo er mit seiner Suche beginnen sollte. Die Stadtmauern würden den Angriffen der Orks nicht
    mehr lange standhalten und wenn sie einstürzten würde Cifer sicher nicht hier bleiben. Er ließ sich erst einmal auf einem der Dächer nieder um nachzudenken.

    Cifer hatte überlegt. Wenn er vom Charakter her nach seinem Vater kam, befand sich dieser wahrscheinlich nicht mehr in der Stadt und eine Suche wäre sinnlos. Er würde wo anders weitersuchen.

    -> nach Saigo

    my name is Cow,
    and wen its nite,
    or wen the moon
    is shiyning brite,
    and all the men
    haf gon to bed -
    i stay up late.
    i lik the bred.


    GNU Terry Pratchett

    6 Mal editiert, zuletzt von Korus (11. Februar 2013 um 08:13)

  • Bei jedem Schlag sprühten orangefarbene Funken in die Düsternis und tanzten in der stickigen Luft, bis sie verpufften und verglühten. Es war heiß an der Schmiede und Dhorus Körper war von einem klebrigen Film aus Schweiß bedeckt, doch das war nicht seine größte Sorge.
    Immer wieder sah er misstrauisch zu dem Mann hinüber, der einige Meter von ihm entfernt stand und ihn bei der Arbeit beobachtete. Der Kerl war großgewachsen und schlank und hatte blondes Haar sowie einen dichten Bart in derselben Farbe, doch er war Dhoru von Anfang an nicht geheuer gewesen. Vor drei Tagen war er zum ersten mal dagewesen. »Ich brauche ein Schwert«, hatte er gesagt und ihn dabei prüfend und abschätzig begutachtet, »Und zwar das beste, das man in der Stadt bekommen kann.«
    »Dann seid Ihr hier genau richtig«, antwortete Dhoru mit falscher Freundlichkeit lächelnd, »In der besten Schmiede der Stadt. Wie Ihr zweifellos seht, bin ich ein Zwerg.«
    Der Mensch nickte nur und schien zu überlegen, dann zog er ein gerolltes Pergament hervor und reichte es dem stämmigen Zwerg herab. Es war eine genaue Vorlage und Beschreibung, wie dieses Schwert auszusehen hatte. Dhoru runzelte die Stirn. Das Heft und der Knauf waren mit geschliffenen Diamanten verziert, der Griff selbst mit Gold verkleidet und die Klinge lang, dabei sanft und anmutig geschwungen. An der Spitze sollte sie ein wenig schwerer sein, damit die Waffe eine höhere Durchschlagskraft besaß. Erinnerungen überkamen den Zwerg. Das war eine Elbenwaffe, ganz gewiss. Er kannte diese schrecklichen Schwerter noch zu genau aus dem verheerenden Krieg, in dem er vor Jahren gekämpft hatte. Nur wusste er nicht, wie ein Mensch in den Besitz der Pläne gelangen konnte.
    »Woher habt Ihr das?«, erkundigte er sich daher unumwunden und war kurz davor, das Pergament, das sich bei genauerer Betrachtung als beträchtlich alt herausstellte, zurückzugeben. »Das wurde nicht von Euch gezeichnet.«
    Der Mann zuckte die Schultern und präsentierte ein teilnahmsloses Gesicht. »Es gehört meinem Herrn, und es geht Euch nichts an, woher er den Plan eines Elben hat. Ja, ich weiß sehr genau, um was es sich handelt, Ihr braucht gar nicht so erschrocken dreinzuschauen. Und mein Herr weiß, was die Herstellung eines solchen Schwertes kostet, daher gab er mir dies mit …«
    Dhoru klappte die Kinnlade herunter. Im Schein der Esse machte der weiche Schimmer des Goldes noch weit mehr Eindruck auf ihn als beim Tageslicht außerhalb seiner kleinen Schmiede im Randbereich von Logond. Gold hatte er schon immer geliebt, seit seiner lange zurückliegenden Kindheit.
    Er schluckte schwer. »Wie viel ist das?«
    »Dreihundert Golddrachen, wenn ich mich nicht verzählt habe.«, entgegnete der Blonde, als handelte es sich bei dieser Summe um etwas alltägliches. Als Dhoru prüfend auf eine der Münzen biss, stellte er fest, dass sie echt waren. Dreihundert Golddrachen! Das war ein Vermögen, und zwar kein kleines! Davon konnte er jahrzehntelang leben, und Ninu und Dradael mit ihm … Am liebsten hätte er sich mit einem der beiden besprochen, doch weder der Elbenjunge noch der weiße Rabe war in Sichtweite. Unzufrieden grummelte der Zwerg. So musste er seine Entscheidung alleine treffen …
    »Wieso zahlt Euer Herr so viel? Und wer zur Hölle ist dieser Kerl überhaupt, dass er mit Geld nur so um sich wirft?«
    Das Gesicht seines Gegenübers zuckte missmutig und wurde ein wenig verschlossener, doch schnell hatte der Mann sich wieder unter Kontrolle. »Das geht Euch nichts an, Schweigen ist im Preis inbegriffen. Niemand außer Euch würde wegen eines Namens dreihundert Drachen verschmähen.«, stellte er kühl fest, »Lasst Euch nur so viel gesagt sein: Selbst ein solches Schwert ist höchstens dreißig Drachen wert. Ihr werdet das wohl auch so wissen. Also freut Euch lieber über den Preis, anstatt ihn in Frage zu stellen. Und, das kann ich Euch anvertrauen: Mein Herr hat mit der höheren Kriegskunst zu tun. Ihm steht viel Geld zur Verfügung, Macht ebenso, und er baut sich ein Arsenal aus den besten Waffen verschiedener Völker auf.«
    »Dann soll er das gerne tun«, knurrte Dhoru. Irgendetwas sagte ihm, dass an der Sache etwas faul war, doch bei dem Wenigen, was der andere preisgab, konnte er nichts genaueres sagen. Er schwankte zwischen Zustimmung und Ablehnung, und das Halbdunkel der Schmiede und die Hitze machten die Sache nicht unbedingt einfacher.
    »Waffen wie diese hier …«, meinte der Mann und bekam auf einmal leuchtende Augen. Dhoru folgte seinem Blick, der direkt auf Tyrumak fiel. Der Kriegshammer hing in erhöhter Position an der Wand und machte einen geradezu königlichen Eindruck. Er war in etwa das wertvollste, das Dhoru besaß, und ging schon seit Generationen vom Vater an den Erstgeborenen weiter. Tyrumak dürfte sogar noch mehr wert sein als dreihundert Drachen …
    »Den bekommt Ihr sicherlich nicht.«, erklärte Dhoru, »Kann Euer Herr sich mit nichts zufrieden geben?«
    Der Mann zuckte zusammen wie unter einem Peitschenhieb, doch dann nickte er. Eine Weile herrschte angespannte Stille, bis der Mensch sich erkundigte: »Wie sieht es nun aus? Schmiedet Ihr die Klinge?«
    »Ich will einhundert als Anzahlung.«
    Stumm drückte der Mann ihm einen gefüllten Beutel Münzen und das Pergament in die Hand. Anscheinend hatte er genau diese Antwort erwartet. »Ich bin morgen zur selben Zeit hier und jeden darauffolgenden Tag, bis die Waffe vollendet ist.« Dann verschwand er und Dhoru atmete innerlich auf. Der Mann war ihm alles andere als angenehm gewesen und er war froh, ihn endlich los zu sein.
    Noch einmal schaute er sich den Plan und die filigran ausgeführten Zeichnungen an, ging die Details und Beschreibungen und Hinweise durch. Er kam zu dem Schluss, dass es alles andere als einfach und billig werden würde, dieses Schwert zu schmieden, doch es lohnte sich allemal.
    Nachdem er Gold und Plan sicher versteckt hatte, zog er sich um und verließ die Schmiede, um die Materialien zu erwerben. Er kaufte Stahl, Gold und Diamanten sowie die anderen Metalle und Edelsteine bei den besten Händlern der Stadt ein und zahlte dafür insgesamt zwanzig Drachen. Also würde er zweihundertundachtzig Golddrachen einnehmen – für ein einziges Schwert. Sein Misstrauen verflog und machte Heiterkeit Platz.
    Und so stand er jetzt zum dritten Mal hier in der Schmiede und arbeitete unter den misstrauischen Blicken des Mannes, der seinen Namen noch immer nicht genannt hatte, an dem Schwert. Die Klinge nahm so langsam Konturen an und Dhoru schätzte, dass sie in spätestens zwei Tagen fertig sein würde.
    Was er weniger schätzte, waren die begehrlichen Blicke, die der Mann immer wieder auf Tyrumak warf, und insgesamt die undurchschaubare und unheimliche Art, die er an den Tag legte. Doch für seine Drachen würde er sich damit wohl abfinden können.
    Dhorugar Hammerfall spannte seine mächtigen Muskeln an und ließ den schweren Hammer mit einem lauten Klirren abermals auf das glühende Metall herab fallen.

  • cf: Wildnis

    Während die Reise nach Dunedin recht entspannt vonstatten gegangen war, hatte der Rückweg nach Logond Selicia einiges abverlangt. Die kleine Handelskarawane war nur mit bepackten Eseln und berittenen Händlern und Söldnern aufgebrochen. Selicia hatte als Einzige laufen müssen, was an sich kein Problem darstellte. Allerdings war dem Handelsführer das Wohlergehen seiner Tiere ziemlich abgegangen und entsprechend hatte er ein sehr scharfes Tempo an den Tag gelegt. So war die Söldnerin jeden Abend zu Tode erschöpft in den Schlaf gesunken, nur um dann mindestens genauso müde und zusätzlich mit schmerzenden Knochen am nächsten Morgen wieder aufzuwachen. Dann hatte sich auch noch ein steter Regen dazugesellt und Selicia die Reise endgültig vergällt. Im Wald war es noch gegangen, da war man einfach nur dauernd nass gewesen, aber kaum waren sie aus dem Wald heraus hatte sich zu dem Regen ein stetiger kühler Wind gesellt.
    So war Selicia nicht nur ständig nass, sondern auch völlig verfroren gewesen. Entsprechend schlecht war schon so ihre Laune, als sie ihren mickrigen Lohn in Empfang nahm. Warum glaubten die eigentlich immer alle, dass man eine Frau schlecht bezahlen konnte, nur weil sie eine Frau war? Hätte es einen Angriff gegeben wäre Selicia wesentlich schneller an den Gegnern gewesen und hätte nicht erst ein nervös tänzelndes Pferd beruhigen müssen. Aber wie auf der Reise davor hatten sich die Banditen und Strauchdiebe schön bedeckt gehalten.
    Jetzt ballte Selicia, zurück in Logond, ihre Fäuste, um ein wenig Wärme in die eiskalten und gefühllosen Finger zu bringen. Als wenn der Regen nicht schon so mehr als ein Ärgernis gewesen war, hatten ihre Panzerhandschuhe ihn überhaupt nicht vertragen und dann waren da noch so einige Dellen, die dringend ausgebessert werden mussten. Von den Lederschnüren ganz zu schweigen. Auch wenn sie es so häufig wie möglich einfettete, irgendwann riss auch das beste Leder und am rechten Handschuh war es kurz davor.
    Seufzend machte sich Selicia auf den Weg zu einem Schmied. Einer der Söldner hatte ihr einen empfohlen, einen Zwergen, der wirklich etwas von seinem Handwerk verstand. Hoffentlich war er nicht zu teuer, sonst musste sie weiter mit nicht wirklich einsatzbereiten Waffen herumlaufen. Das war eine Vorstellung, die der Söldnerin so gar nicht gefiel. Die Schmiede zu finden stellte kein großes Problem dar, schon aus einiger Entfernung konnte Selicia das regelmäßige Klank, Klank des Schmiedehammers hören.
    Sie wäre trotzdem beinahe daran vorbei gelaufen. Es war keine offene Schmiede, wie man sie sonst kannte. Augenscheinlich mochte der Zwerg es lieber geschlossen. Selicia warf einen kurzen Blick in den Himmel, um die ungefähre Zeit abzuschätzen. Es war später Nachmittag, aber das hielt sicher so einen Schmied nicht von der Arbeit ab. Was sie bisher von den Zwergen gehört hatte, waren sie sehr fleißig und hatten so einiges auf dem Kasten. Wie es so ihre Art war stieß Selicia die Tür zur Schmiede schwungvoll und ohne anzuklopfen auf.
    Immer noch war sie verfroren und nass, entsprechend war ihr die entgegenschlagende Wärme mehr als lieb. Ohne ein Wort der Einladung abzuwarten trat sie ein und schloss die Tür hinter sich wieder. Nur ein paar Schritte entfernt stand ein blonder Mann, der sie missbilligend musterte. Selicia wusste wohl, wie sie aussah. Heruntergekommen, nass und nicht gerade vertrauenserweckend. Das störte sie an sich auch nicht, aber so wie er die Nase rümpfte sah er auf sie hinab und das mochte sie gar nicht.
    Der Meister der Schmiede stand am Amboss und formte gerade augenscheinlich ein Schwert. Mit Bedauern glitt Selicias Blick über den Rohling, bis sie sich wieder eine gute Klinge leisten konnte würde wohl einige Zeit vergehen. Gerade wollte die Söldnerin das Wort ergreifen als der blonde Mann sie harsch anfauchte. "Siehst du nicht das der Schmied beschäftigt ist, Weib?! Komm gefälligst wann anders wieder!" Selicias Augen wurden schmal und wie eine Raubkatze näherte sie sich dem vorlauten Mistkerl, um sich dann vor ihm aufzubauen.
    "Pass auf was du sagst, Lackaffe! Sonst mach ich Rührei aus deinen Eiern und schmeiß dich draußen in den Dreck, kapiert?!" Auf so eine Gegenwehr war er wohl nicht vorbereitet, zumindest wenn man sich seine stark rot verfärbende Gesichtshaut beachtete. Selicia drehte sich einfach um und ließ ihn da stehen. Der Schmied bearbeite weiter den Rohling, was auch besser war, im Moment durfte er nicht abkühlen und musste geformt werden. Entsprechend stellte sich die Söldnerin nah an die Esse und streckte ihre Hände über die glühenden Kohlen aus. Genießerisch schloss sie die Augen und genoss die Wärme, die die Kälte endgültig aus ihren Gliedern vertrieb. Ihre Kleidung dampfte sogar leicht.
    "Ich habe ein Paar Panzerhandschuhe die ausgebessert werden müssen, Schmied. Was willst du dafür haben?" Es gab keinen Schmied der einen Auftrag ablehnte und Selicia wusste gern, woran sie war. Als sie zur Seite blickte sah sie einen großen Hammer an der Wand hängen. Selbst von ihrer Position aus sah sie, dass der gut gearbeitet und wertvoll war. Bewundernd nickte sie in die Richtung der Waffe. "Ein wirklich eindrucksvolles Stück. Deine Arbeit?", fragte sie anerkennend.

  • Verwundert und wütend zugleich fuhr der Zwerg in die Richtung herum, aus der die Stimme gekommen war; er hatte gar nicht mitbekommen, dass jemand seine Schmiede betreten hatte. Wie er sah, gehörte sie einer jungen Menschenfrau mit blondem Haar, die sich die Hände über seiner Esse wärmte. Missmutig grummelte er. Ein Mensch in seiner Schmiede war genug. Andererseits musste er sie sowieso jeden Tag ertragen, da machte dieses Exemplar auch nichts aus. Sie war sogar ganz hübsch – zumindest nach Menschenverhältnissen, für einen Zwerg war sie um einiges zu groß.
    Er beschloss, sich auf ein Gespräch einzulassen. Der Mann mit dem blonden Haar knurrte zwar genervt, gab aber kein Wort der Widerrede von sich. Dhoru grinste. Sollte der Aufpasser sich doch in den Arsch beißen, ihm konnte es egal sein. Das Schwert war von der Form her bald fertig, und er konnte es nachher noch immer zurück in die Esse legen, um es wieder zum Glühen zu bringen.
    »Nein«, sagte er daher und schüttelte den Kopf. Den Schmiedehammer wiegte er kurz in der Hand und stellte ihn dann zu Boden. Die Frau sah zu ihm hinüber und warf ihm einen abschätzigen Blick aus Augen zu, bei denen er kurz stutzte. Sie waren beinahe schwarz und hatten etwas wildes an sich, über einem verlief eine kleine Narbe. Bei genauerem Hinsehen fielen ihm auch die vielen geflochtenen Zöpfe auf, aus denen ihre Haarpracht bestand. Ein etwas anderer Mensch, wie es schien, keiner von diesen verweichlichten Jammerlappen. Vielleicht konnte es ja doch noch ein interessanter Tag werden.
    »Ein altes Familienerbstück. Schon seit Generationen.«, erklärte er und schlenderte zur Esse hinüber. Auch er hielt die Hände über die Esse. Kalt war ihm nicht, er wollte die Frau nur ärgern, denn sie musste sich im Gegensatz zu ihm bücken. Nun, zumindest tat sie es, das Feuer war heiß genug, dass die Wärme auch auf größere Entfernung gereicht hätte. »Ich wünschte, ich könnte es mein Werk nennen, doch fürchte ich, dass meine Kunst dazu nicht ganz ausreicht. Auch wenn ich mich natürlich nicht schlecht machen will, das schadet dem Geschäft.« Wieder grinste er die Frau frech an, dann zog er eine buschige Augenbraue hoch und fragte: »Ihr hattet etwas von Panzerhandschuhen gesagt … dürfte ich einmal einen Blick darauf werfen?«

  • Der Schmied war wohl so in seine Arbeit vertieft gewesen, dass er Selicia überhaupt nicht bemerkt hatte, bis sie ihn ansprach. Ein grummeliger Zwerg wie es aussah, aber da war die Söldnerin ganz andere Formate gewöhnt. Daher störte sie sich auch nicht wirklich daran. Als er ihr dann erzählte, dass es sich um ein altes Familienerbstück handelte und er noch lange nicht in der Lage war, solche Perfektion zu erzielen, erschien ein amüsiertes Lächeln auf Selicias Lippen. Vermutlich war der Zwerg der beste Schmied in ganz Logond und das mit Abstand.
    Es würde sie auch nicht wundern, wenn manche seine schlechte Arbeit schon als Meisterwerk bezeichnen würden. Der Schmied trat zu ihr und hielt seine Hände ebenfalls über die Esse. Im Gegensatz zu ihr musste er natürlich nicht in die Knie gehen, aber das war Selicia herzlich egal. Ihr war immer noch eiskalt und feine Dampfschwaden waberten von ihrer Kleidung empor. Und schon kam der Zwerg aufs geschäftliche zu spechen.
    Ehe Selicia antwortete drehte sie der Esse den Rücken zu, um sich diesen auch mal zu wärmen. Es tat so verdammt gut das die Kleidung, die bisher an ihrem Körper geklebt hatte, sich wieder löste. Jetzt hatte die Söldnerin allerdings den unangenehmen anderen Gast des Zwergen im Blick und ihre dunklen Augen wurden schmal, eine eindeutige Herausforderung. Sie konnte den Kerl nicht leiden und hätte nichts gegen eine zünftige Schlägerei gegen ihre schlechte Laune einzuwenden.
    Anstatt das aber weiter zu provozieren löste sie die beiden Handschuhe von ihrem Gürtel und reichte sie dem Zwerg. "Sie sind ein wenig mitgenommen und auf der letzten Reise ging es tagelang nur durch Regen und ich hatte nichts zur Pflege dabei. Das Leder an dem einen sieht aus, als wenn es noch einmal tragen nicht verkraften wird."
    Die Handschuhe hatten wirklich schon einiges mitgemacht, immerhin benutzte Selicia sie dazu, schmerzhafte Schläge auszuteilen. Auf ein Schwert musste sie ja vorerst verzichten und irgendwie war sie auch recht zufrieden damit. Immerhin sah niemand in den Handschuhen eine Waffe, besonders nicht in den Händen einer Frau. "Ich hoffe, das lässt sich schnell beheben. Ich will mir spätestens morgen eine neue Arbeit suchen und es kann sein, dass ich die Stadt dann sehr schnell wieder verlassen muss. Und ohne meine Handschuhe brauch ich gar nicht erst versuchen einen Händler davon zu überzeugen, dass ich als Söldnerin was tauge."
    Selicia drehte sich wieder um und wärmte sich wieder die Hände über der Esse, dieses Mal ging sie nicht in die Knie. Ganz langsam wurde es besser und die angespannten Muskeln lösten sich.

  • Dhorugar nahm die Handschuhe entgegen und begutachtete sie prüfend. »Gute Arbeit«, lobte er, »aber, wie Ihr schon sagtet, sehen sie sehr mitgenommen aus. Was sich allerdings schnell wieder beheben lassen dürfte.«
    Die Panzerhandschuhe reichten der Frau wohl bis knapp über das Handgelenk. Sie bestanden aus unzähligen gegeneinander verschiebbaren Stahlplatten, verbunden durch lederne Schnüre und ausgeklügelte Gelenke. Innen waren sie gefüttert, damit sie angenehmer zu tragen waren und nicht dem Träger selbst schadeten.
    »Oh ja, ausgezeichnete Arbeit, möchte man fast sagen.«, fügte er dann nachdenklich hinzu, »Hier und da setzt sich schon der Rost ab und die Lederschnüre sind gerissen oder werden es zumindest bald tun, das Futter ebenfalls. Es wird also eine Weile Zeit in Anspruch nehmen sowie einen angemessenen Preis haben.« Der Zwerg legte eine kurze Pause ein. »Eineinhalb Drachen, würde ich sagen. Dann habt Ihr sie bis morgen zurück, und sie werden aussehen wie neu.«
    »Das kommt nicht in Frage!«, mischte sich der blonde Mann mit wütender Stimme ein und stapfte heran. Er hatte sichtlich Respekt vor der Söldnerin, doch das hielt ihn anscheinend nicht von seinem Protest ab. »Mein werter Herr Zwerg, Ihr habt im Moment keine Zeit, andere Aufträge anzunehmen als den meines Herrn. Dieses Weib kann sich einen anderen Schmied suchen, der ihrer Klasse eher gleichkommt. Und jetzt begebt Euch bitte zurück an die Arbeit, die Waffe schmiedet sich nicht von selbst und …«
    Mit einer abfälligen Geste schnitt Dhorugar ihm das Wort ab. »Natürlich werde ich das Schwert zu Ende bringen. Morgen mache ich damit weiter, heute sind die Handschuhe dran. Auf dieses bisschen Zeit wird es deinem Herrn doch wohl auch nicht ankommen, und wenn, dann hätte er dich ja auch früher schicken können.« Dhorus süffisantes Grinsen schien den Kerl zur Weißglut zu treiben, doch schließlich presste er einen unverständlichen Fluch zwischen den Lippen hervor und machte sich auf den Weg nach draußen. Dhoru musste immer noch grinsen, als die Türe mit einem lauten Geräusch wieder zufiel.
    »Ihr habt es gehört, ich nehme Euren Auftrag an. Ihr scheint – ehrlicher zu sein als dieser Lackaffe, aus einem ganz anderen Holz geschnitzt. Eine Söldnerin? Na, das sieht man auch nicht mehr allzu oft heutzutage. Darf ich mir dann vielleicht die Frage erlauben, warum Ihr außer diesen Handschuhen keine Waffen bei Euch tragt? Nicht einmal ein Schwert scheint Ihr zu haben …«

  • Das der Zwerg die Qualität der Handschuhe lobte war Selicia ein wenig peinlich. Sie war damals einfach zum Schmied gegangen und hatte sich die Erstbesten ausgesucht. Es waren immerhin Gebrauchsgegenstände und was konnte man bei Panzerhandschuhen schon falsch machen, wenn sie gut saßen und sowieso nur dazu da waren, um ihre Argumente schlagkräftig zu unterstützen? Bei der Erwähnung des angemessenen Preises wurden die Lippen der Söldnerin schon etwas schmaler und als er dann eineinhalb Drachen für seine Arbeit verlangte zuckten ihre Mundwinkel verräterisch.
    Für ihre Verhältnisse war das teuer und neue Stiefel konnte sie damit auch erst mal vergessen, aber die Handschuhe waren an ihrer Ausrüstung das Wichtigste. Ohne war sie für Söldner und Banditen nur eine Frau, zwar eine die immer noch gut zuschlagen konnte, aber sie hätte ihren ganzen Vorteil verspielt. Als wenn das nicht schon genug war, mischte sich der bisher schweigsame Blonde ein und ging den Zwergen regelrecht an, was ihm denn einfallen würde, die Arbeit an der Waffe für seinen Herrn liegen zu lassen. Was Selicia aber eher dazu brachte wie eine Raubkatze auszusehen, die sich gleich auf ihren viel kleineren Kontrahenten stürzte, war die Betonung auf den Worten, dass sie sich einen Schmied suchen sollte, der eher ihrer Klasse entsprach.
    Zum Glück des blonden Mannes bekam er ziemlich was von dem Zwergen zu hören und zog dann den Schwanz ein. Selicias Fäuste hatten sich schon geballt und sie war kurz wirklich versucht, dem Kerl zu folgen, um ihm mal auf ihre Art die Meinung zu sagen. Allerdings sprach der Schmied sie da schon wieder an und teilte ihr, sozusagen offiziell, mit, dass er ihren Auftrag annehmen würde. Dann kam allerdings die unvermeidliche Frage nach einem Schwert, da man ja keine offensichtlichen Waffen bei ihr sehen konnte. Selicias Lippen zuckten leicht bei der Erinnerung daran, wie sie die Klinge ihres Vaters hatte verkaufen müssen.
    "Ich hätte dem Kerl gerne auf meine Art noch die Meinung gesagt, aber dann hätte er wohl zu seinem Herrn kriechen müssen. Wäre wohl nicht so gut gewesen." Die Söldnerin sprach nicht gerne über den Verlust des Schwertes, weil sie es wie eine persönliche Schwäche empfand, dass sie es hatte veräußern müssen. Mit einem fast verschwörerischen Lächeln deutete sie daher lieber auf die Handschuhe. "Du hältst meine Waffen gerade in den Händen, Schmied. Das ist keine sinnlose Rüstung an den Händen." Selicia ballte eine Faust, um es dem Schmied zu verdeutlichen. "Ich kämpfe mit Fäusten und Tritten. Oder damit, mir die Waffen meiner Gegner zu holen, wenn sie nicht damit rechnen. Und damit ich mehr Wucht in meinen Angriff legen kann trage ich die Handschuhe. Außerdem schützt es die Hände etwas, wenn man einen Gegner entwaffnet."
    Wie beiläufig schlenderte Selicia zu dem Kriegshammer an der Wand und betrachtete ihn. So von nahem sah man die gute Verarbeitung und die feinen Verzierungen wesentlich besser. Ein wirklich schönes Stück. "Ich hatte auch mal sowas. Also keinen Hammer, aber ein Schwert. Es war eine einfache, gute Klinge. Hat meinem Vater gehört. Ich war... gezwungen sie zu versetzen." Das gab sie wirklich nicht gerne zu, aber vermutlich hatte der Zwerg da am ehesten Verständnis für. Oder gar keines.
    Selicia drehte sich um, der Moment der augenscheinlichen Schwäche war vorbei. "Also dann. Ich komme morgen vormittag wieder und hole mir die Handschuhe ab, das Geld bringe ich dann auch mit." Mit einem Kopfnicken zum Abschied machte sich die Söldnerin auf den Weg zur Tür und öffnete diese. Es goss in Strömen. "Oh, toll,", knurrte sie leise und mehr für sich "Ich war ja gerade mal trocken." Seufzend schickte sie sich an, die Schmiede zu verlassen, damit der Zwerg in Ruhe seiner Arbeit nachgehen konnte.

  • »Halt!«, sagte Dhoru, noch bevor die Frau hinausgetreten war. »Ihr kämpft also wirklich nur mit diesen Handschuhen? Das ist ungewöhnlich!«
    Er war beeindruckt von dieser Menschenfrau, die wohl mehrere gute Männer aufwog, wenn es ans Eingemachte ging. Und irgendwie empfand er eine seltsame Verbindung zu ihr, ein Band, das zwar dünn und zerbrechlich, aber trotzdem da war. Er war sich eigentlich sicher, sie nie zuvor gesehen zu haben. Das konnte es also nicht sein.
    Vielleicht war es aber die Ähnlichkeit ihrer beider Lage. Wehmütig sah er zu Tyrumak an der Wand. Diese Waffe hatte seinem Vater gehört. Die Menschin hatte die Waffe ihres Vaters verloren, bei ihm war es andersherum. Doch warum sollte sie das Schwert ihres Vaters besitzen? Er seufzte, sein Blick wanderte wieder zu der Frau, die ihren Namen noch immer nicht gesagt hatte.
    Er musste innerlich mit sich ringen, doch dann sagte er: »Ich … ich könnte Euch ein Schwert besorgen. Umsonst, meine ich. Der Kerl von gerade eben zahlt mir mehr als genug …«
    Dhoru brach ab und sah die Frau abwartend an. Er wusste nicht, was ihn da eben überkommen hatte. Doch rückgängig machen ließ es sich nicht mehr. »Es wird natürlich nicht die Waffe Eures Vaters ersetzen können, aber …« er seufzte. Es kam nicht oft vor, dass ihm die Worte fehlten, nämlich nur dann, wenn ihn sein früheres Leben einholte. Man sagte, ein Zwerg sei hart und unerschütterlich wie Stein, doch jedes Wesen hatte seine Schwachstelle, selbst ein Drache. »Könntet Ihr mir mehr über ihn erzählen?« Er legte die Handschuhe auf den Amboss und nahm sich vor, sie so gut wie möglich zu richten.

  • Selicia hatte absolut nichts dagegen einzuwenden, noch ein wenig länger in der warmen Schmiede zu verweilen, das war draußen ja ein Wetter bei dem man nicht mal den räudigsten Köter vor die Tür jagte. Entsprechend schwungvoll ließ sie die Tür auch wieder zuschlagen, damit das Nasse ja draußen blieb. Weg von ihr. Grinsend sah sie den Schmied an. "Ganz genau das. Mein Vater hat mich den Kampfstil unserer Familie gelehrt, ist zwar nichts besonderes, aber eines Tages werden ihn alle kennen." Die Worte klangen völlig selbstverständlich, als wenn sie nicht im geringsten daran zweifeln würde, eines Tages so bekannt zu sein, das jederman ihren Namen kannte.
    Diese Selbstverständlichkeit wich dann allerdings schnell völliger Verblüffung.Der Schmied... bot ihr ein Schwert an?! Nachdenklich fuhr sich Selicia mit der Zungenspitze über die Schneidezähne. "Das... ist ein verdammt gutes Angebot...", begann sie zögerlich und fuhr sich mit der Hand durch die noch von der Nässe strähnigen Haare. Allerdings war es mit den Merkwürdigkeiten noch nicht vorbei, jetzt fragte er nach ihrem Vater. Selicia atmete einmal tief durch und kam dann zurück zur Esse. Eigentlich vermied sie es ja, mit jemand Fremden über so etwas zu sprechen...
    "Er war ein einfacher Mann. Söldner. Sein Vater hat ihn unterrichtet, genau wie er mich. Hat mich dazu noch alleine großgezogen. Immer ein anständiger Kerl. Und vor einem Jahr lief er dann in einen Hinterhalt..." Nachdenklich starrte Selicia auf das Züngeln der Flammen, unbewusst hatte sie die Arme um den Oberkörper geschlungen. Vor ihrem inneren Auge sah sie deutlich, wie ihr Vater getroffen von mehreren Pfeilen zu Boden stürzte und einfach nicht mehr aufstand. Sonst war er immer wieder aufgestanden, aber nicht dieses Mal.
    "Naja, ist auch schon eine Weile her. Sein Schwert war ein einfaches Langschwert aus gutem Stahl. Er hat es immer gepflegt und scharf gehalten. Von daher ist es leicht zu ersetzen, ihm würde nur fehlen, dass es voher halt nicht meinem Vater gehört hätte." Verlegen strich sich Selicia über den blonden Schopf. Im Grunde schenkte der Schmied ihr ein Schwert im Gegenzug für ihre Geschichte, das war eigentlich mehr als nur fair. Und ein Schwert einfach so zu nehmen, ohne Gegenleistung... Dafür zog die Erziehung ihres Vaters zu sehr und Selicia hatte gerade ihr Ehrgefühl wieder gefunden, da wollte sie es nicht wieder sofort verlieren.