Starraider - Die Sternenjäger (Arbeitstitel)

Es gibt 170 Antworten in diesem Thema, welches 65.386 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (11. Mai 2017 um 10:05) ist von Wysenfelder.

  • Hallo beisammen!

    @Kyelia

    Da bleibt mir nichts anderes zu sagen, außer: Dankeschön! Offenbar haben wir bei dir alles erreicht, was wir erreichen wollten! :D


    @melli

    Bei Narrow und seiner Truppe stehe ich vor dem Rätsel: wer sind die und was machen sie eigentlich?
    Einerseits hört sich R3 "seriös" an, aber ihre Kontakte zu diesem Unterwelttypen, die "Alte Bess" und das Ganze drum und dran lässt mich eher an Glücksritter oder "Piraten" glauben

    Glücksritterpiraten unter seriösem Deckmantel Deckmantel. Du bist da einer ganz heißen Sache auf der Spur! Denn mehr ist es auch nicht. Immerhin müssen sich auch Glücksritter irgendwie ihre Brötchen verdienen. ;)


    Was ich allerdings "komisch" finde: Narrow und seine Truppe wollten den Leuten, die sie abgeschossen hatten, vortäuschen, dass sie tot sind.
    Trotzdem gebrauchen sie überall ihre richtige Namen. Das wird es evtl Verfolgern leicht machen, ihre Spur aufzunehmen. So kann Ellis Vater genau beschreiben, mit welchem Schiff sie abgehauen sind, oder?

    Da sprichst einen verdammt guten Punkt an, der mir zugegebenermaßen bisher nie aufgefallen ist. Aber natürlich hast du recht und nach einigem Grübeln habe ich mich dazu entschlossen, folgendes zu tun: Ich habe in einem vorigen Beitrag (Szene auf dem Klo des Bulletproof) Morg explizit die Apollo Ships Inc. erwähnen lassen, wodurch mMn Narrow nun denken muss, dass er bei Trevor Stirling nur dann zum gewünschten Schiff kommt, wenn er ihm gegenüber auch seine wahre Identität freigibt. Auch dazu habe ich im aktuellen Beitrag noch ein zwei Sätze hinzugefügt. Ich hoffe, das Problem ist damit gelöst und die Situation etwas glaubwürdiger.


    Vielen Dank für alle Kritiken und Anregungen!

  • [Elenora]

    Ihr Lachen verebbte in ein leises Grunzen als sie all die vernichtenden Blicke auffing, die sie strafend trafen. Einzig der Junge grinste hinter vorgehaltener Hand.
    „Was denn?!“, stieß sie hervor und hob die Arme ausladend, „Ich darf mich doch wohl noch freuen, wenn wir Spatzenhirn McCardiff das Schiff unter’m Arsch wegschnappen? Und das auch noch legal!“, wieder lachte sie in ansteckendem Tonfall, doch die Mienen der drei Herren blieben eisig. Einzig in Narrows linkem Auge glaubte sie einen Funken Vergnügen zu entdecken, der jedoch so schnell aufglomm wie er wieder erlosch. Er richtete sich kurzerhand an ihren Vater:
    „Wenn ich also richtig verstanden habe, hat Ellie-“, diesen Namen ließ er sich offenbar auf der Zunge zergehen, während er dabei ihren zerknirschten Blick auffing. Es klang definitiv nach einem Mädchen. Sie war aber kein Mädchen, sie war Gecko!, „-jene Kühlleitungen nicht richtig repariert? Wie schnell ist die gute Sim-80 denn flugtüchtig?“
    Nun war es ihr Vater, der sich ein hämisches Grinsen der Genugtuung nicht verkneifen konnte.
    „Tut mir Leid, die Herren. Es scheint als würde vor morgen nichts zu machen sei-“
    „Pha, Blödsinn“, quatschte Gecko dazwischen, „Gebt mir zwei Stunden und wir können starten.“
    Erneut geriet Stirlings Blutdruck in Wallung. „Zwei Stunden?! Willst du mich verarschen, Mädchen? McCardiff musste bereits fünf Tage warten und du sagtest es dauere mindestens nochmals zwei!“
    Gecko schnaubte trocken, während sich die Blicke wieder auf sie richteten. „Verscherz‘ es nich‘ mit dem Mechaniker. Das solltest du deinen Kunden in Zukunft raten, Paa“
    „Duuu!“, zornig und mit hoch-rotem Kopf trat er mit erhobener Hand auf Gecko zu. Zu ihrer Überraschung trat Jones dazwischen. „Niemand legt Hand an meine Crew. Wenn hier jemand Ohrfeigen verteilt, dann bin ich das.“, meinte er ruhig aber eindringlich, „Ansonsten können Sie bei Morgan Opus Beschwerde einreichen.“
    Stirlings Miene erstarrte, während minim die Farbe aus seinem ohnehin viel zu rotem Gesicht wich. Es schien deutlich abzukühlen. Nach ein paar Sekunden des angespannten Schweigens wandte sich Narrow an Gecko.
    „Wir richten uns an Bord ein. In genau zwei Stunden wird Ted die Motoren anschmeißen. Sollten dann noch Probleme auftauchen, suchen wir uns einen anderen Mechaniker. Cooper, Ray, Foxtrott oder sonst irgendein Angestellter hier. Klar?“
    „Glasklar“, gab sie mit einem knappen Nicken zur Antwort und wandte sich direkt um.
    Erst mal musste sie ihren Kram holen. Nunja, wirklich viele Besitztümer hatte sie nicht, dennoch wollte sie das Wichtigste zusammenpacken.
    Während sie den Weg in Richtung Lagerhalle einschlug, liess ihr etwas keine Ruhe. Narrow hatte Morgan Opus erwähnt. Ein zwielichtiger Kerl, von dem man nur hinter vorgehaltener Hand sprach. Das gefiel ihr nicht...
    Ihr Frachtcontainer stand im hinteren Teil der Lagerhalle im zweiten Stock. Das orange Blechkonstrukt diente lediglich dazu, dass man sie beim Schlafen nicht sehen konnte. Die mickrigen zwölf Quadratmeter reichten gerade mal für eine Matratze, eine Kommode, einen Schreibtisch und einen großen, zweiflügligen Spind.
    Sie griff nach der Schiebetür, zog sie bei Seite und betrat ihre Wohnung. Der Lack an den Innenwänden war kaum mehr vorhanden und wo er noch für etwas Farbe sorgte, blätterte er in großen Stücken ab. Die Wände waren stattdessen spärlich mit einigen Raumschiffpostern dekoriert worden, die jedoch bereits einige Risse aufwiesen und merklich vergilbt waren. Ein jedes zeigte die neusten Modelle der Allianzkreuzer ihres Quadranten. Eines schnittiger als das andere.
    Während sie diese normalerweise stundenlang träumend betrachtete, würdigte Gecko sie diesmal keines Blickes. Stattdessen stiefelte sie direkt an die hintere Wand zur nicht minder in die Jahre gekommenen, blauen Metallkommode und zog quietschend eine Schublade nach der anderen auf, um deren Inhalt in eine abgewetzte, schwarze Tasche zu packen. Dasselbe geschah mit dem Inneren des Spinds.
    „Du gehst ohne dich zu verabschieden?“, ertönte plötzlich die durchaus attraktive Stimme eines Mannes vom Eingang des Containers her. Gecko zuckte innerlich zusammen, doch ließ sie sich nichts anmerken. Stattdessen gab sie ihm eine knappe Antwort ohne aufzusehen.
    „Wüsste nicht, was ich dir noch zu sagen hätte, Raul.“
    Mühselig zog sie die beiden Seiten des veralteten Zippverschlusses zusammen, um ihn Stück für Stück weiter zu schließen. Unterdessen näherten sich Schritte vom Eingang in ihre Richtung.
    „Wie wär’s mit Ich verzeih dir deinen dummen, kleinen Fehler und werde nicht Hals-über-Kopf mit drei verbrecherischen Gestalten unüberlegt das Weite suchen, was ich in Zukunft mit Sicherheit bereuen werde?
    Gecko hielt inne und schaute dem hochgewachsenen, ansehnlichen Kerl nun direkt in seine dunklen Augen. Auch wenn die Beleuchtung in ihrem Container nicht sonderlich viel hergab, bemerkte sie seine fordernde Haltung deutlich. Er überragte sie gut und gerne um einen Kopf und stand nun kaum mehr zwei Meter von ihr entfernt. Ein Dreitagebart zierte seine kantigen, braungebrannten Züge und verlieh ihm einen noch exotischeren Ausdruck.
    Kleiner, dummer Fehler?“, knurrte sie in giftigem Ton, „Du meinst doch nicht etwa die Sache, bei der du mich mit dieser Hure Candy aus dem Bulletproof betrogen hast?“
    Er strich sich das schulterlange Haar hinter die Ohren und schnalzte mit der Zunge.
    „Sie hieß Cindy, aber ja. Genau diese Sache. Hey, wir hatten uns gezofft, ich war betrunken und hatte Bedürfnisse… Es war’ne einmalige Sache. Das sag‘ ich dir jetzt schon seit Wochen.“
    Raul Gonzales. Schon als er vor drei Monaten bei Apollo Ships Inc. anfing, hatte er ihr den Kopf verdreht. Sein verwegenes Äußeres und seine verführerische Art, die kein Nein zuließ, hatten ihr bereits beim ersten Sichtkontakt alle Sicherungen durchschmoren lassen. Sie hatte sich auf das Abenteuer eingelassen und war – welch Überraschung – auf die Nase gefallen. Dummerweise war er einer dieser Kerle, die immer das wollten, was sie nicht haben konnten und er war einer der besonders hartnäckigen Sorte, da ihm wohl schon als Kind eingetrichtert worden war, dass ihm die Welt zu Füssen läge. Ihre Blicke trafen sich. Sein Verlangen auf ihre pure Abneigung.
    „Und ich sag‘ dir schon seit Wochen, dass du mich endlich in Ruhe lassen sollst! Aber dieses Problem wird sich nun ja von alleine lösen.“
    Mit einem letzten Ruck schloss sie die große Tasche und schulterte sie, um an Gonzales vorbei zu gehen, doch dieser dachte nicht daran, bei Seite zu treten. Stattdessen stellte er sich ihr in den Weg.
    „So einfach wirst du mich nicht los, Schätzchen. Noch nie hat eine nein zu mir gesagt und du wirst auch nicht die erste sein“, er versuchte ihr galant aber bestimmt die Tasche aus der Hand zu nehmen, doch sie hielt sie hartnäckig fest. Er trat einen Schritt auf sie zu und setzte einen verführerischen Blick auf. „Stell dir vor, dieser Prachtskörper ein letztes Mal im Schweiße der Lust bebend über dir zu wissen während dein Herz immer schneller schlägt und du nach noch mehr lechzt…“
    Während die Worte schnurrend über seine Lippen kamen, trat er noch näher an sie heran und versuchte sie um die Hüfte zu fassen um sie an sich zu ziehen. Dass er immer wieder einen leicht nervösen Blick auf ihre Hände warf, war ihr keineswegs entgangen. Direkt diese Befürchtung ausnutzend ließ sie ihre Handschuhe aufglühen und sah ihn finster an, während er ihren steifen Körper eng an seine Hüften presste wo sich bereits eine gewisse Wölbung abzeichnete.
    „Lass mich los. Ich würde dich ungern im ganzen Container verteilen, Raul. Noch kannst du heil aus der Sache raus kommen.“
    Ihre Stimme troff vor Abscheu und man konnte deutlich sehen wie es in seinem kleinen Hirn ratterte, nur war er offensichtlich nicht in der Lage einen vernünftigen Entschluss zu fassen. Stattdessen griff er grob nach ihren Handgelenken, um ihre Hände von sich zu weisen, während er sie mit seinem ganzen Körpergewicht gegen die Containerwand zurückdrängte. Eingequetscht und überrumpelt rang sie einen Moment nach Luft. Sie hatte den richtigen Zeitpunkt verpasst. Gonzales brachte mindestens ihr doppeltes Gewicht auf die Waage und aus seinem schraubzwingenartigen Griff gab es kein Entrinnen.
    „Dann werde ich mir einfach nehmen wa-AAH!!“, weiter kam er nicht, denn kaum hatte Gecko ihre Sinne wieder beisammen, rammte sie ihr Knie energisch in seine Weichteile. Er ließ ruckartig ihre Handgelenke los und sank schmerzhaft aufstöhnend auf die Knie während seine Hände in Richtung der zermalmten Kronjuwelen zuckten. Seine Augen drehten sich vor Pein in den Höhlen, doch Gecko ließ nicht von ihm ab. Ihre Handflächen glühten eisblau auf, was ihre zornerfüllten Gesichtszüge in ein totenblasses Licht tauchte. Ein gewaltiger Stoß erfasste ihn, riss ihn von den Knien und schmetterte ihn mit lautem Krachen rücklings gegen die gegenüberliegende Containerwand wo er von der unsichtbaren Kraft regungslos festgehalten wurde. Die gleissenden Handflächen auf den benommenen Angreifer gerichtet, trat Gecko langsam auf ihn zu.
    „Bete, dass du mir nie wieder über den Weg laufen wirst.“, knurrte sie sie finster, ehe sie die telekinetischen Handschuhe zum Erlöschen brachte und Raul, einem Mehlsack gleich, ächzend zu Boden platschte. Bebend und kaum hörbar brachte er noch ein paar Worte über die Lippen, ehe Gecko mit ihrer Tasche hastig aus dem Container verschwand…
    „Bete… dass du mir nie wieder über den Weg laufen wirst, Stirling“

    Ihre Tasche in eine Ecke des Maschinenraums werfend, verdrängte sie klopfenden Herzens das Geschehene mit eiserner Bestimmtheit und kümmerte sich um die falsch angeschlossenen Kühlleitungen, die zum Antriebsgenerator führten. Ihre Hände zitterten noch immer leicht. Eine leise, paranoide Stimme im Hinterkopf warnte sie immer wieder, wenn sie dem Eingang zum Maschinenraum den Rücken zudrehte um etwas zu montieren, weswegen sie immer wieder einen Blick über die Schulter warf. Auch wenn diese Mannschaft offensichtlich nicht ganz sauber war, nach dieser Sache wollte sie keines Falls hier bleiben.
    Als nach einiger Zeit die bullige Gestalt Ramirez‘ in der Luke auftauchte, war sie das erste Mal froh ihn zu sehen. Gonzales wäre definitiv zu feige, es mit ihm aufzunehmen.
    „Immer noch nich‘ fertig?“, schnauzte er sie im bärigen Brummton an, „Die zwei Stunden sind in zehn Minuten um!“
    „Dann nerv mich in zehn Minuten wieder. Du darfst gern auf’m Hocker Platz nehmen und mir zuhören, während ich’n dramatisches Liedchen trällere!“
    Kurz schielte Gecko unter der Maschine hervor, unter welche sie sich gerade manövriert hatte um an die zwei letzten, durchgeschmorten Sicherungen heranzukommen. Sie sah, wie er sich tatsächlich mit grimmiger Miene auf den Hocker setzte, welcher jämmerlich unter seinem Gewicht ächzte. Ihre Anspannung löste sich deutlich, auch wenn sie seinen finsteren Zügen mit ihrem Gepfeife keine Aufhellung entlocken konnte.

    Einmal editiert, zuletzt von Chnorzi (14. Juni 2016 um 14:20)

  • :thumbsup: gefällt mir gut. Der Teil gibt nochmal viel von Elli preis und ihr außerdem einen guten Grund, abzuhauen.

    Ihre Stimme triefte vor Abscheu und man konnte deutlich sehen wie es in seinem kleinen Hirn ratterte, nur war er offensichtlich nicht in der Lage, einen vernünftigen Entschluss zu fassen.

    ich bin mir nicht sicher, aber heißt es nicht troff? ?(

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Zitat von Melli

    ich bin mir nicht sicher, aber heißt es nicht troff?

    Ich war mir auch nicht sicher, aber ich habs jetzt mal geändert ^^

  • Toll, noch ein Verfolger mehr, Raul wird wohl seinen Worten Taten folgen lassen. Und Narrows Crew weiß noch gar nichts davon xD Auf dieses Wiedersehen bin ich jetzt schon gespannt.
    Was ich mich nur gefragt habe: Wurden die Handschuhe schon einmal näher beschrieben? Für mich waren das immer Teile, mit denen sie ihr Schweißgerät besser greifen kann. Aber nachdem Ellie jetzt schon zweimal ungeahnte Kräfte freigesetzt hat, wundert es mich, wieso sie solche Dinger immer trägt. Schließlich kann das auch mal ins Auge gehen :grinstare:

    Mach(t) mal mehr Fehler, damit ich auch was zu Tippen habe :D Alles super, am besten heute Abend schon Maxwells Part!

    "Sehe ich aus wie einer, der Geld für einen Blumentopf ausgibt, in den schon die Pharaonen gepisst haben?"

  • Zitat von Wysenfelder

    ber nachdem Ellie jetzt schon zweimal ungeahnte Kräfte freigesetzt hat, wundert es mich, wieso sie solche Dinger immer trägt. Schließlich kann das auch mal ins Auge gehen

    Tja oftmals überlegt man sich mehr als dass man schlussendlich tatsächlich niederschreibt. Mir fällt erst jetzt auf, dass ich zu den Handschuhen kaum etwas geschrieben habe! Werde ich nachholen, aber hier schon mal so viel: Die Handschuhe kennt man Tele-Kinetic-Gloves. TK-Gloves oder auch einfach nur TK-G. Normalerweise werden die verwendet, um schwere Teile zu heben, gerade als Mechaniker wie Ellie ein Muss. Sonst kann sie ihre Arbeit nur schlecht verrichten, da sie weder gross noch stark ist! Nun hat sie die allerdings zu einer Waffe modifiziert, sodass man die Energie auch auf "organisches Material" anwenden kann.
    Warum sie die immer trägt? Aus dem gleichen Grund, warum Narrow seinen Revolver hat, nur kann der nix durch die Lüfte schweben lassen :grinstare:

  • „Bete… dass du mir nie wieder über den Weg laufen wirst, Stirling“

    Klingt nach einem netten Versprechen und einer weiteren (hoffentlich) zerschmetternden Niederlage für dieses Arschlosch!

    Wie auch immer: guter Teil! Wieder ein paar Schmunzler :D
    Und Gecko gefällt mir immer besser :D
    Besonders weil sie einerseits keine Frau sein will, aber trotzdem natürlich ihre weiblichen Seiten hat ^^

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

    • Offizieller Beitrag

    Ein schöner Teil. Hat mir wirklich gut gefallen und Ellie macht einen super sympathischen und starken Eindruck auf mich. Sie lässt sich so schnell nicht in die Ecke treiben. ^^ Und was ist dieser Raul nur für ein Drecksack, blödes... sie hätte ihn nochmal treten sollen. :rofl:
    Ich mag ihre Handschuhe. Solche Dinger müsste ich mir auch besorgen. Gibt einige Leute, an denen ich die gern mal ausprobieren würde. :grinstare:
    Ein paar Komma-Fehler habe ich gefunden, aber mit dem Handy geht es schwer zu zitieren und so viele waren es auch nicht. War auch zu sehr von der Szene ergriffen, als dass ich sie zitiert hätte. :whistling:

    LG, Kyelia

  • [Narrow]

    Narrow wurde von einem Geräusch geweckt, das irgendwo aus den Tiefen des Schiffes drang. Die Lesebrille rutschte ihm von der Nase auf das in Leder eingeschlagene Buch, welches in seinem Schoß ruhte. Murrend rieb er sich die Augen. Die Brücke der Sim-80 war vereinsamt und dunkel. Still und schwarz füllte das All die breiten Frontscheiben. Narrow hatte es sich auf dem Sessel des Kapitäns gemütlich gemacht und war umgeben von einer wuchtigen Konsole. Nebst den nötigen Navigationssystemen wies die Steuereinheit noch eine Vielzahl an Monitoren UF, die alle möglichen Ecken und Winkel des Schiffes zeigten. Man bekam den Eindruck, der Besitzer dieses alten Kahns vertraute seiner Crew nicht.
    Während er den anderen Ruhe befohlen hatte, nachdem sie Luna-68 um ein paar Siks hinter sich gebracht hatten, war er selbst auf der Brücke geblieben und hatte sich auf die handschriftlichen Aufzeichnungen des ehemaligen Kapitäns gestürzt. Irgendwo zwischen diesen eng beschriebenen Zeilen hoffte er einen Hinweis darauf zu finden, wer ein Loch in die Außenhülle des Schiffes geschossen hatte. McCardiffs Schrift war zwar schön verschnörkelt, aber auch so furchtbar klein, dass das Lesen selbst mit Brille alsbald schmerzhaft wurde. Im dämmrigen Licht der Bildschirme, die nackten Füße hochgelegt, war Narrow, in seine Lektüre vertieft, eingeschlafen. Eingelullt vom sanften Vibrieren der Motoren und der immerwährenden Dunkelheit des Weltalls. Das Gestell wieder auf der Nase platzierend, beugte er sich über das Logbuch und suchte nach der Stelle, über der ihn der Schlaf geholt hatte. Es war irgendwo im Eintrag von vor fünf Tagen...

    „... wieder beim Stehlen erwischt. Diesmal war es einer der Gauner vom Roten Minas, denen noch nie zu trauen war. Wollte sich damit herausreden, dass er 'doch nur mal gucken' wollte. Doch Nummer Neun geht niemanden etwas an. Die Sicherheitsleute haben sich seiner angenommen und ihm diese Lektion eingetrichtert. Hoffentlich hat der Rest der verdreckten Bande es nun endlich verstanden. Hohlköpfe sind das – allesamt. Kein Wunder, so billig, wie die zu bekommen war...“

    Das leise Pochen aufkeimender Kopfschmerzen an der Schläfe verspürend, übersprang Narrow ein paar der folgenden Passagen bis zum gestrigen Tag...

    „... Pack gehört allesamt weggesperrt! Sie haben doch tatsächlich versucht, die Tür zu Nummer Neun aufzubrechen. Fünf Sicherheitsoffiziere waren nötig um die Bande zu stoppen. Sogar Schüsse sind gefallen! Kein nennenswerter Verlust zwar, aber dennoch! Sei es drum. Morgen werde ich die Sache los und kann sicher noch etwas mehr herausschlagen, als den ausgemachten Preis. Als erhöhter Gefahrenaufwand, sozusagen. Immerhin ist den Eierköpfen meine Verschwiegenheit bereits ein nettes Sümmchen wert gewesen, da sollten ein Paar Nullen mehr nicht wehtun…“

    Unter Nummer Neun vermutete Narrow Frachtraum Neun, den die Kameras allerdings leer zeigten. Offenbar war McCardiff seine Ware losgeworden. Ob vor oder nach dem Beschuss ließ sich nicht sagen.
    Er rieb sich die Augen und griff nach der Kaffeetasse, die er leer vorfand. Dankbar für die Ablenkung, klappte er das Logbuch zu, warf es auf die Instrumente, ließ die Brille in seinen tiefen Hosentaschen verschwinden und schwang sich vom Stuhl. Seine nackten Füße klatschten auf die Gitter am Boden, als er sich seinen Weg durch die Gänge bis zur Offiziersküche bahnte. Zwei Stockwerke tiefer lag die Crewkantine, doch nur hier oben gab es eine Kaffeemaschine. Ramirez konnte einen Kaffee zum niederknien kochen, doch der Bulle war nicht mehr wirklich er selbst. Gram wollte seine Augen nicht mehr verlassen und anstatt zu scherzen, murrte er nur noch oder suchte eine Schwäche an der Neuen. Mike hätte ihn wieder zur Räson bringen können, wäre er nicht...
    Narrow schwenkte die Kanne und zu seiner Freude hatte man ihm einen Schluck übriggelassen. Das dunkle Gebräu füllte seine Tasse schwach dampfend. Ein rasches Nippen reichte aus um ihn daran zu erinnern, dass nicht Ramirez gekocht hatte, sondern Ted. Immerhin war der Kaffee stark. Mit glühendem Glimmstängel im Mundwinkel, latschte er zurück auf die Brücke.
    Er stellte die Tasse dort wieder ab, wo ein brauner Fleck ihren angestammten Platz verriet und wollte gerade das Logbuch aufgreifen, da wurde sein Blick von einer Bewegung auf einem der Bildschirme angezogen. Es war der Maschinenraum und für einen kurzen wirren Augenblick glaubte Narrow Mike zu erkennen, der zurückgekehrt von den Toten, zwischen den massiven Anlagen hockte und vergnügt seine Arbeit verrichtete, als wäre nie etwas vorgefallen. Doch statt Mikes stoppeliger Glatze tauchte plötzlich ein wilder Lockenkopf im Bild auf. Narrow betätigte die Lautsprechanlage: „Na Kleines, kannst du auch nicht schlafen?“
    Sie hob den Kopf, wobei ihre Haare auf und ab tanzten, suchte und fand die Kamera. Narrow konnte ihr von den Lippen ablesen was sie im entgegen warf.
    „Du musst schon den kleinen gelben Knopf drücken, wenn du mit mir reden willst... Ellie.“
    Sie starrte ihn todbringend an, wandte sich schließlich kopfschüttelnd ab und widmete sich erneut einer offenen Luke in einem der riesigen Antriebsmotoren.
    Schmunzelnd klappte Narrow das Logbuch auf und blätterte wahllos darin herum, während er weiter zu ihr sprach: „Übrigens fand ich es sehr beeindruckend, wie du in exakt zwei Stunden die Kiste wieder zum Laufen gebracht hast. McCardiff hätte es sich wohl lieber nicht mit dir verscherzen sollen, was?“
    Er glaubte ein Nicken bei ihr zu erkennen und fuhr fort: „Apropos, dieser McCardiff scheint ja ein richtiger Sonnenschein zu sein. Sein Schiff ist eine Rostlaube, aber die Überwachungstechnik vom Feinsten. Er heuert halbe Piraten an, damit sie für einen Hungerlohn seine Waren transportieren, wundert sich aber, wenn sich herausstellt, dass sie tatsächlich zur Hälfte Piraten sind. Und dann die Eierköpfe, von denen hier die Rede ist. Immerhin ist den Eierköpfen meine Verschwiegenheit bereits ein nettes Sümmchen wert gewesen, da sollten ein Paar Nullen mehr nicht wehtun… Weißt du, wer damit gemeint ist?“
    Diesmal gab sie keine Regung von sich, die ihre Meinung verriet. Wenn sie etwas wusste, behielt sie es für sich, oder wusste ganz einfach nichts davon. Narrow zuckte mit den Schultern- „Wie dem auch sei. Ich wette der alliierte Justizapparat würde sich für einige der Aufzeichnungen hier sehr interessieren. McCardiffs Einstellung zu Menschenrechten ist offenbar recht... flexibel...“ Er wanderte mit dem Blick die engbeschriebenen Zeilen entlang, die er ohne Brille eh nicht lesen konnte, über den Rand des Buches hinaus zu den zahlreichen Bildschirmen, von denen sich einer urplötzlich in einen Sturm aus schwarzen und weißen Punkten verabschiedete. Kurz darauf folgte ein zweiter und beim dritten stand Narrow aufrecht, die Hand am Joystick um die Kameras nach Belieben zu drehen.
    Zuerst entdeckte er überhaupt nichts Ungewöhnliches und wollte alles schon auf marode Stromleitungen oder sogar Ratten in den Wänden schieben, da fiel ihm ein seltsamer Schatten an der Außenwand auf.
    Ein Schiff, dachte er und ihm sträubten sich die Nackenhaare. Jemand hat angedockt und ist nun hier drinnen... Jetzt wusste er auch welches Geräusch ihn aus dem Schlaf gerissen hatte.
    „Wenn du es genau wissen willst – McCardiff ist ein Arsch!“ Das war Ellie, die endlich den Weg zur Sprechanlage gefunden hatte. „Ich hätte ihm das Ding im Nu wieder flugtüchtig gemacht, wäre er nicht dazwischen gefahren, um mir zu erklären, wie ich meinen Job zu machen habe...“
    „Ellie...“, versuchte Narrow sie zu unterbrechen – erfolglos.
    „Wäre Paa nicht gewesen, hätte die alte Stinkmorchel den Kahn erst in 'nem Monat wiederbekommen, oder so. Mit Aufpreis!“
    „Ellie!“
    „Aber nein, Mister Stirling und Mister McCardiff sind ja dicke Freunde. Eigentlich können sie sich bis auf's Blut nich‘ ausstehen, außer wenn's ums Geld geht. Dann ist die Welt plötzlich wieder in Ordnung und überall springen kleine Einhörner über bunte Regenbögen und...“
    „ELLIE!“
    „Was ist?!“, keifte sie ihn an.
    „Sei still!“, befahl er ruhig und eisig. „Es sind Fremde im Schiff. Ich kann drei von ihnen ausmachen. Sie sind bewaffnet und offenbar auf dem Weg in den Maschinenraum. Ellie, verschwinde da!“
    Auf dem Bildschirm sah er, wie sie sich umdrehte und den Kopf zur Kamera hob. Aller Trotz war mit einem Mal fortgespült. Dann gingen die Lichter aus und im letzten Moment, bevor auch die Bildschirme erloschen, konnte Narrow noch zwei weitere bewaffnete Dreierteams ausmachen. Eines war auf dem Weg zu den Schlafräumen der Crew. Das andere steuerte auf die Brücke zu.
    Narrow löste die Luger im Halfter und betätigte den roten Alarm.

  • :stick:
    Der einzige Fehler, den ich finden konnte ist, dass es schon nicht mehr weiter geht.

    Normalerweise bin ich nicht so der SF Leser, aber eure Geschichte ist richtig gut. Das Kopfkino schnurrt und so Sachen wie der braune Kranz, der den angestammten Platz der Kaffeetasse verrät machen den Text zum Genuss. :thumbsup:
    Du hast zum Schluss viel Spannung aufgebaut und ich hoffe, du lässt uns nicht zu lange auf den nächsten Teil warten.

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

    • Offizieller Beitrag

    Ein super Teil. Wie er da einfach mal seinen Monolog hält, und Ellie dann die schnippischen Kommentare abfeuert und ihm gar nicht richtig zuhört. Ich musste mir das Lachen wirklich verkneifen. xD
    Und was sind das denn jetzt für Gestalten, die auf dem Schiff herumgeistern? Ich schließe mich melli an und hoffe, ihr lasst uns nicht zu lang warten. Die Spannung hast du beinahe schon zu gut aufgebaut wie ich finde...*ist neugierig*

    LG, Kyelia

  • Ich wollte mich beschweren, wie ein Schiff unbemerkt andocken kann - aber er ist ja von dem Geräusch aufgewacht. Passt also alles und das war's auch schon wieder.

    @melli hat es richtig erkannt: Ihr macht nur einen Fehler, dafür aber regelmäßig: nämlich zu kurz und zu selten zu posten :D Ne Spaß, lasst euch ruhig Zeit, wenn dafür so gute Teile rauskommen.

    Mir kommt das Ganze wie eine Art Rollenspiel vor - oder habt ihr jeweils Vorlauf für eure Parts?

    "Sehe ich aus wie einer, der Geld für einen Blumentopf ausgibt, in den schon die Pharaonen gepisst haben?"

  • Zitat von Wysenfelder

    Mir kommt das Ganze wie eine Art Rollenspiel vor - oder habt ihr jeweils Vorlauf für eure Parts?

    Man kann das tatsächlich als eine Art Rollenspiel bezeichnen, obwohl ich nicht ganz verstehe, was du unter "Vorlauf für die Parts" verstehst :D Eine Besprechung, wie es weiter gehen könnte?
    Solche Besprechungen haben wir natürlich auch, aber die beziehen sich häufig mehr auf den groben Ablauf, als auf die Details. Irgendwie brauchts ja am Ende doch einen roten Faden :grinstare:

  • Bei einem Rollenspiel würdest du auf Narrows Part reagieren, ohne deinen Teil bereits geschrieben zu haben. Ich wollte wissen, ob ihr schon jeweils 100 Seiten zusammen habt und sie abwechselnd hier reinstellt, oder ob ihr jeweils schreibt, nachdem der andere hier gepostet hat^^

    "Sehe ich aus wie einer, der Geld für einen Blumentopf ausgibt, in den schon die Pharaonen gepisst haben?"

  • [Elenora]

    Erst dachte sie, der Captain wolle sie verarschen, doch als plötzlich das Licht ausging und der schrille Alarm kurz darauf durch das Schiff dröhnte, begann sich ihr Herzschlag zu beschleunigen. Ihre Beine wurden schwer wie Blei und heiß-kalte Schauer jagten sich gegenseitig über ihren Rücken. Gehetzt starrte sie zum Eingang des Maschinenraums und schob sich mit schweren, ungelenken Gliedern außer Sichtweite unter den seitlichen Antriebsreaktor. Gedanken rasten unaufhaltsam durch ihren Kopf. Sollte sie sich hier versteckt halten? Die Kerle angreifen? Es wäre nicht anders als eine Kneipenschlägerei.
    Sie sind bewaffnet, hörte sie Narrows Stimme wieder und wieder durch ihren Kopf hallen und sie schluckte schwer.
    Doch. Es war sehr viel anders als eine Schlägerei. Beim fetten Arsch meiner Urgroßmutter!, fluchte sie innerlich auf, Kaum zwei Tage auf diesem verfluchten Schiff und schon will man mir ans Leder! – Selber Schuld, Schwester, begann sie mit sich selbst zu diskutieren, du wolltest ein Abenteuer. Nun hast du eins. Und jetzt hör auf zu flennen.
    Das Geräusch von Schritten holten sie in die Realität zurück. Sie waren zwischen den Sirenentönen deutlich zu hören und waren definitiv zügig in Ellies Richtung unterwegs. Kein Straucheln, kein Zögern. Diese Kerle mussten in der Dunkelheit sehen können, anders konnte sie es sich nicht erklären, bei all den Stufen, Ecken und Kanten in diesem maroden Schiff.
    Na großartig!
    Sie, für ihren Teil, konnte lediglich mit Hilfe der roten Lämpchen, die während des dröhnenden Alarms kurzzeitig aufglommen, einen Weg durch den Schlamassel erahnen.
    Tief und leise durchatmend hielt sie die TK-G kampfbereit und die Hände schützend vor sich.
    „Beta. Antrieb und Alarm außer Funktion setzen!“, hörte sie den lauten, autoritären Befehl einer der drei Typen, die gerade über die Schwelle des Maschinenraums traten. Er hatte Mühe, gegen den Lärm der Sirene anzukommen. „Gamma. Mechaniker suchen. Die Sensoren haben ihn definitiv hier angezeigt.“
    „Motoren sind zu warm für Infrarot, schalte wieder auf Nachtsicht“, antwortete offenbar Gamma mit rauer Stimme ebenso laut. Geckos Körper begann zu zittern.
    Reiß dich zusammen!, schalt sie sich innerlich und kniff für eine zähe Sekunde die Augen zu.
    Das Ersatzrelais, schoss es ihr plötzlich durch den Kopf, Wir brauchen wieder Saft, im Dunkeln haben wir verkackt…
    Mit diesem Plan wieder Mut fassend, robbte sie unter dem Reaktor hindurch auf die andere Seite. Stets darauf bedacht, sich nur während den ohrenbetäubenden Sirenentönen zu bewegen und während den Pausen auf jedes Geräusch zu achten. Sie hörte lediglich ein einzelnes Stiefelpaar, das sich innerhalb des Maschinenraums bewegte. Im fahlen, roten Licht sah sie einen der Drei am Eingang stehen und Wache halten. Die anderen beiden konnte sie nicht ausmachen.
    Das Ersatzrelais war kaum zwei Meter entfernt und benötigte nur drei Handgriffe um es zu aktivieren! Wieder beschleunigte sich ihr Puls. Die Schritte bewegten sich nun auf ihre Seite des Reaktors.
    „Status!“, brüllte der Anführer vom Eingang des Maschinenraums her.
    „Eine Minute!“, rief eine noch unbekannte Stimme eines Mannes. Offenbar Beta.
    „Noch nicht gefunden. Moment mal-… Hier!“, donnerte Gamma überrascht und keuchte im nächsten Moment schmerzhaft auf. Ellie hatte ihn erwischt noch bevor er sie ins Visier nehmen konnte. Die ganze Kraft ihrer Gloves entladend, katapultierte sie den Eindringling in eisig blauem Licht satte vier Meter quer durch den Raum, wo er laut gegen einen Spind krachte, zu Boden klatschte und dort stöhnend liegen blieb.
    Sie durfte keine Zeit verlieren. Noch während Gamma durch die Luft segelte, war sie mit zwei Sätzen bei der Konsole. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Einer hetzte in Ellies Richtung. Das Sirren des Antriebsreaktors erstarb gleichzeitig und der Alarm verstummte. Sie schaffte es, die Energie zu reaktivieren und das Licht ging an. Es brannte sich schmerzhaft in ihre Netzhaut und während sie blind nach den Kabeln des Ersatzrelais griff, um es bedienungsunfähig zu machen, fuhr ihr ein stechender Schmerz in den Rücken. Sie spürte wie sich eine bleierne Lähmung innerhalb von Sekunden über ihren Körper ausbreitete, doch ließ sie die Kabel nicht los, sondern riss sie mit sich zu Boden. Sie konnte ihre Augen nur noch mühselig offen halten, doch sie zwang sich eisern und drehte sich mit letzter Kraft ächzend auf den Rücken. Eine schwarze Gestalt überragte sie.
    „Ich werd‘ verrückt. Das ist Stirlings Tochter!“, hörte sie Betas Stimme aus weiter Ferne. Dann fielen ihre bleiernen Lider zu.

    Ein ekelhaft beißender Geruch zerrte sie aus der Bewusstlosigkeit und holte sie zurück in die schmerzhafte Realität. Sie saß gegen eine Wand gelehnt und etwas Warmes bahnte sich seinen Weg über die rechte Gesichtshälfte, den Hals entlang bis hin zum Overallkragen. Benommen versuchte sie sich das Zeug aus dem Gesicht zu wischen, doch sie scheiterte bereits im Ansatz. Bis zur Unbeweglichkeit waren ihre Arme hinter ihrem Rücken gefesselt worden. Womit genau, war ihr schleierhaft. Es schien felsenfest.
    Mühsam hob sie den Kopf und legte ihn gegen die Wand, wobei sie langsam die unendlich schweren Augenlider öffnete.
    „Guten Morgen, Sonnenschein“, hörte sie die Stimme des Befehlshabers aus dem Maschinenraum in sadistisch, höflichem Tonfall, „Deine Freunde hatten schon befürchtet, wir wären zu hart mit dir umgesprungen, aber Stirlings Töchterchen hält ‘ne Menge aus, nicht wahr?“
    Nur langsam kamen ihre Hirnwindungen in Gang, als sie in die nahezu schwarzbraunen Augen ihres Gegenübers starrte. Der Rest seines Gesichts war in eine dunkle Maske gehüllt, welche mit dem Bild eines Totenschädels bedruckt war. Ein grausiger Anblick, welcher ihr einen Schauer über den Rücken jagte.
    „Captain Jones“, fuhr er fort und erhob sich gelassen wieder, „Da Sie nun sicher sein können, dass es Stirling gut geht, sollten Sie mit dem Diebesgut rausrücken. Ehe sich diese Begebenheit wieder ändert.“
    Eine unheimliche Stille trat ein. Lederstiefel knarrten leise, Kleidung raschelte. Erst jetzt dämmerte Ellie, in welcher Lage sie sich befand. Links und rechts neben sich spürte sie jeweils eine Person sitzen. Ein Blick nach rechts zeigte ihr das wutverzerrte Gesicht Ramirez, welcher zornig geradeaus starrte. Der Blick nach links gab ihr Narrows regungslose, unlesbare Gesichtszüge preis. Neben ihm saß Ted. Blass wie ein Leichentuch. Allesamt gefesselt und kleinere Schrammen im Gesicht. Sie alle saßen in der linken hinteren Ecke der Crewkantine. An beiden Eingängen waren schwarze Gestalten postiert. Vor den Gefangenen hatten die Kerle einen Stuhl platziert, der jeweils von zwei Soldaten flankiert war. Diese hielten ihre Blaster locker im Anschlag und taxierten die wehrlose Crew mit siegessicheren Blicken.
    Eine fünfte Person hielt sich im Hintergrund, die Ellie im schwachen Licht der Notenergie nur schemenhaft ausmachen konnte.
    „Ich sagte bereits ihrem Kollegen Omega neben Ihnen, dass ich keinen blassen Schimmer habe, wovon Sie sprechen“, gab Narrow in ruhigem Tonfall zur Antwort, „Vielleicht suchen Sie ja die Ware von McCardiff. Im Logbuch-“ Narrow wurde von Omega jäh unterbrochen.
    „VERARSCHEN Sie uns nicht, Jones. Die Energiezelle aus der Forschungseinrichtung. Wo ist sie?!“
    „Beruhig dich“, meinte der Anführer in autoritärem Tonfall und strafte Omega mit hartem Blick.
    „Beruhigen?! Dieser Drecksack hat drei unserer Leute abgeknallt!“
    Jäh wurde Omega am Kragen gepackt und von seinem Boss aufgebracht zwei Schritte zurückgedrängt, bis Omega rücklings gegen den Esstisch knallte und leicht hintenüber kippte.
    „HALT die Klappe, sonst verschweiß‘ ich sie dir mit dem Plasmabrenner. Hast du mich verstanden?“, die Worte hatten einen solch wahnsinnigen Unterton, dass wohl niemand in diesem Raum an deren Wahrheit zweifelte. Geckos Herz verkrampfte sich bei diesem Bild. Sie hatte ein verdammt mieses Gefühl bei der Sache. Narrow hatte offenbar die vermeintlich strenggeheime Energiezelle aus der Forschungseinrichtung der SynCorp Industries des Luna-Habitats geklaut. Deswegen hatte er so schnell wie möglich verschwinden wollen. Es waren viele Gerüchte über die Zelle in Umlauf geraten, doch auf Grund der Sicherheitseinrichtungen und des zweifelhaften Rufs der SynCorp hatte es bisher keiner versucht, auch nur in die Nähe der Forschungsstation zu gelangen.
    „Ja“, knurrte Omega widerwillig.
    „Ja-was?“, fauchte ihr Boss in herrischem Tonfall.
    „Ja, Sir“, blaffte Omega nahezu spuckend.
    „Gut“, er zog seinen Untergebenen wieder in eine aufrechte Position und klopfte ihm einmal kräftig gegen die Schultern, „Jetzt hol die Kleine. Wir werden nicht gehen ehe wir die Zelle haben und Zeit verschwenden ist nicht mein Stil.“
    Ellie wich nun vollends die Farbe aus dem Gesicht als Omega auf sie zutrat und die Fesseln mit einem leisen Klicken löste.
    „Das wagt ihr nicht, ihr Bastarde!“, brüllte Ramirez aus vollem Halse und zerrte an den felsenfesten Ketten. Zwecklos. Ellie wurde auf die Füße gezogen. Ihre Beine fühlten sich an wie Pudding und der Wunde an ihrer Schläfe verursachte pochende Kopfschmerzen. Sie wagte es nicht, auch nur irgendeinen unter all den Männern anzusehen. Dass sie mit den Tränen kämpfte, musste nun wirklich keiner sehen. Sie musste stark sein, denn sie ahnte, was jetzt kommen würde. Wenn sie jetzt einbrach, wäre die ganze Mission im Arsch. Die Zelle weg. Der andere Mechaniker umsonst gestorben.
    Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Eine Träne stahl sich dabei fast unsichtbar über ihre Wange während sie auf den Stuhl gezwungen wurde.
    „Nun, die Herrschaften“, begann der Anführer in absurd beschwingtem Tonfall, „Es wird folgendermaßen ablaufen. Je länger ihr über den Aufenthaltsort der Zelle schweigt, desto länger wird die kleine Stirling Schmerzen leiden müssen. Wenn ihr zu lange schweigt und sie den Verletzungen erlegen sollte, nehmen wir uns den Jungen vor. Ich glaube, das war deutlich genug.“
    Während Ramirez noch immer in den Ketten tobte und wüste Beschimpfungen von sich gab, war von Ted und Narrow nichts zu hören.
    Die Stiefel des Alphas knarrten, als er sich vor Gecko aufbaute. Eine seiner behandschuhten Pranken umfasste ihr Kinn und hob es beinahe zärtlich an. Mit geschlossenen Augen und nassen Spuren im Gesicht leistete sie keinen Widerstand. Sie presste Zähne und Lippen aufeinander.
    „Sieh mich an, Liebes“, seine brummende Stimme troff vor Liebenswürdigkeit. Ein zäher Moment verstrich, doch sie hielt die Augen fest geschlossen. Sie wagte es nicht, in das Gesicht ihres Peinigers zu blicken.
    „SIEH MICH AN!“, donnerte er plötzlich in dermaßen herrischem Tonfall, dass Ellie leise fiepte und vor Schreck beinahe vom Stuhl kippte. Sie zitterte am ganzen Körper. Ihr Blick war nun starr in das Totenschädelgesicht über ihr gerichtet, aus welchem ihr ein finsteres Augenpaar mit Genugtuung entgegenschaute. Die Hand an ihrem Kinn löste sich gemächlich, ehe der Soldat sich wieder aufrichtete.
    „Es ist nichts Persönliches, Kleine.“, waren seine Worte, ehe er zum ersten Schlag ausholte.

    2 Mal editiert, zuletzt von Chnorzi (16. Juni 2016 um 20:54)

  • Zitat von Chnorzi

    „Beruhigen?! Dieser Drecksack hat drei unserer Leute abgeknallt!“ Jäh packte er Omega am Kragen und drängte ihn aufgebracht zwei Schritte zurück, bis er rücklings gegen den Esstisch knallte und leicht hintenüber kippte.

    Omega sagt das, danach packt wer genau Omega am Kragen? :D Nach der wörtlichen Rede gehört ein Absatz hin, dann ist klar, dass die Person wechselt und es der Anführer ist. Oder "Jäh wurde Omega am Kragen gepackt ..."

    Falls man für eine Geschichte das Prädigkat "wie im Film" vergeben kann, tue ich es hiermit. Absolut filmreif mit richtigem Mittendrin-Gefühl.

    "Sehe ich aus wie einer, der Geld für einen Blumentopf ausgibt, in den schon die Pharaonen gepisst haben?"

    • Offizieller Beitrag

    „Ich werd‘ verrückt. das ist Stirlings Tochter!“, hörte sie Betas Stimme aus weiter Ferne. Dann fielen ihre bleiernen Lider zu.

    groß, oder Komma davor.

    Ein super Teil. Hat mir sehr gut gefallen und Ellies Gedanken hast du super dargestellt. Man konnte mit ihr mitfühlen und ich könnte dich schon wieder schlagen, dass du an der Stelle Schluss gemacht hast. xD Gemein. 8|
    Einzige "Kritik", wenn man es so nennen kann: Die Eindringlinge tragen Nachtsichtgeräte? Und so weit ich weiß, verstärken die ja das restliche Licht in der Dunkelheit, was dafür sorgt, dass man etwas sieht. Wenn man dann aber das Licht einschaltet, wird auch das verstärkt und normalerweise hätten die Typen noch mehr geblendet werden müssen, als Ellie. Das müsste ja einen ähnlichen Effekt haben, als würde man direkt in die Sonne schauen. So schnell konnten sie zumindest nicht reagieren und die Dinger absetzen, sie wussten ja auch nicht, was Ellie da macht ... Aber das nur als unqualifizierte Ansicht meinerseits. :D Das ist schon meckern auf sehr hohem Niveau. KAnn ja auch sein, dass ich falsch liege. xD

    LG, Kyelia

  • Zitat von Kyelia

    Die Eindringlinge tragen Nachtsichtgeräte? Und so weit ich weiß, verstärken die ja das restliche Licht in der Dunkelheit, was dafür sorgt, dass man etwas sieht. Wenn man dann aber das Licht einschaltet, wird auch das verstärkt und normalerweise hätten die Typen noch mehr geblendet werden müssen, als Ellie.

    Zitat von Chnorzi

    „Motoren sind zu warm für Infrarot, schalte wieder auf Nachtsicht“

    Ich bin davon ausgegangen, dass mindestens zwei, der drei Herren auf Infrarot umgestiegen sind, weshalb Omega wieder zurückschalten musste. Zumindest der "Boss" der 3er Gruppe wird auf Infrarot gegangen sein, da er ja Ausschau nach Menschen hält. Die sieht man mit Infrarot einiges besser als mit Nachtlicht. Als es dann hell wurde, lag einer schon irgendwo am Boden und der Dritte war an irgendeinem der Relais hinter dem Reaktor. Den habe ich dann nicht mehr beschrieben. Aber ich verstehe deinen Einwand! Ich weiss nur nicht, wie ich das aus der Sicht von Ellie genauer beschreiben soll :/ Die Kerle sind eingespielt, die werden nicht jeden taktischen Zug noch laut herausposaunen, damit die Leser wissen, was sie für einen Modus an ihrem Gerät haben, hihi.
    --> Habe den Gross-Klein-Fehler korrigiert. Hatte da die vielen "..." wegradiert und die Gross-Kleinschreibung vergessen *hust*

    @Wysenfelder: Danke für das Kompliment, sowas hört man gern :) Max und ich freuen uns über begeisterte Leser :D
    --> Die Sache mit Omega ist bereinigt.

  • Spoiler anzeigen

    [spoiler]

    Diese Kerle mussten in der Dunkelheit sehen können, anders konnte sie es sich nicht erklären, bei all den Stufen, Ecken und Kanten in diesem Maroden Schiff.

    klein

    Sie spürte wie sich eine bleierne Lähmung innert Sekunden über ihren Körper ausbreitete, doch ließ sie die Kabel nicht los, sondern riss sie mit sich zu Boden.

    das ist Dialekt ;) - innerhalb

    Narrow hatte offenbar die vermeintlich strenggeheime Energiezelle aus der Forschungseinrichtung der SynCorp Indusdries des Luna-Habitats geklaut.

    Industries

    „Sieh mich an, Liebes“, seine brummende Stimme triefte vor Liebenswürdigkeit

    troff

    Kann mich Wysi nur anschließen :thumbsup: .

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • @melli

    Danke für die Blumen!^^

    Das Kopfkino schnurrt und so Sachen wie der braune Kranz, der den angestammten Platz der Kaffeetasse verrät machen den Text zum Genuss.

    Brauner KRANZ klingt viel besser als mein brauner FLECK. Darf ich das benutzen? ;)


    @Kyelia

    Freut mich sehr, dass es gefällt!


    @Wysenfelder

    Wie immer eine Freude, von dir zu lesen!^^

    Ich wollte mich beschweren, wie ein Schiff unbemerkt andocken kann - aber er ist ja von dem Geräusch aufgewacht. Passt also alles und das war's auch schon wieder

    Da sprichst du einen guten Punkt an. Werde das mit einem kleinen Satz nochmal präzisieren. Danke für den Hinweis!


    Kleine Info an alle: habe meinen allerersten Beitrag noch eine kleine Einleitung hinzugefügt, damit ihr alle wisst, in welchem Zustand sich die Galaxie befindet. Das gehört in die Kategorie: Chnorzi und ich haben das die ganze Zeiit im Hinterkopf, aber für euch ist das neu. Hoffe, ich bringe damit etwas Licht ins Dunkel. ;)


    Grüße!

    PS.: Eine Karte habe ich in den EIngangspost ebenfalls noch eingefügt! Hoffe, sie hilft beim Verständnis.^^

    Einmal editiert, zuletzt von Maxwell (17. Juni 2016 um 20:36)