Starraider - Die Sternenjäger (Arbeitstitel)

Es gibt 170 Antworten in diesem Thema, welches 65.835 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (11. Mai 2017 um 10:05) ist von Wysenfelder.

  • Also meine Schnuckels! Mit viel Zeit und Spucke hab' ich jetzt an dem Beitrag herumgeflickt ;)

    Zitat von Wysenfelder

    Ziemlich viele Adjektive für einen einzigen Satz. Überhaupt waren da ein paar Sätze, die mit weniger dieser Wörter auch auskommen könnten.

    Ich habe im gesamten Text einige Adjektive gelöscht, die meiner Meinung nach überflüssig waren. In diesem Bereich scheiden sich bekanntlich die Geister ^^ für einen zu viel, für den anderen zu wenig.

    Zitat von Kyelia

    ch weiß nur nicht, ob ich den letzten Satz von Ellie so glaubhaft finde. Sie hat große Angst und zittert und dann flucht die dem Kerl da etwas entgegen. Sie hat zwar ein fieses Mundwerk, aber in dieser Situation?

    Hab' ich geändert. Trotzdem wollte ich mich hierzu noch kurz äussern, denn hinter diesem Wortschwall steckte eigentlich tatsächlich eine Überlegung meinerseits: Sie hat in Nervosität angefangen, ihr Gegenüber vollzuquatschen und währenddessen ist sie in Fahrt gekommen, denn gegen Ende des "Gefluches" wurden ihre Schimpfwörter immer ausgefallener :D aber ich versteh euren Einwand, daher habe ich es jetzt auf zwei Worte beschränkt ;)

    Zitat von melli

    Das sind üble Typen. So übel, dass ich es euch nicht abkaufe, dass kurz vorher die Geschäfte in einem äußeren Ring noch aufhaben.

    Da hast du Recht, deshalb habe ich das Setting ziemlich stark umgeschrieben.

    Zitat von melli

    Überhaupt frage ich mich, ob eine Raumstation ausgerechnet die Einkaufs - und Puffmeile nach Außen legen würde. Ihr habt bisher ein ziemlich raues Setting beschrieben, so dass ich Außen generell eher Verteidigungsanlagen vermuten würde.

    Es kam vielleicht nicht so richtig rüber, aber ich habe es nochmals deutlicher geschrieben. Es ist eine Handelsstation, die den grössten Ring nun mal für ihre Geschäfte und Läden, sowie Lagerräume etc. benötigt. Zudem besitzt jeder der drei Ringe an Ober- und Unterseite insgesammt 32 Geschütztürme (ich habe die Tatauristation tatsächlich skizziert :D ). Es sollte also genügend Verteidigung vorhanden sein.

    Zitat von melli

    Auch passt nicht, dass Elli nach nur 1 Stunde Schlaf auf Ansprache wieder wach wird.

    Tja, auch da kann ich dir nicht Widersprechen. Ist dem entsprechend geändert :whistling:

    Zitat von melli

    Deswegen bin ich, obwohl gut geschrieben und spannend, mit diesem Post nicht zufrieden.

    Tut mir Leid, ich hoffe ihr lest meinen editierten Beitrag nochmals durch und gebt mir Rückmeldung dazu. :/ Habe mich so schnell wie möglich an die Überarbeitung gemacht!

    Einmal editiert, zuletzt von Chnorzi (26. Juli 2016 um 21:59)

  • @Chnorzi das meinte ich mit Maskulin nicht xD ich stelle sie mit harten Gesichtszügen und kleinen Brüsten und schmalen Hüften vor xD also kein Bart sondern einfach von der Form her ein wenig männlich ^^ von der Art her ist sie ziemlich weiblich xD ich hoffe das beruhigt dich etwas xD

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • :thumbsup: Tante Edit hat alles wieder gut gemacht. Jetzt hab ich nix mehr zu meckern. ^^

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Zitat von Miri

    das meinte ich mit Maskulin nicht xD ich stelle sie mit harten Gesichtszügen und kleinen Brüsten und schmalen Hüften vor xD also kein Bart sondern einfach von der Form her ein wenig männlich von der Art her ist sie ziemlich weiblich xD ich hoffe das beruhigt dich etwas xD

    Ungemein! :rofl: Dann stellst du sie dir absolut richtig vor :D

    Zitat von melli


    Tante Edit hat alles wieder gut gemacht. Jetzt hab ich nix mehr zu meckern.

    :party: geschafft ^^

  • [Narrow]

    Funken stoben ihm entgegen. Wie Sternschnuppen, in Begleitung eines grimmigen Knisterns. Die Leuchtröhren erstarben unter einem lauten Beben und schienen sich ihm in die Arme werfen zu wollen.
    Da bemerkte Narrow, dass er am Boden lag; die schmerzenden Glieder von sich gestreckt. Etwas Warmes floss ihm durchs Haar und sammelte sich unter seinem Kopf, seinem Hals und den Schultern. Es pochte in seinem Schädel. Hammer und Meißel gruben sich hinein bis er lauthals schrie. Dann bebte es erneut zurück blieb Dunkelheit.
    Ein gleißendes Licht erschien; suchend tastete es sich über ihn hinweg. Dazu gesellte sich eine Stimme: „Mister Jones? Können Sie mich hören? Ich glaube er wird wach. Mister Jones!“
    „Captain, ey! Row, ich bin’s! Kannst du mich hören?“ Ein zweite Stimme – Ramirez, ja genau. Jetzt schwand das Licht und gab den Blick auf ihn und das echsenähnliche Antlitz eines Hydra frei. Zwei kräftige Arme packten ihn bei den Schultern. „Meine Fresse, Captain! Mach‘ mir nicht so eine Scheißangst!“
    „Jetzt schütteln Sie ihn doch nicht so durch“, ermahnte der Hydrasanitäter – Gnarth? War das sein Name? – und drängte den Bullen zurück, „der Mann hat ein Schädeltrauma erlitten. Jede weitere Erschütterung…“
    „Ich kann Sie hören, Doc“, keuchte Narrow dazwischen, die Stimme belegt und die Kehle ganz trocken. „Ich kann Sie hören. Wo bin ich?“
    „Oh Mann!“, rief Ramirez deutlich erleichtert aus. Der Hydra fixierte ihn aus gelben Augen. „Ich bin kein Arzt“, schnarrte er, „wenn Sie das meinen. Aber ich bin das Beste, was sie momentan bekommen können bei dem ganzen Chaos. Und Sie befinden sich auf der Krankenstation.“
    Narrow sah sich um und verstand recht schnell, von welchem Chaos Gnarth – er war sich bei dem Namen fast sicher – sprach. Die Station war völlig überlaufen. Die Betten waren kreuz und quer in den Glaswaben und auf den Gängen dazwischen verteilt. Wer keines abbekommen hatte, war entweder glücklicher Besitzer eines Stuhls oder hatte sich den Fußboden zu Eigen gemacht. Die unglücklichsten Gestalten standen in den Fluren oder an die Wände gelehnt. Schnitt- und Schürfwunden, Prellungen und Quetschungen, Verbrennungen und Schlimmeres. Hilferufe und Schmerzensschreie bildeten eine grausame Musik. Auf dem Boden schimmerte Blut.
    „Ich habe Ihren Schädel gescannt“, fuhr Gnarth fort. „Keine inneren Blutungen – soweit so gut. Dennoch sollten Sie sich von nun an viel Ruhe gönnen. Mit so etwas ist nicht zu spaßen! Sie werden Kopfschmerzen bekommen, so oder so. Hier“, er reichte ihm ein kleines Döschen, „die werden Sie brauchen.“
    „Was ist das?“, wollte Ramirez wissen, der die Pillen argwöhnisch beäugte. „Irgendein Wundermittel, das seinen Kopf wieder herstellt?“
    „Nein“, meinte Gnarth knapp, „es sind Schmerztabletten. Maximal eine am Tag mit viel Flüssigkeit. Warten Sie hier bis ein Arzt kommt.“ Damit rauschte er davon zum nächsten Patienten.
    Narrow wandte sich an Ramirez, wobei ihm der Kopf schon von dieser kleinen Drehung dröhnte: „Was ist passiert?“
    „Dark Liberty ist passiert. Sie haben Sektion C auf diesem Ring nun vollständig für sich eingenommen. Sind in die Einkaufspassage gestürmt und haben alles kurz und klein geschlagen. Wir wollten gerade nach Ellie sehen und uns was zu beißen besorgen. Klingelt da was?“
    Narrow öffnete das kleine Döschen und warf sich zwei Tabletten in den Mund. Jetzt wusste er allmählich, von welchen Kopfschmerzen Gnarth gesprochen hatte. Er schluckte schwer. „Nein“, krächzte er. „Aber apropos: wo ist Ellie?“
    „Ich habe keine Ahnung, ehrlich Row.“ Nervös strich sich Ramirez über die stoppligen Haare am Kinn. „Ich habe noch nicht viel Zeit gehabt, sie zu suchen. Hab‘ auch ganz schön was abgekriegt. Und dann hab ich nach dir gesucht. Mann, ich muss schon sagen, das war kein schöner Anblick…“
    Narrow winkte ab. Er konnte sich an nichts mehr erinnern, was nach ihrem Einzug in die Gästequartiere geschehen war, ausgenommen vom irritierenden Klang trällernder Vögel. Nach kurzem Kramen in seinen Hosentaschen waren Zigarette und Feuerzeug endlich gefunden. Ein kurzer Blick auf die Umgebung verriet, dass alle Hydrakrankenschwestern zu beschäftigt waren um ihn zu belästigen. Er nahm einen tiefen Zug.
    Scheiß auf die Pillen…
    „Hier ist sie jedenfalls nicht“, fuhr Ramirez fort. „Und auf den Listen steht sie auch nicht.“ Er zeigte zum Ausgang der Krankenstation, wo drei große Anzeigen Namen auflisteten und jedem einen bestimmten Status zuordneten: Verwundet. Vermisst. Verstorben.
    Narrows Aufmerksamkeit wurde aber sogleich von den drei Männern angezogen, die sich grimmig einen Weg durch die Menge bahnten. Zwei Tartarianer von der Stationsecurity mit Leutnant Bertora an der Spitze.
    „Schön, Sie wohl auf zu sehen, Mr. Jones.“
    „Die Freude ist ganz meinerseits“, erwiderte Narrow und rauchte gegen seinen pochenden Schädel an.
    „Würden Sie bitte mit mir kommen?“ Bertora legte ein gequältes Lächeln auf und drehte sich bereits halb um.
    „Warum sollte ich das tun?“
    Der Leutnant blieb stehen, das Lächeln war verschwunden und schmallippig antwortete er: „Weil ich Sie darum bitte.“
    Nein, weil du zwei Typen mit Knarren an deiner Seite hast und ich unbewaffnet bin.
    Schwerfällig schob sich Narrow von der Liege. Ehe er den Tartarianern folgte, wandte er sich noch einmal an Ramirez und raunte ihm zu: „Finde Ellie und sorgt dafür, dass ihr und Ted von hier weg kommt. Ich komme sobald wie möglich nach.“

    Ihr Weg führte sie in den innersten Ring, vorbei an einem schwerbewachten Securitypoint, an dem alle ihre Identität dreimal überprüfen lassen mussten ehe man sie durchließ. Der erste Ring beherbergte die komplette Versorgung der Station mit Energie und Sauerstoff. Zudem befand sich hier der einzige Lift in die oberste Ebene. Am Zentralen-Inter-Ebenen-Lift wurden sie bereits von einer weiteren Garde Tartarianer erwartet. Sie trugen schwarz und grimmige Gesichter. Heraus stach ein Mann, dessen Uniform einige Orden zierte, sowie ein Emblem, welches ihn als Chief of Security auswies. Die meisten Tartarianer waren blass, dieser jedoch war so aschfahl, dass man ihn für einen wandelnden Toten halten konnte. Stellenweise glaubte Narrow, hinter den bleichen Hautlappen Muskeln, Sehnen und Adern erkennen zu können. Die speziestypischen Höcker am Jochbein, den Brauen und am Kinn waren abgeschliffen, was ihm eine größere Ähnlichkeit mit einem Menschen verlieh. Im Gegensatz zu den Muskelbergen um ihn herum war dieser schmal, stand jedoch kerzengerade und wirkte, als würde ihn kein Sturm vom Fleck fegen können.
    „Ist er das?“, fragte der Sicherheitschef ohne an der Antwort wirklich interessiert zu sein.
    „Ja, Chief Mehad“, gab Bertora etwas zerknirscht zurück.
    „Gut.“ Mit einem angedeuteten Nicken verfrachteten die schwarzgekleideten Muskelberge Narrow in den Lift. Mehad richtete sich noch einmal an den Leutnant, ehe er zu ihnen stieß: „Sie kennen Ihre Befehle.“
    Bertora schien noch etwas erwidern zu wollen, doch blieb, was immer ihm auf der Zunge lag, unausgesprochen und er beließ es bei einem Nicken. Die Türen glitten hinter Mehad zu und der Lift setzte sich sanft in Bewegung.
    „Jetzt auf meine Rechte zu pochen bringt wohl nicht viel, was?“, fragte Narrow in die Runde. Mehad stellte sich ganz nah vor ihn, zog einen Handschuh vom Gürtel, streifte ihn über und schnipste die Kippe aus Narrows Mundwinkel. Dann trat er einen Schritt zurück und taxierte den Captain eingängig.
    „Gefällt Ihnen, was Sie sehen?“
    Mehad runzelte die Stirn. „Keineswegs.“ Mit Daumen und Zeigefinger zog er vorsichtig an der Kette um Narrows Hals und betrachtete die Hundemarke daran solange, bis die Türen sich wieder öffneten. Ein Schwall lärmender Geräusche ergoss sich in den Lift. Leute sprachen hektisch miteinander, riefen einander zu oder brüllten gar quer durch den Raum. Sie hatten die Brücke erreicht. Von hier aus wurden die Geschicke der Tatauristation gelenkt und spätestens seit dem letzten Angriff der Dark Liberty musste es hier hoch hergehen.
    Der Raum war rund, die Wand schien ein einziges Display, das zahlreiche Überwachungsbilder, Auflistungen und Zahlen, Zeichen und Diagramme wiedergab, von denen Narrow nicht einmal die Hälfte verstand. Die Mitarbeiter flitzten von einem Bildschirm zum nächsten, verstellten hier etwas, warfen es auf den großen Wandschirm, riefen zum Kollegen auf der anderen Seite des Raums. An einer Comm-Station waren drei Tartarianer offenbar damit beschäftigt, ein dutzend Gespräche gleichzeitig zu führen.
    Unbeeindruckt vom Trubel durchquerte die Gruppe den Raum bis zu einer Tür, die mit Cdr. Alleigro beschriftet war. Mehad ging voraus. Drinnen erwartete sie ein geräumiges Büro, dessen Einrichtung nichts mit der sonstigen Funktionalität der Brücke gemeinsam hatte. Der Boden war mit dicken Teppichen ausgelegt, die jedes Geräusch schluckten. In den Ecken ragten mannshohe Pflanzen aus Kübeln breit wie Weinfässer. In die rückwärtige Wand war ein Aquarium eingelassen, welches von den seltsamsten Fischwesen bewohnt wurde, die Narrow je gesehen hatte. Ein ausgestopfter Fhaurun hob die krallenbewehrten Pranken und fauchte ihnen stumm entgegen, die stumpfen Augen schwarz wie Jett. Einzig ein polierter Schreibtisch, dunkel, stämmig und alt, erinnerte an einen Arbeitsplatz. Er war leer.
    Mehad verschwand rasch durch eine Tür zur rechten, während die Typen in den schwarzen Uniformen Narrow auf einen fürchterlich unbequemen Stuhl am Schreibtisch drückten. Seine Proteste prallten wirkungslos an ihnen ab.
    Es dauerte nicht lang, da stürmte jemand herein, brachte den Lärm von der Brücke mit sich und sperrte ihn gleich darauf wieder aus.
    „Ich glaube das alles nicht. Das darf doch wohl nicht wahr sein!“ Commander Alleigro warf sich in seinen Sessel und der Tisch vor ihm erwachte zum Leben. Ein Bildschirm, dünn wie Papier, surrte hervor und die komplette Tischplatte entpuppte sich als Bedienoberfläche. Alleigro rief Dateien auf, tippte kurz etwas, verwarf es wieder, ließ Diagramme auf dem Bildschirm erscheinen und dann, ganz plötzlich, war es Narrows eigenes Gesicht, das über das Tischdisplay flirrte. Der Commander sah auf. Entgegen seiner Spezies, war seine Haut ungewöhnlich dunkel, ja fast braun. Dichtes schwarzes Haar spross ihm aus dem breiten Schädel und reichte bis zu den Schultern. Die tartarianischen Höcker waren statt abgeschliffen, wie bei Mehad, knorrig und leicht gekrümmt gewachsen. Narrow erinnerten sie ein wenig an die Hauer eines Ebers. Über den kräftigen Körper spannte die tiefblaue Uniform.
    „Verdammt nochmal, wer sind Sie?“
    Narrow unterbrach den Versuch eine Kippe hervorzukramen, sprang auf und reichte dem Commander die Hand: „Captain Narrow Jones, Sir. Von R³ - Recover, Rescue and Repair by Hal Izaak. Stets zu Diensten. Wir bergen, retten und reparieren von den Phalanx-Galaxien bis zum Omeganebel und…“
    „ICH WEIß“, fuhr Alleigro lautstark dazwischen, „wer Sie sind. Ich frage mich bloß, wer Sie sind?“
    Mit einem wachsenden Bedürfnis nach dem betäubenden Rauch ließ sich Narrow wieder auf seinen Stuhl sinken. „Ich glaube, ich verstehe nicht ganz. Wenn Sie eine Visitenkarte wünschen, dann…“ Er begann erneut in seinen Taschen zu kramen, da glitt vor ihm ein weiterer Bildschirm aus dem Tisch und präsentierte das etwas unscharfe Antlitz eines alten Bekannten.
    „Kennen Sie diesen Mann?“, fragte Alleigro.
    Narrow sah zu den beiden stummen Muskelbergen, die ihn flankierten. „Sonst wäre ich wohl nicht hier, richtig?“
    „Falsch“, kam es vom anderen Ende des Raums, wo Mehad gerade wieder aufgetaucht war. In der rechten Hand hielt er ein kleines schwarzes Etwas. „Allein die Bekanntschaft zu einem derartigen Individuum reicht aus, um Sie des Hochverrats zu bezichtigen und hinrichten zu lassen.“ Mit großen Schritten trat er an den Tisch heran und stellte eine Schatulle auf die Kante. Sie war gerade groß genug für einen Ring.
    „Ein Geschenk für mich?“
    „Sie sind hier“, fuhr Alleigro fort, ohne auf Narrow einzugehen, „weil er nach Ihnen verlangt hat.“ Damit wies er auf den Bildschirm vor Narrow. „Sheiran i’Taanoh. Woher kennen Sie ihn?“
    Mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte sich Narrow zurück und wählte seine Worte mit Bedacht: „Wir waren Geschäftspartner, wenn man es so nennen möchte. Haben Waren“, er räusperte sich, „transportiert. Von A nach B. Ein einfaches Geschäft. Ganz einfach.“
    „Ganz einfach…“, wiederholte der Commander. „Sie haben also für einen Terroristen geschmuggelt, der im halben bekannten Universum gesucht wird, verstehe ich das richtig?“
    „Er hat sich anders vorgestellt.“
    „So? Und wie?“
    „Mit seinem Namen.“
    „Und da klingelte nicht irgendwas? Nein?“
    Narrow zuckte mit den Schultern: „Ich schaue keine Nachrichten.“
    Alleigro schnaubte.
    „Hören Sie, bei uns läuft es folgendermaßen ab: der Kunde wendet sich an Hal, Hal gibt den Auftrag an mich und meine Crew weiter. Mich interessiert dabei kein Stück für wen wir liefern oder warum. Verstehen Sie?“
    Der Commander tippte etwas ein und Sheiran i’Taanohs unscharfes Konterfei wurde durch Narrows eigenes ersetzt. „Für einen Mann Ihres zweifelhaften Rufs ist Ihre Akte erstaunlich dünn, Mr. Jones. Ruft man jedoch alle Fälle auf, derer Sie einst bezichtigt wurden, man aber nichts nachweisen konnte, so ist die Liste ellenlang. Diebstahl, Schmuggel, bewaffneter Raubüberfall, Nötigung, Schlägereien, noch mehr Diebstahl und noch mehr Schmuggel. Sogar ein Fall, in dem der prätonische Premier behauptet, sie hätten etwas mit seiner Frau gehabt…“
    Narrow hob abwehrend die Hände: „Sie wollte es auch – ehrlich.“ Und wie, dachte er und geriet kurz ins Schwärmen.
    Alleigro war keinesfalls amüsiert. „Kurzum, ich habe hier eine lange Liste, wegen der jeder alliierte Flottenkommandat Sie nur allzu gerne ausquetschen würde, bekäme er Sie in die Finger. Das muss jedoch nicht sein. Nichts von Ihrem Aufenthalt auf dieser Station muss je nach draußen sickern, sofern Sie tun, was wir von Ihnen verlangen.“
    Jetzt kommen wir wohl zum wirklich unangenehmen Part, dachte Narrow, der unruhig auf seinem Platz hin und her rutschte. Die Kopfschmerzen meldeten sich allmählich zurück und das Kleinhirn verlangte eine Kippe. „Was also wollen Sie von mir? Oder sollte ich besser sagen: was will i’Taanoh von mir?“
    „Es interessiert mich nicht im Geringsten, was diese Missgeburt von Ihnen will. Vielleicht eine alte Rechnung begleichen? Viel wichtiger ist, was wir wollen.“ Alleigro nickte seinem Sicherheitschef zu. Mehad öffnete die Schatulle und nahm einen schwarzen Ring hervor. Er reichte ihn Narrow. „Nehmen Sie den anderen ab und streifen Sie diesen hier über“, befahl er.
    Zögerlich leistete Narrow der Anweisung folge und tauschte die Ringe. Dabei konnte er zwischen den beiden keinen Unterschied feststellen. Wie der erste fügte sich auch dieser passgenau an seinen Finger und glomm kurz auf.
    „Sie werden mir sicher gleich erklären, was das zu bedeuten hat, oder?“
    „Eigentlich geht Sie das ja nichts an, aber wo Sie schon fragen…“ Alleigro erhob sich vom Stuhl und umrundete den Tisch, wobei er dem ausgestopften Fhaurun über das Fell strich. „Normalerweise können wir in der Station frei beamen, doch die Terroristen schirmen die von ihnen übernommen Bereiche ab. Wir brauchen also ein Signal aus diesen Bereichen heraus um beamen zu können. Und nicht irgendein Signal, wir müssen zudem noch genau wissen, welches Signal sicher ist. Da kommen Sie ins Spiel. Wenn i’Taanoh mit Ihnen sprechen will, dann gehen Sie zu ihm. Tauscht Euch aus, über alte Zeiten, geschäftliches oder das Wetter, spielt keine Rolle. Doch sobald Sie ihm gegenüber stehen, will ich, dass Sie ihren Ring abnehmen. Wir werden das Signal auffangen und haben somit die genaue Position des Bastards und können ihn ausschalten.“
    „Werden Sie ein Team reinschicken?“, wollte Narrow wissen.
    Alleigro ließ den Blick für einen Moment auf den toten Augen der Raubkatze ruhen ehe er sich umwandte. „Ja, genau. Halten Sie sich an Ihren Teil und ich werde mich an meinen halten. Nichts gelangt nach draußen und Ihnen und Ihrer Crew wird ein sicherer Abzug gewährt. Haben Sie verstanden?“
    Narrow betrachtete den Ring. „Ja. Ich denke schon.“ Ich habe vor allem verstanden, dass ich entbehrlich bin und es dich einen Scheiß interessiert, was aus mir oder meiner Crew wird.
    „Gut.“ Der Commander setzte sich wieder. „Er gehört Ihnen, Chief.“ Mehad nickte seinen Wachen zu, die Narrow unsanft auf die Füße halfen und ihn zur Tür bugsierten.
    „Ach, Mr. Jones“, rief Alleigro noch hinterher. „Eine Sache noch: der Junge auf der Krankenstation… Teodor Kowalczyk? Sie wollen doch sicher nicht, dass seine Behandlung unterbrochen wird, jetzt, wo er stabil ist, oder? Dann halten Sie sich an den Plan und frischen Sie keine geschäftlichen Beziehungen auf.“

    „Seit wann wird eigentlich mit Terroristen verhandelt?“, fragte Narrow in die Runde, als sich die Lifttüren schlossen. Weder Mehad, noch seine Gorillas reagierten.
    „Ich meine“, er fingerte nach einer Zigarette, „Ihr werdet mich doch nicht jemandem wie Sheiran i’Taanoh ausliefern, ohne etwas im Gegenzug zu verlangen, hm?“ Eine Wand des Schweigens begegnete ihm bis zum Ende ihrer Fahrt. Ein Team schwerbewaffneter Tartarianer in gepanzerten Rüstungen erwartete sie und bildete ihre Eskorte zum Security Point zur Sektion D der Ebene 3.
    Ramirez, flankiert von weiteren Bewaffneten, wartete dort bereits.
    Der Anführer ihrer Eskorte wandte sich an Narrow. Durch die Sichtblende seines blauen Helms war kein Gesicht zu erkennen und auch seine Stimme kam nur verzerrt hervor: „Wir bringen Sie beide in die Schleuse, von dort aus werden Sie auf unser Zeichen in die zweite Schleuse vorstoßen. Dahinter erwartet Sie umkämpftes Gebiet und Sie sind auf sich gestellt. Die Übergabe wäre damit abgeschlossen. Noch Fragen?“
    „Nur eine“, begann Narrow, der sich eine Fluppe anzündete, „kann ich meine Waffe wieder haben?“
    Mehad schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte er nur und damit war das Thema durch.
    Ramirez und Narrow wurden in die Schleuse geführt und die breiten Türen hinter ihnen geschlossen.
    „Was für eine Scheiße, Capt’n!“
    „Beruhig‘ dich, Bull. Hast du Ellie finden können?“
    „Nein, keine Spur. Die Typen haben mir aber auch nicht wirklich die Chance dazu gelassen. Haben mich eingesackt, kaum dass ich die Sektion verlassen hatte. Was soll das Ganze eigentlich? Was wollen die von uns?“
    Narrow gab ihm die Kurzfassung über Sheiran i’Taanoh und den Ring.
    „Bullshit!“, war Ramirez Kommentar.
    „Ungefähr das Gleiche dachte ich auch.“
    „Und wie soll’s jetzt weitergehen, Capt’n? Glaube kaum, dass i’Taanoh uns einen allzu herzlichen Empfang bereitet. Haben wir ihn beim letzten Mal nicht die Ware geklaut? Scheiße, das setzt Prügel.“
    „Wenn er uns nicht gleich erschießt.“ Doch das wird er nicht. Hier wird ein anderes Spiel gespielt und wir sind nur zwei kleine Rädchen im Uhrwerk. Narrow fingerte noch einmal das Pillendöschen hervor und warf sich zwei der kleinen weißen Helfer ein. Dann nahm er einen tiefen Zug und blies den Rauch langsam gen Schleusendecke. „Alles bleibt beim Alten: wir schnappen uns Ellie und Ted, suchen die Zelle und machen, das wir von dieser vermaledeiten Station wegkommen.“
    Ramirez grunzte. „Also mal wieder Plan B?“
    „Natürlich“, antwortete Narrow und trat die Kippe mit seinen Stiefeln aus. „Plan B, wie immer.“

    Einmal editiert, zuletzt von Maxwell (30. Juli 2016 um 12:55)

  • Hier bestätigt sich, dass Ellie wirklich nicht den feinsten Arbeitgeber ausgesucht hat. :D
    Ich bin sehr gespannt, ob und wie sie von dieser Station wegkommen. :thumbsup:

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Narrow und seine Vorstrafen, was da so ans Licht kommt :D Das war mal ein Post nach meinem Geschmack - schön lang, mit viel Inhalt und ohne Langeweile. Ein wenig chaotisch, aber wer spricht in dieser Situation schon von Ordnung.
    Ich habe nur ein Fehlerchen entdeckt, das der Korrektur unwürdig war xD

    Warum glaube ich, dass Ellie bei iTaanoh sein wird?

    Zitat von Maxwell

    „Ich schaue keine Nachrichten.“

    :thumbsup: Dass er sich dafür keine Faust einfängt ist echt ein Glück xD

    "Sehe ich aus wie einer, der Geld für einen Blumentopf ausgibt, in den schon die Pharaonen gepisst haben?"

    • Offizieller Beitrag

    Nichts gelangt nach draußen und Ihnen und Ihrer Crew wird ein sicher Abzug gewährt. Haben Sie verstanden?“

    sicherer

    Bei Narrows Vorstrafen und Beschuldigungen musste ich schon grinsen. Das ist ja wirklich eine Truppe Krimineller und das zeigt sich auch an der ganzen Situation. Da hat sich Ellie aber in eine schöne Gruppe hineinmanövriert. xD Aber ich muss sagen, dass gerade diese Fehlerchen, jeden einzelnen sympathisch machen. ^^
    Ich bin ja jetzt mal gespannt, wie sie nun vorgehen werden. Hauptsache, sie werden nicht direkt über den Haufen geschossen. xD Und sie müssen ja auch Ellie noch finden, aber das wird wohl nicht all zu schwer werden. Habe das Gefühl, die ist nicht weit und wartet schon sehnsüchtig bei diesem komischen iTaanoh (oder wie der geschrieben wird xD)

    LG, Kyelia

  • Hier bestätigt sich, dass Ellie wirklich nicht den feinsten Arbeitgeber ausgesucht hat

    Nun, der Zutritt zum Gentlemen's Club blieb ihm wohl verwehrt.^^


    Das war mal ein Post nach meinem Geschmack - schön lang, mit viel Inhalt und ohne Langeweile.

    Alles klar, dann aber jetzt immer so! :D


    Aber ich muss sagen, dass gerade diese Fehlerchen, jeden einzelnen sympathisch machen

    Und genau das wollten wir erreichen. ;)


    Danke an alle Leser!

    Grüße!

  • Spoiler anzeigen

    Ich weiss, dass ich in der letzten Zeit mit Abwesenheit geglänzt habe. Dafür entschuldige ich mich abermals. In der Sommerzeit verbringe ich definitiv weniger Stunden am PC... ich vermute, das geht nicht nur mir so ;)^^

    Ellie hatte Glück gehabt. Der Commander der Dark Liberty hatte sie mit zwei Kämpfer zurück in die Sektion D bringen lassen. Ihre Hauptoperationsbasis. Quasi die Höhle des Löwen. Doch seit die Kerle vor mindestens zwei Stunden ihren Ring gescannt und sie mit überraschten Gesichtern gemustert hatten, war sie kommentarlos alleine in eine kleine Kammer gesperrt worden. Erst hatte sie Angst gehabt, ja gar Panik, hatte gegen die Tür gehämmert und getreten. Dann hatten sich ihre Emotionen in Ärger und regelrechten Zorn verwandelt, wobei sie die wüstesten Verwünschungen und Beschimpfungen aller ihr bekannten Sprachen durch den vier Quadratmeter großen Raum schleuderte. Irgendwann war sie in einer der Ecken erschöpft zusammengesunken und rieb sich immer wieder über die Stirn, fuhr sich durch die Haare und kämpfte gegen die aufkommenden Tränen und die Müdigkeit. Es war tatsächlich zum Heulen, denn man hatte ihr nur den Ring gelassen. Den Werkzeuggürtel und den kaputten Glove hatten sie sich unter den Nagel gerissen.
    „Diese verdammten Bastarde“, murmelte sie halblaut vor sich hin, um sich etwas abzulenken, „Wenn ich gewusst hätte, dass die mir mein Werkzeug abnehmen und mich stundenlang in‘ne Zelle sperren, hätte ich mich lieber erschießen lassen.“
    Es dauerte mindestens noch einmal genauso lange, bis ein leises Geräusch an der Tür sie aus dem Schlaf riss und ihr Kopf hochschnellen ließ. Die schwarzen Locken fielen ihr wirr ins Gesicht und bedeckten spärlich den Abdruck auf der Stirn, der ihre verschränkten Arme hinterlassen hatten, auf denen sie eben noch ihren Kopf zur Ruhe gebettet hatte.
    Ein schwarz gerüsteter Kämpfer füllte mit seiner Breite und Höhe den ganzen Türrahmen aus. Sein überdimensionierter Blaster ruhte vor der Brust und die Atemgeräusche seines hermetischen, getönten Helms gingen langsam und gleichmäßig, ehe seine verzerrte Stimme tief aus dem Lautsprecher dröhnte.
    „Laine McCullen. Der Boss verlangt dich zu sehen. Aufstehen und mitkommen.“
    Einen Momentlang starrte Ellie den Kerl regungslos an. Dann begriff sie. Der gescannte Ring beinhaltete den falschen Namen. Narrow hatte sie noch in der Kapsel dazu angestiftet, sich beim Verhör etwas Neues auszudenken. Laine McCullen. Ein recht dämlicher Name, wenn man bedachte, dass er aus einem billigen Groschenroman entsprang, den sie nur zu gerne verschlungen hatte. Diesen und die weiteren zwanzig Fortsetzungen. Womöglich wollte dieser Boss sie deshalb sehen? Um ihren richtigen Namen zu erfahren? Etwas anderes konnte sie sich nicht vorstellen, denn aus welchem Grund hätten die Typen sich so seltsam ansehen sollen, als sie ihren Ring gescannt hatten?
    Ohne ein Wort zu sagen und mit zurückkehrender Nervosität, stemmte sie sich gegen die Rückwand und schob sich langsam daran hinauf, bis sie schließlich auf den Füssen stand.
    „Vorwärts.“, befahl die verzerrte Stimme erneut und machte den Durchgang frei.
    Als Ellie an ihm vorbeigegangen war, umschloss seine linke Pranke fest ihre Schulter und führte sie mit eiserner Hand durch die zahlreichen Soldaten, die sich für ihre Gegenwart nicht interessierten. Einige waren damit beschäftigt, die Blaster zu modifizieren oder zu reinigen, andere taten dasselbe mit dem Rest ihrer Kampfausrüstung und wieder andere hatten sich regungslos gegen die Wand gelehnt und schienen, als würden sie dort auf irgendeinen Befehl warten. Das ganze Bild der Liberty wurde von roten Bannern geziert, die überall an den Wänden und in den höheren Räumen hingen. Eine schwarze Faust mit Flügeln, über welcher fünf weiße Sterne prangten.
    Dieses Logo hatte Ellie bereits irgendwo gesehen, doch fiel ihr beim besten Willen nicht ein, wo das gewesen war.
    Nachdem der Hüne sie die Gangway der Sektion D hinuntergeführt hatte, bogen sie schließlich nach links ab und gelangten zu einem weiteren Gang wie jenen, durch den sie die Tatauristation betreten hatten. Nur verunstalteten hier unzählige Einschusslöcher die Wände und den Boden. Überall waren der Verputz und die Wandverkleidung abgeplatzt oder abgesprengt worden, was von weiteren Liberty-Bannern wenigstens teilweise verdeckt wurde.
    Schließlich durchschritten sie die zerstörte Dekontaminationsschleuse, deren Glasfronten nun in winzigen Bruchstücken zu ihren Füssen lagen und unter den Sohlen ihrer Schuhe leise knirschten. Dann öffnete sich die meterdicke Luke zu Hangar III. Das Bild der Zerstörung setzte sich fort, nur mit dem Unterschied, dass sich hier eindeutig weniger Soldaten tummelten als in den anderen Gängen und Räumen. Offensichtlich die Operationsbasis vom Boss. Mehr als ein halbes Dutzend Raumjäger der Dragon-Klasse standen hier. Einige Mechaniker kümmerten sich um Hüllenbrüche und andere Kampfschäden, die zweifellos vom Angriff auf die Station herrührten. Eines der Schiffe war definitiv grösser und auf Anhieb konnte Ellie nicht erkennen, um was für einen Typ es sich dabei handelte. Die Flügel sahen gestutzt aus, die Hülle war überdimensional verstärkt und die Waffenbänke waren komplett mit unbekannter Zerstörungsmaschinerie überladen worden. Dass dieses Ding ursprünglich einmal eine Hornet 5.5 gewesen war, war nur noch schwer zu erkennen. Allerdings war es absolut offensichtlich, dass die Modifikationen an diesem Schiff eindeutig den Preis wert gewesen waren, denn dieses Monstrum hatte bei dem Gefecht von außen her betrachtet keinen einzigen Kratzer abbekommen.
    Ihre Eskorte führte sie nun genau auf die Einstiegsrampe der Hornet zu, wo zwei weitere Soldaten mit Totenschädelmasken stoisch die Stellung hielten. Dieser Anblick ließ ihr einmal mehr das Blut in den Adern gefrieren. Sollte eine dieser Masken tatsächlich irgendwann einmal das Gesicht Alphas‘ verbergen, würde sie es erst wissen wenn es zu spät war. Doch keiner der beiden reagierte auch nur im Geringsten, als Ellie zwischen ihnen hindurch und der Rampe entlang nach oben geschoben wurde.
    In der Hornet war es zu ihrer Überraschung recht finster. Lediglich die nötigsten Leuchten waren in Betrieb, sodass man nicht gerade über irgendwelche Kabel stolperte, die chaotisch durch den Hauptkorridor gelegt worden waren. Irgendwo in den Tiefen dieses Monstrums wurde an den Generatoren gearbeitet. Das Surren und Piepen, das Scheppern und Gedröhne war ihr nur allzu bekannt. Sie konnte sich denken, was mit diesem Schiff nicht in Ordnung war. Offenbar hatten die Waffenbänke und Schildgeneratoren die Plasmaleitungen überlastet und die wiederum den Hauptgenerator zum Kollaps gebracht.
    Während sie den Geräuschen lauschte und ihren Gedanken freien Lauf ließ, beruhigte sich ihr Herzschlag merklich. Sie hatte Fähigkeiten, die sie feilbieten konnte um nicht aus der nächsten Luftschleuse geworfen zu werden. Eine kleine Chance auf Überleben bestand noch.
    Mit Betonung auf ‚klein‘ und ‚noch‘, murmelte sie in Gedanken und wurde schließlich vor einer massiven Tür angehalten. Mit einem Knopfdruck erleuchtete ein grelles, weißes Licht, dann glitt nach ein paar Sekunden die Tür auf. Der Raum dahinter war ungefähr vier mal vier Meter groß und beinhaltete nicht viel mehr als eine große, schlichte Befehlskonsole und ein paar Stühle, die darum herum aufgestellt worden waren. Ein paar Regale an den Wänden beinhalteten Bücher, Ordner, Aufzeichnungen, Karten und sonstiges Geschreibsel, welches überraschenderweise hauptsächlich auf Papier verzeichnet worden war. Niemand schrieb heute noch auf Papier… es sei denn, man wollte es vor Hackern oder Lauschern schützen.
    Erst jetzt realisierte sie, dass im Schlafzimmer ihres Vaters ebenfalls solche Regale gestanden hatten. Voll mit Aufzeichnungen auf Papier. Sie hatte ihn nie darauf angesprochen…
    „Laine McCullen, Boss.“, schepperte die Stimme durch den hermetischen Helm, woraufhin der Druck auf ihre Schulter abrupt nachließ und der Hüne wieder aus der Tür trat. Hinter ihm glitt sie mit einem leisen Surren zu, dann stand Ellie allein in dem quadratischen Büro.
    Sie wagte es kaum sich zu bewegen und erlaubte sich lediglich einige Details des Inventars zu betrachten. Interessanterweise fanden sich hier keine Dark Liberty-Banner. Im Gegenteil. Es säumten andere Symbole die Wände und Ordner. Symbole, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Womöglich war ihr Boss nur ein Söldner?
    „Was für ein bescheuerter Nichtsnutz überlegt sich so einen Decknamen?“
    Ellie schrak zusammen. Die männliche, zischende Stimme kam von überall und nirgendwo. Im ersten Moment war niemand auszumachen, doch als sie ihre Augen etwas anstrengte, konnte sie in einer der hinteren dunklen Ecken einen Durchgang in einen anderen Raum ausmachen. Dort stand eine Gestalt. Ein Mischling. Eine absolut abstruse Erscheinung von einer Person, die Ellie vor Überraschung aufkeuchen ließ.
    Er war ein Mensch und ein Hydra. Teile wie die Züge seines Gesichts, Hände und Füße waren Menschlich, doch die Haut war schuppig wie die eines Hydras, die Augen glühten unnatürlich gelb und die Körperbehaarung sowie die Ohren fehlten gänzlich. Sein Mund säumten rasiermesserscharfe Zähne, die einen schauderten und die Nase bestand aus kaum mehr als einer leichten Wölbung und zwei schlangenartigen Schlitzen.
    Von seinem Aussehen vollkommen erschlagen, brachte sie keinen einzigen Ton über die Lippen. Er schälte sich allmählich aus den Schatten und begab sich gemächlich ans Steuerpult.
    „Setz dich“, befahl er in schneidendem Tonfall und begann auf dem Pult ein paar Dinge einzutippen. Gecko war wie erstarrt. Kein Glied ihres Körpers wollte ihr in diesem Moment gehorchen. Mischlinge waren sogar auf Luna-68 ein absolutes Tabuthema gewesen. Bei einer Sichtung wurden sie gnadenlos niedergemacht. Man sah sie als eine Verletzung der Rassenreinheit an, auf welche bisher ausnahmslos alle Völker beharrten. Wer gegen dieses ungeschriebene Gesetz verstieß, musste mit rigorosen Folgen rechnen.
    „Setzen!“, bellte er sie krächzend und mit vor Autorität triefender Stimme an.
    Nachdem sie vor Schreck zusammengezuckt war, kam wie von Geisterhand Bewegung in ihre Glieder und sie bewegte sich auf einen Stuhl zu, auf welchem sie sich leichenblass niederließ.
    „Danke“, meinte er beiläufig und wieder gelassen, als wäre der barsche Ton von vorhin nur Einbildung gewesen, „Kommen wir zurück zum Thema ‚wie heißt du wirklich‘ und ‚was beim Henker hast du mit Jones zu schaffen‘. Und wenn wir schon dabei sind, kannst du mir noch erklären, was ihr ausgerechnet jetzt ausgerechnet hier zu suchen habt. Todessehnsucht kann ich bei dir ausschließen. Ansonsten hättest du dich im Bordell direkt abknallen lassen. Und bevor du antwortest“, er legte eine bedeutungsschwere Pause ein und taxierte sie mit einer Kälte in den Augen, die sie von Neuem erstarren ließ, „überlege dir gut, was du sagst. Mich hat noch keiner angelogen, ohne dass ich es bemerkt hätte. Sollte ich eine Lüge riechen, wird es deine letzte sein. Verstanden?“
    Diese Drohung kitzelte ihren Trotz, der sich schon erstaunlich lange in einer der hintersten Ecken ihres Daseins versteckt hatte. Sie erlaubte ihm, sich seinen angestammten Platz einzunehmen und fühlte, wie die Starre langsam von ihr abfiel. Ihre Hirnwindungen befreiten sich von der Angst und erlaubten sich, ihre Prozessoren wieder in Gang zu setzen.
    „Wenn ich in den letzten Tagen für jede Drohung ’n Dollar gekriegt hätte, wär‘ ich jetz‘ auf ‘nem Luxusdampfer auf Sentinel-Heaven…“
    Die reptilienhaften Augen blitzten auf, doch der Mischling schwieg.
    „Wie ich heiße?“, setzte Ellie wieder an, „Ganz einfach. Ich bin Ellie Stirling, von Luna-68, ja, mein Vater ist Trevor Stirling, Leiter der Apollo Ships Inc. Was ich mit Jones zu tun hab? Er is‘ seit ein paar Tagen mein offenbar allseits gehasster Käpt’n, exakt seitdem die Todesdrohungen angefangen haben. Ein Zufall? Himmelarsch, nein! Warum wir hier sind? Weil irgend’n alter Freund vom Käpt’n uns das Schiff unter’m Hintern weggeschossen hat und wir mit Mühe und Not in einer verfluchten Kapsel gerade noch so davon gekommen sind. Glücklicherweise lag diese lustige Raumstation direkt auf unserem Weg, da dachten wir, ach komm, schauen wir mal rein und lassen uns von der Dark Liberty noch endgültig zur Schnecke machen, wir haben ja sonst nicht schon genug Kacke am Dampfen!
    Gecko war in Fahrt gekommen und ließ die Echse auf ihrer Wange bei jedem Wort zucken. Ausgiebig gestikulierte sie mit Hand und Prothese, welche sich ohne ihre geliebten Gloves ungewohnt nackt anfühlten. Ganz zu schweigen von ihrem fehlenden Werkzeuggürtel.
    „Zufrieden?“, schloss sie ihre Ausführungen ab und funkelte ihr Mischlingsgegenüber an. Seine Züge zu lesen war sehr schwierig, zumal sie kaum eine Reaktion darin erkennen konnte. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf, wobei er Ellie lediglich um etwa einen Kopf überragte und verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Und was tust du für Jones? Ich bezweifle, dass du sein Moraloffizier bist.“
    „Der Käpt‘n und Moral?“, grummelte sie. Die Anspannung hatte sich merklich gelöst. Der Mischling wirkte inzwischen nicht mehr ganz so bedrohlich. Im Gegenteil, er schien an ihren Worten nicht anzuecken, sondern ließ sie gewähren. Das war noch selten passiert, „Ich hab‘ versucht das Schiff zusammenzuhalten, aber nach ein paar Treffern war die alte Sim nicht mehr zu retten. Wir mussten evakuieren.“
    Er nickte gemächlich. „Mechaniker. Naheliegend bei dem was mir meine Männer berichtet haben und nachdem du mir erzählt hast, du wärst die Tochter von Trevor.“
    Gecko zog die Brauen leicht zusammen und taxierte den Mischling nun ihrerseits, was ihm ein leichtes Schmunzeln entlockte. Es entblößte seine spitzen Zähne und sah eher schauerlich als freundlich aus.
    „In was für Geschäfte ist mein Vater verwickelt? Jeder scheint ihn zu kennen, der auch den Käpt’n kennt… Und Sie kennen ihn offenbar sogar beim Vornamen. Ein Mischling-Söldner-Anführer der Dark Liberty.“
    „Sheiran i’Taanoh.“, stellte er sich mit einer ziemlich deplatzierten Verbeugung vor, „Und was Euren Vater betrifft… das sollte er Euch selbst erklären. Nur so viel: Es gibt einige, die sein Töchterchen gerne in ihre Finger bekommen würden um gegen ihn ein gewichtiges Druckmittel in den Händen zu halten. Jones hat geistesgegenwärtig gehandelt, dich mit falschem Namen auf die Raumstation zu schleusen. Aber dieser Name, Mädchen. Etwas Dämlicheres hätte dir wirklich nicht einfallen können.“
    Bei seinen Worten schämte sie sich, was die Situation nur noch absurder machte. Der Dark-Liberty-Anführer tadelte sie wegen ihres schlechten Sinnes für Kriminalität und sie schämte sich tatsächlich dafür. Es entstand eine kurze Pause.
    „Und… was passiert jetzt?“, setzte sie an.
    „Du arbeitest für mich.“, sprach er wieder mit distanzierter Stimmlage und richtete seinen Blick abweisend zurück auf das Steuerpult, während er ein paar Dinge eintippte, „Die Generatoren meiner Hornet sind kurz gesagt im Arsch. Das wirst du beheben. Wenn ich zufrieden bin, bleibst du am Leben und Teil meiner Crew. Sollte irgendetwas vorfallen, dann grüß mir den Sensenmann im Jenseits. Wir verstehen uns?“
    Ellie hob ihr Kinn leicht und stemmte sich dann wieder auf die Füße. Sie mahnte sich innerlich, die Worte auszusprechen, welche ihr auf der Zunge brannten, doch nach kurzem Kampf mit sich selbst sprach sie sie aus:
    „Es wäre doch ziemlich dumm mich umzubringen, wenn ich doch ein solch gewichtiges Druckmittel gegen meinen Vater darstellen könnte.“
    I’Taanoh sah auf ihre Worte hin nicht einmal auf, was Gecko im ersten Moment etwas verunsicherte. Das war womöglich die Absicht des Mischlings gewesen, doch ehe sie noch etwas sagen konnte glitt die schwere Eisentür hinter ihr wieder auf und kaum eine Sekunde später legte sich die schwere Pranke wieder auf ihre Schulter.
    „Quentin ist der Chief-Ingenieur. Sprich so mit ihm wie du mit mir gesprochen hast und er schneidet dir die Zunge raus. Also sieh dich vor.“
    Daraufhin wurde sie mit einem mulmigen Gefühl aus dem Raum des Bosses geführt. Irgendetwas begann hier gewaltig aus dem Ruder zu laufen…

    • Offizieller Beitrag

    Auch, wenn der Teil etwas länger gedauert hat, finde ich das nicht schlimm. Schreibtechnisch und inhaltlich hat es dem keinen Abbruch getan. Der Teil war super und ich musste mehr als nur einmal schmunzeln. xD Da scheint jemand seine große Klappe wiedergefunden zu haben. xD
    Und den Namen, den sie "erfunden" hat, fand ich erste Sahne, mal davon abgesehen, wenn dieser Boss den Namen erkannt hat, hat er dann diese Groschenromane auch gelesen? :rofl: Nein, aber deshalb konnte ich den Kerl irgendwie nicht Ernst nehmen. :D
    Aber immerhin konnte sich Ellie damit noch einmal aus der Enge ziehen. ZUmindest ist sie (noch) nicht getötet worden. Aber ob die Situation besser ist, als in einer Zelle vor sich hinzurotten, ist noch fraglich.
    Mal sehen, ob die Truppe aus diesem Mist wieder rauskommt. :hmm:

    LG, Kyelia

  • „Wie ich heiße?“, setzte Ellie wieder an, „Ganz einfach. Ich bin Ellie Stirling, von Luna-68, ja, mein Vater ist Trevor Stirling, Leiter der Apollo Ships Inc. Was ich mit Jones zu tun hab? Er is‘ seit ein paar Tagen mein offenbar allseits gehasster Käpt’n, exakt seitdem die Todesdrohungen angefangen haben. Ein Zufall? Himmelarsch, nein! Warum wir hier sind? Weil irgend’n alter Freund vom Käpt’n uns das Schiff unter’m Hintern weggeschossen hat und wir mit Mühe und Not in einer verfluchten Kapsel gerade noch so davon gekommen sind. Glücklicherweise lag diese lustige Raumstation direkt auf unserem Weg, da dachten wir, ach komm, schauen wir mal rein und lassen uns von der Dark Liberty noch endgültig zur Schnecke machen, wir haben ja sonst nicht schon genug Kacke am Dampfen!“

    Ich liebe Ellie ^^

    „In was für Geschäfte ist mein Vater verwickelt? Jeder scheint ihn zu kennen, der auch den Käpt’n kennt… Und Sie kennen ihn offenbar sogar beim Vornamen. Ein Mischling-Söldner-Anführer der Dark Liberty.“

    Das ist in der Tat interessant :hmm: Der Kern der Geschichte oder doch eher Nebensache?
    Narrow weiß sicher auch was da läuft. Er wirkt nicht so, als würde er seine Crew zufällig auswählen ...

    Und man denkt immer: "Jetzt kann es nicht mehr schlimmer werden" und dann setzt ihr noch einen drauf XD
    bis jetzt hat sich dieses Phänomen noch nicht abgenutzt, auch wenn ich mich langsam frage, wie sie aus dem Ganzen wieder rauskommen will ... :hmm:

    wenn dieser Boss den Namen erkannt hat, hat er dann diese Groschenromane auch gelesen?

    Der gefährliche Boss liest heimlich Mädchenbücher ... *kichert*

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • [Narrow]

    Man ließ sie lange im Dunkel der zweiten Schleuse warten. Narrows Zigarette war der einzige Lichtpunkt – schwach glühend in der Schwebe. Die Dritte mittlerweile. Abgesehen von Ramirez‘ gelegentlichem Grummeln war es still. Bis es von außen gegen die Schleuse hämmerte.
    „Herein!“, rief Narrow und bekam weiteres Gehämmere zur Antwort. Da erkannte er, dass offenbar jemand versuchte, die Schleuse aufzustemmen. Schon teilten sich die schweren Tore und ließen einen Pfahl gleißenden Lichts hindurch. Gleich darauf flog ein Gegenstand hinein, landete scheppernd auf dem Boden und rollte zwischen ihre Füße.
    „Fuck“, stieß Ramirez zischend aus, während Narrow glatt die Luft wegblieb und ihm die Kippe aus dem Mundwinkel fiel. Es vergingen ein paar Sekunden erstickender Stille, ehe Gelächter von draußen hereindrang und das Tor zur Gänze aufgeschoben wurde. Im einfallenden Licht bückte sich Ramirez nach der vermeintlichen Gefahr. Es war eine leere Limonadendose. Swoooosh! stand drauf.
    Ein halbes Dutzend bewaffneter Kerle erwartete sie. Ihre Rüstungen waren bunt zusammengewürfelt, nur die Waffen wirkten neu. Ein Kerl mit Totenkopfmaske trat vor, doch als Narrow seinen ersten Schock überwunden hatte, schritt er ihm entgegen und schnitt ihm das Wort noch beim Luftholen ab: „Narrow Jones der Name, stets zu Diensten. Bringt mich zu eurem Anführer!“
    Verdutzt blieb der Terrorist stehen, hob die Waffe und feuerte blind in die Decke. „Schnauze halten und mitkommen!“, brüllte er.
    „Ja“, murmelte Narrow vor sich hin – die Arme abwehrend erhoben. „Das war der Plan.“

    Sheiran i’Taanoh empfing sie inmitten der Trümmer eines Fast-Food-Restaurants auf Ebene 2. Der Weg dahin war von Verwüstung gezeichnet. Die Dark Liberty hatten sich ihren Zugang zur Sektion C mit brutaler Gewalt verschafft. Narrow bekam das ganze Ausmaß der Explosion zu Gesicht, die ihn noch Stunden zuvor ausgeknockt hatte. Beim Anblick der rußgeschwärzten Wände und Decken, der aufgesprengten Sicherheitsschotts und blutigen Schleifspuren am Boden meldeten sich die Kopfschmerzen zurück. Ein paar Tatauri Sicherheitsleute hatten sich ergeben – zu ihrem Pech. Die Terroristen nutzten sie als Zielscheiben oder prügelten in besinnungslosem Hass auf sie ein. Narrow konnte nicht mehr ausmachen, ob die nackten Körper noch als Reaktion auf die Tritte zuckten oder nur noch leblos hin und her baumelten.
    Die Fenster des Restaurants waren unter der Sprengung in tausend Stücke geborsten. Das große M hing schräg über dem Eingang und flackerte gelb. Innen herrschte ein Durcheinander an umgekippten Stühlen, Tabletts, verkohltem Sitzpolster und verstreutem Essen. Terroristen plünderten die Küche und füllten sich die Pappbecher an den Getränkestationen mit Cola. Vor dem Tresen lagen Leichen aufgereiht, bei denen sich niemand mehr die Mühe gemacht hatte, sie zu bedecken.
    Sheiran i’Taanoh saß an einem Tisch am anderen Ende des Restaurants vor dem Panoramaglas. Die gesamte rückwärtige Wand bot einen phänomenalen Ausblick ins All. Majestätisch erhob sich der Planet, auf dem Narrow und seine Crew beinah notgelandet waren, gegen die weit entfernte Sonne des Systems. Seine Oberfläche schimmerte grün und die drei Monde, die ihn umgaben, ruhten im Halbdunkel an seiner Seite.
    Darryl King ist auf diesem Planeten, dachte Narrow plötzlich. Und Alpha auch… Hoffentlich ist ihre Rettungskapsel in der Atmosphäre verglüht oder beim Aufschlag zerschellt. Oder etwas hat sie beim Aussteigen verspeist. Irgendeine hungrige Kreatur mit vielen Zähnen und einer sehr langsamen Verdauung.
    Mit übereinandergeschlagen Beinen lehnte der Terroristenführer sich in den Stuhl zurück und schlürfte sein Getränk aus. i’Taanohs Erscheinung hatte nichts an ihrer Scheußlichkeit eingebüßt. Mischling, Abnormität, Missgeburt, Inkarna, wie Wesen seines Geblüts in den Kolonien abseits des Zentrums der Allianz genannt wurden. Nahezu alle Völker des bekannten Universums waren sich einig, dass Bindungen zwischen den Rassen vermieden werden mussten. Die meisten Sprösslinge waren nicht lebensfähig und den wenigen, die es über die Geburt hinausschafften, war nur ein kurzes Leben vergönnt. Gezeichnet von Krankheiten und dem allgegenwärtigen Hass anderer. Zumeist wurde dem winselnden Nachwuchs kurzer Prozess gemacht. Ein scharfer oder wahlweise auch dumpfer Gegenstand, ein Sturz in eine tiefe Grube, ertränken, verbrennen oder dem Vieh zum Fraß vorwerfen. Gesetze bedurfte es kaum um dieses Vorgehen zu verbreiten. Zum Glück waren derartige Vorfälle eine Seltenheit. Doch Kriege und nicht zuletzt zahlreiche Perversionen im Namen der Wissenschaft brachten immer wieder Mischlinge hervor. Eine Vereinigung zweier Völker, die schon von Geburt an mit dem Mal des Todes gezeichnet war.
    „Setzt euch, meine Freunde“, lud i’Taanoh sie ein und verwies auf die Sitzbank ihm gegenüber. „Setzt euch doch. Wir haben viel zu besprechen.“ Während sein Lächeln unbewegt blieb und nur eine Reihe spitzer Zähne entblößte, ging er mit den Augen auf Distanz. Blitzschnell zuckten die Pupillen hin und her und verarbeiteten Informationen. Narrow erkannte diesen, aus reinem Überlebenswillen geborenen Reflex. Sie gaben sich die Hände wie zu einem Geschäftsessen und setzten sich. Narrow ans Fenster, Ramirez zum Gang – wie immer.
    „Wollt ihr was essen? Ein paar der Jungs haben herausgefunden, wie die Küche funktioniert. Ist wirklich kinderleicht. Was soll’s sein? Burger, Pommes oder nur was zu trinken?“ Er schüttelte seinen Becher in dem die Eiswürfel klirrten.
    „Nichts für mich“, winkte Ramirez ab. „Von diesem Fraß bekomme ich keinen Bissen runter.“
    „Ich nehme einen Doppelwhopper“, warf Narrow ein.
    „Witzig“, gab i’Taanoh knapp zurück.
    „Der da hat ´n ziemlich großes Maul“, schaltete sich der Typ mit der Totenschädelmaske ein. i’Taanoh schien ihn und seine Truppe erst jetzt wahrzunehmen und scheuchte sie mit einer Handbewegung fort wie eine lästige Fliege. „Ihr könnt gehen. Macht euch woanders nützlich.“
    Totenschädel zuckte mit den Schultern und trottete murrend davon. „Ich mein‘ ja nur…“
    „Ich kann diese Kerle nicht leiden“, raunte der Mischling ihnen zu. „Sie sind nützlich, zweifellos. Wenig Hirn, dafür Muskeln und eine allzu große Gewaltbereitschaft. Auch Skrupel sucht man vergebens. Sie sind perfekte Werkzeuge.“
    „Genauso nützlich wie die Dark Liberty?“, fragte Narrow mit der Unschuld eines Lamms, während er seine Taschen nach einer Kippe durchsuchte.
    i’Taanohs Grinsen wurde eine Frechheit breiter ehe er antwortete: „Die Dark Liberty ist mir seit Jahren schon von Nutzen, wie du sehr gut weißt. Eine Gruppe Ausgestoßener, an den äußersten Rand getrieben – sowohl geografisch als auch gesellschaftlich. Gezeichnet von Armut und einer gehörigen Portion Demütigung. Allesamt Individuen, die nichts mehr zu verlieren haben und denen das Wenige, was sie besitzen, auch noch streitig gemacht wird. Ausgestattet mit Waffen und einem gewissenslosen Führer ergibt das ein unkontrollierbares Pulverfass. Und ich halte die brennende Lunte in den Händen, jederzeit bereit, den Rest der Galaxis in Flammen aufgehen zu lassen.“
    Endlich, dachte Narrow und schob den Glimmstängel in den Mundwinkel. „Sehr poetisch. Doch wie passen wir da ins Bild?“
    „Ganz einfach: wir sind Geschäftspartner. Ich habe eine Aufgabe, die erledigt werden muss und ihr seid die vertrauensvollen Dienstleister, die mir helfen werden.“
    „Und wie“, begann Narrow den Satz bei dem Versuch ein Streichholz in der anderen Tasche zu finden, als ein Schatten durch das Restaurant flitzte. Gleich darauf ein zweiter und ein dritter. Narrow sah hinaus und erkannte die alliierten Jäger noch an ihren Heckdüsen, auch ohne Teds Expertise einholen zu müssen. Der große Kreuzer, der sich vor die Sonne schob, machte mit seiner übergroßen Aufschrift eine Identifizierung zum Kinderspiel: U.A.S.S. Grand Star. Und er war nicht allein.
    „Eine Blockade“, schlussfolgerte Narrow und vergaß den Drang zu Rauchen für einen Moment. Ramirez stieß einen Pfiff zwischen den Zähnen hervor.
    „Wunderschön, nicht wahr?“, meinte i’Taanoh und lehnte sich mit seinem Becher im Stuhl zurück.
    „Wunderschön?“ Das Streicholzschächtelchen war inzwischen gefunden und Narrow entflammte den kleinen Zündkopf. „Bedeutet das nicht das Ende für eure kleine Party hier?“
    „Nicht im Mindesten“, gab i’Taanoh zurück, holte ein kleines Tablet hervor und schob es über den Tisch. „Lest ihr etwa keine Nachrichten?“
    Narrow beugte sich vor und las die Überschrift:


    SENAT MACHTLOS IM KAMPF GEGEN DEN TERROR –
    VETO DER GHALARIANER VERHINDERT EINE ENTSCHEIDUNG IN LETZTER INSTANZ

    Er las weiter und mit jeder Zeile wuchs in ihm eine unheilvolle Ahnung heran und die Kopfschmerzen wurden lauter.
    „Der ghalarianische Präsident hat sich für euch ausgesprochen.“
    „Nun, nicht direkt für uns“, räumte i’Taanoh ein, „doch eben auch nicht gegen uns. Und wie sollte er auch, wenn knapp die Hälfte seines Volkes entweder mit uns sympathisiert oder sogar unter der geflügelten Faust dient.“

    Bei einer der letzten Tagungen im Senat nahm Präsident Narim Eres’Asumfat Gebrauch von seinem Vetorecht und brachte die Abstimmung zu einem unerwarteten Ende. Es sollte über ein Eingreifen der alliierten Truppen in die Kampfhandlungen zwischen den Tatarianern und der Terrororganisation Dark Liberty entschieden werden. […] Eine erneute Sitzung wurde bislang nicht angekündigt […]


    „Sie haben Angst“, stellte Narrow fest ehe er das Ende des Artikels erreichte.
    „Und das völlig zurecht“, stimmte i’Taanoh zu. „Ohne offizielles Mandat traut sich keiner dieser Bürokraten auch nur einen Finger zu krümmen. Und wenn doch? Dann riskiere man ja jemanden wie Narim Eres’Asumfat zu brüskieren. Wir alle wissen, was für ein großes Ego dieser Mann hat. Ganz zu schweigen von seinem Waffenarsenal und seinen Verbündeten. Neben Ghalarianern hätten wir da Zariner, die Maren, Uthuluus und der Gleichen mehr. Entzündet man ein Feuer wird es nicht lang dauern bis es sich ausbreitet und dann führt eins zum anderen. Der ganze dritte Quadrant könnte sich erneut erheben und wir wissen ja, wie das beim letzten Mal ausging….“ Nun ruhten i’Taanohs gelbliche Hydraaugen ganz auf Narrow, dem sich der Magen zusammenzog. Die Erinnerung an den Krieg wurde für einen kleinen Moment zur Realität. Die Bomben hallten in seinen Ohren wider, Asche verstopfte ihm Nase und Mund, sodass er kaum Luft bekam. Seine Kameraden fielen links und rechts von ihm in den Dreck, gefällt vom feindlichen Gewehrfeuer, zerfetzt von den faustdicken Geschossen, die ihnen entgegengespuckt wurden. Und dann landete die Granate zu seinen Füßen…
    Ramirez legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Row…“
    „Nein…“, gab der Capt’n leise von sich. „Der Krieg ist der Allianz noch zu frisch im Gedächtnis. Sie wird nichts riskieren wollen.“
    „Genauso ist es.“ Mit ausladender Geste wies i’Taanoh auf die großen Schiffe, die draußen im All trieben und die Station umkreisten. „Die dort sind nicht mehr als eine Ausrede vor den Medien, damit kein Politiker in die Verlegenheit gerät, als tatenlos bezichtigt zu werden.“
    „Und während im Zentrum debattiert wird, kannst du schalten und walten, wie es dir gefällt.“
    „Exakt. Sollte ich Vorräte brauchen, sei es Nahrung, Medizin oder Werkzeuge, völlig egal, dann lass ich es mir von denen schicken. Sonst spüle ich ein paar Geiseln zur Luftschleuse hinaus.“
    Narrow hatte genug gehört. Die Kopfschmerzen hämmerten unablässig von innen gegen seinen Schädel und ihm war speiübel. Er fragte sich, wann er zum letzten Mal etwas Vernünftiges gegessen hatte. „Du meintest, wir hätten geschäftliches zu besprechen?“
    i’Taanoh nickte, beugte sich vor und zuckte kurz zusammen. Für den Bruchteil einer Sekunde war sein Gesicht schmerzverzerrt. Dann, so schnell der Anfall gekommen, glätteten sich seine Gesichtszüge wieder und er entspannte sich. „Zum Geschäftlichen, genau. Du hast, glaube ich, etwas für mich.“ Er streckte die Hand aus.
    Narrow ließ sich nichts anmerken, nuckelte ungerührt an seiner Zigarette, während es ihm eiskalt den Rücken runterlief. Ihm sträubten sich die Nackenhaare und in seinem Kopf schrillten alle Alarmglocken.
    „Ich weiß nicht wovon du redest.“
    „Keine Spielchen, One-Shot. Gib es mir einfach.“
    Schnaubend fuhr Ramirez dazwischen: „Er hat doch schon gesagt, dass er nicht weiß wovon du redest. Also was willst du noch?!“
    Niemand schenkte ihm Beachtung. Stattdessen umfasste Narrow langsam und mit der Vorsicht, mit der man sich einer aufgebäumten Kobra nähern würde, den schwarz glänzenden Ring. Er war warm und glatt aber sonst gewöhnlich. Narrow umfasste ihn ganz, hielt den Atem an und zog ihn schließlich vom Finger.
    Dann wartete er. Einundzwanzig – zweiundzwanzig – dreiundzwanzig…
    Nachdem nichts geschah ließ er den Ring in i’Taanohs Hand gleiten.
    „Was hast du erwartet?“, fragte der Terrorist und winkte jemanden heran.
    Eine Bombe, wenn ich ehrlich sein soll, dachte Narrow. Sprenggewaltig genug um uns drei hier hinab in die Hölle zu befördern.
    „Was für eine Scheiße wird hier gespielt?“
    „Oh, Narrow“, begann i’Taanoh während jemand an den Tisch trat. „Je weniger du weißt, desto besser.“
    „Wie kann ich dienen, Sir?“ Der Androide beugte sich leicht nach vorn um seinem Herrn die verlangte Aufmerksamkeit zu demonstrieren. Sein Körper bestand aus dunklem Metall, jedes Segment leicht abgerundet. Kein Draht, kein Schlauch und auch kein Ventil waren zu erkennen. Eine matte Scheibe bildete das Gesicht.
    i’Taanoh nahm die Hand des Androiden und steckte den Ring an einen der mechanischen Finger. Augenblicklich glommen Zeichen auf dem sonst so schnöden schwarzen Metall auf. Beinah zeitgleich erwachte das Gesicht des Roboters zum Leben und projizierte eine dreidimensionale Abbildung der Station auf den Tisch. Gut eine Hand breit schwebte die Tatauristation über der Tischplatte, drehte sich, dann wurde hineingezoomt. Die oberen beiden Ringe verschwanden, der untere wurde auf den Kopf gestellt, geöffnet und sie fuhren hinein.
    „Perfekt“, flüsterte i’Taanoh, nahm sein Tablet wieder an sich und tippte darauf herum. „Das, meine Herren, ist der Grund warum ich euch herbestellt habe. Wir könnten hier noch tagelang einen zermürbenden Kleinkrieg gegen die Sicherheitskräfte führen und würden dabei doch nur unnötig Ressourcen verschwenden. Sei es Munition, Sprengstoff, Medizin oder Personal. Ganz zu schweigen von der Moral. Daher habe ich mich mit meinen Commandern auf eine neue, etwas gewagte Strategie geeinigt.“
    „Einen gezielten Angriff auf das Herz der Station“, schlussfolgerte Narrow, der allmählich verstand, worauf das ganze hier hinauslief. „Ihr wollt von unten in den innersten Ring eindringen und von da aus… was? Die Strom- und Sauerstoffversorgung lahmlegen? Oder gleich in den ZIE-Lift und rauf zur Brücke? Das würde ein ziemliches Scharmützel werden.“ i’Taanohs breites, von viel zu vielen spitzen Zähnen begleitetes Grinsen bei seiner letzten Bemerkung, gefiel Narrow überhaupt nicht.
    „Meine Skullz sind schon ganz wild auf ein Scharmützel, wie du es so schön ausdrückst. Wie ich bereits sagte: wenig Hirn, dafür Muskeln und eine allzu große Gewaltbereitschaft. Ein Team der Schlimmsten unter ihnen hat sich bereits dafür bereit erklärt.“
    „Das ist ein Himmelfahrtskommando.“
    „Nicht mit der richtigen Crew. Einer Crew, die allen Gefahren trotzt und selbst vor selbstmörderischen Aktionen nicht zurückschreckt.“
    „So eine kenn ich nicht“, meinte Narrow, lehnte sich zurück und bemerkte, dass er seine Zigarette bereits aufgeraucht hatte.
    „Natürlich würde so eine Crew angemessen entlohnt werden.“
    Sie starrten einander an, ohne zu blinzeln oder zurückzuweichen. Erst Ramirez brach den Bann: „Das ist doch totaler Irrsinn! Niemals belassen die Tartarianer so eine offensichtliche Schwachstelle an ihrer Station. Und drinnen wird es jede Menge Sicherheitsmechanismen geben um Typen wie euch am Vorankommen zu hindern.“
    „Wohl wahr, wohl wahr“, stimmte i’Taanoh nickend zu. „Jedoch wissen wir nun genau, wo wir ansetzen müssen und wie.“ Die Projektion drehte sich vor ihnen und entblößte erneut die Unterseite der unteren Ebene. „Zudem besitze ich nun die vollständigen Pläne des inneren Rings samt einer Auflistung ihrer Schwachstellen plus der wichtigsten Sicherheitscodes. Na, klingt das immer noch so unmöglich?“
    Verrat, schoss es Narrow durch den Kopf. Er und Ramirez dienten einzig und allein dazu, den Ring zu übermitteln. Sie waren nicht mehr als Boten. Doch wer ist der Verräter? Womöglich Commander Alleigro selbst? Oder Chief Mehad oder jemand anderes?
    Narrow kramte in seinen Taschen und holte eine Visitenkarte hervor. „Hier“, sagte er und reichte sie über den Tisch. „Da solltest du anrufen und alles mit unserem Boss klären. Du weißt schon, die Details. Bezahlung, welches Werkzeug wir mitbringen müssen, etc. Mach einen Termin und wir rufen sicher gern zurück. Doch zurzeit… puuhh, sind wir ziemlich ausgebucht.“
    Ein Anflug von Verärgerung huschte über Sheiran i’Taanohs verunstaltete Visage. „Du wirst lachen, aber ich habe tatsächlich bereits versucht Hal Izaak zu erreichen. Jedoch ohne Erfolg. Er scheint untergetaucht zu sein.“
    Ist das eine Finte?, fragte sich Narrow. Warum sollte Hal untertauchen? War die Sache mit der Energiezelle publik geworden? Zu heiß für ihn?
    „Dann mach den Termin doch mit Rose aus, seiner Sekretärin. Sehr fähige Fachkraft. Ist rund um die Uhr erreichbar.“
    i’Taanoh drehte die Visitenkarte in seinen unnatürlich langen Fingern und hatte sichtlich Mühe, seine Ungeduld zu verbergen. „Auch das blieb erfolglos. Das gesamte Büro der R3 ist offenbar ausgeflogen. Bis auf euch beide.“
    Narrow seufzte. „Also dann.“ Er schob den Stuhl zurück, schwang die dreckigen Stiefel auf den Tisch, kippelte und steckte sich eine seiner letzten Kippen an. „Es läuft folgendermaßen: zuerst einmal brauchen wir ein Schiff. Schnell, wendig, dennoch gut gepanzert für den Fall die da draußen kommen plötzlich zur Besinnung und beginnen uns zu beschießen. Dazu natürlich noch einen fähigen Piloten. Keinen von diesen Möchtegernfliegern, die auf ihrem Heimatplaneten mal zwei Runden in einer Czepka 37 gedreht haben um die Weibchen zu beeindrucken. Ich rede von einem Profi. Bis wir drinnen sind, sollen sich deine Skullz gefälligst zurückhalten und mir das Kommando überlassen. Ich kann es nicht gebrauchen, wenn mir so ein hirntoter Steroidberg ins Werk pfuscht. Was noch…“ Scheinbar gedankenverloren sah Narrow hinaus, wo die Sonne des Systems zwischen den dicken Allianzkreuzern hervorblitzte. Währenddessen ratterte es in seinem Kopf und das Ringen gegen die Schmerzen nahm kein Ende. „Zigaretten! Natürlich. Meine sind fast aufgebraucht. Und Zündhölzer, kein Feuerzeug. Da bin ich etwas altmodisch, wenn du verstehst. Ach ja, und was zu essen.“
    „Hört, hört!“, warf Ramirez ein.
    „Ja, wir haben seit Tagen nichts Ordentliches mehr im Magen gehabt. Und wo wir gerade dabei sind: die Wachen haben meine Waffe konfisziert – ich hätte sie gern wieder. Also vielleicht könnten wir, bevor wir in die Brücke vorstoßen, noch einen kleinen Abstecher in die Asservatenkammer machen. Das würde mich wirklich sehr glück-“
    „ES REICHT!“ i’Taanoh schlug auf den Tisch und wieder krümmte sich sein ganzer Körper für einen Augenblick vor Schmerzen. Narrow hatte von den gesundheitlichen Problemen gehört, mit denen Mischlinge ihr Leben lang, sei es auch noch so kurz, zu kämpfen hatten. Die Zellen der unterschiedlichen Völker vertrugen sich nicht, sondern stießen einander ab. Bei manchen ging es schnell und die Organe versagten ihren Dienst. Bei anderen war es ein längerer Prozess, der mit einer gehörigen Portion der richtigen Medikamente verlangsamt werden konnte. Doch aufhalten ließ sich der Zerfall nicht.
    „Ihr passt echt gut zusammen“, keuchte i‘Taanoh und winkte seinen Androiden hinfort. „Hol unseren Gast.“
    „Sehr wohl“, gab die Maschine auf zwei Beinen von sich und verschwand. Erst dann wandte er sich wieder an Jones und Partner: „Kurz bevor man unsere Kommunikation zum Rest der Galaxis unterbrochen hatte, war eine Nachricht bei uns eingegangen. Von einem guten Geschäftspartner, der gerade für uns unterwegs war – Joramund McCardiff. Sagt euch der Name irgendetwas?“
    Verflucht, dachte Narrow. „Nie von ihm gehört“, sagte er.
    i’Taanoh nickte, stützte sich auf die Unterarme und beugte sich weit zu ihnen nach vorn. „Auf mein Zeichen hin würden sich gut zwei Dutzend meiner Männer auf euch stürzen und euch mit Freuden die Haut abziehen nur um zu zusehen, was damit in der Fritteuse geschieht. Damit will ich folgendes sagen: ihr habt mich mehr als einmal bestohlen und wenn ihr nicht tut, was ich sage, beende ich eure mickrigen Leben auf der Stelle, verstanden?“
    Narrow blies Rauch aus der Nase ehe er antwortete: „Und was, wenn wir erfolgreich sind und die Station dir gehört?“
    i’Taanoh zuckte mit den Schultern. „Dann steht es euch natürlich frei zu gehen, wohin auch immer ihr wollt. Ist mir völlig gleichgültig.“
    „Da bleibt uns wohl kaum eine Wahl“, murmelte Ramirez bitter.
    „Das war das erste Sinnvolle, was ich je von dir gehört habe“, gab i’Taanoh zurück. Er schien etwas im Augenwinkel wahr zu nehmen und seine Miene hellte sich auf. „Ahhh, na endlich. Die eine oder andere Forderung will mir tatsächlich einleuchten, One-Shot. Deine Waffe soll dir gehören, sobald ich die Station übernommen habe. Auch ein geeignetes Schiff lässt sich arrangieren. Ob die Skullz sich zurücknehmen können, nun, das bleibt abzuwarten. Aber einen Piloten kann ich dir bieten. Den Besten, wie du verlangt hast.“ Sein wölfisches Grinsen machte es Narrow nicht leichter den Kopf zu wenden. Er erkannte den Androiden, der sich seinen Weg durch die Trümmer des Restaurants bahnte. Er schob einen Rollstuhl voran.
    Vier Tage, schoss es Narrow durch den Kopf. Vier Tage hatte Doktor Rajinth gesagt…
    Die Gestalt im Rollstuhl war zusammengesunken, trug nur ein Krankenhaushemd und die Haare standen wild zu allen Seiten ab. Ted hob den Kopf und mit verschleierten Augen brauchte er ein paar Sekunden, ehe er Narrow und Ramirez erkannte. Er winkte ihnen schwach zum Gruß.
    „Hey, Leute.“

    Einmal editiert, zuletzt von Maxwell (29. August 2016 um 20:49)

  • Einer Crew, die allen Gefahren strotzt und selbst vor selbstmörderischen Aktionen nicht zurückschreckt.“

    trotzt :)
    strotzen ist was anderes ^^

    Ansonsten wie immer gut ^^
    Um ehrlich zu sein, fand ich das Gespräch der beiden ein bisschen zu lang und habe es am Ende einfach überflogen, das löiegt aber daran, dass ich lieber Szenen mag, in denen etwas passiert ^^ Wartet hier lieber noch ein paar andere Meinungen ab ^^
    Logikmäßig ist aber alles einleuchtend ^^

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

    • Offizieller Beitrag

    „Nicht im Mindesten“, gab i’Taanoh zurück, holte einen kleines Tablet hervor und schob es über den Tisch. „Lest ihr etwa keine Nachrichten?“
    Narrow beugte sich vor und las die Überschrift:

    ein??

    Ich fand den Teil super. Habe nichts gefunden, das mich jetzt irgendwie stören würde. :)
    Die sollen also für die Dark Liberty einen Job erledigen? Irgendwas sagt mir, dass die das nicht das erste Mal machen. :hmm: Jedenfalls scheinen sie sich schon zu kennen, sonst würde man wohl kaum so "vertraut" miteinander reden. :rofl:
    Mal sehen, wie es jetzt weiter geht, ich kann mir nicht vorstellen, dass Ted in seinem Zustand als Pilot sonderlich nützlich ist.

    LG, Kyelia



    Wenn es ein Buch gibt, das du wirklich lesen willst, aber das noch nicht geschrieben wurde, dann musst du es selbst schreiben.
    - Toni Morrison -

  • Zitat von Maxwell

    Es war eine leere Limonadendose. Swoooosh! stand drauf.

    Atomrofl :D

    Zitat von Maxwell

    Das große M hing schräg über dem Eingang und flackerte gelb.

    Ein McDonald's? :D


    Da hat sich das Warten gelohnt. Eine lange und würdige Fortsetzung^^ Der Dialog war zwar etwas länger, aber dafür super, wenn nicht perfekt, geschrieben, wie ich finde. Der ein oder andere Satz könnte vielleicht entfallen, etwa bei Narrows zynischer Ausführung nach

    Zitat von Maxwell

    „Also dann.“

    Aber das ist Ansichtssache, zumal das Gelaber auch zu Narrow passt.

    Ansonsten echt nice, vor allem am Anfang viele Details.

    "Sehe ich aus wie einer, der Geld für einen Blumentopf ausgibt, in den schon die Pharaonen gepisst haben?"

  • Basierend auf Wysis Kommentar:
    McDonalds und es gibt einen Doppelwhopper?!
    Schließen sich MD und BK in der Zukunft zusammen? ... Dann ist wohl offiziell die Hölle zugefroren xD

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Zitat von Kyelia

    Da scheint jemand seine große Klappe wiedergefunden zu haben. xD

    Es war relativ schwierig, den geeigneten Zeitpunkt dafür zu finden, aber offenbar hab ichs geschafft ^^


    Zitat von Kyelia

    Und den Namen, den sie "erfunden" hat, fand ich erste Sahne, mal davon abgesehen, wenn dieser Boss den Namen erkannt hat, hat er dann diese Groschenromane auch gelesen?

    oh, äh... jaaa... das ist so ein Punkt.... wahrscheinlich hat einer seiner Crew ihn aufgeklärt aber ich überlasse das eurer Interpretation


    Zitat von Miri

    Ich liebe Ellie

    Ein riesen Kompliment ^^ danke dafür!

    @Miri: Bezüglich Ellies Vater und seiner Verbindung zu den zwielichtigen Typen werdet ihr im Verlaufe der nächsten Beiträge sicher noch aufgeklärt ^^ dazu haben wir schon einiges überlegt :girl_devil:


    Zitat von Miri

    Basierend auf Wysis Kommentar:
    McDonalds und es gibt einen Doppelwhopper?!
    Schließen sich MD und BK in der Zukunft zusammen? ... Dann ist wohl offiziell die Hölle zugefroren xD

    :rofl:

  • [Elenora]

    „Bei der Mutter aller Schrauben, welche Bride hat diese Upgrades installiert? In dem Chaos würd‘n Bot nich‘ mal mehr seinen Arsch finden…“
    Ellie versuchte nun schon seit geschlagenen zwei Stunden mit fremdem, qualitativ grenzwertigem Werkzeug herauszufinden welche der unzähligen Plasmaleitungen sich verabschiedet hatte. Natürlich immer mit einem Totenkopf im Nacken, der jeden ihrer Bewegungen genau im Auge behielt. Dass dieser Soldat allerdings von der Materie keine Ahnung hatte, war ihr bereits aufgefallen als sie probehalber mit dem Plasmabrenner in der Nähe einer der vier LEHVK (Lebenserhaltungshauptversorgungsknoten) hantierte und drohte, die Flamme direkt auf den empfindlichen Blue-Spot zu lenken. Schädelchen hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Nunja, sie ging mal davon aus, dass der Typ Wimpern hatte. Unter dem getönten Visier seines Helms war das nicht wirklich zu erkennen. Geschweige denn, ob er überhaupt menschlich war…
    „Klappe halten und weiter machen“, schnauzte die flirrende Stimme durch den Lautsprecher seines hermetischen Helms, „Du willst bestimmt nicht, dass ich Quentin von deiner Bemerkung seiner Arbeit gegenüber berichte.“
    Bei Schädels Worten wollte sie sich überrascht aufrichten, doch ein Druckventil ließ ihr Vorhaben abrupt mit einem leisen Klöng scheitern. „Verfluchte…“, gebar sie auf, doch biss sie sich ächzend auf die Unterlippe und rieb sich energisch die pochende Stelle am Kopf. „Das hier ist Quentins Arbeit?“ – um der Wache nicht noch mehr Zündstoff gegen sich selbst zu liefern, setzte sie ihr Selbstgespräch in Gedanken fort – Da wundert‘s mich nicht, dass diese Kiste abgesoffen ist…
    „Klappe, hab‘ ich gesagt“, spuckte der Soldat lediglich aus und hob die Waffe etwas an um seinen Worten Gewicht zu verleihen.
    Murrend zog sich Ellie wieder unter die Konsole zurück und überprüfte den Druck der nächsten Leitung, welche sich lose und wirr ihren Weg durch den Maschinenraum bahnte. Es war unmöglich festzustellen, ob sie inzwischen schon alle überprüft hatte. Mal fand sie eine Leitung hier, ein Ventil da… es gab absolut kein System in der ganzen Sache. Oder womöglich war sie einfach zu dämlich, um es zu erkennen.
    Mühselig kroch sie zwischen den Kabeln hindurch und schleifte den unhandlichen Werkzeugkoffer über den Boden, nicht ohne immer wieder an irgendetwas hängen zu bleiben. Schließlich konnte sie sich endlich aufrichten ohne sich an irgendwelchen Leitungen zu stoßen und fuhr sich mit Hand und Prothese tief durchatmend durch die kurzen Locken. Sie ließ den Blick ratlos den Rohren entlangschweifen und rieb sich dabei nochmals langsam über die schmerzende Beule am Kopf.
    Das kann doch nicht sein… der Hauptgenerator ist zweifelsohne überlastet, aber es liegt nicht an den Plasmaleitungen selbst. Da muss irgendwas im Generator durchgeschmort sein. Quentin wollte mich da aber nicht haben. Ich sei ein Sicherheitsrisiko…
    Schweigend sah sie sich beiläufig im chaotischen Maschinenraum um, bei dem jeder Lebensversicherungsheini Reißaus genommen hätte.
    Ich. Ein Sicherheitsrisiko. Klar.
    Einige Augenblicke blieb sie reglos stehen, während es in ihren Hirnwindungen arbeitete. Langsam, nur ganz langsam hoben sich ihre Brauen, als sie im Halbdunkel unter einem der rot blinkenden Hauptenergieversorgungsrelais etwas verdächtiges entdeckte. Konnte es tatsächlich so einfach sein?
    Kurzerhand trat sie an das Relais heran, ließ sich mit dem Rücken zu Boden gleiten und schob sich unter die Konsole, wo sie am liebsten genervt aufgestöhnt hätte. Quentin hatte es offenbar versäumt zwei der vier Anschlüsse richtig festzuschrauben und nun hingen sie lose unter dem Pult, wobei die Energie von zwei Hauptreaktorkammern nicht weitergeleitet werden konnte und die Sicherungen des Relais hatte durchschmoren lassen. Kopfschüttelnd und sich innerlich wüste Beschimpfungen ausdenkend, schloss sie die losen Leitungen fachgerecht an und rutschte schließlich darunter hervor um die Sicherungen zu ersetzen.
    „WAS TUST DU DA?!“, donnerte die holprige Stimme eines Kerls zu ihr herüber, der locker die Wahl zu Mister Fettel 4043 gewonnen hätte. Sofern Zariner überhaupt zugelassen worden wären. Sie hatten bereits von Natur aus den Hang zu enormer Fettleibigkeit. Womit dieses Volk bereits einen unfairen Vorteil hatte. Im Grunde sah er aus wie ein riesiger Haufen Eiscreme der im Begriff war zu schmelzen. Allerdings von Haaren und Pusteln übersäht. Also verdammt hässliche Eiscreme, mit einer unverkennbaren Duftnote von tränentreibendem Moschus.
    Quentin.
    Eine weitere seiner Schimpftiraden über sich ergehen lassend, hängte sie ihren rechten Daumen hinter den maroden Werkzeuggürtel, während sie mit der Prothese den zurückgekrempelten Ärmel ihres schwarzen Overalls etwas weiter nach oben schob. Nach all der Schufterei sah der Stoff bereits wieder arg mitgenommen aus. Hier und da ein paar Fäden herausgerissen, als sie an irgendwelchen Schrauben und scharfen Kanten hängen geblieben war. Dazu diverse Flecken von Staub, Schmiermittel, Löschschaum und Ruß von verbrannten Kabeln auf Kleidung und Haut. Alles in allem machte sie nach drei Stunden den Eindruck als würde sie auf diesem Schiff schon Monate arbeiten.
    „Hast du mir zugehört?!“
    Ellies Blick war unbeeindruckt abgeschweift. Quentin trug nicht einmal Gloves, vor denen sie wenigstens etwas Respekt gehabt hätte und obwohl er locker vier Mal breiter und etwa einen Kopf grösser war als Ellie, hatte er bei weitem nicht dieselbe brutale und einschüchternde Ausstrahlung wie dieser Mischling i’Taanoh. Deswegen kosteten sie seine unflätigen Ausfälligkeiten innerlich lediglich ein müdes Lächeln. Die Verachtung, die sie für ihn wegen seiner schlampigen Arbeit empfand, trug seine Sache dazu bei.
    Als sie endlich dazu kam ihm zu erklären, warum sie an diesem Relais die Sicherungen austauschen wollte, stieß er sie grob bei Seite.
    „Check weiter die Plasmaleitungen, Chorro! Ich lass dir nicht die Möglichkeit unsere Energieversorgung zu sabotieren!“
    Die Energieversorgung ist schon im Arsch, du eklige, inkompetente Schwabbelwampe – fluchte sie innerlich mit finster zusammengezogenen Brauen und rieb sich die Stelle an ihrem Arm, wo sein Stoß sie fies getroffen hatte.
    Nachdem sie sich zum Schein wieder den Plasmaleitungen zugewandt hatte und hie und da an ein paar Schrauben werkelte, dauerte es kaum zehn Minuten, da begann der Hauptreaktor wieder zu Schnurren und ließ die Beleuchtung aufflackern.
    „Ha! Ich bin ein Genie!“, jubelte der Zariner überheblich und verschwand umgehend aus dem Maschinenraum ohne Ellie eines Blickes zu würdigen. Glücklicherweise, denn so hasstriefend wie sie Quentin nachgeschaut hatte, hätte es wohl ein übles Nachspiel gehabt.
    Wenn ich zufrieden bin, bleibst du am Leben und Teil meiner Crew, hallte i’Taanohs Stimme in ihrem Kopf wider und ein heiß-kalter Schauer jagte ihr über den Rücken. Der Teil mit ‚am Leben bleiben‘ fand sie im Grunde ja motivierend, aber die Sache mit ‚Teil der Crew werden‘ war ihr derart zuwider, dass sie sich ernsthaft überlegte hier und da mal ein Kabel zu kappen.
    Die Idee wurde von Sekunde zu Sekunde interessanter und tatsächlich begannen sich ihre Gedanken darum zu kreisen, während sie den Maschinenraum immer wieder heimlich unter die Lupe nahm, wo es denn am effektivsten wäre, eine Schraube zu lockern oder-
    Ihre Gedanken wurden jäh unterbrochen.
    „Hey Teka, der Boss will Stirling sehen“, schallte eine zaghafte, weibliche Stimme aus ein paar dunklen Lautsprechern des Maschinenraums. Als Ellie verwundert den Kopf zu ihrer Wache wandte sah sie ihn einen Knopf am hermetischen Helm betätigen und seine verzerrte Stimme brach daraus hervor.
    „Bestätige.“, sein Visier wandte sich Gecko zu, „Du hast es gehört. Vorwärts.“ Sein Kopf nickte in Richtung des Schleusentors. Während sie eine rostende Schraubzwinge mühselig wieder versuchte an den abgewetzten Ledergürtel zu hängen, folgte sie zögerlich Schädels Anweisung.
    Ihre Begeisterung diesem Mischling wieder gegenüberzutreten hielt sich in Grenzen, weshalb sie sich nur sehr langsam fortbewegte, auch wenn sie immer wieder von ihrer Wache einen ungeduldigen Stoß kassierte, der sie mit hastigen Schritten nach vorne straucheln ließ.
    Die warnende Stimme in ihrem Hinterkopf wurde lauter, als Teka sie durch die Tür zu i’Taanohs Räumen bugsierte und den Durchgang hinter ihr mit einem mechanischen Schnappen verriegelte. Mit der Tür im Rücken blieb sie regungslos und mit klopfendem Herzen am Eingang stehen. Anders als zuvor, erhellten diesmal weiße Röhren den Raum bis in die hinterste Ecke. Ihr Blick fiel sofort auf das Ding, das neben der Befehlskonsole auf dem Boden kauerte. Erst erkannte sie es nicht, doch als die Erkenntnis sie wie ein Stromschlag durchzuckte, drehte sich ihr Magen um und sie wandte sich keuchend ab.
    Es hatte erst ausgesehen wie eine überdimensionierte, aufgeplatzte Eiterbeule. Weiß schimmerndes, schleimiges Zeug hatte sich einen Weg aus einem zerfetzten Loch gebahnt, über einen orangen Overall und die Metallplatten des Bodens, wo sich bereits ein übelriechender See gebildet hatte. Dieser Haufen auf dem Boden war Quentin. Oder zumindest das, was von ihm noch übriggeblieben war. Denn da, wo sein Gesicht hätte sein sollen, klaffte nun besagtes Loch…
    Leichenblass kämpfte sie mit den Tränen und unterdrückte mühselig den immer widerkehrenden Würgereiz in ihrer Kehle.
    „Er war eine Fehlinvestition“, ertönte ungerührt i’Taanohs Stimme. Seine Schritte hallten blechern auf dem Metallboden wider, während er sich gemächlich durch den Raum bewegte. Die Angst ließ ihr den Schweiß auf die Stirn treten und sie mied entschieden den Blick in irgendeine Richtung. Stattdessen hatte sie die Augen fest geschlossen und rang noch immer um ihren spärlichen Mageninhalt.
    „Er arbeitet schon seit Tagen am Energieproblem und kaum drei Stunden nach deiner Mithilfe schnurrt der Reaktor wieder wie ein Oruzahn? Wie ich schon einmal beiläufig erwähnt habe: Ich erkenne, wenn jemand lügt und Lügner haben in meiner Crew eine sehr kurze Lebenserwartung.“
    Die Schritte seiner Stiefel verstummten direkt bei Ellie, die noch immer zitternd und leise keuchend die Augen geschlossen hielt. Das Bild hatte sich in ihre Netzhaut gebrannt und würde sie noch tagelang verfolgen…
    „Die Stelle des Chefingenieurs auf der 5.5 wird also neu vergeben. Willkommen, Stirling.“

  • Quentin ist der Beschreibung nach einer, dessen Tod man feiert :D

    Wie ich vorhin bereits unter Narrows Part geschrieben habe: Der Detailgrad ist genau richtig. Sorgt für Mittendrin-Feeling, lenkt aber nicht ab. Man könnte meinen, ihr seid die gleiche Person, so wenig unterscheidet sich beides sprachlich. Da bleibt mir nur, Ellie zur "Beförderung" zu gratulieren :thumbsup:

    "Sehe ich aus wie einer, der Geld für einen Blumentopf ausgibt, in den schon die Pharaonen gepisst haben?"