Schreibwettbewerb Juni/Juli 2016 - Voting & Siegerehrung

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 10.394 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (1. August 2016 um 21:24) ist von Nyneve.

  • Welche Geschichte hat euch am Besten gefallen? 15

    1. Kreativität hat seine Grenzen (2) 13%
    2. Die Bestimmung (1) 7%
    3. Die Farbe des Lichtes (2) 13%
    4. Die Chroniken von Bim (4) 27%
    5. Größenvergleich (2) 13%
    6. Morgas Fluch (3) 20%
    7. Stunde der Helden (1) 7%

    Hallöchen zusammen,

    endlich ist es soweit und das Finale des großen Sommer-Schreibwettbewerbs hat begonnen! Und ich kann euch versprechen, dass diesmal fast alles was Rang und Namen im Forum hat, vertreten ist. Ihr könnt euch also auf richtige Hochkaräter freuen!

    Und somit geht der Schreibwettbewerb Juni/Juli 2016 ins entscheidende Uservoting.

    Folgendes Thema wurde von unseren letzten Gewinnern Du Vandír, Miri und Kyelia vorgegeben:

    Packt die Klischees aus

    Die Geschichten werden gemessen am Datum ihres Einreichens willkürlich gepostet. So steht ihr im Bezug auf deren Autoren völlig im Dunkeln. ;)

    ACHTUNG: Beim Voten ist man nicht anonym. Somit wird Schummeln ausgeschlossen. Zudem dürfen einmal abgegebene Stimmen nicht mehr verändert werden. Bedenkt das bitte bei eurer Stimmenabgabe!

    Das Voting dauert bis 31. Juli 2016 um 23:59:59 Uhr.

    Viel Spass beim Lesen und Voten! :)

    Euer Fantasy-Geschichten Forum

  • Kreativität hat seine Grenzen
    von Rael

    Sandra saß auf der kleinen Veranda und starrte auf den zwölf Zoll Monitor ihres Laptops. Kapitel 1 stand dort geschrieben.
    Der Cursor blinkte unaufhörlich und trieb sie zum weiterschreiben an, doch ihr wollte einfach nichts einfallen. Sie nippte an ihrem Cappuccino. Es war der fünfte. Wenn sie einen Koffeinschock vermeiden wolle, müsste sie allmählich vorwärts kommen. Aber das Thema, das für den Wettbewerb gewählt worden war, war wirklich nicht einfach. Prinzipiell fiel es ihr schwer, sich an Vorgaben zu halten, die sie in ihrer eigenen Kreativität einschränkten. Es wirkte irgendwie immer falsch, so als hätte jemand anderes diese Geschichte geschrieben. Doch sie wusste, dass sie keine andere Wahl hatte. Wenn sie jemals als Autorin ernst genommen werden wollte, dann musste sie an diesen Ausschreibungen teilnehmen, und im besten Fall, auch gewinnen.

    „Ich hätte mir ja denken können, dass du hier steckst.“ Sandra schaute auf und blickte in das freundliche Gesicht ihrer besten Freundin.
    „Maria?“, entgegnete sie überrascht. „Was machst du denn hier?“
    „Sag mir nicht, dass du es vergessen hast.“ Maria setzte einen vorwurfsvollen Gesichtsausdruck auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Heute ist Ring-Night!“
    Sandra seufzte. Das hatte sie ja ganz vergessen. Das Open-air Kino am See zeigte heute die Herr der Ringe Trilogie. Schon vor Monaten hatte sie sich mit Maria und Lars verabredet. Immerhin war dies ihr Lieblingsfilm. Doch eigentlich verspürte sie nicht wirklich Lust auszugehen. Außerdem fühlte sie sich meist wie das dritte Rad am Wagen. Bei jeder Szene zwischen Aragorn und Arwen schmolz Maria erfahrungsgemäß dahin und es folgte eine Knutschorgie zwischen ihr und Lars. Nein, darauf hatte sie nicht wirklich Lust.
    Wie aufs Stichwort erschien Lars auf der kleinen Veranda. Er hatte seine kurzen blonden Haare zu einem Igel nach oben gegelt und trug ein dunkles T-Shirt mit der Aufschrift 'I'm not short – I'm a Hobbit'. „So, ich habe Bier, RedBull und Chips eingepackt“, begann er. „Doch ich denke, wir müssen noch einmal beim Supermarkt vorbei, wenn ihr Mädels lieber Sekt trinken wollt.“
    „Seid ihr beide mir böse, wenn ich nicht mitkomme?“, fragte Sandra zögerlich. „Ich muss das hier fertig kriegen.“
    Maria seufzte. „Ehrlich gesagt, hätte es mich überrascht, wenn du mitgekommen wärst“, antwortete sie mit einem Lächeln und streichelte ihrer Freundin sanft über das braune kurze Haar. „Du bist halt unverbesserlich.“
    Sandra lächelte verlegen. Ihre Freunde wussten um ihre Leidenschaft und das sie manchmal stundenlang in ihre Geschichten abtauchen konnte. Sie bezweifelte zwar, dass sie das wirklich verstanden, aber sie warfen es ihr niemals vor. Auch dann nicht, wenn sie deswegen eine Verabredung absagte.
    „Woran arbeitest du denn gerade?“, wollte Lars wissen. Doch er wartete nicht auf ihre Antwort und griff stattdessen nach dem weißen DINA4 Blatt, das auf dem Tisch lag.
    „Eine Ausschreibung des Greyne Verlags“, begann er. „Das Thema ist: Eine Dunkle Bedrohung, und bei dem Protagonisten muss es sich um einen Elben handeln. “ Dann schaute er zu Sandra. „Das ist doch nicht so schwer. Du schreibst einfach über einen elbischen Prinzen, der mit seinen Freunden in den Krieg zieht!“
    Sandra rollte mit den Augen und riss Lars das Papier aus der Hand. „Ich schreibe keine Herr der Ringe Fan-Fiction!“, stellte sie entschieden klar.
    „Was ist eine Fan-Fiction?“ Lars wirkte verwirrt, doch keine der beiden Frauen machte Anstalten seine Frage zu beantworten.
    „Prinz ist gar keine schlechte Idee“, sagte Maria stattdessen. „Nur wie wäre es, wenn dieser Elb, unwissend seiner Herkunft und fernab von seiner Heimat, als Sohn eines Bauern aufwächst?“, versuchte sie zu helfen.
    „Ein elbischer Bauer?“
    Maria nickte eifrig. „Ja! Aber das Beste kommt jetzt.“ Sie legte nachdenklich einen Finger an ihr Kinn. „In Wirklichkeit ist er der Sohn des Königs von … hm … von irgendwas. Egal, auf jeden Fall birgt er ein großes Geheimnis und ungeheure Macht in sich, von der er noch nichts ahnt und die er auch noch nicht kontrollieren kann.“
    „Natürlich“, kommentierte Sandra leise und ahnte schon worauf das hinaus laufen würde.
    „Ja, aber im Hintergrund plant ein Dunkelelb, das Königreich zu stürzen“, führte Lars die Gedanken seiner Freundin fort. „Ein mächtiger Gegner, der die Welt in ewige Finsternis stürzen will! Dafür hat er in seinen dunklen Feuern eine Halskette geschmiedet, die er ...“
    „Moment“, unterbrach Sandra ihn. „Statt eines Ringes, ist es diesmal eine Halskette?“ Sie nickte anerkennend. „Wie kreativ.“
    Lars grinste sie fröhlich an. „Findest du?“
    „Nein“, sagte sie trocken und sein Lächeln schwand abrupt. Innerlich musste sie schmunzeln. Ironie setzte ein gewisses Maß an Intelligenz beim Empfänger voraus, und Lars war eher von der einfachen Sorte. Nicht zum ersten Mal kam ihr der Gedanke, dass er ein Dreizehnjähriger gefangen im Körper eines Zwanzigjährigen war.
    Maria machte eine wegwerfende Bewegung mit der Hand. „Vergessen wir die Halskette, aber der Rest gefällt mir schon ganz gut.“
    Sandra beäugte ihre Freunde mit einem skeptischen Blick. „Okay, also dieser Bauern Elb ist dann natürlich auch der Auserwählte, und als Einziger in der Lage die Welt vor dem sicheren Untergang zu bewahren?“
    „Ja, woher weißt du das?“, wollte Maria wissen.
    „War nur so ne Ahnung.“
    „Ich finde die Idee cool“, sagte Lars. „Kannst du den Helden nach mir benennen? Lars der elbische Schlächter!“
    „Ja, stimmt“, begann Sandra ironisch. „Lars ist ein sehr verbreiteter Name unter den Elben, hatte ich ganz vergessen …“ Sie rollte mit den Augen. Manchmal fragte sie sich ernsthaft, was ihre Freundin an ihm fand.
    Maria runzelte die Stirn. „Ach Blödsinn. Er heißt Eleandor und eines Tages zieht er aus, weil er seinen Vater suchen will. Damit beginnt sein Abenteuer.“
    „Und wie kommt er darauf, einfach auszuziehen und einen Vater zu suchen, von dem er nichts weiß?“
    „Wie wäre es mit einem Traum?“, schlug Lars vor.
    „Gute Idee! Durch diesen Traum erfährt er dann auch von seinem Schicksal!“, Maria klatsche euphorisch in die Hände. „Aber wie wär's, wenn sein Vater auch gleichzeitig sein Lehrmeister ist?“
    „Ja! Das wäre gut“, Lars nickte. „Aber dann muss der Vater auch theatralisch sterben, damit dieser Elenor ...“
    „Eleandor“, korrigierte Maria ihn.
    „Ja, Elandor, oder so. Damit der halt Rache üben will und alles kurz und klein schlägt. Wie bei Troja! Da töten sie Patroklos, und dann rastet Achilles vollkommen aus! Das war genial!“
    Sandra zog eine Augenbraue hoch und beobachtete ihre Freunde interessiert, wie sie die Geschichte weitersponnen. Jedes einzelne Detail, das sie hinzufügten, feierten sie, als wäre niemand vorher jemals auf eine solch kreative Idee gekommen.
    Sandra seufzte. „Es ist irgendwie echt süß, dass ihr mir helfen wollt, aber das ist mir alles zu Mainstream.“
    „Funktionieren diese Geschichten nicht so?“, sagte Lars.
    „Der Held, der nichts von seiner Gabe oder Herkunft weiß, aber als einziger in der Lage ist, die Welt vor dem Untergang zu bewahren? Und zu allem Überfluss stirbt auch noch sein Lehrmeister, der gleichzeitig sein Vater ist, damit er von Rache getrieben den Antagonisten töten will?“ Sandra schüttelte den Kopf. „Ich glaub schlimmer geht’s nicht. Das sind nur Klischees. Fantasy ist weit mehr als das. Eine gute Geschichte braucht neben einer spannenden Handlung auch einen glaubwürdigen Protagonisten, mit dem man mitfiebern kann. Vorzugsweise, ohne die Geschichten anderer Autoren nur mit neuen Protagonisten zu erzählen.“
    „Siehste? Also jetzt widersprichst du dir ja selber“, entgegnete Lars. „Was könnte spannender sein, als der Weltuntergang. Und was könnte einen Helden interessanter machen, als wenn er der Einzige ist, der die Macht hat das Böse zu besiegen?“
    Sandra klappte resignierend ihren Laptop zu. „Das ist das Problem bei euch Teilzeit-Fantasy-Fans. Ihr kennt nur diese Geschichten, weil ihr euch mit der ganze Materie überhaupt nicht beschäftigt.“
    „Herr der Ringe, Harry Potter und sogar Krieg der Sterne“, zählte Lars die Filme mit Hilfe seiner Finger auf. „Überall gibt es einen Helden, der die Welt retten muss. Diese Filme waren nicht zu unrecht so erfolgreich.“
    Sandra atmete einmal tief durch und bemühte sich um einen ruhigen Ton. „Lars, ich will nicht die nächste Tolkien werden. Für den Anfang würde es mir schon reichen, wenn ein Verlag meine Geschichte überhaupt in Betracht ziehen würde.“ Dann schaute sie zu ihrer Freundin. „Du hast sie doch gelesen, was meinst du?“
    „Ich finde sie wirklich gut. Doch glaubst du tatsächlich, dass dir jemand die Chance gibt, deine eigenen Ideen zu verwirklichen, wenn du nicht in der Lage bist, dich nach dem Publikum und dem aktuellen Trend zu richten?“
    Sandra schaute sie unsicher an. „Und du glaubst wirklich, dass ich mit einem Werk heraussteche, das die Welt schon hundert Mal gelesen hat?“
    Maria lächelte. „Wenn es dir gelingt neue Aspekte drunter zu mischen, ja. Deine Geschichte ist klasse, doch vielleicht bist du deiner Zeit etwas voraus.“ Sie zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Manchmal muss man eben einen Schritt zurück gehen, wenn man vorwärts kommen will.“ Dann ging sie auf sie zu und umarmte sie. „Lass dich nicht unterkriegen. Du schaffst das schon, aber wir müssen jetzt los.“
    „Danke“, flüsterte Sandra.

    Als ihre Freunde gegangen waren, fiel ihr Blick auf den braunen Umschlag, der auf dem Tisch lag. Es war ein Exposé ihres Buches, das sie heute noch wegschicken wollte. Sandra senkte den Blick und schüttelte kaum merklich den Kopf. Bei unzähligen Verlagen hatte sie ihr Buch bereits eingereicht. Wenn sie überhaupt mal eine Antwort bekommen hatte, war diese stets negativ gewesen.
    Ihre Protagonistin war keine Heldin. Weder konnte sie Magie nutzen, noch ein Schwert führen. Sie war Teil einer größeren Geschichte, die von anderen gelenkt wurde, und doch nahm sie Einfluss auf die Geschicke des Reiches. Seit drei Jahren arbeitete Sandra an dieser Welt. Es war ihr wichtig, dass sie etwas erschuf, das man so noch nicht gelesen hatte. Sie verzichtete bewusste auf Prophezeiungen, den einen Auserwählten und den Weltuntergang. Trotzdem war es ihr gelungen eine spannende Geschichte zu schreiben, zumindest dachte sie das. Doch allmählich begann sie daran zu zweifeln.
    Interessierte sich wirklich niemand für ihr Buch? Vermutlich wäre es anders, wenn ihre Protagonistin eine Vampirin wäre, das würde wenigstens zum aktuellen Trend passen. Wobei ja auch dieser allmählich abflaute.

    Doch vielleicht hatte Maria recht. Vielleicht musste sie zuerst beweisen, dass sie all die geforderten Klischees erfüllen konnte, bevor man ihr die Chance gab, sich selbst zu verwirklichen. Welcher Verlag unterstütze schon gerne neue Ideen eines unbekannten Autors. Das Risiko war viel zu groß. Denn am Ende ging es nur ums Geschäft.

    Mit einem Seufzen klappte sie den Laptop auf und begann die Zeilen zu schreiben, die ihr die Hoffnung gaben, irgendwann ihre eigenen Ideen verwirklichen zu können.


    Eleandor erwachte an diesem Morgen aus einem unruhigen Traum …

  • Die Bestimmung
    von Jennagon

    Jack Edward Legolas John, kurz William genannt, saß am Sterbebett seines Vaters. Tapfer hielt er die Hand des ergrauten Mannes, der den Kampf gegen den Gott der Unterwelt sogleich verlieren sollte. Ein ominöses Fieber hatte ihn spontan ereilt, gegen das es kein Heilmittel gab.
    Mit fahlem Gesicht betrachtete dieser seinen vermeintlichen Sohn, der gut geraten war. Groß, stark und strotzend vor Tatendrang, vielleicht auch etwas dämlich, weil er nie etwas hinterfragte, sondern meistens einfach hinnahm. Die Götter selbst hätten ihn nicht attraktiver und mutiger erschaffen können. Mit meeresblauen Augen sah der Sohn auf seinen Vater nieder, der ihm noch etwas zu sagen hatte, bevor er jämmerlich dahinsiechen sollte.
    „William, ich habe dir all die Jahre etwas verschwiegen und war nicht ehrlich zu dir“, begann er hustend zu gestehen. „Ich bin nicht dein leiblicher Vater.“
    „Ist schon gut, du redest im Wahn“, erwiderte William besorgt. Eindringlich machte der Vater klar, dass dieser ein Hauptmann der königlichen Armee gewesen sei, der engste Vertraute des Tyrannen, der über das Land herrschte. Zittrig zog der Todgeweihte ein Amulett hervor, aus purem Gold, besetzt mit allerhand Edelsteinen, die einen Kreis formten. Dieses schwere Ding gehörte einst der Königin, die sich aus Trauer um ihr Kind umgebracht hatte.
    „Der König wollte keinen Sohn, der ihm irgendwann den Thron streitig machen würde. Ich sollte dich nach der Geburt töten, brachte es aber nicht über mein Herz. So floh ich von dort und zog dich selbst groß, in der Hoffnung, du würdest irgendwann das Land von deinem wahren Vater befreien und deinen rechtmäßigen Platz einnehmen. Es ist dein Schicksal! V-Versprich mir, dass du das Erbe antreten wirst.“
    „Aber … aber ...“
    „Versprich es mir!“
    Wehmütig, verwirrt und vollkommen allein gelassen mit der neuen Wahrheit, versprach der Sohn dem Mann, denn er all die Jahre Vater genannt hatte, dass er sein Bestes geben würde.
    Mit dieser Voraussicht verstarb der Hauptmann und sofort verstand William, warum dieser ihn so hart ausgebildet hatte. Schwertkampf, Bogenschießen, Fährtenlesen, in allem war der alte Mann ein strenger Lehrer gewesen. Der Hauptmann wollte ihn für diesen Tag vorbereiten, aber warum hatte er es ihm erst so spät gesagt? Bei allen Sternen am Himmel, dass hätte er ihm auch etwas früher gestehen können. Nein, erst im Sterben liegend, kaum noch verständlich, nuschelte er es aus seinem dichten, weißen Vollbart.
    William seufzte schwer.
    Er legte sich die Kette um, welche seine Herkunft beweisen würde und grub seinem Ziehvater, auf dem Hügel hinter dem Haus, ein Grab – natürlich unter dem schönsten Baum, der dort herumstand. Fest entschlossen dem Versprechen nachzukommen, steckte er die Schaufel in die Erde und sah gen Osten.
    William hatte keine Zeit lange nachzudenken. Nachdem es fünfundzwanzig Jahre weder jemand versucht, noch interessiert hatte, wollte er den König stürzen, um das Land von Hunger, Elend und Armut zu befreien. Er nahm das alte Schwert des Hauptmannes zur Hand und zog aus, um ein Held zu werden. Dabei leistete ihm sein schwarzer Hengst, Schattenschweif, Gesellschaft. Ein Tier, welches die Intelligenz eines Menschen besaß.

    Wie ein Wanderer zog William die folgenden Wochen durch das Land, er musste hinter die Sieben Berge, zu den sieben … Flüssen. An der Stelle, wo alle zusammenflossen, stand die königliche Stadt Maurazia.
    In einem dunklen Wald angekommen, den man nur den „Düsterwald“ nannte, machte er Rast und schlug ein Nachtlager auf. Schon fast im Schlaf versunken, schreckte William auf, als er Rascheln im Unterholz vernahm. Eilig griff er nach seinem Schwert und sprang auf. Dabei fielen ihm Strähnen seines dunklen Haares in die Stirn.
    „Wer ist da?“, schrie er in die Finsternis hinein und eine vermummte Gestalt trat hinter einem Baum hervor. Im flackernden Licht des Lagerfeuers, streifte die zierliche Person die übergroße Kapuze nach hinten und zum Vorschein kam eine junge Elfenfrau. Ihre spitzen Ohren konnte der Held gut erkennen, da ihre goldschimmernden Haare aufwendig weggesteckt waren. Sie trug zusätzlich ein verziertes Diadem auf ihrem Haupt, was von edler Abstammung zeugte. Bevor sie sich setzte, legte sie ihren Umhang ab und warf ihn neben Williams Schlafplatz.
    Noch nie hatte der Prinz solch eine Schönheit und Anmut gesehen. Als sie ihren Kopf erhob, kam er nicht umhin ihre Augen zu bemerken. Solche Augen hatte er noch nie gesehen und sie besaß gleich zwei davon, welche ihr üppig aus dem grünen eng anliegenden Kleid quollen, welche ihn neugierig musterten.
    „Wer seid Ihr?“, wiederholte William noch einmal und räusperte sich mit roter Miene.
    „Ich bin die jungfräuliche Prinzessin Selena Laurazia Ewen Gwendolyn, einzige Tochter des Königs der Elben.“
    „Und warum seid Ihr hier, Hoheit? Was sucht eine Prinzessin allein im Wald?“
    „Ich bin wegen der Prophezeiung hier. Ich hatte Euch in meinen Träumen gesehen, Prinz von Maurazia und habe mich deshalb aus dem Schloss geschlichen, um Euch zu suchen. Ich will euch helfen. Schon zu lange liegen unsere Königreiche im Zwist, das soll mit Euch, als König, ein Ende haben.“
    Nickend stimmte er ihr zu, nachdem er sie eigentlich nicht mitnehmen wollte, denn eine Frau hatte im Krieg nichts verloren. Aber als er wieder in ihr Dekolletee, ihre Augen sah, dort ihre Entschlossenheit entdeckte, gab er nach. Ihre Attribute Argumente schlugen seine Widerworte.
    So machten sich der Prinz und die Prinzessin auf, um die Stadt Maurazia zu erreichen. Auf dem Weg begegneten sie noch vielen Gefahren, die sie nur gemeinsam überstehen konnten, wie die erbitterte Kälte der zuvor erwähnten Berge, in deren Höhen sie sich gegenseitig wärmen mussten. Zuerst stritten sie häufig, bis sie merkten, dass sie tiefgründige Gemeinsamkeiten besaßen. Darunter ihr wunderschönes Aussehen, beide waren adliger Abstammung und gingen gerne im Sommerregen spazieren.
    Zu zweit passierten sie, auf dem Rücken von Schattenschweif, die Stadttore ihres Ziels, bereits so sehr der innigen Liebe zueinander verfallen, dass klar war, dass es zu einem Drama kommen sollte – mit epischer Wendung.
    Anstatt sich ins Schloss zu schleichen, den König hinterrücks zu vergiften, stolzierte der Prinz einfach in den reich geschmückten Thronsaal. Sein Schwert hatte er gezogen und hielt es dem König herausfordernd entgegen, in Begleitung der Prinzessin, welche siegessicher hinter ihm herlief.
    „Kämpfe gegen mich wie ein Mann!“, brüllte William dabei, während Geflüster in den Reihen der Adligen ausbrach, die an einer langen Tafel saßen. Erschrocken fuhr der König hoch und erkannte sogleich das Amulett, welches der Fremdling trug.
    „Du solltest tot sein!“, schimpfte der Herrscher und der Prinz zuckte mit seinen Schultern.
    „Bin ich aber nicht und ich fordere dich heraus. Ich habe jemanden versprochen dich zu stürzen und ich halte meine Versprechen.“
    Erbost zog der König sein Schwert und trat von dem Tisch weg. Sein faltiges Gesicht zierte ein fieses Grinsen und kaum merklich nickte er eine seiner Wachen zu, die den Fremden erst einmal hatten ausreden lassen, bevor sie daran dachten ihn zu ergreifen.
    Der zuvor genaustens geplante Überraschungseffekt war also geglückt.
    Beide Männer stellten sich gegenüber und sofort begann ein Zweikampf heroischen Ausmaßes. Der Prinz parierte die Hiebe seines Vaters, der Vater wich dem Sohn aus. Den Zuschauern stockte der Atem. William bemerkte nicht, als er gerade den Herrscher zu Fall gebracht hatte, dass die Wache hinter ihm eine Armbrust erhob und auf ihn zielte. Ein Schrei der Prinzessin ertönte „Nein“, und selbstlos warf sie sich vor den Prinzen, damit sie der Bolzen traf, der eigentlich für William bestimmt war.
    Getroffen fiel sie ihrem Liebsten vor die Füße, der sich ihr wimmernd und flehend zuwandte.
    „Bring es zu Ende, ansonsten wird es niemals Frieden geben“, hauchte sie mit letzter Kraft und verstarb in seinen Armen. In tiefer Trauer um die Frau, die er mehr als sein eigenes Leben liebte, ergriff er erneut seine Waffe. Der tyrannische Herrscher richtete sich auf und rannte mit erhobener Klinge auf den Prinzen zu, um ihn endlich zu töten, als dieser seine Klinge nach hinten richtete. Bevor der König zu seinem Schlag kam, war er schon in das Schwert seines Sohnes gelaufen, welches sich tief in seinen Bauch bohrte. Seine Klinge fiel zu Boden, und nach einem eleganten Todestanz, ebenso wie den lauten Worten der Ungläubigkeit, wie der Kampf ausgegangen war, brach der König leblos zusammen.
    Mit den Augen voller Tränen, widmete sich William danach wieder Selena Laurazia Ewen Gwendolyn. Welch hohen Preis hatte er dafür gezahlt das Land zu befreien und König zu werden? Alles, was er wirklich gewollt hatte, lag tot in seinen Armen. Nie wieder würde er eine Frau so sehr lieben wie jene.
    Womöglich nach einer angemessenen Zeit der Trauer, denn bei einer mittelalterlichen Lebenserwartung von vierzig Jahren blieb ihm da keine allzu große Spanne – und er war schon fünfundzwanzig.

    Aber plötzlich … Ein Lichtstrahl erhellte den Thronsaal, aus dem der verstorbene Hauptmann stieg. Er hatte sich verändert, trug einen langen, weißen Kapuzenmantel, aber William erkannte ihn sofort.
    „Ich habe dir wieder nicht ganz die Wahrheit gesagt, Jack Edward Legolas John. Ich war kein normaler Hauptmann, ich war der Haus- und Hofmagier. Ich musste dich zu deiner Bestimmung führen, deshalb schickte ich der Prinzessin eine Vision und nahm dir ein Versprechen am Sterbebett ab, welches du nicht ablehnen konntest. Wie ich sehe, hast du es gehalten“, gestand der Ziehvater stolz.
    Entsetzt sah William zur toten Elfin hinunter. Ohne seine Vision wäre sie noch am Leben gewesen, was er dem Magier jammernd vorwarf.
    Der Zauberer machte dem neuen König klar, dass ihn der Bolzen getötet hätte, wenn sie nicht gewesen wäre – alles diente einem höheren Zweck – selbst ihre Liebe. Aber zu sehen, wie William litt, gefiel dem Magier auch nicht und außerdem stand für seine Tapferkeit noch eine Belohnung aus. Deshalb näherte sich der alte Mann der Elfin und erweckte sie, durch Magie, zu neuem Leben.
    Erleichtert und freudestrahlend schlossen sich die Liebenden in die Arme und schworen umgehend zu heiraten, denn die Prinzessin erwartete, zu Überraschung aller, ein Kind von William – yeay.
    Durch dieses Bündnis sollte es zwischen Elfen und Menschen nie mehr zum Krieg kommen und alle waren glücklich. Deshalb störte es die jubelnde Menge auch nicht, die dem alten König nicht im Geringsten nachtrauerten, dass noch ein toter Kerl auf dem Boden ausblutete und die Wache mit der Armbrust lebenslänglich eingesperrt wurde.

    Sie feierten sieben Tage und sieben Nächte, auch wenn zuvor von Elend, Armut und Hungersnöten die Rede gewesen war. Erhaben nahm der Hofmagier wieder seinen Platz an der rechten Seite des Königs ein, welcher viele Kinder mit der Elfenprinzessin bekam. Bla bla bla …
    Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute!

  • Die Farbe des Lichtes
    von Polarfuchs

    Im Zeitalter von Licht und Schatten erhob sich im Lande Mraktor, unter den Völkern Pangresiens auch bekannt als die Dunklen Lande, eine finstere Macht. Die reinen Orchideen des Lichtes, welche allen Völkern Liebe und Magie spendeten, wurden von der wachsenden Dunkelheit schwarz gefärbt und welk. Mit jedem Tag, der verging, verloren sie mehr und mehr ihrer strahlenden Kraft, und die Bewohner der Lichtlande wurden von der Finsternis verzehrt.
    Doch es bestand Hoffnung: In Caladrien, den Landen des Lichtes, der Blumen, der Freude und der Reinheit zog der Drachentöter Prinz Edward, Sohn des Königs von Flórensia, aus, um Graf Damion von Ivelstein und sein böses Machwerk aufzuhalten.
    Zu Seiten des jungen Helden standen sein magisches Einhorn Mellon, die freche Fee Trixy und sein von Zwergen geschmiedetes Schwert Luminator, welches sanft zu vibrieren begann, sobald sich Kreaturen der Dunkelheit näherten, um seinen Träger vor Gefahr zu warnen.

    „Edward, vergiss nicht: Wahre Schönheit nimmt oft seltsame Formen an. Es kommt drauf an, was im Inneren steckt“, gab der weise Measter Silberlocke seinem Schützling mit auf den Weg, während er sich nachdenklich durch den bis zum Boden reichenden Bart strich. Der geheimnisvolle Druide wusste von den diabolischen Plänen Graf Ivelsteins: Durch die Vergiftung der Orchideen mit böser Energie erhoffte sich der Vampir aus Mraktor eine Schwächung der Lande des Lichtes. Bald schon würde er die Weltherrschaft an sich reißen wollen, und es bedurfte einen wahren Helden, um seine finsteren Pläne zu durchkreuzen.
    Die kryptischen Worte des Maesters gingen Edward noch lange Zeit durch den Kopf, als er durch die idyllisch grünen Landschaften Caladriens reiste.
    Trixy hatte von ihren zahlreichen Feenfreunden gehört, dass der böse Graf von Ivelstein, die Quelle des Leben und des Lichtes vergiftet hatte und dass durch die unterirdischen Flüsse, die Dunkelheit nun in die Wurzeln der Orchideen gelangte. Um die heilige Quelle zu läutern, schlug sie Edward vor, die magischen Kristalle von Láys’Lur Árydsóy zu suchen. Diesen Artefakten sagte man nach, dass sie die Kraft besäßen, alle böse Energie sofort zu reinigen.
    Prinz Edward stimmte dem Vorschlag seiner klugen Freundin zu und sie schlugen den Weg nach Osten ein. Im verzauberten Elfenwald bewachte, laut einer alten Legende, eine wunderschöne Elfenkönigin die mystischen Kristalle von Láys’Lur Árydsóy.
    Das weiße Einhorn Mellon trug seinen Herrn über blumenbewachsene Hügel und die glitzernden Furten zahlreicher Flüsse hinweg, bis sie in der Abenddämmerung eine Weggabelung erreichten. Eine alte Frau mit einer Laterne stand dort und winkte sie heran.
    „Ich grüße Euch, Fremder. Hier, nehmt diesen Zaubertrank, nur damit kommt Ihr unbeschadet durch den Elfenwald. Sonst werden sie Euch als Mensch erkennen und angreifen.“ Obwohl das alte Weib eine hässliche Warze auf der Nase trug, vertraute Edward ihm sofort und nahm dankend den giftgrünen Zaubertrank entgegen. Dieser machte ihn tatsächlich unangreifbar für die listigen Elfen, die ihren Wald seit jeher gegen jegliche Störenfriede verteidigten.
    Während Edward zwischen den düsteren Bäumen ritt, stellte er fest, dass sich die Dunkelheit von Mraktor bereits bis hierher ausgebreitet hatte. Die sonst in Pastelltönen funkelnden Bäume des Elfenwaldes hatten ihre Blätter abgeworfen. Ein mulmiges Gefühl kroch in die Knochen des jungen Prinzen hinein. Ein Glück, dass Mellons heilige Einhornaura ihn vor der Verderbnis der Dunkelheit schützen konnte. Er durfte seinem Freund nun nicht mehr von der Seite weichen, wenn er nicht auch dem Einfluss der Finsternis verfallen wollte.
    In dieser Vollmondnacht fanden die Gefährten zwischen vertrockneten Blättern und schwarz gefärbten Baumstämmen nur wenig Schlaf. Das Böse streckte seine Hände nach Caladrien aus und nur Edward konnte das noch verhindern.
    Am nächsten Tag erreichten sie einen schillernden Wasserfall in mitten des Elfenwaldes.
    „Hier findest du die magischen Kristalle“, flüsterte Trixy Edward ins Ohr, während sie mit ihren violett glitzernden Flügen wie ein Kolibri herumflatterte, „aber pass auf, sie werden von der Elfenkönigin Flickflack Flórenloth bewacht.“ Die kleine Fee versteckte sich flink im blondgelockten Prinzenhaar und Edward spähte hinüber zum plätschernden Wasserfall. Dort stand tatsächlich eine Elfenkönigin, gekleidet in ein hauchdünnes Kleid aus durchscheinender Silberseide. Doch ihre elfenbeinfarbene Haut war krustig geworden und ihre lieblichen Züge hatten einen verbitterten Ausdruck angenommen.
    „Auch sie ist von der Dunkelheit vergiftet worden“, erklärte Trixy, „genau wie der Wald.“
    „Geht, Fremder! Hier gibt es nichts für Euch!“, zischte die hässliche Königin, als sie den Prinzen auf seinem Einhorn entdeckte. Im ersten Moment empfand Edward Ekel vor der runzeligen Elfe, doch dann erinnerte er sich an den Rat seines alten Lehrmeisters.
    „Wahre Schönheit nimmt oft seltsame Formen an“, flüsterte er, trat an die grantige Elfenkönigin heran und küsste sie leidenschaftlich. Durch diesen Kuss der wahren Liebe fiel das Dunkel von Flickflack Flórenloth ab und brach den bösen Fluch. Sie wurde wieder hübsch und nett und händigte Prinz Edward gern die sieben magischen Kristalle aus. Jeder von ihnen strahlte in einer anderen Farbe des Regenbogens und zusammen erleuchteten sie mit ihren bunten Strahlen seine Hände mit zauberhaften Farbsprenkeln.
    „Die Prophezeiung der Xnijscás sprach einst von einem schönen Jüngling, der die Dunkelheit besiegen und ein Bündnis zwischen Elfen und Menschen formen wird. Es heißt auch, er würde dafür nach den Kristalle von Láys’Lur Árydsóy fragen, um die Quelle des Lichtes zu läutern“, sagte sie. „Ich werde mit meinem Gesang nun das magische Portal öffnen, welches dich zum unterirdischen Quell des Lichtes und des Lebens bringt. Du wirst es schaffen, Liebster!“ Die Elfe begann mit ihrer lieblichen Stimme zu singen und ein glitzerndes Portal aus gleißendem Licht öffnete sich im Wasserfall. Heldenmütig trat Edward mit seinen Freunden hindurch und fand sich plötzlich an einem dunklen Ort wieder. Zum Glück funkelten die magischen Kristalle von Láys’Lur Árydsóy so sehr, dass er erkennen konnte, wohin Mellon ihn trug. Nur die sonst so vorlaute Trixy wurde plötzlich ängstlich.
    „Das muss eine Höhle sein“, spekulierte sie und flog den langen, düsteren Gang entlang. „Dort hinten sehe ich die Quelle. Das Wasser im Teich ist ganz schwarz. Wir müssen uns beeilen, Edward!“
    Sofort ritt Prinz Edward los, doch bevor er den Quellteich erreichen konnte, fing Luminator plötzlich an zu vibrieren und warnte seinen Träger auf diese Weise vor einem nahenden Feind. Keine Sekunde später trat ihnen ein orkischer Riesen-Troll mit einer lächerlich großen Streitaxt in den Weg.
    „Grr… Ich bin Murbrock. Graf Ivelstein hat mir befohlen, diese Quelle zu verteidigen“, grunzte er. Schnell sprang Edward von Mellons Rücken und zog sein magisches Schwert, dessen sanfte Vibration er mit dem Zauberwort „Muté!“ sofort beendete.
    „Schnell, gib mir die Kristalle“, verlangte Trixy, „dann kann ich sie in die Quelle werfen.“ Aber Prinz Edward schüttelte grimmig das Haupt.
    „Nein, ich muss es selbst tun.“
    „Warum?“, schrie die Fee und sah mit an, wie Edward einem Hieb von Murbrock auswich.
    „Weil es einen Helden braucht, um die Welt zu retten. Ah!“ Vom vielen Reden hatte Edward sich ablenken lassen und einen Treffer in seine goldene Rüstung mit dem Sonnenwappen einstecken müssen. Beim Zurückweichen stolperte er über einen Stein und fiel der Länge nach hin. Die Axt des böse lachenden orkischen Riesen-Trolls sauste auf ihn zu, doch im letzten Moment warf sich Mellon heldenhaft zwischen den Angreifer und seinen Herrn. Die Schneide traf das Einhorn in die schneeweiße Brust und färbte sie blutrot. Als das Tier zusammensackte, brach sein Horn mit einem verheißungsvollen Knacks vom Schädel und seine schützende Aura erlosch. Edward wusste, dass ihm jetzt nur noch wenig Zeit blieb, bevor die Finsternis auch sein Herz verderben würde.
    „Du hast meinen Freund getötet!“, schrie der Prinz von Wut gepackt und rammte nun endlich seine Schwertklinge in die Brust des orkischen Riesen-Trolls. Ein grelles Leuchten erstrahlte als Luminator das Herz des schändlichen Mörders durchstach. Dieser brach sofort zusammen und der Kampf war vorüber.
    Schmerzlich schloss Edward die Augen seines getöteten Freundes, doch für Trauer blieb keine Zeit. Schnell rannte er zur Quelle des Lichtes. Er gab die sieben leuchtenden Kristalle von Láys’Lur Árydsóy hinein und sofort vereinigten sich die Farben des Regenbogens wieder zu einem strahlenden Weiß. Das Licht kehrte zurück und verteilte sich durch das unterirdische Flusssystem in alle Brunnen des Landes.
    Als Edward ein röchelndes Stöhnen vernahm, wandte er sich noch einmal zu Murbrock um. Dieser fand noch die Kraft für ein paar letzte Worte:
    „Hr hr hr, du denkst, du bist der Erlöser, der strahlende Prinz hr hr der Schönheit… Dabei bist du in Wirklichkeit ein anderer… hr hr.“
    „Was meinst du?“ Edward trat an den Sterbenden heran. „Wer bin ich?“ Wieder lachte der orkische Riesen-Troll, seine langen Hauer knirschten dabei unangenehm aufeinander.
    „Mein Herr Graf Damien von Ivelstein, der Vampir, der das ganze Land mit Dunkelheit überfluten will, warum weiß ich leider auch nicht,… hr, hr, du bist sein Sohn!“
    „Nein!“ schrie Edward und doch spürte er, dass Murbrock, der just in diesem Moment mit einem Ächzen verstarb, die Wahrheit gesprochen hatte. Von Trauer und Selbstzweifel geplagt, sackte der Prinz auf die Knie und weinte um Mellon und sein eigenes Schicksal.
    „Edward, du hast die Lande des Lichtes vor der Dunkelheit gerettet. Es kommt nicht auf unsere Herkunft an, sondern auf das, was wir tun“, erinnerte ihn Trixy in aufbauendem Ton.
    „Ja, du hast recht“, gab Edward zu und dachte wieder an die Worte von Maester Silberlocke. „Es kommt darauf an, was im Inneren steckt. Und tief in meinem Herzen fühle ich, dass ich der Auserwählte der Prophezeiung bin und Flickflack Flórenloth unsterblich liebe. Es ist vorbei. Ich werde nach Hause gehen und die wunderschöne Elfenkönigin heiraten und damit ein ewiges Friedensbündnis zwischen Menschen und Elfen formen, denn ihre Liebe gibt mir die Kraft, das alles hier zu überstehen.“ Er stand auf und plötzlich erwachte auch Mellon durch die magische Kraft der Quelle des Lebens und des Lichtes zu neuem Leben.
    „Mellon! Du bist zurückgekehrt!“, rief Edward überglücklich. Das Einhorn wieherte stolz, ließ den Reiter aufsitzen und gemeinsam verließen die drei Freunde diesen mystischen Ort.

    Prinz Edward kehrte nach Caladrien zurück, heiratete die schöne Elfenkönigin Flickflack Flórenloth. Mellon zog die Hochzeitskutsche und der böse Graf Damien von Ivelstein büßte seine Macht ein. Er verkroch sich tief in seinem Schloss der Finsternis und die Orchideen des Lichtes strahlten fortan wieder weiß und rein in den Ländern des Lichtes.

  • Die Chroniken von Bim
    von Mayotta

    Am östlichen Zipfel des Misunoumimeeres lag in einer Bucht die kleine Stadt Moreldoria. Die Stadt war eine bunte Ansammlung an Gebäuden in allen Größen und Farben und wirkte von Ferne, als hätte ein Kind seine Bauklötze nach dem Spiel vergessen. Im Westen war der Hafen als ein bunter Streifen zu erkennen. Es war weder ein besonders großer noch ein berühmter Hafen, denn Moreldoria war eingekesselt von den Absolut Verbotenen Berge, die Händlern den Weg in die Stadt erschwerten. Unglücklicherweise waren sie nicht nur ein lästiges Hindernis für den Handel, sondern auch bar jedweder Erze oder Edelsteine und somit – darin waren sich die Bewohner Moreldorias einig – eine komplette Platzverschwendung. Ein argrarisch erschließbares Hinterland hätte sich auch rein optisch viel besser gemacht. In alter Zeit, als die Absolut Verbotenen Berge noch nicht verboten waren, zogen Karawanen vom Meer über die steilen Pässe zur glorreichen Stadt Lagenantaritrutria. Damals war Moreldoria reich gewesen, doch nicht zuletzt dank Korruption, Nepotismus, und dem Größenwahn mehrerer Stadträte erinnerten heute nur noch einige verfallene Marmorbrunnen, vergoldete Bibliotheken, die üppigen Villen des Statthalters und seiner Günstlinge sowie eine horrende Pro-Kopf-Verschuldung an den Ruhm vergangener Tage.
    In dieser von leerstehenden Gebäuden und hohen Steuern geprägten Stadt lebte Bim. Seine Eltern waren früh bei einem tragischen Unfall mit einem Kürbis ums Leben gekommen und so war er bei Meister Muda aufgewachsen, seinem Groß-groß-groß-Onkel vierten Grades, seineszeichens weißer Magier und Lehrer an der einzigen Akademie für magische Künste, die Moreldoria sich noch leisten konnte. Meister Muda erzog Bim mit Strenge und lies ihn in der Akademie allerlei Dienste verrichten. Jeden Morgen vor dem ersten Unterricht war es Bims Aufgabe, die Türen zu öffnen, auf jedem Sitzplatz ein Kissen bereitzulegen und die Schreibtafel aus dem Schrank zu holen.
    Eines Morgens entdeckte er zwischen den Sitzkissen einen metallenen Gegenstand. Neugierig hob er ihn auf. Ein silberner Dolch mit schwarzem Griff lag in seiner Hand. Auf der Klinge waren Buchstaben eingebrannt. „F-U-J-I-T-O-R-A. Fujitora.“ entzifferte Bim die abgewetzte Schrift. „Was hast du da?“ Vor Schreck wäre Bim beinahe vornüber gefallen. Sein Freund Tui hatte sich, leise wie Elfen nun mal sind, an ihn herangeschlichen und beäugte interessiert den Dolch. „Den habe ich hier gefunden,“ erklärte Bim. Tui nahm ihm den Dolch aus der Hand und begutachtete ihn. „Hm, das ist ja interessant.“ murmelte er. „Oha. Wir sollten damit zu Meister Muda gehen. Ich spüre starke magische Energien in diesem Dolch.“
    Meister Muda studierte die Waffe eingehend. Dann ging er an sein Bücherregal, zog ein großes Buch hervor und blätterte darin. Schließlich blieb er auf einer Seite hängen. „Ach du meine Güte. Es ist wie ich's befürchtet hatte. Dies ist der magische Dolch des bösen Zauberers Sugokuwarui.
    Er wurde mit schwarzer Magie erschaffen. Bim, der Dolch muss zerstört werden. Das Schicksal der Welt steht auf dem Spiel!“ „Äh, Moment einmal, warte!“ fiel Bim ihm ins Wort, doch er wurde ignoriert. „Der Dolch hat dich, Bim, als Träger auserwäh-“ „Nein, halt, stopp!“ Diesmal sah sein Groß-groß-groß-Onkel auf. „Stopp! Ich werde NICHT die Hauptfigur dieser Geschichte.“ Muda blinzelte verwirrt. „Da mache ich nicht mit. Nur weil meine Eltern tot sind und mein Onkel Magier ist soll ich der Titelheld werden? Ohne mich! Ich bleibe ein Nebencharakter! Den Stress tue ich mir nicht an!“ Meister Muda sah zu Tui und sagte, als habe er nichts gehört: „Hole deine Brüder Ra und Ta. Ihr werdet meinen Groß-groß-groß-Neffen auf seiner gefährlichen Reise begleiten.“ Tui nickte und verschwand zur Tür hinaus. Bim sah ihm fassungslos hinterher. „Onkel, spinnst du? Wir sind erst vierzehn! Du kannst uns doch nicht auf eine gefährliche Reise schicken! Ich kann noch nicht einmal mein Zimmer sauber halten und jetzt soll ich die Welt retten? Wofür gibt es Ritter? Die Armee – das ist doch deren Job!“ „Mein geliebter Bim, das Schicksal hat dich auserwählt. Ich habe vollste Zuversicht, dass du die Welt retten kannst.“ Bim wollte etwas erwidern, gab es jedoch auf und setzte sich schmollend in die Ecke. Kurz darauf betraten Ra, Ta und Tui das Zimmer. Meister Muda weihte Ra und Ta in die Geschichte des Dolches und die Notwendigkeit seiner Zerstörung ein. Dann beauftragte er sie: „Ihr werdet die Gefährten meines Groß-groß-groß-Neffen sein und ihm helfen, sein Schicksal zu erfüllen. Begebt euch zuerst über die Absolut Verbotenen Berge in die Stadt Leganantaritrutria. In einer Höhle nahe der Stadt lebt der Drache Fefel. Ihn müsst ihr besiegen und in seinem Blut baden, um gewappnet zu sein gegen den bösen Zauberer Sugokuwarui.“ „Igitt“, kommentierte Bim. Muda fuhr unbeirrt fort: „Dann zieht weiter in Richtung des Pechschwarzen Schlosses, in dem der Zauberer lebt. Nur dort in der Werkstatt, in der der Dolch einst gefertigt wurde, kann er auch wieder zerstört werden.“ „Könnten wir nicht einfach den Schmied am Marktplatz fragen, ob er das auch hinkriegt?“ murmelte Bim. „Es wird eine lange und beschwerliche Reise.“ „Ähm, Onkel, das geht nicht.“ Mit strengem Blick sah Muda ihn an. „Was geht bitte nicht?“ „Na die lange und beschwerliche Reise!“ erklärte Bim, „Denn erstens sind nächste Woche Klausuren und zweitens ist dies nur eine Kurzgeschichte. Wir haben gar nicht genug Seiten für eine lange Reise.“ „Kein Problem“, schaltete Ta sich ein, „unser Vater züchtet die schnellsten Pferde weit und breit. Er wird uns sicher drei leihen. Damit sind wir innerhalb eines Tages in Leganantaritrutria.“ „Verdammt“, fluchte Bim.
    „Rückblickend gesehen“, philosophierte Bim, während sie in Richtung der Höhle des Drachen Fefel ritten, „gibt es keinen logischen Grund, diese Berge zu verbieten. Sie sind weder besonders gefährlich noch verstoßen sie gegen geltendes Recht.“ Sie hatten nach einem Tag ereignislosen Rittes Leganantaritrutria vor einer halben Stunde hinter sich gelassen und näherten sich nun der Höhle des Drachen Fefel. „Ich habe gehört“, sagte Ta, „dass sie früher 'Nebelgebirge' hießen. Aber dann gab es einen Urheberrechtsprozess mit den Erben von Tolkien.“ „Hm... Seltsam eigentlich“, sinnierte Bim weiter, „dass alles so reibungslos verläuft. Eigentlich müsste unterwegs ein Unglück geschehen. Einer meiner Gefährten müsste sterben oder uns verraten oder wir müssten auf Monster treffen.“ In diesem Moment schnellte eine Schlange aus dem Gras hervor und schoss zischend über den Weg. Die Pferde wieherten und scheuten. Ra's Pferd, das zuvorderst lief, bäumte sich auf. Der unerfahrene Ra hatte keine Chance das panische Pferd unter Kontrolle zu bringen. Es bäumte sich, sprang umher und schließlich warf es den jungen Elfen aus dem Sattel. Mit voller Wucht wurde er gegen einen Felsen geschleudert und blieb an dessen Fuße liegen. Blut lief den Stein hinab. „So ein Mist“, fluchte Bim, „ich und meine große Klappe.“ Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Mit Tränen in den Augen und erstickter Stimme flüsterte Tui: „Er...er ist für uns alle gestorben. Nun liegt es an uns, sein Vermächtnis zu bewahren und den Dolch zu zerstören. Er...er würde das wollen. Er würde wollen, dass wir nicht aufgeben.“ Bim nickte. „Ja, und wir müssen uns beeilen. Die Hälfte der Geschichte ist schon vorbei, und wir haben noch nicht einmal den Drachen gefunden.“
    Die Höhle des Drachen Fefel war zu Bims großer Erleichterung gut ausgeschildert. Es war eine enge, dunkle Höhle. Glücklicherweise war in die Zauberstäbe, die sie aus dem Inventar der Schule entliehen hatten, eine Taschenlampenfunktion eingebaut. Im schummrigen Licht erkannten sie, dass der Boden mit Stroh belegt war. „Warum liegt hier eigentlich Stroh?“ flüsterte Tui. „Vielleicht mögen Drachen Stroh,“ antwortete Ta. Aus den Tiefen der Höhle erklang ein Rascheln und Grunzen. „Ha...hallo? Herr D...drache?“ Vergeblich versuchte Bim, mit dem schwachen Licht des Zauberstabes weiter ins Höhleninnere zu leuchten. „S..sind Sie d....da, Herr D...drache?“ Die Geräusche kamen näher. Dann erklang eine quietschige Stimme. „Wer wagt es, meinen Schlaf zu stören?“ Ein Räuspern, dann tiefer: „Ich bin Ton Katsu der Schreckliche. Tritt näher, Mensch, wenn du dich traust.“ „Ton Katsu? Hieß der nicht Fefel?“ flüsterte Tui. Wieder raschelte es. Eine rosarote, runde Nase schob sich in den Lichtzirkel, den ihre Zauberstäbe warfen, gefolgt von einem Kopf. Schließlich stand ein Schwein vor ihnen. „Ich bin Tonkatsu der Schreckliche. Was wünscht ihr Sterblichen?“ grunzte das Schwein sichtlich bemüht, bedrohlich zu klingen. Verdattert starrten die Jungen es an. „Ein Schwein? Aber hier sollte doch ein Drache wohnen. Wo ist Fefel?“ „Nunja, wisst ihr,“ grunzte Ton Katsu verlegen. „Es war kein Geld mehr da für aufwendige CGI-Effekte. Ein Drache saß einfach nicht mehr drin im Budget.“ Bim runzelte die Stirn. „CGI? Wir sind hier in einer Kurzgeschichte.“ „Waaas?“ grunzte Ton Katsu und riss seine Augen so weit auf, wie Schweine es eben vermögen. „Eine Kurzgeschichte? So eine Unverschämtheit! Ich habe für einen Film mit Peter Jackson zugesagt. Der Herr der Nasenringe - in 3D! Fünf Jahre Schauspielschule und wofür? Für eine Kurzgeschichte? Wo ist mein Telefon? Ich muss meinen Agenten anrufen!“ Aufgeregt grunzend und pupsend trappelte Ton Katsu in der Höhle hin und her. „Herr Katsu, es tut mir ja wirklich leid, dass Sie so enttäuscht wurden,“ sagte Bim vorsichtig. „Aber sehen Sie, wir haben wirklich nicht mehr viel Zeit. Wir sind schon fast am Ende der Geschichte und ich muss den Dolch des bösen Zauberers Sugokuwarui vernichten. Können Sie uns nicht helfen? Das Schicksal der Welt steht auf dem Spiel!“ Ton Katsu hörte nicht zu. Er wühlte mit der Nase im Heu herum. Dann kam er mit einer Bratpfanne im Maul zurückgetrappelt. „Dies, mein Junge, ist die magische Bratpfanne von Erenberen. Mehr kann ich nicht für dich tun. Nutze sie weise.“ Bim starrte auf die Pfanne, die ihm Ton Katsu vor die Füße gelegt hatte. „Aber was....aber wie....“ Mit offenem Mund sah er hoch zu dem Schwein, das bereits aufgebracht mit seinem Agenten telefonierte. Dann hob er die Pfanne auf. „Lasst es uns zu Ende bringen.“ Ta und Tui nickten andächtig.
    Die Bratpfanne im Gepäck ritten sie weiter. Ihr Weg führte sie über einen weiteren Ausläufer der Absolut Verbotenen Berge. „Da, seht ihr das?“ Ta deutete aufgeregt ins Tal hinab. „Die verlorene Stadt – Perapolateratonantariambria.“ „Wir haben wirklich keine Zeit für Abstecher. Und erst recht nicht für so lange Namen!“ mahnte Bim seinen Freund zur Eile.
    Auf dem langen und beschwerlichen Weg zum Pechschwarzen Schloss stellte sich die Bratpfanne von Erenberen als unerlässliche Hilfe heraus. Jede noch so karge Mahlzeit schmeckte in ihr zubereitet wie ein königliches Mahl. Außerdem war sie eine ganz passable Waffe und wesentlich effektiver als die Schulzauberstäbe, deren Kindersicherung noch aktiviert war. Eine Woche, zwei erlegte Trolle, fünf gelöste Drachenrätsel, zwanzig auf dem Weg eingesammelte magische Gegenstände – darunter der Ohrring der Macht®, der Orangensaft der Götter®, die Stricknadel von Efala® und der Mantel der Teilweisen Schwererkennbarkeit bei Nacht® - und eine Übernachtung bei gastfreundlichen Elfen später, erreichten sie schließlich das Pechschwarze Schloss des bösen Magiers Sugokuwarui. „Wir hätten wirklich das ganze magische Zeug in der letzten Stadt verkaufen sollen“, ächzte Bim, während er sich mit dem schweren Rucksack die Stufen zum Pechschwarzen Schloss hinaufschleppte. „Wenigstens die 30 Ziegelsteine des Palan®.“ Je näher sie dem Schloss gekommen waren, desto mehr hatten sich die Wolken zugezogen. Nun regnete es in Strömen. Bim musste bei jedem Schritt Acht geben, dass er nicht ausrutschte. Die Elfen Ta und Tui hatten längst leichtfüßig die Stufen erklommen und betätigten den gusseisernen Türklopfer. „Sollten wir nicht besser den Hintereingang nehmen?“ rief Bim schnaufend zu ihnen hinauf. „Dann müssen wir uns nicht durch die vielen Räume mit Schergen kämpfen. Vielleicht können wir auch von außen die Wand hochkletterten.“ Die Tür öffnete sich quietschend und ein kleiner, buckeliger Diener mit bleichem Gesicht und schiefen Zähnen streckte den Kopf heraus. „Was ist?“ schnauzte der Diener. „Wartet auf mich!“ keuchte Bim von unten. Tui baute sich vor dem kleinen Diener auf, streckte die Brust heraus und erklärte mit heroisch gen Himmel gereckter Bratpfanne: „Wir wollen zum bösen Zauberer Sugokuwarui, um ihn zu besiegen und seinen magischen Dolch in der Schmiede des Schreckens, in der er geschmiedet wurde, zu zerstören!“ Der Diener blinzelte ihn verwirrt an. „Außerdem“, fügte Bim von weiter unten immer noch schnaufend hinzu, „würden wir uns gerne die Kämpfe mit seinen Schergen sparen. Wir haben keine Zeit mehr, die Geschichte ist fast vorbei. Ich bin der Hauptcharakter, kann ich nicht gleich zum Boss?“ „Verstehe“, sagte der Diener und kurz darauf saßen alle drei in roten Samtsesseln in Sugokuwaruis Studierzimmer und tranken Tee. „Das ist wirklich sehr nett von euch Jungs“, sagte Sugokuwarui, „dass ihr mir mein Küchenmesser zurückgebracht habt.“ Tui war verwirrt. „Küchenmesser? Aber ich habe eine starke Magie in diesem Messer gespürt!“ Sugokuwarui lächelte verschmitzt, nahm eine Orange aus dem Obstkorb und murmelte ein magisches Wort. Das Messer erhob sich, flog durch die Luft und schälte die Frucht wie von Geisterhand. „Vitamin C ist sehr wichtig bei Arthritis“, erklärte der Magier und hielt seine verkrümmten Finger hoch. „Aber versucht mal mit diesen Fingern Obst zu schälen.“
    „So eine Zeitverschwendung“, schimpfte Bim als sie wieder zuhause waren. „Tja, wer hätte gedacht, dass der böse Zauberer schon seit Jahren erfolgreich in Therapie ist“ erwiderte Tui. „Immerhin haben wir Sugokuwarui sein magisches Küchenmesser zurückgebracht und ihm damit das Leben ein wenig erleichert. Und das ist es doch, was am Ende zählt.“ „Stimmt“, murmelte Bim, „wir sind ja am Ende der Geschichte.“ Er sah seine Freunde an. „Und, gibt es eine Moral? Kurzgeschichten haben doch immer eine Moral.“ „Ich weiß nicht“, überlegte Tui. „Vielleicht: Professionelle Hilfe bei psychischen Probleme anzunehmen ist keine Schande – auch nicht für böse Magier. Aber ich schätze, diese Moral wird eh mit der Zeit verwässert, wenn die Kurzgeschichte zu einem Roman erweitert und dann verfilmt wird.“ Bims Gesicht wurde kreidebleicht. „Du... du meinst ich kriege einen Roman? Der gleiche Mist nochmal auf 400 Seiten?“ Tui zuckte mit den Schultern. „Vielleicht.“ Bim fiel auf die Knie, breitete die Arme aus und schrie so markerschütternd, dass es in ganz Moreldoria zu hören war: „Neeeeeeeeeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin!“

  • Größenvergleich
    von Tom Stark

    Die Taverne Zum Königsbecher hatte selbst in den wohlwollensten Augen eines volltrunkenen Zechers nicht auch nur das kleinste Bisschen Königlichkeit aufzubieten.
    Die Läden, so denn welche vor den Fenstern hingen und diese nicht zugenagelt waren, hingen lose in den verwitterten Angeln, die Bretter der Wände wiesen mitunter Spalten auf, durch die eine Katze bequem schlüpfen konnte.
    Der schäbige Eindruck setzte sich Innern beinahe nahtlos fort. Der Boden bestand aus fest getrampeltem Lehm, der jedoch an einigen vielsagend duftender Stellen aufgeweicht war, besonders in den dunklen Ecken und unmittelbar vor der Theke, die das einzige wirklich massive Möbelstück des gesamten Schankraums darstellte.
    Treublum Butterfass, der Wirt, machte seinem Namen hingegen wirklich Ehre, denn er schien tatsächlich ein Fass mit zwei kurzen Beinen, zwei kräftigen Armen und einem fast kahlen Kopf zu sein, über dessen Glatze lange Haarsträhnen von links und rechts gekämmt waren, vom Schweiß und Fett so festgeklebt, dass sie wie aufgemalt wirkten. Gerade eilte der bauchige Inhaber der Schenke hinter dem Tresen hervor und wollte einem Gast aufhelfen, der seine Hilfe jedoch energisch abwinkte.
    Jener Gast passte in die Taverne, wie ein Goldtaler auf einen Kuhfladen, wenngleich das große Veilchen, welches nun sein sonst bildschönes Gesicht zierte, auf wundersame Weise für Integration sorgte. Stöhnend setzte er sich wieder auf die Bank, von der er eben noch so unsanft heruntergeholt worden war.
    Gut sichtbare Ohrspitzen ragten aus dem langen goldblonden Haar hervor, was gerade wenig elegant und wirr um seinen Kopf hing. Eines der großen wunderbar tiefen spahirblauen Augen schwoll zusehends zu. Das sonst selbst in der tiefsten Wildnis faltenfreie und saubere Wams, gehalten in den verschiedenen Braun und Grüntönen des Waldes, sah nicht nur aus, sondern roch auch nach dem Unrat des Bodens, den man offensichtlich gerade mit ihm bzw. dessen Träger aufgewischt hatte.
    »Beim Barte meiner Ahnen, das habt Ihr Euch lange und reichlich verdient, Elboglas. So wahr ich Grimmbart Donnerhammer heiße, hätte Thorgar Euch nicht endlich das Maul gestopft, ich hätte Euch die hübsche Nase selbst plattgedrückt. Es gibt einfach nur ein gewisses Maß an Arroganz, die ein Normalsterblicher ertragen kann, selbst von einem Elbenprinz.«
    Der Zwerg, der zu seinem elbischen Gefährten gesprochen hatte, besaß volles rotes Haar, wenngleich er das meiste davon in einem dichten Bart trug, welcher zu drei kunstvollen Zöpfen geflochten war. Das schwere Kettenhemd und die Rüstungsplatten aus feinstem Zwergenstahl und der schwere Kriegshammer, der aufrecht und griffbereit neben ihm stand, ließen ausgiebigen Gebrauch, aber auch ausdauernde Pflege erkennen.
    Der dritte Gast am Tisch hielt sich vornehm zurück. Eine graue Kutte umhüllte die große hagere Gestalt, ein grauer Bart, nur unwesentlich weniger dicht als der seines zwergischen Kameraden, verdeckte alle Gesichtszüge bis auf die energische Hakennase und die funkelnden schwarzen Augen, die wie kleine Obsidianstücke, amüsiert unter einem ebenfalls grauen Hut mit enormer Krempe und langer abgeknickter Spitze hervor blitzten.
    Statt eines Kommentars, zog er an seiner langen dünnen Pfeife und blies einige verspielte Rauchringe in die Luft. Er musterte dabei verstohlen den vierten Gefährten im Bunde, den hünenhaften Barbaren, der an der Theke lehnte und knirschend vor Wut den Wirt an herrschte:
    »Met, Du Fettkloß, aber zackig, bevor ich mich vergesse und diese Bruchbude einstampfe.«
    Butterfass beeilte sich der Bestellung nachzukommen.
    Der kahle Schädel des Barbaren war mit fremdartigen, sich windenden Tätowierungen überzogen, die sich auch über die linke Hälfte seines Gesichts zogen und auf den Schultern und Armen fortsetzte. Allein die spatenblattgroßen Hände trieben den Wirt an, eiligst den Wünschen dieses Gastes nachzukommen. Gerade als der Riese einen weiteren Humpen hinunterstürzten wollte, öffnete sich die Tür mit jenem Schnarren der alten Angeln, was selbst Untoten einen Schauer über den Rücken treiben konnte.
    Die kleine Person, die hereintrat, verdunkelte kaum das hereinfallende abendliche Licht.
    In einfache Kleidung gewandet, wie sie sowohl der Landsmann als auch Stadtbewohner trug , trat ein Halbling herein, lüftete höflich seinen unscheinbaren Hut und grüßte freundlich, sogar fröhlich in die Runde: »Die Götter zum Gruße, werte Herrschaften.«
    Weder der misstrauische Blick des Zwergenkriegers, als auch das verächtliche Schnauben des barbarischen Hünen schienen ihn anzufechten, womöglich bemerkte es nicht einmal. Mit einem vergnügten Lächeln auf dem pausbäckigen Gesicht kam er geradewegs auf die Theke zu, wobei seine nackten, stark behaarten Füße mit traumwandlerischer Sicherheit stets die wenigen unratfreien und trockenen Flecken am Boden fanden. Ohne zu zögern ergriff er sich einen wackeligen Stuhl und stellte ihn dicht an den Thekenrand, bevor er hinaufkletterte und so wenigstens bis knapp zu seiner Brust darüber hinausragte.
    »'nabend auch. Wär's möglich ein Bier zu bekommen und vielleicht was zu essen? Egal was, bin da nicht wählerisch. Der Hunger treibt's schon rein, stimmt's?«
    Der Wirt schielte vorsichtig zum Barbaren. Auch wenn er diese diebischen Halblinge nicht mochte, allesamt Beutelschneider, was ja jeder wusste, wollte er doch nicht, dass einer seiner Gäste gleich nach dem Eintreten von einem wütenden Barbaren in der Luft zerfetzt wurde.
    »Ach, und bring dem riesenhaften Kerl neben mir nochmal dasselbe. Er sieht echt so aus, als könnt's er brauchen.«
    Der Hüne zog seine Augenbrauen zu einem einzigen buschigen Strich zusammen und man konnte sehen, wie es in seinem Kopf arbeitete. Doch konnte er an der freundlichen Einladung zu einem Frei-Met keinen Anlass finden, deswegen dem großzügigen Spender den Kopf abzureißen. Also schnaubte er, vielleicht Verachtung, vielleicht Dank, vermutlich sogar beides und drehte Wirt und Halbling demonstrativ den Rücken zu, freilich erst nachdem er seinen Met geleert und den Spendierten nachgeschenkt bekommen hatte.
    Der Halbling grinste vergnügt und trank zufrieden ein paar Schlucke seines Biers.
    »Ziemliche Bude hier, was?«, er grinste dabei breiter und nickte dem Wirt zu. »Nicht mehr allzu viele Gäste, hm?«
    Treublum Butterfass war an sich kein streitsüchtiger Mann, aber etwas in Ton des Halblings störte ihn gewaltig. Wie kam der kleine Hosenscheißer dazu sich über seine Taverne lustig zu machen! Er, der sicher in seinem Leben noch keine einzige Stunde mit ehrbarer Arbeit verschwendet hatte? Man kannte schließlich diese kleinen Diebe und Taugenichtse.
    Da kam dem Wirt ein Gedanke und er musste sich bemühen nicht hinterhältig zu grinsen.
    »Sagt mal, Meister Halbling. Lust auf eine kleine Wette?«
    Der Halbling schaute interessiert.
    »Sollte es Euch gelingen, den Großen hier, innerhalb der nächsten Minute zum Lachen zu bringen, bekommt ihr Essen und Trinken den ganzen Abend frei, ich lege sogar noch ein Silberstück drauf!«
    Die braunen Augen des Halblings weiteten sich und Butterfass erkannte, dass er ihn hatte. »Abgemacht!«, sagte der Kleine, spuckte in seine Handfläche und hielt sie dem Wirt hin. Dieser zögerte kurz einzuschlagen, so sicher wirkte der Halbling.
    »Abgemacht!«, stimmte er dennoch zu.

    Der Halbling tippte den Barbaren am Rücken an, der drehte sich unwillig herum und beugte sich ihm herunter als der Kleine ihn durch Winken dazu bat.
    Für die anderen unhörbar, flüsterte der Winzling dem Hünen etwas ins Ohr.
    Der Barbar zuckte zurück und für einen Moment hielt die Welt den Atem an, denn dem ungläubigen Blick des Riesen konnte doch eigentlich nur brutale Gewalt folgen. Doch stattdessen lachte Thorgar, lachte und lachte, musste sich sogar an der Theke festhalten, sonst hätte es ihn umgeworfen.
    »Du bist mir einer! Ich bin Thorgar Viertöter. Unglaublich. Du bist ein wahrer Spaßvogel!«
    Für seine Verhältnisse sanft, klopfte er dem Halbling auf die Schulter, was jenen dennoch fast vom Stuhl warf.
    »Hehe, ja, bin ich wohl. Bolbib Taschin, so heiße ich.«
    Mit säuerlicher Miene musste der Wirt mit ansehen, wie der Hüne und der Kleine Freundschaft schlossen. Doch so leicht wollte er nicht aufgeben.
    »Hey, Meister Taschin«, beugte er zum Halbling, als der Barbar kurz zum Elben gegangen war und diesem in einer Art barbarischer Entschuldigung einen Becher Wein brachte.
    »Gewinn oder nichts? Schafft ihr es Euren neuen Freund zum Weinen zu bringen, lege ich sogar noch zwei weitere Silberstücke drauf. Wenn nicht, verliert Ihr das erste Silberstück wieder.«
    Der Halbling zögerte kurz, hielt aber wieder seine Hand hin. »Abgemacht!«
    Zufrieden schlug der Wirt ein. Niemand würde je diesen Barbaren zum Weinen bringen.
    »Hey Thorgar«, rief der Halbling, »ich muss mal austreten, Platz für neues Bier schaffen. Komm'st mit?«
    Gemütlich brummend stimmte der Barbar zu. »Hm, gute Idee.«

    Die Beiden verließen die Taverne einträchtig, doch nach zwei Minuten kam der Barbar alleine wieder.
    Wortlos setzte er sich an die Theke, starrte in seinen halbleeren Methumpen und seufzte schließlich zum Steine erweichen, sogar eine Träne löste sich von seinem linken Auge, rann über die tätowierte Wange, schlängelte sich durch den wild wuchernden Bart und tropfte endlich einsam in den schimmernden Met.
    Der Wirt befürchtete schon das Schlimmste und wollte, vom schlechten Gewissen geplagt, nach dem Halbling sehen, als dieser wieder eintrat. Er ging direkt zur Theke, schob seinen Stuhl dicht neben den Barbaren, stieg hoch und klopfte seinem neuen Freund mitfühlend auf den Unterarm.
    Völlig verdattert starrte Butterfass von einem zum anderen, witterte gar Betrug.
    »Gut Ihr habt gewonnen..., aber zuerst will ich wissen, was Ihr zu ihm gesagt habt.«
    Bolbib zuckte lächelnd mit seinen schmächtigen Schultern.
    »Na schön. Zuerst habe ich ihm zugeflüstert, dass mein Pimmelmann größer ist als seiner ...«
    Butterfass nickte verstehend, unterdrückte sogar ein Grinsen. »... und dann ...?«
    »... sind wir zum Pinkeln raus und ich habe es ihm bewiesen.«

  • Morgas Fluch
    von Klimbim

    Ich schlendere die staubige Hauptstrasse des Ortes entlang und beobachte die Leute. Besonders die jungen Menschen, an denen es hier nicht mangelt. Die kleine Stadt ist eine Art Provinzzentrum, und wenn die Jungen genug haben vom Leben als Bauernsöhne und Handwerkerstöchtern, kommen sie hierher, um sich eine neue Zukunft zu suchen.
    Was ich hier mache, ist mein Job. Wenige wissen, dass er existiert, und noch weniger sind geeignet, ihn zu erledigen. Ich suche nicht nach irgendeinem Gesicht, nicht nach irgendeiner Person. Und auch wenn ich weder das eine noch das andere kenne oder irgendetwas von einem Namen oder der Herkunft weiss, bin ich sicher, dass ich ihn oder sie erkennen werde, wenn ich sie sehe. Den Namen zu erfahren wird nur der letzte Punkt einer langen Liste sein, der letzte Hinweis, dass ich richtig liege.
    Eine Gruppe junger Mädchen kommt schnatternd auf mich zu. Ich ignoriere sie, ebenso die jungen Männer, die durch Zurufe und freche Sprüche versuchen, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu zeihen. Nein. das sind sie nicht.
    Dennoch bleibe ich stehen und lehne mich an eine dreckige Hauswand, die Kaputze tief ins Gesicht gezogen. Mit langsamen, routinierten Bewegungen stopfe ich meine geliebte Pfeife, zünde sie an und nehme einen tiefen Zug des duftenden Rauches. Er erinnert mich an Sirandelle, die goldene Hauptstadt- und an sie. Sie. Schmerzlich sticht die Erinnerung, dicht gefolgt von rotem, brennendem Zorn. Kaum sechs Jahre ist es her, als die Hauptstadt beinah niederbrannte und sie von mir nahm. Kaum sechs Jahre, seit ihre Majestät den Entschluss fasste, meinen Posten ins Leben zu rufen, und ich mich ohne nachzudenken freiwillig dafür meldete.
    Und nun stehe ich hier. Ich pflege und hüte einen Zorn wie einen Schatz. Er ist Erinnerung und Antrieb für mich, eine Wut, eng verwandt mit dem Schmerz, der sie ins Leben rief.
    Ich versinke in diesen düsteren Gedanken, als eine Gestalt mein Interesse weckt.
    Ein Mann, in seinen frühen Zwanzigern. Ebenmässige Gesichtszüge, hohe Wangenknochen, schwarzes, wildes Haar und leuchtend blau-grüne Augen. Eine silberweisse Narbe zieht sich über seine linke Wange, seine dunkle Lederkleidung, wenn auch etwas schäbig, wirkt verwegen und bringt seine breiten Schultern und den muskulösen Oberkörper perfekt zur Geltung.
    Alarmiert recke ich mich, um zu sehen, ob er in Begleitung ist. Tatsächlich- neben ihm geht ein Mädchen mit langen braunen Locken und grossen, golbraunen Augen. Sie ist schlank, allerdings ist ihre gräulich verwaschene Kleidung alles andere als schmeichelnd. Immer wieder wirft sie dem Mann, der klar der Anführer der beiden ist, verstohlen bewundernde Blicke zu. Er geht zügigen Schrittes auf die alte Buchhandlung zu, und sie folgt ihm stolpernd.
    Natürlich die Buchhandlung. Was sonst.
    Ich lege die Kaputze ab, überquere die Strasse und betrete kurz nach den beiden ebenfalls das Geschäft. Ich nehme wahllos ein Buch aus einem Regal und tue so, als würde ich darin schmökern.
    “Damien? Was tun wir hier? Brauchen wir Bücher?” Das Mädchen spricht leise, schüchtern.
    “Nein. Vertrau mir.”
    Ich verdrehe die Augen. Ich höre die Schritte der beiden, gefolgt von kurzem Geraune an der Ladentheke.
    “Ihr könnt das Hinterzimmer benutzen.” Das war Miro, der Buchhändler. Das Mädchen kam der Aufforderung nach, während der Mann bei Miro bleibt und sich leise mit ihm unterhält.
    “Ist sie es?”
    “Ohne Zweifel. Sie erfüllt alles- Muttermal, Waise, das Amulett und der Blick.”
    Oh, natürlich, denke ich mir. Muttermal, tote Eltern, geheimnisvoller Schmuck. Wahrscheinlich ist sie daheim ein Mauerblümchen, eine Aussenseiterin, aber ein Freigeist, der sich oft eines der Pferde von Stiefmutters Hof nimmt, um in den Wald zu gehen und zu Jagen oder mit den Tieren zu reden und überraschend gut gegen Bäume zu fechten. Hat sie einen Begleiter? Bestimmt hat sie das. Einen Falken oder einen Wolf, als Junges gerettet und aufgezogen. Und natürlich eine spezielle geheimnisvolle Fähigkeit, die die Aufmerksamkeit eines Mannes weckte, der sich sonst kein zweites Mal nach ihr umsehen würde.
    Kurz darauf höre ich, wie sich die Tür öffnet und das Mädchen wieder heraustritt. Im ersten Moment herrscht Stille, bis sie selbige wohl nicht mehr aushält.
    “Und?”, fragt sie.
    “Du… du siehst gut aus, Amanda.”
    “Findest du?”
    “Ja. Komm, wir haben noch einiges vor. Danke, Miro.”
    Sie verabschieden sich und gehen an mir vorbei, ohne mich zu bemerken. Sie hat das sackartige Kleid gegen ein Lederkorsett, enge Hosen, schwarze Gürtel und viele silberne Schnallen ausgetauscht und das Haar gekonnt hochgesteckt, was sie gleich fünf Jahre älter wirken lässt. Sie stolpert nicht mehr ständig, und nun ist es der Mann, Damien, der ihr die bewundernden Blicke zukommen lässt. Das reicht mir bereits. Aber bevor ich ihnen folge, gibt es noch etwas anderes zu tun…
    Wenige Momente später verlasse ich den Laden und stecke mir den Dolch wieder in den Gürtel. Ich sehe die beiden soeben in einer schäbigen Herberge, das sich gut fünfzig Meter die Strasse hinauf befindet, verschwinden, und folge ihnen. Im Schankraum haben sie sich in die hinterste, düsterste Ecke gesetzt, beide mit einem Getränk. Ich kann, als ich zur Bar trete und ein Bier bestelle, sogar den Schlüssel mit dem grossen hölzernen Anhänger erkennen, auf dem ungeschickt die Zimmernummer eingraviert wurde.
    Ich belausche die beiden weiterhin unauffällig, während ich mein Bier langsam trinke.
    “Ich verstehe immer noch nicht, Damien. Warum ich?”
    “Laut einer uralten Legende meines Volkes bist du eine Auserwählte des Schicksals. Unser Land…”
    “Wie meinst du das, ‘deines Volkes’?”
    “Ich bin wie du in Meriadur geboren, Amanda. Aber meine Familie hat eine lange Tradition des Heiratens und Verheiratens, um unser Blut so rein wie möglich zu halten. Denn wir sind…” Er stockt kurz. “Ich bin ein Vampir.”
    Amanda schnappt nach Luft.
    “Scht. Ganz ruhig, ich werde dir nichts tun. Du wirst in unseren Prophezeihungen oft erwähnt, Amanda. Du bist eine direkte Nachfahrin des ersten Vampirs überhaupt, und da bei deiner Geburt die Monde genau richtig standen, schlummern in dir Kräfte, die du nicht zu ahnen vermagst.”
    “Was meinst du mit ‘Verheiraten’, Damien? Bedeutet das…?”
    “Ja. Meine Ehefrau wurde schon bei meiner Geburt bestummen. Keine andere Liebe ist mir erlaubt.”
    Er spricht in einem kalten Tonfall, und ihr leises “Oh” ist wie ein weiterer Haken auf meiner Liste.
    “Aber das ist nicht wichtig. Wichtig bist du und deine Bestimmung, Amanda. Das Königreich braucht dich. Seit Jahrzehnten werden wir regelmässig von den Drachenlords angegriffen. In dir steckt die Macht, diese Bedrohung ein für alle Mal zu beseitigen. Und wir wissen aus sicheren Quellen, dass die Drachenlords bald einen weiteren Grossangriff planen, nämlich genau zum Fest des Goldmondes.”
    Eine Volksfeier, die im September dieses Jahres stattfinden wird- in nicht ganz acht Monaten.
    “Es liegt eine harte Zeit vor dir, Amanda. Du wirst viel lernen und trainieren müssen, um unser Königreich zu retten. Die Entscheidung liegt bei dir.”
    Wie recht er hatte. Von dieser Entscheidung werden auch meine kommenden Handlungen abhängen.
    Sie schweigt eine Weile, dann holt sie tief Luft.
    “Ich tue es- unter einer Bedingung.”
    Ich schliesse die Augen. Wehe…
    “Die da wäre?”
    “Ich verlange, dass diese Sache mit dem Heiraten in deiner Familie abgeschafft wird. Die Entscheidung soll frei sein.”
    Ich muss all meine Willenskraft zusammenreissen, um meinen Kopf nicht auf die Bartheke zu schlagen. Meine nächsten Schritte stehen fest.
    “Amanda, das ist nicht so einfach. Mein Vater…”
    “Das ist mir egal! Meine Forderung steht fest.”
    Mir wird fast schlecht ob dem flehentlichen Tonfall. Der Junge schafft es sogar, seiner Stimme etwas Weiches zu geben, als er antwortet.
    “Gut. Ich werde sie den Ältesten weiterleiten. Wir werden die Nacht hier verbringen und im Morgengrauen aufbrechen.”
    Als ich mich verstohlen nach ihnen umsehe, kann ich deutlich erkennen, dass er seine Hand auf die ihre gelegt hat. Ich bezahle und verlasse die Bar.
    Ich bezahle einen Boten, der den König benachrichtigt. Einerseits darüber, dass heute drei Menschen sterben werden, sowie über die Sache mit dem Überfall zum Goldmondfest. Darum sollen sich nun die Verteidigungsarmee und die hohen Generäle kümmern.

    Zwei Stunden nach Mitternacht schleiche ich mich in ihr Zimmer. Das Schloss ist kein Hindernis. Die beiden jungen Menschen liegen friedlich schlafend auf dem grossen Bett, Hand in Hand.
    Es bereitet mir keine Freude, erst dem Mädchen, denn dem Jungen die Kehle aufzuschlitzen. Doch ich habe Seiner Majestät, mir und vor allem Lillian versprochen, es nicht wieder zuzulassen, dass einsame, auserwählte Jünglinge zur letzten Verteidigung unseres Reiches werden und in ihrer Naivität die Hauptstadt zerstören und die Wirtschaft des Landes zugrunde bringen. Dies ist Morgas Fluch, die Hexe, die der König verschmäht hatte. Durchgeschnittene Kehlen die einzige Art, seinen schändlichen Auswirkungen zu entgehen und unserer Armee zu erlauben, die Dinge professionell und routiniert zu erledigen.
    Ich atme tief durch.
    “Lillian. Ich liebe dich. Du fehlst mir”, flüstere ich in die Nacht. Dann verlasse ich die Herberge, die Stadt, auf der Suche nach der nächsten sich erfüllenden Prophezeihung.

  • Stunde der Helden
    von sneaky bastard

    Es begab sich zu jenen Zeiten, da die Welt der Menschen zwiegespalten war, dass die Mächte des Bösen die Überhand gewannen. Als jegliche Hoffnung verloren geglaubt ward, segneten die Götter einen Bauernjüngling mit schier unglaublichen Kräften. Würde er es schaffen, das Böse zu besiegen und Frust und Furcht wieder gegen Langeweile und Monotonie einzutauschen?

    Nanoc strich sich das strohblonde Haar gekonnt aus dem Gesicht. In den letzten vierundzwanzig Stunden hatte er eine Menge durchgemacht. Das Bauerndasein war gestern, heute stand er in voller Montur und bunt geschmückt vor seinem Gegner – bereit die Welt zum Besseren zu verändern! Er hatte es nie leicht gehabt, seine Familie war arm, seine Eltern früh gestorben und bereits in jungen Jahren musste er für seinen invaliden Bruder sorgen. Er erinnerte sich, als wäre es gestern gewesen. Nun ja, eigentlich war es auch gestern, als drei Satyre an seiner renovierungsbedürftigen Hütte anklopften. Er wäre es, meinten sie mit leuchtenden Augen. Er, nur er, Nanoc. Der Auserwählte!

    Auserwählt, die Welt vor dem Bösen zu befreien und den Kriegsfürsten Esob in die Knie zu zwingen. In einem bestialischen Gefecht hatte er ihn nun bezwungen und konnte sich als Metzler des Reinen Bösen bezeichnen. Kein schlechter Titel, wurde er noch vor nicht einmal einer Sonnenumrundung lediglich Versager und Dreckskerl gerufen.
    Nanoc musste bei dem Gedanken lächeln und seine strahlend marmorweißen Zähne kamen zum Vorschein. Aber die Welt war noch nicht gerettet, war noch nicht aus der eiskalten Umklammerung des Bösen befreit. Dachte doch Jedermann noch bis vor kurzem, dass Esob der hinterhältigste Bösewicht in den Dreieinhalb Landen sei. Doch nach seinem Tod trat Niemeg in Aktion. Größer, fieser und brutaler als Esob, geißelte er unzählige Dörfer und Städte. Und nun? Nun standen sie sich gegenüber, Auge in Auge.
    Nanocs glänzende und vollkommen reine Haut glitzerte in der warmen Umarmung der Sonnenstrahlen. Niemeg hingegen schien förmlich jegliches Licht zu absorbieren. Sein vernarbtes Äußeres war oftmals ausreichend, um seine Feinde in die Flucht und in den Tod zu schlagen. Seine gewaltige Axt war voll mit dem getrockneten Blut abgeschlachteter Gegner, sein Umhang schwärzer als die tiefste Nacht, seine Augen schlimmer als die ärgsten Alpträume verängstigter Kinder.

    Seinen Griff fester um sein leuchtend goldenes Schwert und seinen Schild schließend, atmete Nanoc einmal tief ein. Dann rannte er auf sein Gegenüber zu! Niemeg lachte hämisch und brachte sich in Position, um den gewaltigen Ansturm des Helden zu blocken.
    Lautes Scheppern und das Bersten von Holz gaben Kunde des heftigen Zusammenpralls. Nanoc stemmte sich mit seinem ganzen Gewicht und dem Schild voran gegen seinen Herausforderer. Niemeg hielt seine mächtige Streitaxt schützend mit beiden Armen vor sich. Eine kurze Zeit, die Stunden zu dauern schien, standen sie reglos und doch angespannt da. Die Augen, des einen blutrot und des anderen himmelblau, funkelten einander an. Der dunkle Fürst machte den ersten Schritt heraus aus der defensiven Stellung und brachte Nanoc mit einem kräftigen Schubser seiner Waffe kurz ins Wanken. Diese Zeit nutzte er um sich mit einer Drehung hinter den glänzenden Helden zu positionieren. Nanoc entging dem Todbringenden Axthieb nur mit aller Not und hechtete blindlings zur Seite. Den Schwung aus dem Ausweichmanöver mitnehmend, stach er blitzschnell mit seiner Greifenklinge zu. Das bernsteinfarbende Metall schaffte nicht einmal einen Kratzer in die schwarze Rüstung des Fürsten, der seinerseits wieder zu einem Hieb ausholte. Der Treffer zerstörte das hölzerne Schild gänzlich und Nanoc sah sich benachteiligt.
    Sollte es das gewesen sein? Stundenlangens Training seit gestern – sollten sie sich etwa doch nicht ausgezahlt haben?
    „Du hattest von Anfang an nicht den Hauch einer Chance, du Bauer!“, schrie Niemeg. Spucke tropfte dabei auf den Boden und brannte säureartig Löcher in den waldigen Boden.
    „Wir werden sehen – das Gute wird siegen!“.
    Ein erneuter harscher Zweikampf begann, mit Müh und Not konnte Nanoc die Schläge seines Gegenübers parieren, eine Chance zum Gegenschlag blieb ihm nicht.
    „Lass alle Hoffnung fahren, du wirst sterben, elender Knecht!“, mit einem erschaudernden Gebrüll und beide Hände fest um die Axt geklammert, sprang Niemeg auf Nanoc zu, schlug ihm das Greifenschwert aus der Hand und schleuderte ihn zu Boden.
    Verzweifelt und rückwärts krabbelnd, entfernte sich Nanoc etwas von seinem Gegner. Der schien die Situation zu genießen und zu bedauern, dass keine Zuschauer vor Ort waren, da er bereits alle getötet hatte.
    „Sei nicht so jämmerlich, stell dich wie ein ...“, bevor Niemeg den Satz beenden konnte, lenkte ein gleißend heller Blitz seine Aufmerksamkeit auf sich.
    Wie aus dem Nichts schritt ein Zauberer mit einer Kutte, weiß wie Schnee, und einem Bart, weiß wie die gesunden Zähne des Adels, aus einer Art Portal. Niemeg fixierte seinen scheinbar neuen Gegner mit funkelnden Augen. Doch der schüttelte nur den Kopf, stieß seinen Stab zwischen Nanoc und Niemeg in den Boden und stellte mit nüchterner aber dennoch lauter Stimme fest:
    „Du. Kommst. Nicht. Vorbei!“.
    Etwas verwirrt torkelte Niemeg zwei Schritte zurück, nur Augenblicke darauf wurde er von einem Strahl aus des Zauberers Stab derart geblendet, dass er glaubte, sein Augenlicht zu verlieren.
    Wimmernd und überrascht ließ er sein Mordinstrument fallen und ging in die Knie, um der blendenden Helligkeit auszuweichen. Diesen Moment nutzte Nanoc, beflügelt von der unerklärlichen und glücklichen Wendung, schnappte er sich sein Schwert und sprintete auf den knienden Niemeg zu. Ein sauberer Schnitt trennte den unsympathischen Kopf des Fürsten von seinem grässlichen Körper und er fiel leblos in den Staub. Heftig atmend starrte Nanoc einige Zeit auf den Leblosen, ehe er sich an den Weißen Zauberer wandte:
    „Mir ist leider kein guter Spruch eingefallen … Aber danke für die Hilfe, O Zauberer!“
    Dieser schloss sanft seine Augen und schien innerlich zu fluchen.
    „Was habt ihr, ohne Eure Hilfe wäre es mir nicht möglich gewesen, dieses Biest zu erlegen!“
    Der Zauber sah Nanoc traurig an und erwiderte:
    „Das mag sein, aber durch meine Abwesenheit ist höchstwahrscheinlich eine gesamte Stadt in Orkhände gefallen. Ich habe das falsche Portal beschworen, ich bin in der falschen Geschichte ...“

    Ehe Nanoc nach dem Namen des Bärtigen fragen konnte, hatte sich dieser wie von Zauberhand wieder in Luft aufgelöst. Kein Wunder, er war ja auch ein Zauberer.
    Nanoc grinste über beide Ohren, er hatte es geschafft. Das abgrundtief Böse war bezwungen worden. Das Gute hatte wiedereinmal gesiegt. Doch zu welchem Preis? Er sah sich um, die unzähligen verstümmelten Leichen seiner Gefolgsleute zeugten nicht gerade von einem glorreichen Sieg...

  • Hey zusammen!

    Der Votingzeitraum zum Schreibwettbewerb Juni/Juli 2016 ist abgelaufen!

    Dieses Mal gibt es zwar keine 3 Gewinner, so wie beim letzten Schreibwettbewerb, trotzdem habt ihr fleissig abgestimmt und einen Sieger/eine Siegerin gewählt!

    Und hier kommt auch schon die Auflösung:

    ...Gewonnen hat mit 5 von insgesamt 18 Stimmen...

    *trommelwirbel* :mamba2:

    Spoiler anzeigen

    :mamba2:

    Spoiler anzeigen


    Mayotta mit der Geschichte Die Chroniken von Bim


    Herzlichen Glückwunsch zum Sieg! Du kannst nun das Thema für den nächsten Wettbewerb vorgeben. Ausserdem wurdest du in die Rangliste eingetragen und bekommst für zwei Monate 5 goldene Sterne, sowie einen eigenen Benutzertitel. Selbstverständlich kriegst du auch eine einzigartige Trophäe und den 20-Euro-Gutschein für die Buchhandlung Hugendubel, gesponsert von Klimbim!

    Ein herzliches Dankeschön auch an alle anderen Teilnehmer! Wir hoffen, dass ihr beim nächsten Schreibwettbewerb auch wieder fleißig mitmacht und so zahlreich abstimmt. Wir sind schon sehr auf das neue Thema gespannt, das unsere aktuelle Gewinnerin hoffentlich schon bald vorgeben wird. 8)

    Übrigens könnt ihr nun auch nachschauen, wer die Autoren sind. Diese wurden den Geschichten beigefügt.

    Das war der Schreibwettbewerb Juni/Juli 2016. Vergesst nicht, euer Feedback zu den Geschichten zu hinterlassen! ;)

    Euer Fantasy-Geschichten-Forum

  • Herzlichen Glückwunsch @Mayotta :sekt:


    Ich hatte für mich vorab versucht, die Geschichten zuzuordnen und fasse gar nicht, wie sehr ich daneben lag :rofl:

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Oh, wow dankeschön :) Ich freu mich total, ich hab noch nie in einem Schreibwettbewerb gewonnen 8o Juhu :party::party::party:

    sehr starke Geschichte mit Potential auf Weiteres


    Jaja... Bim hatte sowas ja befürchtet. Können wir ihm das wirklich antun?

  • Ich hatte für mich vorab versucht, die Geschichten zuzuordnen und fasse gar nicht, wie sehr ich daneben lag

    Ohja... und ich erst :D

    Ich fand es dieses Mal ultra schwer zu voten. Das war der erste Wettbewerb, bei dem ich mehr als eine Stimme hätten verteilen wollen. Soviele kreativen ideen und man muss sich entscheiden, das war hart.
    Die 2te Geschichte von @Jennagon hatte ebenfalls durchaus Charme und Witz, ich habe beim lesen wirklich gelacht, super geschrieben.
    Habe mich aber für @Klimbim Story entschieden, weil ich die Idee einfach super witzig fand. Und bei manch einem Buch wünscht man sich ehrlich, dass es jemanden gibt, der den Auserwählten tötet, bevor er Unheil anrichtet^^ Das hätte auch twilight erträglicher gemacht... *seufz*^^

    @Mayotta
    Herzlichn Glückstrumpf, auch wenn ich nicht für deine Story gevotet habe, weil mich andere mehr angesprochen habe, war sie sehr unterhaltsam. Good job :)

    Cheers Rael

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!: